Beiträge von Iduna

    Als Iduna, einige Schritte hinter Iulius Labeo die Domus Iulia verließ, warf sie einen raschen Blick in den Himmel. Dort oben wurden die Wolken vom heftigen Wind hin- und her gescheucht. Und es sah tatsächlich nach Regen aus. Ob Dominus Iulius Labeo die dunklen Wolken am Himmel ebenfalls aufgefallen waren? Schweigend folgte sie dem Iulier, bis sie das Forum Romanum erreichten und sich dort regelrecht in das Menschengewühl stürzten. Besonders fasziniert wirkte die Rothaarige von einem Fuhrwerk, das von einem zotteligen, braunen Pferd gezogen wurde.
    “Bist du schon einmal auf einem Pferd geritten Dominus?“
    Erklang die Stimme der Rothaarigen, als ihr Blick für einen kurzen Augenblick den Iulier striff. Mal sehen ob der Dunkelhaarige eine Antwort auf ihre Frage geben würde.


    Und so folgte Iduna dem Iulier abermals schweigend. Bis der Ältere ein Schmerzgeräusch über seine Lippen dringen ließ und Iduna automatisch zusammen zuckte.
    “Dominus?“
    Purzelte es über Idunas Lippen. Als sie auch schon anstalten machte in den Staub zu fallen, um sich Iulius Labeos Fußsohle genauer anzusehen. Stattdessen sollte die Rothaarige einen Meister für Lederware, insbesondere Schuhe ausfindig zu machen.
    “Ich werde auf den Traiansmärkten nach einem solchen Meister für Lederwaren Ausschau halten.“
    Denn auf dem Mercatus Urbis gab es ihres Wissens nach keine Verkaufsstände die maßgefertige Ledersandalen feilboten. Natürlich konnte sich die kleine Germanin auch irren.


    Als der Römer dann persönlichere Fragen stellte, wusste Iduna im ersten Moment nicht wie sie darauf reagieren sollte.
    “Meine Tochter wächst und gedeiht Dominus.“
    Schließlich schien die Rothaarige für einen kurzen Augenblick zu überlegen.
    “Aislin fängt das Laufen an Dominus. Bald läuft sie mir davon.“

    Wahrlich interessiert und aufmerksam hatte Iduna ihren Blick auf dem iulischen Gast ruhen lassen. Zwar hatte die Rothaarige nicht alles verstanden. Aber das was sie gehört hatte war doch äußerst interessant. Somit war es nicht verwunderlich das die Rothaarige mehr davon wissen wollte. Blieb nur abzuwarten ob ihr Iulius Labeo auch mehr erzählte. Vielleicht waren seine Worte auch nur für den Barbier bestimmt? Denn eigentlich sollte die kleine Germanin dem Iulier das Obst reichen und sich sonst völlig still verhalten. Und bisher hatte das eigentlich auch immer äußerst gut funktioniert. Doch nicht wenn der Iulier eine Geschichte erzählte und dabei unbewusst ihre Heimat beschrieb.


    Sodass Idunas Blick für einen kurzen Augenblick sehnsuchtsvoll anmutete.
    “Was war das für eine Geschichte Dominus?“
    Stellte Iduna mit leisem Stimmlein die Frage die ihr auf der Seele brannte.
    “Warst du in Germania Dominus?“
    Neugierig hatte sich Idunas Blick auf die Seite geneigt. Bevor sie ihren Blick artig gen Boden gleiten ließ und das Tablett weiterhin sicher in ihren Händen hielt.


    Schließlich erklärte ihr Dominus wohin es ihn ziehen würde und Iduna nickte kaum merklich.
    “Wenn Dominus es wünscht werde ich dich begleiten.“
    Denn natürlich konnte der Römer seine Meinung kurzfristig geändert haben und wollte das Forum Romanum alleine besuchen. Vielleicht wollte der Iulier auch einfach nur einen Freund oder Bekannten auf dem Forum Romanum treffen.
    “Was ist das Theater Marcelli Dominus?“

