Beiträge von Kaeso

    Die Große Mutter meinte es gut mit uns, das Wetter an diesem Tag war wie dafür geschaffen, die Kiefer in einer Feierlichen Prozession zum Tempel zu bringen. Verschwitzt kamen wir bei den wartenden Frauen an.
    Ich schaute in das strahlend Gesicht meiner Göttin und irgendwie gelang es mir dicht an ihr vorbei zu gehen. Leise raunte ich ihr zu, „wie wunderschön du mit dem Blumenschmuck bist. Ich liebe dich meine Göttin.“


    Beglückt hörte ich den von Instrumenten begleiteten Gesang, sah die die gestreuten Blumen, welche als Teppich für den Weg des Baumes ausgestreut wurden. Von singenden und tanzenden Menschen umgeben kamen wir am Kultheiligtum an.

    Unwillkürlich stöhnte ich auf und sog dabei die Luft durch die zusammengebissenen Zähne ein, als Hiltbert den Treffer von Astivus einstecken musste. Ich konnte einfach nicht verstehen mit welcher Freude die Zuschauer dem Kampf zuschauten und auch noch die Kämpfer anspornten um noch mehr zu sehen.
    Noch weniger verstand ich Balbus, der sich schon darauf zu freuen schien, Arbeit zu bekommen. Ich hörte trotz des Lärms, wie in unserer Nähe Bato mit Pugnax diskutieren. Nein ich verstand die Menschen nicht, hatte sie schon nicht verstanden, als sie mit den Kampfvorbereitungen zu der Arena eilten. Sie weideten sich daran wie zwei Männer einander, mehr oder weniger freiwillig, auf einander einschlugen und sich verletzten. War ich hier wirklich am richtigen Ort?
    Was sollte ich aber sonst machen? Ich musste da durch, wenn ich mir meinen Traum, von einem guten Heiler, Chirurgicus zu werden, erfüllen wollte. Hier gab es die Möglichkeit ein breites Band des zukünftigen Betätigungsfeldes kennen zu lernen.
    Ich betrachtete den Chirurgicus von der Seite und hätte fast geseufzt bei dem Gedanken, ihn um ein paar freie Tage zu bitten, für meine Initiation im anstehenden großen Frühlingsfest des Kybele Kultes. Nein ich durfte ihm nicht den wahren Grund nennen, von ihm würde ich bestimmt nur ausgelacht werden und Hohn und Spott ernten.
    Jetzt galt es aber erst weiter auf den Kampf zu achten, denn Astivus wollte nicht aufhören, er setzte dem angeschlagenen Neuling noch nach. Das warum ging mir nicht ein. Er hatte doch schon seine Überlegenheit demonstriert.

    Trotz, dass ich so aufgeregt war, genoss ich es als meine Göttin mir das blutgetränkte Gewand abstreifte. Spürte wie die Kraft in meinen Lenden wuchs als ich meine Göttin schön und stolz vor mir stand.
    Ich wusste es in dem Augenblick als wir in Extase unseren gemeinsamen Höepunkt erlebten, Kybele und Attis hatten ihren Sohn gezeugt. Ich würde ihr das geben was sie sich am meisten wünschte. Die Große Mutter würde ihn ihr, uns schenken. Neues Leben war entstanden.
    Liebevoll glitt immer wieder mein Blick zu meiner Göttin als wir gsäubert und neu gewandet wurden. Endlich konnte ich ihr etwas wiedergeben, von all dem was sie mir geschenkt hatte.


    Voller stolz betrachtete ich mein Festgewand in dem tiefen satten Gelbton, bei welchem Claudius Atticus mir mit so viel Liebe geholfen hatte es mit Glöckchenen, Troddeln und Amuletten zu schmücken. Ich hatte sehr wohl gespürt was in ihm vorging. Zum erstenmal, seit der Vergewaltigung von Gurox, zuckte ich nicht mehr zurück und verkrampfte ich mich nicht mehr, als eine Männerhand mich berührte.


