Beiträge von Kaeso

    Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt gewesen um sich zu verabschieden, doch es quälte mich noch etwas anderes. Ich musste endlich mit jemanden darüber sprechen. Es wäre das erste mal, dass ich ein Versprechen brach. Doch ich konnte mich noch nicht einmal erinnern, ob ich wirklich Versprochen hatte darüber zu schweigen. Außerdem wusste Alpina mehr darüber als ich selber.
    Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. „Da ist noch etwas anderes“, fing ich vorsichtig an. „Ich möchte dir danken, dass du Phryne geholfen hast, als sie ihr Kind verlor. Es war bestimmt nicht leicht für dich, doch bei dir war sie in den besten Händen. Wenn ich es gewusst hätte wäre ich gekommen, um ihr bei zu stehen, schließlich war es ja auch mein Kind, wie sie mir glaubhaft versicherte.“
    Erleichtert atmete ich auf. Es war heraus und Alpina sah nun, dass ich keine Geheimnisse vor ihr hatte.

    In Gedanken nickte ich zu ihren Worten, um dann noch hinzuzufügen, „du wirst bestimmt bald auch ein Kind gebären. Glaub mir, die große Mutter lässt dich nicht im Stich.“
    Noch damit beschäftigt wie ich sie trösten können, hörte ich ihr Abschiedsworte. Es klang in meinen Ohren, als ob sie es sehr eilig habe von mir weg zukommen. Mir wurde kalt.
    Schnell stieg ich aus und half ihr die Sänfte zu verlassen. Ehe sie sie in ihr Haus verschwinden konnte hauchte ich ihr einen Kuss auf die Wange, dabei raunte ich ihr zu. „ich liebe dich". Dann fiel mir noch etwas ein. "Die Kleider schicke ich dir wenn sie gereinigt sind.“
    Ruckartig drehte ich mich ab und eilte zum Tempel. Ich wollte nur weg und vergessen.

    Mit einem Schlag war alles vergessen was eben noch gewesen war. „Du hast was?“ Ungläubig starrte ich meine Göttin an. „Oh große Mutter, warum hat mir das niemand gesagt? Ich hätte dir doch beistehen können, für dich beten können.“ Vorsichtig beugte ich mich vor und streichelte ihr Wangen. „Du weißt doch ich bin für dich da wenn du mich brauchst. Hab keine Angst Alpina ist eine gute Hebamme und Kräuterfrau. Egal was zwischen euch gewesen sein mag, wenn ein Mensch in Not ist, steht das Helfen bei ihr an erster Stelle. Wie gerne wäre ich bei dir gewesen um dich zu trösten. Die große Mutter wird dir beistehen und du wirst noch ein Kind bekommen“, sagte ich voller Zuversicht.
    Traurig schaute ich sie an, es wäre auch mein Kind gewesen, wenigstens hatte sie es gesagt. Jetzt würde bestimmt wenn sie noch eins bekäme, ein anderer der Vater sein. Es war schwer die ganze Zeit gegen die Tränen an zu kämpfen.

    Wenn ich etwas verstanden hatte dann ihre letzten Worte. Es würde immer so sein meine Liebe zu ihr hatte mich auch zu ihrem, wie sie dachte, gefügigen Werkzeug gemacht. Was die Erotik betraf mochte es so sein, sonst spürte ich doch wie sich die Bindung an sie geändert hatte. Schuld daran war bestimmt nicht nur der Fehler des heutigen abends. Ein Fehler soweit das ich nicht gespürt hatte wann es genug war, dies alleine schrieb ich dem Metgenuss zu. Es war auch ihre Reaktion nach meinem verlassen der Casa Helvetia gewesen, ihre Äußerungen über meine Unwürdigkeit als Vater unseres Kindes. Alles hatte ich geschluckt aus Liebe zu ihr, doch nie etwas gefordert.


