Beiträge von Plinia Chrysogona

    Der junge Caesar machte keinen Hehl aus seiner Genusssucht. So sehr sie aus medizinischer Sicht die Maßlosigkeit als gefährlich erachtete, konnte sie doch verstehen, dass ein junger Mann wie er, gerne ab und an über die Strenge schlug. Sie nahm sich vor, das Thema nicht zu vertiefen, den Thronfolger jedoch gut zu beobachten und eventuell bei Gelegenheit noch einmal darauf zurückzukommen.
    "Nun, aus medizinischer Sicht ist der goldene Mittelweg sicher empfehlenswert. Wenn du auf ein gutes Mischungsverhältinis von Wasser und Wein achtest und die Exzesse die Ausnahme und nicht die Regel sind, werde ich dir keine Vorschriften machen."


    Ihr Blick wanderte zum Bett des Caesars. "Nun, dann beginnen wir mit der körperlichen Untersuchung. Wenn du bitte dort Platz nimmst. Ich werde zunächst im Sitzen den Puls tasten, die Lunge abhören und mir deine Zunge ansehen. Danach muss ich dich bitten, die Tunika abzulegen, damit ich eine Untersuchung der Bauchorgane vornehmen kann. Wie sieht es mit deiner Beweglichkeit und sportlichen Betätigung aus? Kannst du bei einer Rumpfbeuge mit den Fingerspitzen den Boden berühren? Was ist mit Schwimmen, Laufen oder Ringen?"


    Der junge Mann sah sportlich aus, doch konnte der Anblick täuschen. Wenn es stimmte und er den Genüssen im Übermaß zusprach, war er dann womöglich ein verweichlichtes Söhnchen? Die Medica versuchte mit ihren Fragen der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

    Chrysogona konnte ja nicht ahnen welche Art der Gesellschaft der Helvetier suchte. Sie hatte ihn als sehr verschlossenen und ernsthaften jungen Mann kennengelernt. Weshalb sie wohl nicht auf die Idee kam, dass er auf der Suche nach einer Frau für ein schnelles Vergnügen war. Deshalb beantwortete sie arglos seine Frage.
    "Ja, ich habe einen kurzen Blick in den Garten geworfen aber festgestellt, dass ich dort wohl eher ein Störfaktor bin."


    Ein Schmunzeln zuckte um ihre Mundwinkel. "Welche Art der Ablenkung suchst du hier? Rätsel scheinen dich ebensowenig anzusprechen wie die dunkelhaarige Tänzerin im Garten, oder täusche ich mich?"


    Sie sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Vielleicht weil du selbst ein Rätsel bist? Philosophisch interessiert aber nicht derjenige, der sich in lange philosophische Diskussionen verstricken lässt, auf der Suche nach Gesellschaft, aber in einem Raum in dem sich nicht das Gros der Gäste aufhält..."


    Mit interessiert belustigter Miene betrachtete die Griechin ihr Gegenüber. Würde er sich aus der Reserve locken lassen und etwas von sich preisgeben?

    Chrysogona nickte. "Die Zeit dürfte ausreichen. Wenn es dir recht ist, dann werde ich alles notwendige zusammenstellen und einpacken. Wir können dann sogleich nach der Ankunft mit der Therapia beginnen. Du wirst sehen, dass es zwar im ersten Augenblick unangenehm ist, du dich aber danach deutlich wohler fühlen wirst."


    Die Medica war sich sicher alles Notwendige geklärt zu haben und wartete nur noch darauf für´s Erste entlassen zu werden.

    Chrysogona nickte. "Die Zeit dürfte ausreichen. Wenn es dir recht ist, dann werde ich alles notwendige zusammenstellen und einpacken. Wir können dann sogleich nach der Ankunft mit der Therapia beginnen. Du wirst sehen, dass es zwar im ersten Augenblick unangenehm ist, du dich aber danach deutlich wohler fühlen wirst."


    Die Medica war sich sicher alles Notwendige geklärt zu haben und wartete nur noch darauf für´s Erste entlassen zu werden.

