Beiträge von Tiberius Cornelius Scipio

    Decius war tatsächlich schon eingenickt, ehe Tiberius noch etwas hätte sagen können. Wie der das nur macht, fragte er sich und kramte ein Stück Brot aus seiner Ausrüstung heraus. Gerade hatte er es gegessen, ging schon der Befehl zum Weitermarschieren um. Er rüttelte an dem erst kürzlich eingeschlafenen Decius.


    "Aufwachen! Es geht weiter..."


    ---


    So marschierten sie nun weiter. Nach einiger Zeit kam der Centurio Flavius vorbei und beorderte sie zu einer kleinen Gruppe Soldaten, die die Aufgabe hatten einen Lagerplatz zu suchen.


    "Wunderbar. Ausgerechnet diejenigen, die kaum noch laufen können dürfen sich beeilen", murmelte er zu sich selbst. Er sah sich kurz um. "Vielleicht war die Wahl auch richtig..."


    Er hatte geglaubt, bald vor Erschöpfung umzukippen. Doch anscheinend fiel es einigen anderen Probaten noch schwerer mitzuhalten. Er und die anderen 'Auserwählten' beschleunigten ihren Gang und liefen an der Kolonne vorbei zur Spitze des Zuges, wo der Centurio bereits auf sie wartete.


    Sim-Off:

    Ihr hättet ruhig noch etwas Zeit für mehr RPG lassen können ;)

    Das Marschgepäck wurde immer schwerer als die Stunden langsam vergingen. Unter anderen Umständen hätte Tiberius keine Probleme mit einem so langen Marsch bekommen, doch mehr als achzig Pfund Ausrüstung zu tragen erschwerte alles ein wenig. Zu allem Überfluss fing dann noch einer der Veteranen vor ihm an zu singen, und das nicht einmal besonders gut.


    Neben dem Sänger sah er Decius, wie er angewidert von dem Krächzen seine Meinung kund tat. Einige weitere Soldaten, darunter auch der Optio Manus, schienen in Gedanken abwesend zu sein. Naja, beim Marsch muss man sich schließlich nicht wirklich konzentrieren, dachte er, und versuchte selbst auf andere Gedanken zu kommen. Sein Gepäck wurde dadurch leider auch nicht leichter.


    Nachdem der Veteran neben Decius bereits volle anderthalb Stunden lang sein Trinkliederprogramm durchgezogen hatte, durfte die Einheit endlich Rast machen. Tiberius nahm zu erst einmal einen großen Zug aus seinem Trinkschlauch, ehe er sich einen Platz suchte, wo er sich hinsetzen und seine Füße ausruhen konnte. Auf dem Weg sah er Magnus und grüßte ihn. Der Optio schien nicht sonderlich guter Dinge zu sein und nickte lediglich zurück.


    Ein Stück weiter erblickte er Decius und ging auf ihn zu.


    "Salve, Decius. Wie geht es deinen Ohren?", fragte er grinsend.


    Er setzte sein Gepäck ab. Plötzlich fühlte er sich, als ob er gleich schweben würde. Er war sich noch nie so leicht vorgekommen. Etwas erschöpft war er dennoch, und so ließ er sich neben Decius nieder. Er befreite seine Füße, nur um zu sehen ob sie noch da waren und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass sich schon nach den wenigen Stunden einige Blasen gebildet hatte. In die Sandalen muss ich mich wohl erst noch einlaufen..., dachte er.

    Als einer der letzten Probaten fand sich auch Tiberius auf den Übungsplatz ein. Er schaffte es irgendwie, sich unbemerkt einzureihen ohne die Blicke seiner Vorgesetzten auf sich zu ziehen. Er prüfte noch einmal, ob seine Ausrüstung fest saß, ehe es losging. Er hatte wenig geschlafen und fühlte sich träge. Dies wäre jedoch halb so schlimm gewesen, wäre das Marschgepäck nicht halb so schwer wie er selbst gewesen. Hoffentlich überstehe ich das, dachte sich Scipio und wartete auf den Befehl zum Abmarsch.

