Beiträge von Iduna

    Tatsächlich plapperte die Rothaarige einfach zu viel und sprach das aus was ihr gerade auf der Zunge lag. Und dann verhedderte sie sich in ihren Worten und ertrank im Gedankenstrudel. Dann war es bisher immer der Kelte gewesen der sie zurück an die Oberfläche geholt hatte. Doch Angus interessierte sich nicht mehr für sie. Und so musste die Germanin zusehen wie sie alleine strampelte und zappelte. Vielleicht aber war es gar nicht schlecht das sich Angus von ihr abgewandt hatte. Auch wenn sie Gefühle für den Kelten entwickelt hatte, so hatte sie diese doch nun tief in ihrem innersten begraben. Schließlich hielt sich Angus von ihr fern und Iduna konnte die Mauer Stück für Stück höher ziehen. Etwas positives?


    Das der furische Maiordomus sie tatsächlich für eine Anhängerin dieser christiani hielt, war Iduna zum Glück nicht bekannt. Und so lehnte sie sich an Tiberios, als sie spürte wie er seinen Arm um sie legte.
    “Meinst du wirklich das meine domini erlauben werden das Aislin eine Ausbildung erhält? Ich habe bei Dominus Iulius Caesoninus gebettelt das er Aislin freilässt. Als Voraussetzung hat er uns zwei Jahre gegeben, in denen wir iulische Mustersklaven werden sollen. Und jetzt ist mein Dominus tot.“
    Bei diesen letzten Worten spürte Iduna wie ihre Kehle eng wurde und sich ein schluchzen ihren Weg über ihre Lippen bahnte.
    “Ich möchte nicht das Aislin das gleiche Los durchlebt, welches mir das Schicksal auferlegt hat.“
    Nachdenklich gesprochen und Idunas Blick verweilte für einen kurzen Augenblick in weiter Ferne.


    “Meine Tochter wird eine liberta Tiberios. Das weiß ich. Und ich werde fleißig lernen, dass ich eine geübte lectrix werde.“
    Lächelte die Cheruskerin mit geröteten Wangen und griff schließlich wieder nach der Schriftrolle.

    Zusammen mit einigen anderen Haussklaven war die Rothaarige zu diesem besonderen Ereignis in die iulische Culina gerufen worden. Fragende Blicke wechselten zwischen den Sklaven hin- und her. Doch schließlich wurde klar wieso sie sich in der Culina einfinden sollten. Ein jeder der Sklaven bekam ein Tablett in die Hand gedrückt. Auf dem der Rothaarigen befand sich eine Karaffe Wein und einige Becher. Die Tabletts der anderen Haussklaven enthielten feinste Gebäck- oder Obststücke.


    Mit den Tabletts in den Händen wurden die iulischen Sklaven, angeführt von der rothaarigen Cheruskerin, in das Tablinum gescheucht. Wie lautlose Schatten erschienen die Sklaven. Die Tabletts mit den Leckereien hielten sie sicher in den Händen und Iduna näherte sich auch sogleich dem Hausherrn mit demutsvoll gesenktem Kopf. Während sie ihm das Tablett mit den Bechern und der Weinkaraffe entgegen hielt. Oder sollte sie für ihren Dominus und seine Gäste auch moch einschenken?


    Aus dem Augenwinkel entdeckte Iduna Iulia Stella. Und auch ihr wurde das Tablett mit dem köstlichen Rebensaft entgegen gehalten. Dann zog die Rothaarige gemessenen Schrittes weiter. Auch Idunas dunkelblaue Tunika spiegelte den Moment der Trauer wieder. Während sie nun Iulius Cato erreichte. Jener Iulier der ihr den Namen -Rutila- gegeben hatte. Und auf den die kleine Germanin auf wundersame Art- und Weise hörte.

