Beiträge von Luna

    Ihr Geist er kämpfte einen ungleichen Kampf und doch war sie nicht bereit nachzugeben, noch nicht.
    „Entfernt die Sklavin in den carcer!“ Kalt klang sie die Stimme und fremd. Einer der Soldaten schob ihr etwas in den Mund. Sie hob den Blick der trüb war, der andeutete, dass sie bereits dabei war dieser Welt zu entrücken. Es war der Soldat, der ihr noch am Anfang dieser Lektion der Gnade Roms ihr das Holz verweigert hatte. Opium. Sie kannte den Geschmack wusste um die Wirkung. Doch hatte sie keine Kraft ihm zu danken. Die Fesseln wurden gelöst und doch ließ man sie nicht auf den Boden gleiten, nein sie wurde von starken Armen gehalten. Die Schmerzen waren unerträglich ihr Rücken eine einzige große Wunde und doch gestattet sie sich immer noch nicht das ihr Körper und ihr Geist sich diesem Schmerz hingab. Sie suchte seinen Blick. Sie musste es wissen. Sie brauchte Hoffnung. Brauchte etwas wofür es sich lohnen würde um ihr Leben zu kämpfen.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie sah den Schmerz, den Selbsthass, die tiefe Traurigkeit über das was er hatte tun müssen.
    Ja sie würde mit ihm tanzen. Sie würde mit ihm weinen. Sie würde sterben wenn er starb. Würde lachen mit ihm. Und würde fühlen mit ihm. Würde seine Seele heilen. So wie er es mit ihr machen würde.
    Ihre Blicke trafen sich, in ihrem lag der Schmerz, der alles zu überschatten drohte und doch lag immer noch genügend Liebe und Hoffnung in ihm. 'Verus.' formten ihre Lippen tonlos seinen Namen, bevor der Körper endgültig über den Geist siegte und sie sich endlich gestattet dem nachzugeben und ihren Geist in eine andere Welt gleiten lies. In eine Welt ohne Schmerz ohne die Gnade Roms. In eine Welt in der Träume wahr werden konnten. Dunkelheit mein alter Freund...


    Sie bekam nicht mit, wie der Soldat ihren nun leblos wirkenden Körper vom Platz trug. Wie sich die Reihen der Menschen vor ihm stumm teilten. Wie sie ihm Platz machten, damit er die Sklavin in den carcer bringen konnte.

    Nein es gab keine Atempause, kein innehalten. Es war nur ein Moment gewesen nur ein Augenblick nicht länger als der Flügelschlag eins Schmetterlings.
    Die beiden Männer zerrten sie voran zu eben jenen aufgestellten Pfählen.
    Die Schritte aufgrund der Fesseln um die Füße klein und so kamen sie nur langsam voran. Ja die beiden zelebrierten diese Prozession zu den Pfählen. Mit jedem kleinen Schritt, begleiten von dem Klirren der Ketten, kamen sie näher.
    Hinter den aufgestellten Pfählen konnte sie nun auch Gesichter ausmachen. Gesichter die sie kannte, es waren die Dorfbewohner. In einigen Gesichter konnte sie Hass lesen, in andren Mitleid, in wieder anderen Resignation und Leere. Kaum am Ort der Bestimmung angekommen wurden die Ketten an ihren Händen gelöst. Mit einem Ruck begleitet von einem hämischen Kommentar rissen sie ihr das Kleid vom Körper. Dann stocken sie einen Kurzen Moment. Idun konnte nur vermuten, dass es wohl an den Zeichnungen auf ihrem Körper lag. Ja das musste wahrlich befremdlich auf die Soldaten wirken.
    Doch dieses Innehalten dauert nicht lang schon wurden ihre Arme so in Position gebracht, dass sie seitlich vom Körper weggesteckt auf Schulterhöhe angekettet werden konnten. Und dies taten sie dann auch gründlich. Die Ketten wurden so gespannt, dass Idun nur noch mit Mühe den Boden unter ihren Fußspitzen spüren konnte. Der Soldat, der schon bei verlassen der Zelle mit so viel Hass zu ihr gesprochen hat nahm ihr das Beißholz aus der Hand. Ein hasserfüllter Kommentar und ein hämisches Grinsen folgten, er behielt das Holz und gab es ihr nicht.
    Noch einmal viel ihr Blick auf die Bewohner des Dorfes, bevor sie ihren Blick gen Himmel richtet und das erst mal seit Tagen doch wieder Worte über ihre Lippen kamen. Ein Römer würde diese Worte nicht versehen. Sie sprach auch nicht laut – nein mehr zu sich selbst.


