Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich zu Boden gesunken war und da einfach nur saß, apathisch und erschöpft vor mich hinblickend. Meine Hände begannen unglaublich zu schmerzen, jetzt wo die Blutzirkulation wieder möglich war und ich sah auf sie hinunter. sie halfen, dass ich halbwegs in die Realität zurückfand und mich darauf konzentrieren konnte und ich sah sie nur an. Sah die tiefen, aufgescheuerten, teilweise mit getrocknetem Blut verkrusteten Striemen und sah, wie die Hände begannen wieder normale Farbe zu bekommen. Aber ich konnte sie nicht bewegen, hatte keine Kraft dazu. Konnte nur den Schmerz ertragen. Ich spürte etwas an meiner Schulter und ich brauchte eine Ewigkeit um meinen Blick zu heben.
Ich sah eine junge Frau mir gegenüber und sah sie doch wieder nicht richtig. Mein Augen waren zu einem Spiegel meiner Seele geworden udn leicht durchschaubar. Eine Mischung aus Apathie, Trauer, Erschöpfung und Lebensmüdigkeit war in ihnen zu erkennen und sie waren dunkel und tief.
Beiträge von Selnya
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Ich war noch nicht wieder ganz bei mir. Immer noch war mir schwindelig, immer noch plagte mich der Durst und alles um mich herum schien eine andere Welt. Malachias zerrte mich mit sich und liess mich mitten in einem Raum stehen. Ich begriff, dass ich nicht alleine war, aber wer bei mir war, bekam ich nicht mit.
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Irgendetwas riss mich wieder aus meiner Traumwelt, doch konnte ich nicht ausmachen, was. Eigentlich war es mir auch egal, solange ich gleich wieder zurückkehren konnte, aber das schien mir nicht vergönnt. Ich hörte ein Schreien und etwas, dass sich wie Schläge anhörte. Zunächst dachte ich, es wäre noch die Nachwirkung einer meiner Alpträume, aber es schien vielmehr real zu sein. Ich sah auf und mich um. Wirklich interessieren taten mich die Geräusche nicht, aber ich wollte zumindest wissen, woher sie kamen, um sie leichter ignorieren zu können. Aber ich konnte nichts erkennen. Meine Sicht verschwamm, es schien, als läg ein Schleier über meinen Augen. Auch hatte ich das Gefühl, als würde ich leicht schweben, irgendwie komisch und doch frei. Wäre nicht die leichte Übelkeit gewesen, die mir langsam bewusst wurde, hätte ich es wohl ignoriert und die Augen wieder geschlossen, aber so wurde ich doch ein wenig aus meiner Apathie gerissen, wenn auch nicht komplett.
Für einen Moment fragte ich mich, wieso mir übel war und schwindelig, obwohl ich die Antwort wusste. Mein Körper rebellierte gegen die Askese und vor allem dagegen, dass ich, seit ich vor Stunden an den Pfahl gebunden worden war, oder etwa schon Tage, nichts mehr getrunken hatte und seit einiger Zeit die Sonne, wenn auch immer noch nur die des Frühjahrs, warm auf mich schien. Wo ich darüber nachdachte, verspürte ich auch den Durst, der durch einen ganz trockenen Mund deutlich wurde. Und je mehr ich begann zu spüren, um so mehr wurden mir auch all meine Schmerzen bewusst. Auch wenn ich saß, so saß ich doch, besonders, wenn ich schlief oder in meiner Traumwelt war, in einer sehr unbequemen Position und meine Muskeln verkrampften sich schon teilweise. Insbesondere spürte ich die von meinen Schultern, Rücken und Armen. Meine Arme, ja, auch diese taten weh, aber auch noch anders. Ich spürte das ziehen und brennen der Wunden an meinen Handgelenken, die ich mir durch meine eigene Panik nach dem letzten Alptraum selber zugefügt hatte ohne es zu bemerken. Auch meine Beine schmerzten, hielt ich sie doch meist in der selben Position. Sie erschienen mir so unendlich schwer und mein Kopf hämmerte und hinderte mich am Denken, aber das war mir im Moment sehr lieb. Ich spürte die Erschöpfung, körperlich und seelisch und wollte nur noch schlafen. Aber auf eine Art und Weise, wie sie mir das Hier und Jetzt nicht würde bieten können.
