Beiträge von Iulia Phoebe

    Ohne die ganzen Missgeschicke hätte sie sich bestimmt sehr gut amüsiert, da war sich Iulia sehr sicher. Denn man musste schon zugeben ihr Vetter hatte das ganz große Programm aufgefahren. Sie konnte sich nicht erinnern schon einmal auf einer schöneren Feier gewesen zu sein. Der Ort, die Leute, die Musik und natürlich das Essen, alles stimmte einfach haarklein.
    Wenn da nicht ihre persönlichen Unglücke an diesem Abend gewesen wären, aber das tat jetzt nichts mehr zur Sache. So also ließ sie ihren Bericht der heutigen missglückten Ereignisse links liegen und antwortete bloß: „Ja, du hast dich selbst übertroffen! Mein Kompliment an den Organisator!“ Sie schenkte ihm noch einmal verschmitzt lächelnd ein Zwinkern, ehe Iulia auch schon weiter schwebte. Sie hatte eine Verabredung mit einem ordentlichen Becher Wein.

    Da Cerretanus nach ihren letzten Worten weiterhin schwieg, beschloss Iulia es fürs erste gut sein zu lassen. „Na dann Germanicus Cerretanus, es war nett deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich hoffe dir wird es gut ergehen in Germania. Vale bene.
    Und mit diesen Worten schwebte sie davon. Das was sie jetzt brauchte war ein großer Becher verdünnten Weines. Vielleicht auch unverdünnt, wenn sie den Cellarius dazu brachte (oder besser noch, er gar nicht am Weinstand war). Auf dem Weg dahin kam sie am Buffet vorbei und erblickte dort Caesoninus. Lächelnd blieb sie bei ihrem Vetter stehen. „Na wie läuft die Feier bislang? Alles zu deiner Zufriedenheit?


    Der kurze Plausch mit Caesoninus sollte sie ihrer Ansicht nach nicht lange aufhalten. Nach all dem mehr schlecht als recht erlebtem heute, rief jede Faser ihres Körpers nach einem ordentlichen Schluck Wein.

    Iulia erötete über Stellas Lob: „Dankeschön, dankeschön, aber dir passt er bestimmt auch gut!
    Sie befühlte ihrerseits eingehender den Stoff. Was man wohl daraus alles machen konnte? Am besten gleich die beste Freundin und Cousine fragen! „Hm, ich kann mich nicht so recht entscheiden, was ich mir jetzt daraus schneidern soll. Was würdest du tun? Vielleicht gehen sich ja zwei Kleider aus dem Stoff aus, dann könntest du dir auch eines aus dem Rest machen!“ meinte sie begeistert.


    Dann fiel ihr ein, dass sie das beste noch gar nicht erzählt hatte. „Achja, Stella! Weißt du, was der Händler mir noch gesagt hat? Dass das Volk aus Serica auch als die Seidenleute bezeichnet werden. Jedes Baby soll dort direkt nach der Geburt in seidene Windeln gekleidet werden und Serica überhaupt ein gewaltiges Kaiserreich am anderen Ende der Welt sein, ja sogar eine Art zweites Roma! Kannst du dir das vorstellen? Ich wüsste gerne wie wohl diese Leute so im Detail sind“, meinte sie verträumt.

    Iulia versuchte so gut es ging sich auf das Stück zu konzentrieren, trotz all des Lärms und der Ablenkung rund um sie herum. Einfach die geistigen Scheuklappen angelegt und stur den Blick auf die Bühne gerichtet halten, dann würde es schon klappen. So verfolgte sie Medeas dramatischen Werdegang und das anschließende geistige Duell mit dem hehren Kreon, während sie ganz hingerissen war von des Pantomimen Schauspielkunst. War er in einem Moment noch Medea gewesen, so reichte schon ein Augenblinzeln (so kam es Iulia vor), dass er daraufhin auch schon wieder Kreon war nach einem blitzschnellen Maskenwechsel, während der Chor das Spielgeschehen wortgewaltig mit Gesang begleitete und den kulturellen Genuss nochmal immens steigerte.


