Beiträge von Iulia Phoebe

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus Minor


    Ich war gerade vom Buffet zurückgekommen und hatte Iulia Phoebe ihren neuen Teller angeboten, als diese mir auch schon mit einem Teller für mich gegenüber stand und mich mit hochrotem Kopf anschaute. Ihr Blick wanderte über meine Tunika, als ob sie die Qualität des Stoffes prüfen wollte, ein anderer Gedanke kam mir bei Iulia Phoebe gar nicht in den Sinn.


    Wir tauschten gerade die Teller und ich hatte somit meinen in der Hand, als ich im Rücken von Iulia Phoebe die andere Iulia, Stella, dazu kommen sah. Ihre Mimik liess nichts Gutes erahnen und als sie mich begrüsste wurde klar, dass ich sie richtig gelesen hatte.
    Guten Abend Iulia Stella.
    Mehr konnte ich in diesem Moment nicht sagen. Ich wusste ja gar nicht, was ich falsch gemacht hatte und zudem war sie so schön, wenn sie wütend war. Ich konnte sie nur mit offenem Mund anschauen.


    Iulia hatte keine Ahnung was sie jetzt tun, oder sagen sollte. Sie konnte nur stumm wie ein Fisch ihren Teller mit Florus Minor austauschen.


    Doch das Schicksal nahm ihr die Entscheidung ab, was jetzt als nächstes zu tun wäre, denn in diesem Moment platzte Stella in diese traute Zweisamkeit. Iulia atmete auf, den Göttern sei dank! Jetzt konnte sie ihrem aktuell sehnlichsten Wunsch folgen und verschwinden, ohne dass Florus alleine am Fest wäre. "Stella! Wie schön, dass du auch hier bist! Ich hatte dich schon gesucht. Doch entschuldigt mich jetzt ihr beiden, ich muss mich zurückziehen." und mit diesen Worten ließ sie Florus Minor und Stella alleine, ohne dabei groß auf Stellas Miene, oder ihren Tonfall geachtet zu haben. Sie hatte sie nur als Fluchtmöglichkeit wahrgenommen und dementsprechend auch gleich genutzt.

    Iulia hatte sich einen Moment wirklich erschreckt, doch die gröbste Gefahr schien mit ihrem Aufschrei augenblicklich wieder gebannt worden zu sein. Der andere hatte wieder Abstand von ihr genommen, was auch Callista, hinter Iulia, wieder sichtlich entspannt hatte. Auch gingen jetzt wieder jene Passanten und Gaffer weiter, die zuvor interessiert bei ihnen stehen geblieben waren, als sie Iulias Ausruf vernommen gehabt hatten.


    Ganz ihrer guten Erziehung gemäß bemühte sie sich wieder rasch um die Wiedererlangung ihrer Würde. So straffte Iulia ihre Haltung und hob den Kopf, während sie wieder einen völlig emotionslosen Gesichtsausdruck nach außenhin präsentierte.
    "Es sei dir verziehen. Was den Stoff angeht, so rate ich dir zu eben dem den du eben in der Hand hattest, er scheint perfekt zu sein für ein Kleid", insgeheim war sie ein wenig neidisch, da auch sie irgendwie Gefallen an dem schönen roten Stoff gewonnen hatte, "Bitte verzeih mir, doch ich muss mich jetzt dringend wieder um meine Geschäfte kümmern. Ich hoffe ich konnte dir eine Hilfe sein, alles Gute, Vale."
    Mit diesen Worten auf den Lippen drehte sie sich langsam um und schritt (hoffentlich) graziös von dannen, tiefer in die Kaufwelt der Trajansmärkte hinein. Nach einer kleinen Entfernung, als sie es für sicher genug hielt nicht belauscht zu werden, holte Callista ein paar Schritte zu ihrer Herrin auf und fragte: "Wohin jetzt?", "Egal, hauptsache weg von hier", war ihre geraunte Antwort. Iulia hatte das urplötzliche Verlangen nach Sicherheit gepackt gehabt und das konnte sie erst erlangen, wenn der Fremde nicht mehr in ihrer Sichtweite war. Diese Begegnung hatte alte Erlebnisse negativer Art wieder in ihr hochsteigen lassen und Iulia war keinesfalls gewillt derartiges wieder zu erleben. Dieses Mal wäre wohl kein Lucius Annaeus Florus Minor zur Stelle, um sie zu retten. Vor ihnen öffnete sich die Tür zum links gelegenen basilikenähnlichen Hallenbau der Märkte, in dem ebenfalls Marktstände beheimatet waren. Die beiden Frauen betraten das Gebäude und erst oben im ersten Stock konnte Iulia wieder aufatmen.

    Iulia hatte sich ziehmlich früh an diesem Abend einen Faux Pas erlaubt, der sie so derart beschämte, dass sie schon fürchten musste, dass sich auch ihre Haarspitzen rot färben konnten. Doch sie hatte Glück, Florus Minor schien es gelassen hinzunehmen, dass sie ihm gerade eben ihren ganzen Nachtisch auf die Toga gekippt hatte. Ja sogar eine scherzhafte Antwort bekam sie zurück, was Iulia Zeit verschaffte, sich wieder halbwegs zu fangen, so verdattert sie auch noch sein mochte.
    "Ich, also,...ähm, nein, natürlich nicht! Bitte nochmal vielmals um Entschuldigung!" Oh, Iulia, was hast du nur getan, dachte sie sich. Am liebsten wäre sie direkt wieder umgedreht und in ihr Zimmer verschwunden, doch jetzt hieß es Haltung bewahren und den Kopf hoch erhoben lassen. Es war passiert, was passiert war und jetzt musste man damit leben.