    Wie genoss ich es Hand in Hand mit meiner Göttin, wohl riechend, festlich gekleidet, mit Blumenkränzen beschenkt, zur Festtafel zu schreiten. Wie gerne hätte ich sie in meinem Glück in die Arme genommen und geküsst, was ich aus Sorge den Ablauf der Zermonie zu stören aber unterließ.

    Hatte ich zuerst außer dem Gallus und meiner Göttin kaum etwas wahrgenommen, so holte mich das einsetzen der Musik, das Gelächter und klatschen der Mysten langsam zurück. Ich konnte es nicht fassen, ich Kaeso hatte die Initiation mittels des Tauroboliums überstanden, ich war für die Ewigkeit wiedergeboren.
    Strahlend ließ ich mich von der Inkarnation der Magna Mater kränzen. Meine Göttin hielt mir den Becher mit Milch hin. Ich gehörte zu den Fanatici.
    Was dann geschah war wie ein Traum, es war etwas was ich niemals zu erhoffen gewagt hätte. Wieder einmal ließ ich mich von meiner Göttin leiten. Ich spürte ihrer Hand in der meinen, stieg neben ihr die Stufen hoch und betrat den mir gut bekannten Tempel. Er war kaum wieder zuerkennen, so prachtvoll war er hergerichtet. Ich hatte eine neue Welt betreten, ich sah die Kline und wusste noch immer nicht um ihre Bedeutung. Um nicht das Gebet, meiner Göttin, zur großen Mutter zu stören wagte ich kaum zu atmen. Erst bei ihren Worten, „als Inkarnation des Attis“, begriff ich es wirklich, wir waren die Inkarnation der Kybele und des Attis. Deshalb die Kline und hier im Tempel durfte ich mit ihr das Hieros Gamos vollziehen, wenn die große Mutter mich für würdig empfand.
    Eine nie empfundene Erregung ermächtigte sich meiner. Ich konnte kaum die Antwort abwarten. Sah wie der Rauch sich zum Tempeldach emporschwebte. Voller Dankbarkeit sprach ich: „Ich danke dir Große Mutter, dass du mich deinen Diener für würdig siehst.“
    Mit klopfenden Herzen ergriff ich die Hand meiner wunderschönen Göttin und führte sie zu der hergerichteten Kline.

    Die Zeit verann, zäh wie Baumharz. Mein Herzschlag steigerte sich von Minute zu Minute. Jetzt wusste ich erst wirklich was Angst bedeutete. Mir wurde kalt und ich begann zu zittern. Würde ich jetzt sterben? Wodurch würde ich sterben? Plötzlich ein Geräusch, ein seltsames klacken, dann spürte ich es. Es waren meine Zähne die aufeinander schlugen.
    Ich versuchte die Furcht zu stoppen. Nein das konnte so nicht enden, Atticus der Oberpriester hatte doch gesagt, anschließend an das Taurobolium, dessen dunkles und blutiges Ritual dich an die Pforte des Todes führen wird, wo dich die Große Mutter in ihrer unendlichen Güte erneut ins Leben holt, so du ihr mit reinem Herzen wahrhaft dienst.
    War ich reinen Herzens? Wenn nicht wäre es jetzt mein Ende. Aber ich wollte doch ein Fanaticus, ein Diener der Großen Mutter werden.
    Jetzt erst bemerkte ich, dass sich etwas verändert hatte, etwas fehlte was ich jetzt erst bemerkte, dass es da war. Die dumpfe Trommelschläge, der traurig klagende Gesang.
    Wieder entsetzliche Stille, in der ich jetzt das in aufspritzen der Blutstropfen in den Blutlachen hörte. Abermals ein neues Geräusch, die Türe wurde geöffnet, ein schwacher Lichtschein drang ein. Vorsichtig ging ich dem von Fackeln und Feuerschalen hervorgebrachtem Licht entgegen.
    Als erstes sah ich unseren Gallus in seinem malvenfarbenes Gewand mit welches noch mehr wie üblich mit vielen Amuletten, Metallplättchen und Glöckchen behängt war.
    Mir stockte danach fast der Atem, so schön, überirdisch, ja göttlich hatte ich sie noch nie gesehen. Wie würdevoll sie vor mir stand in ihrem langen bunten Gewand mit vielen Falten, dem zarten Schleier über dem Haar welches gekrönt von einer glänzenden Mauerkrone war. Meine Göttin, die ich bei diesem Anblick noch mehr begehrte und liebte.
    Vergessen waren alle Nöte und Ängste, befreit atmete ich tief ein und nahm den von Atticus gereichten Kernos und sprach in die erwartungsvolle Stille hinein die Einweihungsformel: „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“

