Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    “Das werde ich, vale!“


    Germanicus Corvus sah dem Griechen nachdenklich hinterher. Er schien sich zu fragen, aus welchem Grund der Mann ihn überhaupt aufgesucht hatte und ob es ratsam wäre, seine Behauptung überprüfen zu lassen, erst nach Tychios' Tod in Alexandria eingetroffen zu sein.

    Ich finde es gut, wenn sich jemand darüber Gedanken macht, dem IR mehr Bekanntheit zu verschaffen und vielleicht auch mal neue Spieler für uns zu interessieren, die uns bisher noch gar nicht kannten und vielleicht überhaupt noch nicht in der Welt der Foren-Rollenspiele und Micronations daheim sind. Ein bisschen Werbung könnte uns vielleicht wirklich mal nicht schaden und bei solchen Überlegungen kann man auch gerne ungewöhnliche Ideen vorschlagen. Insofern kritisiere ich den Vorschlag absolut nicht und finde es vollkommen in Ordnung, ihn hier zur Diskussion zu stellen.


    Aber er passt für das IR meiner Meinung nach nicht.
    Der Grund dafür ist einfach der, dass in einem solchen Fall reales Geld fließt. Das IR ist aber eine zutiefst nicht-kommerzielle Angelegenheit. Es gibt hier noch nicht einmal Werbebanner.
    Das IR lebt absolut von der Beteiligung der Spieler und die Währung, mit der bezahlt wird, ist Engagement und Interesse an der Sache. Keiner, der hier etwas tut und sich beteiligt, Zeit dafür aufwendet und sich mit oft großer Leidenschaft einbringt, macht das aus wirtschaftlichem Interesse. Wir sind damit ganz nah an der Grundidee von Web 2.0 – um mal ein Schlagwort zu verwenden – dessen Kommerzialisierungsversuche ich, nebenbei bemerkt, sehr kritisch sehe. Sobald Geld ins Spiel kommt, und sei der Betrag noch so klein, ändert sich meiner Meinung nach der ganze Charakter eines solchen Projekts. Das kann von Fall zu Fall, auch gerade wenn es lediglich um die Deckung der Kosten geht, durchaus angebracht, vielleicht sogar nötig sein und ich will es auch nicht grundsätzlich diskreditieren. Aber im IR halte ich es für nicht angebracht. Unsere realen Kosten sind derart gering, dass es keiner großartigen Gegenfinanzierung bedarf.
    Außerdem kann jemand, der Geld bezahlt, mit Recht eine Gegenleistung dafür erwarten. Das IR ginge bezahlenden Spielern gegenüber eine Verpflichtung ein. Das kann es aber, wie ich finde, in seiner jetzigen Form nicht. Wir können keinen Spielspaß verkaufen oder eine Stellung innerhalb der Simulation oder sonst etwas, einfach weil diese Dinge in erster Linie von den Spielern selbst erschaffen werden.

    “Es freut mich zu hören, dass Rom auf deine Loyalität und die deiner Kollegen in Achaia und Asia zählen kann.“, antwortete Germanicus Corvus und lächelte dabei, als wolle er sagen: 'Als wenn es darauf ankäme.'


    “Ich bin mir sicher, dass Museion wird dem Kaiser eine weise Empfehlung geben. Dir danke ich für deinen Besuch.“
    Die Worte waren höflich, aber sie klangen verärgert und gleichzeitig herablassend.

    “Ha! Wenn das stimmen würde, dann müssten Philosophen und Poeten die Welt beherrschen. Aber tun sie es? Nein, denn dafür braucht man Feuer, Stahl und einen starken Willen.“, höhnte der Präfekt. Wie viele Römer achtete er zwar die griechische Kultur, der die Römer schließlich auch vieles zu verdanken hatten, hielt die Griechen aber für erbärmliche Eroberer und unfähig, auch nur sich selbst zu regieren, geschweige denn, ein dauerhaftes Reich zu errichten.


    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    “Aber es ist müßig jetzt weiter darüber zu reden, denn noch sind nicht einmal die Untersuchungen abgeschlossen und noch wurde niemand verhaftet. Was nützt es also, über das Schicksal dessen zu reden, den wir noch nicht einmal kennen.“


    Corvus war wirklich Soldat und Pragmatiker durch und durch.

    Der Präfekt verzog die Miene und schüttelte den Kopf. Was Diagoras sagte, schien bei ihm nicht auf besonders fruchtbaren Boden zu fallen.


