Beiträge von Luna

    Fast schon überrascht schaute Luna den Soldaten an und doch nahm sie den Met dankend entgegen. „Danke, Dominus.“ Sie trank nur einen kleinen Schluck, dann drehte sie den Becher in ihren Händen und sah den Soldaten lange an. Sie schüttelte den Kopf, bevor sie anfing zu sprechen. „Nein nicht ausgeliehen. Ich lebe jetzt hier. Euer Präfekt meinte das es nicht gut wäre, wenn ich bei meinem Dominus leben würde. Er denk, dass es nicht gut ist für die Moral. Weil doch viele denken, dass ich ihn mit einem Bann belegt hätte. Wenn ich nun also ständig um ihn herum wäre... ich denke du weiß was ich meine oder? Der Präfekt hat nun gefragt, wer bereit wäre mich aufzunehmen. Dominus Flavius hat sich bereit erklärt. Der Präfekt meinte außerdem es wäre besser wenn ich mich zumeist hier im Haus aufhalte, also so wenig wie möglich nach draußen gehe.“ Luna sah Frugi an, während sie nüchtern berichtete warum sie hier war. Das sie sich eingesperrter den je vorkam sagte sie nicht. Aber man konnte es wohl sehen, denn gerade bei ihrem letzten Satz wäre ich fast der Becher aus den Händen geglitten, weil sie leicht zu zittern anfing.

    Sim-Off:

    Ich geh einfach mal davon aus, dass die Übergabe bereits stattgefunden hat.



    Den ganzen Tag herrschte schon reges Treiben im Haus. Eigentlich wurde sie gerade überall gebraucht. Immer mal wieder erklang ein Ruf und Luna versuchte allen gerecht zu werden. Sie reichte Topfe und Pfannen, brachte Kräuter und Gewürze zu dem der sie gerade brauchte auch musste sie bei der Dekoration hier und da mit Hand anlegen. Natürlich war es anstrengend doch sie ließ sich nichts anmerken. Als nun soweit alles fertig war und die Soldaten sich anschickten sich zu erfrischen fragte sie nun also den Octavier. „Soll ich euch zur Hand gehen, Dominus?“ Ja sie beherrschte es perfekt zwischen den Welten zu wandeln. Einerseits Idun auf der anderen Seite die perfekte römische Sklavin. Heute war eben mal wieder Luna die Sklavin gefragt.

    Luna hörte die ganze Zeit stumm zu. Hier wurde gerade über sie entschieden. Und was am Ende dabei herauskam schmeckte ihr schon mal gar nicht. So nah und doch so fern. Wie es aussah wollte der Offizier sie in einem Haus am liebsten einsperren. Wusste er eigentlich was er da verlangte? Sie war es nicht gewohnt den ganzen Tag in einem Haus zu verbringen. In der Natur da kannte sie sich aus, da fühlte sie sich wohl. Selbst hier im Lager, wenn sie draußen war fühlte sie diese beklemmende Gefühl. Und jetzt sollte sie im Haus bleiben? Jetzt wo der Sommer vor der Tür stand. Wo es warm wurde, wo man die Natur genießen konnte.
    Natürlich sagt sie nicht von ihren Gedanken. Ihre Miene blieb ausdruckslos. Sich anders kleiden? Ja bei allen Götter was sollte sie denn anziehen? Sie hatte nichts anderes als die alten Tuniken von Verus. Es war ja nun nicht so, dass sie für eine Reise ihre sieben Sache gepackt hatte. Nein sie hatte alles was sie besaß zurückgelassen. Nur das Kleid welches sie getragen hatte als man sie festnahm war ihr geblieben. Jenes Kleid welches die Soldaten auf dem Forum zerfetzt hatten. Nun besaß sie wirklich nichts mehr. Wo also bei allen Göttern sollte sie unauffällige Kleidung herbekommen?
    Unsicher sah sie also zu Verus, bevor sie den Offizier wieder anblickte und einfach nur ein bestätigendes „Ja Dominus.“ Über ihre Lippen brachte.

    Es waren seine Arme, die sie hielten, sie emporhoben und sie trugen. Seine Arme waren es die sie hier hielten. Idun legte den Kopf an Verus Schulter. Wollte sprechen, doch konnte sie es nicht. Ihre Augen waren offen und der Blick ging hektisch umher. Glasig war ihr Blick. Sie kämpfte. Sie kämpfte um nicht in die Dunkelheit zu fallen. 'Pferd:' hörte sie und sie wusste, wenn sie durchhielt würde alles gut werden. Mit letzter Kraft legte sie die Arme um seinen Hals. „Verus.“ hauchte leise und ihr heißer Atem streifte seine Hals. Dann schloss sie die Augen und versuchte ihren Körper zur Ruhe zubringen.

    Idun nicke. Es gab immer einen Grund für Kriege. Diese gab es immer und es würde sie immer geben. Es profitierten eh immer nur die von Kriegen, die nach Macht gierten. Und jene verstanden es Hass zu schüren, damit es Kriege gab. Etwas mehr Verständnis, etwas mehr Vertrauen unter den Menschen und es würde weniger Kriege geben. Aber dies funktionierte ja unter den Stämmen schon nicht. Sie fanden auch immer einen Grund. Es gab eine Illusionsstil von Frieden und doch war dieser so brüchig wie ein dünnes Eis. „Ja Dominus.“ Sagte sie leise und eher zurückhaltend auf sein Kommentar hin, dass sie ihre Wunden versorgen lassen sollte. Aber ob sie es wirklich tun würde sagte sie nicht. Sie goss das Wasser in die Schüssel und widmete sich ihrer Arbeit.