    Chrysogona hatte eine ganze Weile den Rätseln zugehört, aber schnell feststellen müssen, dass sie offenbar nicht gut darin war, so um die Ecke zu denken, wie es hierfür notwendig war. Nach einer Weile verließ sie also die mit den Rätseln beschäftigte Gruppe und wollte erneut im Garten Luft schnappen. Dort tanzte eine schöne Dunkelhaarige in verführerischen Bewegungen für einen jungen Mann. Die Eleganz mit der sie das machte verschlug Chrysogona den Atem. Mit Sicherheit würde sie ihr Ziel erreichen, das ahnte die Medica.


    Sie selbst drehte auf der Ferse um und verschwand wieder in der Decimischen Villa. Auf der Suche nach jemandem, den sie in ein Gespräch verwickeln konnte, wanderte Chrysogona durch die Gänge. Im Atrium schließlich stieß sie auf ein bekanntes Gesicht - der Geburtshelfer und ernste junge Mann Helvetius Severus. Siehe da. Chrysogona legte den Kopf schief.
    "Auf der Suche nach Gesellschaft, Helvetius?"

    Die Kaiserin war sehr offen. Noch bevor Chrysogona ihr in einer klassischen Anamnesebefragung die Informationen, die sie benötigte aus der Nase ziehen musste, versorgte die Veturia sie sogleich mit einigen wichtigen Fakten. Und nicht nur das, sie kam auch gleich auf ein heikles Thema zu sprechen: Kinderwunsch. Für eine Kaisergattin eine eminent wichtige Angelegenheit.
    Der professionelle Gesichtsausdruck der Medica wurde weich. Sie selbst hatte keine Kinder, doch sie konnte nur zu gut verstehen, dass sich eine junge und äußerlich so gesund erscheinende Frau wie Veturia Serena Kinder wünschte. Ihre Stimme wurde sanft als sie ansetzte zu sprechen.
    "Ich nehme an, dass es nicht an der Gelegenheit gemangelt hat bisher?", fragte sie vorsichtig. "Nun, dann ist es durchaus so, dass wir uns dieses Themas widmen sollten. Ich werde eine körperliche Untersuchung vornehmen. Danach können wir gemeinsam überlegen welche Möglichkeiten es gibt, dem Mutterglück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Gemäßigter Sport ist in jedem Fall schon einmal eine gute Maßnahme."


    Die Griechin sah die Kaiserin an und legte die Hände in den Schoß. Sie wollte der jungen Frau das Gefühl vermitteln, dass sie ihr eine Vertrauensperson sehen konnte..

    Mit einem zufriedenen Nicken stellte die Medica fest, dass sich der erste Mann im Staate ihrem Ratschlag beugte.
    "Die Saturnalia sind der denkbar ungünstigste Termin für ein purgierendes Ausleitverfahren, aber die Zeit danach könnte nicht passender sein. Also soll ich dir die Medicamente für die Tränke zur Ausleitung zusammenstellen? Am ersten Tag der Purgierung solltest du fasten und ruhen - dich also nicht anstrengen. Leichte Spaziergänge oder das Getragen-werden in der Sänfte sind zuträglich. Ab dem zweiten Tag jedoch sollte mit einer leichten Aufbaukost, Sport, Bädern und Massagen begonnen werden. Ich gehe davon aus, dass du auf deinem Landhaus über ein Badehaus verfügst bei dem es Caldarium, Tepidarium und Frigidarium gibt? Sollte ein Laconium oder Sudatorium vorhanden sein, ist auch der Besuch dieser sehr heißen Räume förderlich."


    Plinia Chrysogona wartete die Antwort des Kaisers ab, dann fragte sie ohne Umschweife. "Möchtest du, dass ich dich auf dein Landhaus begleite, um die ordnungsgemäße Durchführung der Maßnahmen zu überwachen und dich gegebenenfalls zur Ader zu lassen? Ich will dich nicht dazu drängen, doch sollte eine solche Therapiemaßnahme nicht ohne ärztliche Begeitung stattfinden."

    Das Thema Schmeichler und Intrigen war noch nicht ganz durch. Der Gardetribun versprach sie zu informieren, wenn er über entsprechende Inforationen verfügte. Sie würde im Gegenzug auch ihn über auffällige Schmeichler in Kenntnis setzen.
    "Nichts liegt mir ferner, als mich in irgendwelche Palastintrigen hineinziehen zu lassen", sagte Chrysogona mit Bestimmtheit. Die beiden senkrechten Falten zwischen ihren Brauen verstärkten sich. "Aber sollte sich mir jemand allzu offensiv begegnen, werde ich dich ins Vertrauen ziehen."


