Beiträge von Iulia Phoebe

    Es tat schon gut einmal wieder mit Aviana zu sprechen, auch wenn sie beide teils sehr verschiedene Frauen waren. Natürlich, sowohl Iulia Aviana, als auch Iulia Phoebe waren beide sehr auf gutes Benehmen, Etikette und Würde bedacht und beide wunderschön, doch in den Nuancen ihrer Persönlichkeiten waren sie beide doch teils grundverschieden, bzw. kollidierten in ihren Interessen und Ansichten. Vielleicht lag es daran, dass Aviana die Tochter eines einflussreichen Senators aus Rom und Iulia Phoebe -mehr oder weniger- ein Kind vom Lande war, denn falls sie raten hätte müssen, so hätte Iulia schon darauf getippt, dass sie teils bei weitem verrücktere Dinge (trotz aller Würde und guter Erziehung) abzuziehen bereit war, als Aviana. Alleine, wenn sie nur daran dachte, was sie alles in den letzen Monaten erlebt hatte (ob freiwillig, oder nicht sei einmal dahingestellt).
    Z.B. wusste Iulia immer noch nicht, ob sie die Sache auf sich beruhen, oder sich in Grund und Boden schämen sollte, als damals, bei Iulia Stellas Ankunft, ihre Mutter sie mit den erotischen Versen des Dichters Meleagros von Gadara erwischt und daraufhin das ganze Haus in Grund und Boden gebrüllt hatte, was Licinus (der gerade Stella am begrüßen gewesen war) gar nicht gefallen und es daher anschließend eine gehörige Standpauke sowohl für die Mutter, als auch für die Tochter, gesetzt hatte.
    Oder als Annaeus Florus Minor im Zuge seines Wahlkampfes zum Vigintivir im Ludus Dacicus eine Cena Libera ausgerichtet hatte, zu der sich Iulia und Stella heimlich alleine hingeschlichen hatten, ohne jemand anderem im Haus etwas zu sagen (und dort beinahe ihrem Verwandten Caesoninus in die Arme gelaufen wären), das waren nun einmal alles Dinge, die sie sich bei Aviana nie und nimmer vorstellen konnte, weil sie ihr einfach noch einmal eine Spur korrekter und auf die Regeln bedachter vorkam, als sie selbst.
    Und deshalb sprach sie auch so gerne mit ihr, sie sah Aviana als so etwas wie einen "guten Kompass" an, was gutes Benehmen anging, an dem man sich von Zeit zu Zeit neu ausrichten konnte, falls die jugendlichen Flausen bei einem wieder einmal Überhand genommen hatten.


    Doch dieses Mal schienen sie in ein kleines thematisches Missverständnis geraten zu sein. Iulia hatte sich für die aktuelle Mode in Misenum interessiert, doch Aviana erzählte ihr stattdessen vom kulturellen Leben der Stadt und von Dichtern (wobei sie rot im Gesicht wurde, wie Iulia durchaus bemerkte). Nun, auch wenn sie jetzt nicht auf ihre Frage geantwortet hatte, so wollte Iulia jetzt nicht die Unhöflichkeit begehen und sie darauf aufmerksam machen (wenn sie sie auch einen ganz kurzen Moment sehr überrascht angesehen hatte), sodass sie eine interessierte Miene aufsetzte und meinte: "Wie schön, dass, äh... Misenum so aufblüht, ich würde es gern wieder einmal sehen. Und wie geht es dir sonst so? Sonst noch irgendetwas spannendes erlebt?"


    Sim-Off:

    Ich weiß schon, dass es in der Antike keine Kompasse gab, aber mir ist keine bessere (bzw. antik-zeitgemäßere) Metapher eingefallen und weils ja eh ein "Text aus dem Off" und keine direkte Rede war, wirds wohl halb so schlimm sein.

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus Minor
    Danke, ich fühle mich geschmeichelt. antwortete ich auf das zurück erhaltene Kompliment. Auch wenn ich mir selten Gedanken darüber gemacht hatte, wie ich auf die Frauen wirkte, ob sie mich für schön oder ansehnlich oder sonst etwas hielten, so war es doch immer wieder gut zu hören, dass man zumindest nicht abstossend wirkte. Und obwohl dies nicht unser Hauptziel war, versuchten doch auch wir Männer uns immer so zu kleiden und zu "verschönern", dass unser Aussehen der momentanen Mode entsprach.


    Als Iulia Phoebe dann Stella erwähnte, horchte ich merklich auf und musste mich gleich wieder kontrollieren um meine Absichten nicht auf unkontrollierte Art und Weise einer "fremden" Frau offen zu zeigen. Obwohl ich nicht annahm, dass diese Phoebe verborgen geblieben waren, immerhin war sie ja so etwas wie eine Cousine von Stella, wäre es dennoch extrem unhöflich gewesen, einer unverheirateten Iulierin offen meine Gefühle für eine andere Frau zu zeigen.
    Iulia Stella ist auch hier? Nein, ich habe sie bisher noch nicht gesehen. Iulius Caesoninus war vorhin hier, aber ohne Stella.


    Ich drehte mich so um, dass ich die oberen Ränge der Tribüne überblicken konnte. Vielleicht würde ich Stella ja irgendwo erspähen können. Seit der komischen Kuppelei-Cena im Hause der Iulii brannte ich darauf, meine neue Angebetete offiziell wiedersehen zu dürfen. Trotzdem war die ganze Geschichte noch nicht offiziell, also galt es noch immer sich in Zurückhaltung zu üben, soweit dies nötig oder möglich war.


