Beiträge von Aulus Claudius Sabinus

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Hältst Du ihn für fähig?", fragte Menecrates seinen Enkel auf dem Weg zum Triclinium.


    Auf dem Weg ins Triclinium bat sein Großvater noch um seine Einschätzung, was Sabinus zwar ein wenig überraschte, aber in positiver Hinsicht, zeigte es doch, dass der alte Claudier auch seine Meinung zumindest zu Kenntnis nehmen wollte. Inwieweit sie letztlich auch Eingang in Menecrates' Entscheidung finden würde, war zwar eine andere Frage, aber das musste sich noch zeigen.


    Er hat ein Gefühl für Sprache und Rhetorik, was ja eine wichtige Fähigkeit für einen Politiker ist. Allerdings kam mir auch zu Ohren, dass eine Aedilskandidatur von ihm aufgrund von Formfehlern abgelehnt wurde. Dennoch glaube ich, dass wir ihn anhören sollten, zumal ich ein claudisch-flavisches Bündnis für äußerst sinnvoll halte.


    Schließlich gehörten sie beide zum hohen Patriziat, beide Familien hatten bereits römische Kaiser hervorgebracht und grade die jüngere Generationen der Familien strebten auf den Cursus Honorum. Da waren Bündnisse wichtig, wie auch immer sie letztlich gestaltet wurden.

    Sabinus fühlte sich im Moment einfach ziemlich unwohl und die erwartungsvollen, wie kritischen Blicke seines Großvaters und des Kaisers machten dies nicht unbedingt besser, sondern verstärkten das Gefühl viel eher und sorgten dafür, dass er komplett den Faden verlor.


    Natürlich verstehe ich, dass sich gleichzeitig zu mir auch die Vigintiviri der vergangenen Amtszeit für Tribunate bewerben und natürlich auch nicht unbegrenzt freie Tribunate verfügbar sind und wahrscheinlich ist es auch eine bessere Idee, dass die bereits arrivierten Männer zu den Streitkräften kommen. Ich werde mich stattdessen bemühen, weiter in der Stadt Fuß zu fassen, damit ich bald das Vigintvirat anstreben kann.


    sagte er schließlich zögerlich ohne zu seinem Großvater zu blicken, dem dies hier wahrscheinlich nur wenig gefallen würde. Und auch wenn sich der junge Claudier nun zuerst um ein Tirocinium fori bei einem Senator und die Aufnahme in eine der Kultgemeinschaften bemühen - was ihn allerdings just in diesem Moment zu einer neuen Idee brachte.


    Dahingehend wäre es für mich aber eine Ehre, wenn du einem Antrag von mir auf Aufnahme bei den palatinischen Saliern offen gegeüberstündes, damit ich meinen kultischen Pflichten als Patricius genüge tun kann.

    Sabinus war nicht wirklich gut darauf zu sprechen, dass es bei ihm grade viel zu langsam lief und er immer noch nicht wusste, was er nun als erstes anpacken konnte. Allerdings machte er niemand anderen dafür verantwortlich, sondern vor allem sich selbst und genau deswegen wollte er das Thema eigentlich nicht allzu breit treten - und genau das tat seine jüngste Schwester mit ihren untrüglichen Gespür dafür, ihn in Verlegenheit zu bringen.


    Na ja, du hast dich vor allem gelangweilt, weil du in der Zeit nicht den hübschen Nachbarsjungen nachlaufen und ihnen hinterher schmachten konntest, Silana.


    antwortete Sabinus mit offen zur Schau gestellter Selbstbeherrschung, auch wenn es in ihm langsam anfing zu brodeln. Denn das Gespräch mit dem Kaiser - und seiner kurzfristig erschienen Frau - war sicherlich nicht deswegen so verlaufen, wie es verlaufen war, weil er nicht sprechen konnte, sondern weil er sich nicht ordentlich darauf vorbereitet hatte. Eine weitere Erwiderung lag ihm auf der Zunge, als ihr aller Großvater eintrat. Sabinus erhob sich von seiner Liege und wartete ab, bis Menecrates die beiden Mädchen begrüßt hatte.


    Ja, ein sehr schöner Tag, Großvater. Auch langsam Windböen aufziehen.


    antwortete er vielsagend und zwinkerte dann seiner jüngsten Schwester zu.