    Doch als dann Caesoninus zu ihrer linken und die unbekannte Frau zu ihrer rechten, bei der sie sich zuvor entschuldigt hatte, quasi über ihrem Schoß hinweg ein Gespräch begannen, war ihr das dann doch zu störend. So stand Iulia auf und („Rutsch einmal!“) quetschte sich zwischen Iulia Graecina und Caesoninus wieder auf die Sitzbank, sodass die beiden Gesprächspartner jetzt direkt nebeneinander saßen und sich unterhalten konnten, während Iulia ihrerseits wiederum ihre Ruhe beim Verfolgen des Stücks haben würde. Doch noch war sie einen Moment abgelenkt. Amüsiert beobachtete sie das angeregte Gespräch der beiden anderen, bis sie Graecina anstieß und ihr mit dem Kopf in Richtung Caesoninus nickend zuraunte: „Der Löwe jagd wieder.

    Nein, was war Iulia entzückt über die Kunst des Polychares! Es war genauso wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte den Atem angehalten, als Medea das erste Mal auf der Bühne erschienen und der Chor zu singen begonnen hatte. Zu welch fließenden Bewegungen dieser Schauspieler in der Lage war, man konnte ja beinahe schon denken, dass man selbst Teil des Stückes war, so sehr fesselte die Pantomine Iulias Aufmerksamkeit.


    Umso unerfreulicher war daher dann, als Caesoninus neben ihr seinem Ärger wieder Luft machte. Das ließ auch Iulia etwas schnippisch werden. „Psst, was machst du nur. Sei leise!
    An ihre dunkelblonde Sitznachbarin zu ihrer rechten gewandt sprach sie mit gesenkter Stimme: „Ich bitte um Vergebung, falls mein Vetter dich gestört haben sollte. Es kommt nicht wieder vor.
    Noch ein drohender Blick mit gesenkten Augenbrauen in Richtung ihres Vetters und dann wandte auch Iulia wieder den Blick hinunter zum Schauspiel, dabei jetzt schon Caesoninus verfluchend, weil sie ein Stück der Darbietung verpasst hatte.

    Iulia liebte die Stücke des Euripides!
    Andromeda, Antigone, Kyklops und Elektra und wie sie nicht alle hießen. Jedes von ihnen war sehr unterhaltsam und genau das, was Iulia nach einem langen Tag entweder im Theater sehen, oder zuhause im Bett lesen wollte. Doch nicht nur das, auch eine weitere Kunstform verehrte sie; die Pantomine.
    Wie faszinierend es war dabei Zeugin zu sein, wie ein einzelner Mann alle Rollen bediente und so völlig neue Ausdrucksformen der bekannten Geschichte erzeugen konnte. Die einprägsamen Lieder, die das szenisch dargestellte begleiteten und erst die Masken!


    Daher verwunderte es kaum, dass Iulia ganz aus dem Häuschen war, als sie eines Tages beim Einkaufen am Argiletum mitbekam, dass der große Polychares wieder nach Rom kommen und eine Pantomine zu Euripides‘ „Medea“ zum Besten geben würde! Zwei ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigungen vereint zu einer Darbietung das MUSSTE sie einfach sehen! Doch natürlich nicht alleine so als Frau. Deshalb hatte sie sehr lange und sehr intensiv ihren Vetter Gaius Iulius Caesoninus angebettelt, dass sie sooo gerne dieses Stück sehen wolle und dafür eine Begleitung brauche, mit dem Ergebniss, dass sie jetzt hier im Pompeiustheater sitzen und sich auf Polychares freuen konnte.
    Ja, das Leben war schön.

    Iulia war an diesem Morgen ganz guter Dinge. Die Vöglein sangen, sie hatte wohlige Träume gehabt und war früh aufgewacht, gekitzelt von der Sonne. So lag sie jetzt da und sah aus dem Fenster in Gedanken daran zu überlegen, was sie heute so alles anfangen wollte. Sollte sie mit Iulia Stella einkaufen gehen? Oder besser einmal wieder die Bäder besuchen? Sie war schon seit Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen. So ganz heißes Wasser würde ihr bestimmt gut tun. Gähnend streckte sie sich kurz, ehe sie sich auch schon wieder aufs Bett zurückfallen ließ, hinein in die kuscheligen Laken. Darüber nachdenkend, ob sie wirklich heute in eine Therme gehen sollte, legte sie ihre rechte Hand auf ihre Brust und streichelte sie etwas. Zu schade nur, dass Männer und Frauen getrennt zu baden hatten. So konnte man gar niemanden kennenlernen. Die Frauen redeten sowieso alle immer nur das gleiche Zeug von heiraten, wer von den Männern der erfolgreichste, größte, stärkste und süßeste Typ war und was sie wo gekauft hatten, oder demnächst kaufen wollten. Nicht gerade Themen, die sie im Moment interessierten.


