Beiträge von Tiberius Cornelius Scipio

    "Bist du dir sicher? Ich habe gehört, dass diese Barbaren nicht einmal ein Wort für Diplomatie haben. Was, wenn sie nicht wissen wofür die Flagge steht? Germanen reden nicht, sie meucheln und stellen dann die Fragen, so wird es erzählt."


    Dann fiel Scipio ein, dass Flavius selbst ein Germane war.


    "In dieser Region jenseits des Limes, zumindest.", stammelte er so schnell es geht hinterher und hoffte, dass der Präfekt seine gedankenlose Aussage nicht persönlich genommen hatte.


    "Sind diese Mattiaker einigermaßen zivilisiert oder fürchten sie wenigstens das Imperium genug um uns am Leben zu lassen?"


    Der Praefectus blickte ihn an, offensichtlich etwas amüsiert. Scipio kam sich plötzlich wie ein ängstlicher Hase vor. Zu sehr hatte er sich wohl an die Sicherheit der Hauptstadt gewöhnt. Hier in Germanien war alles anders. Die Wälder waren dicht, die Bäume wuchsen wild, das Wetter spielte verrückt und die Menschen hier waren offensichtlich genau so rauh wie ihre Heimat. Der Angriff auf den Limes vor wenigen Tagen hatte ihm den letzten Nerv gekostet. Er machte sich Vorwürfe. Was war er doch für ein elender Feigling...


    "Verzeih mir bitte meine Paranoia, Präfekt, aber Germanien ist mir nach all den Wochen in der Legion immer noch ziemlich fremd..."

    Scipio hatte in seinem Leben nur selten geritten, was zur Folge hatte, dass er sich in der ersten Stunde auf dem Rücken des Pferdes ein wenig ungeschickt verhielt. Doch schon bald hatte er das Ross unter Kontrolle.


    Der Ritt durch das wilde Germanien jenseits des Limes beunruhigte Tiberius ein wenig. Der Wald um sie herum schien immer dichter zu werden. Er hatte den Eindruck, ganz Germanien sei ein einziger Wald. Er traute den Bäumen nicht. Hinter jeder Ecke könnte eine Gruppe Barbaren lauern die nur darauf warteten, sie bei lebendigem Leibe zu skalpieren. Doch möglicherweise waren dies auch nur Geschichten um ihn und seinen Geschwistern Angst zu machen, wann immer ihr Onkel ihnen von seinen Abenteuern berichtete. Diese waren wahrscheinlich auch erfunden, doch das hatte Tiberius damals wenig gekümmert. Lang wars her...


    Der Präfekt schien sich nicht so sehr um Hinterhalte zu sorgen wie Scipio. Da er selber Germane war und wahrscheinlich bestens mit den Wäldern vertraut, ergab dies wohl auch Sinn.


    "Cent-... Praefectus", begann Scipio, als sie gerade Rast einlegten. Er hätte peinlicherweise beinahe vergessen, dass Flavius befördert worden war. "Verzeihe bitte meine Neugier, doch mich würde es brennend interessieren, weshalb die Germanen nun vor kurzem unseren Abschnitt am Limes angriffen und was diese Römer bei ihnen zu suchen hatten. Was hat dein Bruder herausfinden können?"

    Scipio hielt sich mit Fragen zurück, er war vielmehr damit beschäftigt, selbst eine Antwort auf die Frage zu finden, warum gerade er als einer der wenigen auserwählt wurde für diese Mission, zumal er noch relativ unerfahren war und kein Wort Germanisch sprach. Zwar sah er es als eine große Ehre an, blickte jedoch mit etwas Sorge auf die nächsten Tage. Er hatte mehr als einmal Geschichten von germanischen Stämmen gehört, die Römer mit Freuden zur Begrüßung enthaupteten, auch wenn er sich über deren Wahrheitsgehalt bis heute nicht sicher war.