    Es war als ob ich alles Folgende, das Schreien des Stieres, den Geruch des Blutes, den wartende Gallus mit dem Kernos, nicht wirklich wahrnehmen würde, als würde ich es als Zuschauer erleben. Ja ich sah mich mit staksenden Schritten auf Atticus zu gehen und die blutigen Hoden in das Gefäß legen. Wie durch eine Nebelwand hörte ich seine Worte, und folgte wie fremdgesteuert seiner Aufforderung.
    Dann plötzlich Dunkelheit, das entsetzliche Geschrei des Stieres, laute, zu laute zu wilde Musik, Blut was von der Decke herunter tropfte. Oh Muter lass doch den Lärm aufhören, damit ich meine Sinne in der Dunkelheit einsetzen kann.
    Ich bin alleine, ist das nun das Ende? In meiner Not rieb ich mir durchs Gesicht.
    In diesem Augenblick wurde es still. Noch einmal hörte ich das Brüllen des Stieres.
    Jetzt rann warmes, dampfendes Blut von oben auf mich. Lauschend tastete ich umher, was würde noch hier unten geschehen. Sollte jetzt nicht das "hieros gamos" kommen? Was mochte meine Liebesgöttin machen?
    Ich besann mich und versuchte mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    Für meine Zeit, als Profani, war ich mit einem grasgrünes Gewand bekleidet, wie in der Zeit, die ich in Kontemplation im Tempel verbracht hatte. Es war eine heitere und erwartungsvolle Stimmung, die sich mit dem allmählich nähernden Sonnenuntergang in eine von mir nie gekannte Stimmung verwandelte. Nachdem wir die Fackeln und Feuerschalen angezündet hatten, spürte ich, nicht allein durch die Unruhe des Stiers etwas auf mich zukommen. Was mir dann auch die Worte von Claudius Atticus bestätigten.
    Den Blick auf das Messer, welches sich plötzlich in meiner Hand befand, gerichtet, schluckte ich mehrmals. Unsicher schaute ich zu dem Stier, dann zu den Männern, würden sie ihn halten können? Zögernd, langsam näherte ich mich ihm. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus um ihn schon einmal im Vorfeld zu berühren. Ich spürte seine Wärme, sein starkes Leben, und ich soll ihm seiner wichtigen Teile berauben. Würde dieses Tier, seine Wildheit in seinem Schmerz nicht an mir auslassen. Oh große Mutter, verleihe mir Mut und Stärke, flehte ich. Hier musste ich alleine durch. Fuß vor Fuß setzend näherten der Stier und ich mich dem Podest, das Messer in der Hand. Mein Blick wanderte zu seinen Hoden. Das ist kein Mann das ist ein Stier, dementsprechend ihre Größen, Kaeso renn weg, sagte mir eine einflüsternde Stimme.
    Die Zähne zusammenbeißend machte ich die letzten Schritte. Schaute auf die Männer, stark sahen sie ja aus. Ich schloss meine Augen, flehte, Mutter hilf mir.
    War es die Mutter oder die Erfahrung der Vergangenheit? Vor meinem Auge sah ich Publius Gavius Balbus, den Chirurgicus des Ludus. Er arbeite nicht zögerlich sondern schnell und präzise mit seinem Messer. So muss es sein, redete ich mir selber zu. Der Stier darf nicht lange leiden, es muss schnell gehen, so dass er erst zu sich kommt und den Schmerz empfindet, wenn alles geschehen ist.
    Noch näher an den Stier herantretend streichelte und klopfte ich ihm die Seite, seinen schnaubenden Atem ignorierend schloss ich abermals die Augen um mich zu sammeln. JETZT! Befahl ich mir selber.
    Woher ich den Mut, die Geschwindigkeit und die Kraft genommen hatte, konnte ich im nachhinein nicht mehr sagen. Ich kam zu mir, weil ich überall warme Flüssigkeit an mir herunterrennen spürte. Es war Blut, das Blut des schreienden Stiers.