    „Danke.“ kam es leise über ihre Lippen. Achtung? Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Aber sie dankte ihm auch, dass er zumindest Verus nun nicht mehr verurteilte. Das konnte ihr Römer, der sich wahrlich genug Vorwürfe machte nun wirklich nicht gebrauchen. Auch wenn er sie gerade mit Missachtung strafte, ihr auswich weil er ihren Anblick kaum ertragen konnte, würde sie ihm immer helfen. „Nun ich kann sehen. Ich kann die Wörter der Götter hören und bringe ihre Botschaft zu den Menschen. Ich sehe Bilder und weiß sie zu deuten. Man fragt mich um Rat, man sucht mich auf, wenn man bei einer Entscheidung Hilfe braucht.“ Dann schaute sie den jungen Mann an. Ob sie wusste woher die Furcht, der Aberglaube kam? Nein sie wusste es nicht, aber sie konnte es sich denken. „Ich meine, dass viele Angst vor dem haben, was sie nicht kennen. Sie sehen, dass meine Stammesleute mir Platz machen. Vielleicht denken sie dies geschieht aus Furcht. Aber es ist Respekt. Sie haben Respekt vor mir, vor meine Worten. Seherin künden der Götter Worte. Ich weiß, dass es bei euch derlei Flüche und Zauber gibt. Es mag also sein, dass man derlei Dinge einfach auf die Seherinnen überträgt. Oder es ist schlicht so, dass man weiß, dass unser Wort Gewicht hat. Sagen wir voraus, dass ein Stamm der sich erheben will, diesen Aufstand gewinnen wird, so bestärkt dass natürlich die Kämpfer. Sagen wir eine Niederlage voraus, wird zumeist davon Abstand genommen eine kriegerischen Akt durchzuführen. Oder es ist schlicht die Angst davor, dass wir von den Göttern erwählt wurden? Dass sich das göttlich in einfacher Gestalt wie einer Frau zeigt? Ungefiltert ohne einen Tempel, ohne ein Opfer. Ich kann es dir wirklich nicht sagen, woher es kommt.“ Luna schaute den Mann wieder an. „Ich denke es ist Unverständnis etwas fremdem, anderen gegenüber.“

    Die Fragen prasselten nur so auf Luna ein. Sie schwieg und hielt ihre Blicke gesenkt wollte ihm nicht antworten. Doch das leise kaum hörbare 'Hilf mir.' ließ sie aufblicken. Sie sah den jungen Soldaten nun doch an. Er hatte so viele Fragen, die nicht so einfach zu beantworten waren. Und doch war die Antwort eigentlich ganz einfach zumindest nach dem warum Verus es getan hat.
    Forschend lag nun ihr Blick in den Augen des jungen Mannes. Wollte er sie nur testen? Wollte er wissen ob sie ihre Lektion gelernt hatte? Auch wenn ihr Misstrauen groß war, vertraute sie auf ihre Instinkte, die ihr sagten, dass der Mann wirklich nach Antworten suchte.
    "Ich wollte…" Begann sie leise zu sprechen. "…nicht nur ihn retten. Ich wollte das sinnlose töten gänzlich verhindern, doch ich kam zu spät. Eurer Centurio war der Einzige, der noch am Leben war." Sie stockte kurz, bevor sie weitersprach. "Jedes Leben hat seine Bestimmung. Es war wohl der Wille der Götter, dass ich ihn lebend fand. Deswegen nahm ich ihn mit mir in meine Hütte, dort hatte ich alles um seine Wunden zu versorgen. Er war schwer verletzt. Ich hätte ihn nicht allein lassen können. Vielleicht hättet ihr in ihn der Hütte im Wald nie gefunden. Deswegen brachte ich ihn zu euch. Ja ich komme in der Natur zurecht. Für euren Centurio hätte dies aber den Tod bedeutet. Warum sollte ich ihn also erst retten um ihn dann sterben zu lassen? Er musste zu euch. Ihr kamt um die euren zu rechen. Natürlich hörte ich die Kampfgeräusche. Sie zeigten wo ich euch finde."
    Sie sah den Soldaten an und fragte ihn nun ihrerseits. "Was hätte ich denn sagen sollen? Das ihr einen Aberglauben aufgesessen seid? Das er nicht unter meinem Bann steht? Das ich gar nicht in der Lage bin jemanden zu bannen? Hättest du es geglaubt? Hättest du mir geglaubt? Wie kann man einen derartigen Glauben ein derartiges Gerücht denn bekämpfen?" Ja was hätte sie denn sagen sollen? "Ich habe nicht die Macht jemanden zu verfluchen. Ich kann niemanden bannen. Der Einzige der hätte für mich sprechen können wäre eurer Centurio gewesen. Und doch konnte er es nicht. Er ist wie du Soldat. Der Befehl war, dass er demonstrieren soll, dass ich keine Macht über ihn habe. Was hättest du getan, wenn du einen solchen Befehl erhalten hättest? Was wäre die Alternative gewesen, wenn er sich geweigert hätte? Was hätte ihr mit ihm gemacht? Was hättet ihr dann mit mir gemacht? Dann hätten doch alle wirklich gedacht, dass er unter meinem Bann steht. Also warum soll ich ihn für etwas verurteilen, was nicht sein freier Wille war? Warum verurteilst du ihn nur weil er die Befehle Roms befolgt?"
    Immer noch blickte sie dem Mann offen in sein Gesicht. "Sag mir was wäre gewesen, wenn er vor aller Augen nicht voll durchgezogen hätte um mich zu schonen. Was wäre gewesen? Das Brandmal zeigt jedem, dass ich nun sein Besitz bin, somit stehe ich nun unter seinem Schutz. Das Auspeitschen war nötig um mir das Leben zu retten, weil ihr geglaubt hab, dass eine germanische Seherin einen Römer unter ihrem Bann hat."
    Sie atmete tief durch. "Vielleicht hätte ich alles verhindern können und es hätte keine Toten gegeben. Viellicht lag es in meiner Macht und ich sah es nicht und ich tat nichts. Ich habe nur bekommen, was ich verdient habe."
    Sie sah nun wieder nach unten. "Ich wusste worauf ich mich einlasse." beantwortete sie schließlich auch noch seine zuerst gestellte Frage ob sie wusste was geschehen würde.