    Diesmal war Iduna mit einem besonderen Auftrag zu den Traiansmärkte geschickt worden. Der iulische Gast in der Domus Iulia wünschte sich maßangefertigtes Schuhwerk. Wieso Dominus Iulius Labeo die Traiansmärkte nicht selbst aufsuchte und dort einen Schneider aufsuchte blieb der Rothaarigen ein Rätsel. Jedoch hatte Iduna es aufgegeben Fragen zu stellen. Und so betrat die iulische Sklavin die Traiansmärkte. Ihre Tochter schlief im Tragegestell auf ihrem Rücken. Wenn Aislin doch nur schon richtig laufen könnte, dann müsste sich Iduna nicht mehr so abmühen. Von eigenständigem laufen hielt die Halbgermanin noch überhaupt nichts. Lediglich wenn Aislin von Idunas Händen gestützt und gehalten wurde, dann wagte das Mädchen erste tabbsige Versuche. Bevor sie dann wieder zu Boden plumpste und meistens wurde das Geschrei dann groß.


    Mit großen Augen begann sich die Rothaarige auch schon umzusehen und war wieder einmal erschlagen von der unterschiedlichsten Vielfalt, die hier zum Verkauf angeboten wurde. Diesmal war Iduna alleine unterwegs und so ließ sie ihren Blick höchst aufmerksam in jedes Eck huschen. Wieso die Sklavin so übervorsichtig war? Die feigen Attentate auf die iulische Familie hing noch immer wie eine schwere Decke über der Domus. Und auch Idunas Zukunft stand noch in den Sternen. Nein. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Schließlich hatte sie doch einen Auftrag zu erfüllen. Auch wenn die Germanin lediglich Auskünfte einholen sollte, so wollte sie den iulischen Gast doch nicht verärgern. Das leise glucksen ihrer Tochter riss Iduna aus ihren Gedanken. Während sie innerlich bat das Aislin einfach ruhig weiter schlief. Und so war es zum Glück dann auch. Sodass Iduna die angehaltene Luft langsam über ihre Lippen entweichen ließ.


    Hm. Also bisher hatte sie keinen Veräufer entdecken können der edles Schuhwerk zum Verkauf anbot. Hm. Vielleicht war sie hier auf den Traiansmärkten auch einfach falsch? Aber wo sollte sie sonst suchen? So wirkte Iduna tatsächlich etwas verloren. Während sie nicht wirklich wusste wohin sie ihre Schritte als nächstes lenken sollte. Und dann wurde die iulische Sklavin auch noch angerempelt und ruderte hilflos mit den Armen, um nicht zu Boden zu stürzen. Um Iduna wäre es wohl nicht so schlimm. Doch wenn ihre Tochter aus dem Korb stürzte. Nicht auszumalen.



    Sim-Off:

    reserviert

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    - Wonga -


    Die Miene des Nubiers wirkte noch immer äußerst argwöhnisch. Während sein Blick das Grüppchen musterte.
    “Wie kann ich sicher sein das du die Wahrheit sprichst? Es sind gefährliche Tage in der Urbs Aeterna.“
    Reden konnte ein jeder. Aber Wonga wollte stichhaltige Beweise. Oder das Grüppchen würde vor der Porta verharren müssen.

    Etwas unschlüssig wirkte die Rothaarige für einen kurzen Augenblick. Was man an dem sich verändernden Griff um das Tablett bemerkte . Dabei sollte Iduna dem iulischen Gast lediglich das Tablett bringen. Und ihn auch sonst zufrieden stellen. Mit diesen Worten konnte die Germanin nichts anfangen. Auch wenn sie bereits eine leise Ahnung hatte, was der iulische Maiordomus mit seinen Worten gemeint haben könnte. Schließlich schluckte Iduna vernehmlich und wartete direkt neben dem Römer. Sodass dieser lediglich seinen Arm ausstrecken musste, um mit den Fingern die Schale mit den frischen Obstscheiben zu erreichen. Den Worten des Römers lauschte die Germanin lediglich mit halben Ohr. Schließlich war sie doch nur ein lebendiges Möbelstück. Dazu da die hohen Herren und Damen zu bedienen.


