Wie es sich für eine Unfreie gehörte, wartete die Rothaarige regungslos und hielt das Tablett mit dem verdünnten Wein in ihren Händen. Ob es dem Maiordomus Recht war das sie dem Iulier Erfrischungen in flüssiger Form reichte, wusste Iduna nicht. Denn die Miene des Griechen wirkte undurchdringlich und so konnte sie auch nicht in Phocylides Gesichtszügen lesen. Der Kelch war bereits zur Hälfte mit dem unverdünnten Wein gefüllt. Dies hatte die Germanin in weiser Voraussicht vorbereitet. Und die alte Coqua hatte ihr zugenickt, als Iduna die Weinkaraffe zur Hälfte mit Wein und zur anderen Hälfte mit Wasser füllte. Schließlich würde es ein äußerst schlechtes Licht auf sie werfen, wenn sie dem Gast der Familia Iulia unverdünnten Wein anbot.
Wie ein atmendes Möbelstück verharrte Iduna vollkommen regungslos und hielt ihren Blick nach wie vor gesenkt. Wenn der Iulier den Kelch vom Tablett nahm, dann könnte sie sich doch eigentlich zurück ziehen. Oder nicht? Schließlich würde sie sich unter keinen Umständen dem Müßiggang hingeben. Denn dies würde ein äußerst schlechtes Licht auf sie werfen. Und so etwas durfte Iduna einfach nicht dulden. Immerhin wünschte sie sich nichts sehnlichster als das ihre Tochter als freier Mensch aufwuchs und niemals die Ketten der Sklaverei spüren musste.
Doch zurück in das Hier und Jetzt. Und zu dem Römer, dessen kaum merkliche Handbewegung dem wachsamen Auge Idunas nicht entging. Dienstbeflissen trat sie mit der Karaffe in den Händen auf ihn zu und füllte seinen Kelch erneut.