    “Das sind doch romantische Vorstellungen! Unsere Wirklichkeit sieht anders aus. Wenn der Täter gefasst ist, wird er sich einem Gericht gegenüber verantworten müssen, so wie es sich gehört, und dieses Gericht wird nach Recht und Gesetz urteilen und seine Strafe wird die sein, die seiner Tat zukommt. Alles andere würde das gemeine Volk nur als Schwäche und Ungerechtigkeit ansehen. Ich habe hier eine Aufgabe zu erfüllen, ich bin verantwortlich für die Sicherheit und die Ordnung in dieser Provinz und da bleibt kein Platz für solche Träumereien!“


    Zornig zeigte er auf den Mann aus Melos.


    “Und was dich angeht, so sagst du es ganz richtig: Auch du machst dich mit deiner offenkundigen Abneigung gegen den Toten verdächtig und du bist überraschend gut informiert, bedenkt man, dass du erst nach dem Mord in Alexandria eingetroffen sein willst. Wenn du diese Halle wieder verlässt, dann hüte dich davor, lauthals Verdächtigungen in die Welt zu setzen, nur weil du ein Motiv zu erkennen glaubst. Du verdächtigst mich, diesen Mord in Auftrag gegeben zu haben? Denkst du wirklich, mir stünden nicht andere Mittel zur Verfügung, als den alten Mann in einem Fischbassin ersäufen zu lassen? Ich sehe, du weißt nichts was mir weiter hilft. Aber ich rate dir gut, halte deine Zunge im Zaum, bevor man glauben muss, dass du nur von deiner eigenen Schuld ablenken willst!“


    Das war bereits eine unverhohlene Drohung, daran ließen Gesichtsausdruck und Gestik des Präfekten kaum einen Zweifel.

    “Nun scheint aber inzwischen jedermann in Alexandria an ein Verbrechen zu glauben. Darum teile ich deine Einschätzung nicht. Ich glaube, die Enttäuschung und die Zweifel im Volk wären sehr groß, wenn festgestellt würde, dass der Epistates stattdessen einfach nur von seinen Göttern abberufen wurde. Egal ob man den Mann geliebt oder gehasst hat, man wird nach einem Schuldigen verlangen und nur dann zufrieden sein.
    Ich fürchte, diesem Ansinnen muss ich mich anschließen. Aber vielleicht kannst du mir dabei helfen, den Mörder des ehrwürdigen Tychios zu erkennen?“

    Corvus hörte dem Mann aufmerksam zu. Da war also schon wieder ein Gegner des kürzlich verstorbenen Epistates tou Mouseiou Tychios von Chalkis. Der Mann hatte wirklich viele Feinde gehabt, aber dieser Diagoras schien ihn sogar aus tiefstem Herzen gehasst zu haben und er sprach es sogar unverblümt aus, anders als manch anderer, der Trauer und Betroffenheit heuchelte.
    Vielleicht war es tatsächlich so gewesen, dass der Tote ein Feind Roms gewesen war. Vielleicht wurde dies von denjenigen jetzt auch nur behauptet, denen er lästig oder im Weg gewesen. Corvus selbst hatte den Mann nicht gekannt, aber er hatte durchaus bemerkt, dass Tychios ihn nicht aufgesucht hatte, nachdem er vor ein paar Monaten sein Amt in Alexandria angetreten hatte. Das war durchaus ein Akt der Missachtung seiner Stellung als Präfekt gewesen. Doch war das jetzt noch von Bedeutung? Nein, der Mann war tot.
    Aber ganz gleich ob dieser Umstand für Rom günstig oder ungünstig war, der Öffentlichkeit musste ein Täter präsentiert werden, dass war Corvus sofort klar gewesen, nachdem er von den Umständen erfahren hatte, unter denen der Epistates gestorben war.
    Vielleicht konnte und wollte dieser Diagoras ihm dabei weiter helfen, vielleicht auch aus ganz eigenen Motiven...