    Die Iulia bemerkte Iduna nicht. Zumindest noch nicht. Während sie Wonga nachblickte, der zusammen mit den Sklaven der Römerin die Truhen aus dem Reisewagen schleppte und diese offensichtlich in das Cubiculum der iulischen Gäste brachte. So die Gedanken der Rothaarigen. Denn die kleine Germanin blieb in Gegenwart des Herrn zurück und streckte ihm das Tablett entgegen. Denn auf diesem befand sich der georderte Wein und die beiden Kelche. Nicht zu vergessen die Erfrischungstücher. Schließlich haftete beiden Gästen der Staub der Straße deutlich an. Und schließlich war es die hübsche Römerin die nach dem angewärmten Leinentuch griff. Während Iduna mit niedergeschlagenem Blick regungslos an Ort und Stelle verharrte. Ganz die ergebene Dienerin.


    Auch wenn sich die Rothaarige dann doch dabei ertappte, wie ihr Blick aus dem Augenwinkel empor glitt und sie die hübsche Römerin musterte, wie sie sich mittels des angewärmten Tuchs den Staub entfernte. Dabei umspielte ein feines Lächeln die Lippen der Cheruskerin. Als sie dann die Stimme des Römers vernahm und sich beeilte seinem Wunsch augenblicklich nach zu kommen. Zwar schwankte das Tablett leicht in ihren Händen. Aber Iduna gelang es, ohne großes Malheur, einen der Kelche dem Römer in die ihr entgegen gestreckte Hand zu drücken. Dann stellte Iduna das Tablett doch zu ihren Füßen auf den Boden und goss dem Iulier den köstlichen Roten aus der Karaffe in den Kelch.


    Das ihr entgegen gestreckte Leinentuch der Römerin nahm Iduna mit niedergeschlagenem Blick entgegen und faltete jenes zusammen. Bevor sie das Leinentuch auf das Tablett legte. Erst dann nickte sie auf die Worte der Römerin und wandte sich in Richtung des Iuliers herum.
    “Wenn Dominus wünschen, werde ich Dominus in das Balneum geleiten.“
    War Idunas dienstbeflissenes Stimmlein zu hören. Zumindest solange, bis Domina Iulia Stellas Stimme erklang.
    “Domina.“
    Machte die Sklavin auf sich aufmerksam und verharrte vollkommen regungslos. Jederzeit bereit weitere Anweisungen entgegen zu nehmen.

    „Oft bleiben einem diejenigen,
    mit denen man das Lager teilt,
    fremd.“


    Diese Worte des furischen Sklaven hallten in Idunas Köpfchen nach und ließen einen Schauer über ihre Wirbelsäule hinab gleiten.
    “Deine Worte sprechen mir aus der Seele Tiberios.“
    Denn unwillkürlich blitzte das Gesicht des Kelten in Idunas Gedanken auf und ließ sie sich auf ihrer Unterlippe beißen.
    “Angus... der Vater von Aislin.. ich weiß nicht ob er mich jemals geliebt hat. Oder ob er es lediglich als Pflicht ansah auf mich aufzupassen.“
    Kurz schimmerten Idunas Augen in einem verräterisch hellen Glanz. Sodass sie sich hastig über die Augen wischte. Wieso konnte sie den Kelten nicht genauso vergessen, wie er sie komplett aus seinem Leben verbannt hatte?
    “Versuchst du durch den Beischlaf mit verschiedenen dein Gewissen zu beruhigen?“
    Fragend blickte Iduna dem Lockenkopf entgegen und streckte ihre Finger aus, um Tiberios sanft über die Wange zu streicheln.
    “Ich freue mich deinen ersten Brief aus Alexandria in den Händen zu halten. Denn dann weiß ich das du wohlbehalten an deinem Ziel angekommen bist.“