    So lag sie also da auf ihrem Bett, als ihre Leibsklavin Callista kurz klopfte und das Zimmer betrat. Iulia (unbekleidet wie sie war) wandte ihr den Kopf zu, beließ ihre Hand jedoch, wo sie war.



    Callista, Leibsklavin und -wächterin der Iulia Phoebe


    Guten Morgen, Domina.
    Morgen, Callista.


    Die Sklavin durchquerte den Raum zu einem kleinen Kästchen an der anderen Wand und zog eine Schublade auf. Darin befand sich ein mittelgroßer Kamm aus Elfenbein, den sie herausnahm. Iulia setzte sich im Bett auf und wandte ihr den Rücken zu. Callista ließ sich hinter ihr nieder und begann ihr das Haar zu kämmen.
    Schon eine Idee, was du heute machen willst?
    Iulia seufzte, während sie das leichte Ziehen an ihren Haarwurzeln genoss, wann immer die Sklavin den Kamm durch ihre Strähnen gleiten ließ.
    Noch nicht so wirklich...ich hätte an Einkaufen gedacht, oder an einen Besuch in den Thermen. Was sagst du dazu?
    Das sind gute Ideen.
    Iulia (mit Blick zur Wand am oberen Bettende) verzog ihr Gesicht zu einer ironischen Miene, doch Callista lieferte noch einen Nachsatz: „Aber ich denke, du willst heute etwas anderes machen, oder?
    Das brachte Iulia dann doch wieder zum grinsen, Callista kannte sie einfach zu gut.
    Wann hast du dich zuletzt im Waffentraining geübt?“ fragte Iulia auf einmal, um von ihrer noch planlosen Tagesgestaltung abzulenken.
    Jetzt war es an Callista etwas den Mund zu verkneifen (was ihre Herrin natürlich nicht sehen konnte).
    Es ist eine Weile her.
    Das hatte Iulia sich schon gedacht.
    Dabei waren Dolche und Klingen früher dein Leben.
    Das ist lange her, wie du weißt.
    Ja...
    Eine Weile lang herrschte Stille.
    Willst du es mir heute beibringen mit einem Dolch umzugehen?
    Callista lächelte sanft.
    Nein Iulia. Du weißt doch, dass deine Familie nicht sehr erfreut darüber wäre, solltest du dabei verletzt werden.
    Und wenn ich es dir befehlen würde?
    Auch dann würde ich mich weigern. Es ist unschicklich für eine Römerin von deinem Geblüt.
    Iulia verdrehte die Augen, während Callista jetzt die Haare an der rechten Seite kämmte. Es stimmte ja was sie sagte, aber das wäre bestimmt ein unterhaltsamerer Vormittag geworden, als der übliche Frauenkram.
    Was ist mit Kampfstöcken?
    Domina?
    Na du hast doch früher auch viel mit Kampfstöcken gegen die Römer gekämpft. Lehre mich einfach deren Handhabung? Klingen hätten die keine.
    Auch das, fürchte ich, würde Senator Iulius Centho oder sonstwer keinesfalls erlauben. Kampfstöcke machen auch bei leichter Handhabung schon blaue Flecken.
    Leicht frustriert schnaubte Iulia. Heute wollte aber auch gar nichts klappen bei ihrer Tagesplanung. Einkaufen und Badengehen waren ihr zu langweilig und etwas Waffentraining verboten, „weil sie ein Mädchen war“. Es war zum Schreien.
    Was soll ich sonst machen? Sterben vielleicht?
    Callista lachte ihr ganz eigenes, sanftes Lachen.
    Nein, ich denke soweit musst du nicht gehen. Wir sind fertig.
    Sie reichte Iulia einen Spiegel. Zufrieden besah sie ihre frisch gekämmten Haare darin. Dann stand sie auf und lief hinüber zu einer Truhe, um sich endlich etwas überzuziehen. Heute wollte sie etwas blaues tragen. Anziehen erledigte Iulia grundsätzlich alleine.
    Vollständig bekleidet kehrte sie wieder zum Bett zurück und ließ sich darauf nieder, damit Callista ihr die Haare alltagstauglich hochstecken konnte. Wieder herrschte Stille zwischen den beiden.
    Da pochte es nach einer Weile an der Tür.



