Beiträge von Tiberius Cornelius Scipio

    Scipio betrat das Valetudinarium und suchte sogleich den Medicus auf. Er erzählte ihm eine Kurzfassung dessen was ihm in den letzten Monaten widerfahren war und ließ sich untersuchen.


    Besorgt war der Medicus wegen der Krankheit, die den Optio, Leiter der Suchaktion, das Leben gekostet hatte, doch konnte er nichts finden, was dafür sprach, dass auch Scipio unter dieser litt oder noch leiden würde. Auch wenn Scipio einen etwas verwahrlosten Eindruck machte, so entließ ihn der Medicus wieder als gesunden Mann, riet ihm jedoch dringend die Thermen so bald wie möglich aufzusuchen.

    "Salve Tribun," begann Tiberius, "bitte entschuldige mein Auftreten, doch für Körperpflege blieb mir in den letzten Wochen wenig Zeit. Ich bin Legionarius Tiberius Cornelius Scipio, wir sind uns bereits in der Vergangenheit begegnet, doch war ich nicht beim Feldzug in Hispania dabei."


    Germanicus' Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er ihn nun erkannt hatte.


    Scipio fuhr fort: "Wie du sicherlich weißt, ging auf der Fahrt nach Marsillia Tribun Marcus Germanicus Patientam, seines Zeichens Sohn des Legaten Traianus, über Bord und es war nicht möglich ihn zu bergen. So wies, in Marsillia angekommen, ein Tribun der zweiten Kohorte einem Optio und mir an, nach Tribun Patientam zu suchen. Wir gingen daher bei Marsillia von Bord und fahndeten flussaufwärts nach Hinweisen über den Verbleib Patientams. Ansässige Gallier berichteten uns von einer Person die an das Ufer gespült wurde und so verfolgten wir diese Spur, in der Hoffnung den Tribun wiederzufinden. Leider stellte sich dies nach einiger Zeit als falsche Fährte heraus und auch sonst wusste niemand von einem römischen Feldherren, den man aus dem Fluss geborgen hatte. Er war wie vom Erdboden verschluckt..."


    Er hielt einen Moment inne und sah zu Germanicus und Industrius. Beide sahen ihn schweigend an.


    "Der Optio fiel nach einigen Wochen zu allem Unglück einer Krankheit zum Opfer, gegen die weder ich noch hiesige Gallier kannten oder zu heilen wussten. Er verstarb letztlich vor etwa drei Wochen, und ich musste die Suche nach dem Tribun abbrechen, da ich der gallischen Sprache nicht mächtig bin und sich entlang des Flusses nur wenige Gallier fanden die Latein zu sprechen wussten. Ich machte mich daher wieder auf den Weg hierher in Erwartung, dass die Legion bereits wieder auf den Weg nach Germanien war...
    Wir haben drei Monate lang gesucht und wir fanden nicht einen Hinweis darauf, dass Tribun Patientam gefunden oder gesichtet wurde. Unsere Suche war ein Misserfolg. Ich kann leider nur annehmen, dass der Sohn des Legaten Traianus tot ist...
    Das war nun der Grund für meine Abwesenheit während des Hispania-Feldzuges, Tribun. Ich melde mich hiermit wieder zurück zum Dienst."

    "Sei unbesorgt, Centurio, ich bin der Legion nicht aus Feigheit oder derartigen Gründen ferngeblieben," sagte Scipio, "vielmehr war es ein Befehl mir in Marsillia erteilt wurde. Auf dem Weg nach Marsillia war der Sohn des Legatus Augusti Pro Praetore, Tribun Marcus Germanicus Patientam über Bord gegangen. So wurde einem unglückseligen Optio und mir angewiesen nach dem Tribun zu suchen. Wir gingen daher bei Marsillia von Bord. Flussaufwärts berichteten einige ansässige Gallier von jemanden der an das Ufer gespült worden war, doch letztlich brachte uns das nur auf eine Reihe falscher Spuren. Es nützte alles nichts. Wir fanden keinen Hinweis über den Verbleib von Tribun Patientam und zu allem Unglück fiel der Optio einer Krankheit zum Opfer, die mir gänzlich unbekannt ist und gegen die auch sonst niemand in erreichbarer Entfernung ein Mittel kannte. So musste ich, nach der Einsicht dass ich, unfähig selbst die gallische Sprache zu verstehen oder zu sprechen, die Suche abbrechen und hierher zurückkehren..."


    Er schwieg einen Moment.


    "Hier bin ich nun, und habe nichts Gutes zu berichten. Ich kann nur davon ausgehen, dass Tribun Patientam tot ist..."

    Scipio nahm sofort Haltung an, als er den Centurio bemerkte. Erst durch die Art, wie ihn Industrius musterte, wurde ihm wieder bewusst, in welch erbärmlichen Zustand er sich befand. Seine Rüstung war noch immer verdreckt und er hatte sich bereits seit Wochen nicht mehr die Zeit genommen zu rasieren. Es hatte auf dem Weg zurück zum Castellum niemanden gestört und so hatte Scipio es im Verlaufe der Zeit einfach vergessen. Umso peinlicher war ihm das jetzt.