    Es dauerte nicht lange bis Sabinus im Schlepptau seines Großvaters im Triclinium erschien, um den Flavier zu begrüßen. Der Claudier hatte eine gewisse Ahnung, warum der Senator hier war und doch war er gespannt, wie der Flavier seine Bitte vorbringen würde. Dennoch hielt er sich am Anfang hinter seinem Großvater zurück, der nicht nur aufgrund des gesellschaftlichen Status, sondern auch durch seine Rolle als Familienoberhaupt, wohl das Gespräch leiten würde. Sabinus würde zuhören und sprechen, wenn ihm das Wort erteilt wurde, allerdings würde er sich auch in das Gespräch einschalten, wenn er es selbst für nötig und sinnvoll halten würde.

    Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet, als die stürmische Begrüßung seiner jüngsten Schwester, die gleich, nachdem er in den Raum getreten war, aufsprang und sich förmlich auf ihn stürzte. Natürlich missfiel ihm die drastische Gefühlsregung der Jüngeren, die ja ohnehin ihre Emotionen noch nicht so ganz im Griff hatte und deswegen gerne mal aneckte. Aber hier im kleinen Kreis war das nur eine lässliche Sünde und Sabinus konnte nicht leugnen, dass er sich darüber freute, dass sie nun hier war und er sich keine Gedanken darüber machen musste, was sie auf ihrer Reise und dann später in Cemenelum so alles anstellen würde. Gut, hier in Rom konnte sie ungleich mehr anstellen, aber er hoffte, dass er und sein Großvater die jüngere Claudia schon irgendwie bremsen konnten.


    Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet, dich vielmehr auf dem Weg nach Cemenelum vermutet - oder machst du nur einen Zwischenhalt hier in Rom, bevor es zurück zu Mutter und Großvater Servilius geht?


    Vielleicht war es ja auch nur ein Zwischenstopp, schließlich war die jüngste Claudia dahingehehend generell schwer einzuschätzen, doch glaubte Sabinus da grade nicht wirklich dran. Daher legte er sich auch schon auf die ihm zugewiesene Kline, noch so eine Provokation, denn auch wenn er sich diesen Platz freilich ausgesucht hatte, lag es doch nicht an Silana, ihm diesen Platz zuzuweisen. Er seufzte also leise vor sich hin, musste aber gleich auch schon wieder die nächste Stichelei über sich ergehen lassen, was er jedoch versuchte, mit stoischer Gelassenheit zu tun.


    Was glaubst du, Sassia, wird es unsere jüngste Schwester freuen, dass ich im Moment keinen Schritt weiter bin, als zu unserer Ankunft in Rom?


    fragte er dann jedoch eher rhetorisch in Richtung Sassias und überging Silana einfach, womit er hoffte ein wenig zurücksticheln zu können.

    Sabinus hatte sich freilich nicht auf den schnellsten Weg ins Tablinum gemacht, wo die beiden Schwestern ja grade ohnehin noch unter sich und damit, wie der junge Claudier wusste, mehr als gut beschäftigt waren. Er jedoch versuchte Zeit zu schinden, eine Sache, die dem Claudier eher nicht gut stand, weswegen er auf dem Weg von seinem Cubiculum zur Bibliothek des Hauses von einigen Sklaven verwirrt betrachtet wurde, da er schon verdächtig langsam ging, um das Zusammentreffen mit seiner jüngsten Schwester noch ein bisschen hinauszuzögern. Aber irgendwann hatte er dann auch die Schriftrollen wieder in die Bücherregale einsortiert und dann gab es wirklich keine Ausrede mehr, nicht ins Tablinium zu gehen. Erneut seufzte er und ging dann, ebenfalls bezeichnend langsam ins Tablinium, aus dem er bereits die aufgeregten Stimmen und das verschwörerische Kichern der beiden Mädchen hörte.


    Oh, Patientia, steh mir bei...


    murmelte er dann noch, bevor er in den Raum trat und die beiden Mädchen auf einer Kline liegend vorfand.