    “Ich bin noch nie einem dieser Christen begegnet. Aber ich habe gehört das sie in den Arenen den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden sollen. Wieso? Das weiß ich auch nicht. Diese Christen sind bestimmt keine schlechten Menschen.“
    Das die iulische Sklavin quasi Tür an Tür mit Christen in der Domus Iulia wohnte wusste sie nicht. Dann neigte Iduna auch schon ihr Köpfchen auf die Seite und blickte zu Tiberios empor, der mit ihren roten Locken spielte.
    “Die Sklaven der Claudia und die flavischen Haussklaven haben mich vergewaltigt. Vielleicht verstehst du jetzt wieso ich so reagiere.“
    Wisperte Iduna mit äußerst leiser Stimme und schluckte vernehmlich.
    “Angus hatte sich dann erbarmt und wurde mir als Gefährte und Vater von Aislin zur Seite gegeben.“
    Offenbarte sich die Germanin dem Alexandriner und spürte wie ihr dabei das Herz bis zum Hals pochte.


    “Möchtest du mich einfach nur kurz im Arm halten Tiberios? Dann können wir gerne mit Antigone fortfahren. Wenn du möchtest.“
    Dabei blickte sie zu dem Dunkelblonden empor.

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    - Wonga -


    Ruhig verharrte der Nubier an der Porta und lauschte der Stimme des Iuliers. Bevor sich sein massiger Kopf kaum merklich neigte.


    “Wie Dominus befiehlt.“


    War Wongas dunkle Stimme zu vernehmen. Bevor er sich anschickte durch die Porta zu treten, um den beiden Sklaven beom Ausladen des Gepäcks zu helfen. Dabei staunte Wonga immer wieder, wieviel Gepäck zwei Römer mit auf Reisen nahmen. Das er von dem Iulier einen anderen Namen verliehen bekommen hatte, perlte an dem Dunkelhäutigen wie Wassertropfen ab. Auch wenn er wusste das der Name -Nigror- lediglich eine Bezeichnung seiner dunklen Hautfarbe war. Kraftvoll half Wonga schließlich den beiden Sklaven, die schweren Gepäckstücke aus dem Reisewagen zu hieven und diese zuerst einmal in das Innere der Domus Iulia zu stapeln.


    Und während Wonga bereits seinen Arbeitseifer unter Beweis stellte. Hatte sich die kleine Germanin nicht von der Stelle gerührt. Bis sie dann schließlich direkt angesprochen wurde und ihre Öhrchen spitzte. Auch die Rothaarige erhielt von Iulius Cato einen neuen Namen. -Rutila-.


    “Sehr gerne Dominus et Domina.“


    War Idunas angenehmes Stimmlein zu vernehmen. Bevor sie artig knickste und ihr Köpfchen senkte. Dann wich sie Schritt für Schritt zurück und verschwand im inneren der Domus Iulia. Der Römer und seine Gattin wünschten Erfrischungen. Kurze Zeit später erschien die Sklavin wieder. In den Händen trug sie ein Tablett, auf dem sich eine Kanne Wein und zwei Becher befanden. Zusätzlich befand sich eine kleine Schale mit Wasser und zwei angewärmte Leinentücher auf dem Tablett. Und während Iduna das Tablett vorsichtig auf einem kleinen Tisch abstellte, griff sie nach den angewärmten Leinentüchern und reichte diese in Richtung der iulischen Persönlichkeiten.

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    - Wonga -


    Diesmal hatte sich der Nubier auf einem kleinen Schemel an der Porta niedergelassen. Während direkt neben dem Dunkelhäutigen eine rothaarige Sklavin stand und ihr Stimmlein an Wongas Gehör dringen ließ.


    “Tiberios hat gesagt das meine Stimme engelsgleich klingt und das ich....“


    Das Ende des Satzes ging im pochen an der Porta unter und Wonga näherte sich der Türe. Die rothaarige Iduna an seiner Seite.


    Als der Nubier die Porta öffnete, sah er sich einem Sklaven gegenüber, der eindringlich von dem Nubier gemustert wurde. Als der Sklave die iulischen Herrschaften schließlich ankündigte, nickte Wonga hastig und trat beiseite


    “Salve Dominus et Domina.“


    Sprach der Nubier und schob Iduna unwillkürlich näher.