    Er bemerkte ebenfalls, wie sich Germanicus und Firmus wortlos angifteten. Im ersten Moment hielt er Firmus für suizidgefährdet, da er es wagte, den Lagerpräfekten persönlich zu beleidigen, wenn auch wortlos. Doch einen Moment später erinnerte er sich daran, dass die beiden verwandt waren, was seinen Eindruck wieder entschärfte. Auch Gnaeus gehörte der selben Gens an, glaubte er sich zu entsinnen. Irgendwie schienen alle miteinander verwandt, doch möglicherweise dachte Tiberius auch nur so, weil er selbst der einzige Cornelier in Germanien, oder zumindest in dieser Legion war.

    Tiberius eilte zum Arbeitszimmer des Legaten so schnell es ihm nur möglich war, nach dem ein Legionär ihn in den Unterkünften geweckt und ihm offenbart hatte, dass es dringend seiner Anwesenheit bedurfte. Hastig klopfte er an und wurde auch sogleich eingelassen.


    "Legat, Präfekt, Optio, Gaius...", keuchte er, nach Luft ringend, "tut mir Leid, dass ich erst so spät erscheine."

    Tiberius betrat die Unterkünfte. In seinem Contubernium war niemand. Decius und Gnaeus, so hatte er gehört, waren zu Optios befördert worden. Er hatte sie in den letzten Tagen nicht antreffen können um ihnen zu gratulieren. Auf dem Dienstplan war Scipio lediglich zur 'besonderen Verfügung' eingestellt worden, in anderen Worten also schlicht Bereitschaftsdienst. Das Lager konnte er somit nicht verlassen und musste Wege finden, sich im Castellum die Zeit zu vertreiben, meist indem er mit anderen Legionären würfelte.
    Kürzlich hatte er für sich und seine sieben Kameraden ihre Rationen erhalten, die er sogleich verarbeitete. Wenigstens etwas zu tun, dachte er sich, während er Brotteig knetete. Nachdem er einige Laibe fertig gebacken hatte, überkam ihm die Müdigkeit, woraufhin er sich hinlegte und ein wenig schlief.

    Die letzte Wache Scipios verlief sehr ruhig. Zwar schreckte er hin und wieder auf wenn er ein leises Knistern von der anderen Seite des Limes vernahm, stellte jedoch meist schnell fest, dass es sich um tierische Waldbewohner handelte.


    Sein erster Kampf hatte ihn wachsamer und nervöser zugleich gemacht...


    Am nächsten morgen kam die Ablösung und sie kehrten gemeinsam zum Castellum zurück.

    Scipio hatte Gnaeus das Berichten überlassen, er selbst war zu dem Zeitpunkt tief in Gedanken versunken. Germanien war für ihn nach wie vor ein fremdes Land, trotz der vielen Wochen die er bereits hier verbracht hatte. Zudem war er erst letzte Nacht in einen Kampf verwickelt worden der ihn wohl noch lange beschäftigen würde. Ohne die Ausbildung der letzten Wochen hätte er ihn wohl nicht überlebt. Es erfüllte Tiberius mit Stolz Römer zu sein. Legionäre Roms wurden wahrhaftig besser für den Kampf vorbereitet als Soldaten anderer, minderer Völker. Dennoch war der Anblick des germanischen Lagers im Wald jenseits des Limes äußerst beunruhigend gewesen. War der gescheiterte Angriff in der vorhergehenden Nacht etwa nur der Vorbote eines größeren Unternehmens? Scipio beendete seine Überlegungen, denn Gnaeus hatte seinen Vortrag beendet.


    Er verabschiedete sich noch, ehe Gnaeus und der Tribun zurück zum Castellum aufbrachen. Bald hatte er wohl wieder Wachdienst, stellte er fest...

    Scipio hörte Stimmen, die kaum hörbar aus dem tiefen Wald heraus hallten. Sein Gehör war jedoch bei weitem nicht gut genug um zu erkennen in welche Richtung sich die Personen bewegten oder ob sie an einer Stelle verharrten. Möglicherweise war es ein Dorf, oder auch nicht.


    Er signalisierte Gnaeus, dass er es ebenfalls gehört hatte, und sah ihn fragend an. Scipio wusste nicht recht, ob sie sich in einer solchen Situation verstecken oder eher gar auf die Geräuschquelle zugehen sollten...

    Scipio sah sich beim Wandern um. Monströse Bäume, wie sie so weiter südlich kaum vorzukommen schienen, türmten sich auf.