    Tiberius überlegte einen Moment, es fiel ihm jedoch nichts ein, was er noch hätte fragen können. So bedankte er sich beim Optio für den Unterricht und verließ die Scholae. Er nahm sich für den Abend vor, nach einer Taverne zu suchen.

    "Im offenen Kampf sind uns die Germanen unterlegen. Ihnen fehlt Körperschutz, Artillerie und Organisation. Sie kämpfen selten in großen Gruppierungen."


    Tiberius hielt kurz inne, ehe er fortfuhr:


    "Dennoch sind sie gefürchtete Krieger. Nicht nur sind sie von Geburt an an das rauhe Leben fernab jeder Zivilisation gewöhnt, und daher oft außerordentlich stark, doch auch ihre Lebensphilosophie gibt ihnen Mut auf dem Schlachtfeld.
    Auf dem freien Feld jedoch haben Sie uns dank unseren gut geschulten Befehlshabern, ausgeklügelten Formationen und Körperschutz nicht viel entgegenzusetzen. Daher haben es die Barbaren gelernt, schamlos jegliche Schwachstellen und Fehler unsererseits auszunutzen. Zudem kennen sie ihre Heimat und wissen es, dichte Wälder gegen uns zu verwenden."


    "So war es vor fast einem Jahrhundert, dass Publius Quinctilius Varus unter anderem drei Legionen durch den Teutoburger Wald führen wollte. Er achtete jedoch nicht darauf, dass sich die Reihe der Soldaten immer mehr in die Länge zog und nicht einmal mehr eine geschlossene Kolonne bildeten. Er hatte außerdem fälschlicherweise angenommen, dass von den hiesigen Germanen keine Gefahr ausgehen würde. Es war für die Barbaren ein leichtes, die lange Kette an Legionären und Auxiliarsoldaten anzugreifen und in Stücke zu reißen. Sie kannten den Wald und nutzten die ihnen bestens bekannten Versteckmöglichkeiten, zum Beispiel im Unterholz, um die dünne Kolonne zu überfallen. Einzelne römische Soldaten lassen sich leichter töten als wenn wir in einer Gruppe agieren. Das wussten die Germanen, und es war aufgrund der Ignoranz und der Naivität Varus', dass durch so unachtsames Verhalten drei Legionen verloren gingen. Kurz gesagt: Solange wir in dichten Formationen und unter kompetenten Befehlshabern kämpfen, sind wir für die Germanen schwer zu treffen. Das ist den meisten Stämmen klar. Doch sie wissen es auch, jeden Fehler den wir machen erbarmungslos auszunutzen, und das Terrain ihrer Heimat gegen uns zu verwenden."

    "Ja, ich denke ich kann sie beschreiben..."


    Tiberius überlegte kurz.


    "Die Legionäre einer Zenturie ordnen sich zuerst einmal so, dass sie ein Reckteck bilden, woraufhin sie kollektiv eine geduckte Haltung annehmen. Die Soldaten in der ersten Reihe halten ihr Scutum vor sich, während die Legionäre an den Flanken ihre Schilde nach außen hin halten. Die Soldaten innerhalb der Formation halten ihre Scuten über ihre Köpfe. Somit entsteht eine dichte, rechteckige Formation, in der jeder einzelne Soldat rundum vor Angriffen geschützt ist, zumindest in den meisten Fällen. Die hintere Flanke der Formation ist meist ungeschützt, da es oft hierfür keinen Bedarf gibt und es von der Körperhaltung her problematisch sein könnte, das Schild auf Dauer hinter dem Rücken zu halten, ohne sich zu verkrampfen." ;)


    Er fügte noch hinzu: "Für den eigentlichen Kampf eignet sich die Testudo wenig. Sie ist eher dazu gedacht, trotz gegnerischem Beschuss durch Pfeile und Wurfspeere vorzurücken und dabei die Verluste so gering wie möglich zu halten."

    Tiberius dachte an die Waffen, die ihm vor wenigen Tagen zu Beginn seiner Dienstzeit ausgehändigt wurden und begann diese aufzulisten.