    Salve, meine liebe Silana.


    grüßte er und lächelte sie an. Er liebte ja beide Schwestern sehr, aber Silana war nunmal... schwierig, manchmal, oder auch häufiger, aber es war natürlich trotzdem schön, sie beide hierzuhaben, wo er ein Auge auf die beiden haben konnte, auch wenn Silana es wohl kaum zulassen würde und in ihrer quirligen, leicht verpeilten Art dazu neigte, in einem plötzlich Gemütsumschwung wie vom Erdboden verschluckt zu verschwinden. Eine Kunst, die der Älteste nie wirklich hatte nachvollziehen können.

    Es war der Nachteil dieses unvorbereiteten Themas, dass sich Sabinus unter normalen Umständen ein paar Gründe zurechtgelegt hätte, die er dem Kaiser nun hätte vortragen können. Stattdessen musste er nun improvisieren und atmete dazu erstmal einmal durch, um sich noch mal zu sammeln.


    Nun, Augustus, ich stamme ja aus einer Familie, die fest im Exercitus verwurzelt ist, besonders mein Großvater war als Legionslegat im Norden. Ich möchte nun gerne gleich zu Beginn meiner Karriere Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. Freilich wäre es für mich auch ein Weg, zuerst das Vigintvirat zu absolvieren und erst danach ein Militärtribunat anzustreben, und dennoch möchte ich mich vielleicht auf diesen unorthodoxen Weg begeben, auch, um von Anfang an klarzumachen, dass ich mir den Ursprüngen des Reiches bewusst bin, die ja von Anfang an auf den Rücken der Bauern und Soldaten ruhen.


    Sabinus überlegte, ob er mit dieser Argumentation den Kaiser überzeugen konnte. Allerdings merkte er auch, dass dieses Konstrukt auf tönernen Füßen stand, da er quasi die Tradition erfüllen wollte, indem er mit ihr brach. Er war damit wahrscheinlich unkonventionell, aber wenn er sich das Verhalten der Kaiserin so anschaute, konnte er ja vielleicht auch grade damit punkten.

    Glücklicherweise hatten sich alle von dem Fauxpas der flavischen Sklavin erholt und Sassia hatte dafür gesorgt, dass das ungeschickte Ding eine gerechte Strafe bekam. Daher hakte der junge Claudier dieses Thema auch ab, zumal er sich auch kaum für eine Sklavin aus einem anderen Haushalt interessierte. Bei einem claudischen Sklaven wäre das sicherlich etwas anderes gewesen, aber auch nur dann, wenn er irgendwie in seinem Namen gehandelt oder zu seinem Besitz gehört hätte. In diesem Sinne war er ganz froh, dass das Thema nun erledigt werden konnte und sie sich wieder den angenehmeren Themen widmen.


    Doch das, was Scato nun ansprach, ließ den jungen Claudier gleich wieder zögern. Er dachte zurück an den Moment der Audienz bei dem Kaiser, in die die Kaiserin abseits des üblichen Protkolls einfach so hereingestürmt war. Doch sollte er nun davon erzählen? Die Claudier hatten es natürlich nicht nötig, sich über solche Ausrutscher den Mund zu zerreißen, denn natürlich konnte es gut sein, dass sich andere einen Vorteil zu verschaffen versuchten, indem sie selbst die Indiskretion eines Claudiers an die kaiserliche Familie weiterzutragen. Der Claudier räusperte sich daher zurückhaltend.


    Den Princeps habe ich bislang noch nicht kennen dürfen. Bei der Kaiserin hab ich ähnliches gehört, wie du Flavius Scato. Manche mögen sie vielleicht als unkonventionell bezeichen, doch glaube ich, dass das in unserer doch sehr durchgetakteten Welt etwas Erfrischendes haben kann.


    sagte er nun vorsichtig und vielleicht ein bisschen kühn, aber bevor er hier was falsches sagte, blieb er ieber bei höflichen Plattitüden. Vielleicht würde ja sein Großvater hier eine Richtung vorgeben.