Die Schreie waren längst verstummt und ich bemerkte es am Rande. Es herrschte, ausser dem Zwitschern vereinzelter Vögel und den Geräuschen der Stadt, die auch hier, hinter dem Haus zu hören waren, Ruhe. Mein Kopf sank wieder auf meine Brust und meine Augen schlossen sich. Sobald sie zu waren, hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass mein Kopf sofort explodieren würde, der Schmerz wurde ein klein wenig erträglicher. Ich versuchte den Durst zu verdrängen und bemühte mich, meine Gedanken schweifen zu lassen. Hunger verspürte ich schon lange nicht mehr und Kraft noch etwas zu tun, was mehr war als mich auf die Reise in Hels Reich zu bringen ebenso wenig. Nach einer Weile gelang es mir meine Gedanken wandern zu lassen und ich dachte an Antiope und wie sehr sie mir fehlte. Ich dachte an die letzten Monate und auch an die Zeit, bevor ich sie kennen lernte und dann, dann kam ich wieder dahin, woran ich immer wieder mit einem Schaudern dachte: den Tag meiner Gefangennahme. Und mit diesem Gedanken kamen sogleich wieder die Fragen in mir auf: Was war mit ihnen geschehen? Hatten sie sich retten können? Waren sie noch am Leben? Wo waren sie? Würde ich sie jemals wieder sehen? Würde ich jemals wieder frei und ich sein?
Nein, die letzte Frage konnte ich zumindest teilweise mit Gewissheit beantworten: Ich würde niemals mehr ich sein. Die Selnya von damals war tod. Gestorben in dem Moment, als ein rachsüchtiger Sklavenhändler vor ihren Augen eine Leidensgenossin von ihr zu Tode geprügelt hatte, um ihnen allen ein Exempel zu statuieren. Sie war gestorben, als sie beschlossen hatte nie wieder in Gegenwart von Menschen zu sprechen. Ja, vielleicht sogar schon an dem Tag ihrer Gefangennahme. Und dabei hatte sie immer Glück gehabt, im Vergleich zu vielen anderen. Sie war nie geschändet worden. Man hatte sie gepeitscht, geschlagen und einiges mehr, aber man hatte nur einmal gewagt mehr zu versuchen und es bitter bereut. Danach hatte es niemals mehr einer gewagt.
Oh ja, was das betraf, hatte ich Glück gehabt, aber dessen erfreuen konnte ich mich garantiert nicht. Denn es war nur ein Tropfen auf einem glühendheissen Stein. Ich war gefangen und alleine. Meine Familie war irgendwo, irgendwo weit weg und ich würde sie wohl niemals wiedersehen. Meine einzige Freundin ward mir genommen und ob ich sie jemals wiedersehen würde, war fraglich, eher sogar unwahrscheinlich. Wie gerne würde ich ihr sagen, wie stolz und glücklich ich war, dass ich sie hatte kennen lernen dürfen und wie glücklich, dass sie mir zumindest die Chance auf das Wiedersehen mit meiner Familie gegeben hatte. Wie sehr sehnte ich mich nach einer Berührung, einem Wort von ihr. Und wie sehr sehnte ich mich zugleich nach meinen Kindern, meinem Mann, meiner Sippe, meiner Heimat.
Eine Träne rann meine Wange hinab, aber es war das einzige Zugeständnis, das ich meiner Trauer gewährte: eine einzelne Träne. Als diese zu Boden fiel, war nichts mehr davon zu sehen. Ausser mein blasses, hohlwangiges Gesicht, mit dunklen Ringen unter den Augen und immer noch an manchen Stellen das farbliche Schillern der Blutergüsse, die ich im Kampf gegen den Sklaven hatte einstecken müssen. Falten der Trauer und Entbehrung hatten sich hineingegraben.