    „Ihr Götter hört mich an.
    Ihr seit die einzigen an die ich mich heute wenden kann
    Hört mir zu und schenkt mir die Kraft.“


    Sie presste nun die Lippen fest aufeinander, jede Faser ihres Körpers war angespannt aufgrund der sie haltenden Ketten und in Erwartung dessen was nun unweigerlich folgen würde. Sie schloss ihre Augen und wartete....
    Er sprach und er sprach von der Gnade Roms die er sie lehren würde. Alle mochte hier seinen Worten glauben doch Idun erkannte am Klang seiner Stimme, dass es Worte seiner Erziehung nicht seiner Überzeugung waren. Sie kannte den Unterschied. Oft genug hatte er in den Tagen in ihrer Hütte versucht sich hinter seinen Lehren zu verstecken, hatte diese Frasen gebetsmühlenartig wiederholt.


    Die einzigen wirklich wahren Worte die über seine Lippen drangen waren nur für sie bestimmt und wurden nur von ihr gehört. Sie nahm das Lederband zwischen die Zähne, ihr Blick traf den seinen. Sie hatte ihn um Wahrhaftigkeit gebeten, ihn gebeten, dass er es geschehen lassen sollte und genau das tat er.
    Warum sollte sie ihn also verurteilen und doch hatte sie in seinen Augen den Hass gesehen, Hass auf sich selbst. Wie gern würde sie ihm jetzt zur Seite stehen ihm die Kraft und Stärke geben, die er wohl brauchen würde. Doch sie hatte im Moment nicht die Möglichkeit und auch nicht die Kraft dazu. Sie wusste, dass es mehr als schmerzhaft werden würde, für ihren Körper und auch für ihre Seele.


    Der Schlag mit der Peitsche traf sie direkt quer über ihren Rücken. Ein glühender Schmerz durchfuhr die junge Frau. Idun biss die Zähne zusammen, um das zu ertragen, was wie glühendes Eisen über ihren Körper leckte. Um sich in der Gewalt zu behalten, zählte sie die Schläge.


    Dann folgte eine Pause, ihr Körper sackte kaum merklich in sich zusammen wollte sich von der Pein erholen. Sieben, es waren Sieben es würden noch zwei mal Sieben folgen.


    Die Pause zwischen den Schlägen war wohl das Schlimmste. Denn traf nach einer Pause der erste Schlag erneut war es so um so vieles schlimmer als die vorhergehenden. Sie fühlte nur noch den Druck so als ob scharfe Klauen ihre die Haut aufrissen.
    Bei jedem Schlag der auf ihre Haut traf , sprang diese auf..
    Je länger die Prozedur dauerte, desto mehr alte Striemen traf nun der Stock, und dort, wo sie getroffen hatte, wurde die Haut dunkler und feuchter, bis ihr Fleisch von dem rasenden Schmerz und dem Entsetzen vor dem nächsten Schlag zitterte.
    Sie nahm ein allmähliches Auseinanderbersten ihres ganzen Ichs, ihrer Seele wahr. Es war wie eine übermächtige Kraft, deren Wogen ihren Rücken hinaufkrochen, bis es ihr Geist als einen furchtbaren Zusammenprall wahrnahm.
    Jeder erneute Schlag ließ ihren Körper nach vorn schnellen und die Ketten zogen sie wieder in Position. Ja ihr Körper wurde im Takt des auf ihren Körper treffenden Rebstockes hin und hergerissen. Ihre Beine wollten nachgeben, doch ihr Geist stark. Sie hatte um Kraft gebeten und die Götter hatten ihr eine Aufgabe gestellt in der sie ihre Kraft beweisen konnte. Tapfer kämpfte sie. Auch wenn ihr die Tränen inzwischen in Bächen über die Wangen liefen.