    Es war der ungewohnte Ruck in der Sänfte, bestimmt war ein Sänftenträger gestolpert, der mich aus meinen Gedanken riss. Ich schaute noch eine Weile auf meine geliebte Göttin bevor ich ihr antwortete. „Du erinnerst dich bestimmt noch was ich dir von dem Verhältnis meiner Eltern zueinander erzählte, ich weiß was es bedeutet vergewaltigt zu werden. Darum entschuldige bitte wenn ich nicht bemerkte, dass ich an eine Grenze gestoßen war. Auch wenn ich es dem Metgenuss zuschreibe, dass ich annahm du würdest nach härterem verlangen, was ich selber noch nie ausführte, nur selber reichlich erfahren durfte, wirst du es bestimmt nicht akzeptieren. Wenn du es also wünschst werde ich mich in Zukunft von dir fernhalten, doch bitte, sage mir vorher noch wie es dir bei der Schwangerschaft ergeht.“
    Es hatte mich geschmerzt ihr mein Angebot zu machen, doch selbst dies würde ich aus Liebe zu ihr auf mich nehmen. Hätte ich auf die Warnungen hören sollen und sie meiden sollen? Doch dafür war es da schon zu spät gewesen, ich war meiner Göttin zu der Zeit schon längst verfallen.

    Eine kleine Weile schaute ich mir an, dann wurde mir klar so wollte ich den Abend nicht ausklingen lassen. Hier bestand Klärungsbedarf. Vernehmlich räusperte ich mich und stellte mit entsetzen fest wie unangenehm laut dies in diese Stille hinein wirkte. Jetzt mach schon, sonst wird das heute nichts mehr, forderte ich mich selber auf.
    „Darf ich erfahren womit ich dich so erzürnt habe? War es etwa, weil ich es wagte einmal Eigeninitiative zu übernehmen? Das kann aber nicht sein, dir gefiel es doch zuerst. Du lobtest mich und warst sichtlich zufrieden. War es die Frage ob du ihn geliebt hast oder etwa die Erinnerung an ihn? Die Erkenntnis, dass du ihn verloren hast? Ich wollte dir nur mehr geben, dich aber niemals demütigen, sag einem Trottel einfach, worin der Unterschied zwischen meinem und seinem Tun bestand?“
    Verwundert lauschte ich auf dem Nachhall meiner Worte, denn das was ich da von mir gegeben hatte war weit mehr als ich mir bei meinem Zustand selber zugetraut hätte.

    Genauestens beobachtete ich nicht nur was Balbus tat, nein ich achtete auch auf das was er sagte und seine Mimik. Ehe er mich ansprach hatte ich auch schon zwei Fragen, die ich ihm aber erst später stellen würde, denn jetzt musste erst die Behandlung abgeschlossen werden.
    So beantwortete ich zuerst seine Frage. „Nein, ich befürchte, das wirst du mir zuerst einmal zeigen müssen.“ Ich fand es wäre gut wenn er mir zeigte wie er die Verbände anlegte, damit ich es auch gut genug machte.

    Schon wieder drang das Wort Hänfling an mein Ohr. Wurde denn jeder hier, der nicht auf stark machte, so angesehen? Interessiert hörte ich zu als mein neuer Lehrmeister mich vorstellte. So war das also, aus irgend einem interessanten Grund, wie mir schien, brauchte er einen neuen Gehilfen.
    Das würde ja noch heiter hier werden, wenn mich jeder so prüfend begaffte. Solange es aber dabei blieb, war ja noch alles gut.
    Jetzt hatte ich endlich Gelegenheit Gladiatoren aus nächster Nähe zu sehen. Es war das wovon viele von uns als Kinder in Rom geträumt hatten. Morgen also würde ich einen Kampf aus nächster Nähe sehen, wenigstens hoffte ich das.

    Erschrocken fuhr ich hoch und wäre dabei fast von der Kline gerutscht. Nach einem verwirrten Blick, klang die für meinen Geschmack zu laute Stimme meiner Göttin an meine Ohren. Langsam drang in mein Bewusstsein vor was sie zu mir sagte, wobei ich mich an Gewesenem zu erinnern versuchte. Die Erinnerung kam dann bei dem Namen, jenes Vergewaltigers, schnell zurück. Ihn stellte sie mir quasi als unerreichbares Vorbild hin. Was war nur los mit ihr? Warum hackte sie ständig auf mich ein? War ich jetzt ein abgelegter Liebhaber.
    Mit grimmiger Mine stand ich auf. „Danke zu liebenswürdig, dass du einen Versager wie mich dann doch fragst ob ich mitkomme. Ja und danke, ich komme mit.“
    Mit geballten Fäusten gelang es mir doch schnell einen festen Stand zu gewinnen. Zuerst noch unsicher bald aber mit einem einigermaßen sicheren Schritt stakste ich etwas hölzern hinter ihr her. Ich nahm mir vor in der Sänfte einiges zu klären.