    "Salve, Centurio.", brachte er hervor, "bitte entschuldige mein Erscheinungsbild, doch ich habe den größten Teil der vergangenen drei Monate in der gallischen und germanischen Wildnis fern jeglicher römischer Zivilisation verbracht. Ich suche Tribun Germanicus um mich zurückzumelden und ihm Bericht zu erstatten."

    Scipio betrat vor Müdigkeit schwankend erstmals seit drei Monaten wieder die Contubernia der Legionäre. Sein Schlafplatz schien in dieser Zeit unberührt gewesen zu sein. Er sah sich um. Von seinen sieben Genossen seines Contuberniums waren anscheinend nur vier zurückgekehrt. So viele zählte er jedenfalls. Er konnte nicht erkennen, wer von seinen Freunden genau gefallen war und sein träges Gehirn wusste nicht viel mit der Trauer um die Toten anzufangen, die ihn nun hätte überkommen sollen. Unter anderen Umständen hätte er einer der Gefallenen sein können, doch das war ihm egal. Denken war momentan zu anstrengend für ihn.


    Nachdem er sein Schild, seine Waffen und sonstiges Gepäck abgelegt hatte legte er sich auf seine Pritsche und schlief fast sofort ein. Dass er noch immer seine Rüstung an hatte störte Tiberius dabei wenig.


    ---


    Als er am nächsten morgen erstaunlich früh aufwachte machte er sich umgehend auf den Weg zu Tribun Germanicus.

    Es war eine regnerische Nacht, als ein einzelner Legionär sich, sichtlich erschöpft, an das Tor des Castellums schleppte. Man erkannte sofort, dass er einen langen Weg hinter sich hatte. Turmschild und Rüstung waren verdreckt, und das Gesicht unter dem Helm machte ebenfalls keinen besonders gepflegten Eindruck. Ein mehr oder weniger dichter Bartansatz war nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass er wohl schon seit Wochen nicht Teil einer größeren Einheit gewesen war.


    Übermüdet trat Tiberius Cornelius Scipio zur Torwache und grüßte den diensthabenden Legionär.


    "Salve. Ich bin Tiberius Cornelius Scipio, Teil dieser Legion. Ich melde mich hiermit nach längerer Abwesenheit auf Befehl des Legatus Augusti Pro Praetore Sedulus wieder zurück..."

    Tiberius hatte sämtliche Vorbereitungen für den Abmarsch nach Hispania getroffen und stellte sich nun mit vollem Marschgepäck auf den Vorplatz, wo sich bereits andere Legionäre sammelten. Ein ihm unbekannter Centurio stand in der Mitte des Platzes und brüllte das ganze Lager zusammen.


    Scipio wusste nicht viel über Hispania. Doch ihm war klar, dass es ein weiter Weg dorthin werden würde...

    Sim-Off:

    Sorry, da ich in den letzten Tagen aufgrund von Softwareproblemen keinen Zugang hatte, konnte ich leider nicht antworten. Also ist das hier nachträglich.


    "Ja, Titus, alles ist erfreulicher als eine Woche lang auf einem Turm zu sitzen und ins Nichts zu starren, schön wie die Landschaft auch sein mag. Dass du und die anderen es ganze zwei Wochen lang ausgehalten habt, wirkt in meinen Augen wie ein Wunder. ;)"


    Der Marsch zum Castellum dauerte nicht lange, schon bald waren sie dort angekommen.

    "Nun, ich hab dort nicht viel Zeit verbracht, allerdings werden wir möglicherweise schon bald die Mattiaker als Verbündete an unserer Seite haben. Zumindest haben wir einige Verhandlungen zum Laufen gebracht...", sagte Scipio.
    "Und? Ist hier etwas aufregendes passiert? Du siehst nicht sehr glücklich über den Ausfall der Ablösung aus..."

    Tiberius hatte sich, gemeinsam mit einem relativ kleinen Trupp zum Limes im Hochtaunus aufgemacht. Dort angekommen, verteilten sie sich auf die einzelnen Wachposten. Scipio betrat Turm XXXVII, zu dem er eingeteilt war und kletterte die Leitern hinauf. Dort angekommen, grüßte er die dort anwesenden Legionäre und den Optio.


    "Soll das etwa unsere Ablösung sein?", sagte einer der Legionäre und musterte ihn etwas ungläubig.


    "Nein, leider nicht...", sagte Scipio. "Ich fürchte, ich bin lediglich zur Verstärkung hier, laut dem Dienstplan im Castellum kommt die Ablösung erst nächste Woche..."

    Scipio betrat, gemeinsam mit den beiden Pferde, die Flavius und ihn zu den Mattiakern begleitet hatten, die Stallungen und übergab die beiden Rosse einem Stallknecht. Daraufhin verließ er die Ställe wieder.

    Sim-Off:

    Ich habe mich nicht von irgendwelchen Figuren aus Asterix inspirieren lassen, sondern eher von dem germanischen Häuptling in der Eröffnungsszene von 'Gladiator'. ;)
    Im Übrigen: Tut mir Leid wegen der Inaktivität der letzten zwei Tage, ich hatte ziemlich viel zu tun.