    Außerdem gab ihr Florus gar keine andere Wahl, denn kaum hatte Maahes den Saustall dieser speziellen Herrin beseitigt und der verunfallte Gast seine schmutzige Toga zur Reinigung abgegeben, da war Florus Minor auch schon vollauf damit beschäftigt ihr einen Ersatzteller neu zusammenzustellen. Wohlgemerkt für einen Gang, den Iulia Phoebe höchstpersönlich zerdeppert hatte.
    Es war ihr peinlich, dass er ihr diese Nettigkeit "antun musste", wo sie ja auch schon an seiner ruinierten Abendgarderobe schuld war. Sie versuchte daher ihn zurückzuhalten. "Ach danke, Lucius, das ist echt nett, aber bitte mach dir nicht diese Mühe, viel mehr müsste ICH dir etwas gutes tun nach all dem Übel, am besten ich,... ich stelle dir auch einen Teller zusammen!" meinte sie lahm.
    Das war also Iulias glorreiche Wiedergutmachungsidee...tja das kannst du aber sonst besser, schalt sie sich, während sie ihrerseits jetzt nach einem Teller griff und ein paar leckere Dinge auflud, wie Lukanische Würstchen, gefüllte Gemüsezwiebeln und eine schmackige Lauchbeilage. Mit rotem Kopf hielt sie ihm ihren Entschuldigungsteller mit beiden Händen hin. "Hier, bitte. Als Wiedergutmachung. Ich hoffe dir schmeckt Lauch."
    Unter ihrem olympgleichen Schamgefühl, der Röte in ihrem Gesicht und ihrem betretenen Blick musste Iulia trotzdem feststellen, dass Annaeus Florus' Körper erstaunlich gut und fest war, nur so mit Tunika bekleidet, was sie nur noch etwas röter werden ließ, da nun auch ein Hauch von körperlicher Erregung hinzukam.

    Iulia hatte sich als Vorspeise vom Buffet einige besondere Leckerbissen geholt die sie sehr gerne hatte. Zum einen gekochte Eier mit Pinienkernsauce, dann noch Gurkensalat von anderer Art und Linsen mit Kastanien. Besonders die Eier mit Pinienkernsauce mundeten ihr, da es diese leider nicht allzu oft an der iulischen Tafel gab. Nachdem sie damit fertig war, war der Hauptgang an der Reihe. Hier hatte sie heute Abend besonderen Apetit auf Huhn, weshalb es auch numidisches Huhn, Gemüsezwiebeln und Lauch auf ihren Teller schafften. Damit ging sie zurück zu ihrem Platz, zu einem jener Tische wo die Frauen essen konnten, dabei unablässig in die Menge starrend.
    Komisch, Stella war immer noch nicht hier, oder besser sie konnte sie nirgends entdecken. Ob sie vielleicht bei den Sitzgruppen auf der anderen Seite des Gartens war? Aber sie würde doch bestimmt irgendwann herüberkommen wollen, um auch etwas zu essen. Nunja, nach dem dulcia würde sie sie suchen gehen. Zuerst aber war einmal das Huhn an der Reihe. Sie biss hinein und schloss beim ersten Kontakt der Gewürze mit ihren Geschmacksknospen genüsslich die Augen. Mhmmm, sie liebte numidisches Huhn! Besonders die Datteln, die dieser Speise gewöhnlich beilagen, köstlich! Während dem Essen kam sich Iulia schon ein wenig einsam vor. Niemand in der Nähe den sie kannte. Weder von der Familie, noch sonstigen Bekannten. Aber gut, das war ja immerhin auch eine Feier von Caesoninus, weshalb wohl er den Großteil von ihnen hier kennen dürfte. Aber ein zwei Gesprächspartner für sie selbst wären auch ganz schön gewesen. Wieso wurde überhaupt dieses Fest gefeiert?!
    Sie wusste es nicht. Heute war kein Feiertag und Geburtstag hatte auch niemand von ihnen. Schon komisch. Doch egal, wenigstens hatte sie noch ihr numidisches Huhn am Teller, das ihr Trost und Ablenkung spendete!
    Doch leider ging auch dieses Vergnügen nur allzu bald zu Ende. Also ab wieder zum Buffet und den letzten Gang aufgeschaufelt. Neugierig sah sie auf das Angebot. Hmm der Birnenauflauf neben den geschmorten Gänsehälsen wirkte sehr verlockend, doch auch die Mohnbällchen wären keinesfalls zu missachten. Somit lud sich Iulia kurzerhand von beidem etwas auf den Teller und wollte wieder zurückmarschieren, doch dann passierte es.


