Beiträge von Kaeso

    Das ist nun wieder typisch, dachte ich mir während ich in aller Seelenruhe durch das Stadttor spazierte, hätte ich einen Federbusch auf dem Kopf getragen oder wäre sonst ein Obermacker gewesen, wären sie gleich zu Hauff angerannt oder hätten sogar stramm gestanden, so war es aber nur ich, ein kleiner Pimpf den man nicht beachten musste.
    Die waren aber auch so was von nachlässig hier, lehnten gegen die Mauer, quatschten miteinander oder wie der Eine, puhlten in den Zähnen rum.
    Hieß es nicht immer in Germanien müsste man aufpassen. Die Stämme würden laufend versuchen einen Überfall zu starten. So wie es hier abging, ständen die Germanen plötzlich auf dem Forum von Mogontiacum und keiner wüsste wie sie dort hingekommen wären.
    Ob es hier überhaupt ein Forum gab, fragte ich mich. Bestimmt gab ich mir selber die Antwort, groß genug war es. Überhaupt so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Sah doch richtig römisch hier aus. Neugierig marschierte ich weiter aber nicht ohne mich nochmal um zu drehen und der Wache die Zunge rauszustrecken. :P War nur die Frage ob sie es sehen würde.

    Nichts wie weg


    War das eine Aufregung gewesen. Ich hatte das Gefühl die ganze Straße wäre hinter mir her. Dabei hatte ich was tun müssen und passiert wäre es irgendwann so wieso.. Oft genug hatte ich ihn gewarnt, er solle endlich mit der Sauferei aufhören, dann wäre auch genug Geld im Haus. Aber nein, es wurde immer schlimmer, es reichte nicht mehr dass Mutter ständig geprügelt wurde, nein, jetzt waren auch noch meine Schwestern dran. Besonders die Älteste, die immer öfter Mutters Aufgabe übernahm, da diese immer schwächer wurde. Die letzte Schwangerschaft und die Fehlgeburt hatten ihr schon arg zugesetzt.
    Dann eines Abends war es so weit, meine Schwester hielt sich die Rippen und bekam kaum noch Luft. In meinem Kopf machte es Klick als ich die Wohnung betrat und sah was los war. Sofort brüllte ich los, „wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst die Prügelei lassen? Jetzt reicht es mir.“ Schon hatte ich einen Krug in der Hand und donnerte diesen auf den Kopf des Alten. Der jaulte schmerzhaft auf, drehte sich zum mir und holte aus. Ich wesentlich gewandter als der total Betrunkene, bückte mich weg, rammte mein Knie in seine Weichteile. Abermals ertönte ein aufjaulen mit gleichzeitigem zusammenklappen seines Körpers. Schon stand ich neben ihm. Hob mit der Linken sein Kinn hoch und versetzte ihm einen Faustschlag in Richtung Nase, so das er nach hinten gegen die Wand donnerte. Da lag er nun oder eher, da hing er halb schräg verdrehte noch die Augen. Blut, von dem schlag mit dem Krug bahnte, sich seinen Weg durch den Haarschopf über die Stirn in Richtung Wange.
    Bei dem ganzen Zirkus hatten wir nicht mitbekommen, dass die Wohnungstür aufstand. Prompt stand dann die alte Vettel von nebenan in der Türe, sah den Alten und kreischte los. „Du hast ihn umgebracht, den eigenen Vater, Vatermörder du. HILFE! HILFE! MÖRDER!“
    Verunsicher warf ich einen Blick auf die Alkoholleiche, rannte wie ein geölter Blitz an dem noch immer kreischenden lärmenden Weib vorbei, die Treppenstiegen abwärts, meist mindestens zwei Stufen gleichzeitig nehmend auf die Straße, gleich weiter in die nächste Gasse hinein. Erst nach einer endlosen Hatz durch das ganze Viertel kam ich schließlich an einem kleinen Park zum stehen. Mich hinter ein paar Sträucher versteckend, nach Luft ringend, versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen.
    Noch immer dröhnte das Mörder, Vatermörder in meinen Ohren, genauso wie das, noch auf der Straße zu mir hin dringende, aufhängen wird man dich.
    Eins stand fest ich musste weg, weg aus Rom am besten in irgend eine Provinz. Wohin aber und wie sollte ich diese Flucht bezahlen? Ich war nichts und hatte nichts. Wer würde einen dreizehnjährigen Straßenjunge Roms Arbeit geben? Oder sogar auf eine Reise mitnehmen? Eine Lösung musste also unbedingt her.
    Bei der ganzen Aufregung kam mir überhaupt nicht in den Sinn mich zuerst einmal zu vergewissern, ob der Alte Suffkopp überhaupt abgenippelt war. Wie auch immer, jetzt musste ich zuerst einmal an mich selber denken und einen Platz für die Nacht suchen. Bestimmt war die Miliz schon hinter mir her ich sah mich im Geiste schon im tiefsten Loch der Castra. Da fiel mir ein, ganz in der Nähe war ein kleiner alter verwitterte, mit Gestrüpp umwucherte Tempel. Schnell machte ich mich auf den Weg ehe es stockfinster werden würde.
    An schlafen war in der Nacht nicht zu denken. Ab und an döste ich ein und schreckte gleich wieder hoch. Ein nagendes Hungergefühl tat sein übriges dazu.
    Früh, noch im Morgengrauen machte ich mich auf in Richtung Stadttor. Vielleicht hatte ich Glück und jemand nahm mich mit als Laufbursche oder ähnliches.
    Verwundert schaute ich die Straße entlang, was war denn heute los? Flucht aus Rom? Ein riesige Schlange wartete an dem Stadttor. Es schienen einige reiche Familie zu sein die mit Sack und Pack auf Reise gingen oder wegzogen.


    Monate waren vergangen und ich hatte es geschafft ohne besondere Vorkommnisse aus Rom weg zu kommen. Genauso hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mich nach Germanien durch zu bringen. Überall hatte ich meine Hilfe angeboten, zum Lohn Essen erhalten und hier und da ein paar kleine Münzen erhalten. Schlafgelegenheiten fand ich ebenfalls meist ohne Probleme.
    Jetzt war es soweit, nur noch durch die Stadttore von Mogontiacum um ein neues Leben konnte beginnen.