    Sabinus fixierte die Tür, durch die nun die kleine Gestalt Caras, der Leibsklavin seiner Schwester, eintrat und gleich den Grund ihres Erscheinens kundtat. Eines musste Sabinus seiner jüngeren Schwester ja lassen, ihre Sklavin hatte sie fest im Griff und das Mädchen hatte sich bislang noch nichts herausgenommen, was man ihr hätte ankreisen können. Gut, sie war bereits von Kindesbeinen an zu Sassias Leibsklavin ausgebildet worden, aber dass sie sich auch jetzt noch so vorbildlich verhielt, sprach für Sassia, die Claudier und nicht zuletzt auch die junge Frau selbst. Ihre Meldung ließ den Claudier jedoch kurz ratlos zurück. Seine Schwester, Sassia war ja nicht verreist, wobei, sie hatte auch nicht Sassia gesagt - sondern Silana.


    Bei allen Göttern...


    entfuhr es ihm schließlich mit einem zweifelhaften Unterton. Eigentlich sollte Silana nicht hier sein, sondern...


    Ich dachte, sie sollte zurück zu unserer Mutter und unseren Großeltern nach Cemenelum reisen...


    fuhr er fort, blickte auf die zahlreichen Schriftrollen, bevor ein leises Seufzen folgte und er wieder zu der Sklavin blickte.


    Sag meinen Schwestern, dass ich gleich komme.


    Er musste noch die bereits durchgelesenen Schriftrollen zurück in die Bibliothek bringen und vor allem musste er sich innerlich auf seine jüngste Schwester und ihr loses Mundwerk vorbereiten.

    | Memnon


    Der griechische Sklave war grade noch damit beschäftigt gewesen, ein kleine Tüte Datteln für seinen Herrn zu kaufen, da dieser ihn darum gebeten hatte und konnte nun zu den Kleidungsläden in den Terrassen nachkommen und kam noch grade dazu, um zu hören, dass sich die beiden für den Nachmittag im Garten verabredeten. Der klave hob eine Augenbraue, doch fragte er nicht nach, denn Cara wusste wo ihr Platz war und wahrscheinlich wäre sie auch klug genug, dem jungen Mann zu sagen, dass es nicht mehr in ihrer Entscheidung lag, wie ihre Beziehung aussah, sondern einzig ihren Herren überlassen war, ob und wie sich das überhaupt weiterentwickeln konnte.


    Ja, die Tunika ist gut.


    sagte er, als er den Stoff durch die Hand gleiten ließ und blickte zum Händler.


    Wir nehmen noch zwei in dieser Größe. Eine stabilere für mögliche Reisen und eine feinere, wenn du bei Cenae servieren musst.


    Der Händler legte einige weitere Tuniken auf, und Memnon wählte eine grobe naturfarbene Baumwolltunika für Reisen und eine leichtgrüne Tunika für die Cenae.


    Nun gut, auf zum Schuster.


    sagte er dann und visierte bereits eine Taberna einige Meter weiter an.

    Am Schreibtisch sitzend arbeitete Sabinus grade ein paar Dokumente durch, um einerseits nochmal die Details des senatorischen Cursus honorum zu rekapitulieren und andererseits ein paar theoretische Texte zu den Legionen durchzuarbeiten, damit er falls es doch schon zu einem vorgezogenen Tribunat kam, zumindest theoretisch auf den Dienst vorbereitet war und wusste, was ihn dort erwarten würde. So befanden sich zwei Stapel an Schriftrollen an dem Tisch und dazwischen ein Freiraum, in dem grade eine Schriftrolle mit der Aufgabenverteilung der Vigintiviri lagen, als es klopfte. Sein Kopf wanderte hoch und ein Blick hinaus bestätigte ihn, dass es für das Essen eigentlich noch zu früh war.


    Ja!


    kam daher die Reaktion, in der schon ein wenig Spannung lag, was es wohl gab.

    | Memnon


    Der Grieche nickte. Damit sollte ja alles erledigt sein. Sassia war versorgt, Sabinus war versorgt, sie würden also erstmal ein bis zwei Stunden ohne ihre Sklaven auskommen und wenn sie doch jemanden brauchten, mussten sie halt mit einem anderen der zahlreichen Sklaven der Villa auskommen.