    Die nun folgende Bitte konnte Chrysogona nicht abschlagen. Wie der Tribun ansprach war sie durchaus ein attraktives "Ziel" für mögliche Attentatsversuche auf den Kaiser. Also zuckte die Medica resignierend mit den Schultern.
    "Wie du meinst. Ich werde mich schon an einen Aufpasser gewöhnen. Deine Argumente sind einleuchtend, Deciumus Serapio."


    Als er dann dem offiziellen Teil ihres Gesprächs ein Ende setzte, indem er Kelch und Krug ergriff und zum Feiern ihrer erfolgreichen Ernennung zur Leibmedica überging, wich endlich die Anspannung aus Chrysogogna. Man konnte förmlich sehen, wie ihre Körperhaltung sich mit einem seufzenden Ausatmen entspannte. Die Griechin ergriff den Kelch und lächelte.
    "Danke, mein Lieber. Einen kräftigen Schluck deines hervorragenden Tropfens kann ich jetzt wahrlich vertragen. Doch möchte ich nicht nur auf mein leibliches Wohl trinken sondern deines und vor allem dasjenige des Kaisers miteinbeziehen. Zum Wohl!"

    Der Tribun schien ueberrascht zu sein, dass Chrysogona sein Angebot ablehnte, Heilmittel oder Gegengifte an zum Tode Verurteilten auszuprobieren. Sie wollte ihn nicht vor den Kopf stossen doch es widersprach nicht nur ihrem Moralkodex sondern auch dem Eid des Hippokrates, den sie geleistet hatte und an den sie sich penibel hielt.
    "Die Sicherheit des Kaisers ist die oberste Maxime, doch muss ich ablehnen die Heilmittel und Antidote an Menschen zu testen. Es widerspricht dem Eid, den ich als Medica abgelegt habe. Aus diesem Grund muss ich dein Angebot ablehnen."

    Dann kam Serapio auf ein anderes nicht minder wichtiges und nicht minder unangenehmes Thema zu sprechen: Schmeichler. Sie nickte ernst.
    "Ja, das ist ein wichtiges Thema. Ich glaube zwar, dass ich durchaus ueber einen gute Menschenkenntnis verfuege, da mein Beruf das mit sich bringt. Dennoch waere ich froh, wenn du mir den ein oder anderen Hinweis zukommen lassen koenntest, wenn ich mit einer Person im Dunstkreis des Kaisers oder einer Person, die sich in meinem Bekanntenkreis bewegt, vorsichtig sein muss. Willst du das machen?"

    Sie schaetzte den Pratorianertribun und seine Erfahrung sehr und er verfuegte ueber die Kenntnis der lokalen Eliten. Sie jedoch war neu in der Stadt. Es wuerde lang dauern bis sie sich diese Informatinen verschaffen konnte. Zudem verfuegte der Praetorianertribun mit Sicherheit ueber bessere Informationsquellen.

    Der Caesar bot Chrysogona einen Stuhl an. Er machte einen entspannten Eindruck und war ihr auf Anhieb sympathisch. Sie setzte den Smaltalk fort mit der Absicht den Caesar langsam auf die anstehenden Themen hinzuleiten.
    "Das ist wahr, ein Tag ohne Lentaculum ist ein schlechter Tag. Wie haeltst du es mit den weiteren Mahlzeiten und mit dem Weinkonsum?"

    Sie war in medias res angekommen und antwortete gleich auch noch auf seine Frage. "Ich moechte mich nur ein wenig mit dir ueber dein Befinden unterhalten und sehen ob etwas ansteht, das behandelt oder beobachtet gehoert. Danach wuerde ich eine koerperliche Untersuchung vornehmen um sicherzustellen, dass ich mir keine Sorgen um den zweitwichtigsten Mann in Rom machen muss."


    Chrysogona schenkte ihm ein gewinnendes Laecheln.

    Der Kaiser machte sich Sorgen. Nun, nicht ganz zu unrecht.
    "Nun, du musst dir nicht akut Sorgen machen, aber die Leber ist ein wichtiges Organ, das fuer die Entgiftung des Koerpers zustaendig ist. Aus diesem Grund wird es notwendig sein, sie langfristig zu unterstuetzen. Nach der erfolgten Engiftung und Purgierung des Koerpers und einer gewissen Zeit der regelmaessigen Medikation wird es ausreichen, wenn du das Theriak nimmst wenn du ausser Haus isst."