In meine Trauer hinein drangen erneut die Klänge des Gesangs. Doch dieses Mal sorgten sie nur dafür, dass mein Herz noch schwerer wurde und es schien, als würden die Klänge mir die letzte Kraft Silbe für Silbe entziehen. Ich sackte noch ein wenig mehr in mich zusammen und wenn ich nicht durch die Fesseln gehalten würde, wär ich vermutlich längst bewegungs- und kraftlos zur Seite gefallen. So hing ich mehr am Pfahl, als das ich saß und gab irgendwann auf gegen die Schmerzen und den Gesang kämpfen zu wollen. Ich driftete ab, aber diesmal fand ich mich nicht auf der Wiese wieder sondern im Chaos. Im Chaos meiner eigenen Gedanken, meiner Erinnerungen, meiner Ängste, Hoffnungen, Freude, Angst, Trauer, Glück, einfach allem. Als das Chaos mich zu überrollen drohte, beschloss mein Kopf, dass es an der Zeit sei nun endlich eine Pause einzulegen. Gnädige Schwärze verdrängte das Chaos und ich blieb ohne Bewusstsein, halb zur Seite und nach vorne gekippt, flach atmend, still auf dem Hocker sitzen.
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Ich hörte die Schreie. Sah das Blut spritzen und dann die Reiter. Aus dem Gebüsch links von mir brach ein Römer hervor. Ich griff mir Hergen und reichte ihn meiner Schwester, die auch Thorvald schon im Arm hatte.
"Lauf," sagte ich eindringlich. "Rette Dich und die Kinder! Ich werde sie aufhalten und nachkommen. Lauf!"Sie wollte nicht, aber sie verstand und sie wusste, dass ich Recht hatte. Wenn ich es nicht versuchen würde, würden sie uns alle bekommen. Sie lief los, Hauke unser kleiner Bruder dichtauf. Ich schickte ein Stoßgebet zu Odin und bat ihm um seinen Beistand für meine Familie. Dann drehte ich mich den Römern zu. Ich hatte kein Schwert, aber ein Dolch, mit dem ich recht gut umzugehen wusste. Ich liess den vorderen auf mich zukommen. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, warf ich aus dem Handgelenk heraus den Dolch, welcher ihm in die Kehle drang. Röchelnd kippte er nach hinten und ich war mit wenigen Schritten bei ihm, zog den Dolch und sein Gladius. Nicht eine Sekunde zu früh, denn da kamen schon die Reiter. Ich sah fünf, aber ich wusste, da mussten noch mehr sein. Auch noch mehr Fußsoldaten. Aber ich musste sie so lange aufhalten, wie nur möglich.
Der erste Reiter kam heran, holte mit seinem Gladius aus, aber ich liess mich fallen und hieb mit dem Gladius auf die Beine des Pferdes ein. Das wieherte Schrill und stürzte, begrub den Soldaten unter sich und einen Sekundenbruchteil spürte ich Bedauern für das Pferd. Dem zweiten Reiter konnte ich ausweichen, aber ich konnte ihn nicht aufhalten. Dann kam schon der dritte. Gerade wollte ich mit ihm ähnliches wiederfahren lassen wie mit dem Ersten, als ich einen Schlag am Hinterkopf verspürte und in die Knie sackte. Alles in meinem Blickfeld verschwamm und ich kippte um, verlor das Bewusstsein in dem Moment, wo ich auf dem Boden aufkam.
Ich ruckte auf und sah verwirrt um mich. Immer noch saß ich an dem Pfahl gebunden und war in Rom, als Sklavin. Leise Verzweiflung machte sich in mir breit, einmal mehr. Ich versuchte mich in meine Traumwelt zu flüchten, doch diesmal hielt sie Schreckensbilder für mich bereit. Ich sah, wie die Römer auch meine Geschwister und Kinder fanden und wie sie meine Schwester schändeten, meinen Bruder in Ketten legten und meine Söhne erschlugen, weil sie keine Babys haben wollten. Ich sah, wie sie meine Familie versklavten.