    Sie erblickte den einen fremden Mann, mit dem sie kürzlich erst auf den Trajansmärkten zu tun gehabt hatte! Was tat DER hier bei ihnen am Fest?! Vor Überraschung wurden Iulias Augen ganz groß und achtete dabei überhaupt nicht mehr auf ihren Weg. RUMMS!
    Sie war direkt in einen der Festgäste gerannt, mit ihm zusammengestoßen und hatte dabei ihren Teller fallen gelassen, der mit lautem Klirren zu Bruch ging. Das Chaos war für Iulia perfekt. Schnell wandte sie sich zum Mitgeschädigten dieser Geschichte, um sich zu entschuldigen: "Bitte vielmals um Entschuldigung der Herr, ich... Lucius!" Iulias Überraschung war noch größer geworden. Sie war mit niemand anderem als Lucius Annaeus Florus Minor zusammengestoßen! "Oh bitte verzeih mir vielmals, ich wollte das nicht! Hast du dir etwas getan? Ich... oh warte kurz." Da lag ja immer noch der Teller unter ihr am Boden. Sie deutete dem nächststehenden Sklaven. "Maahes! Komm her und räum das auf." Dieser Maahes wirkte mit seinem Äußeren schon attraktiv auf Iulia. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie ihn kennengelernt hatte, als er eines Abends während der Cena plötzlich anwesend gewesen war für den Servierdienst, eine Neuerwerbung ihres Vetters. Dann wandte sie sich wieder an Florus Minor mit ganz rotem Gesicht vor Scham.

    Iulia beobachtete den fremden Mann dabei, wie er sich an einer Neuauswahl des Stoffes machte. Einen Moment jedoch war sie überrascht, dass er nicht einmal die Lieblingsfarbe seiner Angebeteten kannte, wo er sie ja angeblich so sehr liebte. Oder war dies nur vorgegebener Schein im Falle einer arrangierten Hochzeit gewesen? Dann war es natürlich auch klar, dass man derartige Details nicht sofort bei der Hand hatte im Normalfall. Doch mit "Rosen" als neuen Leitgedanken und den daraufhin aus den Tiefen des Stoffberges herausgeangelten roten Stoffes mit seinem schönen Muster hätte auch Iulia selbst etwas anfangen können, wenn sie persönlich es auch normalerweise vermied rote Kleider zu tragen, da sie das zu sehr an eine Lupa errinerte und derart billig nun doch nicht vor der Öffentlichkeit in Erscheinung treten wollte.


    Doch das war ihre Ansicht, es gab immerhin genug andere Frauen, die Rot durchaus tragen würden. Nach des anderen Ausruf, dass das daraus geschneiderte Kleid einer Rose gleichkam, antwortete sie lächelnd der Höflichkeit halber: "Ja, eine sehr schöne Auswahl ist das." Weniger gefiel ihr jedoch dann, wie der andere die Stoffbahn dann plötzlich an ihren eigenen Körper halten wollte. Das war ihr bei einem Fremden dann doch etwas ZU viel Nähe und Körperfastkontakt. So trat sie einen Schritt zurück und rief dabei: "He, ich muss doch sehr bitten!" das war einer fremden Römerin unwürdig! Callista, Iulias Leibwächterin, zuckten schon wieder die Finger und wie schon zum Sprung bereit schien sie nur noch auf ein Kommando ihrer Herrin zu warten.

    Während sie so über die Idee des Mannes nachdachte, desto süßer fand sie die Idee, je länger sie das tat. Das machten heutzutage wohl nicht mehr viele Männer, dass sie sich extra für ihre Frau bzw. Versprochene hinaus auf die Märkte Roms begaben, um ihnen etwas ganz besonderes auszusuchen. Nicht sowas unpersönliches wie Schmuck, oder eine Schriftrolle mit Rezepten! Doch der Fremde (wie hieß er eigentlich?) war trotzdem ein typischer Mann. Auch wenn der Stoff nicht sooo schlecht war, wollte er seiner Verlobten einfach einen Stoffballen schenken! Das war zwar echt lieb gemeint, aber so als Frau wusste Iulia, dass ein Stoffballen in Kleidform eine noch bessere Idee sei. "Wenn, dann solltest du den Stoff schon vorher zu einem Kleid verarbeiten lassen, bei einem einfachen Stoffballen, käme ich mir zumindest dumm vor." meinte sie rund heraus.


    "Sieh das doch als Chance an ihr das perfekte Kleid zu schenken, das das am allerbesten zu ihr passt und jemals passen wird. Das ist dann gleich noch vielmals mehr wertvoller für sie, wenn der Stoff von dir handverlesen ist und der Schnitt ihrer Figur und ihrem Chrackter zu hundert Prozent entspricht. Das wäre das schönste Geschenk im Kosmos für jede Frau, denn persönlicher geht es wirklich nicht, oder?" Dann kam ihr noch eine Idee. "Ich kann dir also da leider nicht sagen, ob dieser Stoff passend für sie ist, weil ich sie nicht kenne. Doch auch beim Aussuchen des Stoffes solltest du ihre Person bereits berücksichtigen. Was ist ihre Lieblingsfarbe? Wie ist ihr Temperament? Entsprechend dem würde ich dann entweder einen dickeren, oder dünneren Stoff aussuchen, oder einen raueren, oder glatteren. Gehe in dich und stelle sie dir vor deinem inneren Auge vor und dann sieh dich hier um welche Stoffbahn deine Verlobte von der Farbe und Konsistenz her am besten verkörpert. Das ist dann dein Grundmaterial für ihr persönlich perfektes Kleid."

