Es war soweit, die Feierlichkeiten zum Großen Frühlingsfest sollten heute beginnen. Fertig eingekleidet, stand ich, innerlich vor Aufregung zitternd, neben meiner Göttin. Ist es wirklich nur Aufregung, hatte ich mich schon mehrmals gefragt. Meine Sicherheit, die ich am Tag meines Schwurs gezeigt, hatte ich schon lange nicht mehr.
In den letzten Nächten hatte ich kaum geschlafen, wenn doch, war ich schon bald in Schweiß gebadet aufgewacht. Mehrmals hatte ich die Versuchung nieder gerungen, Alpina auf zu suchen und mit ihr über meine Ängste zu sprechen. Ich hatte geschworen, mit niemanden überdies zu sprechen und den Schwur wollte ich nicht brechen, auch wenn bis jetzt noch nichts geschehen war.
Meine Sorgen und Ängste hatten ein Rückblick auf die Einweisung zu dem Ablauf der Feierlichkeiten ausgelöst. Abends wenn Ruhe eingekehrt war und ich in meinem winzigen Raum im Ludus alleine, versuchte mich in Gedanken vorzubereiten kamen mir immer wieder, bestimmte Teile der Beschreibung des Gallus in den Sinn. Zuerst war es nur die Vorfreude. Ich der Profanus, der einfachen Gläubige, sollte zum Fanaticus , einem "Diener der Großen Mutter" werden. Meine Aufnahme in die Kultgemeinschaft, die Initiation mittels des Tauroboliums. Ich konnte es immer noch nicht glauben.
Plötzlich erinnerte ich mich an mehr. Wie hatte Claudius Atticus der Oberpriester gesagt? „Dessen dunkles und blutiges Ritual dich an die Pforte des Todes führen wird.“ Was soll das bedeuten, überlegte ich angestrengt, dann erinnerte ich mich an Attis. In dem Augenblick unterdrückte ich gerade noch einen Aufschrei, wobei ich kerzengerade in meinem Bett hochschoss. Die werden doch nicht..... nein das nicht.....nicht das sie es mir vorhergesagt hätten, …. dazu hätte ich doch mein Einverständnis geben müssen.... Nein, dann könnte ich doch nicht die restlichen Tage durchstehen....aber irgendetwas musste doch daran sein.
Die ersten Tropfen des Zweifels, der Angst waren gefallen. Grübelnd saß ich in meinem Bett. „Wenn du nach dem „hieros gamos" mit der Großen Göttin“ hatte Atticus gesagt. Was sollte das heißen wie würde das von statten gehen? Oh was war ich nur für ein Einfaltspinsel gewesen, warum hatte ich nicht nachgedacht? Warum nicht nachgefragt? Ich hatte doch die Möglichkeit dazu.
Dann war da noch die Opferung der Ziege, wobei wieder Blut eine große Rolle spielen sollte, genauso wie das geißeln und bis aufs Blut ritzen.
Selbst als ich mit den anderen, an der Seite Phrynes beim Schilf schneiden war, hatte ich nicht über meine Fragen, Sorgen und Ängste gesprochen. Nein für mich stand fest, ich würde das durchstehen und meinen Mann stehen, komme was wolle. Außerdem war da noch die Große Mutter, sie würde mir beistehen.
Nun lächelte ich noch kurz meiner geliebten Göttin, mit einem maskenhaftem Lächeln zu, ignorierte meine weichen Knien und mein hämmerndes Herz, trug trotz allem voller Stolz meine Schilfrohre vor dem Festwagen her.
Langsam spürte ich wie sich die Umklammerung der Zweifel und Angst legte und begann sich in dem Festrubel aufzulösen. „[SIZE=7]Danke Große Mutter“[/SIZE] hauchte ich.