    Es tat unendlich gut Alpinas Aufmerksamkeit zu besitzen. Nicht nur weil sie gut zu hörte, sondern auch immer versuchte sich in meine Lage zu versetzen, dennoch auch widersprach oder sich bemühte mir die Sicht des oder der anderen nahe zu bringen.


    Aufmerksam lauschte ich nun ihren Erklärungen und nickte einige male verstehend. Dann hielte es mich aber nicht, „ob du es glaubst oder nicht, Phryne hat nie in meiner Gegenwart versucht gegen euch zu integrieren. Wie könnte sie auch, ihr wart doch nie unser Gespräch. Mir ist auch nie etwas von schmutziger Wäsche waschen zu Ohren gekommen. Ich versuche Curio ja zu verstehen, doch es fällt mir außerordentlich schwer. Für mich sah es so aus als ob mir nicht nur ein Teil, sondern gleich mehre unterstellt wurden. Ich bin weder ein Spion, Verräter oder Dieb.“

    Alpinas tröstende Worte taten gut. Wem, wenn nicht ihr würde ich alles glauben. Seltsam war es schon, bei meiner Göttin kamen hin und wieder Zweifel in mir auf, doch bei meiner Mentorin nie.
    Wie gerne hätte ich Alpina jetzt freundschaftlich an mich gedrückt, was ich aber auf Grund eines einstigen Fehlers von mir vermied. Voller Dankbarkeit ergriff ich ihre Hand und tat etwas ungewöhnliches, nach dem ich sie gestreichelt hatte. Ich drückte ihr einen Kuss auf. Ich glaube dir alles, flüsterte ich.

    Das ich ein Handtuch bin weiß ich selber, deshalb will ich ja, stärker werden, schimpfte ich im Geiste und mit den Gladiatoren wollte ich mich auch nicht messen, ich suche doch nur etwas um stärker zu werden, damit ich nicht von jedem als Handtuch betrachtet werden. Mir liegt es doch auch gar nicht mit einer Waffe um zu gehen, aber es soll mich auch nicht gleich jeder Windstoß umblasen.
    Aber warum sollten sie mir eine Tracht verpassen? Ich gehörte doch nicht zu ihnen. Zum prügeln hatte ich wirklich keine Lust.

    Ich kam zu der Erkenntnis, das ich mir die Frage hätte sparen können und musste mir wohl eine andere Lösung einfallen lassen. Jetzt würde ich meine Aufmerksamkeit zu erst einmal dem Lanista widmen.

    Ich staunte nicht schlecht als ich hörte was ein Gladiator so verdiente, aber erst richtig als ich sah wie der Secutor eingerichtet war. „Nicht schlecht“, meinte ich. „Warum wurde ich nicht körperlich so ausgestattet? Da kann man ja richtig neidisch werden.“ Obwohl eigentlich würde ich gar nicht tauschen wollen.
    Alles im allen waren die einige ganz gut eingerichtet, nur fehlte ihnen nach meiner Meinung etwas wichtiges, die Freiheit.
    Jetzt war ich aber gespannt, richtig neugierig darauf, zu sehen was der Lanista für ein Mensch war. Hatte er Interesse an den Kämpfen, an den Gladiatoren?
    Sah er das ganze nur als ein Geschäft oder war er, wie man oft hörte, war er ein Schinder, dem es Freude machte die Gladiatoren zusätzlich zu ihrem harten Training zu quälen? Dann fiel mir etwas ein.
    „Was denkst du ob er mich hier trainieren lässt? So eine Art Krafttraining? Ich kann es wirklich brauchen.“ Schief grinsend zeigte ich auf meine nicht gerade üppig ausgebildete Bizeps.