    Schon seit mehreren Wochen hatte Iulia erlebt, dass etwas größeres im Gange war. Die Lieferanten waren häufiger als sonst bei ihrer Porta stehengeblieben, um das eine oder das andere vorbeizubringen und in den letzten Tagen waren auch die Sklaven plötzlich damit aufgefallen, dass sie geschäftiger im Haus umherliefen als sonst. Die ersten Dinge (z.B. die häufigeren Weinlieferungen) waren ihr zunächst nicht aufgefallen, doch in den letzten Tagen dann doch und erst nachdem sie einen vorbeieilenden Sklaven angehalten und ausgefragt hatte, hatte sie mitbekommen was Sache war. Ihr Vetter Caesoninus gab ein Fest! Nach weiteren Erkundigungen hatte sie erfahren, dass anscheinend auch sie eingeladen war, na toll, dachte sich Iulia, schön dass mir das niemand bislang gesagt hat. So begann sie sich am Tag von Caesoninus' Fest von Callista hübsch machen zu lassen und ein passendes Kleid auszuwählen. Ihre Mutter Servilia Gemina, schmollte übrigens, da sie nicht auf die Feier durfte. Das hatte den Vorteil, dass Iulia den ganzen Tag Ruhe vor ihr hatte und sich in Ruhe vorbereiten konnte.


    Als sie dann endlich aus ihrem Zimmer kam und zum Fest hinzustieß, war dieses schon in vollem Gang. Die Musiker spielten und eine beachtliche Menschenmenge hatte sich schon im Hortus versammelt. Das alles auch noch zusätzlich vom Plätschern des Venusbrunnens untermalt, der in der Mitte des Gartens stand, schuff eine Atmossphäre, die so ein Fest schon von Anfang an perfekt machte. Ob Stella auch hier war? Ihre Beziehung war in letzter Zeit etwas kühler als sonst und sie kam einfach nicht darauf warum. Sie hatte mehrmals versucht mit Stella zu sprechen, doch es war immer etwas dazwischengekommen. Vielleicht könnten sie ja heute ein wenig freier reden in der gelockerten Umgebung eines Fests.
    Weiter hinten bemerkte sie auch schon Caesoninus bei seinen Gästen. Sie reckte ihm einen Daumen nach oben hin als Zeichen dafür, dass ihr gefiel, was er hier erschaffen hatte, dann bog sie zum aufgebauten, überaus üppigen Buffet ab, um sich einen ersten Teller zu holen und wie ein anderer erster Teil mit dem Essen zu beginnen.

    Nach ihrem ersten Schreck hatte Iulia Zeit, den Mann genauer in Augenschein zu nehmen. Er hatte auf jedenfall nichts verschlagenes in seinen Augen (deren brauner Schimmer ihr besonders auffiel) und auch seine Worte übten eine beruhigende Wirkung auf ihr Gemüt aus. Ein Mann der bloß nach einem Hochzeitsgeschenk suchte für seine Verlobte war vermutlich keine allzu große Gefahr. So signalisierte sie Callista einen stummen Befehl mit einem kurzen Seitenblick, woraufhin die Sklavin eine entspanntere Körperhaltung einnahm und sich wieder einen Schritt von der Domina entfernte.


    Iulia wandte sich ihrerseits dem Stoff zu, den ihr der Fremde hinhielt. Sie sah kurz hoch zu ihm und dann wieder zum Stoff und noch einmal in seine braunen Augen. "Ein Hochzeitsgeschenk? So, dann herzlichen Glückwunsch zum gemeinsamen Glück. Was den Stoff angeht..."", sie senkte wieder den Blick auf den Stoff und begann ihn ihrerseits zu befühlen. "Wozu ist er gedacht? Ist der Stoffballen selbst das Geschenk, oder wird daraus ein Kleid genäht, oder etwas völlig anderes?" Die Beschaffenheit des Stoffes mit seinen zahlreichen unterschiedlichen Eigenschaften konnte immerhin auf vielerlei Weise interpretiert und ausgelegt werden, je nach Verwendungszweck. Sie selbst hatte natürlich keine professionelle Ahnung von all dem, sondern nur ihre weibliche Intuition und ihr Gespür für Passendes, doch diese beiden Dinge hatten sie bisher immer gut durchs Leben geführt.

    Iulia wollte nach der letzten Enttäuschung wenigstens bei diesem 2. Anlauf einen kleinen Kauf machen, das war sie alleine schon ihrer Geldbörse schuldig! Die vielen armen Münzen darin. Ganz matt und schimmlig würden sie noch werden, wenn Iulia sich nicht ihrer erbarmte und sie ordentlich belüftete und bewegte (durch das "aus-der-Börse-nehmen" und dem "als-Bezahlung-dem-Händler-geben"). Also Fortuna, sei brav hold und lasse diesen Händler etwas passendes haben!