Entsetzt riß ich die Augen auf. Mein Atem ging schwer, stoßweise, panisch. Meine Hände rissen an den Fesseln, die sich immer tiefer in die Handgelenke schnürten und sie aufscheuerten. Ich musste hier weg, musste meine Familien retten, musste zu ihnen. In diesem Moment hatte ich keinen Bezug zur Realität mehr. Bis... ja, bis dann plötzlich eine feine Jungenstimme langsam zu meinem Verstand durchkam und ich leise seinen Gesang hörte. Jedes Wort, was er sang, führte dazu, dass ich mich ein wenig beruhigte und langsam, ganz langsam driftete ich wieder ab und war auf der Wiese.
Mein Körper entspannte sich und meine Augen wurden glasig, wieder apathisch, aber in mir drin, begannen sie erneut zu strahlen. Die Schmerzen an meinen Handgelenken, die ich mir so sehr aufgescheuert hatte in meiner Panik, dass ein paar Tropfen Blut zu Boden fielen und die das Blut selber so sehr abschnürten, dass ich schon kein Gefühl mehr in den Händen hatte, registrierte ich nicht mehr. In meiner Traumwelt war alles schön und schmerzfrei. Und ich war wieder mit jenen zusammen, die ich liebte.
Auch wenn Curio vielleicht das Gegenteil hatte bewirken wollen, so tat er mir mit dem Gesang des Jungen einen Gefallen. Alpträume wegen meiner Familie hatte ich, seit man mich gefangen genommen hatte, aber der Gesang des Jungen sorgte diesmal dafür, dass ich mich schnell beruhigte und in meine Welt, die Welt, die seit dem Verlust von Antiope meine geworden war, zurück kehren konnte.
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In einem Moment war ich noch in meiner Heimat und Sekunden später rüttelte mich etwas grob daraus hervor.
Was war los? Wo war ich? Wieso? Und dann fiel es mir wieder ein. Mit müdem, trägen Blick sah ich mich um und langsam wurde ich meiner Umgebung gewiss und auch meiner Situation. Das Messer, wo war das.... oh, natürlich. Malachias war mir zuvor gekommen.
Und nun saß ich hier. Wieder alleine, denn Malachias war mit irgendwem weg gegangen. Meine Gedanken schwirrten wieder zu meiner Familie: Bele, Hergen, Thorvald und auch meine Geschwister, meine Sippe und nicht zuletzt bei Antiope.Ich sehnte mich so sehr nach ihnen und zugleich nach Hels Reich.
Heilir Æsir, heilar Ásynjur, ok öll ginnheilög go !
Ich rufe Dich, der du Grim heißt,
Herrscher und Helmträger,
Walvater, Allvater,
Grimur, Jalk, Wegtam,
Haptagott, Herian, Oski,
Wunschherr, Graubart,
Biflindi, Har, Omi,
Siegvater, Odin, Wotan,
... deine Ankunft Hoffnung spendet, auf daß dein Sohn das Schicksal wendet!
Schütze meine Familie, meine Söhne, meinen Mann, meine Geschwister, meine gesammte Sippschaft und Odin, Allvater, schütze auch Antiope, meine Blutsschwester.
Heilir Æsir, heilar Ásynjur, ok öll ginnheilög go !Immer wieder wiederholte ich dieses Gebet in meinem Kopf, ehe mein Kopf langsam wieder zur Brust sank und die Erschöpfung mich übermannte. Immer noch an den Pfahl gebunden schlief ich einen unruhigen und unbequemen Schlaf.
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Irgendwann verstummte der Gesang des Jungen, aber in meinem Kopf war er weiter zu hören.
Ich saß mit meinen Söhnen am Bach und beobachtete lächelnd, wie sie hinter meiner jüngeren Schwester herkrabbelten und dabei immer wieder hinplumbsten, weil sie es, besonders auf dem unebenen Boden noch nicht gut beherrschten. Ach meine Sonnenscheine, mein Leben. In meiner Traumwelt, in der ich mich geflüchtet hatte, war es, wie vor meiner Gefangennahme. Damals waren die Wanen und Asen mir sehr hold gewesen und hatten mir ein glückliches und erfülltes Leben mit meiner Famillie geschenkt. Sie vervollständigten mich.