    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Juhuu, kleiner Sperling, bist du schon wach? dröhnte es von der anderen Seite der Tür hindurch.
    Komm rein, Nana.
    Die Tür sprang auf und schon schwebte Iulias Mutter, Servilia Gemina, mit der Grazie eines vollgefressenen Nilpferds über die Schwelle.
    Gute Morgen ihr beiden! Ich... so willst du heute außer Haus gehen?
    Kritisch begutachtete sie die Frisur, die Callista ihrer Herrin gerade machte. Iulia besah sich die Haarschnecken im Spiegel.
    Ja? Wo ist das Problem?
    Mit zweifelnder Miene schüttelte Servilia Gemina leicht den Kopf.
    Also mit diesem Gekröse auf dem Haupt wirst du keinen Mann finden. Callista, lass mich doch einmal ran.
    Und schon hatte sie die Sklavin aus dem Weg geschubst und machte sich selbst ans Werk.
    Iulia war genervt. „Nana! Lass Callista das machen! Mir gefiel es so, wie es war!
    Nichts da! Meine Tochter geht mir nicht mit einem Packen Weinbergschnecken am Schädel außer Haus! Callista! Du kannst gehen!
    Die Angesprochene neigte kurz das Haupt und zog sich zurück.
    Kindchen, ach Kindchen, was soll ich nur mit dir machen? Wieso strafen dich die Götter nur so bei der Heirat?
    Ja, dieser Tag versprach plötzlich doch nicht mehr so der ihre zu werden...
    Sich ihrem Schicksal ergebend seufzte sie und ließ ihre Mutter machen.
    Sind wir mit dem Hochzeitsgerede jetzt fertig? Ich...
    Ach Liebes, ich fange doch gerade erst an!

    Auch wenn sie von der gleichen Familie waren und im selben Haus wohnten, wartete Iulia geduldig das Einverständnis von Stella ab, ehe sie durch die Tür stürmte, voller Freude über ihre Erlebnisse am Markt.


    Hallo Stella! Sieh dir das an!“ Stolz breitete sie den den zuvor gekauften Seidenstoff auf Iulia Stellas Bett aus. „Das ist Seide aus Serica! Wahnsinn, nicht? Der Händler sagte mir Serica soll sogar noch hinter Parthien und Alexanders Indien liegen. Ich kann mir das kaum vorstellen und du? Wie findest du den Stoff?“ sprudelte es aus ihr in ihrer ganzen Freude hervor.


    Stella war doch -im Gegensatz zu Iulia- auch schon auf Reisen gewesen, vielleicht hatte sie dabei schon mal was von diesen Seidenleuten gehört? Ooh Iulia würde soo gerne einmal dieses mysteriöse Serica sehen!

    Iulia war wieder auf großer Einkaufstour auf Roms Märkten gewesen. Alles schon mal angehabt, nichts passte mehr und jeder hatte alles von ihr schon mal gesehen. Man kannte das ja. So also war es das Los der Iulierin, getreu den Erwartungen der Gesellschaft loszulaufen und das Forum Traiani und die anderen Orte mit Tuchgeschäften unsicher zu machen. Sie trommelte eine Schar von Sklaven zusammen und scheuchte sie vom hohen Rosse ihrer Sänfte aus überwachend durch die Gassen der Ewigen Stadt, um als treue Träger zu fungieren. Am ersehnten Ziel angekommen und zwei Stunden später trat eine vollbeladene Karawane den Rückweg an.
    Als ihnen zuhause der Ianitor die Porta öffnete, staunte er nicht schlecht. Gleich Gliedern der römischen Legion marschierte ein Sklave hinter dem amderen einher, vollbeladen mit Kleidung. Stolz auf ihren Beutezug schwebte Iulia hinter dem letzten hinterher in Richtung Cubiculum. Auf den Fluren kam diese Karawane an jemanden im Flur vorbei. Jeder ignorierte ihn, außer die Herrin selbst. Iulia erkannte Maahes und blieb vor ihm stehen. „Was hast du da?

    Cerretanus machte den Versuch eines Scherzes, den Iulia registrierte. Danach ging es um die Germaniengeschichte im Detail. Also Stationarius war er, interessant. Das erklärte natürlich, was er dort wollte, wenn dort die Stelle vakant war. Allerdings war es schon irgendwie komisch, dass man zur Nachbesetzung einer so unbedeutenden Stelle am Rande der zivilisierten Welt exctra jemanden aus Rom wegholen musste, wo doch gewiss ebenso geeigneter Ersatz in näherer Umgebung, wie Rätien, oder Gallien, oder Germanien selbst sein musste. Aber was wusste Iulia schon vom imperialen Postwesen...


