Beiträge von Tiberius Cornelius Scipio

    Tiberius war in der Gruppe unter Centurio Germanicus am Limes angekommen und bewunderte mit ehrfurcht den Wall, der sich weit bis hinter dem Horizont erstreckte. Es erschien ihm hier kälter als noch im Castellum, und es lag Schnee.


    Der Centurio wies den Legionären ihre jeweiligen Posten zu, und ließ die Vorräte überprüfen. Seine Contubernia hatte für frisches Brot gesorgt, und so reichten zumindest die Vorräte Scipios und seiner Genossen für einige Tage.


    Als Germanicus die Soldaten dazu aufforderte, anzutreten, meldete sich Tiberius als einer der ersten...

    Tiberius fühlte sich von dem Wutausbruch des Signifers nicht wirklich angesprochen. Er hatte, wie auch schon in den ersten Ausbildungstagen, so gut es ging Gebrauch von seinem Scutum gemacht. Dass sein Gegenüber erst nach einiger Zeit begriff, dass er selber eines in der Hand hielt, erleichterte Scipio das Training ungemein. Er ertappte sich selbst das eine oder andere mal dabei, wie er sein Turmschild als Waffe einsetzte, indem er es seinem Gegenüber frontal gegen den Torso rammte.


    Dieser, ein sehr junger Probat, schien keine rechte Vorstellung vom Zweikampf zu haben, was auch der Grund dafür war, dass er sich oft täuschen ließ. Erst nach dem Aufruf des Signifers bemühte sich Scipios Gegenüber darum sein Schild richtig einzusetzen.

    Neben dem Signifer und Zosimus war Tiberius anscheinend der einzige Legionär, der sich mehr darum bemühte ein konstantes Tempo beizubehalten, als gleich anfangs loszuhetzen. Wie schon in den ersten Ausbildungstagen erwies sich dies als sinnvoller. An die Kälte schien sich Scipio allmählich zu gewöhnen, auch wenn er manchmal noch immer zitterte.


    Beim Pilumwurf hatte er sich etwas verbessert und war froh, als er nur vier mal das Ziel verfehlte, was ihm 30 Extrarunden ersparte.

    Scipio bedankte sich bei dem anderen Legionär und wandte sich an den diensthabenden Optio den er in seinem Eifer beinahe übersehen hätte. Da der Optio ohnehin nicht sonderlich groß war, schien dies öfter vorzukommen.


    Tiberius war gerade dabei, mit dem Optio zu reden, als der neue Probat hereinkam. Der Optio schickte Tiberius in das Lager um schon einmal einige Ausrüstungsgegendstände zu sammeln.


    Wenn ich nur wüsste, wo ich was finde..., dachte er sich und versuchte bestmöglich eine komplette Rüstung zusammenzustellen...

    Zwei erholsame Tage waren nach der Heimkehr vom Übungsmarsch vergangen, an den sich Scipio wohl bis zu seinem Lebensende erinnern würde. Er war zum Legionarus befördert worden und galt somit nicht mehr nur als Rekrut.


    Vergnügt betrat er das Magazin.


    "Salve, wo kann ich mich hier zum Dienst melden?", fragte er einen wartenden Legionär.

    Tiberius begann allmählich zu glauben, dass dies alles eine göttliche Prüfung war. Er war noch immer müde, jedoch nicht mehr mürrisch. Zu sehr war er fasziniert von dem gefroreren Wasser, welches so spiegelglatt das ganze Lager bedeckte. Eher er die Alpen auf dem Weg nach Germanien überquert hatte, waren ihm die Begriffe "Schnee" und "Eis" fremd gewesen. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie etwas so einfach durch Kälte erstarren konnte, merkte jedoch, wie sein eigener Körper immer träger wurde, auch wenn er zitterte als er sich bemühte das Eis zu entfernen.


    Der Boden unter dem Eis war selbst gefroren, und so war es ihm, wie auch vielen anderen Soldaten, fast unmöglich, die Zelte abzubauen. Es dauerte erheblich länger als sonst. Ein Hering zerbrach dabei zu seinem Erstaunen wie ein morsches Stück Holz.