    „Ja.“ kam es leise über ihre Lippen. Sie sah sehr wohl, wie der Offizier die Äste hin und her drehte. Sie nannte ihn Namen von verschiedenen Händler, die regelmäßig das Gebiet ihrer Stämme bereisten. Natürlich sah sie auch das Misstrauen in seinen Augen. So erklärte sie jedes Einzelnes Symbol und seine Bedeutung. Natürlich würde er er auch hier vertrauen müssen. Doch das Misstrauen wich nicht. Sie konnte es verstehen. Zu groß war wohl die gegenseitige Ablehnung. Idun seufzte innerlich. Wie oft hatte sie schon versucht gegen diese Schranken in den Köpfen anzukämpfen. Ein letztes Mal würde sie es wohl noch tun müssen. Sie schaute also auf und dem Offizier direkt ins Gesicht. „Dominus, ich spreche ganz offen zu dir. Ich weiß es ist schwer zu vertrauen. Sicherlich gibt es auch hier in der Stadt jemanden der die Schrift lesen kann. Die Frage ist nur ob du dem oder derjenigen vertrauen kannst.“ Ihr Blick war nun fest und lag tief in seinen Augen. Sie hatte nichts zu verbergen. „Ich habe und hatte nie ein Interesse daran, dass die Stämme sich gegen Rom erheben. Ich war immer um Frieden bemüht.“ Sie blickte kurz zu Verus um dann ihren Blick wieder auf den Vorgensetzen zu lenken. „Er hat mir angeboten zu gehen, mich selbst zu retten. Ich blieb und entschied mich ganz bewusst für das hier.“ Sie atmete tief ein und aus, denn ihre folgenden Worte waren wirklich mehr als offen. „Ich denke in den Augen einiger war es falsch was ihr getan habt.“ Ihr Blick war immer noch aufrecht und aufrichtig. „Ich verstehe es jedoch und hab es akzeptiert. Es war nötig und notwendig für die Moral euer Männer.“ Ja sie verstand sehr wohl, warum die Befehlen entsprechend gegeben worden waren und warum Verus es hatte ausführen müssen. Sie machten niemanden einen Vorwurf. „Es ist wichtig, dass die Stämme es erfahren. So wie ich nicht wollte, dass wegen Wulfgars Fehlentscheidung ein Krieg ausbricht, will ich auch nicht, dass wegen dieser Sache einer ausbricht. Es wäre sinnlos und unnötig.“ Bei den nun folgenden Worten sah sie Verus an. „Als ich mich an ihn als Sklavin verkauft habe schwor ich ihm meine Treue. Da er Rom dient, gilt diese nun auch Rom. Viele Söhne der Stämme dienen in euren Reihen. Du solltest also beurteilen können, wie viel uns Treue und Ehre bedeutet.“ Nun lag es wohl an Licinius zu beurteilen, ob er der Seherin traute oder nicht. Ihr Blick war nun wieder ganz auf den Offizier fokussiert.

    Sim-Off:

    zeitlich gesehen spielt das vor dem ersten Post hier


    Luna versuchte sich so unauffällig wie nur möglich im Lager zu bewegen. Obwohl das kaum möglich war. Sie spürte die Blicke. Jene die sie bedauerten, jene die sie verachteten, die neugierigen genau so wie die abwertenden. Immer mal wieder hörte sie hämische Kommentare, doch bisher hatte keiner sie direkt angesprochen So ließ sie auch prompt den Eimer mit Wasser wieder auf den Boden, als der Soldat sie anraunzte. Kurz hob sie ihren Blick, man konnte sehen, dass sie sichtlich erschrocken war. Sie deutete in die Richtung wo ihre Schüssel und der Korb mit den Tuniken stand.
    Leise ohne den Blick zu heben flüsterte sie nun mit ineinander verkrampften Händen. „Dort hin, Dominus.“
    Der Soldat nahm den Eimer auf und Luna wollte schon in Richtung der Wäsche gehen, als er eine Frage stellte, die sie vollends aus dem Takt brachte. „Was?“ Fragte sie entsprechend verwirrt. Bis sie begriff, was der Soldat meinte. Sie blickte nach unten auf ihre Füße.Sagte sie. „Nein tut er nicht.“ Er quälte sie , wenn auch nicht absichtlich, auf andere Art und Weise.
    „Die Wunden sind tief. Sie heilen schlecht. Manche Wunden brauchen länger als andere.“ Das der Heilungsprozess nicht voranging, weil sie seelisch litt, musste sie dem Mann ja nicht auf die Nase binden. Schnell aber setzte sie noch die für Sklaven typische Anrede für eine Römer hinterher. „Dominus.“ Es konnte ja auch sein, dass der Mann, denn sie inzwischen sehr wohl erkannt hat – er hatte sie auf das Forum geschleift und war nun ja nicht gerade nett mit ihr umgegangen, sie nur testen wollte und sehen wollte ob sie ihre Lektion in der Gnade Roms auch verstanden hatte.