    “Wie Dominus wünschen.“
    Antwortete die Rothaarige auf die Worte des iulischen Gastes und schlug im nächsten Augenblick ihren Blick nieder. Denn der kritisch musternde Blick des Barbier ruhte für einen kurzen Augenblick auf dem Rotschopf. Jedoch ließ er sich durch Idunas Anwesenheit nicht in seinem Tun beirren. Und die Sklavin beobachtete einen jeden seiner Handgriffe. Worauf die Germanin jedoch am meisten lauschte, war der Stimme des Römers. Denn dessen Worte weckten eine tiefe Sehnsucht nach ihrer Heimat, den germanischen Wäldern. Und wieder einmal wurde Iduna bewusst das sie ihre Heimat nie wieder sehen würde. Bei diesem Gedanken musste sie dann doch hart schlucken und heftete ihren Blick auf den Boden zu ihren Füßen.


    Als der Barbier ein gar entnervtes stöhnen von sich gab und Iduna den Blick des Römers bemerkte, trat sie augenblicklich näher und reichte ihm die gesunde Zwischenmahlzeit; die Obststücke.
    “Ist deine Geschichte schon zu Ende Dominus?“
    Platzte es auf einmal über Idunas Lippen. Bevor sie ihren Fehler bemerkte und rasch zurück wich.
    “Verzeiht Dominus. Was willst du als erstes kennen lernen? Das Theatrum oder gar die Wettkampfarena?“
    Erkundigte sich die Rothaarige vorsichtig.

    Am liebsten hätte Iduna dem furischen Sklaven die Schriftrolle aus den Händen genommen. Stattdessen setzte sie sich auf die steinerne Bank. Und blickte abwartend zu dem Lockenkopf empor. Wie würde es wohl sein gemeinsam mit dem furischen Maiordomus dieses Stück vorzutragen? Oh ja. Allmählich stellte sich eine kribbelnde Aufregung in Idunas Körper ein und ihr Blick ruhte mit geröteten Wangen auf dem Schriftstück.
    “Aislin ist wirklich ein süßes Kind, und...“
    Dann jedoch verstummte die Rothaarige augenblicklich und biss sich vor Verlegenheit auf die Unterlippe. Wieso erzählte sie dies dem furischen Sklaven überhaupt? Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln verdrängte Iduna diese Gedanken und versuchte sich einzig und alleine auf die Worte der Schriftrolle zu konzentrieren. Wie nahe Tiberios neben ihr Platz genommen hatte, bemerkte die Rothaarige nicht. Als sie sich vollends auf ihre Rolle konzentrierte und ihre samtweiche Stimme erklingen ließ.


    “Gemeinsamschwesterliches! o Ismenes Haupt!
    Weißt du etwas, das nicht der Erde Vater
    Erfuhr, mit uns, die wir bis hieher leben,
    Ein Nennbares, seit Ödipus gehascht ward?
    Nicht eine traur'ge Arbeit, auch kein Irrsal,
    Und schändlich ist und ehrlos nirgend eines,
    Das ich in deinem, meinem Unglück nicht gesehn.
    Jetzt aber, ahnest du das, was der Feldherr
    Uns kundgetan, in offner Stadt, soeben?
    Hast du gehört es? oder weißt du nicht,
    Wie auf die Lieben kommet Feindesübel?“


    Einige Worte wollten dann doch nicht so kristallklar über Idunas Lippen entweichen. Und so konnte man die Rothaarige bei einigen Sätzen tatsächlich stocken hören. Dann folgte immer ein fragender Blick in Tiberios Richtung.

    Mit dem Tablett in den Händen wartete die Rothaarige vor dem Cubiculum des iulischen Gastes und balancierte das Tablett in ihren Händen. Hatte Iulius Labeo ihr klopfen womöglich gar nicht gehört? Nur wie sollte sie auf sich aufmerksam machen? Hm. Vielleicht sollte sie das Tablett kurz zu Boden stellen und dann anklopfen? Gesagt getan. Und Iduna pochte gegen die Türe. Bevor sie das Tablett wieder vom Boden aufnahm und ruhig vor der Türe verharrte. Vielleicht befand sich der iulische Gast schon gar nicht mehr in seinem Cubiculum? Dann wartete die Rothaarige vergeblich vor der verschlossenen Türe. Vielleicht hätte sie sich bei Phocylides erkundigen sollen ob sich Iulius Labeo überhaupt noch innerhalb der Domus Iulia aufhielt.