    Vielleicht hätte ich nach Afrika gehen sollen... dachte er sich. Er merkte, dass er bis zu seiner Ankunft in Germanien nie wirklich gespürt hatte, was Kälte ist.

    Als während des Marsches der Regen einsetzte, ließ sich Tiberius nicht sonderlich von diesem beeindrucken. Als er jedoch stärker wurde hatte er das Wasser in seinem Gesicht und auf seiner Rüstung satt. Er nahm sein Scutum und hielt es über seinen Kopf. Lange würde er so natürlich nicht marschieren können, hin und wieder nahm er den Schild wieder runter. Einige Probaten und Legionäre neben ihm taten nach und nach das gleiche, sodaß zumindest in dem Abschnitt in dem sie marschierten eine Art Testudo entstand, auch wenn sie nicht zum Schutz vor Holzpfeilen gedacht war, sondern vielmehr gegen die dicken Regentropfen, die genauso gut hätten Pfeile der Götter sein können.


    Als Scipio nach dem mühsamen Aufbau des Lagers wieder einmal als Nachtwache eingeteilt wurde, war er der Verzweiflung nahe. Er war jedoch zu müde und noch nicht verzweifelt genug um seinem Vorgesetzten zu widersprechen.


    Als ob die Situation nicht schon schlimm genug gewesen sei, setzte schon bald Hagel ein. Wortlos stand er neben Decius, starrte in die Dunkelheit der Nacht, und war dankbar, dass er als Soldat der römischen Armee einen Helm und Körperpanzerung trug. Wie schon vorhin versuchte er auch hier sich bestmöglich mit seinem Scutum vor den Hagelkörnern zu schützen.


    "Oh Ihr Götter, oh Jupiter, Vater, walte Gnade.", hörte er Decius sagen.


    "Um ehrlich zu sein, Decius...", kommentierte Scipio, "ich glaube Jupiter hasst uns. Diese verdammte Opferspende, für die ich drei Monatslöhne hingelegt habe, war wohl umsonst..."

    Zwar hatte Tiberius keine Probleme damit, mitzuhalten, war jedoch etwas mürrisch. In der letzten Woche hatte er wenig geschlafen. An das stundenlange Marschieren gewöhnte er sich allmählich. Der Schlafentzug wurde für ihn allerdings allmählich zur Qual.


    Den einzigen Trost fand er darin, dass sie schon in wenigen Tagen Moguntiacum erreichen würden. Scipio hatte sich bereits fest vorgenommen, den Tag nach ihrer Rückkehr mit Schlafen zu verbringen.

    Tiberius erschrak. Optio Manus war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Der Veteran, er wurde Tiberius' Wissens nach Horatius genannt, war nicht sonderlich überrascht, beendete jedoch abrupt seinen Gesang. Die kurze Zeit der Stille, die daraufhin folgte war die reinste Wohltat. Horatius grinste, als er den Optio erkannte. Anscheinend kannte er ihn bereits.


    Tiberius ließ sich kritisieren, hielt es jedoch für zwecklos, den Optio von seiner Unfähigkeit zu überzeugen, Horatius zum Schweigen zu bringen. Dieser hingegen schien bereits an derartige Kritik gewöhnt zu sein und ließ es beinahe zu einer ausgedehnten Diskussion mit Manus kommen. Stets grinste er.


    Warum kann er nicht einfach mal ruhig sein, dachte sich Scipio, und sah sich hin und wieder um. Germanen könnten schließlich auch jetzt noch zuschlagen, obgleich dies unwahrscheinlich erschien.


    Die Müdigkeit zerrte an ihm, seine Augenlider fühlten sich schwer an. Es war mühsam, die Augen offen zu halten, doch irgendwie schaffte er es dennoch...

    Auch Tiberius musste es mal erwischen. Er war für die Nachtwache eingeteilt worden. Etwas schläfrig patroullierte er zusammen mit einem alten Veteranen, der es sich nicht nehmen ließ, ständig ein Lied anzustimmen um die Stimmung zu heben. Es half nicht viel. Nach mehreren hoffnungslosen Versuchen den Legionär durch das Ansprechen einer Reihe von Gesprächsthemen vom Singen abzubringen gab Tiberius auf und versuchte es einfach zu ignorieren.


