Bitte einmal ins Exil.
Beiträge von Quintus Marcius Rex
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In letzter Zeit habe ich es leider nicht mehr wirklich geschafft etwas zu schreiben. Derzeit hab ich einfach zu viel RL-Streß, der auch noch nach wie vor anhält. Ich kehre auf jeden Fall wieder zurück, aber gerade kann ich noch nicht sagen, ob es in zwei Wochen oder einem Monat sein wird. Ich bitte um Verständnis und schöne Grüße an euch alle!
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Ich bemühte mich so gut wie möglich im Hintergrund zu bleiben - geradezu unsichtbar. Ich hatte nun wirklich keine Lust hier großartige Reden zu schwingen, wo ich doch schon genug Probleme haben würde, Aufzeichnungen zu machen. Hoffentlich ließ ich die Wachstafel nicht vor Nervosität fallen. Der Flavier begrüßte unterdessen den Imperator persönlich, auch wenn dies in seinem demütigen Ton geschah, was ja nicht unbedingt jeder liebte. Aber der Flavier wusste schon, was er tat. Er kannte sich in diesen sozialen Schichten nun deutlich besser aus. Ich blieb unterdessen bereit, einige Notizen zu machen, damit ich dem Flavier, wenn notwendig, später auf die Sprünge helfen konnte.
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So richtig hatte ich mich mit dem Gedanken ja noch nicht abfinden können. Bewaffnet mit einer Wachstafel stapfte ich nun meinem neuen Arbeitgeber geradewegs in den Kaiserpalast hinterher. Irgendwie dachte ich, dass das hier irgendwie eine Nummer zu groß für mich sei. Aber andererseits hätte ich ja auch gleich wissen müssen, worauf ich mich einließ. Ein Magistrat war nun einmal nicht irgendein Römer. Etwas unbehaglich ließ ich die Durchsuchung über mich ergehen. Auf Waffen stand ich ohnehin nicht so sehr...
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Etwas besorgt bemerkte ich, dass mich der Sklave direkt durch das Atrium irgendwo hin führte. Ich konnte mir noch kein so richtiges Bild von der Villa machen, aber die Wirtschaftsräume erkannte ich dann doch. Ich war kein Kenner römischer Patrizier-Häuser, doch etwas ungewöhnlich kam es mir dann doch vor, so einfach dorthin zu kommen, wo sich die flavischen Sklaven wohl am ehesten zuhause fühlten. Ich bemerkte, dass es Posca und Wasser gab. Ich blieb natürlich lieber beim Wasser. Selbst wenn ich zwischendurch etwas anderes gewollt hätte, käme es mir komisch vor erst etwas zu sagen und dann etwas ganz anderes zu tun. "Quintus Marcius Rex ist mein Name", gab ich dann gern noch einmal seinen vollständigen Namen preis. "Und ja, ich denke, ich kann mich mit der Situation arrangieren. Ist auch nicht schlechter als eine Ostiensische Taverne" Und in letzterer hatte ich schon ziemlich viel Zeit in so einem Etablissment verbracht. "Sowas in der Art also. Wie lange bist du denn schon der Sklave deines Herrn bzw. wie gut kennst du ihn?" Vielleicht gab es ja hier und da noch eine Information, die mir später mal nützlich sein konnte. Sklaven waren ja nicht weniger als die Augen und Ohren in einem Haus. Denen entging doch nun wahrlich nichts und über ihere jeweiligen Herren hatten sie sicherlich einiges zu erzählen ... wenn sie denn wollten.