    Scipio hatte während der Verhandlungen kein Wort gesprochen. Außer dem Präfekten hätte ihn wohl sowieso niemand verstanden. Dieser hatte ihm dann im Nachhinein die Ergebnisse der Verhandlungen mitgeteilt. Es sah eigentlich ziemlich gut aus, die Mattiaker erwiesen sich selbst nicht als Freunde der Chatten und der Stammesfürst schien willens, sich starke Verbündete zu schaffen, was er jedoch zu verschleiern wusste. So hatte er den Eindruck erweckt, dass er sich nur schwer überzeugen ließ um Flavius zu größeren Zugeständnissen zu zwingen. Die Bedingungen für eine Kooperation waren absurd. So verlangte der Germane unter anderem den Austausch von 20 Kindern.


    Nun waren sie auf dem Heimritt, und schon bald würden sie die sichere Seite des Limes erreicht haben. Tiberius freute sich schon auf die Zivilisation, sah sich jedoch während des Ritts hin und wieder um. Man wusste ja nie.

    Scipio hätte nicht im Traum daran gedacht, inmitten dieser Wilden eine Waffe zu ziehen. Die lange Warterei auf dem Mittelplatz wäre an sich kein Problem gewesen. Doch all die mißmutigen Augenpaare, die den Präfekt und ihn anstarrten machten ihn jedoch etwas nervös. Schließlich durften sie die Haupthütte betreten.


    Ein einzelner großer Raum füllte fast die gesamte Hütte. In diesem befand sich eine Art hölzerner Thron, beziehungsweise ein hoher Stuhl, auf dem dicklicher, aber kräftiger Mann mit Bart saß. So schien es wenigstens nicht nötig, vor ihm niederzuknien, und es war offensichtlich auch nicht Brauch bei den Mattiakern.
    Der Stammesfürst begann in einem ziemlich dominanten Tonfall zu sprechen. Natürlich auf Germanisch. Bisher hatte es keinen Grund für die Mattiaker gegeben, Latein zu erlernen, und so glaubte Scipio nicht, dass in dieser Siedlung auch nur ein lateinsprechender Germane anzutreffen sei, mit Ausnahme des Präfekten.


    So blieb ihm keine weitere Wahl, als neutral neben dem Präfekten zu stehen und ein respektvolles Gesicht aufzusetzen. Als gemeiner Soldat der römischen Armee war es ohnehin weder seine Aufgabe noch seine Befugnis, mit Fürsten germanischer Stämme zu verhandeln...

    Scipio fiel vor Schreck fast von seinem Pferd, als plötzlich eine Gruppe von Germanen vor ihnen stand, wie aus dem nichts aufgetaucht. Sie waren größtenteils bärtig und man konnte ihnen ansehen, dass ihre Lebensverhältnisse naturverbundener waren. Einem, scheinbar der Anführer der Truppe, fehlte ein Auge. Er war es auch, der zuerst das Wort ergriff.


    Tiberius verstand nicht im Geringsten was er sagte, doch am Tonfall des Germanen erkannte er, dass er nicht besonders glücklich war, zwei Römer in dieser Gegend zu sehen. Germanisch, fand Scipio, war ohnehin eine grausig klingende Sprache. Mit einem Tonfall wie diesem hörte sich jeder Satz für ihn wie eine Kriegserklärung oder ein Todesurteil an. Der Präfekt sprach dagegen mit eindeutig ruhigerer Stimme.


    Es dauerte eine Weile, ehe wieder ein lateinisches Wort gesprochen wurde.
    "Sie bringen uns zu ihrem Häuptling.", sagte Flavius schließlich, woraufhin die Germanen andeuteten ihnen zu folgen. Wortlos führten sie die beiden Soldaten durch den Wald, ehe er allmählich lichter wurde und sie eine Lichtung betraten, auf der sich eine Siedlung des Stammes befand, vermutlich der Stammessitz.

    Scipio traute seinen Ohren nicht. Mitten im Wald, als sie sich langsam der mattiakischen Siedlung näherten, begann Flavius lautstark zu singen. Hatte der Praefectus seinen Verstand verloren? Panisch blickte Scipio sich um abermals um. Er wollte protestieren, doch einem Präfekten konnte er als Legionär schlecht das Singen verbieten. Das Lied war germanisch, nur einzelne Worte und Namen verstand er, darunter Varus und Augustus. War Varus nicht ebenfalls in einem Wald umgekommen? Zusammen mit mehr als drei Legionen? Flavius und Scipio waren nur zu zweit, und die Germanen waren damals mit mehr als 20.000 fertig geworden...

    "Nun denn... ich denke du wirst besser als ich wissen wie die Stämme uns gegenüber gesinnt sind, also schenke ich deinen Worten Glauben..."


    Dennoch konnte Scipio sich nicht davon abbringen, sich hin und wiede nervös umzusehen während sie auf den Stammessitz der Mattiaker zuritten...