    “Das Volk von Alexandria und auch der Kaiser wird wissen wollen, wer den Epistates tou Mouseiou getötet hat. Ein Schuldiger muss gefunden, ergriffen und bestraft werden. Recht und Gesetz muss Geltung verschafft werden und wenn das geschehen ist, dann werden auch alle bösen Gerüchte verstummen und jeder wird wieder ruhig schlafen können. Glaubst du das nicht auch?“

    Es dauerte eine Weile, aber dann geruhte der Präfekt zu erscheinen, wie gewohnt in Begleitung des unvermeidlichen Anhangs aus Schreibern und Beratern.
    Sie mussten stehen bleiben, als er auf dem wie immer bereit stehenden Stuhl platz nahm und den Audienzsuchenden begrüßte:
    “Salve!“, sagte er, stellte sich selbst nicht vor, sondern fragte gleich mit der ungebührlichen Eile des Vielbeschäftigten: “Mit wem habe ich die Ehre und warum suchst du mich auf?“

    Germanicus Corvus hörte sich an, was der Vorsteher der Kaiserlichen Kanzlei in Rom ihm geschrieben hatte. Es war erwartungsgemäß die Antwort auf den Brief, den er ihm vor gar nicht so langer Zeit geschickt hatte.
    Zufrieden hörte er, dass Rom seine Entscheidung bestätigte, den Philologos Theodoros Alexandreus bis auf weiteres mit den Geschäften des Museions zu betrauen. Scheinbar war Aelius Callidus auch gewillt, diesen Kandidaten bei der endgültigen Nachfolge zu unterstützen. Möglicherweise war dieser Theodoros gar nicht darauf erpicht, aber damit hatte er die besten Aussichten, auch endgültig die Nachfolge des verstorbenen Tychios von Chalkis anzutreten.
    Corvus war zufrieden. Es fehlte nur noch die formelle Entscheidung des Kaisers, die jedoch auf sich warten lassen konnte, da der im Osten an der Front war und gegen die Parther kämpfte.
    Außerdem fehlte noch etwas: Der Mörder von Tychios war noch nicht gefasst…

    “Es ist mir eine Ehre und höchste Pflicht, dem verstorbenen Epistates die letzte Ehre zu erweisen.“, antwortete Corvus dem Philosophen Sosimos. Ein Akt der Pflichterfüllung war sein heutiges Erscheinen allerdings. Er war nur deshalb gekommen, weil der Tote der Vorsteher des Museions gewesen war und er würde froh sein, wenn all das hier vorüber war. Diesen muffigen, von Leichengeruch erfüllten Raum zu verlassen, würde ein erster Schritt dazu sein.
    Darum pflichtete er Sosimos auch sofort bei: “Aber ja, lass den Zug beginnen wenn du den Zeitpunkt für gekommen hältst.“

    “Aber ja doch, ich möchte es mir selbst doch auch ansehen.“
    Corvus überlegte einen Moment lang, ob er vielleicht gleich zwei dieser Tiere besorgen sollte. Aber dann überlegte er, wo sie es denn dann wohl unterbringen sollten und entschied, dass der alte, parkähnliche Friedhof der Ptolemäerkönige hinter dem Palast ein unpassender Ort für ein solches Untier war.
    “Ich lasse es dich auf jeden Fall wissen, wenn es da ist.“

    “Gut Duplicarius, du hast deine Befehle. Weggetreten!“





    Sim-Off:

    Ein NSC, um den ich mich aber kümmern werde, wenn ihr in Memphis angekommen seid.
    Wäre künftig aber auch mal eine interessantes Betätigungsfeld für eine echte ID: Wildtierhändler für die Amphitheater dieses Imperiums. ;)

    “Nicht erlegen, aber mir eines verschaffen.“, antwortete Germanicus Corvus und lächelte. Ihm war natürlich bewusst, dass dies ein sehr ungewöhnlicher Auftrag war, der den Offizier sehr verwundern musste.


    “Ihr müsst nach Memphis. Dort sucht ihr einen Mann namens Thukydides auf. Mir wurde gesagt, dass er mit Bestien aus dem Süden handelt, sogar mit solchen aus Numidia und aus Ländern jenseits davon. Vor allem sind es wohl Krokodile, die er auch schon bis nach Rom geliefert haben soll. Aber mir wurde versichert, dass er auch ein Hippopotamus beschaffen kann.
    Das soll er für mich tun und du sorgst mit deinen Männern dafür, dass es sicher nach Alexandria kommt. Dafür der robuste Wagen. Es soll nämlich ein großes Tier sein, fett wie ein Ochse.
    Bring’ es hierher. Das heißt, bring’ es nach Alexandria, zum Statthalterpalast im Basileia-Viertel. Das Untier soll dann so schnell wie möglich per Schiff weiter nach Italia reisen.“


    Der Praefectus Legionis griff nach einem Beutel in dem es vielsagend klimperte.