    Mit einem gespielten Seufzer verschränkte Iulia die Arme und blickte mit einer eleganten Kopfbewegung kurz hinunter zur Rennbahn, um den Stand des Rennens zu registrieren (auch wenn er sie gerade nicht wirklich interessierte), während sie antwortete: "Achja, Gaius, noch so einer der mich in der Sänfte sitzen lassen hat, als wäre ich Luft... " Familie konnte zeitweise wirklich..."nett" sein.


    Eine Weile stand sie einfach nur so neben Florus Minor dar und blickte hinunter auf die Rennbahn. Ihre Augen folgten zwar den Läufern, jedoch achtete sie nicht wirklich auf den Stand der Dinge bzw. wer gerade wo in Führung ging, oder zurückfiel. Iulia war in Gedanken.


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Verständnisvoll nickte Servilia Gemina, mit anteilnehmendem Blick. "Ja, ja, es sind immer die Besten, die viel zu früh gehen müssen...", jedoch im Gedenken an ihren verstorbenen Ehegatten konnte sie sich dann doch nicht folgenden Zusatz verkneifen, "...andernfalls kann man sich das Ende bei anderen Leuten nicht schnell genug herbeiwünschen, den Göttern sei's verziehen, dass es so lange gedauert hat."
    Und schon war dieses Kapitel wieder für sie abgeschlossen, nicht einmal im Traum kam Servilia Gemina auf den Gedanken, -> ihren <- Gast darüber aufzuklären, wem das gegolten hatte und wahrscheinlich vergaß sie selbst langsam, wieso sie Kaeso Iuvenalis jetzt -sogar nach seinem Tod- immer noch verabscheute. Diese Ablehnung begleitete sie einfach schon so viele Jahre, dass sie ganz selbstverständlich für sie geworden war, ihr Mann würde in ihren Augen auf ewig ein Stümper und Nichtsnutz sein, der der Familie nur auf der Tasche gelegen hatte. Nichts Nützliches, oder Gutes hatte der Mann in die Welt zu setzen geschafft, mit Ausnahme vielleicht von Servilia Geminas wunderbarer Tochter Iulia Phoebe. Ach, ihr kleiner Sperling!


    Beim Gedanken an ihre Tochter gingen ihre stets aktiven Hochzeitsfühler plötzlich auf Hochtouren. Iulia! Servilia Gemina musste sich um einen Ehemann für ihre gute Iulia kümmern! Auf Licinus schien wohl doch kein Verlass in dieser Angelegenheit zu sein, seit sie das letzte Mal mit ihm darüber gesprochen hatte und hatte dieser prächtige Senatorensohn da direkt vor ihrer Nase ihre Tochter nicht gerade "wunderbar" genannt?! Hm, vielleicht war es ja möglich....


    "Ja, oh ja, Iulia Phoebe ist eine gute Tochter. Nur leider viel zu oft alleine zuhause und kein Freier weit und breit in Sicht." Mit verkniffenem Mund schüttelte sie theatralisch den Kopf, ehe sie fortfuhr: "Dabei wäre sie doch im besten Heiratsalter! Aber sag doch Annaeus Florus, woher kennst du denn meine Tochter? Ich hätte bisher noch nie von ihr gehört, dass sie sich mit fremden Männern trifft."
    Ob da womöglich etwas im Busch war? Ob ihre Tochter und der Annaäer womöglich... sich mochten?!

    Zitat

    Original von Iulia Aviana Minor
    Nach dem sie mit Phoebe aus vom Hausaltar gekommen war, denn das war nun wirklich kein Ort für einen Plausch. Setzte sich Aviana auf einen der Korbstühle im Atrium. „Ich denke hier sollte es sich besser reden lassen.“ Sie war noch immer betroffen das die junge Claudia gestorben war. Ja der Tod ging auch an den Bessergestellen leider nicht vorbei. Krankheiten kamen schnell und manchmal konnte nicht mal ein Artz helfen. „Sehr schade, das du hier so alleine warst. Hätte ich das gewusst dann hätte ich Vater gebeten das ich bleiben darf, er ist zwar sehr altmodisch was das Verhältnis zu seinen Kindern angeht aber ich glaube das hätte er verstanden.“ Altmodisch war so eine Sache wie man das sehen konnte. Kaum noch Familien sogar die ganz alteingesessenen Patrizierfamilien hielten es so streng. Nach römischem Recht waren die Kinder eines Römers sein Eigentum sie durften ohne seine Einwilligung nichts tun. Grade hatte es Tiberius sehr schwer mit Vater. Der Junge war grade in einer schwierigen Phase mit seinen 11 Jahren.
    Hatte sie da richtig gehört Gaius war mit dem Consular Claudius befreundet? Der war doch sicher 30-40 Jahre älter als er. Wie kamen die zwei den zueinander. „Gaius und der Claudius? Wie hat Gaius das denn angestellt?“