    Es war soweit, die Feierlichkeiten zum Großen Frühlingsfest sollten heute beginnen. Fertig eingekleidet, stand ich, innerlich vor Aufregung zitternd, neben meiner Göttin. Ist es wirklich nur Aufregung, hatte ich mich schon mehrmals gefragt. Meine Sicherheit, die ich am Tag meines Schwurs gezeigt, hatte ich schon lange nicht mehr.
    In den letzten Nächten hatte ich kaum geschlafen, wenn doch, war ich schon bald in Schweiß gebadet aufgewacht. Mehrmals hatte ich die Versuchung nieder gerungen, Alpina auf zu suchen und mit ihr über meine Ängste zu sprechen. Ich hatte geschworen, mit niemanden überdies zu sprechen und den Schwur wollte ich nicht brechen, auch wenn bis jetzt noch nichts geschehen war.
    Meine Sorgen und Ängste hatten ein Rückblick auf die Einweisung zu dem Ablauf der Feierlichkeiten ausgelöst. Abends wenn Ruhe eingekehrt war und ich in meinem winzigen Raum im Ludus alleine, versuchte mich in Gedanken vorzubereiten kamen mir immer wieder, bestimmte Teile der Beschreibung des Gallus in den Sinn. Zuerst war es nur die Vorfreude. Ich der Profanus, der einfachen Gläubige, sollte zum Fanaticus , einem "Diener der Großen Mutter" werden. Meine Aufnahme in die Kultgemeinschaft, die Initiation mittels des Tauroboliums. Ich konnte es immer noch nicht glauben.
    Plötzlich erinnerte ich mich an mehr. Wie hatte Claudius Atticus der Oberpriester gesagt? „Dessen dunkles und blutiges Ritual dich an die Pforte des Todes führen wird.“ Was soll das bedeuten, überlegte ich angestrengt, dann erinnerte ich mich an Attis. In dem Augenblick unterdrückte ich gerade noch einen Aufschrei, wobei ich kerzengerade in meinem Bett hochschoss. Die werden doch nicht..... nein das nicht.....nicht das sie es mir vorhergesagt hätten, …. dazu hätte ich doch mein Einverständnis geben müssen.... Nein, dann könnte ich doch nicht die restlichen Tage durchstehen....aber irgendetwas musste doch daran sein.
    Die ersten Tropfen des Zweifels, der Angst waren gefallen. Grübelnd saß ich in meinem Bett. „Wenn du nach dem „hieros gamos" mit der Großen Göttin“ hatte Atticus gesagt. Was sollte das heißen wie würde das von statten gehen? Oh was war ich nur für ein Einfaltspinsel gewesen, warum hatte ich nicht nachgedacht? Warum nicht nachgefragt? Ich hatte doch die Möglichkeit dazu.
    Dann war da noch die Opferung der Ziege, wobei wieder Blut eine große Rolle spielen sollte, genauso wie das geißeln und bis aufs Blut ritzen.


