Beiträge von Selnya

    Hin und weder kratzte ich an den Grenzen des Bewusstseins, aber es gelang nicht diese zu überschreiten, immer wieder sackte ich in die Schwärze zurück und war dessen nicht unglücklich. Wenn ich in einer Art Dämmerzustand war, spürte ich meist, dass jemand bei mir war, manchmal hörte ich auch Stimmen, auch wenn ich den Inhalt derer nicht erfassen konnte und hin und wieder spürte ich, wie man mir etwas einflösste und mehr aus einem Reflex heraus schluckte ich dann.
    Und ich träumte, immer wieder träumte ich in meinem Dämmerzustand, und immer wieder waren es die selben Leute, die in meinen Träumen erschienen. Wenn ich kurz davor schien zu Bewusstsein zu kommen, bewegten sich meine Lippen im Traume und wer an meinem Bett saß, konnte raten, um was es ging. Meist dauerten diese Phasen aber nicht lange. Ein paar Minuten, eine viertel Stunde, dann wurde wieder alles schwarz.
    Einer der Sklaven beschloss letztlich mit dem Herrn zu sprechen.


    Herr, sie kommt hin und wieder halb zu sich, ist jedoch nie wach. Doch scheint sie in den Zeiten zu träumen und ihre Lippen bewegen sich und nicht selten erkennt man, dass sie dann den Namen Antiope erwähnt.
    Herr, ich weiss, es steht mir nicht zu Euch etwas zu sagen, aber ich möchte Euch bitten zu überlegen, ob ihr Antiope, wenigstens für einen Moment, zu ihr lasst. Auch der Medicus meinte, etwas, was ihr wieder den Lebensmut zurückbringt, könnte ihre Genesung entscheidend vorantreiben.

    Nachdem der Medicus mich verarztet hatte, es war nciht einfach gewesen, weil die tiefe Wunde in der Brust stark geblutet hatte und er sie nur mit Mühe hatte schliessen können, brachte man mich in ein Zimmer ins Erdgeschoß. Mein zustand war kritisch, meine Atmung und mein Herzschlag nur schwach, mein Körper, völlig ausgemergelt kaum noch fähig zu kämpfen. Und doch kämpfte er. Ob ich selber aber noch kämpfte blieb abzuwarten, noch, auch jetzt, ein Tag nach den Geschehnissen, war ich bewusstlos. Keine Regung war zu erkennen, ausser das schwache, kaum wahrnehmbare Heben und Senken der Brust, unter dem dicken Verband. Leichtest Wundfieber war eingetreten, aber der Medicus, der nur wenig zuvor wieder dagewesen war, war zuversichtlich, dass es nicht zu sehr steigen würde, aber selbst nur ein wenig Fieber schwächte meinen Körper weiter.


    Hin und wieder kam jemand zu mir und flöste mir vorsichtig ein Getränk ein, fast schon Tropfen für Tropfen. Es waren Dinge, die der Medicus für mich da gelassen hatte und Brühe, um meinem Körper etwas Kraft dadurch zu verleihen. Alles um ihm zu helfen zu kämpfen. Es war ein kompliziertes und langwieriges Unterfangen, aber die, die es taten, waren geduldig. Manchmal sprach auch einer mit mir, aber keiner konnte sagen, ob ich davon etwas mitbekam.


    Während dessen hatte ein Sklave, der ein Großteil der Situation mitbekommen hatte, Curio darüber aufgeklärt, dass Malachias mich wohl gereizt hatte, immer und immer wieder, bis ich mich plötzlich von den Fesseln hatte befreien können und auf ihn losgegangen war. Der Sklave konnte nicht genau sagen, was Malachias zu mir gesagt hatte, da er nur Fetzen mitbekommen hatte von dem Gespräch, aber die Wortfetzen teilte er dem Tribunus Plebeii mit. Ob er aber Malachias bestrafen würde, wusste wohl nur Curio.


    Mir war es egal in meiner jetzigen Situation. Ich lebte in einer anderen Welt. Ob es die der Schwärze durch die Bewusstlosigkeit war oder eine Traumwelt wusste niemand und vielleicht nicht einmal ich selber.



    /edit: Rechtschreibung

    Das war zu viel. Nun sah ich endgültig rot. Ich hätte nicht sagen können, wie es mir letztlich gelang, aber ich kam von den Fesseln frei. Meine Hände waren blutverschmiert, die Handgelenke tief eingerissen, wund und auf. Ich sprang auf. Pures Adrenalin schoß durch meine Adern und puschte meinen Körper hoch, gab mir Kräfte, die ich längst nicht mehr zu haben dachte.