    Der Veteran war bereits in den letzten Tagen ihm und vielen weiteren Probaten unangenehm aufgefallen. Vor allem Decius musste während der Märsche oft direkt neben ihm marschieren. Tiberius bemitleidete ihn nun umso mehr, da er nun selber Opfer des Geträllers wurde.


    Er sah sich ein wenig um und versuchte in der Dunkelheit eventuell lauernde Gefahren ausfindig zu machen...


    Wäre irgendwie seltsam, wenn jetzt noch so ein Probealarm kommt, aber mittlerweile traue ich denen da oben alles zu, dachte er sich und bemühte sich die Trinklieder seines Waffenbruders zu ignorieren.

    "Wäre auch zu schön gewesen", murmelte Tiberius leise vor sich hin und stellte sich zur linken Gruppe. Er hatte den Hinweg zu Fuß geschafft, nun würde er auch den Rückweg schaffen. Als einer der ersten hatte er bereits seine gesamte Ausrüstung vor dem Appell gesammelt und war voll gerüstet. Scipio sah, wie auch Optio Manus und Decius sich ebenfalls für den Marsch entschieden.

    Tiberius hatte nicht besonders gut geschlafen. Mit nur halbwegs geöffneten Augen marschierte er schlaftrunken in der Formation und verfluchte in Gedanken denjenigen, dem der Einfall mit dem Übungsangriff gekommen war.

    Tiberius war von Schreien und Gegröhle geweckt worden. Er hatte die Augen aufgerissen und sofort nach seinem Scutum und seinem Gladius gegriffen. Seine Rüstung hatte er nicht abgelegt, dementsprechend fühlte er sich auch. er nahm seinen Helm, setzte ihn hastig auf den Kopf und rannte aus dem Zelt heraus. Er sah keine Germanen, nur andere Legionäre und Probaten, welche scheinbar damit beschäftigt waren, mit lautem Geschrei Zelte niederzureißen.
    Außer Tiberius standen nur wenige außerhalb ihrer Zelte. Einige schienen sich nicht um das Geschrei gekümmert zu haben.


    Na wunderbar, dachte er sich, ein Probealarm...


    Er blickte müde grinsend auf das Schauspiel. Hinter riss gerade ein ihm unbekannter Legionär sein Zelt nieder. Tiberius zuckte mit den Schultern, bemühte sich darum es wieder aufzurichten, so gut es eben bei seiner Müdigkeit ging, und verkroch sich wieder hinein.

    Tiberius war froh, dass man ihn nicht zur Nachtwache eingeteilt hatte, auch wenn er Mitleid für Decius und die anderen Probaten und Legionäre empfand.


    Er selbst saß vor einem Feuer neben einigen anderen Probaten, aß und tauschte Lebensgeschichten aus. Doch schon bald konnte er seine Augen nicht mehr länger offen halten, und suchte sein Zelt auf. Ohne sonderlich viel seiner Rüstung abzulegen, legte er sich hin und schlief ein.

    "Naja, wenigstens mit dem Buddeln sind wir fertig", sagte Tiberius und sah mißmutig zu den Palisaden an, die soeben von anderen Soldaten angeschleppt und aufgestapelt wurden.


    "Wenn ich es nicht besser wüsste, Decius, würde ich behaupten, die lassen uns ein ganzes Castellum errichten.", woraufhin er auf einige Figuren deutete, unter ihnen der Optio Manus, die offensichtlich eine Latrine gruben.


    Er sah wieder zu den Palisaden, deren Haufen, fast wie aus dem Nichts, kontinuierlich größer wurde.


    "Na gut, packen wir es an.", sagte er zu Decius, "Je früher wir fertig werden, desto früher dürfen wir uns endlich ausruhen."

    Sim-Off:

    Ach so, ich dachte, es seien schon ALLE angekommen, sorry. Hm, aber jetzt fällt mir dummerweise grade nichts ein. *lol*


    Tiberius war ebenfalls damit beschäftigt am Graben zu schaufeln. Wortlos arbeitete er und hoffte sehnlichst darauf, dass endlich der Rest der Truppe eintreffen würde um beim Graben zu helfen. Wir verbringen eine einzige Nacht hier, dachte er sich, und bunkern uns ein als ob das eine permanente Festung wäre...