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Ohje, das war meine Mutter wohl. Eine ziemlich weise und gute Frau. Schön, dass auch ein Ianitor das würdigen konnte und dass dieser mich dann auch gädigerweise hineinließ, wo er jedoch gleich dem nächsten Bediensteten des Hauses überliefert wurde, jenen Sklaven den er bereits bei seinem Bewerbungsgespräch gesehen hatte und der nicht weniger zurückhaltend dreinblickte als sein Herr. "Salve. Tja, ich komme nie zu Spät zu einer Arbeit. Das ist schließlich mit eine Bedingung, unter der ich eingestellt wurde. ", führte ich dann auch gleich noch einmal gegenüber der neuen Person an, die mir jetzt auch gleich noch etwas zu essen anbieten wollte. "Also in weiser Voraussicht habe ich mich bereits vor Verlassen meiner Unterkunft ausreichend versorgt. Sicher würde der Flavius es als störend empfinden, wen die ganze Zeit bei der Arbeit mein Magen knurrt. Aber was zu trinken wäre nicht schlecht. Einfaches Wasser, das würde schon reichen." Mit Wein oder anderen Köstlichkeiten musste ich jetzt erst gar nicht anfangen. Unterdessen inspizierte ich ein wenig das Atrium. Bei der Aufregung beim letzten Mal und der Tatsache, dass alles doch recht schnell ablief, hatte ich gar keine Möglichkeit diese Villa etwas genauer zu betrachten. Schon ein ziemlich Prachtbau. Wie schön musste es sein in einem solchen Haus zu leben. Aber so richtig vorstellen konnte ich es mir nicht. Viel zu viel Platz für viel zu wenig Menschen. Da wirkte es doch schnell irgendwie ein bisschen einsam, wie ich befand. Aber das konnte man wohl auch nur richtig erkennen, wenn man diese Erfahrung schon einmal gemacht hatte. "Sag, du bist doch... wie nannte dich dein Herr gleich das letzte Mal?... Angus? Ich nehme an du füllst die Funktion eines Leibsklaven fürFlavius Scato aus?"
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"Ich komme um die Dienste bei Flavius Scato als Scriba anzutreten", sprach ich, obwohl ich dachte, dass dies eigentlich gar nicht mehr nötig sein sollte, hatte ich mich doch ausdrücklich bereits zu erkennen geben wollen und vorzutragen gewünscht, dass ich eben jene Dienste antreten würde. "Ich bin vielleicht ein klein wenig früh dran", gab er dann gleich einsichtig, falls ihm das der Ianitor gleich vorhalten wollte. "Aber besser zu pünktlich als zu spät, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte" Hoffentlich würde er jetzt nicht vor der Tür warten müssen. Ein Platz im Atrium sollte doch hoffentlich noch frei sein bis mich der Flavier dann auch rechtzeitig empfangen konnte.
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'Hora tertia', hatte der Flavia gesagt und immer wieder betont wie wichtig ihm Pünktlichkeit war. Da war es nicht verwunderlich, dass ich nun schon sogar schon zur hora secunda vor der Villa aufschlug. Sicher ist sicher, dachte ich mir und vielleicht würde das ja honoriert werden. Naja, vielleicht auch nicht, denn zu große Pünktlichkeit konnte ja auch manchmal auch etwas unhöfflich sein. Aber sicher immer noch besser als zu spät zu kommen und vielleicht würde ich dann einfach nur noch die ein bisschen Sitzfleisch beweisen müssen, ehe der Flavier dann Zeit für mich fand.
Ich klopfte wieder an die Tür und gab mich sofort wieder als Marcius Rex zu erkennen und trug vor, dass ich im Dienste des Flavius nun meinen Dienst antreten würde.
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"Ja, das ist meine letzte Runde!", verkündete ich der Bediensteten und stieß mit ein paar Freunden (darunter auch der bekannte Gaius) an. Auf mich wartete nun ein Leben in Rom. Was vor ein paar Wochen noch ziemlich unwahrscheinlich klang, wurde jetzt bald Realität. Dabei war dieser Flavier ja schon ein bisschen komisch, so berichtete ich es auch meinen Freunden, die daraufhin nur Kommentare parat hatten, wie "typisch Patrizier", "diese reichen Schnösel". Ich erzählte von sämtlichen Details, darüber, dass er mich kaum ansah und mir ziemlich gleichgültig gegenüberstand. Schon ein bisschen merkwürdig, wenn man bedachte, dass wir bald sehr eng und viel zusammenarbeiten mussten. Bestimmt würde das ganze ziemlich hart und wer weiß, wie der noch mit mir umsprang. Aber wie einen Sklaven würde ich mich sicherlich auch nicht behandeln lassen! Immerhin war ich römischer Bürger und ich entstammte immerhin einem bedeutenden Geschlecht, auch wenn die guten Tage natürlich schon lange vorbei waren und nicht mehr viel vom Glanz meiner Vorfahren in der Gegenwart übrig blieb. Dem hatte ich nie nachgeweint. Zeiten änderten sich, Rom änderte sich. Mit etwas Glück würde dieser etwas sonderbare Patrizier auch nur das Sprungbrett sein, um in Rom bessere Kontakte zu finden. Das blieb abzuwarten. Vielleicht entpuppte sich der Flavier ja auch noch als echter Menschenfreund. Das alles war noch Zukunftsmusik.