    “Wenn ihr wünscht Dominus et Domina, wird sich Iduna während eures Aufenthalts um eure Befindlichkeiten kümmern.“


    Die rothaarige Sklavin unterdessen verharrte ruhig an Ort und Stelle und hielt artig ihren Blick gesenkt.


    “Ich stehe zu euren Diensten Dominus et Domina.“



    Erklang auch schon Idunas samtweiches Stimmlein.

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    - Wonga -


    Der Nubier kaute gerade an einem Apfelrest, als es an der Porta pochte und sein Blick zur selbigen wanderte. Mit schleppenden Schritten näherte sich Wonga der Porta und öffnete diese, nachdem er den Apfelrest hinunter schluckte.


    Das sich vor der Porta ein Abgeordneter der Cohortes Urbanae befand, ließ Wongas Stirn in tiefe Falten legen. Schließlich besann er sich und erhob seine dunkle Stimme.


    “Salve. Was führt dich an die Porta Iulia?“


    Abwartend konnte sich der Octavier gemustert fühlen. Auch wenn Wongas Blick unter keinen Umständen aufdringlich oder dergleichen anmutete.

    Die Worte des furischen Maiordomus klangen in Idunas Ohren wie eine stille Anklage und so senkte sie betrübt ihren Kopf.
    “Bitte glaube mir Tiberios, ich würde nichts ohne die Zustimmung meiner Herren machen.“
    Schließlich wusste sie was mit ungehorsamen Sklaven geschah. Sie wurden verkauft. Wie es mit Livia geschehen war.
    “Ich möchte nicht das mich meine Herren genauso verkaufen, wie es mit Livia geschehen ist.“
    Für einen kurzen Augenblick wurde Iduna äußerst still und ließ ihren Blick in weite Ferne schweifen. Auch wenn sie die Keltin kaum gekannt hatte, so konnte sie sich nicht vorstellen wie ein Mensch derart ungehorsam sein konnte das man ihn gleich verkaufte.


    Zum Glück war es die Stimme des Lockenkopfs die Idunas Aufmerksamkeit in seine Richtung lenkte.
    “Darf ich fragen wohin dich deine Reise führen wird? Ich kenne nur die Urbs Aeterna und den Landsitz der Flavier in Pyrgi.“
    Und daran dachte die Germanin mit gemischten Gefühlen. Denn dort wurde sie von Flavius Scato ausgepeitscht und er nannte sie eine Rebellin. Rasch verdrängte Iduna diese Gedanken und schüttelte leicht ihren Kopf. Bevor sie ihre Finger zart über Tiberios Wange gleiten ließ.
    “Würdest du.. also.. ich meine.. würdest du mir schreiben wie es so ist, da wo dich deine Domina hinschickt? Das würde mich interessieren und ... freuen.“
    Dabei blickte die iulische Sklavin fragend zu Tiberios empor.
    “Natürlich nur wenn du möchtest. Ich möchte nicht das du dich gezwungen fühlst.“
    Fügte Iduna rasch hinzu und biss sich verlegen auf die Unterlippe.


    “Die mit denen du das Lager teilst sind dir nicht fremd, habe ich Recht?“
    Schmunzelte die junge Frau und wurde im nächsten Moment äußerst ernst.
    “Eine Christin? Wie kommst du darauf? Ich glaube an die alten Götter. Wie es in meinem Stamm üblich ist.“
    Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm empor.