    Akut bestand ja kein Grund zur Beunruhigung. "Allerdings sollten wir die Therapie moeglichst bald beginnen. Wenn es dir recht ist, bereite ich alles dafuer vor und wir koennen in den kommenden Tagen, wenn dein Terminplan mal nicht so dicht belegt ist mit den purgierenden Massnahmen beginnen. Vielleicht kannst du einrichen ein oder zwei ruhigere Tage einzulegen?"


    Die Medica war gespannt, ob der Kaiser seinen Terminplan nach ihr richten wuerde.

    Ganz Profi nickte Chrysogona bei den Erklärungen des Kaisers zu seinem Gesundheitszustand. Sie blieb auch ganz professionell als er sich entblößte. Ein prüfender Blick zeigte ihr, dass er in guten Allgemein- und Ernährungszustand war. Nicht zu viel und nicht zu wenig.


    "Ich darf?", fragte sie rhetorisch und setze sich neben ihn. Dann nahm sie sein Handgelenk und fühlte den Puls. Ein kräftiger und gleichmäßiger Puls. Keine Auffälligkeiten.
    "Dreh mir den Rücken zu, bitte", war die nächste Aufforderung.
    Als er ihrer Bitte nachgekommen war, klopfte sie die Lunge ab und legte ihr Ohr an seinen Rücken um die Atemgeräusche zu überprüfen. Auch hier kein besorgniserregender Befund. Sie konzentrierte sich auf die Herztöne. Es waren keine Extrasystolen hörbar.
    "Wenn du dich jetzt bitte auf den Rücken legen würdest, dann kann ich noch die Bauchorgane untersuchen."


    Als er lag, winkelte sie ihm mit einer geschulten Bewegung die Beine an. Dann begann sie die Organe abzutasten, auf Weichheit oder Verhärtungen zu achten. Zum Schluss führten ihre Hände eine Palpation der Leber durch.
    "Tief einatmen!", befahl sie routiniert. Siehe da! Ein wenig vergrößert war sie. Die Medica sah den Kaiser streng an.
    "Ich hoffe ich trete dir nicht zu nahe, aber deine Leber ist ein wenig vergrößert. Es ist die Folge des guten Lebens. Gutes Essen und guter Wein führen zu einer Vergrößerung der Leber. Das deutet auf ein Säfteungleichgwicht, gelbe oder schwarze Galle scheinen übermäßig vorhanden zu sein. Ich werde einen Ernährungsplan aufstellen und nach ein- oder zweimaligem Purgieren, einem Aderlass und einigen Wochen Mäßigung sollte das Säftegleichgewicht wieder hergestellt sein. Ich möchte morgen deine Ausscheidungen begutachten. Sorge dafür, das dein Kammerdiener sie mir gleich zeigt. Dazu solltest du vorsichtshalber regelmäßig ein Theriak zu dir nehmen, zumindest dann, wenn du vorhast auswärts zu essen."


    Chrysogona sah den Aquilier aufmerksam an. Hatte er Einwände?

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina:
    "Io Saturnalia Scipio. Du hast recht, wir hatten noch nicht die Gelegenheit uns persönlich kennen zu lernen aber in der Tat habe ich bereits viel über den Gast der Familie gehört."
    Sie schenkte Plinia Chrysogona ein freundliches, wenn auch etwas angeheitertes Lächeln.
    "Dann wollen wir mal hoffen, dass deine Dienste nicht oft in Anspruch genommen werden müssen."


    Chrysogona konnte durchaus erkennen, dass Valentina angeheitert war. An einem Abend wie diesem durchaus nicht überraschend. Und als sie nachschickte, die Dienste der Medica nicht oft beanspruchen zu wollen, nickte Chrysogona. "So möge es sein, werte Valentina."