    Erwartungsvoll stand sie da und beobachtete, wie der Mann sich mit ergebenem Lächeln und nach unten gefalteten Händen kurz verbeugte und sich dann daran machte verschiedene Stoffbahnen vor ihrer Nase auszurollen. Auf jeden Fall schon Mal bessere Ware als bei der Italikerin. Iulia trat noch einen Schritt an die Stoffe näher, um sie besser in Augenschein nehmen zu können und das Material und die Textur zu prüfen, als...sie plötzlich angesprochen wurde. Viel Zeit hatte sie ja nicht gehabt die Ware zu prüfen. Verwirrt wandte sie den Kopf. Ein mittelgroßer, schüchtern wirkender Mann hatte sie von der Seite angesprochen. Es war ein Fremder. Callista, zwei Schritte hinter ihrer Domina stehend, verengte ihre Augen zu Schlitzen und begann die potenzielle Gefahrenquelle zu fixieren, während sie einen Schritt an Iulia näher trat. Sie hatte wegen der umständlichen Ausdrucksweise nicht ganz verstanden, was er von ihr wollte. "Bitte was? Verzeihung, doch ich habe deine Frage nicht richtig verstanden."
    Bei den Göttern! Bitte lasst das keinen zweiten Iunius Proximus sein!

    Die Trajansmärkte waren mitunter die größten Märkte Roms. Sie standen direkt am Rande des Forum Traiani, der größten und prächtigsten Forenanlage der Stadt. Bildeten beide Bauensembles zusammen nicht den gelungensten Superlativ, den man sich denken konnte?
    Iulia war jedenfalls gerne an diesem Ort, da sie hier nach Herzenslust einkaufen konnte und danach, wenn ihr danach war, konnte sie in die nahe Bibliothek am Trajansforum gehen, oder einfach nur über den gewaltigen Platz flanieren. Ob sie später vielleicht sogar Vetter Gaius am Venustempel besuchen gehen sollte? Das Caesarforum war ja gar nicht soweit weg. Der würde vielleicht Augen machen, wenn sie einfach so unangekündigt dort aufkreuzen würde!


    Doch jetzt musste sie zuerst einmal hier auf den Märkten bleiben und ihre Sehnsucht nach "Geld -ausgeben" und "Stoffe-erwerben" ausleben, ansonsten würden die entstehenden Nichts-gekauft-Kopfschmerzen ganz großes Aua in ihr hervorrufen. Als sie sich umsah, bemerkte sie vorerst nichts von irgendwelchen orientalischen Händlern, also musste sie sich für den Anfang wohl oder übel mit einheimischen Produzenten zufriedengeben. "Wartet am Markteingang mit der Sänfte auf mich. Ihr dürft alleine, oder zu zweit gerne eine nahe Taverne besuchen, etwas essen und trinken, oder eine Kleinigkeit kaufen, jedoch müssen immer mindestens drei Mann bei der Sänfte bleiben und diese müssen wissen, wo die anderen sind. Callista, du kommst mit mir!" gab sie entsprechend die Tagesbefehle an ihre begleitende Sklaventraube aus. Callista kam mit ihr ins Innere der Märkte, während sich die Sänftenträger und sonstige unfreie Begleiter auf einen quasi freien Nachmitag hier mitten am Puls der Stadt freuten, solange die Domina mit ihren eigenen Geschäften beschäftigt war. Um ihre Sicherheit machte sie sich keine Sorgen. Callista war Schutz genug mit ihrer Erfahrung als griechische Kriegerin und mit ihr hätte sie zudem eine Person bei sich, die ihr unverblümt sagen würde, wenn ihr ein Kleid oder ein Stoffmuster nicht passen würden.
    Iulia blieb am ersten Stand einer einfach gekleideten Frau stehen, einer Italikerin vom Lande, wie sie vermutete. Dementsprechend sahen auch ihre Stoffe aus. Grobes Leinen, fleckige Wolle, als wäre sie gerade erst vom Schaf geschert worden und keine Seide. Missmutig strich Iulia im Vorbeigehen über die dargebotene Ware. "Kratzig und schmutzig. Keine gefärbten Stoffe." lautete ihr vernichtendes Urteil, ehe sie würdevoll den Kopf nach vorne wandte und weiterging. Die italische Frau sah ihr stumm mit einem hasserfüllten Blick hinterher, aufgeblasenes, wohlhabendes Pack von Oberschicht!
    Der nächste Stoffhändler entsprach schon eher Iulias Vorstellungen, weshalb sie nähertrat und den Händler aufforderte: "Zeige mir deine besten Stücke!"


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Ach, es war einfach entzückend dabei zuzusehen, wie die Jugend "groß sein" spielte! Wie sie Cenas für ihre kleinen Freunde gaben, "dringende Angelegenheiten" hatten und von Heirat gesprochen wurde (gut, zumindest sprach Servilia Gemina davon).
    Als dann Caesoninus Iulia Stella aus der Runde verabschiedete, hielt die Servilierin auch ihre Zeit für gekommen, damit sie die Liebe endlich wegen dem hispanischen Stickmuster befragen konnte, das sie sich schon solange vorgenommen hatte.
    Als Stella sich der Tür näherte, erhob auch sie sich, graziös wie ein Nilpferd und schied mit den Worten: "Nun, entschuldigt auch mich bitte. Es gibt da noch das eine, oder andere, das ich unbedingt erledigen muss. Einen angenehmen Restabend die Herren." und mit diesen Worten ging auch Servilia Gemina aus dem Raum. Noch beim zufallen der Türe hörte man: "Ach Stella, Liebes! Nochmal wegen dem Stickmuster! Ich..."
    Dann fiel sie ins Schloss und es herrschte Stille.