Wir scherzten und lachten, ich erhielt viele Glückwünsche für mein neues Leben in Rom. Ein bisschen würdest du mir ja schon fehlen, mein liebes Ostia, denn du bist wirklich eine Augenweide und hast dich immer gut um mich gekümmert. Der Hafen wird mir fehlen, das wusste ich schon, doch das gute war vielleicht, dass du nicht allzu weit weg bist und ich dich vielleicht sogar ab und zu mal besuchen kann. Vielleicht kehrte ich ja auch irgendwann gänzlich wieder hierhin zurück, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Rom sogar völlig scheiterte, sollte man auch nicht allzu gering einschätzen. Was auch immer passieren würde, ich war froh, dass etwas passierte und dass ich es tatsächlich geschafft hatte, mein Leben ein bisschen mehr in die eigene Hand zu nehmen.
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Alles in trockenen Tüchern, dachte ich mir. Und noch eine Woche Zeit bis die Arbeit wirklich losging. Nagut, die würde ich mit dem Abbruch der Zelte in Ostia und der Wohnungssuche in Rom auch gut füllen können. "Vielen Dank für alles. Mit meiner Pünktlichkeit kannst du rechnen", bestätigte ich noch einmal, weil dieser Punkt für den Flavier offenbar überaus wichtig war. "Vale Bene" Anschließend sollte mich wohl ein Sklave namens Angus herausgeleiten. Bisher war dieser mir erschreckenderweise gar nicht aufgefallen, so dass ich mich wunderte, als dieser zum Vorschein kam. Das war wohl die Art von Unauffälligkeit, die sich der Flavier auch für mich wünschte. Der Sklave machte einen jungen Eindruck, er war vielleicht gar nicht älter als ich selbst, dazu auch noch recht groß, athletisch gebaut und mit recht maskulinem Gesicht. Was dieser Sklave wohl für Tätigkeiten hier innerhalb des Schlafgemachs des Flaviers zu vollziehen hatte? Ich kicherte nur innerlich ein wenig. Was diese noblen Leute brauchten, das bekamen sie eben auch recht schnell. "Na dann wollen wir mal", sprach ich zum Sklaven und ließ mich von diesem hinausführen.
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Was ich auch sagte, der Flavier ließ sich seine Stimmung kaum anmerken. Als wenn ihn meine Worte völlig gleichgültig seien. Er beschäftigte sich lieber mit den Dokumenten als mit dem, was ich zu sagen hatte. So schien es zumindest und deshalb glaubte ich auch auch, dass er mir jeden Augenblick eine Absage erteilen würde. Doch auch hier hatte ich mich getäuscht. Das Verhalten dieser Leute an der Spitze der römischen Hierarchie musste ich mir wohl noch irgendwie erschließen. Denn wie es aussah, hatte ich den Job tatsächlich erhalten. "Das ist sehr großzügig!", sprach ich in Dankbarkeit. 100 Sesterzen waren ein gutes Gehalt und dazu auch noch eine Unterkunft in Rom. Das war mehr als ich verlangen konnte und von daher wagte ich es keinesfalls noch in irgendwelche Verhandlungen zu treten. "Ich bin mir der einmaligen Chance, die ich hier erhalte bewusst und deshalb werde ich alles tun, was du von mir abverlangst. Ich werde dir Folgen und jede Aufgabe bewältigen, die für mich ansteht. Danke Flavius!" Das hatte ich auch wirklich vor! Es war so etwas wie Euphorie, die aus mir sprach. "Hast du schon eine bestimmte Insula im Auge, wo ihr Flavier eure Angestellten für gewöhnlich unterbringt? Ich würde mir ansonsten eine Unterkunft hier auf dem Quirinal nehmen, damit ich jederzeit schnell bei dir vor Ort sein und mit dir gemeinsam den Weg in die Amtsstuben antreten kann" Das hielt er nur für zu logisch. In einem Notfall könnte der Flavier selbst am Abend noch schnell einen Boten zu mir schicken, auf dass ich baldigst zur Verfügung stünde. Man wusste ja nie, was die Amtsgeschäfte erfordern würden und welche Umstände eintraten.