    Wieder eine Pause. Vierzehn Schläge hatte sie bisher gezählt. Verus Worte vernahm sie nicht. Sie hört seine Stimme, aber die Wort drangen nicht an in ihren Geist. Dieses Worte waren für Rom bestimmt nicht für sie. Sie wollte sie nicht hören.
    Ihr Blick glitt über die Bewohner des Dorfes. Kein Hass war mehr zu sehen nur noch blankes Entsetzen. Als ihr Blick Wulfgar traf schwang ein unausgesprochener Vorwurf an diesen mit. 'Siehst du was du angerichtet hast?' Der Germane blickte betroffen zu Boden, als er seinen Blick wieder hob, hatten sich seine Augen mit Tränen gefüllt.
    Nun war es Idun, die den Kopf schüttete und ihm zunickte. Sie musste nichts sagen. Wulfgar verstand, er verstand die Geste. Sie deren Rat er in den Wind geschlagen hatte, die wegen ihm dort angekettet war und von dem Mann gepeitscht wurde der ohne sie gar nicht mehr am Leben war – Sie vergab ihm. Wenn die Soldaten rechts und links neben ihm, ihn nicht fest im Griff gehabt hätte, wäre er jetzt wohl auf die Knie gefallen.


    Und wieder traf nach der zweiten Pause die Peitsche ihren Körper. Wie blankes Feuer fühlte es sich an, das sich glühend in ihren Rücken fraß... die Gnade Roms.


    Am Ende ihrer Kräfte hörte sie den angebellten Befehl nach dem Eisen.
    Das Eisen fraß sich in ihre Haut, es brannte sich ein, tief schmerzhaft. Der Geruch von verbrannten Fleisch nahm sie wahr, auch wenn sie kaum noch bei Sinnen war weigerte sich ihr Geist das der Körper über ihn siegte.

    „Die Welt durchwandern wir,
    unruhig, getrieben,
    die Zukunft in Sand und in Wasser geschrieben,
    frei wie die Vögel, Blätter im Wind,
    wir treiben dahin und dahin und dahin....
    Lebendes Holz aus Yggdrasils Ästen,wir driften dahin von Osten nach Westen,morgen woanders, heute noch hier: - Treibholz sind wir.“*


    Es waren nur wenige Tage und doch kamen sie Idun vor wie eine Ewigkeit. In Fesseln lag sie in diesem dunkeln Raum. Sie ließ ihre Gedanken wandern und erlebte die vergangen Tage nochmal. Den Tag an jenem sie Verus aus dem Dorf holte – ihn rettete. Jene intensive Tage in denen sie und der Römer sich näher gekommen waren, in denen sie gleich waren. Jene Tage die sie so tief in ihrer Seele berührt haben, dass sie nun wusste was Einsamkeit ist. Und jene Leere, jene Einsamkeit die sie spürte seit die Legionen gekommen waren um ihn zu retten und die Toten zu rächen. Sie spürte immer noch die Blicke voller Hass welche ihr die Dorfbewohner zugesandt hatten. Und jene voller Misstrauen der Soldaten. All diesen Blicken jedoch hielt sie stand. Sie ging den Weg ihres Schicksals, ihren Weg den sie frei gewählt hatte.


    Sie war allein mit ihren Gedanken und Gefühlen, sie konnte sie nicht teilen. Bisher war das nie ein Problem gewesen, aber seit den tagen in der Hütte war es das. Wenn man wusste was Einsamkeit war konnte dies grausam sein. Unwissenheit hatte auch seine guten Seiten.


    Auch wenn sie auf Anordnung des Offiziers die persönliche Gefangene des Tiberes war hieß das nicht, dass sie in seiner Nähe bleiben konnte. Nein es hieß nur, dass sie nicht mit den anderen Gefangenen zusammen transportiert wurde. Von ein paar Männer begleitet wurde sie allein geführt. Immer wieder hatten die Männer versucht sie zum reden zu bringen, hatten ihr vorgeworfen, dass der Centurio unter ihrem Bann stehen würde. Doch Idun hatte nicht reagiert. Sie schwieg und dass nun schon seit der Rückmarsch begonnen hatte.


    Sie war allein hier in diesem dunkeln Raum. Wieder allein. Vor wenigen Augenblicken noch war ein älterer Soldat hier gewesen, der ihr eine Botschaft überbracht hatte. Eine Botschaft von Verus und er hatte ihr ein in Opium getränkte Beißholz in die Hand gelegt. „Nimm es Mädchen.“ Hatte er gesagt. „Er tut es nicht gern, aber es muss ein.“ Hatte er gesagt. „Es ist zum Wohle Roms.“ Waren seine Worte gewesen. Idun hatte verstanden, hatte dem Alten dankend zugenickt, aber weiter geschwiegen.


