Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    Corvus gehörte zu den Begleitern Quartos und als alter Soldat und ehemaliger Gardist behielt auch er die Menge im Auge. Auf diesen Aegypter war kein Verlass. Der war zwar groß und kräftig, aber auch dumm und schaute nur mit eng geschlitzten Augen in die Luft.
    Doch auch Corvus konnte nicht verhindern, dass ein unachtsamer Sklave im Gedränge des belebten Platzes seinen Patron anrempelte. Irgendwelche Schriftstücke fielen zu Boden. Aber noch bevor Corvus dem Kerl die Ohren langziehen konnte, mischte sich ein älterer, elegant gekleideter Mann ein; vielleicht der Herr des törichten Sklaven?
    Corvus trat einen Schritt beiseite und dabei auf eines der Pergamente. Aufmerksam fasste er den Mann ins Auge. Kannte er ihn? Wohl eher nicht.

    “Oh, da wird sich dein Sohn sehr glücklich schätzen.“


    Er blickte kurz in die nun leere Obstschale.


    “Nein, dass wäre alles. Ich hoffe dann auf die Pferde, die uns dein Verwalter her schickt.“


    Dann stand er auf und wandte sich zum gehen.


    “Ich danke dir für dieses sehr interessante Gespräch. Wir sehen uns später.“


    Schon halb aus der Tür drehte er sich noch einmal um: “Und, wie gesagt, besser kein Wort zum Consular.“

    “Während meiner ersten Zeit bei der Zweiten gab es einen Centurio namens Duccius.“, mischte sich Corvus ein.
    “Flavius Duccius Germanicus, ein harter Hund und ein ganz hervorragender Ausbilder. Der hat es später sogar zum Tribunus Angusticlavius gebracht.“


    Er schob sich einen Bissen Fisch in den Mund.


    “Vielleicht ja ein Verwandter. Aber wenn ich mich recht erinnere, dann gab es in Mogontiacum schon immer recht viele Duccier. Keine Ahnung, ob die alle miteinander verwandt waren.“

    “Viertausend?!“
    Corvus schluckte trocken.
    “Das sind ja... Hunderttausend Denarii! Also, es mag ja eine gute Gelegenheit sein, aber das ist dennoch eine stolze Summe. Ich muss gestehen... meine Zeit in Aegyptus war durchaus lukrativ. Aber mein Vermögen schrumpft seit der Zeit zusehends und so viel Silber, Hunderttausend, nein, soviel hatte ich wohl noch nie.“
    Er lächelte entschuldigend.
    “Vermutlich mache ich etwas falsch im Leben. Aber du, nagut, du warst sowieso schon immer der beste Geschäftsmann von uns allen.“

    “Noch weiß ich nicht einmal, ob der Neue meinen Namen kennt. Aber wenn mir ein angemessenes Kommando angeboten wird, ja, dann werde ich zugreifen.“


    Avarus zeigte ihm einen Papyrus, darauf ein hübsches Anwesen, mit einem geradezu herrschaftlichen, zweigeteilten Garten, eingefasst von Arkaden.
    “Oh, sehr schön! Wo ist das?“

    Mmh, ja, dass kann ich machen.
    Grundsätzlich ist es aber auch so, dass die Kampagnenereignisse zum Teil über einen langen Zeitraum gepostet wurden, oder aufeinander aufbauen, so wie auch der Einzug Palmas in Rom. Das erfordert bisweilen ein paar Kompromisse bei den Einträgen, die ja streng chronologisch sind.

    Als Corvus das Speisezimmer betrat waren die anderen Germanii schon da.
    “Salve Medicus, Quintus, und, ah, da ist ja auch Caius, wir hatten bisher kaum Gelegenheit, miteinander zu sprechen.“


    Er ließ sich an seinem Platz nieder.

    Beim Gedanken an Quarto schüttelte er mit dem Kopf.
    “Wenn der Consular von dem Verdachte wüsste, ich fürchte, er würde nicht Vorsicht und Überlegung in den Vordergrund stellte, sondern den Mann, den er für den Mörder seines Bruders hält, öffentlich herauszufordern. Und wenn er das täte, jetzt wo Cornelius Palma sich durchgesetzt hat, dann müssten wir nicht nur um ihn fürchten. Das könnte auf uns selbst zurückfallen.“