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Man wollte mich hier wohl ganz auf die Probe stellen. Eine Ewigkeit verging, ehe sich der Patrizier bemüßigte mir zu antworten. Ein endloses Zwischenspiel von Gedanken, die hin und her wankten zwischen "Soll ich noch was sagen" und "erstmal still bleiben" entfaltete sich in meinem Kopf. Doch irgendwann durchbrach der Flavier die Stille dann auch selbst und innerlich konnte ich ein bisschen durchatmen in der Hoffnung nichts falsch gemacht zu haben. "Ich denke, ich verfüge über angemessene Umgangsformen und gepflegtes Äußeres, was sich während der Beschäftigung nicht ändern wird. Ich weiß, wann ich mich im Hintergrund halten muss" Letztlich wollte der Patrizier sicher auch die ganzen Lorbeeren allein erhalten für die Arbeit, die ich leisten würde. Das konnte er ihm nicht verübeln, schließlich war er ja der gewählte Magistrat und ich hatte Glück wenn ich überhaupt an seiner Seite arbeiten durfte "Politische Korrespondenz habe ich bisher noch nie getätigt, bin aber zuversichtlich, dass sich dies bewerkstelligen lässt. Recherchearbeiten sind mir sehr lieb. Ich bin neugierig und trage gern Informationen zusammen" Archive wälzen sollte nicht das Problem sein. Nur zu wissen, wo man alles findet, das musste ich mir noch aneignen. "Selbstverständlich werde ich mich mit der Beschaffenheit deines Amtes vertraut machen müssen, wie es wohl jeder Neuling auf einem Felde tun muss, um zu wissen, wo die entsprechenden Informationen zu erhalten sind. Doch ich bin gewillt mich schnell einzuarbeiten, um dann das bestmöglich Ergebnis zu erzielen und dir möglichst baldig von Nutzen sein kann." Fast hätte ich daran gedacht, ihm eine Art Geld-Zurück-Garantie zu geben, sollte ich ihn je enttäuschen, aber das wäre wohl zu viel der Unterwürfigkeit, zumal der Flavier sicher ohnehin genug Geld hatte und ihn diese Garantie nicht im Ansatz reizen würde.
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Mit allergrößter Begeisterung sprach der Mann ja nicht unbedingt. Wahrscheinlich setzt nach dem harten Training eine gewisse erschöpfende Ernüchterung ein, dachte ich mir. "Hmm... hat schon Vorteile", bemerkte ich insbesondere auf die Bemerkungen zu Sold, Dach und Versorgung. Allerdings hatte ich in Ostia bereits ein gutes Dach über dem Kopf und das Geld für regelmäßige Mahlzeiten hatte ich auch immer noch Geld übrig. Aber wenn es jetzt für längere Zeit keine Arbeit gab, dann konnte das auch ganz schnell anders aussehen. "Ich werd mal darüber nachdenken. Vielleicht sind wir ja irgendwann sogar mal Kameraden", bemerkte ich mit einem Lächeln, obwohl ich eigentlich schon absehen konnte, dass sich die grimmig dreinschauende Miene des Miles nicht sonderlich ändern würde. "In jedem Fall, vielen Dank für deine Auskünfte und dir noch einen erfolgreichen Tag bei der Wache", verabschiedete ich mich dann auch und trat endlich ein in die ewige Stadt, wobei ich noch ein ganzes Stück Weg vor mir hatte.