    Wenn Iulia etwas hasste, dann waren es Wiederholungen. Und zur Qual ihrer jungen, vornehmen Seele spielte sich vor ihr jedes Mal wieder eine peinigende Parade des Schon-dagewesenen und bekannten ab, wann immer sie ihren Kleiderschrank öffnete. Nein, so konnte es nicht weitergehen!
    Alle ihre Kleider waren schon tausend Mal getragen und von allen gesehen worden, nichts neues, nichts aufregendes mehr in diesem Schrank zu finden. Dem musste dringend Abhilfe geschaffen werden! Ein Besuch auf Roms Märkten sollte diesem (unter Aristokratenfamilien) peinlichen Problem Abhilfe schaffen. Iulia hatte geplant, sich vor allem nach schönen Stoffen umsehen zu wollen, um sich daraus dann selbst Kleider machen zu können, vielleicht fand sie auch schon das eine oder andere fertige Stück, dann könnte das natürlich (durch ihrer Gnaden) auch mit auf den Esquilin.


    So ließ sich Iulia von Callista, ihrer Leibwächterin, Freundin und Ornatrix zurecht machen und die Sänfte in Bereitschaft bringen, ehe es auch schon losging. Das erste Ziel sollten die Trajansmärkte sein. Sie hatte von einer Handelskarawane aus dem Osten gehört, die aktuell besonders feine Stoffe eben dort anbieten sollte. So ließ sie sich an das Ziel ihrer Sehnsucht tragen und stieg dann aus, sich nach den besagten orientalischen Händlern und ihrer heiß begehrten Ware umsehend, während Callista sich aufmerksam umsehend hinter ihrer Domina bereit machte, für ihre Sicherheit zu sorgen.


    Sim-Off:

    Es können gerne auch andere IDs hinzukommen und mitspielen. Solltet ihr iulische Familienmitgleder sein und mitmachen wollen, könnt ihr euch auch schon bei den Vorbereitungen und/oder der Reise mit der Sänfte dazuschreiben. :)


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina wandte den Kopf und registrierte, dass Caesoninus soeben eingetreten war. Sie stand auf und sprach ihn an: "Ah, Gaius! Gut, dass du zurück bist! Gerade hatte ich die Idee, dass...", dann bemerkte sie, dass er nicht alleine gekommen war, denn Avianus fand sich plötzlich an Caesoninus Seite und begrüßte sie. Servilia Gemina legte die Hände aneinander und strahlte.
    "Manius! Was für eine nette Überraschung dich wieder hier in Rom zu sehen! Ach sage mir, ist dein Vater auch zufällig irgendwo in der Nähe?" Mit einem immer noch freudigen Seitenblick auf Florus Minor meinte sie weiter: "Es gebe da eine Sache, die ich unbedingt mit ihm besprechen müsste, sollte er wirklich auch schon wieder im Haus sein."

    Nachdem Senator Iulis Centho seine beiden Kinder und seinen Vetter Caesoninus begrüßt hatte, ging es an die übrige Verwandtschaft, sich vorstellig zu zeigen. Durch Bestimmung, oder einem Wink des Schicksals fiel der nächste Zug diesbezüglich auf Iulia und ihre Mutter. Gerade hatte sich Iulia gefragt, was sich wohl jetzt alles im Haus ändern würde, wo Centho wieder da wäre. Gewiss würde es um einiges ruhiger werden, hätte ja ihre Mutter nicht mehr so freie Hand, als wie bisher bei Licinus als obersten Iulier im Domus. Hmm, wo der alte Haudegen wohl stecken mochte? Kurz sah sie sich schnell nach links und rechts um, doch nein, nicht, dass sie ihn irgendwo in einer Ecke entdecken konnte. Was ihn wohl aufgehalten haben mochte?
    Doch sie schweifte ab. Was würde sich noch ändern? Nun, vermutlich würden jetzt auch in einer anderen gewissen Richtung neue Schritte gesetzt werden. Dabei jedoch war sich Iulia noch gar nicht sicher, ob ihr das gefallen würde, oder nicht. Naja, mal sehen was die Parzen für sie gesponnen hatten, also kühlen Kopf bewahren und durchatmen.


    Als die jüngere überließ sie natürlich ihrer Mutter das Reden, die ganz wie verwandelt schien. Komisch, so zuückhaltend (Uneingeweihte würden beinahe schon von "normal" sprechen) hatte sie sie das letzte Mal in Misenum erlebt, immer in Gegenwart von Onkel Proximus. Nicht einmal damals bei ihrer Ankunft vor Senator Iulius Dives, hatte Servilia Gemina ein so ruhiges Benehmen gezeigt wie heute.