    Seine Aussagen über fehlende Freunde, ließ Iulia aber dann doch wieder stutzig wirken und dass er sie auch dafür brauche, um wenigstens irgendjemanden hier in Rom zu haben, dem/der er schreiben konnte. "Was ist mit meinem Vetter Iulius Caesoninus? Seid ihr keine Freunde? Ich hatte gedacht das wäre gerade der Grund, wieso du heute hier auf dieser Feier bist? Oder schreibt ihr euch nicht?" Sie mussten ja anscheinend befreundet sein, ansonsten wäre der Germanicer heute nicht in der Domus Iulia.
    Iulia wäre froh, wenn sie einige Freunde mehr hätte und gewiss würde sie sie nicht bei erstbester Gelegenheit in Stich lassen.

    Nach ihrer kleinen Einkaufstour am Trajansmarkt wollte Iulia den Stoff natürlich gleich herzeigen und wer kam da besser in Frage, als ihre liebe Cousine Stella?


    So lief sie zuhause angekommen gleich schnurstracks durchs Haus und zu der Tür ihres Cubiculums und klopfte, in der Hoffnung, dass sie zuhause war.


    *Poch*


    *Poch*


    *Poch*

    Iulia horchte auf. Cerretanus wollte nach Germanien?
    Diese Neuigkeit schaffte es sogar den Hauch von Überraschung in die zuvor gut gehütete neutrale Mimik, bzw. ihrer "Maske" zu bringen. "Darf ich fragen was deine Gründe sind, Rom zu verlassen? Also falls es dir nicht zu persönlich ist?" Konnte ja sein, dass es so war. "Du musst wissen, Germanien fasziniert mich ungemein. Leider jedoch hatte ich noch nie die Chance, es einmal mit eigenen Augen zu Gesichte zu bekommen, auch wenn ich mir das sehnlichst wünschen würde." Iulia wusste jedoch selbst nur zur Genüge, dass es das jedoch nicht spielen würde. Was sollte auch eine edle Römerin wie sie (und dazu noch mit einem Hausdrachen als Mutter) für einen gesellschaftsfähigen Grund haben in den wilden Norden zu fahren? Was Cerretanus' Angebot anging, so kam sie tatsächlich ins Überlegen. Sie interessierte es schon wie es dort so war und auch obwohl er ein völlig fremder Mann war, er hatte ihr angeboten, es ihr erzählen zu wollen. Ob es wohl schicklich war, Briefe von ihm zu erhalten?
    Doch andererseits wieso auch nicht. Iulia hatte in letzter Zeit genug Trübsinn geblasen, Zeit einmal wieder etwas verwegenes und aufregendes zu machen (worunter sie auch verstand, als Unverheiratete Briefe von einem fremden Mann zu erhalten mit dem sie keinerlei Bekanntschaft hatte und ihre Mutter das herausfinden könnte, ok dann würde es wirklich brenzlig werden)!
    So also klimperte Iulia mit den Wimpern und tatsächlich stahl sich das erste Mal im Laufe dieses Gesprächs ein Lächeln in ihr Gesicht, als sie sagte: "Es wäre mir eine Freude von deinen germanischen Abenteuern zu hören."


    Cerretanus erzählte ihr ein wenig etwas über seine Familie. Iulia hörte aufmerksam zu. Der Vater entweder zurückgezogen, oder auf Reisen und die Mutter bereits tot...das waren nicht gerade die besten Familienangelegenheiten die man haben konnte. Andererseits war Cerretanus ja schon erwachsen, da war das wieder eine andere Sache, als wenn von Kindern die Rede gewesen wäre. Die brauchten ja durchaus möglichst beide Elternteile für eine gesunde Entwicklung. Doch obwohl ihr Gegenüber bereits erwachsen war, schien ihn seine Verlassenheit immer noch ziemlich zu bedrücken. Würde sie ihn kennen, Iulia hätte, begleitend zu ihren folgenden Worten, ihre Hand zum Trost auf die seine gelegt. So jedoch beließ sie sie in ihrem Schoß gefaltet und sprach nur ein höfliches: „Mein Beileid“, aus. Eigentlich sollte sich ein Römer nicht eine solche Blöße in der Öffentlichkeit leisten, doch sah Iulia in diesem Fall darüber hinweg. Sie war zu gutherzig dafür, trotz all ihren Dornenkönigin-Gebahrens in letzter Zeit. Gerade in diesem Moment wurde sie ein wenig mutlos. Sollte sie überhaupt nie den richtigen kennenlernen? Oder noch schlimmer, eines unschönen Tages als alte Jungfer sterben?


