Interessiert musterte Chrysogona den jungen Mann, der so gänzlich aus der Art geschlagen schien. Seine Erklärung, dass er noch nicht lang in Rom lebte, da er in Tarraco aufgewachsen war, lieferte natürlich den passenden Grund für seine Zurückhaltung. Er war schon der zweite junge Mann, den die Medica kennenlernte, der wohl der Karriere wegen nach Rom gekommen war. Sie lächelte ihn an.
"Mir scheint, Rom ist wie ein Magnet. Es ist offensichtlich, dass viele aus den Provinzen oder vom Lande in die ewige Stadt kommen, wenn sie eine Laufbahn starten wollen. Ist das bei dir auch der Fall, Scipio?"
Sie nannte ihn einfach mal beim Cognomen, schließlich war er ja auch so offen und freundlich zu ihr, dass es Chrysogona angemessen erschien. Als er dann auch noch auf die Idee kam, mit Traubensaft unauffällig dem überhand nehmenden Weingenuss ein Ende zu setzen, wurde er ihr immer sympathischer. Ein gewitzter junger Mann, der sicherlich seinen Weg machen würde im Großstadtdschungel.
"Ob ich eine Vorschlag als Medica gegen zu viel Alkohol habe? Keinen besseren als du! Enthaltsamkeit wäre angebracht aber diese Camouflage ist noch viel geschickter, lieber Scipio! Du bist ein Schlitzohr! Und das meine ich jetzt nur positiv. Es wird dich weit bringen, wenn du in allem diese Klugheit und gleichzeitig die Mäßigung beibehältst. Dann lass uns auf Bacchus oder Dionysos trinken, der nicht nur den Wein, sondern allgemein die Trauben liebt. Zum Wohl!"
Sie hob den Becher und stieß lachend mit ihm an.