    Gut, dann sollten wir uns jetzt gleich auf den Weg machen, damit unsere Herren nicht allzu lang auf uns verzichten müssen.


    sagte er und machte sich auf den Weg zum Markt. >>>

    | Memnon


    Es gehörte bei dem Sklaven des Mitglieds einer patrizischen Gens und einem jungen Mann, der die höchsten Weihen der Gesellschaft anstrebte, dazu, dass er einen guten Eindruck erweckte. Daher hatte Memnon von seinem Herrn Aulus Sabinus den Auftrag bekommen, gemeinsam mit den Magrus und Cara auf den Markt zu gehen, um den Neuen komplett einzukleiden. Komplett hieß dabei zwei bis drei neue Tuniken und zwei Paar Sandalen. Schließlich sollte die Sklaven auch etwas zum Wechseln haben, falls eines der Kleidungsstühle verdreckte oder kaputtging. In diesem Sinne gingen die drei nun recht zielstrebig auf den Stammschneider und den Stammschuster der Familie zu, denn da sie keine Freien waren, blieb ihnen freilich auch das gemütliche Schlendern über Markt verwehrt, da sie doch in erster Linie dafür da waren, ihren Herren zu dienen.


    Da vorne müssen wir hin.


    sagte der großgewachsene Grieche derweil und deutete auf eine Taberna auf dem Trajansmarkt.

    | Memnon


    Etwas später als die beiden kam auch der erste Leibsklave von Sabinus in die Culina, setzte sich ebenso wie sie an den Tisch und brach von sich aus ein Stück Brot ab. Eigentlich ging es ihnen ja sehr gut hier, zumindest hatte er sich noch nie über den Dienst bei seinem Herrn beschweren, gut, er konnte auch hart sein und war eben irgendwie ein typischer Patrizier, aber er hatte genug zu Essen, eine eigene kleine Kammer, eigene, für einen Sklaven durchaus repräsentative Kleidung. Geduldig kaute er auf dem Stück Brot herum, bevor er sich den beiden jüngeren zuwandte.


    Ihr seid hoffentlich bereit für den Marktbesuch gleich? Der Herr hat mir schon einen gefüllten Geldbeutel mitgegeben.


    sagte er mit freundlicher Stimme in Richtung der beiden, bevor ihm dann aber doch noch etwas anderes einfiel.


    Bevor wir gehen, solltest du dem Herrn noch das Frühstück aufs Zimmer bringen, Magrus. Er bevorzugt Brot mit Bärlauchtunke, Ziegenkäse, ein Ei sowie eine Scheibe Fisch. Die Köchin wird dir das gleich alles mitgegeben.

    In der Miene des jungen Claudiers machte sich Zufriedenheit breit, als der Sklave nun die Tafel an sich nahm und sich um den Hals legte. Tatsächlich konnten den Worten auch Taten folgen, wobei er jetzt auch nichts anderes erwartet hatte, wäre die Alternativlösung doch schmerzhaft, demütigend und irreversibel. Manch ein Sklave brauchte diese Lektion, um seine Stellung im Haushalt zu begreifen, bei diesem sah es aber offenbar anders aus, und das begrüßte Sabinus außerordentlich. Seine weiteren Worte bestätigten das, bis auf die letzten Worte, bei denen Sabinus kurz die Augenbrauen hochzog.


    Ich wüsste nicht, dass ich dich bereits entlassen hätte.


    antwortete er, legte eine kurze Pause ein, um klar zu machen, dass er bestimmte, wann das Gespräch beendet war und beliebig in die Länge ziehen konnte und setzte dann erneut an, die Bitte des Sklaven vorerst ignorierend.


    Viele Menschen wohnen hier im Haus, Anweisungen nimmst du aber vorerst nur von mir, meiner Schwester Sassia, die bereits vorhin auf dem Markt gesehen hast, von meinem Großvater, den du noch kennenlernen wirst, und schließlich von dem Maiordomus, der eine Anweisung in der Regel mit mir abgesprochen hat. Memnon hier ist dir gleichgestellt, nach deiner Anstellung wird er sich aber vorwiegend um meine Sicherheit kümmern.


    Eine weitere Pause folgte. Hatte Sabinus seinen Kreis um den Sklaven weiter vorangeschritten, blieb er nun frontal zu ihm stehen, etwa anderthalb Armlängen von dem jungen Mann entfernt.


    Du wirst dich nun im kleinen Balneum waschen gehen und lässt dir dann von Cara, der Sklavin meiner Schwester, eine Übergangstunika geben. Morgen gehst du dann mit ihr und Memnon einkaufen, um dir zwei eigene Tuniken zu besorgen, damit du eine gute Figur machst. Cara wird dich zudem mit den Gepflogenheiten hier im Haus bekannt machen.