    Nein sie wusste nicht was auf sie zukommen würde. Sie konnte nur ahnen. Sie kannte Rom, sie kannte seine Grausamkeit – zu nur allzu gern erklärten Römer dies als die Gerechtigkeit Roms. Alles geschah zum Wohle Roms. Allein dieses Worte zum Wohle Roms hinterließen einen bitteren Beigeschmack bei all jenen die außerhalb Roms standen. Für sie bedeutete dieses zum Wohle Roms zumeist Leid und Kummer.
    Ja Idun hatte verstanden und sie hatte auch verstanden das Verus es nicht gern tat und doch tun musste für Rom. Sie konnte nur ahnen, wie er sich fühlen musste.


    Ja ihre Gedanken waren tatsächlich bei ihm. Sie sorgte sich nicht um sich selbst, sondern um ihn. Sie hatte gesehen, wie verletzlich und zerbrechlich die Seele dieses Mannes ist. Die Rüstung die er trug war nur ein Panzer, der ihn versuchte zu schützen vor dieser Welt die zumeist grausam war. Zu gern wäre sie jetzt bei ihm, würde ihm gern Zuversicht geben, würde ihm sagen, dass sie ihm vertraute. Würde ihr Versprechen der Treue bekräftigen.
    Ja auch die vergangen Tage hatten nichts daran geändert. Idun hatte vorher gewusst, dass diese Welt, in die sie sich freiwillig begab, nicht gut – nicht gerecht ist. Sie hatte gewusst, dass diese Welt grausam und brutal war. Das diese Welt jeden strafte, der nicht zu ihr gehörte. Es war wie ein Naturgesetz. Rom unterwarf. Rom unterdrückte. Rom versklavte.Und Rom nahm keine Rücksicht.
    Und genau für jenes Rom würde Verus nun handeln müssen...


    Die Tür wurde geöffnet und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Zwei Soldaten betraten den dunkele Raum. Idun hatte nicht die Möglichkeit sich an das plötzlich einfallende Licht zu gewöhnen und konnte kaum etwas erkennen. Aber sie vernahm das unverkennbare Klirren der aufeinander schlagenden Kettenglieder. Es war also so weit sie waren gekommen um sie zu holen...


    Unsanft, ja fast schon brutal wurde die zierliche Frau von den beiden – ihr an Kraft und Körpergröße bei weitem überlegenen – Männer auf die Füße gezerrt.
    Kaum auf den Füßen, den sicheren Stand noch gar nicht gefunden wurde auch schon ihre Arme nach hinten auf den Rücken gezogen. Und dort wurde ihre Handgelenke mit den Fesseln versehen. Idun hielt aber weiter das in Opium getränkte Holz fest in ihrer rechten Faust umklammert.Nach dem dann auch ihre Füße so zusammengekettet wurde, dass sie nur kleine Schritte machen konnte wurde sie aus der Zelle geschubst. Die beiden Soldaten trieben sie vor sich her. Ihre Augen hatten Mühe sich an das helle Licht zu gewöhnen, keinen Moment gab man ihr dafür Zeit schon wieder wurde an ihr gezerrt. Als der Mann ihr drohte, hob sie das erst mal ihren Blick und sah ihn direkt aus ihren dunklen braunen Augen an, die gerade ob des Wechsels von Dunkel auf Hell fast schwarz wirkten. Dieser Mann hasste sie auch wenn sie nicht verstand warum. Auch seine Drohung verstand sie nicht. Sie hatte sich bisher nicht widersetzt, sondern alles stumm ertragen.
    Doch auch jetzt erhob sie nicht ihre Stimme,sie schwieg, wie schon seit Tagen kam kein Wort, kein Laut über ihre Lippen.


    Sie führte die an Händen und Füßen gefesselte Seherin auf eine großen Platz. Sie sah die vielen Menschen doch erkannte keine Gesichter, es war nur eine gesichtslose Masse, die um den Platz herumstand und wohl auf ein Spektakel hoffte. Für Idun jedoch waren sie nicht existent. Ihre Augen suchten, sie glitten vorbei an den beiden Pfählen die so aufgestellt worden waren, dass jemand dazwischen angebunden werden konnte. Ihre Augen suchten weiter und sie fanden ihn.