    Selbst als ich mit den anderen, an der Seite Phrynes beim Schilf schneiden war, hatte ich nicht über meine Fragen, Sorgen und Ängste gesprochen. Nein für mich stand fest, ich würde das durchstehen und meinen Mann stehen, komme was wolle. Außerdem war da noch die Große Mutter, sie würde mir beistehen.


    Nun lächelte ich noch kurz meiner geliebten Göttin, mit einem maskenhaftem Lächeln zu, ignorierte meine weichen Knien und mein hämmerndes Herz, trug trotz allem voller Stolz meine Schilfrohre vor dem Festwagen her.
    Langsam spürte ich wie sich die Umklammerung der Zweifel und Angst legte und begann sich in dem Festrubel aufzulösen. „[SIZE=7]Danke Große Mutter“[/SIZE] hauchte ich.

    Bewegungslos lauschte ich den weiteren Ausführungen von Claudius Atticus zu dem Frühlingsfest. Plötzlich zuckte ich unmerklich zusammen, noch ehe ich wirklich realisierte, was ich da gehört hatte. Dann kam es mir, „Wir geißeln und ritzen uns bis aufs Blut.“ Bisher hatte ich nur an tierisches Blut bei der Opferung gedacht aber nun hörte ich, es würde auch schmerzlich und blutig für die aktiven des Kultes, für mich werden. Wollte ich das? Mich geißeln? …. Ja ich wollte, wenn es nur auf diese Art ging zur inneren Gemeinschaft zu gehören. Ja ich wollte so der Großen Mutter dienen und zu einem Fanatici werden.
    Anstrengend, kräftezehrend, ja schmerzhaft würde es werden. „Hast du noch Fragen bevor ich den Abschluss der Festlichkeiten beschreibe?“ Ja ich hatte noch Fragen eine Unmenge von Fragen. Sollte ich sie stellen? Ich beschloss es zu lassen. Würde ich sie stellen, dann kamen vielleicht doch Zweifel auf. Mich würde vielleicht der Mut verlassen. Nein, ich wollte ein Diener der Großen Mutter werden.
    Außerdem wenn ich das Leuchten in den Augen des alten Priester sah, der dieses Fest bestimmt Jahrzehnte erlebt hatte, konnten einen diese Rieten nur im Glauben bestärken. Alle Unsicherheit geheime Ängste glitten wieder ab. Wieder an Sicherheit für mein Vorhaben gewonnen, schüttelte ich mit dem Kopf. „Nein“, kam nur kurz aber deutlich meine Antwort.

    Zwischendurch schaute ich immer wieder zu meiner Göttin. Was würde das für ein Fest werden. Sie eine Priesterin der Großen Mutter und ich ein Diener. Ich sollte aufgenommen werden. Es war mein erster Erfolg hier in Germanien, und wem hatte ich es zu verdanken? Wer hatte mich hierhin gebracht, meine Göttin. Es kostete mich große Mühe, nur mit großer Anstrengung hielt ich mich zurück, weil es wie ich meinte gerade unangebracht war, sonst hätte ich sie auf der Stelle in meine Arme genommen und mindestens geküsst.


    Mit klopfendem Herzen hörte ich zu und stellte mir vor was der Priester zu dem weiteren Verlauf der Initiation berichtete. Eingenommen von dem Bericht wiederholte ich die Formel.
    „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“
    In meiner Aufregung wiederholte ich sie gleich ein zweites Mal, nur um ganz sicher zu sein.
    „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“
    Danach schenkte ich der künftigen Priesterin ein strahlendem Lächeln.

    Was für eine Frage, natürlich wollte ich der großen Mutter dienen. Gleich legte ich meine Hand auf mein Herz, hob die Schwurhand hörte dabei die drängende Aufforderung des Gallus zu schwören. Ohne jeden Zweifel sprach ich: „Von den Riten, die in dieser Nacht stattfinden, werde ich niemals jemandem erzählen. Alles, was im Heiligtum der Großen Mutter im Zuge der Initiation und der Feierlichkeiten der Hilaria stattfindet, wird auf ewig geheim bleiben. Das schwöre ich bei der großen Mutter.“
    Leicht benommen von dem großen Augenblick, lauschte ich dem Nachhall meiner Worte, solch einen feierlichen Moment hatte ich noch nie erlebt. Es war bestimmt ergreifender, als die Schwüre der Soldaten.