    Ein weiteres Gespräch schien mit der Verlobten des Praetorianerpraefekten nicht möglich zu sein, also wandte sich Chrysogona suchend um. Lauter unbekannte Gesichter. Mit einem Ohr hörte sie noch wie ein weiteres Rätsel zur Aufgabe gestellt wurde.
    "Er schläft tief verborgen in einem steinernen Haus, eine eherne Waffe fordert ihn heraus. Unscheinbar klein und schwach kann jeder Atemzug ihn be..zwingen, selbst der Tropfen des Regens kann ihn verschlingen. Doch wä'hst er durch seinen gierige Fraß empor tritt aus ihm der schlimmste Feind der Stadt hervor."
    Schwierig. Was wohnte in einem steinernen Haus und ließ sich mit der Waffe herausfordern? Der Feind der Stadt. Chrysogona dachte wieder medizinsch, doch eine Seuce konnte nicht mir der Waffe herausgefordert werden und wohnte nicht unbendingt in einem steinernen Haus. Für sie war eine grassierende Seuche jedoch der schlimmste Feind einer Stadt.


    Neugierig sah sie sich um, ob jemand die richtige Antwort kannte.

    Der Caesar hatte Chrysogona nach seinem lentaculum zur ersten Begegnung zu sich eingeladen. Die Medica war sehr gespannt auf den Sohn des Kaisers. Ein Sklave brachte sie zu ihm. Auf einem Tisch standen noch die Reste des durchaus ausgewogenen Frühstücks, wie sie festsellte. Ihr neugieriger Blick traf den jungen Mann, der offensichtlich nicht lange zuvor aufgestanden war. Er war in etwa so groß wie sein Vater, jedoch noch athletischer vom Körperbau. Chrysogona grüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln und einem Kopfnicken.
    "Salve, mein Caesar. Ich bin Plinia Chrysogona, die Medica. Ich hoffe, du hast gut geschlafen und dir mit dem lentaculum eine gute Basis für meine Unterschung geschaffen."

    Das Thema Schlaf und Träume hakte der Aquilier rasch ab. Dann aber sah die Medica den Kaiser überrascht an. Er gab zu wahrzunehmen, dass auch ihm nicht die ewige Jugend geschenkt war. Sie musterte ihn. Er sah noch leistungsfähig aus.
    "Woran merkst du das Älterwerden? Sind es körperliche Symptome, wie Nachlassen der Sicht oder des Gehörs oder fällt es dir eher im Zusammenhang mit deiner sehr jungen Frau auf? Sie ist deutlich jünger als du, da macht sich doch der Altersunterschied bemerkbar. Solltest du jedoch Symptome haben wie Kurzatmigkeit oder Herzrasen, dann wüsste ich gerne davon."


    Chrysogona wollte so langsam zur körperlichen Untersuchung kommen. Die restlichen Informationen würde sie nebenbei sammeln.
    "Sei bitte so gut und leg dich auf das Bett damit ich eine körperliche Untersuchung vornehmen kann. Puls tasten, Herztöne, Lunge abhören, Bauchorgane palpieren. Das Übliche. In der Regel mache ich das bei entblößtem Oberkörper..."
    Sie sah den Kaiser herausfordend an und wies mit der Hand auf sein kaiserliches Bett.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio: "Natürlich komme ich gerne mit dir mit. Allerdings sehe ich hier nun keine 'wichtige' Person die ich dir unbedingt vorstellen müsste, von den wenigen die ich selbst kenne. Ich kann dir nur mit einem Centurio der Urbaner dienen, aber den lernst du sicherlich eh noch kennen."


    Wenn Chrysogona gedacht hatte, dass Scipio mehr Gäste kannte als sie, hatte sich die Medica wohl getäuscht. Immerhin erkannte sei Marcus Helvetius Severus. Er war ins Gespräch vertieft mit Serapios Freund Borkan. Der kleine Kreis der Philosophieinteressierten. Chrysogona wollte nicht stören, sie lächelte Borkan und Severus nur grüßend zu.
    Dann entdeckte sie eine sehr hübsche junge Frau in Serapios Nähe. Chrysogona wandte sich an Scipio.
    "Ist das die Verlobte von Serapio? Ich habe sie noch nicht persönlich kennengelernt. Du vermutlich schon, oder? Magst du uns bekannt machen?"

    Serapio sprach den Vorkoster an. Chrysgogona musste zugeben, dass sie keinerlei Erfahrung in diesen Dingen hatte. Aber natürlich war eine Person mit einem geschulten Gaumen eine Investition in die Sicherheit des Kaisers, denn wie viel ein Theriak taugte, sah man schließlich erst wenn es eigentlich zu spät war.
    Auf der Stirn der Medica bildete sich eine Sorgenfalte, als der Gardetribun ihr erklärte, dass der Imperator gerne sein Vertrauen in seine Untertanen demonstrierte. Es würde also nicht einfach werden, ihn von der Notwendigkeit von Vorkehrungsmaßnahmen zu überzeugen.
    "Ich werde mir die größte Mühe geben, dem Kaiser ins Gewissen zu reden", versicherte Chysogona.