    Ihr Schritt stockte... da stand er und er verkörperte in seiner Paraderüstung – ganz ohne Kampfspuren – Rom. Ihr Herz war es welches sich in der Brust zusammenkrampfte und sie rang nach Luft. Ihr Blick fiel auf seine Hände und fanden das was kommen würde – eine Peitsche. Das war es also, was zum Wohle Roms notwendig war? Sie hob ihren Blick, der trotz der Situation frei von Angst war - aber eine Unsicherheit in sich barg, und suchte seine Augen – und als sie sie fanden stand sie Welt für einen Moment still. Alles um sie herum verschwand in einem Nebel, es gab keine anderen Menschen mehr, nicht den Platz hier, nicht die drohende Peitsche in seiner Hand, nicht die Rüstung. Es gab nur die beiden Augenpaare die aufeinandertrafen. Ihre Lippen jedoch bleiben versiegelt, kein Laut, keine stumme mit den Lippen geformten Wörter. Sie fand was sie suchte in seinen Augen und die Unsicherheit schwand und wich einer Hoffnung. Ja Blicke konnten so viel mehr sagen als tausend Worte. In ihrem Blick lag viel Liebe und Vertrauen. Kaum merklich nickte sie ihm zu und gab ihm damit ihre Zustimmung für alles was folgen würde.
    Nur einen Augenblick nicht viel länger dauerte der Moment, denn dann wurde sie unsanft voran gedrängt...








    Weit weg, so weit weg war sie, dass zwar die Worte welche Verus und sein Offizier wechselten an ihr Ohr drangen, aber nicht in ihrem Bewusstsein ankamen. Sie wollte diese Worte auch gar nicht hören. Sie wusste, dass Verus tat was er tun musste und doch wollte sie es nicht hören. Wollte nicht hören wie er in seine alte Rolle zurückfand.
    Sie kannte eine andere Seite an diesem Römer, diese Seite wollte sie sehen.
    Erst als sich seine Tonlage um Nuancen veränderte und die Stimme näher wirkte, kämpfte sich das Bewusstsein wieder seinen Weg an die Oberfläche. Und doch brauchte die Germanin einen Moment um wieder ganz in dieser Welt anzukommen, so undurchsichtig, zu verstörend waren die Bilder – so wie immer, wenn sie versuchte in ihre eigenen Zukunft zu schauen. Ja die lag wie immer im Nebel der Zeit verborgen. Sie wusste nicht ob es Bilder der Vergangenheit oder der Zukunft waren.
    „...achtet gut auf sie.“ Waren die ersten Worte, die sie mit vollen Bewusstsein vernahm.
    Sie sah noch wie Verus sich in ihrer Nähe niederließ und wie der Medicus ihn weiter behandelte.
    Er wr so nah und doch so fern. Sie widerstand jedoch dem Drang zu ihm zu eilen. Wie eine Statue saß sie da nur in ihren Augen veränderte sich etwas. Verus würde wohl erkennen, dass sie aus ihrer Welt zurück in dieser war. Erst als im Hintergrund ein Wolf heulte, fuhr ihr Kopf herum und sie erhob in ihrer Sprache ihre Stimme. „Danke Fenrir, danke für alles. Geh – du bist frei.“
    Beim Klang seines Namens kam der weiße Wolf dichter, doch er hielt in der Bewegung inne, als sie ihn wegschicken wollte. Er setzte sich hin und starrte nun seinerseits die Seherin an. „Geh bitte...los Fenrir geh.“ Es folgte ein Handzeichen das ihre Worte untermalte. Unentschlossen lief der Wolf nun unruhig im Kreis.

    Wenn sie nicht schon auf Knien gewesen wäre, spätestens jetzt hätte ihre Beine sie nicht mehr tragen können. Das erst Mal hörte sie den Bericht über jenen Kampf. Alles in ihr krampfte sich zusammen. Ihre Hände berührten nun den Boden, sie stützen sie, sie hielten sie aufrecht. Die Tränen, die sie bisher zurückgehalten hatte flossen nun in kleinen Bächen über ihren Wangen. Die Hand des Soldaten die immer noch auf ihrer Schulter wurde fast unerträglich, sie brannte sich förmlich in ihre Haut. Wie gern hätte Idun diese Hand abgeschüttelt. Doch sie tat es nicht, sie saß einfach nur mit starren Blick da.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen und eisige Schauer jagten über ihren Rücken, als sie die Kälte in der Stimme ihres Römer hörte.
    Sie wusste es war nötig – aber sie konnte nichts dagegen tun, es schmerzte.
    Sie schloss die Augen doch auch hier fand sie keine Ruhe, fand nicht ihr inneres Gleichgewicht – alles alles war so anders....