    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina indes trat einen Schritt vor und sprach in einem herzlichen Ton: "Salve, Lucius Iulius, Willkommen zurück, es ist mir und meiner Tochter, Iulia Phoebe, eine große Freude, dich wiedersehen zu dürfen." Dann wandte sie sich in Richtung Iulia Stella und wies auf sie, während sie sagte: "Lucius Iulius, wenn du erlaubst stelle ich dir gleich einen weiteren Neuzugang in deinem Hause vor, seit deiner letzten Abreise. Das hier ist Iulia Stella, Tochter des Tiberius Iulius Antoninus und Enkeltochter des großen Ritters Tiberius Iulius Numerianuns. Sie kam vergangenes Jahr von ihrer Großtante aus Hispania zu uns, um in Rom eine passende Ehe für ihre Gens einzugehen und ihre Tugenden als zukünftige Haus- und Ehefrau zu vervollkommen. Sie ist eine Cousine ersten Grades von meiner Iulia Phoebe und daher wie eine zweite Tochter für mich."


    Iulia war über die Maße erstaunt über ihre Mutter. Ja, so hatte sie sie schon lange nicht mehr erlebt.


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Die angedrohten Gewitterwolken Servilia Geminas lichteten sie wieder etwas, als sie hörte, dass es wenigstens nicht zur Gänze die Schuld ihrer Tochter gewesen war. Nur ein kleiner Rest blieb noch, da sie nicht völlig sicher war, ob dieser "entstandene Schaden" auf das Konto Iulia Phoebes ging, doch würde man diese Regung in ihr nur erkennen, wenn man schon lange mit Servilia Gemina bekannt war, denn sogleich ließ sie für die Außenwelt einen heiteren Gesichtsausdruck sehen und sprach: "Oh, so ist das also! Du hast meine Tochter also gerettet, ich bin dir überaus dankbar dafür! Weißt du was, das gehört gebührend belohnt, noch einmal von offizieller Familienseite her, ich werde mit Iulius Licinus sprechen bezüglich eines kleinen Essens dir zu Ehren, ich bin sicher er und die anderen werden nichts dagegen haben! Meine Tochter wird natürlich auch anwesend sein, dann kannst du sie wieder sehen. Ach, welch Freude erfüllt gerade mein Herz!"
    In der Tat war sie gerade sehr positiv gestimmt darüber. Dass der besprochene Vorfall schon etwas länger in der Vergangenheit lag, wusste sie nicht, doch es kümmerte sie auch nicht. Hier vor ihr saß eine passende Partie für ihre Iulia und die galt es an sich zu binden.

    Wieder nur eine eher ausweichende Antwort; Worte die zwar ausgesprochen wurden, im Grunde jedoch nichts aussagten. Iulia fand er wäre mit diesem Talent der geborene Politiker.
    Dann jedoch stutzte sie kurz, als er sie, die Fremde, urplötzlich zu sich nachhause einlud. Nicht gerade die feine römische Art und ihr erster Reflex war natürlich sich sogleich einfach umzudrehen und zu gehen (den Zwischenfall mit Iunius Proximus hatte sie noch nicht vergessen), als da plötzlich etwas von ihrem Vetter Caesoninus zu hören war. Er sollte also auch mitkommen? Der Valerier kannte Gaius und wollte, dass er mitkam? Gut, unter diesen Gesichtspunkten wollte sie ihm noch einmal eine Chance geben mit ihr in Kontakt zu treten, da ja Caesoninus dieses Mal für ihre Sicherheit sorgen würde, so wie Annaeus Florus Minor sie vor dem Iunier und den Folgen danach beschützt hatte.


    Daher fragte sie (wenn auch etwas kühler als zuvor): "Einverstanden. Wann sollen mein Vetter und ich bei dir sein?

    Iulia sah immer noch dem Rennen zu, ohne sich wirklich dafür zu interessieren, oder aufzupassen. Sie hatte bei ihrer letzten Erwähnung des Wortes "Familie" an ihren Vater, Iulius Iuvenalis, denken müssen. Das hatte viele alte Gefühle in ihr hochgeschwabt und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie musste wieder an den Gegensatz über die Bewertung des Lebens dieses Mannes nachdenken, einerseits die erwachsene und einhellig negative Meinung ihrer Mutter und ihre eigenen, kindlichen und jugendlichen Erinnerungen andererseits. Sie hatte ihn eigentlich immer als sehr nett und gut zu ihr wahrgenommen. Doch die Ansichten ihrer Mutter beigemischt, erzeugten ein Bild ihres Vaters, das sie nicht sorrecht einzuordnen wusste. Doch als sie dies in Gedanken näher untersuchen wollte, störte sie Annaeus Florus plötzlich in ihren Überlegungen, als er wegen Stella zu rufen begann.
    Iulia drehte sich in die betreffende Richtung um und sah hoch. "Ach da hockt sie! He, Stella! Komm zu uns! Komm!" rief Iulia zu ihr hinauf und bedeutete ihr mit Gesten herzukommen, dabei keine Ahnung habend, ob sie sie überhaupt (oder falsch) verstehen konnte bei dem Lärm, den die Zuschauermenge veranstaltete. Dann wandte sie sich grinsend an Florus Minor und meinte: "Einen Sänftenausreißer hätten wir schon mal, fehlt nur noch der andere."