Es war ein gutes Leben gewesen. Ich lehrte die Kinder der Sippe und auch in manchen Gebieten die Erwachsenen. Ich hatte einen Mann, den ich über alles liebte und der auch mich liebte und zwei wunderbare Zwillingssöhne, die mein Herz jeden Tag aufs Neue eroberten. Meine Schwester, die stets an meiner Seite war, wenn ich mit den beiden losging um Kräuter zu sammeln oder andere Dinge zu tun, liebte die beiden ebenso und kümmerte sich immer gut um sie, wenn ich andere Dinge zu tun hatte.
Ein einzelner Gedanke schlich sich in meine Traumwelt: Antiope.
Ich sah auf, sowohl in meiner Traumwelt als auch an dem Pfahl gebunden. Meine Augen in der realen Welt waren weiterhin stumpf und ich sah apathisch drein, doch in meiner Traumwelt fingen sie an zu strahlen. Auf der anderen Seite des Baches stand sie plötzlich. Antiope, meine Blutsschwester. Ich lächelte sie an, nein, strahlte sie an und winkte. Sie winkte zurück und kam, ein wunderschönes Pferd an der Hand über den Bach zu uns. Mein Herz schlug schneller vor Glück. Fast all jene, die ich liebte waren auf dieser schönen Wiese vereint und ich durfte mit ihnen zusammen sein. Ich war glücklich.An dem Pfahl gebunden sank mein Kopf wieder hinab und meine Augen schlossen sich müde. Seit ich von Antiope getrennt worden war, aß ich nichts mehr, trank kaum und schlief auch nur wenig. Von meiner Umwelt bekam ich nur selten mit, denn fast in dem selben Moment, wo ich begriffen hatte, dass ich von ihr getrennt wurde, für länger oder vermutlich gar für immer, hatte ich begonnen mich in meine eigene Welt zu flüchten. War ich einmal halbwegs klar bei Verstand in der Realität, hatte ich nur noch einen Wunsch: in das Reich Hels einzukehren. Aber im Moment, im Moment durchlebte ich in meinem Kopf mein eigenes Glück und selbst Malachias sein Gestank, der wieder neben mir aufgetaucht war und das "Gezeter" von Helena drangen dorthin nicht ein.
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Ich hatte schon in der Casa Vinicius kaum gegessen und seit ich hier war nur wenig Flüssigkeit zu mir genommen aber nichts gegessen. So interessierte mich auch nicht das, was Malachias mir anzudrehen versuchte. Ich hörte seine Worte nur aus der Ferne. Das er ins Brot spuckte bekam ich auch nur bedingt mit. Aber was sollte es schon. Ich hatte nicht vor etwas zu essen. Ich war noch schmaler geworden in den letzten Tagen und eigentlich fast nur mehr Haut und Knochen. Ich war müde. Alles müde.
Meine Gedanken wanderten durch meine Heimat und ich floh dorthin. Mein Körper mochte noch in Italia sein, an diesen Pfahl gebunden, aber meine Gedanken waren frei. Und diese saßen am Ufer des Baches, meine Kinder und meine jüngeren Geschwister bei mir. Als der Junge gegenüber zu singen begann, drang der Gesang nach einer Weile zu mir durch, aber nicht zu der Selnya am Pfahl, sondern zu der Selnya am Bach. In meinen Gedanken war ich glücklich und sang mit.
Wer mich da so sitzen saß, musste denken, dass ich, ja, was eigentlich? Es war mir egal. Mein Blick nach aussen war apathisch, aber nach Innen war er klar und glücklich strahlend.
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Bevor ich das Messer hatte nutzen können, war Malachias mir in die Pläne gekommen. Ich hätte ihn, wie auch vorher Helena ignorieren könne, zumal ich ihn nur am Rande wahrnahm, aber dann packte er mich und schlefte mich mit sich. Dabei verlor ich das Messer.