    Wie gut das die Rothaarige nichts von den Gedanken des Lockenkopfs ahnte. Denn dann hätte sie sich mit Sicherheit zurück gezogen und hätte womöglich irgendeine Ausrede erfunden, damit Tiberios die Domus Iulia verließ. So jedoch blieb sie regungslos und äußerst knapp vor ihm stehen und musterte ihn aus ihren leuchtenden Augen heraus. Ihre Lippen hatte die kleine Germanin noch immer leicht geöffnet, wohingegen ihr Herz viel zu hastig in ihrer Brust pochte. Dann jedoch erklang die Stimme des furischen Maiordomus und ließ Idunas Herz bis zu ihrem Hals pochen. Jedoch waren Tiberios Worte nicht unbedingt das was sich die Cheruskerin erhofft hatte und so senkte sie auch schon ihren Kopf gen Boden.


    “Du wirst Roma bald verlassen?“
    Griff Iduna lediglich die letzte Phrase seiner Worte auf und beleckte sich unwillkürlich ihre Lippen. Wie schade, dann würde es auch keine weiteren Lehrstunden geben.
    “Deine Domina scheint eine gütige Frau zu sein wenn sie dich in ihrem Namen auf eine längere Reise gehen lässt.“
    Dabei klang Idunas Stimme tatsächlich sehnsuchtsvoll und dieser Schimmer glänzte auch in ihren Augen.
    “Ich werde an dich denken und dich in die Gebete meiner Göttin einschließen, wenn du dich auf deiner Reise befindest.“
    Flüsterte die kleine Rothaarige und neigte ihren Kopf kaum merklich auf die Seite.


    Dann streckte Iduna ihre schmale Hand aus und bettete ihre Finger auf Tiberios Wange, welche sie zärtlich zu streicheln begann.
    “Wäre ich eine unter vielen der du deine Gunst schenkst Tiberios?“
    Denn bisher hatte sie lediglich mit dem Kelten das Lager geteilt und seitdem der Dunkelhaarige nichts mehr von ihr wissen wollte, flackerte Idunas Leidenschaft als kleines Flämmchen tief in ihrem innersten.

    Lange musste die Rothaarige nicht warten. Denn da betrat auch schon der Iulier das Balneum. Und wie Iduna bemerkte hielt der Römer eine frische Tunika in seinen Händen. Wie aufmerksam von ihm. Denn nackt wollte er wohl nicht durch die Domus Iulia streifen. Auch wenn ihm Iduna eine saubere Tunika durchaus hätte bringen können. Wieso er nicht daran gedacht hatte war Iduna ein Rätsel. Und dennoch würde sie ihn darauf garantiert nicht ansprechen. Schließlich war sie nur eine einfache Haussklave der Gens Iulia. Deren Zukunft noch immer ungewiss anmutete. Doch diese Gedanken verscheuchte die Rothaarige augenblicklich und ließ ihren Blick durch das Balneum gleiten. Erst als sie das leise gluckern und platschen des Wassers vernahm, blickte sie dann doch in Iulius Labeos Richtung. Und zuckte leicht zusammen. Der Iulier entspannte in dem viel zu heißen Wasser. Vielleicht aber war es für ihn gar nicht so heiß, überlegte die Rothaarige für sich im Stillen.


    “Ja Dominus. Du wirst pünktlich geweckt.“
    Antwortete die kleine Germanin und drückte seine Tunika unbewusst fester gegen ihre Brust.
    “Danke Dominus.“
    Bedankte sich der Rotschopf erneut und verließ im nächsten Moment, rückwärts gehend das iulische Balneum und somit auch den Optio der kaiserlichen Garde. Denn dieser wünschte alleine zu entspannen und Iduna erfüllte ihm diesen Wunsch. Stattdessen begab sich die Sklavin in Richtung Wäscherei, um dort die nasse Kleidung des Iulius Labeo abzugeben. Bevor sie sich selbst auf den Weg in die Sklavenunterkünfte begab.

    Als Iduna dem Iulier in das Innere der Domus folgte, bemerkte sie erst wie durchweicht sie tatsächlich war. Ihre roten Löckchen würden sich bestimmt stärker kringeln, wenn sie erst einmal trockneten. Doch zuerst einmal würde sie die Anweisung des iulischen Gastes befolgen.
    “Wie Dominus wünschen.“
    Bei diesen Worten lächelte die kleine Germanin zu dem Römer empor.