    Sabinus nickte. Doch trotzdem registrierte er, dass der Sklave die hingehaltene Tafel nicht annahm und sich auch nicht überstreifte. Einige Augenblicke wartete er noch, ob Magrus seinen Worten auch noch Taten folgen lassen würde, doch als dies nicht geschah, räusperte er sich vernehmlich und warf einen unmissverständlichen Blick auf die Tafel, die der andere Sklave noch immer in den Händen und Magrus hinhielt. Vielleicht musste der Neue ja noch lernen, dass Worte schön und gut waren, aber erst durch Taten veredelt wurden? Nun ja, hier im Haus würde er das alles schon noch lernen, und auch dass es mit seiner offensichtlich höheren Abstammung aus einer gebildeten Barbarenfamilie (irgendwie ein Widerspruch in sich, wie Sabinus fand) an dieser Stelle Schluss sein würde.


    Ich hab dich als Leibsklave gekauft, deine Aufgabe wird es also in erster Linie sein, dich um mein Wohlergehen zu kümmern. Du kümmerst dich um meine Kleidung, die stets in bestem Zustand sein sollte, schließlich plane ich eine politische Karriere und da ist die Erscheinung von außerordentlicher Bedeutung, hilfst mir beim Ankleiden und Entkleiden und sorgst dafür, dass die Kleidung ordentlich in meinen Truhen verstaut wird, damit du am Morgen nicht lange nach passender Kleidung suchen musst. Bei größeren Gesellschaften wirst du zudem bei der Bedienung der Gäste helfen, wenn der Maiordomus das von dir verlangt.


    Sabinus hielt kurz inne, damit dieser erste Aufgabenbereich bei dem jungen Mann ankommen und sich setzen konnte. Aufgrund seiner Ausbildung und seines Wissens hielt Sabinus ihn nicht für einen Trottel, dem man alles fünfmal erklären musste und genau deswegen hatte er ihn auch gekauft, weil es eben noch ein weiteren Aufgabenbereich für ihn gab.


    Zudem wirst du als mein Sekretär arbeiten, sobald sich hierzu die Möglichkeit ergibt. Spätestens wenn ich mein erstes politisches Amt haben werde, benötige ich jemanden, der mir zuarbeitet und mein Officium leitet. Desgleichen wird dir diese Aufgabe hier im Haus zufallen. Mit der Zeit wirst du meine Post vorsortieren und mich zuletzt auch bei offiziellen Terminen begleiten.


    Erneut folgte eine Pause, in der Sabinus nun irgendeine Erwiderung erwartete, die über ein einfaches 'Ja, Dominus' hinausging. Der Sklavenhändler hatte mit der Gelehrtheit des Sklaven geworben, nun sollte er zeigen, dass diese nicht nur auf die Zitation Ovids Bezug nahm.

    Natürlich war auch Sabinus bei der Einweihung dieses beeindruckenden Bauwerks anwesend. Er stand an der Seite seines Großvaters in eine gute Toga gekleidet, die mit dem breiten Latus Clavus besetzt war, um seinen Stand als Verwandter eines Senators anzuzeigen. Im Gegensatz zu seinem ersten Aufeinandertreffen mit dem Kaiser, war er nun allerdings etwas weniger nervös, denn schließlich war er hier nicht alleine und er rechnete auch nicht damit, dass der Kaiser ihnen hier mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde, als den übrigen Honoratioren der Stadt. Der Kommentar seiner Schwester aber entlockte ihm ein leichtes Grinsen.


    Was hast du denn gedacht, Schwesterchen? Dass der Kaiser seiner eigenen Einladung nicht nachkommt?


    raunte er seiner Schwester zu und versetzte ihr einen leichten Knuff in die Seite, um sie ein wenig zu necken. Sie sah doch gut aus, ganz hervorragend, was machte sie sich da also Sorgen? Wenigstens prangte kein fetter Weinfleck auf ihrem Kleid, wie noch bei den Flaviern, wobei das, wenn er seiner Erinnerung trauen konnte, bei den flavischen Männer ja gar nicht so schlecht aufgenommen worden war.