    Der Schemel kippte polternd um und ich näherte mich wie eine Katze, schnell Malachias. In meiner Hand hatte ich plötzlich die lange Scherbe, die ich, ehe sie mich wieder herausgebracht hatten, hatte verbergen können. Ich sah sein erstauntes, fast entsetztes Gesicht und spürte meine eigene Wut, Zorn und sogar Hass auf ihn in mir kochen. Alles andere war ausgeblendet. Ich hörte nicht den Schrei der Frau, als ich auf Malachias einstach und ihn scheinbar sogar leicht verletzte, aber der Schrei eines Mannes, laut, befehlend und unüberhörbar, drang zu mir durch. Ich konnte nicht sagen ob beim ersten Mal oder ob er mehrmals hatte schreien müssen, aber ich hörte ihn meinen Namen rufen und in meinem Kopf machte es "Klick".


    Ich wirbelte rum, sah die Frau von vorher und hinter ihr Curio. Beide Gesichter waren vor Entsetzen erstarrt. Oder war es bei Curio Wut? Vielleicht war es auch mein eigenes Entsetzen und meine Wut, die ich in ihnen sah. Meine Hand hielt die Scherbe fest umklammert und Blut tropfte von ihr und den Handgelenken auf den Verandaboden. Sie hatte bereits eine tiefe Wunde in die Hand geschnitten, aber das sah ich nicht, spürte es nicht einmal. Ich sah nur plötzlich, dass alles vorbei war und ich nie wieder eine solch gute Chance bekommen würde.


    Meine Wut und mein Hass verpufften im Nichts und dafür legte sich eine unendliche Ruhe über mich. Ja, jetzt würde ich es endlich tun können. Antiope verzeih mir, aber wir sehen uns in Hels Reich wieder, dachte ich. Auch an meine Familie, so sie noch lebte sandte ich einen letzten Abschiedsgruß. Dann, während ich zurückwich, in die hinterste Ecke der Veranda, immer von den näher kommenden mich zurückziehend, nicht mehr auf die Worte achtend, sprach ich stumm, nur die Lippen bewegten sich wortlos, meinen Abschied:


    Dort treffe ich dann meinen Vater
    Dort treffe ich meine Mutter, meine Schwestern und meine Brüder
    Dort treffe ich all jene Menschen meiner Ahnenreihe von Beginn an
    Sie rufen bereits nach mir,
    Sie bitten mich meinen Platz Einzunehmen
    Hinter den Toren von Wallhalla
    Wo die Tapferen ewig leben!


    Dann riss ich, an der Brüstung angekommen, meine Hand mit der Scherbe hoch, sah zu den Menschen ein letztes Mal hin, bemerkte nur am Rande, dass die Frau auf mich zustürzte und dachte noch, zu spät, und stach mir mit der Scherbe tief in die Brust. Ich hatte mein Herz treffen wollen und hätte es vielleicht, aber ich spürte noch die Hand an meinem Arm und wie er leicht zur Seite gedrückt wurde. Die Scherbe drang in die Brust und das auch tief, aber sie traf nicht das Herz.


    Nun wich alle Kraft aus mir, alles was mich bis zu diesem Zeitpunkt auf den Beinen gehalten hatte. Ich sackte in die Knie und alles um mich herum verschwamm. Mein letzter Gedanke, mein letztes Wort, tonlos und doch deutlich auf meinen Lippen zu sehen war der Name meiner Blutsschwester, dann wurd alles dunkel um mich herum.


    Das ich, schwerverletzt und blutend, auf dem Verandaboden zum liegen kam, bemerkte ich nicht mehr. Auch nicht, dass plötzlich große Hektik um mich herum ausbrach, größere noch als Minuten zuvor, als ich auf Malachias einstach.

    Ich kannte ihn nicht, zumindest nicht bewusst. Ich wusste nicht einmal, dass ich in dessen Haus gewesen war. Ich nutzte die Kraft, die mir die Wut verlieh um an den Fesseln zu zerren. Ich spürte den Schmerz, aber er verlieh mir nur noch mehr Kraft. Meine Augen nagelten ihn fest, fixierten ihn und wurden dunkel vor Zorn. Ich wusste, dass er mich herausfordern wollte und wenn ich mehr bei Sinnen gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht auch mehr Besinnung gezeigt, aber so war ich nicht mehr klar bei Verstand.