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    Ja bis die Tür sich hinter ihnen schloss hielt sie das Theater durch. Doch dann gaben ihre Knie nach. Zu lange hatte sich alles in ihr aufgestaut. Zu lange hatte sie versuchte ihre Gefühle zu unterdrücken. Zu lange hatte sie sich in ihrer eigenen Dunkelheit versteckt und darin Trost gesucht und gefunden. Jetzt brachen alle Wunden, nicht nur jene auf ihrem Rücken auf und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es waren Tränen der Erleichterung. Tränen der Hoffnung. Tränen die die Seele reinigten.
    Und da nun diese Last von ihrer Seele fiel, forderte der Körper nun sein Recht. Einige der tiefen Wunden hatte sich entzündet, nässen und eiterten seit Tagen. Doch hatte sie nichts gesagt. Hatte es verschwiegen. Sie zitterte und krampfte unkontrolliert. Ja sie hatte es unterdrückt. Hatte lieber sterben wollen, als nur neben Verus zu leben. Nur neben ihm herzu leben und nicht beachtet zu werden, nein das hätte sie nicht gekonnt.. Doch nun wollte sie leben. Ja sie wollte leben. „Alpina.“ perlte es von ihre Lippen, bevor sie zusammenbrach.

    Natürlich fiel es ihr nicht leicht den großen kräftigen Mann auf die Beine zu helfen und doch biss sie tapfer die Zähne zusammen. Ja Theater sie musste eine Maske trage beide. Doch so lang sie wussten, wie der Mensch hinter der Maske dachte und fühlte würde diese Theater nur halb so schwer fallen. Natürlich wusste die Germanin, dass die Männer seiner Einheit sie immer noch voller Misstrauen beobachtet. Zu groß war ihr Aberglaube, zu Groß ihre Befürchtungen, dass sie ihren Centurio mit einem Bann belegen könnte. Idun seufzte innerlich. Gegen Aberglauben konnte man nichts tun. Sie musste ihre Rolle aus unterworfene Sklavin überzeugend spielen, damit auch der letzte irgendwann begriff, dass Verus nicht unter ihrem Bann stand.
    Sie senkte also ihre Blicke und sah keinen der Männer an. Kurz trat sie zur Seite um die Schüssel mit den gewaschenen Tuniken aufzunehmen.
    „Dominus? Stütze dich auf mich, ich bring dich in deine Unterkunft.“ Sagte sie leise ohne aufzublicken. Sie stellte sich so neben ihn, dass er sich auf sie stützen konnte und geleitete ihn zu seinem Raum.
    Ja es war wohl ein Schauspiel sondergleichen. Doch er konnte jetzt ja kaum so als ob nichts gewesen wäre über den Platz marschieren. Nein die Illusion mussten sie aufrecht halten, dass die verletzung es war, die Verus in die Knie gezwungen hatte.

    Jedes Wort von Verus, das kalt und nüchtern die Situation und sein Verhalten beschrieb war wie ein erneuter Peitschenhieb. Und sie trafen sie härter als jene Hiebe auf dem Forum. Denn diese hier trafen nicht ihren Körper sondern ihre Seele.
    Idun nahm sich nach der stummen Aufforderung die Äste. Sie wählte die dicksten aus. Schließlich sollte die Nachricht ja auch erkenn- und lesbar sein.
    So konnte sie auch das Geschehen um sich herum ausblenden.
    Mit geschickten und geübten Händen schnitze sie die entsprechenden Runen tief in die Rinde der Äste. Man konnte sie nun sehen und ertasten. Ja einige Runenkundige waren so alt, dass kaum noch sehen konnten.
    Es dauerte natürlich seine Zeit, aber dann hatte sie 6 der Äste mit Runen so verziert, dass jeder der sie lesen konnte ihnen die Botschaft entnehmen würde, dass Idun die Voelva aufgrund eines Götterurteils nun Sklavin eines Römers war. Außerdem enthielt die Botschaft Iduns unverwechselbares Zeichen, damit die Empfänger wussten, dass die Botschaft echt war.
    Wenn der Offizier die Äste betrachten würde, dann würde er erkennen, dass alle absolut identisch sind.
    Idun legt die Äste und das Messer vor sich ab und ihre Hände wieder schweigend in den Schoss. Sie bekam gerade noch mit, das Verus wohl eine Auszeichnung bekam. Welch Ironie des Schicksals.