    "Nun Gnaeus, da du wohl schon etwas länger Legionär bist, und wenn ich das richtig verstanden habe, germanisch, wirst du hier wohl besser zurechtkommen als ich... sag, wo sollten wir zuerst suchen?"

    Scipio sah ebenfalls erwartungsvoll in Richtung des wilden Landes jenseits des Limes. "Sollen wir gleich aufbrechen, Centurio?"


    Er war noch immer etwas unruhig vom vorhergehenden Angriff, immerhin war dies sein erster Kampf gewesen. Er hatte das Gefühl, als würde es in den dichten Wäldern auf der anderen Seite des Walles nur so von mordlüsternen Wilden wimmeln. Doch er versuchte, sich nichts von seiner Unruhe anmerken zu lassen.

    Gnaeus und Tiberius saßen noch am Feuer, als ein Legionär ihnen anwies sich beim Centurio zu melden. Ohne größere Verzögerung machten sie sich also auf den Weg und standen schon bald vor Germanicus.


    "Salve Centurio", grüßte Tiberius.

    Tiberius saß, gemeinsam mit Gnaeus und einigen anderen Legionären am Feuer und nahm gerade einen Schluck heißen, gewürzten Wein.


    "Dieses Getränk erleichtert einem wahrhaftig diese kalten Nächte hier. Es fällt mir noch immer schwer, mit dieser Kälte klarzukommen... nein, wir Römer sind einfach nicht für dieses Land geschaffen...", sagte Scipio, eher beiläufig.
    "Was meinst du, Gnaeus? Was wird mit den Gefangenen geschehen? Wird man sie exekutieren oder nur versklaven?"

    "Entweder hält er uns für ziemlich bescheuert, oder er ist es selbst.
    In Germanien läuft genug Wildvieh zum Jagen rum, da kommt kein normaler Mensch auf die Idee den römischen Grenzwall anzugreifen... außerdem waren seine Freunde recht wohlgenährt. Er lügt...", sagte er zu Gnaeus.

    Scipio ging etwas auf die Gefangenen zu. Er sah sich kurz in der Menge um und zeigte dann auf den hungrigen Germanen.


    "Du."


    Zwar sprach Tiberius nicht in der Heimatsprache des Germanen, doch der Betroffene schien ihn zu verstehen.


    Er half ihm auf die Beine, löste seine Fußfesseln und brachte ihn an die besagte Stelle, wo er ihm deutete, sich wieder zu setzen.


    "Das eigentliche Verhör wirst wohl du durchführen müssen, Gnaeus. Ich kann kein Germanisch..."

    Scipio war bereits ziemlich müde, als Gnaeus zu ihm und den Gefangenen kam. Auf seine Frage, ob sie etwas gesagt hätten, schüttelte Tiberius den Kopf. Während der ganzen Nacht hatte keiner der Angreifer etwas gesagt, doch hatte auch keiner von ihnen geschlafen.


    "Die Vorräte müssten reichen. Aus irgendeinem Grund waren die Rationen in letzter Zeit erstaunlich großzügig. Jedenfalls müsste genügend Brot vorhanden sein um unsere... Freunde hier vor dem Verhungern zu bewahren. Vorrausgesetzt natürlich, sie sind ein wenig gesprächiger, als sie es in dieser Nacht waren...", antwortete er mit gehobener Stimme auf Gnaeus' Frage und sah auffordernd zu den drei kauernden römischen Gefangenen, die aufsahen, als sie bemerkten, dass er sie damit meinte. Dies den Germanen zu verdeutlichen, würde wohl Zosimus übernehmen müssen, da er selbst der Sprache nicht mächtig war.


    Um die Gefangenen noch ein wenig zu ködern, nahm er einen eingewickelten Laib Brot, den er vorsichtig freilegte. Einer der Germanen sah gierig zum Brot und schluckte. Er schien bereits seit einiger Zeit nichts mehr gegessen zu haben. Die anderen schienen wohlgenährt und blickten demonstrativ in die Leere.


    "Müsste funktionieren", sagte er leise zu Gnaeus, "die anderen werden auch noch reden, wenn sie in ein paar Stunden Hunger bekommen... wir sollten sie möglicherweise einzeln verhören... was meinst du?"