    Iulia folgte Aviana vom Lararium hinaus, durch den Gang und hinein ins Atrium.
    Sie hatte Recht, hier ließ es sich definitiv besser sprechen. Sie ließ sich auf eine der Sitzgelegenheiten nieder, noch immer darüber aufgeregt, dass Iulia Aviana wieder hier war! Das bedeutete wohl, dass der Senator auch bald wieder in sein Haus zurückkehren würde, sie hatte schon fast ganz vergessen wie das Leben in der Domus Iulia war, wenn Senatoren im Hause residierten. Gut, ihre Mutter konnte einen ziehmlich auf Trab halten und Licinus war auch manchmal zuhause, wenn er nicht gerade bei den Prätorianern Dienst schob, doch abgesehen davon waren sie, die Jungen, bisher ziehmlich unter sich gewesen. Ob sich das jetzt ändern würde?
    Als Aviana ihr das Angebot gemacht hatte, dass sie ja doch lieber bei ihr gewesen wäre, winkte Iulia ab. "Danke, das ist lieb von dir, aber wegen mir musst du dich nicht gegen deinen Vater stellen. Du weißt ja, wie das so mit Anordnungen von Vätern an ihre schutzbefohlenen Töchter ist, da ist kein Kraut dagegen gewachsen, aber nett von dir, dass du mir so beistehen wolltest." Vielleicht ging es ja dieses Mal, dass die Familie Centho länger in der Domus Iulia verweilte, dann könnte sie gewiss mehr mit des Senators Tochter unternehmen. Zum Beispiel zusammen mit Stella einmal wieder einkaufen gehen, oder so. Dann kam die Sprache auf ihren gemeinsamen Vetter Caesoninus und seine Beziehungen zu Senator Claudius Menecrates. Iulia lächelte und antwortete: "Ach, du weißt ja, Caesoninus und seine Netzwerkpläne! Er und der Senator kennen sich über den Rennsport, sie sind beide in derselben Factio, der Praesina. Anscheinend zeigt sich Senator Claudius bisher ziehmlich beeindruckt von ihm und seiner Arbeit im Rennstall, angeblich soll Gaius zu dem nächsten von ihm organisierten Rennen sogar den Imperator Caesar Augustus persönlich eingeladen haben, stell dir das vor! Mir selbst wäre sowas sogar in hundert Jahren nicht eingefallen, aber ja, die ganzen Senatoren, mit denen unser lieber Vetter zu tun hat sagen, dass Gaius regelmäßig ungewöhnliche Wege beschreitet auf seinem Weg in den Senat." Iulia lächelte und verdrehte die Augen, ehe sie darüber kichern musste.
    "Doch genug von den iulischen Männern. Was mich viel mehr interessiert, was trägt man so zurzeit in Misenum? Irgendwelche Neuheiten?"


    Sim-Off:

    Sry, ich hatte diese Geschichte vollkommen vergessen. :( *schandeuebermich* :(


    Iulia freute sich, dass Florus Minor sie so positiv begrüßte. Sie musste zugeben, dass sie ihn gern in ihrer Nähe hatte. Er war in ihren Augen ein grundsolider Kerl. Ob er immer noch ein Interesse an ihrer Cousine hatte? Nur zugut konnte sie sich noch daran erinnern, wie sie ihn damals beim gaffen erwischt hatte während des Prüfungsopfers ihres Vetters an Venus Genetrix.


    Als er sie als "schöne" Überraschung bezeichnete freute sie sich nochmals. Sie legte die Hände an die Hüften und klimperte mit den Augenlidern. "Oh danke, dass kann ich nur zurückgeben!" sagte in gespieltem Ernst und musste dann doch über ihre Blödelei kichern. Dann erfuhr sie vom Schicksal des armen Tropfs, der gegen den Annaäer gewettet und sein Geld verloren hatte, naja selber schuld, oder nicht?


    Im Augenblick schien Florus Minor alleine zu sein und weit und breit war kein anderes bekanntes Gesicht zu entdecken. Suchend blickte sie sich nochmal kurz um, ehe sie Florus fragte: "Du sag mal, hast du zufällig Stella irgenwo gesehen? Sie ist mir nach dem Ausstieg entwischt und ich konnte sie bisher noch nicht wiederfinden."


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Auf ihre Frage hin eröffnete ihr Stella, dass also Caesoninus der Verantwortliche für diese Szenerie war. Was da wohl vorgefallen war? Jedenfalls sah sie für einen Moment im Raum umher, warf noch einmal je Stella und Florus Minor einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. "Na wenn das so ist." meinte sie nur und ging dann in Richtung des gedeckten Tisches. "Oh, wie ich sehe habt ihr bereits Abendessen auftragen lassen, was für eine gute Idee! Ihr habt doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mich anschließe und euch Gesellschaft leiste?" sagte sie mit Blick aufs Essen und ohne eine Antwort abzuwarten ließ sie sich auf einen der Stühle für die Frauen nieder, bereits die ersten Traubend in den Mund stopfend. Dann drehte sie sich zu Stellas Ornatrix um und schnippte ihr. "Du da, bringe mir einen großen Becher Wasser und einen kleinen Teller."
    Dann wandte sie sich wieder ihren Trauben zu. Als sie dann damit den drängendsten Hunger gestillt hatte, wandte sie sich Florus Minor zu und fragte: "So, jetzt lässt es sich gemütlich plaudern, bis Gaius zurück ist. Du bist also Lucius Annaeus Florus Minor und mit ihm bekannt? Gestatte mir, mich vorzustellen, ich bin Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis und Mutter der Iulia Phoebe. Du bist ein Sohn Senators Annaeus Florus Senior, richtig?"
    Stella musste sie später unbedingt noch wegen ihres beabsichtigten hispanischen Stickmusters befragen (immerhin der Grund, wieso sie überhaupt ursprünglich nach ihr gesucht hatte), doch es war ein Gast im Haus und Stella, die Brave, hatte schon Recht mit ihrer Bemerkung, dass es zuerst einmal die Pflicht guter Gastgeber wäre, sich um ihre Gäste zu kümmern. Das Stickmuster konnte auch ein Weilchen warten, es eilte ja nicht.


    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Wenn es auch lange ruhig und still im Hause Iulia gewesen war, da Servilia Gemina krank darniedergelegen hatte, so stapfte sie vollständig genesen jetzt wieder polternd durch das Domus, die Erde zum Erbeben bringend und ihren ungeheuren Schatten vorauswerfend. Die Urgewalt war wieder auf der Bildfläche erschienen und gerade war sie auf der Suche nach jemand bestimmtes...