    "Die wichtigste Waffe eines römischen Legionärs ist das Gladius, ein gerades, zweischneidiges Kurzschwert. Wie alle Schwerter, eignet es sich in erster Linie für den Nahkampf."


    Er musste sich bei dieser Aussage ein Grinsen verkneifen.


    "Im Gegensatz zu anderen Schwertklassen ist es relativ leicht, ermöglicht so schnellere Hiebe und ist auch als Stichwaffe geeignet. Ein Dolch, oder Pugio, dient als sekundäre Nahkampfwaffe. Er wird in Situationen eingesetzt, in denen ein Schwert ungeeignet wäre, oder dann, wenn dem Soldaten aus irgendeinem Grund sein Gladius abhanden gekommen ist und er sich dennoch verteidigen muss. Die Klinge des Pugios ist etwa halb so lang wie die eines Gladius und ebenfalls zweischneidig."


    Tiberius ordnete noch einmal seine Gedanken, ehe er fortfuhr.


    "Zudem trägt jeder Legionär noch zwei Pilen mit sich. Hierbei handelt es sich um Wurfspeere, die es den Soldaten ermöglichen, auch aus der Ferne den Gegner zu bekämpfen. Der Schaft besteht meist aus Weichmetall, wodurch die Spitze beim Aufschlag verbogen wird, und verhindert wird, dass der Feind die Speere gegen unsere eigenen Truppen wiederverwendet."


    Er musste etwas überlegen, bis er noch etwas hinzufügte.


    "Auch wenn es sich bei dem Scutum nicht wirklich um eine Waffe handelt, spielt es im Kampf eine wichtige Rolle. Das Turmschild ist gut dazu geeignet, gegnerische Angriffe jeder Art abzuwehren. Es ermöglicht dem Legionär, im Nahkampf anzugreifen und sich zeitgleich vor Hieben des Gegners zu schützen. Außerdem können durch das Scutum Wurfspeere und Pfeile abgewehrt werden, wodurch die Schildkrötenformation erst nützlich wird: Man kann sich in einer Einheit vor Distanzangriffen schützen, während man auf den Gegner vorrückt."


    "Das alles sind die Waffen des römischen Legionärs. Auxiliartruppen führen jedoch, je nach Region, unter anderem Langschwerter, Speere, Schleudern und Bögen mit sich."

    Tiberius hörte dem Optio aufmerksam zu. Es traf ihn wie ein Stein. Erst jetzt bemerkte er, dass er tatsächlich bei jedem Wurf die Augen zusammengekniffen hatte. Warum ist mir das nicht aufgefallen?, fragte er sich. Jedenfalls wusste er jetzt was er ändern musste.


    "Ich danke dir, Optio. Mir war diese Problematik nicht bewusst. Gestatte mir bitte, es noch einmal zu versuchen."


    Sim-Off:

    Hier duzen sich ALLE, oder? Daran muss ich mich noch gewöhnen, wenn das der Fall ist ;)


    Tiberius fixierte sein Ziel, nahm Anlauf und warf, ohne jemals die Augen von der Strohpuppe zu nehmen. Sein Pilum flog, und... zischte knapp am Torso der Puppe vorbei. Naja, wenigstens näher bei meinem Ziel als bei dem meines Nachbarn... ein Fortschritt., war sein erster Gedanke.


    Nach den abschließenden 10 Runden schlenderte Tiberius vom Exerzierplatz und fragte sich, was er mit seiner freien Zeit anstellen sollte...

    Tiberius hatte sich ebenfalls ein Pilum geholt und aufmerksam den Anweisungen des Optios zugehört, woraufhin er sich vor eine der Strohpuppen stellte.


    Er nahm Anlauf und warf das Pilum mit vollem Schwung. Seinen Speer mit den Augen folgend, sah er, wie sich das Geschoß auf halber Strecke zum Ziel tief in den Boden bohrte. Zu spät losgelassen, dachte sich Tiberius. Er wartete, bis die anderen Probaten in der Nähe ihre Speere geworfen hatten, lief zu seinem und zog ihn aus dem Boden.