    Süß und ehrenvoll ist‘s in die Fußstapfen seiner Väter zu treten“ wandelte Iulia prompt gekonnt ein bekanntes Zitat um, bzw. lieh sich deren Anfang, als Antwort auf Cerretanus‘ Antwort, er wolle seinem Vater nachfolgen. „Es sollten schon bald zwei Jahre sein, die ich in Rom zubringe. Und ja es stimmt, Misenum ist wirklich herrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da vermisse ich es ungemein.

    Man merkte schon, dass diese Leute nicht von hier waren. Ihre Waren waren nicht zu vergleichen mit z.B. den groben und filzigen Sachen der Italikerin von vorhin. Hier sah alles teuer und exquisit aus. Der Stoffhändler der Karawane hatte schnell bemerkt, dass sich da jemand für sein Gut interessierte, also winkte er Iulia näher heran. „Kommt nur, gute Frau! Kommt näher! Wir haben die beste Ware des Ostens im Angebot! Persische Stoffe mit eleganten Stickereien, feinste ägyptische Baumwolle und nur die beste Seide direkt aus Serica!
    Das hörte sich doch in der Tat fabelhaft an! Also ließ sich Iulia nicht zwei Mal bitten und kam schnell heran. Die angebotene Ware war in der Tat erstklassig. Während sie die einzelnen Stoffe betrachtete, fragte sie den Händler: „Ich habe noch nie von einem Land namens Serica gehört. Wo liegt das? Hinter Parthien?
    Der Händler winkte leicht amüsiert ab. „Ach, sogar noch hinter Indien! Serica ist das Land der Seidenleute und liegt ganz am anderen Ende des Kontinents, ja sogar außerhalb der bekannten Welt! Die Händler, die uns die Seide nach Parthien bringen erzählen davon, dass sie von ihren Zulieferern wiederum gehört haben, dass Serica eine Art zweites Rom sein soll. Ein gewaltiges Kaiserreich, das den ganzen fernen Osten beherrscht und sagenhaft reich. Jedes Kind soll dort direkt nach der Geburt in seidene Windeln gewickelt werden und sogar die ärmste Bettlerin soll ebenfalls in Seide gekleidet sein. Jeder dort trägt es!
    Das klang wirklich sehr interessant für sie! „Bitte, kannst du mir mehr über dieses ferne Land erzählen?“ bat sie. Urplötzlich hatte Iulia ihr Interesse für dieses mysteriöse Serica entdeckt. Doch der Händler winkte ab. „Tut mir leid, das ist alles was ich darüber weiß. Doch wenn du willst, so erwirb doch diese Seide hier, dann hast du immer etwas von diesem Land bei dir zuhause!
    Ob das jetzt Händlerpsychologie gewesen war, oder nicht, jedenfalls klang das nach einer fabelhaften Idee! Also kaufte Iulia den Seidenstoff zusammen mit ein paar anderen festeren (mitunter auch gefärbten) Geweben, um sich daraus später ein sagenhaft schönes Kleid schneidern zu wollen. Mit ihren Einkäufen mehr als zufrieden bezahlte und bedankte sich Iulia und übergab die neuen Sachen Callista zum tragen. Dann wandte sie sich langsam in Richtung Ausgang, während eine neue fixe Idee in ihrem Verstand Platz genommen hatte; das weit entfernte Land der Seidenleute.


    Nahm dieser Abend denn überhaupt kein gutes Ende für sie? Hatte sie sich vielleicht darauf gefreut ein nettes Gespräch mit diesem Fremden führen zu können und womöglich auch eine neue längere Bekanntschaft zu schließen, so wurde sie schnell eines besseren belehrt.
    Wie sprach dieser Kerl mit ihr?! Die Würde einer fremden römischen Dame einfach so mit Füßen zu treten, indem man sie in aller Öffentlichkeit als „introvertiertes Persönchen“ und „introvertierte Iulia“ ansprach! Das steigerte ihren Groll schon sehr. Und wie um alles in der Welt sollte sie ein politisches Amt anstreben wollen, oder können, wo sie doch eine Frau war??
    Denn auch die negative Einstellung ihres Gegenübers zur Politik sagte ihr, dass sie so schnell wohl keine Freunde werden würden, wo sie doch aus einer Familie mit Senatoren kam und Iulias Meinung nach ohnehin jeder wahre Römer so wie immer schon sich um die Politik kümmern sollte, um den Ruhm und die Macht des Imperiums zu mehren. Dies wollte er anscheinend ja auch nicht.