    Ich ignorierte ihn, spürte zwar, dass er mich anhob, aber ignorierte es, bis er von Antiope sprach.
    Nun wurde ich aufmerksam. Es gab nur noch wenig, was mich dazu brachte. Ich sah ihn an und hatte das Gefühl eineinhalb bis zwei Malachiasse vor mir zu sehen, aber egal wie viele es waren. Seine Worte waren es, die wieder ein Gefühl in mir auslösten. Wut und Verzweiflung. Ich zerrte weiter an den Fesseln, ignorierte die Schmerzen udn Blut, sah nur ihn. Mein Gesicht blieb ausdruckslos, aber meine Augen sprachen Bände, und wenn Blicke hätten töten können, wären beide Malachiasse vor meinen Augen vom Blitz erschlagen worden in diesem Moment.

    Das Wasser, was kalt auf meinen Kopf geschüttet wurde holte mich langsam zurück, machten meinen Kopf etwas klarer und halfen mir auch bei der Atmung. In sofern tat Malachias sogar etwas Gutes. Aber ich sah nicht zu ihm auf. Immer noch drehte sich alles um mich und so schloss ich die Augen und versuchte es zu verdrängen, zusammen mit ihm.

    'Antiope, wo bist Du?'


    Panik stieg in mir auf. Irgendetwas stimmte nicht. Um mich herum herrschte Dunkelheit, ich hörte nur Schreie und das Knistern von Feuer, vermeinte den Rauch zu riechen und die Hitze zu spüren. Dann sah ich es, nur wenige Meter vor mir und aus dem Feuer heraus liefen sie, brennend. Ich wollte schreien, aber kein Ton drang über meine Lippen. Ich wollte aufspringen, aber ich konnte mich keinen Zentimeter rühren und dann änderte sich die Szenerie. Ich sah noch, wie sie etwas von hinten durchbohrte, ihre Körper tod zu Boden sanken und dann wachte ich auf.


    Meine Augen waren in Panik und Entsetzen aufgerissen und ich versuchte verzweifelt mich von dem Pfahl zu befreien. Immer und immer wieder zerrte ich in Panik an den Fesseln. Sie gruben sich immer tiefer in meine Handgelenke, aber ich merkte es nicht, spürte nicht die Schmerzen, spürte nur die Panik. Und die Panik war es auch, die mir ungeahnte Kräfte zu verliehen schien, Kräfte, die ich noch vor kurzem nicht mehr gespürt hatte und über die ich auch eigentlich nicht mehr verfügen dürfte.
    Ich stand, zerrte an den Fesseln, vor meinem inneren Auge sah ich immer und immer wieder diese letzte Szene. Der Hocker war mit lautem gepolter umgekippt, meine Beine zitterten ob der Anstrengung, meine Handgelenke bluteten, meine Lippen bewegten sich stumm vor entsetzen und dann machte es plötzlich Klick in meinem Kopf. Die Schreckensbilder verschwanden vor meinem Auge und ich sah die reelle Umgebung, sah die Veranda, sah den Garten vom Nachbarn und dann begann die Welt sich immer schneller zu drehen und meine Beine gaben nach. Ich sackte in die Knie und nach vorne und nur die gefesselten Arme bewahrten mich davor auf dem Boden zum Liegen zu kommen.


    Ich spürte mehr, als das ich es sah, dass jemand neben mich trat, aber es war egal. Meine Brust hob und senkte sich unter den schnellen und krampfhaften Atemzügen und ich wartete nur noch auf die erlösende Schwärze, aber diese tat mir nicht den Gefallen zu kommen.

    Dort, wo mich Malachias nicht einmal eine Stunde zuvor, oder gar eine halbe Stunde zuvor unwirsch geweckt und fortgeholt hatte, wurde ich wieder hingesetzt und gebunden. Ich hatte nicht einmal ansatzweise die Möglichkeit Hand an mich zu legen.


    Und so saß ich da wieder. Der einzige Unterschied zu vorher war, dass ich nun nicht mehr den entsetzlichen Durst litt. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Pfahl, schloss erschöpft die Augen und sperrte die Wirklichkeit und ihre Schmerzen, mental und physisch irgendwie aus. Meine Handgelenke brannten, da die neuen Fesseln wieder tief in das schon verletzte Fleisch schnitten, meine Muskeln hatten sich nur bedingt erholt und mein Kopf drehte sich immer noch. Aber ich sperrte es aus, verdrängte es, wie alles um mich herum, auch die anwesenden Sklaven.