    Nächster Versuch. Diesmal landete das Pilum neben der Strohpuppe. Wieder nichts. Wieder wartete Tiberius darauf, dass alle ihren Speer geworfen hatten, bis er zu seinem eigenen lief und ihn aufhob.


    Beim dritten Versuch traf er. Der Speer rammte mit voller Wucht in den Kopf der Strohpuppe. Einen Augenblick später striff ein weiteres Pilum den Torso der Puppe. Etwas verwirrt sah Scipio zu den Probatus der neben ihn stand. Dieser grinste, offensichtlich amüsiert, zurück. Als Tiberius wieder zu der Strohpuppe sah, merkte er, dass er das falsche Ziel getroffen hatte. Verdammt..., dachte er. Habe ich nun auf diese Puppe gezielt und getroffen, oder auf meine gezielt und verfehlt? In seiner Bescheidenheit entschied er sich für die erste Variante und lief, etwas beschämt, zu der bereits schwer angeschlagenen Strohpuppe um sein Pilum zu befreien.


    Irgendwann würde er schon das richtige Ziel treffen...

    Tiberius war überrascht. Er hatte erwartet, dass Decius' Holzgladius ihn viel öfter treffen würde. Doch schaffte es Scipio meist, sein Scutum zwischen sich und dem Schlag des weitaus erfahreneren Decius zu bringen und bei der einen oder anderen Gelegenheit noch im selben Moment zurückzuschlagen. Er hatte sich jedoch nie getraut, von sich aus anzugreifen. Stets wehrte er Decius' Angriffe ab und versuchte dadurch ungeschützte Stellen zu treffen. Dies waren jedoch lediglich Reaktionen. Eigeninitiative konnte Tiberius nicht aufbringen.


    "Ich habe zu danken, Decius. Hierdurch konnte ich viel lernen."


    Wie alle Probaten, liefen auch sie nach den Kampfübungen die abschließenden zehn Runden, woraufhin sie schließlich vom Übungsplatz entlassen wurden.


    ---


    Der nächste Tag auf dem Exerzierplatz begann wieder einmal mit Laufen. Die zwanzig Runden fielen Tiberius jedoch erstaunlicherweise etwas leichter als noch vor zwei Tagen. Hat also doch was genützt, die Tortur gestern, dachte er sich und musste bei dem Gedanken lächeln.

    Tiberius hätte es nicht für möglich gehalten, dass er weitere zehn Runden durchhalten könnte. Er hatte daraufhin seinen Beutel Wasser fast vollständig geleert. Nach einer halben Stunde hatte er sich wieder etwas erholt, seine Beine waren jedoch noch immer etwas schwach.


    Er war gerade auf dem Weg, sich ein Holzgladius und ein Turmschild zu holen, als Decius ihn sah und ihn zum Training aufforderte. Tiberius zögerte ein wenig, immerhin war Decius schon erfahren im Kampf. Ansonsten hätte er wohl kaum seiner Truppe einige Schwerthiebe zeigen können. Egal. , dachte sich Tiberius, so kristallisieren sich immerhin meine Schwächen stärker heraus.


    Er nahm die Aufforderung an und holte sich die nötige Ausrüstung. Nun standen sich Decius und Tiberius gegenüber. Wenn ich Glück habe, benutzt er die gleichen Hiebe wie er uns gestern gezeigt hat, überlegte er, und versuchte sich an diese zu erinnern.


    Sicherheitshalber schob er sein Turmschild schon einmal schützend vor sich...

    Tiberius wollte sich in diese sinnlose Streiterei nicht einmischen, doch sah er, wie der Optio neben den noch immer nach Luft ringenden Probaten stand und ein wenig verärgert in Gaius' und Decius' Richtung sah. Würden die beiden noch lange weiterstreiten, würde das sicherlich nicht dem Ansehen der Einheit zugute kommen.


    "Ich würde an eurer Stelle die Streitigkeiten verschieben. Wenn mich nicht alles täuscht sollten wir unmittelbar nach dem Lauf Übungen machen, nicht unsere rhetorischen Kampfkünste erproben."