    Es wuchern Rankenbüsche mit Dornen und halten sie fest die schwankenden Seherin im Licht der Nebelzeit. Festgehalten von den Ranken, von dem Dorn der Ewigkeit. Um sie herum schweigen Wald und Gräber, die alten Eichen sie stehen stumm. Der Wolfs er schläft im tiefen Schatten und über den Wipfeln der stummen Bäume zieht der Adler seine Bahn. Jäh erwacht die Seherin, sie nimmt dem starken Rufe und verlorene Spuren wahr. Man brennt ihr ein Feuermal. Es packt sie der Schwindel und wie ein Stück Holz treibt sie in dem Storm der Zeit....


    Hätte die Hand des Soldaten nicht gehalten wäre Idun wohl einfach auf die Seite gefallen. Ihren Augen waren zwar offen, aber ihr Geist war weit weg von diesem Ort....

    Idun sah ihren Römer, wie auch er eine Träne vergoss, wie sich die Tränen vereinten und einen gemeinsamen Weg gingen.
    Sie sah wie er sich erhob und schloss für einen Moment die Augen, denn sie konnte die Anstrengung und den Schmerz den er durchlitt fast körperlich fühlen. Er tat es nicht für sich, nicht für sein Rom – nein er tat es für sie, das spürte sie genau.
    Hinter den geschlossen Lidern glitt sie sanft über die Landschaft, über die Berge und den See hinauf zur goldenen Halle der Götter und sie sah ihn – Wodan – er sang und die Töne fielen herab wie ein goldener Regen und ergossen sich in den See. Sie sah auf ihre Hände die zu Schalen geformt die Tropfen auffingen, aus ihnen erwuchs ein Wald und sie ging verloren... dann drang seine Stimme an ihr Ohr und sie öffnete die Augen und sah Verus, der seinen Offizier grüße.
    Sie wollte zu ihm und machte einen Schritt nach vorn, doch eine Hand auf ihrer Schulter hielt sie zurück. Die Hand war nicht grob und doch lastete sie so bleischwer auf ihr, dass ihre Beine sie nicht mehr trugen und sie auf die Knie sank.
    Ihr Blick war immer noch auf ihren Römer gerichtet, der nun aufrecht stand – ja er würde leben. Immer noch unter dem Eindruck des eben gesehenen wusste sie nun, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie war verloren gewesen und er war es, der sie gefunden hatte. 'Verus.' formten ihre Lippen stumm seinen Namen.

    Auf den Dank des Offiziers hin nickte sie nur monoton. Sie fühlte sich wahrlich nicht gut dabei die ihren zu verraten und doch wusste sie, dass es im Interesse aller Stämme nötig gewesen war und doch krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie wusste um das Schicksal der Dorfbewohner. Sie wusste es und es schmerzte tief in ihr. Warum bei allen Göttern war Wulfgar auch nur so verbohrt gewesen? All das hier war nicht notwendig gewesen. Nur weil er an einem falschen Begriff von Ehre hin... aber taten das hier nicht alle irgendwie? Der eine hing an dem Ehrbegriff seiner Ahnen, die anderen waren hier um die Ehre eines Imperiums zu verteidigen.
    Natürlich hatte Idun bemerkt, dass der Centurio versuchte hatte zu ihr zu gelangen. Über so viel Unvernunft konnte sie nur den Kopf schütteln. Er musste doch selbst erkennen, dass er gerade alles andere als in der Lage war sie zu verteidigen.
    Und dennoch war es ein sorgenvoller Blick, der den zurücksinkenden Römer streifte.
    'Unter Arrest...' drang an ihr Ohr und wieder nickte sie nur stumm, sie hatte kaum etwas anderes erwartet. Misstrauen, ja das kannte sie zur genüge und sie konnte es den Römern auch kaum verübeln, schließlich gehörte sie zu den Feinden.
    Es bedeutete schon viel, dass er ihre Worte gehört hatte und ihnen glaubte. Natürlich hätte sie ihn auch belügen können und die Römer in einen Hinterhalt schicken können. Aber spätestens wenn sie im Dorf angekommen würden, würden sie sehen, dass Idun die Wahrheit gesprochen hatte. Die Dorfbewohner würden allein sein. Was sie jedoch vorhatten wusste Idun nicht. Sie konnte nur hoffen.
    Mit immer noch auf Verus verharrenden Blick stand sie einfach nur da und ließ dem Schicksal seinen Lauf. Einzig eine Träne, die über ihre Wange lief zeichnete ein Bild von dem wie es in ihrem Inneren aussah.