    Der traurige Blick fraß sich in Iduns empfindsame Seele. Diese herzensgute Frau, die anderen half, die Leben auf diese Welt brachte musste leiden. Musste ohne ihre Liebe leben. Und dass alles für Rom. Mit belegter, mitfühlender Stimme flüsterte Idun. „Wir sehen uns morgen.“
    Ja beide Frau war sich wohl ähnlicher als sie dachten. Beide litten für das Wohl von Rom. Sie teilten das gleiche Schicksal.
    Und wieder einmal sah Idun sich bestätigt, dass dieses von den meisten so glorifizierte Rom nichts weiter als ein Schrecken war. Ein Schrecken für jene auf deren Rücken man dieses Imperium aufbauten. Dieses Rom war eine Illusion, die jeden verändern wollte. Man durfte nicht sein wer man ist.
    Ihr Blick fiel nun wieder auf Verus. In seinen Augen schimmerte die Dankbarkeit, eine tiefe Dankbarkeit, weil sie für ihn gesprochen hatte. Dabei hatte sie doch nur die Wahrheit ausgesprochen. Nichts weiter als die Wahrheit über diese Grausamkeit. Über die Grausamkeit Rom's. Wie könnte man es auch anders nennen? Dieses vergöttliche Imperium hatte den Mann, der hier nun in Schuld vor ihr kniete und auf Vergebung hoffte, gezwungen sie die Gnade Roms zu lehren.
    Ja die Gnade Roms hatte sich in ihre Haut gefressen, würde für immer sichtbar bleiben. Aber es würde heilen. Körperliche Schmerzen vergingen und zurück würden nur die Narben bleiben.
    Viel grausamer war Rom doch mit ihm umgegangen. Dieses Urteil im Namen Roms welcher er hatte verkünden und ausführen müssen hatte sich tief in seine Seele gefressen. Es zerfraß den treuen Soldaten Roms von innen und war dabei ihn zu zerstören.
    Idun richtet sich wieder auf und nahm Verus Kopf in ihre Hände. Sie zwang ihm ihr in die Augen zu sehen. Er sollte sehen, dass in ihr keine Vorwürfe waren, dass sie ihm keine Schuld gab. Er sollte sehen, dass da nur tiefe reine Liebe war.
    Er brauchte keine Vergebung. Er brauchte Halt. Halt in einer Welt, die brutal und grausam war. Halt in einer Welt, wo für echte Liebe eigentlich kein Platz war. Halt in einer Welt, die kriegerisch, zerstörerisch und kalt war. Halt in einer Welt in der ein Menschenleben nichts zählte.
    Er war nur ein Soldat, dessen Tod man zwar bedauern würde, aber man würde ihn ersetzen. Man nannte sie Legion, denn sie waren viele. Beliebig austauschbar. Ja in Rom zählte der Mensch nichts. Es zählten nur seine Taten für Rom.
    In jener Welt wollte sie ihm Halt geben, wollte ihm zeigen, dass er der Mensch wichtig war. Das er nicht beliebig, nicht austauschbar war. Das jeder Mensch, so klein er auch war einen Platz und eine Rolle in dieser Welt hatte.
    Sie beugte sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich.“ Als die Lippen sich wieder lösten und ihr Blick in den seinen fiel konnte er wohl tief in ihre Seele blicken, denn Idun hatte sich ihm geöffnet. Sie verbarg nichts vor ihm.

    Die Hand die die ihre hielt gab ihr die nötige Sicherheit, sie gab Halt und Hoffnung. Sie gab ihr das was sie brauchte. Die Schatten auf ihrer Seele sie wichen zurück. Ihr Blick lag in dem seinem und der Schimmer wurde zu einem Glanz, als er ihren Namen sprach. Liebe. Er sprach es aus. Dieses eine Wort. Das doch so mächtig war, das es Kriege beenden, dass es Dunkelheit vertreiben konnte , das Götter machtlos werden ließ. Liebe. Seine Lippen trafen auf die ihren und das Band was scheinbar verloren war wurde neu geknüpft, es wurde fester und enger verschlungen. Es verband zwei Menschen, zwei Seelen, zwei Leben ja es konnte ganze Welten verbinden. Das Leben kehrte zurück in ihre Augen langsam aber beständig. Sie spürte wir ihr sein Kuss wieder Leben einhauchte, wie er die Ketten sprengte, die sich zum Schutz um ihre Seele, um ihr Herz gelegt hatten. Ja sie war verloren gewesen ohne ihn. Leer und ohne Sinn am Leben. Eine Hülle nichts weiter als eine Hülle, ohne Seele, ohne Herz. Und nun gab er ihr all das mit seiner Geste, seiner Zärtlichkeit, seine Lippen die auf den ihren lagen wieder.
    Sie spürte den Lufthauch, des über ihre Köpfe hinwegfliegenden Vogels. Sie löste sich von ihm und hob den Blick um den Flug des Vogels zu verfolgen. „Danke Freia.“ Flüstere sie und als sie nun wieder zu Verus blickte, waren es wieder jene Augen voller Lebenskraft, die auf ihn blickten. Sie waren wieder so klar und rein wie ein Bergsee in der Nacht. Dieser Moment, er gehörte nur ihnen. Losgelöst von Raum und Zeit, ungeachtete dessen wo sie waren. Sie hob ihre Hand und legte sie auf seine Brust um sein Herz zu spüren, dass nicht nur für ihn, sondern auch für sie schlug. Seine Hand die ihre zweite Hand hielt wurde von ihr an ihr Herz geführt. Denn ihr Herz schlug ebenso für sie beide. Zwei Herzen im Gleichklang, sangen ein gemeinsames Lied. Ja sie waren stark genug um gegen alle und alles zu kämpfen. Sie würde bestehen, wenn sie zusammenhielten. „Liebe.“ Hauchte sie. Ja sie wusste, dass sie ihn heilen konnte, ebenso wie er sie heilen konnte. Sie brauchten sich. Es würde kein Leben mehr ohne den anderen Geben. Dies war wohl beiden bewusst. Dies würde nicht immer einfach sein und es wird sicher noch viele Klippen geben. Dennoch wussten sie nun beide, dass sie es nur gemeinsam schaffen konnten.
    Ihr Blick lag in dem seinen und er konnte all ihre Liebe in ihnen lesen, ja sie verbarg nichts vor ihm. Wahrhaftigkeit. Darum hatte sie ihn gebeten und sie konnte sie sehen, die Wahrhaftigkeit in seinen Augen.
    Der Moment verflog und doch würde er wohl ewig dauern.