    Gerade wollte Iduna zu einem weiteren klopfen ansetzen, als ihr nun doch die Türe geöffnet wurde.
    “Ich habe eine Erfrischung für dich vorbereitet Dominus.“
    Erklärte die rothaarige Germanin mit leiser Stimme und streckte dem Römer das Tablett entgegen. Würde er ihr das Tablett abnehmen oder sollte sie ihn bedienen? Den Barbier hatte Iduna noch gar nicht bemerkt. Erst dessen räuspern ließ Iduna zusammen zucken und in Richtung des Barbier blicken.
    “Ich werde später wieder kommen Dominus.“
    Murmelte die kleine Cheruskerin hastig und wich auch schon einige Schritte zurück. Denn die Arbeit des Barbier wollte sie unter keinen Umständen behindern.


    Und dennoch war es einzig und alleine die Entscheidung des Iuliers ob Iduna blieb oder ging. So wartete die Rothaarige abwartend und mit gesenktem Kopf.

    Tatsächlich hatte die rothaarige Sklavin nach dem Barbier schicken lassen. Natürlich hatte sie dies nicht selbst getan. Der iulische Maiordomus hatte schließlich den Barbier in die Domus Iulia bestellt, um aus Iulius Labeo wieder einen römischen Bürger zu machen. Bei diesen Worten musste Iduna leise schmunzeln und lenkte ihre Schritte in Richtung der Culina. Der iulische Gast hatte mit Sicherheit Hunger. Die Worte des Maiordomus waren eindeutig. Solange Dominus Iulius Labeo als Gast in der Domus Iulia weilte, war sie ihm zugeteilt. Ein Gedanke der die Rothaarige erfreute. Denn so hatte sie zumindest wieder eine Aufgabe innerhalb der Sklavenschaft der sie sich widmen konnte.


    Als die kleine Germanin vor Dominus Iulius Labeos Cubiculum ankam, wartete sie zuerst noch einige Augenblicke. Bevor sie ihre Hand hob und vorsichtig gegen die Türe pochte. Dann wartete Iduna, bis sie herein gebeten wurde. In ihren Händem balancierte sie ein Tablett, auf dem eine Schale mit Früchten, ein Becher, sowie ein Krug mit verdünntem Wein stand. So wartete die Rothaarige bis ihr die Türe geöffnet wurde oder sie von drin Dominus Iulius Labeos Stimme vernahm.

    Von der Bibliotheca kommend, genauer gesagt von deren Eingang, lenkte Iduna ihre Schritte in Richtung des iulischen Hortus. Das Licht war noch gut, sodass es den beiden Sklaven noch genügend Helligkeit spenden würde.
    “Wollen wir uns dort auf eine der Bänke setzen?“
    Wollte die Rothaarige von dem furischen Maiordomus wissen und blickte fragend in Tiberios Richtung.


    “Aislin hat schon so fest geschlafen. Da wollte ich sie nicht wecken.“
    Erklärte die Germanin, wieso sie ihre Tochter nun doch nicht geholt hatte.
    “Ich freue mich schon sehr.“
    Tatsächlich wirkte die iulische Sklavin regelrecht aufgeregt und strich sich immer wieder eine ihrer roten Strähnen aus der Stirn. Was war wenn sie sich verhaspelte? Nein. Daran wollte Iduna gar nicht erst denken und so blickte sie abwartend in Tiberios Richtung. Der furische Sklave würde doch eröffnen, nicht wahr?

    Tatsächlich wirkte die Domus Iulia wie ausgestorben, als Iduna den furischen Maiordomus in Richtung der Bibliothek führte. Als Tiberios vor der Bibliothekstüre stehen blieb, wirkte die Rothaarige sichtlich verwundert und blickte mit einem fragenden Ausdruck in den Augen zu dem Lockenkopf.
    “Wenn ... wenn du nicht möchtest, dann.. wir müssen die Bibliothek nicht betreten Tiberios.“
    War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen. Während sie Tiberios aus großen Augen anblickte.
    “Wie du weißt darf ich die iulische Bibliothek betreten. Und.. und auch ein jeder andere, der zu Gast in der Domus Iulia ist.“
    Dann jedoch verstummte die Germanin auch schon und biss sich auf die Unterlippe.
    “Wenn es dein Wunsch ist Tiberios.“
    Murmelte Iduna mit leiser Stimme, als Tiberios Stimme an ihr Gehör drang. Ein rascher Blick in seine Richtung folgte.