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Der Patrizier war offensichtlich schon sehr mit der Arbeit beschäftigt, kein Wunder, hatte er doch gerade ein wichtiges Amt erhalten, worin er sich sicher erst einmal einarbeiten musste. Allerdings verwirrte mich sein etwas nichtssagender Blick. Es sah ganz so aus, als könne er sich gar nicht mehr recht an mich erinnern. Ohje, dachte ich, vielleicht hatte er schon längt jemand anderen gefunden. Wer wusste schon wie viele er noch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hatte? Es war wohl ein bisschen naiv von mir anzunehmen, dass ich hier der Einzige wäre, der einen solch begehrten Posten wollte. Ich bemühte mich zusammenzunehmen und einfach gerade heraus seine Fragen zu beantworten. "Nun..." begann ich dann leider doch etwas zögerlich. "Ich habe erfolgreich die Elementar- und Grammtikschule besucht" Dass meine Familie dann doch nie das Geld übrig hatte, mich letztlich noch auf eine Rhetorikschule zu schicken, musste ich wohl nicht extra erwähnen. Meine Familie gehörte schon lange nicht mehr zu jener Nobilitas, die sich das leisten konnte. "Meine Fähigkeiten in Lesen, Schrift und Ausdruck, aber auch im Rechnen konnte ich aber auch im Rahmen meiner bisherigen Tätigkeiten weiter trainieren und ausbauen. Beispielsweise habe ich in einem Fischereibetrieb in Ostia "Zur mageren Makrele" bei Marcus Marius Macer gearbeitet. Später kam ich auch noch beim Architekten Cnaeus Cocceius Casca unter, dessen Korrespondenzen ich bearbeitet habe. Leider hatten beide mit finanziellen Schwierigkeiten zu tun, weshalb sie einige Stellen streichen mussten" Daran hatte ich selbst natürlich keinen Anteil. Es war ja nicht seine Schuld, dass Marius Macer faulen Fisch auf die Märkte brachte und sich damit um den Ruf brachte und dass im Zuge des Bürgerkrieges die Aufträge für Cocceius Casca ausgeblieben sind. Aber das wäre zu viel der Geschichte, weshalb ich es unerwähnt ließ. "Abgesehen davon würde ich mich als loyal und pflichtbewusst bezeichnen. Ich würde mich der Arbeit selbstverständlich mit ganzer Kraft widmen und alles dafür tun, dass du mit mir und meinen Leistungen zufrieden bist." So zumindest die Versprechungen. Charakterliche Stärken konnte man ja viele hervorheben, aber ob ich mich denn auch tatsächlich so verhalten würde, das musste man wohl einfach herausfinden.
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Der Sklave führte mich zum Cubiculum des Flavius Scato. Nicht wissend, ob es auch die Aufgabe des Sklaven sein würde mich vorzustellen - denn immerhin hatte jener ja nach seinem Namen gar nicht gefragt und nur vom Ianitor übernommen - so übernahm ich dann lieber gleich selbst das Wort. "Salve Caius Flavius Scato", grüßte ich und versuchte dabei bestimmend und selbstbewusst zu klingen. Sowas würde man doch sicherlich von einem zuverlässigen Angestellten erwarten. Nur nicht übetreiben, denn bei alle dem musste ich ja noch wie ein Untergebener wirken, der wusste, wo sein Platz war. Da mochten dann Schmeicheleien das Bild auch ins rechte Licht blicken. "Ich bin Quintus Marcius Rex, der Mann, dem du so freundlich auf sein Inserat geantwortet hast. Es ist mir eine überaus große Ehre, heute in deinem Haus zu Gast sein zu dürfen und die Chance von dir zu erhalten, mich vorzustellen und mich für einen entsprechenden Posten als dein untergebener Scriba beweisen zu können". Hoffenlich war mir der Einstieg einigermaßen gelungen. Man wusste ja: der erste Eindruck und besonders die ersten Worte konnte entscheiden, wie man sich gegenüber jemandem verhielt und welche Meinung man von jemandem hatte. Korrekturen ließen sich später nur sehr mühsam vollziehen.
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"Meinen allerbesten Dank", zeigte ich mich selbst gegenüber dem Ianitor von größer Freundlichkeit, denn immerhin war das ja ein Tag, an dem mich Fortuna geküsst hatte. Dabei übersah ich bereitwillig den argwöhnischen Blick, den er mit noch zuwarf. Vielleicht gehörte jener ja auch einfach zur Natur dieses Mannes, was ihm vielleicht den Posten des Ianitors überhaupt einbrachte. So folgte ich dann dem Sklaven direkt in das Cubiculum des potentiellen neuen Arbeitgebers.
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Nicht gerade vertrauensseelig, wie man hier begrüßt wird, dachte ich mir und versuchte durch den Türspalt den Sprecher der harschen Worte zu erkennen. Aber in Rom hatte man es wohl mit allerhand Gesindel zu tun, doch zumindest hier auf dem Quirinal schien es doch etwas ruher zuzugehen als unten in der Subura. "Ähm, ich bin Quintus Marcius Rex", sprach ich etwas verunsichert. "Ich wurde von Flavius Scato hierher eingeladen" Und im nächsten Moment zückte er den Brief hervor und hielt ihn vor den Türspalt, auf dass der Ianitor die Echtheit seiner Worte überprüfen konnte.