    Wenig später wanderte ich wieder durch den Wald. Neben mir ging eine junge Frau und wir unterhielten uns. Sie hielt die Zügel des Pferdes, welches hinter uns hertrottete locker in den Händen und lachte zwischendurch hell und zufrieden. Ich sah sie an und lächelte glücklich. Ihr schwarzes Haar wehte im Wind sanft und sie trug mal nicht ihre Xailla. Es war ein Gefühl, als wäre es nie anders gewesen.

    Ich spürte das kühle Nass in meinem Mund, das langsam meine Kehle hinunterlief. Ich begriff nicht, wer alles um mich herum war, nicht, dass da Aufregung zu herrschen schien. Begriff nur, dass da Wasser war und ich trank, trank als ging es um mein Leben, auch wenn es das für mcih schon lange nicht mehr ging. Aber der Durst war ein übermächtiges Gefühl und so trank ich. Dann wurde rausgebracht, aber ich berührte kaum den Boden mit meinen Füßen, war zu schwach zum selber Laufen und wurde mehr getragen als geführt. Aber tief in mir war ein kleines Triumphgefühl am Wachsen, denn ich hatte etwas verstecken können, ehe Curio kam, dass mir helfen würde, helfen beim Weg in Hels Reich.

    Ich war nur wenige Minuten bewusstlos, doch als ich wieder zu mir kam, kam ich nciht in die Realität zurück. Ich tat nicht mehr den Umweg sondern driftete sofort in meine Traumwelt.
    Meine Augen waren offen, aber jegliches Gefühl daraus verschwunden. Nur reine, stumpfe Apathie war noch in ihnen zu sehen.
    Mein Kopf lag seitlich, zu dem Haufen, den ich vom Tisch gewischt hatte und meine Augen erblickten in meiner Apathie etwas, nur Zentimeter von meiner Hand entfernt. Dieser Anblick reichte, um mich für einen Moment soweit daraus hervorzuholen, dass ich danach griff, langsam und vorsichtig und es Zentimeter für Zentimeter mit meinen Finger näher holte und es in meiner Hand verbarg. Niemand schien es unter dem Tisch bemerkt zu haben und so war es nun wieder in meinem Besitz.


    Jetzt würde alles gut werden. Es fehlte nur noch ein passender Augenblick und dann würde ich sterben dürfen. Endlich!



    /edit: Zusatz

    NEIN, NEIN, NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN!!!!


    Antiope war mein Weg in die Freiheit! ICh sprang auf, ich schaffte es tatsächlich aufzuspringen. ICh sah die Sachen auf dem tisch und ich wischte sich wütend runter. Dann sah ich das Papyrus und den Kiel und ich schrieb, krikelig und schwach und doch energisch.


    Antiope war meine Chance auf Freiheit, auf meine Familie!


    Dann torkelte ich mehr als das ich ging auf sie zu und brach auf halbem Weg zusammen. Ich drehte mich um mich selber und blieb völlig fertig auf dem Rücken liegen. Meine Hand hielt das Papier noch umklammert und meine Lippen wiederholten immer und immer wieder tonlos das Wort Freiheit. Dann verlor ich das Bewusstsein.

    Plötzlich blitzte Wut in meinen Augen auf. Oh nein, ich war ihr nicht ins Verderben gefolgt, ich war ihr in die Freiheit gefolgt. Die Wut liess in mir plötzlich noch einmal ein wenig Kraft gebären und ich riss mich von ihr los, brachte zwischen uns Abstand und funkelte sie an.
    Doch genauso schnell, wie sie gekommen war, verlor ich sie wieder. Ich sackte auf alle Viere und keuchte.
    Oh nein, jetzt durfte ich nicht ohnmächtig werden. Ich durfte sie nicht noch einmal an mich heranlassen. Antiope war meine Chance in die Freiheit gewesen, nicht mein Verderben und sie war meine Blutsschwester, meine Familie.

    Ich schreckte wieder zurück in die Realität.
    Hatte sie gerade Antiope erwähnt? Wusste sie etwas über sie? Würde sie vielleicht... Nein, das wagte ich gar nciht erst zu denken, aber mein Blick wurde hoffnungsvoll und ängstlich zugleich.
    Ich sah sie an und ich hoffte, sie würde mehr sagen, mehr über Antiope sagen.