    “Bitte warte hier. Ich bin gleich zurück.“
    Dabei huschte ein kurzes Lächeln über Idunas Lippen. Bevor sich die Rothaarige herumdrehte und mit raschen Schritten die iulische Bibliothek aufsuchte. Tatsächlich jedoch dauerte es einige Augenblicke die verstrichen, als Iduna mit einer Schriftrolle zu Tiberios zurück kehrte.
    “Ich hoffe das hier ist die passende Passage.“
    Wollte Iduna von Tiberios wissen und reichte ihm die Schriftrolle.
    “Zum Hortus geht es dort entlang.“
    Deutete Iduna in die Richtung in der sich der iulische Hortus befand.

    Als Iduna mit dem furischen Maiordomus an dem Ianitor vorbei geschlüpft war, ließ sie Tiberios Hand augenblicklich los. Erneut blickte die Rothaarige mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen zu dem Lockenkopf und lotste ihn durch die Domus Iulia.
    “Mir schien es als wäre dir Vibilius nicht unbekannt.“
    Denn den Blickwechsel der beiden hatte Iduna deutlich wahr genommen. Und wenn sie sich nicht vollends irrte, dann waren sich der iulische Ianitor und der furische Maiordomus bereits begegnet. Doch die Germanin würde nicht weiter nachfragen. Schließlich ging es sie eigentlich auch überhaupt nichts an.


    “Hast du etwas dagegen wenn ich Aislin dazu hole? Sie hört so gerne meine Stimme und ...ist auch ganz leise. Versprochen.“
    Natürlich wusste Iduna das sie von Tiberios keine Erlaubnis benötigte, wenn sie ihre Tochter mit in die Bibliotheca nahm. Und dennoch war die Rothaarige zu gut erzogen, um den Lockenkopf nicht zu fragen.
    “Wie groß ist die Bibliotheca in der Casa Furia Tiberios?“
    Als Maiordomus und Bibliothecar dürfte er eigentlich nicht lange für eine Antwort brauchen. Neugierig blickte ihm die rothaarige Germanin entgegen.

    | Vibilius


    Heute hatte Vibilius Dienst an der Porta. Wo der Ianitor an dem Tag gesteckt hatte, an dem ihn der Nubier vertreten hatte, darüber schwieg sich der iulische Ianitor aus. Eigentlich schwieg er die meiste Zeit, denn ein großer Redner war Vibilius noch nie gewesen. Als er jedoch Iduna und ...den furischen Sklaven vor der Porta erblickte, hielt er beide auf.


    Doch noch bevor er seine Gedanken sortieren konnte, war Idunas Stimmlein zu vernehmen.
    “Salve Vibilius. Ich habe Tiberios bei der Werkschau des Dolios getroffen und ich würde ihm gerne die iulische Bibliothek zeigen.“
    Fragend blickte die Rothaarige zu dem Ianitor empor und presste ihre Finger gegen ihre Oberschenkel. Der iulische Ianitor würde dem furischen Sklaven doch den Eintritt gewähren. Nach dem einige zähe Sekunden verstrichen waren, öffnete Vibilius die Porta und bedeutete den beiden Sklaven äußerst leise zu sein. Natürlich würden sie leise sein, zumindest Iduna bewegte sich wie ein lautloser Schatten durch die Domus Iulia.


    Sollten sie sich zuerst bei Phocylides anmelden? Nein. Denn Iduna wollte den iulischen Maiordomus auch nicht einfach so stören. Und so tastete Iduna vorsichtig nach Tiberios Hand und zog den Lockenkopf mit sich.