    Und dennoch war die Zeit, die Realität ein harter Gegner und er holte sie wieder ein.
    So bemerkte sie auch die Blicke der Soldaten. Ja sie hatten eine Rolle zu spielen. Sie beide. So hob sie ihre Hand und legte sie auf seine Schulter. „Dominus? Alles in Ordnung?“ Sie rüttelte leicht an seiner Schulter. Ja sollten die Soldaten ruhig denken, dass seine Verletzungen ihm noch zu schaffen machte. Es war ja noch nicht lange her und er trug auch immer noch den Verband an seinem Bein. So wäre es wohl ein leichtes den Soldaten einzureden, dass er einen kleinen Rückfall hatte. „Dominus? Darf ich dir aufhelfen?“ Vorsichtig erhob sie sich um Verus genau dabei zu unterstützen. Ja eine Rolle spielen, dass konnte sie. So lange sie wusste, dass Verus sie in seinem Herzen trug konnte sie jede Rolle spielen, die dafür notwendig war.
    Schon waren zwei Soldaten herbei geeilt. Zwei Soldaten seiner Einheit. „Centurio Tiberius? Alles in Ordnung?“ Ja sie hatten Respekt vor dem Mann, immerhin hatte er sich für seine Einheit opfern wollen. Den Götter sei dank, dass sie ihn beschützt hatten.
    Misstrauisch jedoch beobachten sie die Sklavin. Doch diese hatte nun wieder ganz wie es sich für ihren Stand gehörte den Blick gesenkt und wartete auf die Anweisung ihres Herren.

    Die Hand die sich eben noch in seine Tunika gekrallt hatte entspannt sich. Und lag nun wieder ruhig, seinen Herzschlag spürend, auf seiner Brust. Das stumme streicheln ihres Armes der Heilerin tat gut, es war wie Balsam für die Seele. Doch nur Momente später krampfte sich alles in ihr zusammen. Sie hörte die Frage und auch die Wut der Frau. Sie spürte die Kälte die sich im Raum ausbreitete als Verus ihr gestanden hatte, das er es gewesen war. Idun wusste sehr wohl, dass er sich die Schuld gab, dass er Vergebung suchte. Aber es gab nichts zu vergeben, es gab nichts vorzuwerfen. Und doch wusste sie, das Verus sich nicht verteidigen würde. Sie wusste, dass er dachte, dass die Schuld bei ihm lag. Eben jene Schuldgefühl, die gerade dabei waren ihn innerlich zu zerfressen. Deutlich hatte sie die Dunkelheit, das alles fressende Monster in seinen Augen gesehen. Das Monster welches sein Herz fressen wollte und seine Augen kalt werden ließ. Das Monster das ihn zu einen funktionierenden Soldaten machte und den Menschen töten wollte.
    „Alpina? Warte bitte.“ Ja sie würde für ihn sprechen. Sie wollte diese Vorwürfe so nicht stehen lassen. „Er konnte nicht anders. Die Männer der Legio... sie denken ich... sie denken ich hätte ihn mit einem Bann belegt.“ Sie sah Verus an und griff seine Hand. Vielleicht war es ja so. Wenn man Liebe als Bann bezeichnete, dann war es wohl ein Bann unter welchem beide standen. „Es war ein Befehl...“ Hätte er ihn verweigern können? Vielleicht hätte er das. Er hätte seine Verletzungen vorschieben können, doch dann wäre der Vorwurf nie aus der Welt geräumt worden. Nein er hatte es selbst tun müssen, dass wusste Idun und wohl auch Verus. „Was wäre wohl passiert wenn er sich geweigert hätte?“ Idun sah die Heilerin an, die sich wohl selbst ausmalen konnte was die Römer dann mit ihr und wohl auch mit Verus angestellt hätten. „Er hat mir und damit das Leben gerettet. Hätte er es nicht getan, hätten sie mich umgebracht.“
    Bannen? Nein bannen konnte sie niemanden. Aber deuten Zeichen deuten. Lesen, lesen in den Runen, im Flug des Vogels oder auch in den Augen eines Menschen. Sie konnte erkennen und sie konnte versuchen zu heilen. Das waren ihre Fähigkeiten. Eine besondere Gabe des Sehens und des Einfühlungsvermögens.
    So bemerkte sie auch, dass sich der Hass der Frau nicht nur gegen Verus richtete. Da war noch mehr. Diese Traurigkeit, die die Frau umgab, der Hass auf Soldaten? Sie brauchte einen Moment um zu begreifen. Einsam. Dies Frau liebte und war in ihrem Herzen einsam viel zu lange schon. „Wann ging er weg?“ fragte sie deshalb plötzlich ohne erkennbaren Zusammenhang und blickte die Heilerin aus ihren dunklen Augen forschend an.