    „Salve Ursicina“, lächelte ich die Kleine an, obwohl mir gar nicht da nach war und strich ihr über ihre Lockenpracht. „Heute geht es nicht, du hast deine Mutter gehört wir haben etwas zu besprechen. Salve Alpina“.
    Dankbar nahm ich den Sitzplatz an, denn ich hatte das Gefühl meine Beine wären etwas weich. Nervös umklammerte ich meine feuchten Hände.
    „Wie“..... ich räusperte mich und versuchte meine plötzlich belegte Stimme zu reinigen. „Wie versprochen bin ich gekommen um mich zu verabschieden aber vielmehr noch um mich bei dir zu bedanken. Dabei weiß ich nicht wofür.“ erschrocken hielt ich inne, große Mutter was sagte ich da, wie hörte sich das denn an, es sagte doch nicht das aus was ich meinte. Verlegen und wie ich spürte mit hoch rotem Kopf versuchte ich den Patzer stotternd zu verbessern. „Was ich sagen wollte,....ich kann nicht aufzählen wofür alles. Es ist soviel,... dabei denke ich nicht an mein körperliches Wohl,.... es ist all das andere. Du warst es die an mich glaubte und mir Vertrauen schenkte und ich, ich habe es in deinen und in allen anderen Augen bestimmt verspielt.“ Nervös rieb ich meine Hände an der Tunika ab, schaute gegen die Wand, schluckte, schaute Alpina fest an. „Bitte glaub mir auch wenn es anders aussehen mag, ich habe nie etwas gegen dich gesagt oder getan. Ich war die ganze Zeit im Tempel der Mater Magna.“ Flehend schaute ich Alpina an, sie würde mir glauben, ich wusste es einfach, sie kannte mich doch, hoffte ich sehr.
    „Das gleiche gilt für alle in der Casa Helvetia, auch über sie habe ich nicht gesprochen oder gegen sie getan. Ich gab euch damals mein Wort und das habe ich gehalten. Als ich bevor ich ging Iullus Helvetius Curio erlebte, ist etwas in mir zerbrochen, ich war so verletzt, denn ich fühlte mich wie ein Einbrecher und Verräter, dabei habe ich seinen Arbeitsraum nicht betreten, nicht beachtete und auch eher kaum mitbekommen wer ihn besuchte, denn ehrlich gesagt interessiere ich mich kaum für die Politik. Immer wieder habe ich mich gefragt warum? Nur weil ich mich zu einer Frau hingezogen fühle die irgend etwas getan hat. Ihr habt mich nur vor gewarnt und ich weiß doch gar nicht warum es so ist. Keiner sagte mir etwas genaues.“ langsam verlor ich meine Fassung und ich spürte wie Tränen in meinen Augen brannten.
    „Bin ich soviel weniger Wert? Ich soll euren Worten bedingungslos glauben, aber mir glaubt keiner?“ Verzweifelt starrte ich in eine Ecke, während meine rechte Hand die linke drückte.

    Sehr schön, echt wirklich toll wie der Abend hier verlief, dachte ich während ich mich schief grinsend von dem tanzenden Paar abwandte. Ihr wird jedes Mittel recht sein um mich den Rest des abends zu ignorieren und vielleicht sogar zu provozieren.
    Ein sehnsüchtiger Blick glitt zu Alpina, die irgendwie angeschlagen wirkte und von der Fremden einen Becher gereicht bekam. Schade ich vermisste sie und die langen Gespräche mit ihr. Es sah wirklich so aus, als hätte ich ein wunderbares Talent, mir es mit allen zu verderben.
    Niedergedrückt suchte ich mir einen Sitzplatz. Sollte ich alleine nach Hause gehen? Die neuen Kleider konnte ich ihr ja dann schicken. Aber ich wollte doch bei ihr sein. Ich liebte sie doch. Deprimiert trank ich das nächste Met und nickte ein. War es das frühe Aufstehen beim Tempeldienst oder war es das ungewohnte Met?

    Wie am Tag zuvor angekündigt war ich zur Casa Helvetia gegangen um mich zu verabschieden. Zuerst wollte ich zu Alpina. Bevor ich an der Türe zu ihrem Cubiculum anklopfte, hielt ich an.
    Ich lauschte, man konnte hören wie fröhlich sie mit ihrer Tochter spielte. Zu schade jetzt musste ich das Spiel unterbrechen. Seufzend klopfte ich.

    Der Kerl kann einfach nicht dafür, wie oft werde ich noch spöttische und abwertende Bemerkungen über Alpina und ihre Arbeit hören, dachte ich empört. Deshalb konnte ich mir auch nicht verkneifen vor mich her zu brummeln. „Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, ich dachte ich wäre im Altersheim, lauter fragte ich dann, "wie komme ich dann an die Patienten? Ist da eine Wache die mich zu ihnen lässt und wie schütze ich vor ihnen? Also vor den Verbrechern?“ Ich wäre doch das perfekte Opfer für sie. Vielleicht sollte ich auch eine Kampfausbildung machen, zumindest soviel lernen, dass ich mich Notfalls verteidigen konnte.
    Neugierig schaute ich mich um als ich Balbus folgte. Nein hier war wirklich keine Taberna Medica, alleine am Geruch war der Unterschied zu erkennen, geschweige von allem anderen.