    Unweit der Gruppe konnte man einen weißen Wolf ausmachen, der unruhig umherlief und die Szene mit scharfen Augen beobachtet. Der aufgesprungen war, als der Soldat Idun die Arme verdreht und sie aufgeschrien hatte. Doch er griff nicht ein. Nein das würde er nur tun, wenn sie ihn rief.

    Endlich nahmen sich die Vorgesetzten des entstanden Chaos an und Idun hatte ihre Arme wieder. Sie blieb dennoch wo sie war und bewegte sich nicht. Sie nickte auf die leise gestellten Fragen. Endlich einer, der die richtigen Fragen stellte. So antwortete sie ihm akzentfrei in seiner Sprache. „Ja ich verstehe und spreche deine Sprache.“ Sie deutete auf den immer noch an den Baum lehnenden Centurio. „Er hat mehrere Schnittverletzungen und eine tiefe Schwertwunde am Bein. Ich habe versucht sie zu nähen und die Entzündung zu bekämpfen. Er hat wohl einen Wundkrampf und Fieber.“ Sie warf einen Blick auf Verus und man konnte wohl sehen, dass sie sich wirklich Sorgen um den Römer machte. „Die Lage im Dorf...“ Sie zögerte einen Moment, doch sie hatte sich eigentlich schon längst entschieden. Sie hatte dem Tiberius gesagt, dass sie ihm folgen würde, nun gehörte es wohl auch dazu, dass sie seinen Leute alles über das Dorf sagte was sie wusste. Auch wenn dass die ihren wohl als Verrat ansehen würden. „... das Oberhaut des Dorfes ist Wulfgar, Sohn des Gunar. So weit ich weiß, gab es nach seinem Widerstand gegen eure Männer ein Thing der umliegenden Sippen. Sie werden Wulfgar nicht unterstützen. Sie haben ihr Urteil gefällt und ihn verurteilt, dass er sich euch und eurem Recht zu beugen hat. Ob er sich dem Urteil beugen wird kann ich dir nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, dass der Wulfgar den ich kenne die Sitten achtet und ich mir nicht vorstellen kann, dass er sich gegen ein Thingurteil stellen würde.“
    Ja normalerweise würde sich Wulfgar dem Urteil beugen, aber konnte man das auch von einem Mann sagen, der verstoßen wurde? Ja verstoßen, denn nichts anderes hatten die andere Sippen getan.
    So nach und nach erfasste Idun, mit wie vielen Männern die Römer gekommen waren. Die Götter mochten dem Dorf und seinen Bewohnern beistehen – helfen konnte denen wohl keiner mehr, nur sie selbst konnte das und Idun hoffte so sehr, das Wulfgar die richtige Entscheidung treffen würde.

    Und dann wurde es immer mehr Römer, die sich hier einfanden. Idun ließ sich davon zunächst nicht stören, sie kümmerte sich einfach weiter um Verus, während die immer noch diskutierten. Zum Glück kam wenigstens einer auf die Idee, einen Heilkundigen rufen zu lassen. Doch ehe Idun Verus auf seine 'Alles wird gut.' antworten und dem Medicus erklären konnte, was der Centurio hatte, wurde sie unsanft auf ihre Beine gezogen und kräftig geschüttelt. Alles wird gut? Das klang in ihren Ohren gerade fast schon unglaublich. Aber sie hatte ja immer noch das Versprechen des Römers, dass er sie beschützen würde. Bisher klappte das ja hervorragend. Nun Vielleicht hatte sie ja das Glück, dass man sie nicht gleich hier an Ort uns Stelle niedermachen würde, so hätte der Tiberius wenigstens einen Chance sein Versprechen wahr zu machen. Der junge Mann, der Germane setzte sich für sie ein und schlug den Soldaten? Bei den Götter! Verloren hier den alle ihren Verstand? Musste sie einem römischen Soldaten wirklich erklären wie man sich gegenüber einem Kameraden verhielt.
    Natürlich tat sie nichts dergleichen, sondern sah den jungen Mann nur mit einem durchdringenden Blick an, schüttelte den Kopf und flüsterte leise. „Es ist alles so wie es vorherbestimmt.“ Er würde wohl verstehen, so hoffte sie zumindest. Er würde verstehen, dass er nicht weiter eingreifen sollte.
    Das Schütteln hörte auf, doch nun wurde ihr die Arme auf den Rücken gedreht, was eindeutig schmerzhaften war, als das schütteln. Kann der nicht einfach wieder Schütteln? Offensichtlich nicht. Zumindeste machte Idun nun ihren Unmut mit einem spitzen Schrei Luft. Antworten würde sie dem Kerl ganz sicher nicht. Er stellte eh unsinnige Fragen. Sie verlegte sich also lieber darauf, ihn über die Schulter hinweg einen bitterbösen Blick zuzuwerfen.