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina hörte mit Freuden, dass der Annaäer wohl schon gut bekannt war mit ihrer Tochter, es schien dem jungen Glück also nichts mehr im Wege zu stehen. Doch was hatte sie da hören müssen? Er hatte ihre Tochter aus einer blöden Situation erretten müssen? Was hatte dieses Kind nun wieder angestellt?? Hatte sie sich unschicklich benommen, oder sogar den guten Ruf ihrer Familie (wie Servilia Gemina in Gedanken stets und klar die Familienzugehörigkeit ihrer Tochter zu den Iuliern, im Gegensatz zu ihr, der Servilierin, unterschied) in den Dreck gezogen? Was war es diesmal?


    Ihr Kiefer begann zu mahlen und der Blick verdüsterte sich, als sie Florus fragte: "Was war das denn für eine... "blöde Situation" am Markt, bei der du ihr zu Hilfe eilen musstest?"

    Iulia half bei den Vorbereitungen für die Rückkehr von Senator Lucius Iulius Centho kräftig mit. Oder anders gesagt sie musste kräftig mithelfen dürfen, denn sie hatte ohnehin keine Wahl. Ihre Mutter, Servilia Gemina, walzte nämlich im Sinne ihrer selbsternannten weiblichen Vorstandschaft und Oberleitung über die häuslichen Sklaven und deren Tätigkeiten, unermüdlich durch das ganze Domus und hielt jeden bei den Vorbereitungen auf Trab der/die weiblich, oder unfrei war. Da fielen dann am laufenden Band so Sätze wie "Diese Amphore ist doch seit dem Trojanischen Krieg nicht mehr geputzt worden! Marsch, nochmal abstauben!",
    "Ach mein lieber kleiner Sperling [Iulia Phoebe], sei so gut und besorg mir noch ein paar Wachteleier für das Empfangsessen für Lucius Iulius, ja? DOCH DU MACHST DAS!!!",
    "Dieses Blumenarrangement sieht aus, als hätte sich ein Esel darüber erbrochen! Nochmal so eine optische Zumutung und du wirst verkauft, Kerl!",
    oder "Stella, Liebes, kannst du bitte nochmal einen Blick ins Atrium werfen und nachsehen, wie die Dekoration des Raumes vorangeht?"
    Die Sklaven (und Iulia Phoebe) waren jedenfalls froh, wenn alles endlich vorbei und sie wieder ihre Ruhe vor Servilia Gemina hatten...



    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Endlich fand die ersehnte Klimax dieses "Großereignisses" statt. Servilia Gemina stand bei den Mädchen Stella und Phoebe, als der Senator das Haus betrat. Sie stupste ihre Tochter an und murmelte: "Das hätte dein Vater auch haben können, wenn er nicht...",
    "Psst, Mutter!" unterbrach sie Iulia flüsternd mit ungeduldigem Unterton. Sie hatte sie den ganzen Tag schon wegen der Vorbereitungen tyrannisiert (neben dem gesamten restlichen Haushalt), da war jetzt das Letzte, was Iulia brauchen konnte, dass ihre Mutter sie vor dem Senator blamierte. Servilia Gemina zeigte kurz einen verärgerten Gesichtsausdruck, doch sie zügelte ihren Ärger unter Aufbietung ihrer gesamten Selbstkontrolle, um vor den Neuankömmlingen ihr Gesicht zu wahren.
    Iulia indessen warf Stella kurz einen vielsagenden Blick zu und erwartete dann anschließend den Moment, an dem sie bei der Begrüßung des Senators an der Reihe wäre. Ihre Ornatrix und Leibwächterin, die Sklavin Callista, hatte sie dafür prächtig hergerichtet und Iulia trug ihre besten Kleidungsstücke. Callista hatte sich auf Befehl ihrer Herrin auch etwas hübsch gemacht (soweit das natürlich für Sklavinnen angemessen war) und stand ihrerseits bei den anderen Sklaven. Iulia hatte Centho schon so lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal, wo sie ihn zu Gesicht bekommen hatte, musste wohl kurz nach dem Sklavenaufstand gewesen sein, als sie noch als einzige Dame neben Aviana Minor, im Haus gelebt hatte. Noch nicht einmal Stella sollte damals schon hier gewohnt haben, wenn sie sich richtig erinnerte, also wirklich schon sehr lange her.

    Nunja, Iulia musste schon zugeben, dass sie sich doch etwas mehr erwartet hatte und die Antwort deshalb erwartungsmäßig eher als Dämpfer ausfiel. Es klang für sie so, als ob er noch unentschlossen wäre oder (schlimmer noch) gar nicht wusste, was er vom Leben wollte. Die vorgeschobenen Gründe, von wegen Flaccus hätte ja keine starterleichternden Umstände in Kult, Politik, oder Militär ließ sie für sich jedenfalls nicht gelten. Sie kannte genug Leute für die das zu keiner Zeit ein Hindernis, sondern viel mehr ein Ansporn war.


    Doch noch wollte sie nicht aufgeben, weshalb sie vorsichtig nachhakte: "Damit magst du Recht haben. Sagt dir denn einer dieser drei Bereiche derart zu, dass du dir deine Zukunft darin vorstellen könntest?"