    Von der Werkschau des Dolios kommend, führte Iduna den furischen Maiordomus auf direktem Weg zur Domus Iulia. Auf dem Weg ließ sich die Germanin ein weiteres prosaisches Werk erklären und lauschte höchst aufmerksam. Ob sie eines Tages auch zu solchen Meisterleistungen wie Tiberios in der Lage wäre? Zumindest erhoffte es sich die kleine Cheruskerin. Denn wenn dies ihr verborgenes Talent war, dann hätte sie womöglich die Chance doch freigelassen zu werden und könnte sich mit dem vortragen von Gedichten ihre eigenen Münzen verdienen. Ob dieser Gedanken huschte ein verträumtes Lächeln über Idunas Lippen. Bis sie kaum merklich ihren Kopf schüttelte und Tiberios entschuldigend anblickte.
    “Entschuldige. Ich war gerade völlig in Gedanken. Hast du etwas gesagt?“
    Wollte Iduna mit einem fragenden Klang in ihrer Stimme von dem Lockenkopf wissen.
    “Und du hast mir noch immer nicht gesagt ob du die Domus Iulia bereits von innen gesehen hast. Wenn du doch Domina Iulia Graecina bereits begegnet bist.“


    Am Sklaveneingang der Domus Iulia angekommen, ließ Iduna dem furischen Sklaven den Vortritt und betrat hinter Tiberios die Domus Iulia.

    Als es nun Tiberios war der nach ihrer Hand griff, starrte Iduna für einen kurzen Augenblick mit großen Augen in seine Richtung. Schließlich drang Tiberios Vorschlag an Idunas Gehör und die Wangen der Germanin röteten sich leicht.
    “Aber... es würde mich sehr enttäuschen wenn Domina Iulia Graecina oder Maiordomus Phocylides meinen Vorschlag ablehnen.“
    Ja. Und vielleicht würde Iduna dann tatsächlich in Tränen ausbrechen. Auch wenn sie ihre Gefühle meistens äußerst gut unter Kontrolle hielt. Schließlich ließ sie sich von Tiberios Begeisterung anstecken und ein helles Leuchten hielt in ihren Seelenspiegeln Einzug.


    “Ja. Ich darf mir Lektüren leihen. Die Bibliothek ist für uns Sklaven nicht verboten.“
    War das etwa bei den Furiern so? Fragend neigte die Cheruskerin ihren Kopf auf die Seite und strich sich eine ihrer Locken hinter die Ohren.
    “Dann sollten wir uns auf den Weg machen. Ich freue mich schon.“
    Tatsächlich konnte man in Idunas Augen reine, ungetrübte Freude entdecken. Als sie sich auch schon von der steinernen Bank erhob und den furischen Maiordomus auffordernd anblickte.
    “Warst du schon einmal in der Domus Iulia?“
    Wollte Iduna neugierig wissen und verließ zusammen mit Tiberios die Werkschau.

    Bei den hart hervor gestoßenen Worten des iulischen Gastes, zuckte Iduna unwillkürlich zusammen. Hatte sie etwas falsches gesagt oder Worte die ihn überhaupt nicht interessierten? Gefiel ihm sein Cubiculum etwa doch nicht? Wollte er Veränderungen? Wirre Gedanken kreisten der Rothaarigen durch's Köpfchen und ließen sie schließlich leise aufseufzen. Dabei wollte sie dem Gast in der iulischen Villa einen angenehmen Aufenthalt bereiten und ihn nicht mit ihren Problemen belasten. Aber er hatte doch danach gefragt und Iduna war zur Wahrheit erzogen worden.
    “Habe ich etwas falsches gesagt Dominus?“
    Dabei linste die Germanin aus dem Augenwinkel in Richtung des Römers empor und verschränkte ihre Finger hinter ihrem Rücken.


    Als sich der Iulier dann jedoch auf das Bett setzte und sich entspannt in die Kissen lehnte, wurde die Germanin aufmerksam. Diese entspannte Körperhaltung konnte nur eines bedeuten. Iulius Labeo würde sie gleich mit einer wedelnden Handbewegung aus seinem Cubiculum schicken. Oder auch nicht? Denn im nächsten Moment richtete er sich such schon wieder auf und probierte sich an einem Lächeln. Zeitgleich verließen tröstliche Worte seine Lippen.
    “Eine Sklavin hat kaum freie Zeit Dominus. Das möchte ich auch nicht. Denn dann fange ich zu grübeln an und die Albträume kehren wieder.“
    Widersprach sie ihm da oder breitete sie lediglich ihre Meinung vor ihm aus?


