Beiträge von Selnya

    Ich versteifte mich kurz, aber nur kurz. Dann saß ich da und versuchte mich wieder zu fassen.


    Dann war der Moment vorüber und er befahl mir zu gehen, was ich tat.


    Aber ich ging nicht schlafen. Ich konnte nicht schlafen, ich war zu aufgewühlt. Ich setzte mich in den Garten und sah zu den Sternen und weinte zum ersten Mal seit langem bittere und heisse Tränen.

    Ich hatte damit gerechnet, doch wurde ich dennoch ein wneig blass.
    Über die Chatten, da konnte ich ihm viel schreiben, aber über meine Verwandten, meine Familie, mein Schutz.....
    So fing ich langsam an etwas zu schreiben.

    Die Chatten, ja, wir sind ein stolzes und freies Volk. Einige wenige halten sogar etwas von den Römern, aber die meisten sehen in ihnen nur Eroberer und Unterdrücker.


    Was wollt ihr über meine Verwandten wissen?


    Ja, ich kann schreiben, ich lernte es sehr früh, in verschiedenen Sprachen.

    Kleine? Ich lächelte fast. Er nannte mich Kleine. Das hatte man mich schon lange nicht mehr genannt und seit ich die war, zu die mich die Rune machte, war ich längst die Mutter und auch wirklich, seit einigen Monaten... nein, daran durfte ich erst einmal nicht denken.
    Ich war ein wenig erstaunt über seine Reaktion, aber nicht wirklich überrascht, mit Ausnahme dessen, dass ich mit einer Bestrafung gerechnet hatte.
    Als er mir sagte, ich solle ihm Wein bringen nickte ich und verschwand. Wenig später kehrte ich mit Wein, etwas Brot und einem Becher zurück und stellte ihm das Tablett auf den Tisch.

    Ich betrat das Zimmer und neigte meinen Kopf kurz zur Begrüßung. Dann trat ich langsam vor, ihm mit ruhigen Blick begegnend. Ich sah Schreibzeug vor ihm auf den Tisch und deutete darauf mit Blick und Hand fragend, ob ich es benutzen dürfe. Ich sah seinen skeptischen Blick, vermutlich ging er nicht davon aus, dass ich verständlich schreiben konnte, aber dank meiner Mutter beherrschte ich nicht nur die Runenschrift meines Volkes sondern auch Griechisch und Latein.
    Ich nahm den Griffel und zögerte einen Moment, ehe ich das erste Wort, was mir schwerfiel niederschrieb. Als doeses aber stand, ging mir der Rest schnell und flüssig von der Hand.


    Herr, ich weiss, ich bin Eure Sklavin und ihr seht auch nichts weiter als eine Sklavin in mir oder Antiope oder sonst den Sklaven. ICh akzeptiere dies, verstehe es sogar.
    Dennoch bitte ich Euch jetzt nicht nur als Sklavin sondern auch als Frau um Gnade. Nicht für mich, sondern für Antiope.. Ich weiss, weder sie noch ich entsprechen Euren Vorstellungen als gefügige Sklavin, doch ich weiss auch, dass sie bereits genug gelitten hat und derzeit noch tut.


    Ich dachte an Hestias Behandlunsmethoden und die Schmerzen, die sie dadurch wohl erlitten haben mochte.


    Deshalb bitte ich Euch Gnade vor Eurer Integrität als Herren gehen zu lassen und sie nicht weiter zu bestrafen.
    Ich weiss, es ist ungewöhnlich, dass eine Sklavin dies tut und vermutlich werdet Ihr es deshalb nicht tun können, doch erflehe ich von Euch diese Gnade.
    Ihr denkt vielleicht, dass nun mein Flehen auch um Gnade für mich geht, weil ich Euren Befehl nicht einhielt und in die Küche ging und stattdessen Antiope mit ihren Verletzungen half, aber ich erwarte dbzgl. keine Gnade von Euch und möchte sie auch nicht. Ich bitte nur für Antiope und solltet Ihr sie doch bestrafen wollen, dann bestraft mich stattdessen doppelt.


    Als ich mit meinem schriftlichen Monolog fertig war, reichte ich ihm diesen und wartete ruhig und gefasst darauf, dass er mit dem Lesen endete.

    Ich musste lächeln. Sie glaubte, ich sei ein Priesterlehrling. Nein, das war ich nie und würde es nie sein. Ich war etwas, was es nur in wenigen Stämmen gab, eine so genannte weise Frau.


    Ja, sicher, ich hatte ein wenig Ahnung in Heilkunst, hatte man mich doch darin unterrichtet, naja, nicht man, meine Mutter. Sie war die erste weise Frau in unserem Stamm gewesen und sie hatte ihr Wissen an ihre Töchter weitergegeben und als die Älteste, war ich ihr gefolgt und hatte nach ihrem Tod ihren Platz eingenommen. Ich unterrichtete die Kinder des Stammes, lehrte sie die Dinge, die sie wissen mussten und Dinge, die sie brauchen konnten. Ja, es war etwas Ähnliches wie eine Priesterin oder Druidin, hatte aber dennoch einen anderen Status.


