Auf der anderen Seite tauchte ein dem furischen Maiordomus bekanntes Gesicht auf: Der alte, ausgemergelte, halbnackte Bettler, der jedem die Hand hinstreckte.
Er war also immer noch am Leben. Tiberios wusste aber, dass der Mann trotz seiner elenden Erscheinung Augen und Ohren überall hatte. Er hatte sich damals auf dem Sklavenmarkt auch gemerkt gehabt, dass Eireann von Urbanern mitgenommen worden war* – die Beobachtung war richtig gewesen, auch wenn Tiberios die falschen Schlüsse daraus gezogen hatte.
Tiberios winkte den Mann zu sich her. Der Alte grinste ihn an und ließ seine verfaulten Zahnstummel sehen:
„Na hast du deine Liebste wieder gefunden?“, nuschelte er.
Tiberios gab ihm ein paar Asse und erwiderte:
„Das ist eine längere Geschichte.
Nun bin ich wieder auf der Suche nach jemandem. Hast du vielleicht meinen Herren gesehen?“
Er beschrieb ihn, und der Bettler überlegte. Dann sagte der Alte:
„Ich habe einen Römer gesehen, der aussieht, wie du sagst. Und ein anderer Römer war mit dabei."
Er schaute in Tiberios‘ angespannte Miene:
„Keine Sorge, die verstanden sich gut. Sie haben miteinander geredet. Aber ihr Schritt war schnell, als ich sie um eine kleine Gabe bitten wollten, waren sie schon – huiiii – weiter.“
Der Bettler machte eine unbestimmte Handbewegung und stierte Tiberios aus trüben Augen an. Dennoch, sein gutes Gedächtnis und noch etwas, das der junge Grieche nicht einordnen konnte, sagte ihm, dass der alte, halbnackte Mann nicht immer so elend gewesen war. Doch Tiberios hatte keine Zeit, sich mit ihm länger zu unterhalten:
„Wohin sind sie gegangen, sagst du?“
Der Bettler wies mit seinem Zeigefinger in Richtung Subura.
Subura, nur das nicht!
Wenn Dominus Valentinus dort etwas zugestoßen war! Tiberios wurde es ganz elend vor Sorge.
"Ich danke dir!", rief er aus und machte sich auf den Weg, den der Alte ihm zeigte. Dabei sah er nach rechts und links, vielleicht war alles ganz harmlos, und irgendwo standen zwei vergnügte junge Römer und hatten ihn einfach vergessen.