    “Ich danke dir für deine freundlichen Worte Dominus. Den Barbier werde ich pünktlich für den morgigen Tag informieren lassen. Vale bene Dominus Iulius Labeo.“
    Verabschiedete sich die iulische Sklavin. Knickste ordentlich und verließ rückwärts gehend das Cubiculum. Jetzt würde sie dem Maiordomus Phocylides eone Notiz zukommen lassen das Dominus Iulius Labeo den Barbier wünschte. Und dann würde sie sich um ihre Tochter kümmern. Vielleicht die Fische im Wasserbecken beobachten.

    Am liebsten wäre es Iduna gewesen, wenn der Iulier ihre Worte einfach übergangen hätte. Denn dies taten die meisten Domini. Dieser junge Römer jedoch nicht. Und so wurde die Germanin sichtlich bleich und versuchte das zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich schluckte Iduna vernehmlich und starrte demonstrativ zu Boden. Denn nicht nur ihr Körper zitterte. Auch ihre Augen schimmerten auf einmal feucht. Ihr Dominus hatte noch so viele Pläne die er zu verwirklichen gedachte. Und jetzt weilte er nicht mehr unter ihnen. Einfach so aus dem Leben gerissen. Ein grausames Schicksal.


    Als sich der Iulier dann wortreich zu entschuldigen begann, blickte Iduna mit glänzenden Augen zu ihm empor. Und verstand nicht wieso er sich entschuldigte.
    “Wieso entschuldigst du dich Dominus?“
    Plapperte Iduna ohne nachzudenken hervor und musterte den Iulier mit großen Augen. Bevor die Germanin hart schluckte und ihre schlanken Finger miteinander verkrallte.
    “Mein Gefährte hat sich von mir abgewandt. Angus möchte mit mir und seiner Tochter nichts mehr zu tun haben. Und das muss ich akzeptieren.“
    Ohne jegliche Emotion entwichen diese Worte den Lippen der Rothaarigen. Auch wenn man bei genauerem hinsehen das beben ihrer Unterlippe allzu deutlich erkennen konnte.


    “Mein Besitzer ist.. war Dominus Iulius Caesoninus, Dominus.“
    Antwortete die Germanin auf Iulius Labeos Worte und senkte erneut ihren Kopf.
    “Es ist nichts mehr, wie es vor dieser Straftat war. Über der Domus Iulia liegt ein grauer Schleier der Trauer, der niemals ganz gelüftet wird.“
    So empfand es zumindest die iulische Sklavin.

    Diensteifrig hatte sich die Rothaarige sogleich an die Erfüllung ihrer aufgetragenen Aufgabe begeben. Denn auch wenn der iulische Gast nur einmal alle zwei Monate in der Domus Iulia zu Besuch kam. So war es eine Selbstverständlichkeit das Cubiculum säuberlich und ordentlich herzurichten. Und Iduna konnte sich von ihren düsteren Gedanken ablenken. Denn wieder einmal sah Iduna die leblosen Körper ihres Dominus und Iulia Phoebe vor ihrem geistigen Auge. Und bemerkte wie ihre Finger zitterten, als sie die Kissen aufschüttelte.


    “Ob ihre Mörder je gefasst werden?“
    Murmelte die Germanin und verkrallte unbewusst ihre Finger im Kissen. Ein leises seufzen entwich Idunas Lippen, als sie ihre Finger vorsichtig aus dem Kissen löste und den Stoff mit noch immer bebenden Fingern glattstrich. Dann erst bettete sie das Kissen, zu den beiden anderen an das Kopfende des Bettes und strich ein letztes mal über die aufgeschlagene Bettdecke.