    Aber das alles zu erklären.... es hätte meiner Stimme oder Papyrus bedarft, so liess ich es. Vielelicht, wenn sie sich so gut auskannte, würde sie dann eines Tages meine Rune auf meinem Schulterblatt erkennen und wissen, was ich wirklich war. Aber ich hatte noch nicht vor es ihr direkt zu sagen oder zu zeigen.


    Also reichte ich ihr stattdessen einen Becher Wein und dachte einen Moment nach. Ich sah sie fragend an, ob sie noch Hilfe brauchte, aber sie wollte sich nur ein wenig erholen und bei Antiope bleiben. So beschloss ich etwas zu tun, was nicht unbedingt das Klügste war, aber die beiden Frauen zumindest nicht weiter in Gefahr brachte, besonders Antiope.


    Ich stand auf und ging zum Haus. Dort weiter zu Curios Arbeitszimmer.

    Ich war bereit. Als sie begann Antiope damit einzureiben, sah ich Antiopes Gesicht, wie es sich vor Schmerzen verzog. Ich stellte das Schüsselchen so ab, dass ich mit einer Hand den Anweisungen folgen konnte und hielt mit der anderen ihre Hand. So würde sie zudrücken können, wenn der Schmerz zu groß würde.

    Sie verlangte von mir etwas, was auch bei uns nicht unbekannt war und was mir zutiefst zuwider war. Ich wusste, es würde mehr schmerzen als das Brandmarken mich damals geschmerzt hatte, als man mich dafür für würdig erachtete. Ich erinnerte mich an den Schmerz und schüttelte den Kopf.


    Aber ich wusste auch, dass Hestia Recht hatte. Aber es musste doch eine andere Möglichkeit geben. Ich wusste von Kräutern, die ähnliches bewirkten und versuchte es ihr klar zu machen. Aber ich wusste, es würde nicht viel nützen. Denn die sicherste und schnellste Methode wäre das und es tat mir weh, Antiope noch mehr Leid zufügen zu sollen.


    Ich schwankte hin und her, dachte nach, wägte ab und musste mich dann dem unausweichlichen stellen. Ich nickte betrübt und ging das geforderte zu holen. In diesem Moment wusste ich, dass Malachias das definitiv büssen würde. Wie wusste ich noch nicht, aber DAS, da war ich nicht mehr von abzubringen. Aber ich blieb ruhig, zeigte nichts meiner Umwelt und stellte, als ich mit dem Eimer wieder kam, diesen neben Hestia und Antiope, kniete mich neben sie und wartete, was Hestia mir zu tun auftragen würde.


    Ich wusste ungefähr, was sie nun tun würde und so wartete ich stumm darauf ihr zur Hand gehen zu können.


    Zugleich war ich innerlich ein wenig erstaunt, dass noch niemand gekommen war mich zu Curio zu bringen, da ich seinen Befehl nicht befolgt hatte und nicht in der Küche erschienen war. Aber was hätte ich in der Küche genutzt, wenn ich hier gebraucht wurde?


    Dennoch wusste ich, dass es eine Strafe nach sich ziehen würde, denn schliesslich musste er beweisen, dass er der Herr im Hause war und seine Integrität nicht untergraben wurde. Und Malachias hatte das gestern schon zur Genüge getan. Ich hatte darüber nachgedacht, was er mir würde antun können oder lassen. Es gab viele Möglichkeiten und ich wusste, das ich alle, alle bis auf eine über mich ergehen lassen konnte. Wenn es soweit war, wäre ich bereit.


    Aber bis es soweit war, half ich Hestia und Antiope.

    Ich hatte Antiope zu Hestia gebracht. Es war mir in demMoment egal, was Curio gesagt hatte, denn sie konnte sich kaum auf den Beinen halten nach einer Weile. Ich war bereit die Strafe auf mich zu nehmen und half Hestia.


    Ich hatte Antiope, die mich wissend und doch verwundert angesehen hatte, als ich sprach, gebeten zu schweigen, niemandem etwas zu verraten. Ich legte ihr in diesem Moment meinen einzigen wirklichen Schutz in die Hände und hoffte, das mein Vertrauen nicht betrogen wurde. Würde sie wem erzählen, das ich sprechen konnte, wäre alles, was ich mir in den Monaten der gefangenschaft aufgebaut hatte, darnieder, in einem einzigen Augenblick.


    Als Hestia mir aufgab sie zu den Pferden zu bringen, nickte ich, seid wir aus dem Keller gekommen waren wieder die Stumme geworden, und half Antiope hoch. Ich führte Antiope, die leicht benommen war zum Stall und bereitete alles vor, legte sie dann ins Stroh und deckte sie vorsichtig zu.


    Ich hatte Hestia vorher fragend angesehen, aber sie meinte, sie würde mich nicht brauchen, ich solle bei Antiope bleiben und so setzte ich mich nun neben sie, den Rücken an die Boxenwand und zu ihr schauend. Ich strich ihr eine Strähne aus der Stirn und musterte sie schweigend.