    “Hier hast du Geld. Damit kannst du den Mann bezahlen. Es sollte reichen. Wenn er mehr will, dann mach’ ihm deutlich in wessen Auftrag du kommst. Ich bin mir sicher, du kannst da sehr überzeugend sein.


    Gibt es noch etwas, was du glaubst wissen zu müssen?“





    Sim-Off:

    Weil die Ware 'wildes Tier' erst mit der neuen Produktpalette in die WiSim kommt und jetzt natürlich noch nicht verfügbar ist, bekommst Du in diesem Fall keine WiSim-Sesterzen in die Hand.
    Das WiSim-Abwicklung muss ich dann später selbst nachholen, wenn 'wilde Tiere' angeboten werden.

    Natürlich ging auch der Präfekt davon aus, dass die Männer einsatzfähig waren und gewiss wäre seine Reaktion unfreundlich ausgefallen, wenn der Duplicarius die Frage verneint hätte.


    “Gut!“, sagte er aber stattdessen.
    “Morgen früh, zur ersten Stunde nach Sonnenaufgang, wirst du mit sechs Männern deiner Turma aufbrechen. Vor der Porta Praetoria werdet ihr von einem Ochsengespann erwartet. Es soll eines unserer größten und stabilsten sein, eines von denen, die von sechs Ochsen gezogen werden können. Sechs weitere werden euch als Ersatz ebenfalls mitgegeben und dazu acht Treiber.“


    Da bahnte sich scheinbar eine wortwörtlich gewichtige Transportaufgabe an. Statt aber sofort zu sagen worum es sich handelte, fragte er den Tiberier:
    “Hast du je von einem Untier gehört, dass man Hippopotamus oder auch Niluspferd nennt?“

    Das war eine höchst gewagte Vermutung, denn ihn Wahrheit hatte Corvus zu diesem Zeitpunkt nicht die geringste Ahnung, wo er ein solches Tier herbekommen sollte. Er wusste noch nicht einmal, wie so ein Hippopotamus eigentlich ganz genau aussah, denn er selbst hatte noch nie eines zu Gesicht bekommen. Er kannte diese Bestie nur vom Hörensagen.


    Aber wenn er hier in Alexandria noch nie eines gesehen hatte, dann sein Vetter in Rom bestimmt auch nicht. Dieses Untier würde als Hochzeitsgeschenk mit Sicherheit Eindruck schinden, selbst in der Hauptstadt, wo man schon manche Extravaganz erlebt hatte.
    Nachdem was man ihm so erzählt hatte, lebten diese Tiere flussaufwärts am Nilus und würden immer zahlreicher werden, je weiter man nach Süden kam. Auch am Iordanus in Iudaea sollte es sie geben, aber in weitaus geringer Zahl.
    Er würde sich erkundigen müssen, wer ihm ein solches Tier beschaffen konnte und das außerdem noch rasch. Aber er war zuversichtlich, denn eigentlich gab es in Aegyptus fast nichts, was man nicht kaufen konnte.


    Darum antwortete er ein wenig großspurig:
    “Ich werde mich darum kümmern. Es kann ja nicht so schwer sein, ein in dieser Gegend lebendes Wildtier aufzutreiben.“


    Ob er bei diesen Worten daran dachte, dass es sich bei dem 'Niluspferd' nicht gerade um einen Stallhasen oder eine dressierte Maus handelte?

    In Begleitung mehrerer Palastdiener, ohne die er seinen Palast scheinbar niemals verließ, betrat der Praefectus Alexandriae et Aegypti den Raum, in dem der verstorbene Epistates aufgebahrt war. Germanicus Corvus wirkte dem Anlass angemessen ernst, auch wenn man nicht behaupten konnte das er vor Trauer aufgewühlt erschien. Mit einem stillen Kopfnicken aber schweigend begrüßte er die anderen Trauergäste.


    Ein hilfreicher Scriba flüsterte ihm leise etwas ins Ohr und Corvus wandte sich der überraschend jungen Witwe zu.
    “Mein tief empfundenes Beileid für den so plötzlichen Tot deines Mannes.“, sagte er mit leiser Stimme.


    Er unterließ es aber, eine irgendwie geartete religiöse Anmerkung zu machen und weitere, persönliche Worte fand er auch nicht. Er kannte weder die Frau, noch hatte er ihren verstorbenen Ehemann gekannt. Die langen Jahre im Militär hatten ihn geprägt und Soldaten verloren häufig nur sehr wenige Worte im Angesicht des Todes.