    Erleichtert atmete ich auf. So war ich also kein Einzelfall den solche Sorgen quälten. Jetzt wunderte ich mich über mich selber, warum nur war ich mit so gemischten Gefühlen hier hin gekommen.
    „Natürlich werde ich bei der Aufstellung deines Opfersteins zugegen sein. Nichts in der Welt könnte mich davon abhalten,“ antwortete ich voller Überzeugung. Meine Göttin würde Priesterin werden.
    Als meine Göttin dann auch noch anfing mich zu füttern, war es fast so wie immer.
    Ihre nächste Frage beantwortete ich mit einem verschmitzten Lächeln. „Es würde dir dort gefallen. Das Leben im Ludus ist anders als ich es bisher kannte. Es ist ein reines Männerleben.“ Seltsam dachte ich früher hätte mich der Gedanke, meine Göttin im Ludus, bestimmt wahnsinnig gemacht. „Doch weiß du, ich glaube da ist kaum einer der mehr als der hier bieten kann.“ Dabei nahm ich ihre Hand und führte sie dort hin, wo es sich schon seit meiner Fütterung zu regen begann. „Gut“, fuhr ich fort, "die meisten haben, was sonst ihren Körper betrifft einen besser trainierten als ich. Dies würde ich gerne ändern, finde aber keinen richtigen Weg meine Muskeln auf zu bauen. Jeder sieht mich nur als schmales Hemd an. Bestimmt wird mir dies noch irgendwann zum Verhängnis.“ Dann war es aber um mich geschehen, ich beugte mich zu ihr, nahm sie in meine Arme und küsste sie liebevoll. „Oh meine Göttin, wie habe ich dich vermisst und gelitten.“ Brachte ich heiser zwischen den Küssen hervor. „Bitte bestrafe mich nie wieder mit solch einer Verachtung. Noch einmal stehe ich das nicht durch.“

    Man merkte Claudius Atticus die Vorfreude auf das kommende große Frühlingsfest an. Gewiss hatte der alternde Priester des Kybele Kultes, schon oft Vorbereitungen für dieses Fest getroffen, dennoch konnte ich keine Abnutzung seiner Hingabe erkennen. Eher im Gegenteil, mir war als ob es ihm nach wie vor große Freude bereitete. Oder liegt es an den Hauptakteuren, fragte ich mich als mir wieder einmal der Blick des Glaucus auffiel, als er mich betrachtete. Irrte ich mich? Nein das konnte nicht sein. Doch es war so, ich bemerkte seine Vorfreude darauf, mir bei dem Gewand und seiner Ausschmückung behilflich zu sein. Ein leichtes lächeln und nicken von meiner Seite sollte ihm zu verstehen geben, dass ich sein Angebot dankbar annehmen würde.
    Verlegen schaute ich zu Phryne, als der Glaucus mich fragend anschaute. „Ja Phryne hat alles in die Wege geleitet. Du wirst, wie sie versicherte, zufrieden sein.“