    Bevor sie sich auf dem Absatz herumdrehte und mit raschen Schritten das Balneum der Domus Iulia aufsuchte. Augenblicklich schlug der Sklavin feuchtwarme Luft entgegen. Sodass sie für einen kurzen Moment den Eindruck hatte, als würde ihr ein Felsbrocken auf die Brust gelegt der ihr das atmen erschwerte. Dann jedoch erinnerte sie sich, wieso sie sich hier im Balneum der Domus Iulia befand und näherte sich dem wohlig temperierten Becken.


    Tatsächlich war das Wasser im inneren des Beckens nicht nur wohlig temperiert, sondern regelrecht heiß. Na ob sich der Römer dann hinein wagte blieb abzuwarten. Dies jedoch würde Iduna nicht mitbekommen. Denn schließlich sollte sie das Balneum lediglich vorbereiten. Während sich nun neben den erwärmten Handtüchern, auch ein kleines Tablett mit Obststücken befand. So wartete Iduna auf den iulischen Gast. Dann erst würde sie ihn alleine lassen, so fern er dies wünschte.

    Diese tiefe Demut und Ehrerbietung gegenüber der römischen Obrigkeit hatte bereits tief in Iduna geschlummert und die flavische Gens wusste diese Eigenschaften zu ihrem Vorteil zu nutzen. Jedoch schwieg die kleine Germanin über ihren einstigen Dominus. Während sich ein nachdenklicher Glanz in ihren Augen spiegelte. Wenn sie der Flavier damals nicht gekauft hätte, dann wäre sie auch niemals dem Kelten begegnet und Aislin wäre lediglich ein Wunschgedanke der Rothaarigen.


    Bei dem Gedanken an Angus spürte Iduna wie ihr Herz dumpfer in ihrer Brust pochte. Beinahe angstvoll mutetet Idunas Herzschlag an. Während sie einer der Pfützen auswich und sich dabei ertappte wie ihr Blick in Richtung des Iuliers wanderte.
    “Hm. So wie jetzt Dominus? Jetzt blicke ich dich auch direkt an.“
    Ob der Römer bemerkte das es enorme Kraft kostete, ihren Blick auf dem Dunkelhaarigen ruhen zu lassen?


    Als der Dunkelhaarige dann weiter sprach, nickte Iduna augenblicklich auf seine Worte. Der Iulier hatte Recht mit dem was er sagte.
    “Deine Worte entsprechen der Wahrheit Dominus. Ich werde an mir arbeiten. Ich möchte die Gens Iulia stolz machen.“
    Bei diesen Worten straffte die Rothaarige unbewusst ihre zarten Schultern und neigte ihr Köpfchen auf die Seite.


    Dann waren sie auch schon an der Domus Iulia angekommen.
    “Ich danke dir Dominus das ich dich begleiten durfte. Hast du noch einen Wunsch den ich dir erfüllen kann?“
    Abwartend blieb Iduna an Ort und Stelle stehen und lauschte mit gespitzten Ohren.

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    - Wonga -


    Mit ruhigen Schritten führte der Nubier die junge Valeria und ihren Sklaven durch die Porta und hinein in die Domus Iulia. Wenn er sich nicht irrte, dann müsste sich Domina Iulia Graecina zu dieser Zeit im Atrium der Domus Iulia aufhalten. Und genau dorthin führte der Nubier den Gast seiner Domina.


    “Domina Iulia Graecina? Domina Valeria Maximilla ist erschienen.“


    Dabei deutete der Custos Corporis auf die zierliche Römerin. Senkte seinen massigen Schädel und wartete ab, ob noch weitere Anweisungen an sein Gehör dringen würden. Wenn nicht würde er sich wieder an die Porta begeben. Die natürlich während seiner kurzen Abwesenheit nicht unbewacht war. Nicht in diesen schwierigen und schrecklichen Zeiten.