Ich fand mich an dem Pfahl wieder, angebunden mit Blick auf den Garten, doch nahm ich das nicht wahr. Auch, obwohl der Junge gerade drüben saß und zu den Pfauen schaute, ich bemerkte ihn nicht, nicht die Pfaue, nicht einmal mehr Malachias, der stinkend neben mir stand und dem es scheinbar eine Freude war mich so gefesselt zu sehen.
Meine Gedanken waren längst an anderen Orten, wanderten über grüne Wiesen und durch dunkle Wälder und ich zog mich immer weiter zurück. -
Ich stand an einem Punkt, wo ich keinen Sinn mehr sah. In einem lichten Moment hatte ich mir eine Waffe besorgt. Nichts besonderes, nur ein kleines Messer aus der Küche, nicht einmal besonders scharf oder spitz, aber es würde für meine Zwecke genügen.
Und was blieb mir denn noch? Einsamkeit, Trauer, Apathie, keine Kinder mehr, kein Mann mehr, keine Schwester mehr. Das einzige, was mich hielt, hatte man mir genommen, als man mich von Antiope trennte und nun, nun war nichts mehr wichtig.
Nur eines überlegte ich noch. Sollte ich gleich Schluß machen oder erst ihn noch mit mir nehmen? Nun um seine Töchter und Nichte tat es mir sogar fast leid, aber eben nur noch fast. Selbst sie bedeuteten mir nichts mehr. Alles was mir etwas bedeutete, war verloren. Meine Gedanken weilten bei Antiope, als meine Finger sanft über die Klinge des Messers fuhren.
"In Hels Reich werden wir uns wiedersehen, geliebte Schwester," murmelte ich leise. Dann bereitete ich mich mit einem Gebet und einer kleinen Opferrung in einem Runenkreis vor.
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Zitat
Original von Gaius Scribonius Curio
In diesem Moment wurde Selnya in das Zimmer gebracht.
"Wie ich sagte, würde Selnya nun zu deiner Verfügung stehen. Doch morgen Abend, brauche ich sie wieder."
Er hatte mich hierher bringen lassen und erstaunlicherweise noch nicht bestraft. Aber das war mir egal. Mit meinen Gedanken war ich längst nicht mehr hier sondern wanderte durch die Welt, meine Welt. Hestia war da, das sah ich, nahm ich halb wahr, aber mehr auch nicht. Curio sagte was von er bräuchte mich morgen Abend wieder, aber selbst das ging irgendwie an mir vorbei.
So stand ich da und wartete einfach nur, meine Gedanken weit weit weg. -
Ich nahm ihn kaum wahr. Selbst die Worte Schwäche und Strafe prallten nur so an mir ab. Dass er mich unsanft packte und dabei auch Verletzungen berührte registrierte ich nur ansatzweise.
Meine Gedanken ware woanders, bei Antiope, bei meiner Familie, meinen beiden Kindern, meinem Mann, meiner Sippe, meiner Heimat. So nah gewesen und nun weiter entfernt als je zuvor.
Hätte ich doch das Reittier akzeptieren sollen? Dann wären wir beide jetzt in Sicherheit. Oh ja, das wären wir.
Ich verliess von Curio bugsiert die Casa und trat in einen strahlenden römischen Frühlingstag, aber selbst das registrierte ich kaum mehr. -
Wir betraten das Atrium, aber das bemerkte ich nur am Rande. Ich sah Fremde und ein bekanntes Gesicht, Curio, aber ich reagierte nicht mehr darauf. Etwas in mir war in diesem Moment ageschaltet worden, denn ich hatte begriffen, dass Antiope und ich wohl getrennt wurden und somit das Letzte, was mich bisher aufrecht erhalten hatte mir genommen wurde. Meine letzten Versuche bei ihr zu bleiben waren von Ursus im Flur mit hartem Griff unterbunden worden.
