Reichlich verwirrt sah Corvus von Nikolaos Kerykes zu Cleonymus. Dann schweifte sein Blick über Thimótheos Bantotakis' sichtlich erregtes Gesicht und wieder zurück zum Gymnasiarchos.
“Das... äh... das steht doch gar nicht zur Debatte. Rom wird sich an seine Verpflichtungen halten und die Eigenständigkeit Alexandrias wahren. Wer sollte auch wollen, dass es anders wird? Niemand den ich in Rom kenne, hat die Absicht, die Autonomie dieser Stadt anzutasten.“
Das war allerdings recht viel heiße Luft, denn besonders viele der wichtigen Männer in Rom kannte Corvus gar nicht, hatte er doch die Jahre vor seiner Zeit in Aegyptus bei der Legion in Germanien verbracht.
“Aber ich habe den Verdacht, dass es Kräfte in der Stadt gibt, die das gedeihliche Miteinander von Römern und Alexandrinern stören wollen, ja, vielleicht sogar eine Auflösung unseres Bundes anstreben und zwar mit Gewalt. Das sind zweifellos Verrückte und verblendete Eiferer, aber ihr Tun beunruhigt mich. Verräter sind das, da gibt es keine Zweifel.
Ihr müsst dafür sorgen, dass sie keinen Einfluss gewinnen. Sie müssen isoliert, erkannt und beseitigt werden. Ihr müsst dafür sorgen. Ihr müsst die braven Menschen dieser Stadt beruhigen und auf unsere Freundschaft einschwören. Das ist eure Aufgabe. Ihr müsst...“
Der aufgeregte und atemlose Wortschwall endete in diesem Moment abrupt in einem Hustenanfall. Er war ganz rot im Gesicht und seine Hände zitterten.
“...ich ...das ...euer Gejammer ist inakzeptabel! Immer wieder höre ich Klagen über die Präsenz der Legion in der Stadt. Aber wenn wir nicht wären, niemand könnte noch sicheren Fußes über die Straße gehen! Und dann muss ich erfahren, dass Spitzel der Stadtwache meine Männer ausspähen, so als wären wir Feinde und nicht Bundesgenossen. Das ist ein Vertrauensbruch! Eine üble Sache ist das!“
Erneut musste er husten und wie er so hustend und schimpfend auf seinem etwas zu großen und ein wenig zu prächtigen Stuhl saß, wirkte er gar nicht mehr souverän und wie ein Mann, der noch Herr der Lage war.