Castellum der Legio II >>> …sie gingen die Via Praetoria entlang, wo sie bei der Regia links abbogen, dass Forum überquerten, rechts des Theaters die Via Bingia entlang wanderten um schließlich nach links in die Via Pelvarii abzuzweigen um schließlich vor einem Haus anzuhalten.
“Schau, wie gefällt es dir?“, sagte Corvus und deutete auf das Gebäude.
“Aähm… ja, natürlich.“
Er bot ihr den Unterarm an.
“Dann lass uns gehen, es ist nicht sehr weit. Mogontiacum ist schließlich bei weitem nicht so groß wie Rom. Auf dem Weg kann ich dir dann gleich ein wenig zeigen. Das Forum mit dem täglichen Markt, den Statthalterpalast und das Theater, das Avarus hat erbauen lassen.“
So führte er sie aus dem Zimmer, der Principia und dem Castellum… >>> Casa Germanici Corvi
“Nein, nein, dass geht schon in Ordnung. Ich werde die Torwache nicht zur Rechenschaft ziehen, obwohl du natürlich grundsätzlich Recht hast. Aber in deinem Fall kann ich den Männern kaum einen Vorwurf machen, denn ich freue mich viel zu sehr, dich wieder zu sehen.“
Bei diesen Worten grinste er breit.
Corvus hatte gerade die Tür geöffnet, als er bei ihren Worten abrupt stehen blieb.
“Sie sind…. NETT?!?“
“Ich bin Stabsoffizier.“, antwortete er auf ihre Frage recht schlicht und in einer Art, als ob damit alles ausreichend erklärt wäre.
“Dann lass uns aufbrechen.“
Er ging ein paar Schritte auf die Tür zu.
“Ja, dass tut er gewiss.“, murmelte er bestätigend.
“Nachdem du so viele Überraschungen aus Italia mitgebracht hast, habe auch ich eine für dich. Möchtest du dich zuerst ausruhen, oder bist du bereit für einen kleinen Spaziergang in die Stadt?“
“Decima Lucilla…“, wiederholte er den Namen nachdenklich.
“Ich glaube nicht, dass ich sie je kennen gelernt habe. Aber den Legatus Legionis kenne ich. Sie ist seine Schwester?“
“Der große Triumphator? Du redest doch wohl nicht ausgerechnet von…?“
“Etwa etwas Ernstes? Er will doch wohl nicht wieder heiraten?“
Corvus schien von all den Neuigkeiten beinahe erschlagen.
“Die Augusta… och… na ja… sie ist eben die Augusta und sieht auch so aus. Wirklich viel gesagt hat sie eigentlich nicht.“, räumte er ein.
“Prudentius Commodus? Ahja, der Comes von Inferior, dann ist ja gut.“
Als sie von seinem Vetter berichtete, kniff er die Augenbrauen zusammen.
“Avarus soll die Götter beleidigt haben? Mancher wirft ihm vielleicht vor, dass er dem Gelde mehr huldigt als den Überirdischen, aber er ist doch kein Gottloser. Kann das stimmen oder sind es nur seine politischen Gegner, die ihm schaden wollen? Davon hat er nicht wenige, glaube ich.“
“Ich habe sogar mit der Augusta gesprochen!“, prahlte er um dann aber sogleich, etwas aufgeregt fortzufahren:“Avarus hat dich alleine reisen lassen? Ohne Schutz? Was für Sorgen?“
“Ja… ähm… danke, es ist auch ein sehr ehrenvoller und verantwortungsvoller Rang, vor allem, weil ich in dieser Legion bin. Ich durfte sogar die Kavallerievorführung leiten, die wir beim Besuch der Augusta gezeigt haben.
Aber was rede ich, setz dich erst einmal. Wie war deine Reise? Hat dir Avarus seinen Sklaven mitgegeben? Wie hieß er noch… Paulus?“
Auch er stand zunächst etwas unschlüssig da und brachte nur ein: “Aelia!“, heraus. Doch dann fasste er sich, ging auf sie zu und schloss sie in die Arme.
“Endlich bist du da.“
Corvus schreckte hoch. “Aelia?“
Er sprang geradezu auf, nestelte an seiner Uniform herum und sagte mit scheinbar trockener Kehle: “…*öhömhust*… lass sie eintreten!“
Das Ganze wirkte etwas zu aufgeregt, für einen ranghohen Offizier wie ihn.
Nach dem zweiten Durchgang formierten sich die Reiter neu und nahmen wie zu Begin der Darbietung nach Abteilungen geordnet, wieder Aufstellung.
“Im Namen der Legionsreiterei der Legio II darf ich sagen, welche Ehre es uns ist, dir, Augusta, diese Vorführen darbringen zu dürfen.“
Auf ein abschließendes Zeichen hin, setzten sich die Reiter wieder in Bewegung und verließen den Kavallerieübungsplatz in Richtung Kastell.
“Selbstverständlich, Vexillarius. Niemand versteht mehr als du von den Anforderungen, die der Legionsdienst in dieser Gegend an die Pferde stellt. Ich erwarte offene und ehrliche Worte von dir und dein klares Urteil.“
Mit angehaltenem Atem erwartete Corvus den Moment, wo der letzte der Angreifer seinen Speer geworfen hatte und sich die Rollen vertauschten. Dieser Wechsel war bei den Übungen immer ein neuralgischer Moment gewesen. Doch heute geriet er gut, es gab kaum ein Stocken in den Bewegungen und jeder schien fast sofort den richtigen Platz gefunden.
Erleichtert atmete er tief durch, bevor er zur Tribüne gewandt weiter sprach:
“Nun siehst du, wie sich das Spiel umkehrt. Die Angreifer werden zu Verteidigern und die vormaligen Verteidiger attackieren diese jetzt.“
“Zu schwach gebaut, meinst du? Ich hörte, die Neunte verwende eher zierliche, hispanische Tiere in ihrer Reiterei.“
“Sehrwohl, Augusta!“, antwortete Corvus.
Kaum hatte er das gesagt, da stoben auch schon die ersten Werfer los. Sie hatten bereits voller Ungeduld auf das erlösende Zeichen des Tribuns gewartet.
Corvus verständigte sich durch einen kurzen Blick mit dem Vexillarius, der jetzt wieder seinen Platz in der Formation einnehmen sollte.
Dann gab er seinem Hengst die Fersen und ritt zur Tribüne, wo er salutierte und mit kräftiger Stimme meldete:
“Legionsreiterei der Legio Secunda Germanica fidelis constans vollzählig angetreten.”
Er hob die Rechte und die Reiter setzten sich erneut in Bewegung.
“Augusta, ich habe die Ehre, dir die nun folgende Übungsvorführung zu erläutern.“, rief er etwas gedämpfter, aber immer noch so laut, dass man ihn oben auf den Rängen verstehen konnte.
“Die Reiterei besteht aus vier Abteilungen. Diese werden nun jeweils paarweise Wurfübungen durchführen. Geworfen wird mit speziellen Übungswurfspeeren. Die Reiter werden halbkreisförmig gegenüberstehend Aufstellung nehmen, wobei eine Ala angreift und die andere abwehrt. Jeweils ein Angreifer reitet dann an und wirft den Übungsspeer auf den ihm gegenüberstehenden Verteidiger. Dieser soll den Speer mit dem Schild parieren. Anschließend werden beide ans andere Ende ihrer Formation reiten und sich erneut einreihen, während die anderen gleichzeitig aufrücken.
Diese Übung nennen wir Schildkröte.“