Was interessierte da schon, was man mit mir noch machen würde, was Curio tun würde, denn das es ohne Strafe abgehen würde, glaubte wohl nur noch ein naiver Narr. Ich vergrub mich in mir selbst, nahm meine Gedanken und Erinnerungen mit, meine Freude und meine Glück, meine Trauer um die Geliebten, die ich nun schon dreimal verloren hatte, bei meiner ersten Gefangenschaft, der Zweiten und nun auch noch mit der Trennung von Antiope, und blickte nur noch teilnahmslos vor mich hin.
Ursus musste mich mehr stützen als führen, während wir auf die Männer zutraten. Mein Gesicht, noch an den Schlagmalen bunt und das Auge noch leicht geschwollen, zeigte keinerlei Regung. Die Blutergüsse an meinem Körper schmerzten bei vielen Bewegungen, aber selbst das registrierte ich nicht mehr. Das einzige, was ich noch wahrnahm von den Schmerzen war das leichte Ziehen in der Schnittwunde, die ich von dem Moment hatte, als Antiope und ich zu Blutsschwestern wurden.
Antiope! Ein Gedanke fraß sich in meinem Kopf fest, ohne dass ihn jemand von ausserhalb wahrnehmen konnte, auch nicht an meiner Gesichtsregung. Was würde mit ihr geschehen? Hätte sie die Kraft durchzuhalten? Würde sie es können? Würden sie sie überhaupt am Leben lassen? Würde man versuchen sie zu brechen? Ja, wahrscheinlich! Alles in mir drängte zurück zu ihr, aber mein Widerstand gegenüber Ursus wurde durch seinen fester werdenden Griff, als er es wohl zu spüren schien, unterdrückt und ich konnte nicht mehr genügend Kraft aufbringen.
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Ich wollte Antiope nicht verlassen, nicht alleine lassen. Aber er zog mich, zwar nicht unsanft, aber doch energisch mit sich. Viel Kraft zum wehren hatte ich nicht, obwohl ich mir Mühe gab. Aber mit dem Verlust von Antiope an meiner Seite, verlor ich auch meinen Widerstand und noch viel mehr.
Ich liess mich, mehr stolpernd als gehend, von ihm ins Atrium bringen. -
Ich wachte nur mühsam auf und sah den Mann irritiert an. Icht brauchte einen Moment um zu verstehen, was er von mir wollte. Dann sah ich mich kurz, fast schon panisch nach Antiope um, aber sie war da und ich beruhigte mich sofort wieder. Meine Hand suchte ihre und drückte sie kurz.
/Edit: musste umschreiben
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Sim-Off: Lamm...... *seufz*
Ich rührte mich leicht im Schlaf. Hustete etwas und drehte mich dann zur Seite, wieder näher an Antiope heran. Dann schlief ich friedlich weiter.
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Sim-Off: Die wurden zwar anders genannt, glaube ich, aber den Glauben an so Waldgeister und so gab es in manchen Kulturen schon.
Es wurde, wohl auf Grund der Erschöpfung und der Entbehrung, aber vielleicht auch wegen ihrer Gegenwart ein traumloser Schlaf.
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Ich kuschelte mich an sie und driftete langsam ab.
"Verlass mich nicht," und "Ich hab Dich lieb," waren die letzten Worte, die ich noch murmelte und dann war ich in einen tiefen, sehr tiefen Schlaf gesunken. -
"Was immer passiert: Gib nicht auf. Denk immer daran, dass Du noch eine Familie hast!"
Es wurde imme rschwerer für mich mich zu konzentrieren und zu sprechen. Mein Kopf dröhnte und ich war so unendlich müde. -
Ich nickte nur und sagte nichts. Meine Hand mit dem Stück Brot war schon wieder schlaff auf das Bett gerutscht. Ich hatte nicht einmal richtigen Bissen runterbekommen.
"Versprichst Du mir etwas?" -
Ich musste Lächeln. Hätte es nicht so weh getan, hätte ich wohl gar gegrinst.
"Um den tut es mir bestimmt nicht leid.
Kaleandra hat mich mit Sextus den Morgen gefunden, als ich zusammengebrochen bin.
Ich verdanke ihr wohl mein Leben."