    Er machte sich, wie befohlen, an die Übungen. Sein Körper fühlte sich schwer an, und etwas Schweiß tropfte von seiner Stirn auf den kalten Boden des Exerzierplatzes. Plötzlich erinnerte er sich daran, dass nach den Übungen zehn weitere Runden folgen würden. Er verzog sein Gesicht bei dem Gedanken.


    Sein Körper fühlte sich nun noch schwerer an.

    Sim-Off:

    Hmmm... sorry, ich habe scheinbar die Sache mit Firmus ein wenig durcheinandergebracht. ;)


    Zitat

    Tiberius, richtig?


    Unfähig, bei seiner Atmung klare Laute von sich zu geben, nickte Tiberius nur auf diese Frage. Als sie letztlich das Ziel erreichten, musste er sich, wie fast alle Probaten, erst einmal setzen. Schließlich hatte sich seine Atmung wieder etwas beruhigt, und er sprach:


    "Bei den Equiten werden eben die Pferde gequält. *keuch* Ich fürchte jedoch, dass man auch die Reiter hin und wieder über diesen Platz jagen wird..."


    Tiberius selbst würde wahrscheinlich lieber in der Infanterie bleiben wollen. Er traute Pferden nicht so recht. Sie waren schnell, ja, aber nicht unverwundbar.


    Er sah Firmus, wie er einen offenbar sehr unkonditionierten Probaten über die Ziellinie zerrte, und absetzte. Jemanden mitschleppen und trotzdem ein passables Tempo beibehalten... unglaublich, dachte Tiberius.


    Gaius stand, ohne allzu erschöpft zu scheinen. Er sah zu Decius, der noch immer auf dem Rücken lag, jedoch dann zu ihm aufsah.


    Zitat

    "Salve Probatus. Ihr schaut verächtlich gibt es dafür einen Grund ?"

    Die Frage war offensichtlich direkt an Decius gerichtet.


    Unglaublich... wofür hält der sich? So sollten nur Offiziere reden..., dachte Tiberius.


    Gespannt wartete er ab, was sich aus dieser Frage entwickeln würde.

    Schwer atmend versuchte Tiberius noch immer sein Ausgangstempo zu halten. Er lief nicht besonders schnell, doch sah er, wie andere nach und nach zurückfielen, anscheinend nur, weil sie sich anfangs übernommen hatten. Allmählich schaffte er sogar, Decius einzuholen (zumindest glaubte Tiberius am vorigen Tag gehört zu haben, dass er so hieß), der vor wenigen Minuten förmlich über den Platz zu schweben schien. Doch wie viele schien auch er sein Tempo aus Erschöpfung drosseln zu müssen.


    Tiberius versuchte mit aller Kraft sein Tempo zu halten. Schneller konnte er nicht werden, und langsamer laufen wollte er nicht. Er merkte, wie seine Beine allmählich schmerzten, zwang sich jedoch die letzten Runden durchzuhalten.


    Vor ihm liefen vier Probaten, darunter ein gewisser Firmus, der als einziger noch immer den Eindruck erweckte, weitere dreißig Runden laufen zu können. Wie macht der das?, wunderte sich Tiberius. Er sah kurz zu Decius, der noch neben ihm lief, jedoch langsam zurückzufallen schien. Sein Blick schien mißgünstig auf Firmus gerichtet zu sein. Tiberius sah wieder nach vorne.


    Nur noch eine Runde...


    Entweder schien Decius neue Kraft zu schöpfen, oder Tiberius schaffte es doch nicht seine Geschwindigkeit beizubehalten. Allmählich schien der andere Probat neue Kraft zu schöpfen und verringerte den ohnehin kurzen Abstand wieder.