    Die letzten strahlen der Sonne fielen in just dem Augenblick in das Zimmer und hüllten Iduna vom vergehenden Licht ein, als der iulische Gast sein bezugsfertiges Cubiculum betrat. Automatisch senkte Iduna ihren Kopf und spitzte ihre Ohren, als seine Stimme erklang.
    “Maiordomus Phocylides hat gesagt ich soll mich um dich kümmern Dominus.“
    Antwortete Iduna mit ihrer samtweichen Stimme, die der furische Sklave bereits gelobt hatte. Doch bisher hatte Iduna keine Zeit gefunden Domina Iulia Graecina auf den Wunsch lectrix zu werden, angesprochen. Dafür hätte sie später noch immer Zeit.


    Dann wünschte der Iulier auch schon alleine gelassen zu werden und Iduna nickte artig. Bereit sich herum zu drehen und Iulius Labeos Cubiculum zu verlassen. Als er sie aufhielt und die Rothaarige in seine Richtung blickte. Bevor sie ihren Blick wieder auf ihre Fußspitzen heftete.
    “Maiordomus Phocylides hat dir von der Schreckenstat berichtet. Und ich.. ich war es, zusammen mit einem Haussklaven.. wir haben Dominus Iulius Caesoninus und Domina Iulia Phoebe gefunden. Überall war so viel Blut.“
    Und während Iduna sprach, erbleichte sie sichtlich und fing an zu zittern. Offensichtlich hatte sie dieses Trauma noch immer nicht verarbeitet.

    Nachdem Iduna die Weinkaraffe und den Kelch in die Küche gebracht hatte und dort der alten Coqua helfend zur Hand ging. Wurde sie auch schon mit den Worten davon gescheucht dss sie doch mit Sicherheit wichtigere Aufgaben zu erledigen hatte. Richtig. Von Phocylides hatte sie die Anweisung des Cubiculum des iulischen Gastes vorzubereiten. Zum Glück war Iduna Cubicularia ihres verstorbenen Dominus gewesen und wusste somit was von ihr verlangt und gefordert wurde. Dieses Cubiculum unterschied sich in nichts der anderen Räume in der Domus Iulia.


    Die Reisetruhe des Iuliers hatte man bereits herbei getragen und Iduna deutete unter das Fenster.
    “Dort steht sie gut.“
    Murmelte die Rothaarige sn sich selbst gewandt. Als sie wieder alleine zurück blieb und begann die Kissen des Bettes aufzuschütteln. Auch die Decke schlug die Rothaarige pflichtbewusst zurück. Denn bestimmt war Iulius Labeo erschöpft und müde von der Reise. So dass er sich erst einmal ausruhen wollte. Wenn ihm denn der Sinn danach stand.


    So verharrte Iduna in der Nähe der Türe auf Dominus Iulius Labeo. Bereit ihm sofort behilflich zu sein, sollte er sein Cubiculum betreten. Hoffentlich war auch alles nach seinen Wünschen eingerichtet.

    Der Blick des Maiordomus wirkte auf die rothaarige Germanin noch immer unergründlich. Und allmählich beschlich Iduna der leise Verdacht das sie hier unerwünscht war. Das der Maiordomus alleine mit dem Iulier sprechen wollte, um ihn über die merkwürdige Stille innerhalb der Domus Iulia aufzuklären. Und dann erklang auch schon Phocylides Stimme an das Gehör der Rothaarigen. Sie sollte ein Cubiculum für den iulischen Gast vorbereiten. Damit der Iulier immer einen Schlafplatz hätte wenn er in der Urbs Aeterna verweilte.


    Artig nickte die Cheruskerin und rührte sich dennoch noch nicht von der Stelle. Denn der Kelch befand sich noch immer in den Händen des Römers. Und Iduna wusste nun nicht ob er den Inhalt bereits geleert hatte, oder nicht. Wenn er den Kelch noch nicht geleert hätte, würde Iduna einfach später wieder zurück kehren und den Kelch mitnehmen.
    “Ich werde dein Cubiculum sofort bezugsfertig machen Dominus.“
    Dabei knickste Iduna kaum merklich und bemerkte wie er den Kelch nun doch auf das Tablett stellte. Rückwärts gehend näherte sich die Sklavin der Türe des Officiums.


    “Vale Dominus Iulius Labeo. Vale Maiordomus Phocylides.“
    Erneut knickste Iduna artig und verließ nun entgültig das Officium des iulischen Maiordomus. Um das Cubiculum des Gnaeus Iulius Labeo vorzubereiten.