    Meine Augen zeigten nun meine Resignation. Ich schloss sie einen Moment müde. Als ich sie öffnete, war darin wieder die Apathie zu sehen, die ich hatte, wenn ich mich auf den Weg in meine Traumwelt begab oder bereits drin war. Und ich war auf dem Weg. Was hatte diese Welt schon noch zu bieten? Nicht einmal meinen Weg in Hels Reich gewährte man mir, also brauchte ich auch nicht länger in ihr mit meinen Gedanken weilen. Ich begab mich auf die Wanderschaft durch grüne Wälder, in der Luft der Duft kurz nach einem warmen Sommerregen und bei mir eine Person, die mir viel bedeutete, mein Leben bedeutete und verloren war, aber nicht in dieser Traumwelt.

    Ja, sie konnte etwas tun. Und ob. Ich sah sie an und für einen Moment war mein Blick klar und bei vollem Verstand.
    Meine Lippen bewegten sich, ich sagte keinen Ton, aber sie würde es von den Lippen lesen können. 'Ein Messer!'
    Das war nun nur noch alles, was ich brauchte. Mehr nicht, nur noch ein Messer.

    Ich spürte, wie sie mich hielt, fest in ihren Armen hielt und für eine Sekunde dachte ich, es sei Antiope, aber nein, das konnte sie ja nicht sein. Weder vom Aussehen noch von der Art, doch war sie es das letzte Mal gewesen, die mich so gehalten hatte.
    Meine Augen verdrehten sich leicht und meine Lippen bewegten sich tonlos, doch ich hielt mich mit einiger Mühe bei Bewusstsein.
    Ich brauchte sehr lange um zu verstehen, was sie mit Curio und der Strafe und all das meinte, oder zumindest um zu glauben zu verstehen und ich schüttelte nur matt den Kopf. Ja sicher, einiges an meinem Zustand stammte durch die Strafe, aber mir ging es ja schon vorher schlecht. Nur in Germanien, zusammen mit meiner Blutsschwester ging es mir, trotz der Schwäche durch die lange Krankheit und der Seekrankheit danach, gut, denn da war ich frei. Auf der Flucht aber frei!
    Ich versuchte mich wieder aufzurichten, aber mir fehlte die Kraft. Ich hob meine Hand um zu zeigen, dass ich nichts Essen wollte und dabei fiel mein Blick wieder auf die Handgelenke und ein leiser, kaum wahrnehmbarer und unbewusster Seufzer drang über meine Lippen, ehe die Hand kraftlos hinuntersank.

    Allein der Gedanke an Essen bereitete mir Übelkeit. Nein, nichts zu Essen, bloß nichts zu Essen. Fast panisch sah ich nun drein. Und dann drehte sich alles um mich herum. Mein Oberkörper schwankte und ich versuchte mich mit den Händen abzustützen, aber ich hatte immer noch keine Kraft in ihnen, so kippte ich langsam um ohne etwas dagegen unternehmen zu können.

    Das sie mir etwas zu Trinken geben wollte, bemerkte ich erst, als die kühle und zugleich eklige Flüssigkeit in meinen Mund floss. Ich konnte Wein immer noch nicht ausstehen und einmal mehr sehnte ich mich nur nach dem Geschmack von Met oder einfach nur das kühle Nass des Baches. Aber ich schluckte, krampfhaft und tapfer, denn auch wenn es eklig war, es war Flüssigkeit. Dann sprach sie mit mir und ich brauchte etwas um zu verstehen, was sie meinte. Nur meine Augen machten durch ein leichtes Senken der Lider und wieder öffnen klar, dass ich sie verstanden hatte und bestätigten, dass ich Selnya war. Aber war ich es wirklich noch? Wieder stürmten Fragen auf mich ein, wie schon zuvor, wo dann die gnädige Schwärze mich eingeholt hatte, doch diesmal versuchte ich mich auf die Frau zu konzentrieren. Und irgendwie hatte ich, obwohl es nur wenige Schlucke waren, dass Gefühl, dass der Wein zu wirken begann. Mir war schummerig, auf eine ganz andere Art und Weite wie bisher, zumute.

    Ich erwiderte den Blick und doch wieder nicht. Ich spürte ihre Hand und doch wieder nicht. Ein ganz ganz kleiner Teil in mir, einer, der schon verschwindend gering war, fragte sich, wer sie war und was sie von mir wolle.
    Das Kribbeln meiner Hände war schier unerträglich und ohne es zu wollen, krauste sich meine Stirn dabei und ein Teil von mir versucht krampfhaft und aus einem Reflex heraus sie zu bewegen, aber der andere Teil war zu kraft- und energielos dafür.