    Er ist hier! Schrie das Kind. So schau doch hin! Doch Luna wollte das Kind nur beschützen. Wollte beschützen was noch übrig war. Wollte bewahren.
    Die Hände auf ihrem Gesicht gaben Wärme, gaben Nähe.
    Spüre es. Rief das Kind. Doch immer noch versperrte Luna sich.
    Die sanften Lippen, sanft wie der Flügel eines Schmetterlings und doch mächtig genug um Ketten zu sprengen. Ihre Lippen zitterten, die Augen weinten. Tränen rannen und sie wuschen den Blick.
    Spüre es! Rief das Kind. Und Luna trat zur Seite und gab den Blick frei. Sie gab ihn frei für das Kind, das langsam vom See wegtrat.
    Nur um Nuancen veränderte sich der Blick. Zuviel Angst verletzt zu werden, zu viel Angst vor weiteren Narben auf der Seele und doch genug kindliche Neugier um sich auch ein zweites mal am Feuer zu verbrennen.
    Die Hand tastete nach seiner, wollte spüren, wollte Gewissheit, dass es kein Traum war.
    Ihre Augen hoben sich. Nein es war noch kein Licht. Aber ein Schimmer, ein Schimmer der hoffnungsvoll auf ihn blickte. „Verus.“ flüsterten bebend Lippen.

    Traurig sah es da das kleine Mädchen an dem dunklen See und beobachtet die Ringe der fallenden Worte Wodans. Nein sie streckte ihre Hände nicht mehr nach ihnen aus. Sie wollte sie nicht mehr auffangen. So fielen sie ungehört in den See und bildeten kleine Kreise, die immer größer wurden und ineinander sich verwoben. Der Spiegel des Mondes im See verblasste immer mehr man konnte ihn nur noch erahnen.
    Ein Geräusch in der Stille lies aufblicken und trübe kindliche Augen sahen den Stock und das Kind zog sich weiter in die Dunkelheit zurück.


    Der Blick gehoben zum Centurio und sah ihn doch nicht. Augen so leer so kalt konnten nicht sehen. Monoton die Stimme der Frau, die nun ihre Hände aus der Schüssel nahm und den Blick wieder senkte. „Ja Dominus? Ich bin gleich fertig.“ Zitternde Hände legten die Tuniken zusammen und griffen nach der Schüssel um sie zu leeren.


    Er ist hier. Hör doch die Stimme. Schrie eine kindliche Stimme in ihrem Inneren. Doch wurde sie niedergerungen. Luna wollte nicht hören. Luna wollte nicht sehen. Er wird wieder gehen und der Schmerz wird nur noch größer sein.


    Und doch nahm ihr die Nähe die Luft zum atmen. Sie hatte nicht die Kraft die Schüssel anzuheben, so dass sie ihr aus den zittrigen Händen glitt und sich vor den Füßen des Centurios ergoss. Die Lippen bebten zitternd die Stimme und doch kein Klang, keine Emotion in ihren Worten. „Bitte verzeih. Dominus.“ Vor seinen Füßen knienden versuchte sie mit dem Saum der alten Soldatentunika, die sie trug, die Sandalen zu trocknen.

    Allein. Unter tausenden von Menschen allein. Tausende Füße die die Erde erbeben ließen und doch allein. Ein undurchdringliches Gewirr tausender Stimmen und doch einsam. Ja sie nahm das Leben um sich herum nicht war. Monoton waren die Bewegungen mit denen sie die Tuniken wuschen. Einen nach der anderen. Wie viele es waren? Sie konnte es nicht sagen.
    So viel Worte die sie sagen könnte, aber sie schwieg.
    So viel was sie tun könnte, aber nicht tat.
    So viel was sie sehen konnte, aber sie sah weg.
    So viele Tränen die vergossen werden wollte, aber nicht geweint wurden.
    So viele Träume, die nicht geträumt wurden.
    So viele Hoffnungen die nicht erfüllt wurden.
    So viel Kämpfe die geschlagen werden wollten, doch sie wollte nicht mehr kämpfen.
    Ja das Licht von Rom war ihre Dunkelheit.
    In der nun nur noch mit Wasser gefüllten Schüssel spiegelten sich ihre dunklen alten Augen. Augen, die ihr Leben hinter sich gelassen haben. Augen ohne Glanz, ohne Leben, ohne Emotionen und ohne Seele. Stumme Tränen hingen an den Wimpern und wurden doch zurückgehalten.
    Unfähig sich zu bewegen sah sie in das dunkele Wasser das Schüssel.
    Und ihre Tränen fallen in die Schüssel und bilden kleine Kreise.
    Jede ihrer Tränen ist für ihn.
    Sie wünschte sich bei jeder Träne, dass er all das hören könnte was sie nicht sagt. Sie wünschte er könnte mit jeder Träne sehen, was sie ihm nicht zeigt.
    Sie wünschte dass er bei jeder Träne die Sehnsucht spüren könnte.
    Jede einzelne Träne brennt sich in ihre Seele ein und ihre Seele vernarbt.
    Der Preis ist Einsamkeit.