    Ehe er eine Antwort auf seine Frage erhalten konnte, stieß Centurio Germanicus zu ihnen...

    Die Rettung war rechtzeitig gekommen. Noch hatte keiner der Germanen die Leiter bestiegen, als der Centurio und seine Gruppe lautstark von der anderen Seite angriffen. Die Angreifer ergaben sich schnell und es war eine große Überraschung für alle, unter ihnen einige Römer zu entdecken.


    Die Gefangenen wussten, dass sie den Kampf verloren hatten, und leisteten somit nur wenig Widerstand, als sich Scipio und zwei weitere Legionäre darum bemühten, sie zu verschnüren. Die drei Römer musterte er genau.
    Was muss ihnen zugestoßen sein, dass sie sich gegen Rom wandten?, fragte er sich innerlich, wagte es jedoch nicht, einen der Gefangenen selbst zu fragen.


    Scipio übernahm die zweite Wachschicht nach Zosimus. Die Gefangenen saßen da und wechselten kein Wort. An ihrem Gesichtsausdruck konnte man ihre innere Aufwühlung erkennen. Tiberius selbst suchte nach möglichen Erklärungen dafür, wie eine Gruppe von nicht mehr als zwanzig, darunter drei Römer, sich dazu entschließen könnte, den Limes an einer solchen Stelle wie dieser anzugreifen. Doch es leuchtete ihm einfach nicht ein. In den ersten Minuten des Angriffs hatte er die Gruppe für weitaus größer gehalten, doch eine so kleine Truppe hätte auf Dauer keinen Erfolg haben können, so dachte er zumindest.

    Der Centurio hatte Tiberius einen Köcher Pfeile und einen Bogen in die Hand gedrückt, auf den er einen kurzen Moment lang verdutzt sah, ehe er zusammen mit den beiden genannten Legionären zurück zu seinem Posten hastete.


    Auch wenn die Germanen nun, da sie entdeckt worden waren, lautstarker wurden erwies es sich in der Dunkelheit immer noch als problematisch, sie zu erspähen. Scipio hatte, in Deckung kauernd, einen Pfeil angelegt und den Bogen gespannt. In einem Moment, in der er glaubte, die Aufmerksamkeit der Angreifer galt nicht der Stelle auf der er sich befand, stand er auf und suchte hastig nach einem potenziellen Ziel. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, ehe er einen Schatten sah, der sich auf den Wall zubewegte. Scipio riss den Bogen in dessen Richtung und ließ den Pfeil los. Wie durch ein Wunder traf er, denn die dunkle Gestalt ging einen Moment später rückwärts zu Boden, begleitet von einem dumpfen Stöhnen, welches sich mehr überrascht als schmerzerfüllt anhörte.


    Ein germanischer Pfeil, der seinen Kopf nur um einen halben Meter verfehlte, erinnerte Tiberius daran, wieder in Deckung zu gehen. Zwei weitere Geschoße folgten dem ersten, trafen jedoch nur die Dunkelheit der Nacht.


    Er lief etwas die Mauer entlang um nicht an der selben Stelle wieder die Deckung verlassen zu müssen, nahm einen neuen Pfeil und spannte den Bogen. Als er wieder aufstand und auf die dunklen Umrisse einer Gestalt schoß, traf er, soweit er es beurteilen konnte, ins Leere.


    Im Augenwinkel sah er, wie seine Waffenbrüder auf dem Wall und die Legionäre im Turm ebenfalls Pfeile auf die Angreifer losließen, und sich gleichzeitig vor deren Geschoße zu schützen suchten.


    Plötzlich war ein dumpfes Pochen zu vernehmen. Scipio sah zu seiner Linken, wo er glaubte, teilweise die Umrisse einer Leiter zu erkennen, die soeben von den Germanen an den Wall gelehnt worden war...


    Wohin zum Pluto sind der Centurio und die anderen hin verschwunden?, dachte er sich, der Verzweiflung nahe. Zwei weitere Legionäre stiegen auf die Mauer um Maximus, Ferrentius und ihn zu unterstützen. Zu fünft würden sie jedoch wohl kaum den Limes halten können...