    Dann jedoch sagte der Decimer etwas, das Chrysogona erschrecken ließ.
    "Falls du Bedarf haben solltest an Subjekten um deine Mittel... fein auszujustieren... kann ich dir in unseren Verliesen gerne ein paar Individuen auftreiben, um die es nicht schade ist... beziehungsweise, die auf diese Weise dem Reich zumindest noch nützlich sein können."


    Heftig schüttelte sie den Kopf. "Das ist gänzlich gegen meine Prinzipien!"
    Natürlich wusste sie, dass es Medici gab, die auf diese Weise Erkenntnisse sammelten, doch Chrysogona würde nicht auf derart inhumane Mittel zurückgreifen. "Es steht dem Kaiser frei, eine Speise, von der er vermutet, dass sie vergiftet ist an so einem Verurteilten auszuprobieren, anstatt den Vorkoster dafür zu opfern, doch ich werde lieber auf altbewährte Antidote und Theriakrezepte zurückgreifen. Besten Dank für das Angebot, Tribun."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio


    Scipios herzerfrischende Ehrlichkeit entlockte Chysogona ein Schmunzeln. Als er erzählte, dass er mehr oder weniger vor seiner Mutter geflohen und nicht nur der Karriere wegen nach Rom gekommen war, schloss sie den jungen Mann entgültig ins Herz. Es war einfach schön, jemanden kennenzulernen, der nicht mit einer Maske vor dem Gesicht herumlief, sondern offen und ehrlich auch heikle Dinge zum Besten gab. Sie prostete ihm zu. Dann sah sie sich um. Doch außer ihnen waren nicht sehr viele Besucher im Garten.
    "Kennst du schon ein paar von den Gästen deines Verandten? Ich würde gerne jemanden kennenlernen von dem du glaubst, dass ich ihn oder sie kennen sollte. Die Konversation mit dir gibt Anlass zu der Vermutung, dass ich deinem Gespür vertrauen kann. Begleitest du mich hinein?"
    Sie lächelte auffordernd und wartete seine Antwort ab.

    Die Medica notierte sich die Angaben des Kaisers. Nachdem er nicht mal hundertprozentig sagen konnte, welchen Knochen er sich beim Sturz vom Pferd gebrochen hatte, ging sie davon aus, dass er wohl keine Beschwerden mehr hatte. Und eine kindliche Mandelentzündung was auch keine Angelegenheit von der man Spätfolgen erwarten konnte.
    "Das klingt beruhigend. Körperliche Anstrengung verursacht dir keine Beschwerden? Herzklopfen, Kurzatmigkeit oder Schwindel? Wie sieht es mit deinem Schlaf aus? Kannst du gut ein- und durchschlafen? Träumst du lebhaft?"


    Die letzte Frage stellte Chrysogona auch aus Eigeninteresse. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren am Asklepieon viel mit der Oneiromantie, der Traumdeutung befasst und gelernt aus den Träumen der Ratsuchenden Hinweise auf Therapieschwerpunkte zu entdecken.

    Inzwischen war die Zahl der Gäste angestiegen und ein hagerer Mann trat aus dem Haus. Die Gespräche verstummten und alle Blicke richteten sich auf den Mann, der sich als Lucius Praetonius Chairedemos vorstellte. Was er von der Lehre des Epikurs voranstellte, ließ Chrysogona aufhorchen. Das klang sehr vielversprechend, sie freute sich bereits auf die Vorlesung.
    Dann begann eine Vorstellungsrunde. Chrysogona versuchte sich die Namen zu den Gesichtern zu merken. Bei Philodemos von Kos horchte sie auf. Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde die Medica ihn auf seine Heimat ansprechen.


    Schließlich kam die Reihe an sie.
    "Mein Name ist Plinia Chrysogona. Ich bin Medica und neu in der Stadt. Es freut mich euch alle kennenzulernen. Ich bin schon sehr gespannt."


    Dann sah sie Helvetius Severus und Decimus Serapio an, die neben ihr standen. Einer von beiden würde fortfahren.