    Tiberius fror an jenem morgen wieder und erhoffte, sich durch den Dauerlauf wärmen zu können.
    Mit der Gewissheit, dass er es ansonsten bereuen würde, lief Tiberius langsam an. Bereits nach wenigen Sekunden hatten ihn alle anderen Probaten und Legionäre überholt. Er selber lief im gemäßigten Tempo, passte seine Atmung an und hielt sein Tempo. Nach fünfundzwanzig Minuten holte er auf, ohne jemals schneller zu werden oder abzubremsen. Viele der anderen Probaten schienen sich übernommen zu haben, indem sie sofort zu Beginn des Laufes wie die Wilden losgerannt waren ohne sich Gedanken um die letzten Runden zu machen. Viele fielen in ihrer Erschöpfung hinter Tiberius zurück, sodass er sich letztlich inmitten der schnelleren Hälfte befand. Er sah im Augenwinkel, wie vor ihm ein Probat sich zurückfallen ließ um einen weiteren zu stützen, der offensichtlich am Ende war. Tiberius lief weiter, überholte die beiden jedoch erst nach dem Probaten, der seiner Truppe am Tag zuvor einige einfache Schwerthiebe gezeigt hatte.


    Tiberius' Gänsehaut wich dem Schweiß, und auch ihm bereitete das Atmen zunehmends Probleme. Er behielt jedoch sein Tempo bei. Die letzten Runden würde er wohl nur mit Müh und Not durchhalten.

    Sim-Off:

    Tut mir Leid, aber die letzten paar Posts, inklusive dem mit den Anweisungen sind entstanden, als ich meinen eher so nebenher verfasste ;)


    Tiberius und sein Gegenüber benötigten keine weitere Aufforderung um mit der Übung zu beginnen. Sie standen sich einige Sekunden lang gegenüber. Anscheinend war der andere Probatus auch noch relativ unerfahren im Kampf, denn er sah etwas ahnungslos zu Tiberius in Erwartung einer Angriffsbewegung, wie es auch Tiberius selbst von seinem Gegenüber erwartete.


    Schließlich überwand sich Tiberius, streckte seinen rechten Arm, den Holzgladius fest in der Hand, nach links aus, und riss das Holzschwert in einer schnellen Bewegung nach rechts außen, während er sich auf seinen Gegner zubewegte. Dieser wich zurück, das Schwert berührte ihn nicht. Daraufhin versuchte er ebenfalls sein Glück und machte eine Bewegung, als ob er direkt auf Tiberius einstechen wollte. Tiberius hielt ihm sein Scutum entgegen und drückte das Holzschwert damit nach außen. Sein Gegenüber hatte bis jetzt noch nicht in Erwägung gezogen, sein Schild zu verwenden und bemerkte erst jetzt seinen Fehler, als Tiberius' Gladius sich auf seine ungeschützte Brust zubewegte. Noch ehe er kontern konnte, hatte ihn das Holzschwert bereits gestriffen.


    Leider nur Anfängerglück, dachte Tiberius, in Zukunft wird er sein Scutum besser verwenden...


    Beide gingen wieder in Ausgangsposition. Diesmal hielt der andere Probat sein Scutum schützend vor sich. Tiberius nahm an, dass ihm durch die so eingeschränkte Bewegungsfreiheit nicht viele Angriffsoptionen blieben. Tiberius' Gegenüber streckte seinen Arm weit aus und zog das Schwert in einem hohen Bogen nach links, traf jedoch lediglich Tiberius' Scutum welches seinen Arm durch eine rückartige Bewegung Scipios nach außen schleuderte und den ganzen Körper des Probaten dazu zwang sich etwas abzuwenden. Tiberius drehte das Gladius in seiner Hand so, dass er es mehr wie einen Dolch hielt, als ein Kurzschwert und imitierte eine stechende Bewegung von oben, die das Gladius in einem echten Kampf wahrscheinlich tief in die Schulter seines Gegenübers gerammt hätte. Eine Reaktion seinerseits kam, wenn auch etwas spät. Zwei Sekunden später hatte er sein Scutum gegen Tiberius' Bauch gerammt. In seiner Überraschung stolperte er nach hinten und konnte sich gerade noch fangen, während sein Gegenüber sich auf ihn zu bewegte, sicherlich mit der Absicht, einen weiteren Angriffsversuch zu starten.