    Als Servilia Gemina einem der Haussklaven über den Weg rannte, stoppte sie ihn mit gebieterischer Hand und fragte ihn: "Du da! Stehenbleiben! Verrate mir, wo sich Iulia Stella gerade aufhält!" Doch der Sklave konnte nur mit dem Kopf auf entschuldigender Art schütteln, er wüsste nicht, wo sich die Domina zurzeit befinden würde. Iulia Phoebes Mutter ließ ein verärgertes Knurren hören und ging weiter.


    Vor dem Triclinium fand sie wiederum einen Sklaven vor (bei allen Göttern! Hatten die nichts zu tun??) und sie sprach auch ihn mit deutlich erhobener Stimme an: "He du! Wo ist Iulia Stella gerade?" Der Sklave, der beim Anblick der Servilierin erschrak, wusste einen Moment nicht, wie er reagieren sollte, doch nur fast einen Moment zu spät deutete er schließlich dann doch in Richtung der Tür. "Ah sehr gut! Ach, Stella! Stella hörst du mich?" rief Servilia Gemina sogleich und wischte den Sklaven mit einem Arm derart stark beiseite, um den Weg frei zu bekommen, dass dieser strauchelte und beinahe gestürzt wäre, während die Servilierin schon wieder rufend die Tür öffnete und ins Triclinium eintrat. "Stella! Ah, da bist du ja! Hör zu es geht um ein neues Motiv, das ich sticken will, du bist doch aus Hispania, richtig? Was würdest du sagen wäre..."
    Jetzt erfasste ihr Blick auch Annaeus Florus und sie brach mitten im Satz ab, während ihr Kiefer zu mahlen begann. Mit verdunkeltem Blick fragte sie als nächstes: "Stella, was geht hier vor?"

    Iulias Augen wurden groß. ""Ooooh, Misenum!, sie spürte direkt, wie eine riesengroße Sehnsucht in ihrer Brust aufstieg nach jener alten Heimat von ihr. Misenum! Am Meere gelegen, eine einfache kleine Stadt, aaach….
    Sie musste auch einmal wieder dahin! Sie wollte dort wieder über das Forum spazieren, mit den Zehen den Sandstrand spüren, während das Meer unentwegt ihre Knöchel umspülte und auch Onkel Proximus wollte sie wieder in die Arme schließen....auch wenn er sie hinausgeworfen hatte.
    "Das muss dir bestimmt gefallen haben mit den attischen Dichtern, zumindest ich liebe attische Dichtkunst! Ich wollte immer schon mal nach Athen und die Stadt und die Leute dort kennenlernen, du nicht auch?" Athen...schon wieder so ein Sehnsuchtsort von ihr neben Misenum. Doch sie wusste genauso gut wie jeder andere auch, dass sie alleine vermutlich nicht so schnell aus Rom hinauskommen würde, so als Frau.


    Dann jedoch stimmte Aviana ohne dass sie es wusste ein ein klein wenig traurigeres Thema an, doch Iulia würde sie gleich darüber aufklären und auf den neuesten Stand bringen: "Nein, ich habe seither nie wieder etwas von einem von ihnen gehört. Ich bin ziehmlich einsam außerhalb der Familie habe ich nicht wirklich Freundinnen, doch zum Glück habe ich Stella an meiner Seite. Und auch mit Annaeus Florus Minor verstehe ich mich ganz gut. Vielleicht wird das nächstfolgende ein Schock für dich sein zu erfahren, aber Claudia Sassia ist tot. Warum genau weiß ich nicht, nur soviel, dass ich weiß, dass Gaius vor kurzem einmal einen Kondolenzbrief an seinen Freund, Senator Claudius Menecrates geschrieben hat." Tod und soziale Isolation, nicht gerade lustige Themen für ein Wiedersehensgespräch, aber bestimmt konnte es nur witziger werden.

    Natürlich war auch Iulia mit von der Partie.
    Sie war zusammen mit ihrem Verwandten Caesoninus und ihrer Cousine Iulia Stella in der iulischen Familiensänfte zum Rennen angereist. Doch ehe sie sichs versehen konnte waren beide sofort verschwunden, kaum, dass die Sklaven die Sänfte abgesetzt hatten. "Ja genau, geht nur ohne mich..." brummte sie. So stieg auch Iulia aus und mischte sich, begleitet von einem Sklaven, in die Menge. Sie kreiste anfangs nur etwas in der Menge, um vielleicht jemand bekanntes zu erspähen. Dass das Rennen längst begonnen hatte war ihr bewusst, doch wollte sie es nicht alleine verfolgen. Dafür war sie nicht gekommen. So quetschte sie sich weiter und weiter zwischen den Leuten hindurch und hielt nach bekannten Gesichtern Ausschau. Verfilxt nochmal, wo waren denn alle hin??


    Die besonders lauten Jubelschreie bzw. Schmerzgestöhne sagten ihr, dass die erste Runde inzwischen auch wohl vorbei sein musste. Na toll, bis sie endlich jemanden gefunden hätte neben dem sie sitzen wollte wäre das Rennen vorbei...doch halt! Dort ein wenig schräg rechts unter ihr, diesen braunen Haarschopf kannte sie doch! Das musste Annaeus Florus Minor sein! Na endlich!
    So machte sie sich flux auf den Weg zu ihm (der wesentlich größere Sklave, der auf sie aufpassen sollte hatte sichtlich Schwierigkeiten mit ihr mitzuhalten ob seiner Größe) und schon nach einer kurzen Weile zupfte sie an seinem Saum. "Salve, Lucius Annaeus! Was hab ich verpasst?" Jetzt konnte auch sie sich endlich am Rennen erfreuen.