    Tatsächlich sprach der furische Sklave in Rätseln. Wenn sie vielleicht bereits fortgeschrittener in ihrer Ausbildung zur lectrix wäre, dann wüsste sie vermutlich welch' Antwort der Lockenkopf erwartete. Doch so, blinzelte die Rothaarige lediglich mit großen Augen in seine Richtung. Eh' sie ihren Blick auch schon niederschlug und aus dem Augenwinkel in Richtung der Schriftrolle schielte. Für den Maiordomus war die Schriftrolle zur Nebensache geworden. Und für Iduna? Eigentlich auch. Denn ihr Blick galt einzig und alleine dem Lockenkopf. Auch wenn sein kühler Blick eine Gänsehaut auf ihrem Körper hinterlassen hatte.


    Dieses Mienenspiel schien jedoch bereits vergessen zu sein. Und so neigte die Germanin ihr Köpfchen auf die Seite, während sie Tiberios schweigend musterte. Als sie von dem Lockenkopf schließlich näher gezogen wurde, ließ sie es geschehen. Und das obwohl ihr das Herz bis zum Hals pochte. Aber vielleicht hatte Tiberios Recht. Sie könnte nicht ewig als Vestalin leben.


    Dem leisen Stimmlein in ihrem Hinterkopf, welches sie als Ehebrecherin gegenüber dem Kelten bezichtigte, legte die Rothaarige augenblicklich einen Maulkorb an. Angus hatte sie verlassen. Der Kelte wollte nichts mehr von ihr und ihrer gemeinsamen Tochter wissen.
    “Auch ich werde irgendwann sterben. In meiner Heimat. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.“
    Oh ja. Dieser Gedanke war ein schöner Gedanke.


    Als die Rothaarige dann erneut Tiberios Finger an ihren Lippen spürte, öffnete sie kaum merklich ihre Lippen und beobachtete den furischen Sklaven mit einem sanften leuchten in ihren Augen.

    Das Gespräch mit dem Rethoriklehrer des Theatrum Marcelli hatte die Rothaarige in wahre Verzückung versetzt. Diese Begegnung würde sie gleich dem furischen Maiordomus mitteilen. Tiberios würde es mit Sicherheit erfreuen das seine gelehrige Schülerin sogleich Aufmerksamkeit erregt hatte. Bei diesem Gedanken hüpfte die Rothaarige tatsächlich einige Schritte voraus und wäre beinahe in eine Pfütze getreten. Augenblicklich hielt Iduna in ihrer Begeisterung inne und linste aus dem Augenwinkel in Richtung des Iuliers. Nein. So benahm sich ganz bestimmt keine Haussklavin der Gens Iulia.


    Wie gut das sie niemand beobachtet hatte und dem iulischen Gast war es, den Göttern sei gedankt, nicht aufgefallen. Oder er hielt es für nicht erwähnenswert. Mit noch immer diesem glückseligen Lächeln auf den Lippen bemerkte Iduna nicht das sie sich bereits in der Nähe der iulischen Domus befanden. Merkwürdig das der Rückweg so besonders kurz war. Ob Iulius Labeo geheime Geheimwege kannte, als Soldat der kaiserlichen Praetorianergarde?


    Bevor der Rothaarigen diese vorwitzigen Worte unbedacht entschlüpfen konnten, presste sie ihre Finger auch schon gegen ihre Lippen und lauschte der Stimme des Römers. Dabei senkte sie automatisch ihren Blick gen Boden. So wie es ihr beigebracht wurde.
    “Du möchtest mich um etwas bitten Dominus? Mich, eine Sklavin?“
    Dabei zuckte die Germanin leicht zusammen und knabberte auf ihrer Unterlippe herum.
    “Möchtest du nicht das ich diese Art der Demut zeige? Das wurde mir von den Flaviern beigebracht.“
    Erklärte die kleine Rothaarige und wagte es dann doch ihren Kopf anzuheben und dem Blick des Römers zu begegnen. Dabei erzitterte sie deutlich, hielt den Blickkontakt jedoch aufrecht. Jetzt musste er doch stolz auf sie sein.