    Sie musste ihre ganze Kraft aufbieten, um ihren Ärger über die Beleidigungen und komischen Aussagen ihres Gesprächspartners nicht nach außen hin sichtbar werden zu lassen, sondern die von ihrer Mutter gelernten „Maske“ eines neutralen, interessierten Gesichtsausdrucks weiterhin aufrecht zu erhalten, den jede wohlerzogene Römerin beherrschen sollte, um die Männer nicht wissen zu lassen, was man selbst dachte.
    Alleine schon aus Trotz würde Iulia jetzt nicht weggehen! Nicht schon wieder davonlaufen, nach dem Fiasko mit Florus Minor! So antwortete sie nach außen hin höflich mit neutralem Ton: „Auch mir lässt deine Bekanntschaft diesen Abend in besonderer Erinnerung behalten. Ich lebe hier in Rom, seit ich von Misenum hierher gezogen bin. Was ist mit dir? Kommst du auch von außerhalb?


    Iulia war nämlich ein Gedanke gekommen. Womöglich war ja auch Cerretanus gar nicht von hier? Als Landei wäre ihm sein ungebührliches Verhalten auf jeden Fall eher zu verzeihen, wenn man dann sagen konnte, er wusste es eben nicht besser, es würde in ihren Augen auch eher erklären, wieso er nicht an Politik interessiert war. Und überhaupt, „Germanicus“, das klang nicht allzu römisch. Eher germanisch.

    Und wieviele dieser...“Inspirationen“ hast du bisher für bare Münze in Drehbuchform verscherbeln können?
    Und für Kino oder TV?
    Und wieviele der verkauften Drehbücher wurden bisher dann auch tatsächlich verfilmt (zwischen Stoffanankauf und Verfilmung ist ja auch nochmal ein Unterschied)?

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Cerretanus
    " Es muss dir nicht leid tun. Wir kennen sich nicht. Daher kann niemand beleidigt sein." antwortete der Germanicer.
    " Ich bin Germanicus Cerretanus und du bist....?" Als ein Sklave vorbei huschte schnappte sich Cerretanus nun einen Becher vom Tablett ohne zu wissen was der Inhalt war.


    " Caesoninus ist ein Freund, Bekannter......also wir kennen uns schon ein wenig länger als die kurze Zeitspanne hier am Fest."


    Irgendwie kam Cerretanus nicht wirklich ins Laufen. Ansonsten recht redseelig wenn er jemanden neues kenennlernte, fehlten ihm nun die Worte um das Gespräch in Fluss zu bringen.
    Abwartend lächelte er nun die Iulierin an.


    Iulia hörte Cerretanus zu.
    Er schien nett zu sein und außerdem waren sie hier auf einem Fest, weshalb sie für sich beschloss, sich ein wenig mit dem Germanicer zu unterhalten. Was sollte sie auch sonst auf diesem Fest, wenn nicht mit den anderen Gästen sprechen? In den sicheren Mauern der Domus Iulia mit ihren männlichen Familienangehörigen und all den iulischen Haussklaven um sich herum konnte sie es ruhig wagen sich auf Fremde einzulassen, vor allem, da ihre Anwesenheit ja auch bedeutete, dass sie wenigstens irgend ein anderes Familienmitglied (gesetzt des aktuellen Anlasses am ehesten Caseoninus) von Iulia kannten.


    Also antwortete sie: "Mein Name ist Iulia Phoebe. Es ist angenehm deine Bekanntschaft zu machen", in sehr höflichen Ton, gespannt darauf was sie wohl erwarten mochte. Gleich darauf bestätigte sich ihre Vermutung. "Ah, ja mein Vetter hat viele Bekannte in Rom, ganz im Gegensatz zu mir. Ich komme ursprünglich aus Misenum und lebe eigentlich auch schon seit mehr als einem Jahr in der Hauptstadt, aber", verlegen lächelte sie, "Es hatte bisher einfach nicht sein sollen. Ich besitze Gaius' überschäumende Extrovertiertheit einfach nicht."


    Iulia hatte sich mit der Zeit wieder beruhigt, doch irgendwie auch den Spaß am Fest verloren, wenn es schon so schlecht begann. Sie dachte nicht daran, dass es noch wesentlich besser werden konnte. Wie auch? Sie kannte nicht wirklich jemanden hier und nach ihrer kleinen Zwischeneinlage am Buffet...aber egal.