    Iulia hatte es -wieder einmal- geschafft ihre Mutter Servilia Gemina auf die Palme zu bringen, wenn auch das nicht grade ein großes Kunststück war. Nun, da der alte Drachen sich von seiner schweren Krankheit wieder völlig erholt hatte, scnaufte er umso umtriebiger durchs Haus und hatte Iulia dabei erwischt, wie sie gerade eine Kleinigkeit in der Küche genascht hatte. Daraufhin hatte sich die Gute einen sehr erregten Vortrag darüber anhören dürfen, dass das überhaupt nicht damenhaft sei und man nur an den offiziellen Mahlzeiten zu essen habe... oder wenn ein Mann einen dazu auffordert ABER NIEMALS sonst!
    Iulia saß bloß brav da und ließ diese -in ihren Augen schon ein wenig irrelevante- Standpauke über sich ergehen, bis sie dann am Ende aufstand und ging.


    Als sie danach ziellos durchs Haus streifte erwischte sie sich sogar eine Nanosekunde dabei, dass sie sich wünschte Nana wäre wieder krank, doch dieser Gedanke wurde von ihr sofort wieder abgestoßen, als er in ihr bewusstes Denken drang. Nein...so war es schon irgendwo besser, denn wenn Servilia Gemina schnaufte und brüllte und durch das Haus walzte, dann war das ja bloß das Zeichen dafür, dass sie wieder gesund war (und Iulia würde ihre Mutter schmerzlich vermissen, wie sie an ihrem kürzlichen Krankenbett festgestellt hatte).
    So überlegte sie gerade, was sie jetzt tun könnte, als sie im vorbeigehen am Lararium eine Frauenstimme vernahm. Neugierig trat sie näher, um herauszufinden wer dort sprach. Als sie vorsichtig durch den Türspalt lugte, machte ihr Herz einen Hüpfer. Aviana Minor war wieder in Rom! Sie hätte sich ja umgehend kreischend auf ihre Verwandte stürtzen mögen, doch wartete sie damit, bis diese ihre kultischen Handlungen zu Ende gebracht hatte, denn genau sowas vollführte sie ja gerade in diesem Moment, wie Iulia gerade noch rechtzeitig erkannte. Doch nachdem sie fertig war stürtzte Iulia herein und umarmte sie. "Aviana! Was für eine freudige Überraschung dich wieder hier zu sehen! Wie gehts dir? Ich muss alles wissen!"

    Zitat

    Original von Susina Alpina
    Überrascht stellte Alpina fest, dass im Haus viel mehr Menschen wohnten als sie gewusst hatte. Vor allem auch einige Frauen. Sie hatte noch keine von ihnen kennengelernt. Deshalb sagte sie zu Caesoninus "Oh wirklich? So viele? Und dazu auch einige Frauen? Könntest du mich eventuell mit der ein oder anderen bekannt machen? Es würde mich freuen, wenn ich sie kennen lernen könnte und vielleicht mag die ein oder andere mich ja auch auf meinen Erkundungsgängen in der Stadt begleiten? Das wäre schön."


    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Es war nur natürlich, dass sich Alpina während ihres Romaufenthaltes auch nach weiblichen Kontakten sehnte, die sie kennenlernen und dann mit ihnen etwas schönes unternehmen konnte, jeder wollte schließlich Freunde, oder wenigstens Bekannte in der Fremde haben, um sich etwas heimischer fühlen zu können und so würde Caesoninus ihr diesen Wunsch gerne erfüllen. "Natürlich, gerne stelle ich dich unserer Hühnerschar vor. Über die Neue kann ich noch nichts sagen, aber die beiden Iulias Phoebe und Stella sind sowieso ständig unterwegs, um einzukaufen, oder sonstwas zu treiben, die freuen sich gewiss über neue Gesellschaft. Vielleicht treffen wir ja eine von ihnen noch. Übrigens, fehlt jetzt noch was aus meinem Raum?"


    Zitat

    Original von Susina Alpina
    Die Aussicht darauf bald die ein oder andere Bewohnerin im Haus kennenzulernen gefiel Alpina. Sie hatte das Gefühl doch zunächst sehr alleine in der Stadt zu sein. Was ja auch zutraf. Nun würde sie vielleicht jemanden finden, der ihr das ein oder andere schöne Plätzchen in Rom zeigen konnte.
    Caesoninus fragte sie ob noch etwas fehlte.
    "Nein, wir haben alles. So viel habe ich ja nicht mitgebracht. Danke für die Hilfe!"


    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    "Nun gut, dann werde ich zusehen, ob ich wen von den beiden auftreiben kann." zwinkerte er ihr zu und verließ den Raum.


    Zufällig spazierte genau in jenem Augenblick gerade Iulia Phoebe in dem Teil des Hauses entlang, in dem Susina Alpina untergebracht war, als ihr Verwandter Caesoninus den Raum verließ. Sie wäre fast in ihn hineingelaufen, weshalb sie rief: "He, pass doch auf du Trampel!"
    Männer!


    Sim-Off:

    Ich war mal so unverschämt und habe die weitere Handlung des zitierten Threads hierher verlegt, wenn ich das richtig verstanden habe, dass es jetzt in Alpinas Cubiculum weitergeht. ;)

    Aus ihrer Lethargie gerissen blickte Iulia zuerst auf zu Licinus, dann ein Seitenblick zu Stella und dann auf die Neue, ehe ihr Blick wieder zu Licinus zurückkehrte.


    "Äh,..ja, natürlich!" war alles was sie im Moment herausbrachte.