    Der Verlauf ihres Gesprächs hatte eine Wendung genommen die Iduna sichtlich irritierte. Und diese Irriration spiegelte sich auch für einen kurzen Augenblick auf ihren Gesichtszügen wieder.
    “Ich habe auch nicht dich im speziellen gemeint Tiberios. Ich habe meine Frage allgemein gehalten. Ich wollte niemanden mit meinen Worten zu nahe treten.“
    Und schon gar nicht dem furischen Sklaven der ihr das rezitieren dieser wunderschönen Verse mit ihr übte.


    Dann jedoch ließ Tiberios erneut seine Stimme erklingen und Idunas Lippen zu einem bleichen Strich zusammen pressen.
    “Meine Tochter ist mein Anker und mein Halt in dieser grausmen Welt.“
    Erwiederte die Rothaarige dann schließlich und blickte dem furischen Maiordomus direkt entgegen. Dabei ließ sie ihre Fingerspitzen unbewusst um ihr Handgelenk gleiten. Jene Stelle berührend, die von Tiberios Lippen liebkost wurde.


    “Niemand wird mir meine Tochter wegnehmen.“
    War es erneut Idunas Stimme die mit einem äußerst entschlossenen Klang erklang. Den Gedanken das der Gens Iulia einfallen könnte, ihre Tochter einfach so zu verkaufen, schob die Rothaarige weit von sich. Das würde ihr zukünftiger Dominus oder ihre zukünftige Domina nicht zulassen, wenn Iduna mit flehender Stimme darum bat. So zumindest das Wunschdenken der jungen Frau.


    Als sich dann jedoch Tiberios kühler Blick auf sie niederlegte, senkte die Germanin ihren Kopf.
    “Du denkst dir nun bestimmt was ich doch für ein naives Häschen bin. Richtig Tiberios?“
    Bestimmt. Denn sonst würde er sie nicht mit diesem Blick mustern, oder?

    Unsicher schielte sie Rothaarige zu dem Sklaven empor und bemerkte sein Schulterzucken. Wie sollte sie diese Geste werten? Dabei wollte sie ihn doch gar nicht ablehnen. Er hatte sie nur ...überrumpelt. Und wieder einmal wurde Iduna bewusst das sie ihre Vergangenheit niemals vergessen konnte. Ganz gleich wie sehr sie sich anstrengte und Angus aus ihren Gedanken verbannte. Aber dann blickte sie wieder ihre Tochter an und erkannte in Aislin den Kelten. Ein nie endend wollender Teufelskreis.


    “Ich wollte dich nicht abweisen. Es war nur so ... überraschend.“
    Dann verstummte die Rothaarige und richtete ihren Blick auf die Schriftrolle, während ihr das Herz bis zum Hals pochte.
    “Eine Vestalin? N..Nein. In erster Linie möchte ich das Aislin ein wunderschönes Leben haben kann. Auch wenn dies bedeutet das ich alleine bleiben muss. Angus wurde mir von den Flaviern als mein Gefährte zur Seite gegeben. Aber er.. hat sich von Aislin und mir .. von uns abgewandt. Und ... möchten junge Männer nicht immer jungfräuliche Gefährtinnen?“
    Dabei kicherte Iduna leise und senkte errötend ihren Kopf.


    “Wir sollten mit leuchtenden Augen zu den von uns Gegangenen empor blicken und ihnen huldigen. All' die hübschen Verse wären nie bis in die iulische Bibliothek gelangt.“
    Dabei huschte ein Lächeln über Idunas Lippen.
    “Du sprichst vom Licht in der Dunkelheit? Das ist für mich meine Tochter. Aislin ist mein Augenstern und das wichtigste in meinem Leben.“