    Tiberius brauchte einen Moment, um zu realisieren, was geschehen war. Er hatte die Pfeile gesehen, als Gnaeus ihn runterriss. Einer hätte, so dachte er zumindest, sein Auge durchbohrt.


    Die Erkenntnis, dass er genauso gut hätte tot sein können in diesem Moment ließ Scipio in einen Adrenalinrausch verfallen, wie er vorher nie einen erlebt hatte. Nie war er dem Tod so nahe gewesen. Noch nicht genau wissend was er sonst hätte tun können, hielt er schützend sein Scutum über sich und brüllte ebenfalls "ÜBERFALL!", als ob es beim ersten mal nur die Hälfte der Legionäre vernommen hätten.


    Ein Pfeil traf sein Scutum und prallte von diesem mit einem dumpfen Klopfen ab. Zwar konnte kein Pfeil ein Scutum penetrieren, dessen Aufprall war jedoch stark genug um die Innenseite des Schildes gegen seinen Kopf zu wuchten, was, dem dazwischen liegenden Helm zu trotz, schmerzhaft war.


    Scipio blickte zu dem nächstgelegenen Wachturm. Die dort stationierten Soldaten schienen erst jetzt allmählich mit dem Gedanken zu spielen, den Angreifern mit eigenen Pfeilen zu antworten. Tiberius spielte mit dem Gedanken, ein Pilum nach den Barbaren zu werfen, verwarf diesen jedoch sogleich wieder. Er würde hierfür seine Deckung aufgeben müssen und würde in der Dunkelheit höchstwahrscheinlich sowieso nichts treffen.


    Von der anderen Seite des Limes drangen einige Wortfetzen in sein Ohr, in einer Sprache, die er nicht kannte. Sie klangen in seinen Ohren unglaublich brutal, als ob jeder Satz eine eigene Kriegserklärung gegen das römische Reich sei.


    Zum ersten mal in seinem Leben würde Scipio kämpfen müssen, doch er kauerte nur, sein Scutum über seinem Kopf haltend, ohne genau zu wissen was er nun tun sollte.


    Er beschloß, sich in seiner Ratlosigkeit nach dem erfahreneren Legionär neben sich zu richten:


    "Was nun, Zosimus? Zum Wachturm?"

    In der zweiten Nacht ging Tiberius seinen Abschnitt entlang. Die Tage in Germanien waren seiner Meinung nach um diese Jahreszeit erstaunlich kurz, und außerdem unglaublich kalt. Nach all den Wochen in der Legion hatte er sich noch immer nicht an diese verdammte Kälte gewöhnt. Der Schnee war mittlerweile zwei Handbreit tief, und lag zu allem Überfluss auch noch auf dem Wall selbst, die unteren Schichten bereits vereist, was das Patroullieren etwas erschwerte.


    Scipio sah hinaus in die Dunkelheit. Trotz des Schnees und des Halbmondes konnte er nicht weit in das Feindesland sehen, und so bemühte er sich, auf mögliche Geräusche zu achten.


    Nach Stunden hatte er immer noch nichts auffälliges entdeckt, und so ließ allmählich seine Aufmerksamkeit nach. 'Wache am Limes' hatte sich spannend angehört, als Tiberius von seiner Aufgabe erfahren hatte, doch es geschah einfach nichts. Keine wilden Barbaren kümmerten sich darum, in einer selbstmörderischen Aktion den Wall zu erklimmen.


    Es war schon einige Zeit vergangen, seit er das letzte mal geschlafen hatte. Seine Augenlider wurden schwerer, die Kälte um ihn herum schien ihn nicht mehr so sehr zu kümmern.


    Ein leises Rascheln ließ ihn jedoch aufschrecken. Er sah hinab in die Dunkelheit und versuchte den Ort auszumachen, von dem das Geräusch zu kommen schien. Tiberius vernahm noch mehr Rascheln. Wer oder was auch immer da unten war, es waren mehrere.


    Hastig deutete Tiberius einem anderen Legionär, der etwas weiter weg patroullierte, an, herüberzukommen. Als dieser näher kam, erkannte er ihn.


    "Zosimus", sagte Scipio mit gedämpfter Stimme, "hörst du das?"