    Magister Frisenius, Barbiermeister


    Aufmerksam lauschte der Meister den Wünschen des Kunden. Eine einfache, neue und ungewöhnliche Frisur sollte es also werden, kein Problem! Das ideale Versuchsfeld also für seinen Lehrling Plautus also. Der Gute brauchte sowieso unbedingt Übung mit der Schere, man wollte ja nicht den Fall Aemilia Corvina wiederholen, die dank Plautus mit einer Glatze nachhause gegangen war, aber ja, damals war er ja noch Anfänger gewesen...so vor 3-4 Wochen.


    Als die Auftragslage also klar war führte Frisenius den Germanicer zu einem freien Platz und meinte dabei: "Aber sicher doch, Schätzchen, alles überhaupt kein Problem. Sieh her, hier habe ich genau den richtigen Knaben für deine Wünsche, Plautus heißt er und was er mit der Schere vollführt ist..."einfach unglaublich"! Also nimm nur ruhig Platz, bei ihm bist du in guten Händen. Plautus! Hergekommen!"
    Der Lehrling schlurfte herbei. "Ja, Chef?"
    "Plautus, du schneidest diesen ehrenwerten Herrn. Er will eine kürzere, ungewöhnliche Frisur, verstanden?" Plautus besah sich kurz die cerretanische Haarmähne, dann: "Hm, ok Chef."
    Damit war dieser Auftrag erledigt. An Cerretanus gewandt meinte er: "Wunderbar! Also mein Lieber, Plautus unser Nesthäkchen wird dir alle deine Träume erfüllen, solltest du sonst noch ein Anliegen an mich haben, so zögere nicht zu rufen, ich bin gleich dort drüben und gar nicht weit von dir weg, Schätzchen. So, jetzt muss ich aber hüpfen!" meinte er mit einem "Blick", ehe er gleich wieder in Richtung Glaucon entschwand.


    Wieder bei diesem angekommen trällerte er: "Sooo, jetzt machen wir dir die Haare schön, nicht? Also auf auf, du strammer Bursche, hier ist noch frei, nimm nur Platz und dann auf ins Gefecht! Haare schneiden und den Bart...hm, abnehmen. Oh, Götter! Was seid ihr grausam mit mir!" Dieser schöne Bart...aber ja, der Kunde war immerhin König.




    Magister Frisenius, Barbiermeister


    Der Meister sah immer noch fasziniert zu, als da einer seiner Gehilfen an Frisenius' Seite auftauchte und meldete, dass ein neuer Kunde das Lokal betreten hätte. Frisenius bedankte sich bei seinem aufmerksamen Mitarbeiter und trug ihm auf, dass er ihm einstweilen schon einmal die obligatorischen Erfrischungen bringen solle, die es für jeden in seinem Betrieb gab, der zu dem Meister Haareschneiden kam. Er selbst wolle gleich dort sein und ihn begrüßen. Das hielt er für das mindeste, doch selbst würde er ihn nicht schneiden, denn der Magister hatte schon beschlossen, dass er sich Glaucon als nächstes vornehmen würde. Dieser war immerhin schon länger hier und außerdem könnte Frisenius mindestens drei Tage nicht schlafen, sollte jemand anderes als er selbst das Sakrileg begehen, diesen göttlichen Bart jenes Kunden wider besseren Rates abzunehmen.


    Doch es schien, als würde sich sowieso vorläufig in seiner aktuell verfolgten Seiferusoperus ein Ende, oder zumindest eine Pause abzeichnen, da der Iulier ganz sanft, ja fast schon zärtlich einschritt, weshalb sich Frisenius gewiss für einige Momente loseisen könnte. So sprach er in Richtung Glaucon: "Einen Moment bitte, Schätzchen, neue Kundschaft hat sich angesagt ich muss nur schnell grüßen gehen. Ich bin sofort wieder zurück, Momentchen, Momentchen." dann eilte er auch schon auf den Neuankömmling zu. Dann grüßte er Germanicus Cerretanus: "Salve Schätzchen, willkommen bei Barbier Frisenius. Ich bin Magister Frisenius, was darf es sein?"



    Komplett verdattert stand Iulia da und beobachtete die Szenerie vor sich. Wieso sie überhaupt hier durchs Atrium wollte, hatte sie mit einem Schlag vergessen. Viel zu gebannt hatte sie dabei zugesehen wie dieser fremde Mann, von dem sich nun anscheinend herausgestellt hatte, dass er unfrei war, von Gaius in Grund und Boden gebrüllt wurde, nachdem der erst realisiert hatte, dass der Fremde ihn mit Worten angegriffen hatte. Irgendwie war es so schon recht, dass er jetzt die Rechnung zu zahlen hatte, dachte sich Iulia, sie selbst würde es wohl -sogar als Frau- ebenfalls nicht tolerieren, wenn Sklaven sie so ansprechen würden, wie er es bei Caesoninus getan hatte.


    Doch um dem allen noch die Krone aufzusetzen erfuhr sie jetzt auch noch, dass auch die Fremde eine Iulia sein mochte! Noch ein wenig perplexer öffnete Iulia den Mund ein ganz klein wenig vor Sprachlosigkeit. Sie warf Stella einen kurzen Seitenblick zu und wartete dann ebenfalls die Reaktion der Männer ab, dabei jedoch schon die Zahnräder im Kopf am Rattern. Wollte sie etwa auch hier einziehen? Und auch ihr Sklave nach....heute eben?