    So war sie tatsächlich am überlegen, ob sie das Fest nicht wieder verlassen und sich in ihr Cubiculum begeben sollte, oder ihre Mutter, Servilia Gemina, besuchen gehen, die ja sowieso noch immer schmollte, weil nur junge Leute -außer Senator Centho- zum Fest geladen waren und sie eben nicht...


    Plötzlich jedoch geschah etwas unerwartetes, jemand sprach sie an!
    Überrascht wandte Iulia den Kopf, um nachzusehen wer das war. Es war ein braunhaariger Fremder, der da sein Glück wagte.
    "Tut mir leid, kennen wir uns?" war ihre erste Reaktion.
    Vielleicht nicht gerade die übliche Anrede auf einem Fest, doch es war und blieb eben Iulia Phoebe, verkrampft und zugeknöpft bis oben hin Fremden gegenüber, selbst wenn man sie auf einem Fest kennenlernte.

    Jetzt galt es wieder sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Nachdem Iulia fast die ganze Zeit ihrer Anwesenheit hier auf den Trajansmärkten damit verbracht hatte die Modeberaterin für andere zu spielen, wollte sie sich zusammen mit Callista wieder um ihr eigentliches Anliegen kümmern und zwar für sich selbst ein paar schöne Stoffe, oder gar Kleidungsstücke zu kaufen.
    Immerhin konnte sie ja nicht noch länger die Klagerufe ihres armen Kleiderschranks ignorieren!


    So sahen sich die beiden Damen nach passenden Händlern innerhalb der soeben betretenen Halle um. Für Gewürze, kleine Kostbarkeiten, Alltagsgegenstände, so ziehmlich allem erblickte sie einen Stand, doch keiner der Stoffe anbot war darunter. Ob sie es noch einmal bei den Händlern draußen am Platz versuchen sollte? Sie war ja zuvor gar nicht dazu gekommen bei dem einen seine besten Stoffe zu prüfen, die sie verlangt hatte zu sehen. "Versuchen wir es noch im oberen Stockwerk, ansonsten gehen wir wieder hinaus." sagte sie so von der Seite her in Callistas Richtung und steuerte auf die nächstgelegene Treppe zu.
    Oben angekommen eröffnete sich ein nicht minder reiches Angebot an Waren, so wie unten und draußen. Callista, die größere der beiden, meinte, dass sie hier durchaus ein, oder zwei Stände von Stoffhändlern sehen könne. "Wirklich?", war Iulia erfreut. Nicht lange später dann bog sie in eine Nebenreihe ein und fand sich vor mehreren orientalisch aussehenden Männern mit ihren Handelswaren wieder. "Das muss diese Karawane aus dem Osten sein, von der ich dir heute Morgen erzählt habe! Komm!" rief sie entzückt in Richtung ihrer Sklavin, um deren exotische Stoffe näher zu betrachten können.


    Immer noch etwas peinlich berührt und erschrocken über ihre unerwarteten erregten Empfindungen bei Florus Minors Ansicht, marschierte Iulia über das Fest, auch noch ihren Teller in der Hand mit des Annaäers Speisen darob. Sie wollte nur so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem Ort des Zwischenfalls bringen, nicht gerade das was sie sich vom bisherigen Abend erwartet hatte. Nach einer Weile jedoch war sie es leid mit dem Teller voller Essen ständig im Kreis zu laufen (sooo groß war ja der Hortus auch wieder nicht), weshalb sie sich den am weitesten vom Buffet entfernten Essenstisch für die Frauen aussuchte, um darauf Platz zu nehmen und endlich ihre Speisen zu verzerren, um das leidig gewordene Thema Essen endlich abzuschließen. Als das dann geschafft war, stand Iulia wieder auf und drückte den Teller einem vorbeihastenden Sklaven in die Hände. Was sollte sie jetzt nur anfangen? Ganz so recht wusste sie das nicht. Rechts von ihr bei den Sitzgruppen bemerkte sie ihren Vetter Caesoninus, wie er gerade mit einer unbekannten Frau sprach (dass Iulia eben diese Dame schon einmal in den Thermen getroffen hatte, hatte sie schon längst wieder vergessen). Stella war natürlich bei Florus Minor beim Buffet und von anderen Iuliern hatte sie bislang noch weit und breit nichts gesehen. Unentschlossen stand sie also so da, ganz in der Nähe einer ganz gewissen braunhaarigen Person.