    Sein Schild völlig außer Acht lassend, zog der Probat sein Gladius nach oben und versuchte Tiberius einen vertikalen Hieb zu geben. In letzter Sekunde duckte sich Tiberius während er sein Scutum über seinen Kopf zog um den Hieb abzufangen. In diesem Moment stach er auf den Torso seines Gegners ein. Zwar gab sich Tiberius Mühe, nicht zu stark zu stechen, doch war die Überraschung des anderen Probaten nicht zu überhören, als das stumpfe, hölzerne Schwert gegen seinen Bauch schlug. Nachdem der Schock überwunden war, gingen er und Tiberius wieder in ihre Ausgangstellung zurück...

    Tiberius vernahm die Anweisung des Optios. Er hatte es lediglich geschafft, ein halbes Dutzen Pfeile zu verschießen, bis die Übung beendet wurde. Von diesen Pfeilen hatten lediglich zwei ihr Ziel gefunden. Einer von ihnen hatte gerade noch den äußersten Rand der Zielscheibe getroffen.


    Er legte den Bogen und den Köcher beiseite und nahm sich ein hölzernes Gladius sowie ein Scutum von ein Stapeln am Rande des Exerzierplatzes woraufhin er sich neben einen allein stehenden Kameraden stellte, der sich ebenfalls soeben mit den nötigen Ausrüstungsgegenständen versorgt hatte.


    Gespannt wartete Tiberius auf weitere Anweisungen des Optios.


    Sim-Off:

    Verzeiht die Frage, aber: Ist ein Scutum ein Schild?

    "Danke Optio, ich werde umgehend beginnen."


    Auch wenn Tiberius noch immer etwas müde war vor den Reise, begann er sofort loszulaufen. Wenigstens würde er sich durch die Bewegung etwas aufwärmen können. Er stellte fest zu seiner Enttäuschung fest, dass dem nicht so war. Nach den zwanzig Runden fröstelte er noch immer.


    Ich werde mich wohl nie an dieses Klima gewöhnen... wie es die Barbaren wohl schaffen, in so einem lebensfeindlichen Land zu leben?, dachte er, als er seine letzte Runde zu Ende brachte. Unverzüglich, um noch möglichst viel von dem Training mitzubekommen, schloß er sich der Reihe von Bogenschützen an, von denen einige mehr, andere weniger Fortschritte zu machen schienen.


    Er nahm sich einen freien Bogen, sowie einen Köcher Pfeile, suchte sich eine freie Position, nahm einen Pfeil und legte den Bogen an. Er erinnerte sich, wie er schon in seiner Kindheit gerne mit improvisierten Bögen stumpfe und schiefe Pfeile gegen Bäume verschossen hatte, dies jedoch mit zugegebenermaßen mangelhafter Präzision.


    Er sah noch einmal kurz auf die anderen Schützen, um deren Haltung zu beobachten. Als er einen Legionär sah, dessen Pfeil relativ genau die Zielscheibe getroffen hatte, versuchte Tiberius so gut wie möglich dessen Haltung zu imitieren. Er nahm sein linkes Bein vor und legte an. In seiner Kindheit waren die aus Stöcken gebastelten Pfeile stets früh zu Boden gegangen, manche flogen nie weiter als ein paar Fuß. So zielte Tiberius etwas nach oben und spannte den Bogen. Dies erwies sich nicht als allzu schwer, doch seine noch immer vor Kälte zitternden Arme konnten den Bogen nicht wirklich ruhig halten. Letztlich entschied er sich, dass seine jetzige Haltung adequat war, und ließ los.


    Tiberius sah dem Pfeil hinterher, der wohl die Zielscheibe knapp getroffen hätte, wäre er nicht mehrere Fuß über sie hinweggefegt. Erst weit hinter dem Ziel kam der Pfeil zu Boden. Tiberius konnte ihn gerade noch ausmachen, wie er sich in der Ferne in die Erde gebohrt hatte.


    Überrascht über das gute Flugverhalten des Pfeils nahm er einen weiteren und legte an...