    Zitat

    Original von Glaucon
    Was war hier eigentlich los? Unzählige Menschen in diesem Dorf und ausgerechnet hier traf Caesoninus seine Cousine? „Und was für eine!“, dachte ich mir. Ich musste an ihr dran bleiben, auch wenn sie zunächst etwas verschreckt und abgelenkt, wohl meinen Namen zunächst nicht mitbekommen hatte. Doch zuerst, musste ich dem Friseur eine klare Ansage machen. Für meine Ansprüche war der Laden ohnehin etwas zu extravagant. Die Haare kürzen mein Guter. Und den Bart ganz entfernen! Also alles schön blank machen!Dann widmete ich mich wieder der schönen Julia. Ich setzte mich in die Hocke, um zu ihr aufblicken zu können. Mit der linken Hand fixierte ich die Stuhllehne und schaute ihr erneut in die Augen, während der rechte Arm auf dem rechten Oberschenkel ruhte. Zweiter Versuch!: Verzeih, wenn ich dich erschreckt habe Julia. Mein Name ist Glaucon. Ihren Namen hatte ich ja nun bereits vernommen. Dein Cousin und ich waren gerade einen trinken. Ich habe gleich ein Bewerbungsgespräch beim Curator Rei Publica. Ich wollte mich zuvor noch unbedingt frisieren lassen. Da hat er mich eben hier hin geschleppt. Doch unter uns. Ich näherte mich ihrem rechten Ohr und flüsterte ihr zu, während sie an Selbigen meinen warmen Atem spürte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Der Bursche neben Caesoninus sieht aus, als würde er lieber eine Frau aus mir machen. Kann ich dem Vertrauen?



    Magister Frisenius, Barbiermeister


    Ein wenig verwirrt verfolgte der Meister das sich hier direkt vor ihm dargebotene Schauspiel einer Seifusoperus, hin und hergerissen zwischen Verzückung, Interesse und der Beschämung darüber, dass andere wussten, dass er zusah. Anschließend gab dann endlich dieser süße neue Spatz seine Wünsche bekannt, woraufhin Frisenius mit einer nachdenklichen Pose der Hand unterm Kinn vor ihm stand und sein Gesicht studierte, gemäß der Wünsche dieses Kunden. "Hmm...hm, ich weiß nicht Schätzchen, ganz wirklich den Bart ab? Komplett? Ach Gottchen, gerade dieses Männerhaar lässt dich doch stattlich und männlich und brrrr aussehen! Diese verspielten Locken darin, einfach hinreißend! Hm? Du bist dir also ganz, ganz sicher? Nun gut, dann wird sich Magister Frisenius fügen und tun, wonach dir immer beliebt, Schätzchen, denn der KUNDE IST KÖNIG bei mir, hihi. Komm aber später ja nicht nochmal zu mir und weine mir dann vor, dass alle bloß noch auf dein Kinn starren würden, ich habe dich gewarnt, hihi."


    Doch dem nicht genug, dass dieser Barbar tatsächlich diesen unvergleichlichen Bart abrasieren lassen wollte, nein, die Seifusoperus ging prompt wieder weiter!
    Denn als der Meister mit der Schere kommen und zu schneiden beginnen wollte, fuhr diese Neue von den Iulias herum wie eine Giftschlange und zischte auch ganz gut, worauf es Magister Frisenius zuviel wurde und er die Hände emporwarf und rief: "Ach, Kinder! So kann ich nicht arbeiten! Es ist genug Magister Frisenius für euch alle da, keine Sorge, keine Sorge!"


    Wann nur endlich dieser iulische Kerl etwas sagen würde, dachte sich Frisenius. Ach, du blonder, iulischer Götterbote! Komm und errette mich von dieser Tragikomödie (dachte er sich schmachtend)!



    Magister Frisenius, Barbiermeister


    Magister Frisenius freute sich ungeheuer darüber, dass Iulia Stella, diese gute Bekannte von seiner guten Kundin, Iulia Phoebe, ihr Versprechen eingehalten hatte und auf einen Haarschnitt bei ihm persönlich vorbeigekommen war. Ach, was hatte sie nur für göttliches Haar! Der Meister war ganz hingerissen davon. Natürlich hatte er, gemäß seiner Gewohnheiten, ihr sofort bei Beginn ihrer Sitzung eine Auswahl an ganz kleinen Leckereiimbissen hingestellt, von denen sie naschen konnte, während er ihr unentwegt von ihrem Haar vorschwärmte und den neuesten Frauentratsch von sich gab. Als er fast fertig war, kamen weitere Neuankömmlinge herein. Den einen glaubte er zu kennen, ein Iulier. Noch einer! "Oh, entschuldige Püppchen, aber neue Kundschaft hat sich gerade angekündigt. Ich hoffe es stört nicht, dass ich fix abgeben muss?" fragte er und ließ Schere und restliches Barbierwerkzeug in die Hände eines Gehilfen fallen, der den letzten Rest fertig machen sollte für Stella.


    Anschließend rauschte er hinüber zu dem strammen Iulier und dessen Freund und begrüßte ihn: "Nanunana, starker Mann, wen bringst du mir denn da? Ach ist er entzückend! Ein Freund von dir? Du musst mir alles erzählen, ich bestehe darauf. So, was darfs denn sein? Ein bisschen schneiden? Oder doch eher neue Locken? Ach Gottchen, wo sind nur meine Manieren!" Er drehte sich um und klatschte graziös in die Hände. "Wein! Wein und Leckereien für die beiden! Was bin ich nur heute wieder für ein Schussel, ich könnte mich ohrfeigen! Haaach!"