    Die Verbände wurde gelöst und Versus bekam wohl das erst Mal das gesamte Ausmaß zu Gesicht. Induns Körper zuckte natürlich während die Verbände, die sich mit dem Wundsekret verbunden hatten gelöst wurden. Sie versuchte nicht zu Schreien und doch gelang es ihr nicht ganz. So presste sie also mal wieder ihren Kopf in die Unterlage, die ihr als Kissen dient um wenigstens den Schrei zu dämpfen. Die Hand, die immer noch auf Verus Herzen lag kralle sich in die blutbefleckte Tunika. Erst als die verbände gelöst und der Rücken frei von Verbänden war, drehte sie ihren Kopf wieder in die Richtung der Beiden. Ihren Augen mit Tränen gefüllt und doch versuchte sie diese zurückzuhalten. Natürlich hatte sie Schmerzen. Schmerzen welche die Christen als höllisch bezeichnen würden. Ja sie waren qualvoll und grausam. Etwas was man seinem ärgsten Feind nicht wünschte. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie wieder so weit bei klarem Verstand war, dass sie der Heilerin antworten konnte. „Sie...sie muss …reichen.“ presste die Germanin hervor. Nein sie wollte keine Substanzen die ihr Bewusstsein beeinflussten. Auch wenn die Schmerzen kaum auszuhalten waren und die Weidenrinde nur bedingt half – zumal sie ja auch noch dafür sorgte, dass die Wunden immer noch bluteten – wollte sie nicht einnehmen, was ihr Bewusstsein trübte oder anderweitig beeinflusste. Das Letzte was sie wollte, dass sie die Kontrolle über ihren Geist verlor. Dies war das Einzige was sie noch kontrollieren konnte. „Sie ..wird...reichen...“ versuchte sie also zu versichern, doch ihr schmerzverzerrter Gesichtsausdruck strafte sie wohl lügen.

    Luna hatte wirklich mit sich zu kämpfen um nicht in Tränen auszubrechen, aber diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Sie nahm wieder Platz, füllte neues Wasser in die Schüssel und wusch den Staub des Platzes aus den Tuniken. So hob ihre Blicke nicht. Ja die Worte waren verletzend, sie trafen die junge Frau, zeigten sie ihr doch deutlich wo ihr Platz war. Die Soldaten hatten recht. Ihre Worte waren derb un doch sagten sie wohl nichts anderes als Verus ihr mit seiner Missachtung. Sie war nichts weiter als eine Sklavin. Die Träume, die Hoffnungen ...zerschlagen, verloren in der Dunkelheit. Ja in der Dunkelheit in der sich auch ihr Römer verloren hatte.
    Hätte sie gehen sollen als er es ihr angeboten hatte? Sie hatte sich die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht und sich dann doch für ihn entschieden. War diese die falsche Entscheidung gewesen?
    Sie hatte so viele Hoffnungen, so viele Träume gehabt... nicht die Peitschenhiebe habe diese zerstört. Nein das tat er gerade jeden Tag mehr. Er redet nicht mir ihr, er weicht ihr aus. Er sieht sie nicht mal an. Jeder Blick den er von ihr weg richtet töte sie – ihre Seele - ein Stück mehr.
    Sie war allein, einsam wie noch nie in ihrem Leben. Seit sie wusste was Einsamkeit ist tat dies noch mehr weh.
    Sie hielt in ihrer Tätigkeit innen und betrachtete ihre Hände die gerade eine Tunika in das Wasser drückten. Sie beobachte die kleinen Wellen die sich um ihre Handgelenke bildeten. Sie beobachtete die Kreise, die immer größer wurden, bis sie schließlich aufeinandertrafen und sich gegenseitig zerstörten. Lange blieb ihr Blick an diesem Bild hängen, bis sie einen wütenden Soldaten wahrnahm. Der jene die sie die ganze Zeit tritzen zur Ordnung rief. Natürlich gaben die Männer entsprechenden Gegenworte die alle darauf hinausliefen, dass sie es nicht besser verdient hatte, das man den Barbaren schon gezeigt hätte wer hier das sagen hat und man mit der doch anfangen könnte.
    Aber schließlich trollten sie sich.
    Als sie schließlich gegangen waren hob die Sklavin den Blick und sah den Soldaten an. Leere waren ihren Augen. Man konnte fast meinen man schaute in die Augen einer Toten.
    „Danke, Dominus.“ sagte sie mit emotionsloser monotoner Stimme. Sie stand kurz auf um das Wasser in der Schüssel zu wechseln, als sie sich wegdrehte konnte man deutlich Abdrücke der Wunden sehen, die nicht verheilen wollten. Dunkel färbten sie sich. Deutlich sah man der Frau an, dass jede Bewegung schmerzte, doch hielt sie nicht inne, sondern ging weiter ihrer Arbeit nach.
    Die Schüssel wurde mit frischem Wasser gefüllt und sie wusch einfach weiter, so als ob dies das Normalste der Welt wäre. Ja diese Sklavin hatte man wohl gebrochen, so wie es Rom wünschte, so wie es Rom wollte.