    Es tat wirklich gut so freundlich empfangen zu werden. „Salve Glaucus, nun sagen wir so, der Hunger treibt manches rein, wenn es sein muss auch Fisch“, antwortete ich und folgte ihm ins Tricilinium.
    Der Anblick meiner Göttin brachte mich ein wenig durcheinander. Wie so oft, hatte ich sofort ein Bild in meinem Kopf. Es würde dort bestimmt für die Ewigkeit eingemeißelt bleiben. Das erste Bild von den verführerisch langen Beine, welche sie mir zum ersten Mal in der Casa Helvetia gezeigt hatte.
    Ihre Begrüßung verwirrte mich noch mehr. Es war ganz so als ob ich sie erst am Vortag verlassen hätte. Jetzt nahm ich all meinen Mut zusammen, ging auf sie zu, beugte mich nieder und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Salve meine Göttin“ um mich gleich danach zu ihr zu setzen.
    Das Essen beachtete ich vorerst nicht. Ich merkte ich hatte Hunger auf etwas viel besseres. Verlegen schluckte ich, zuerst musste das mit dem Opfertier geklärt werden. „Ich habe ein großes Anliegen“, fing ich mit einer etwas belegten Stimme an. „Wie du sicher mitbekommen hast, steht zum Frühlingsfest meine Aufnahme in die Kultgemeinschaft an. Nur es gibt ein Problem, man erwartet die Spende eines Opfertieres. Du kennst meinen Finanzstatus. Gallus riet mir mit dir darüber zu sprechen. In der Hoffnung irgendwie die nötigen Mittel auf zu treiben, habe ich so lange wie möglich hinausgeschoben, mit dir darüber zu sprechen. Doch nun wird eine Antwort von mir erwartet. Ansonsten müsste ich noch ein paar Jahre warten.“
    Verlegen starrte ich auf meine Hände. Es gab nichts was ich mehr haste als diese Abhängigkeit.

    Da stand ich nun nach längerer Zeit mit Herzklopfen vor der Casa Acilia. Ich war gespannt ob man mich noch einlassen würde. Unser letzter Abschied war ja recht kalt gewesen.
    Heute war es jedoch wichtig, dass sie mich empfing, schließlich stand das große Frühlingsfest der Kybele bevor. Hoffentlich wollte sie mich noch mitnehmen und vielleicht sogar unterstützen, sonst war mein Traum zu Ende und ich wurde nicht aufgenommen.
    Nach dem ich tief durchgeatmet hatte, klopfte ich an.

    Zitat

    Original von Titus Octavius Frugi
    Die Legionäre ignorierten Kaesos Frage, statt dessen kam von dem Octavier eine Frage die ihn schon eine Weile beschäftigte. „In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Acilina Phryne?“
    Frugi hatte da so einen Verdacht und wenn er sich den Burschen so betrachtete lag er damit bestimmt richtig. Nur wie kam es das dieser nicht in der Casa Acilia wohnte. War etwa schon ein abgelegter Liebhaber? Zu ärgerlich, dass das Weib gerade krank danieder lag. Was das wohl für eine Krankheit war? Ob sein Gegenüber etwas damit zu tun hatte.
    Frugi hätte sich die haare raufen können, jedesmal wenn er eine Antwort erhielt taten sich neue Fragen auf. Am besten wäre es gewesen man hätte alle die mit dem Fall zu tun hatten erst einmal eingekerkert, bis alle Fragen zufriedenstellend beantwortet wären.


    „In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Acilina Phryne?“ Ich wiederholte die Frage des Legionärs, wobei ich aber keinen von ihnen ansah. „Ganz einfach, sie ist meine Angebetete, meine Göttin. Ich liebe sie.“ Ruckartig drehte ich mich zu den Legionären. Fast schon trotzig schoss ihnen meine Frage entgegen. „Und was dagegen?“ Ich wusste sehr wohl, was jetzt ihre Meinung über mich sein würde. Was sich darin bestätigte, dass ein leichtes Grinsen bei einen von ihnen zu sehen war.