    Auch an der sonst so auf gutes Benehmen bedachten Iulia waren die Feiertage der Saturnalien nicht spurlos vorübergegangen. Sie genehmigte sich den einen, oder anderen Becher Wein mehr als sonst und es gefiel ihr das bunte Treiben, das ihr Verwandter Caesoninus hier in der Domus Iulia veranstaltete. Sie mischte sich immer wieder einmal in die Menge und sprach mit der einen, oder anderen interessanten Person. Auch galt es unverschämte Bengel abzuwehren, die das dichte Geschiebe der Leute in den Räumen ausnutzten, um ihr auf den Hintern zu fassen. Ja sie machten sich ein regelrechtes Spiel daraus, wer es schaffte Iulia zu berühren und anschließend den Rückzug anzutreten, ohne von ihr eine gewischt zu bekommen. Eine Weile machte es sie nichts aus, doch als sie dann doch genug hatte, wurde sie so energisch, dass es die Jungen für genug befanden und das Weite suchten. Anschließend musste sie doch noch einmal grinsen, während sie ihnen hinterher sah. Anschließend ging sie ins Triclinium, um sich Schweinekrusten mit Honig vom Buffet zu holen. Dort angekommen nahm sie sich welche und beobachtete die Menge um sich herum. Einige bekannte, aber auch viele fremde sah sie da, die lauthals durcheinander riefen und lachten und in ihrer Mitte bemerkte sie auch ihren Vewandten Caesoninus, wie er all das Chaos um sich herum genoss, ganz so, als wäre er der König aller Narren und sie andere bloße Spieler. Iulia grinste und winkte ihm zu, vielleicht bemerkte er es ja. Doch danach ging sie noch einmal zum Buffet und holte noch ein wenig mehr Essen, doch nicht für sich. Anschließend machte sich auf den Weg ins Cubiculum ihrer Mutter, Servilia Gemina.


    Denn der von Iulia heiß geliebte Hausdrachen befand sich endlich wieder auf dem Weg der Besserung. Das Fieber war weg und Servilia Gemina benötigte nur noch etwas Bettruhe. In einer Woche etwa wäre sie schon wieder ganz die Alte. Servilia Geminas Zimmer war eines der wenigen Zimmer der Domus Iulia, die während der Saturnalien abgeschlossen waren, damit keine Festgäste hinein konnten und Iulias Mutter in Ruhe ihre Gesundheit wiederaufbauen konnte durch fleißiges Betthüten. Iulia betrat den Raum und schloss hinter sich anschließend wieder die Tür. "Sieh nur Nana, ich habe dir Essen mitgebracht." begrüßte sie sie mit einem Strahlen im Gesicht. Da sie wusste, dass es ihrer Mutter wieder besser ging und sie nicht sterben würde machten die Saturnalien für Iulia gleich doppelt feiernswert.




    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina jedoch war ganz hibbelig und zappelig, als sich ihre Tochter zu ihr an den Bettrand setzte. "Ach, dieser verdammte Medicus! Verschreibt er mir ausgerechnet diese Woche Bettruhe, wo ich doch so gerne mit meinem kleinen Sperling draußen bei den anderen wäre." sagte sie und bedachte Iulia mit einem liebevollen Blick. Iulia konnte nur lächelnd den Kopf schütteln. "Du weißt was der Arzt gesagt hat, Nana. Keine Anstrengungen und viel Ruhe, dann geht es dir bald wieder besser." Doch Servilia Gemina winkte ab. "Ach, was wissen diese Ärzte schon! O ich wäre nur sooo gerne jetzt gerade bei den Leuten draußen! Ihr Gelächter und ihre Spottlieder zu hören und das gute Essen durch den Türspalt hereinzuriechen macht mich noch ganz wahnsinnig! Hast du denn heute schon wen von den anderen gesehen? Stella etwa?" fragte sie und ließ dabei ein riesiges Stück Schweinekruste im Mund verschwinden.
    Iulia verneinte: "Nein, niemanden von der Familie, außer gerade eben Gaius. Er sitzt im Triclinium und erfreut sich am Chaos, das er Onkel Marcus ins Haus getragen hat. Aber hey! Io Saturnalia, nicht?" lachte sie und auch Servilia war danach zumute. Nachdem sie so nah und so lange am Abgrund des Todes entlanggewandert war, wollte sie einfach nur noch das Leben mit beiden Armen packen und ganz fest umarmen...wenn da nur nicht diese nichtsnutzigen Ärzte wären, die ihr da vorerst einen Strich durch die Rechnung machten.
    "Naja, der alte Haudegen wird bestimmt in der Castra hocken und dort mit seinen Kumpanen anstoßen, nicht?" meinte Iulias Mutter. "Kann schon sein, ich weiß es nicht. Auch nicht, wo Stella steckt, aber naja. Ich denke ich gehe langsam wieder. Ich will hinunter zum Forum und nachsehen, was dort gerade so los ist. Bis später Nana!" rief sie und machte sich auf und davon. Servilia Gemina winkte ihr nach "Viel Spaß, kleiner Sperling und pass auf dich auf! Dass du dich ja auch nicht entehren lässt!", ehe ihre Tochter auch schon verschwunden war und Servilia Gemina wieder alleine im Bett saß. Nur sie und die Schweinekrusten mit Honig.

    Servilia Geminas Fieber dauerte immer noch an und wollte einfach nicht weggehen, was Iulia große Sorgen bereitete. Sie dachte daran, dass der Umstand bestehen konnte, dass ihre Mutter sterben konnte, weshalb sie in letzter Zeit öfters kurz davor gewesen war in Tränen auszubrechen. Was sollte sie nur tun, wenn tatsächlich dieser Fall eintreten sollte?


    Ganz besorgt und um Fassung ringend wollte sie über das Atrium den Weg in ihr Cubiculum nehmen, als sie genau dort auf eine Gruppe Fremder und auf Caesoninus traf. "Nanu?" entfuhr es ihr und ganz automatisch blieb sie stehen.