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca


    Mit jedem Met steigerte sich meine Verärgerung über meine Göttin. In meinem Zustand interessierte mich nicht der Ort an dem wir uns befanden, auch nicht die Menschen die noch anwesend waren. Ich wollte einfach nur Klarheit. So machte ich mich auf die Suche nach ihr.
    Sie befand sich im Gespräch mit unserem Gastgeber und Curio. Ohne Scheu stellte ich mich dazu, schließlich war bekannt, ich gehörte zu ihr.
    War es aus ehrlicher Bewunderung oder doch, um sie ein wenig zu verletzen, im nach hinein hätte ich es nicht mehr sagen zu können. Mein Gesprächsbeitrag zu dem Kulturprojekt war einfach kurz und klar. „Mit Phrynes Unterstützung wird die Theateraufführung bestimmt ein Erfolg. Wenn einer etwas davon versteht, dann sie.“ Mit einem Lächeln schaute ich sie und dann den Praefecten an, es umspielte nur meine Lippen, um meine wahre Gedanken zu verbergen.

    "Salve Liam, würdest du bitte Iullus Helvetius Curio, Duccia Silvana und Susina Alpina ausrichten ich käme morgen Nachmittag um mich bei ihnen zu verabschieden. Danke dir." Die Frage was kann ich für dich tun, sagte mir genug, ich grinste schief meinte noch, "Vale bis morgen", ehe ich mich um drehte und ging.

    „Hm“ antwortete ich mit einem nicken, auf seine Frage nach der Tunika. Im Geiste war ich mit meiner zukünftigen Arbeit beschäftigt. Sie würde sein wie ich mir es gedacht hatte, lange Zeit bestimmt, schaue und lerne. Sonst wie bei allen Gehilfen und Lehrlingen, gehorchen, sauber machen, Botengänge tätigen, wenn man Pech hatte Prügelknabe für alles sein was schief lief. Ich hatte zumindest aber die Gelegenheit von einem guten Chirurgicus lernen, denn ich hatte ihn arbeiten gesehen.
    Seinen Anweisungen folgend fing ich an zu Wischen und zu Bürsten. Beim Boden bürsten, stellte ich fast grinsend fest, also auf den Knien werde ich die nächste Zeit verbringen und schrubbte weiter.

    Noch immer unschlüssig, erwiderte ich den Gruß und nahm gehorsam wie ein Sklave den Schwamm und tauchte ihn in das Essigwasser. Ich hörte sein Cave, doch etwas war auch neugierig in mir. Es war als ob ich zweigeteilt wäre. Ein Teil von mir wollte weg laufen, der andere Teil wollte sehen, begreifen, lernen.
    Schon spritzte etwas stinkiges, schleimiges auf meine Hand und meine Tunika. Ich wischte, schaute, lernte, würgte und wischte.


    Sein plötzlich an mein Ohr dringendes „Na? Angekommen in der Welt der Gladiatoren?“, riss mich brutal in die Wirklichkeit zurück. Nachdem ich vergebens versuchte den galligen Geschmack in meinem Mund los zu werden, schluckte ich nochmals nickte und antwortete krächzend „ja. Und ja ich möchte bei dir in die Lehre gehen.
    Nach kurzem zögern fragte ich, "wo kann ich schlafen?"
    Was blieb war die Frage, wie oft ich es noch bereuen würde.

    Beim Ludus angekommen, hatte mir ein eher schmächtiger Kerl mit einem anzüglichen Grinsen den Weg zum Chirurgicus gewiesen. Als ich ihn nun erblickte hielt ich unwillkürlich inne. War das wirklich das richtige was ich jetzt vorhatte?
    Mein Gefühlsleben war ein einziges Chaos und Publius Gavius Balbus hatte ich mehrmals bei seinem wirken in der Casa Helvetia kennen gelernt. Mehr noch er hatte mir sogar angeboten zu ihm in die Lehre zu kommen, mit der Bemerkung, bei ihm würde ich mehr lernen als Salbe an zu rühren.
    Alpina hielt ihn für einen guten Chirurgicus, …. trotzdem mir gefiel nicht wie er mit den Menschen umging, schon gar nicht mit seinen Patienten. Wenn ich mich nun hier umsah, war die Umgebung gerade dazu da mich durch die Hölle zu schicken.
    Sollte ich nicht lieber zum Tempel zurückkehren und Priester werden? Zaudernd stand ich da und beobachtete das Geschehen.