    Was Balbus gerade über seinen ehemaligen Gehilfen erzählte, entsprach irgendwie meinen Vorstellungen über meinem neuen Lehrer. Das der Chirurgicus nicht zart besaitet und kein Kind von Traurigkeit war, hatte ich schon bei seinen verschiedensten Besuchen in der Casa Helvetia bemerkt. Dies waren auch meinen anfänglichen geheimen Bedenken ausgerechnet bei ihm in die Lehre zu gehen. Gleichzeitig hatte ich aber auch sein Können gesehen. Das Alpina, die manches von ihm einstecken musste, seine Fürsprecherin war, bestätigte, ja drängte mich förmlich bei ihm in die Lehre zu gehen.
    Mein einziges Problem war, ich hatte fast so gut wie keine Ahnung von Gladiatoren. Nur ,mein geringes Wissen, von dem was Jungs sich über sie erzählten oder was man aus Gesprächen unter Männern heraushören konnte.
    In meiner Vorstellung war ein Retiarius eher von Raubkatzenartiger Wendigkeit, zu der sich der Darstellende, nach meiner geringen Kenntnis wohl gehörte. „Ehrlich gesagt ich habe keine besondere Ahnung wie ich einen Gladiator zu einer Kampftechnik zuordnen soll. Der da, entspricht meiner Vorstellung eines Retiarius. Da ich keinerlei Erfahrung in der Beurteilung eines Mannes für seine Befähigung ein Gladiator zu werden, enthalte ich mich besser meiner Meinung. Ich denke mir aber, dass du mir und die Umgebung hier, auch dies im Laufe der Zeit beibringen wirst“
    Jetzt hoffte, dass Balbus meine Antwort nicht zum Anlass nahm, mich bloß zustellen oder öffentlich zu verspotten. Darin hatte er keinerlei Hemmungen, was er gelegentlich bewiesen hatte.

    Zitat

    Original von Titus Octavius Frugi


    Aufmerksam sah ich die drei Legionäre an. „ Über sie weiß ich kaum etwas, ich kann dir nur sagen, dass sie gelegentlich... nun sagen wir es so, sehr freundlich zu den Gästen der Taverne war. Ich nehme an, dies nur zu einem kleinen neben Erwerb wenn Gurox nicht da war.“
    Diese Antwort kam ein wenig verlegen von meiner Seite. „Außerdem glaube ich hielt sie ein wachsames Auge auf die Bande wenn Gurox nicht da war, denn Glaucus und mich verschonte sie durch ihr eingreifen vor weiteren Misshandlungen. Aber ob sie wirklich zu der Bande gehörte oder gar seine Komplizin war, kann ich dir nicht sagen. Ich würde es eher verneinen.“
    Seltsam wie kamen sie darauf, mich nach Flore zu fragen. Überhaupt war die denn wichtig? Sie war doch so gut wie kaum in Erscheinung getreten. „Was ist denn mit der Flore, wieso ist die denn wichtig?“ Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen.

    Ich sah meinem neuen Lehrmeister an, dass er mit meiner Antwort nicht zufrieden war. Was ich jedoch stillschweigend hin nahm. Mein Ziel war war, alles so gut wie möglich von ihm zu erlernen, auch die Selbstverständlichkeiten des Alltages in dem Beruf. Natürlich hatte ich schon einmal einen Verband angelegt, doch ich wollte wissen wie er es machte.
    „Danke“, antwortete ich, „ich denke das nächste Mal kann ich es auch so. Hierzu habe ich keine Frage mehr, doch vielleicht könntest du mir unterwegs sagen, was Bato meinte als er dich fragte, hast du ihm erzählt warum du einen neuen Gehilfen brauchst? Demnach hattest du vorher einen Gehilfen, was war oder ist mit ihm?“
    Auf seine Antwort war ich sehr gespannt. Ich wusste Balbus konnte sehr unfreundlich sein. Ob ich überhaupt eine Antwort erhielt oder nur einen Anraunzer bekam?

    Verwundert schaute ich zu den Legionären. Die suchten mich? Da dämmerte es mir. „Salve, ihr habt bestimmt noch Fragen zu dem Vorfall in der Casa Helvetia. Der Vergewaltigung von Susina Alpina durch diesen Gurox.“ Was sollten sie sonst auch für einen Grund haben, fragte ich mich. Schließlich hatte ich mir nichts zu Schulden kommen lassen.