Ad Quintus Marcius Rex
OstiaSalve Marcius,
Einer meiner Sklaven berichtete mir von deinem Aushang auf den Märkten in Roma. Ich bin neulich zum Vigintivir gewählt worden und suche für meine Amtszeit und eventuell auch darüber hinaus nach fähigem und verlässlichem Personal.
Anbei einige Sesterzen um deine Reisekosten nach Roma zu decken.
Bei Interesse erwarte ich deine Ankunft in der Villa Flavia Felix, am besten zeitnah.Auf bald,
Caius Flavius Scato
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Die raue Sprechart des Soldaten gefiel mir irgendwie. Ein Zeichen der Abgeklärtheit, die man wohl bei der Stadtwache mitbringen musste. Klar, der Quirinal lag auf der ganz anderen Seite. Da würde ich meine liebe Mühe haben, heil durchzukommen. Vor allem hieß es - und das hätte mir eigentlich schon früher klar sein sollen - dass meine Reise an den Stadttoren noch lange nicht endete. "Richtung Circus Macimus - Amphiteatrum Flavium - übers Forum - Straße zur Porta Sanquaris", wiederholte ich noch einmal die wichtigsten Stationen, um sie mir besser merken zu können. Hoffentlich würden auch andere Bürger Roms so hilfsbereit sein, wenn ich mich irgendwo verlief und mich durchfragen musste. "Meinen allerbesten Dank, Stadtwache", gab ich meine aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck. "Bevor ich aufbreche: Wie gefällt es dir eigentlich so bei den Cohores Urbanae? Rekrutiert ihr noch Leute?", fragte ich mehr aus reiner Neugier. Natürlich hatte ich nicht unbedingt die Absicht zum Soldaten zu werden, aber wer weiß... wenn alle stricke reißen würden und ich die Arbeit beim Flavius gar nicht bekommen würde? Man konnte ja mal nach links und rechts schauen und sehen, was es so für Möglichkeiten gab.
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Etwas nervös war ich ja schon. Das konnte ich nicht leugnen. Wer dieser Flavius Scato wohl genau war? Auf jeden Fall gut gesittet, nach allem, was man über die Flavia Felix wusste und er war wohl auch am Beginn seiner politischen Karriere, wie man an seiner erfolgreichen Kandidatur zum Vigintivirat sehen konnte. Aber mehr war da noch nicht. Ich wusste nur, dass genau dieser wohl bereit sein würde, ihm eine Arbeit zu geben und für mich hing wirklich viel davon ab, ob ich z.B. jemals mehr aus mir machen konnte, ob es noch irgendetwas hinter dem derzeitigen Alltagstrott gab. Meinem Namen gerecht zu werden, danach suchte ich und vielleicht fand ich die Möglichkeit genau hier, in der Villa Flavia.
Ich klopfte energisch an die Tür, drei kräftige Male und hoffte, dass man mir bald aufmachen würde. Die Spannung war eigentlich kaum zu ertragen.
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Über die Via Ostiensis hatte ich mich aufgemacht, um der Einladung des Flavius Scato zu folgen, der mir so bereitwillig eine Möglichkeit gab mich vorzustellen. Rom war mir nicht fremd. Das ein oder andere Mal hatte ich es gar nicht vermeiden können, hierher zu kommen. So hatte ich einmal die Aufgabe eine Güterlieferung vom Hafen in Ostia nach Rom zu überwachen. Angekommen an der Porta Raudusculana, gab ich der Stadtwache sogleich zu verstehen, dass von mir keine Gefahr ausginge. "Quintus Marcius Rex ist mein Name. Ich trage keine Waffen bei mir" Gleichsam versuche ich mich auch kundig zu machen, welcher Weg mich wohl am schnellsten zur Villa Flavia Felix führen sollte. "Kannst du mir vielleicht sagen, wie ich am schnellsten von hier aus auf den Quirinal gelange?". Klar war die Stadtwache kein Reiseführer, das wusste ich auch, aber diese Leute waren ja meist recht kundig und so scheute ich mich nicht auch diese kleine unschuldige Bitte zu stellen.