    Corvus, von jeher ein Mann, dem das eigene Wohl sehr am Herzen lag und dem Skrupel dabei selten im Weg standen, zuckte mit den Schultern.
    “Selbst wenn dieser Verdacht die neue Ordnung ins Wanken bringen könnte, und das ist nicht sicher, haben wir denn überhaupt ein Interesse daran? Sollen wir die Dinge nicht nehmen wie sie sind und uns dem Strom anpassen, statt dagegen zu schwimmen? Ich trauere dem Valerianus keine Träne nach! Er war ein schwacher Herrscher. Ja, er war ein gebürtiger Aelier und wir sind den Aeliern eng verbunden. Doch wenn du mich fragst, dann hatte ich nichts davon. Unter Iulianus habe ich eine steile Karriere gemacht. Aber unter ihm wurde ich aus Aegyptus abberufen und kaltgestellt. Wir sind eine knorrige und sture Familie, wettergegerbt und sturmerprobt. Wir gelten bestimmt nicht als die, die jedem nach dem Munde reden und uns unterwürfig zeigen. Doch am Ende haben wir es noch immer verstanden, uns jedem Regime anzupassen und davon profitiert.“

    “Tatsächlich?“
    Corvus war ehrlich überrascht.
    “Quarto ist fest davon überzeugt, dass es Salinator war, der seinen Bruder umbringen ließ. Aber der war doch der ärgste Gegner der Patrizier, hat ihnen zugesetzt, wo er nur konnte und ihnen sogar die Steuerfreiheit genommen, was sie wohl am allerschlimmsten getroffen hat. Die werden doch kaum mit ihm gemeinsame Sache gemacht haben...?“


    Er dachte einen Moment lang darüber nach.


    “Aber wenn es stimmt, dann umgibt den neuen Mann ein dunkles Geheimnis, ein kaum vorstellbares... Ein Giftmord, die schändlichste Tat die man sich denken kann... die Tat eines feigen Weibes...!
    Wenn Quarto davon wüsste, dann wäre sein Zorn unermesslich.“


    Er rieb sich die vom Beerensaft etwas verklebten Hände.


    “Offen gestanden, hat Valerianus' Tod ihn tiefer getroffen, als man annehmen sollte. Ein Mann wie er, von solcher Stellung und Erfahrung, der in der langen Spanne seines Lebens schon so viel gesehen hat, nein, es hat mich überrascht. Aber diese Geschichte muss bei ihm alte Dämonen geweckt haben. Du weißt vielleicht, dass seine Familie schon unter dem letzten Flavier gelitten hat, dessen Namen wir heute nicht mehr aussprechen. Das alles muss ihn an damals erinnert haben.“
    Corvus schüttelte den Kopf.
    “Nein, er ist nicht mehr der Mann, den wir früher kannten. Er beklagt oft das Schicksal seines Bruders und das ihm nicht sein Neffe Maioranus auf den Thron gefolgt ist. Dabei ist der doch mit seinem Vater gestorben. Manchmal glaube ich, dass er nur daran denkt und was heute ist, nicht immer und nur halb zu ihm durchdringt. Er ist alt, sehr alt, oft schwächlich und ich fürchte, die letzen beiden Jahre waren etwas zu viel für ihn.“

    :]


    “Oh ja, es waren wirklich ungemütliche und zugleich unbequeme Zeiten. Du kannst mir glauben, dass ich sie lieber in meinem Haus in Misenum verbracht hätte. Stattdessen bin ich mit meinem Patron durch das Land gezogen und musste in einem nicht sehr gastlichen Unterschlupf in Mantua hausen, diesem ärmlichen Nest. Ich hätte das Ende dieses Bürgerkrieges einfach unbehelligt, unbeteiligt und Abseits des Geschehens abwarten können.“


    Noch einmal griff er nach den Beeren.


    “Aber was sollte ich machen? Aelius Quarto ist mein Patron und er brauchte meine Hilfe.“


    Er steckte sie in den Mund. Kauend: “Und jefffzt habe ich ihn in unfffer Haufff gebracht, obwohl ich weifff, dafff es für unfff Unannehmlichkeiten bedeuten kann...“ Er schluckte sie herunter: “...wenn der neue Herr auf dem Palatin etwas gegen die Aelier im Schilde führt. Wir können nur hoffen, dass dem nicht so ist.“
    Corvus zuckte mit den Schultern: “Doch, wie gesagt: er ist mein und auch Quintus' Patron. Wir sind ihm und seiner Familie gegenüber verpflichtet. Ich hoffe, du kannst es mir nachsehen. Ich wusste nicht, wo ich mit ihnen sonst hätte hingehen sollen.“