    Wenn Curio mich jetzt suchen würde, würde ich vermutlich Ärger bekommen, eventuell sogar die Peitsche zu spüren bekommen oder schlimmeres, aber ich war bereit dieses Risiko einzugehen, denn ich wollte sie jetzt nicht alleine lassen. Es sei denn, sie würde mich darum bitten, dann würde ich gehen.


    Meine brennende Wut auf Malachias war zu einem stetigen Glimmen geworden und in mir drin malte ich mir aus, wie er würde büssen müssen. Hätte er dies mit mir getan, wäre ich wahrscheinlich nicht einmal halb so wütend gewesen, wie wenn er es mit jemand anderen tat. Ich hätte es vermutlich stoisch über mich ergehen lassen, wie auch die Bestrafungen, die ich noch beim Händler bekommen hatte, aber das er es anderen antat, das machte mich fast rasend.


    Ich sah, wie Antiope zu mir sah und lächelte.
    "Schlaf ein wenig," krächzte ich sanft und schwieg dann wieder. Stumm harrte ich der Dinge die noch kommen würden. Als sie schlief, ging ich zu Hestia um zu sehen wie es ihr ging. Sie war gerade mit einem Schriftstück fertig und wollte zu Curio. Ich begleitete sie bis zu der Tür und ging dann wieder zu Antiope um nach ihr zu sehen.

    Ich sah ihn wütend an, beherrschte mich nur mit Mühe. Als er ging, wäre ich ihm am Liebsten an die Gurgel gesprungen, aber ich beherrschte mich und ging stattdessen zu Antiope. Und dann tat ich etwas, was ich seit Monaten nicht getan hatte.
    "Komm, ich helfe Dir," sagte ich leise und sanft, aber mit einer leicht rauhen Stimme, da ich sie so lange nicht benutzt hatte.

    Ich war beinahe blind vor Wut und Curio musste viel Kraft aufwenden. Dann riss ich mich los und starrte Curio wütend an.
    Ein Teil von mir drängte danach Antiope zu helfen, aber der andere wollte Malachias spüren lassen, was für ein Scheusal er war und wenn er nicht da war, dann halt seinen Herren. Nur mühsam beherrschte ich meine Hände, aber mein Blick sagte viel.

    Ich war nur kurz hinter Curio und sah Antiope und was Malachias mit ihr angestellt hatte. ICh stand noch in der Tür, als er auf mich zukam. Wut, brennend heisse Wut entflammte bei diesem Anblick in mir und ich schlug zu. Ich spürte gar nicht, wie er sich wehrte. Ich schlug einfach immer wieder mit der flachen Hand zu.

    Ich sah ihn an, ruhig, mit dem Blick, den ich auch schon auf dem Sklavenmarkt hatte, mit dem ich ihn festgehalten hatte.
    Meine Finger zuckten, meine Augen wurden ein weiteres Mal dunkel und ich stand wirklich kurz davor ihm zu zeigen, dass ich meine Babys zurücklassen musste. Nein, ich konnte nicht. Ich senkte den Blick und sah auf den Rasen.

    Verdammt Malachias, dieses Tratschweib. Ich verspannte mich kurz. Meine Ruhe war für einen Moment dahin und meine Augen verdunkelten sich. Ich sah Curio an und wusste nicht, was ich von der Frage halten sollte. Dann war ich wieder die Ruhe selber. Ich wusste nicht, ob es ihm aufgefallen war, aber ich hoffte, das nicht. es war nur für wenige Augenblicke gewesen.
    Aber ich konnte es ihm nicht sagen, durfte nicht! Nicht, wo ich ihn nicht kannte. Oder doch?
    Ich rang kurz mit mir und beschloss es nicht zu sagen.

    Curio hatte mich rufen lassen und manhatte mich aus dem Hintergrund, in dem ich beim Opfer von Hestia stand, geholt und zu ihm gebracht. Ich stand jetzt neben ihm und wartete stumm.

    Ich war rechtzeitig aus meiner Trance erwacht. Im wahrsten Sinne des Wortes, sah ich doch schon Malachias auf mich zu stürmen und einmal mehr geifern und bellen. Aber ich war mittlerweile völlig ruhig und ausgeglichen und hörte mir sein Geschimpfe mit stoischer Ruhe an. Als er Anstalten machte nach mir zu schlagen, sah ich ihn nur an und irgendwie schien ihn meine Ruhe aus dem Konzept zu bringen, denn er scheuchte mich nur in die Küche, Sachen zu Hestia bringen.


    Wenig später betrat ich Hestias Spatio und brachte ihr Brühe, etwas Wein und Obst. Ich sah, dass sie "strickte" und meine Verwunderung war groß, denn ausserhalb Germaniens hatte ich diese Kunst noch nie gesehen. Sie musste in Germanien gewesen sein, und zwar nicht unbedingt auf der römischen Seite, dachte ich bei mir, liess mir aber nichts anmerken.


    Antiope nahm mir die Dinge ab und reichte sie Hestia. Ich verzog mich schweigend in den Hintergrund und wartete, ob man mich noch brauchen würde.