    Sim-Off:

    germanisch

    Die Frage nach dem Dorf ignorierte sie. „Bleib hier, sie schaffen es auch ohne dich.“ Das es wohl auch komisch aussehen würde, wenn er sie hier allein lassen würde bei dem Centurio brauchte sie wohl kaum zu erwähnen. Der arme Soldat käme dann nur in Erklärungsnot.
    „Verdammte Axt Tiberius!“ fluchte Idun auf den Römer. Kaum bei Sinnen aber sich schon wieder in die Schlacht stürzen wollen. Sie konnte über so viel Unvernunft gerade nur den Kopf schütteln. So nahm sie das Schwert vom Boden auf und reichte es dem Reiter weiter. Die heruntergefallenen Tücher fanden auch wieder ihren Platz.
    Langsam kam der Tross der Römer in Sicht, kurz verweilte ihr Blick auf dem schier unendlichen Lindwurm, der sich durch den Wald fraß. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. So viele Soldaten bedeuteten nie etwas Gutes.
    Als sie wieder auf ihren Römer sah, konnte man ein Funken Ungewissheit in ihrem Blick erkennen, doch sie sagte nicht. Sie hielt ihm nur wieder den Becher an die Lippen, damit er trank.

    Endlich am schützenden und den fiebrigen Mann stützenden Baum angekommen, wurde Verus vorsichtig dagegen gelehnt. Idun versuchte mit feuchte Tüchern seine Temperatur nach unten zu bringen. Mit dem einen tupfte sie immer wieder seine Stirn ab, dass andere lag in seinem Nacken. Sie wünschte sich jetzt mehr denn je, dass sie in der Hütte geblieben wäre, denn da hätte sie ihm wirkungsvoller helfen können. Ja wenn der Römer jetzt starb, wäre es allein ihre Schuld. Sie hätten wirklich nicht aufbrechen dürfen. Es war zu früh... „Trink.“ Sagte sie im befehlsartigen Ton und hielt ihm die mit Wasser gefüllte lederne Flasche an die Lippen.

    Zitat

    Original von Marbod
    ...


    Natürlich wäre es besser, wenn er das Gewicht der Rüstung los werden würde, aber es war nicht sicher. „Lass ihn uns dort zu dem Baum bringen, dort kann er sich anlehnen, dass nimmt ein teil des Gewichtes.“ Sie zeigte auf einen Baum in der unmittelbaren Nähe. „Es ist sicherer in der Rüstung.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen hörte man in einiger Entfernung dass Kampfgeschrei der Männer, die die Legion angriffen. Idun sah den jungen Mann an, der ihrem Römer gerade half. „Zu dem Baum!“ Ja das war jetzt wohl mehr ein Befehl als eine Bitte. Sie richtete sich auf um den Tiberius mit der Hilfe des Mannes der Ala zu dem natürlichen Schutz zu bringen. „Er hat mehrere Verletzung, am schlimmsten ist ein tiefer Treffer eines Schwertes an seinem Bein.“ sagte sie nun auf die Frage des Mannes. Dann drehte sie sich in Richtung des Waldes und ein greller Pfiff erklang.
    Es dauerte auch nicht lang und unweit der kleinen Truppe tauchte ein weißer Wolf auf. „Keine Angst! Sagte Idun ohne jedoch die Augen von dem Wolf, der nun auf sie zulief zu nehmen. „Fenrir zu mir!“ Kaum bei ihr angekommen, beugte sie sich zu dem Wolf und sprach leise auf ihn ein. „Fenrir, passe auf, warne mich wenn uns jemand zu nah kommt.“ Der Wolf strich ihr einmal um die Beine und verzog los. Er platzierte sich unweit der Gruppe auf eine kleine Anhöhe.
    Idun wand sich nun wieder dem jungen Mann zu. „Er wird aufpassen und nun los.“

    „Nicht gefunden. Ich war in dem Dorf...und habe ihn dort weggebracht.“ Viel mehr wollte sie dem Mann nicht sagen. Auch wenn er ihre Sprach sprach, stand er doch im Dienst der Römer, was es der Seherin schwer machte ihm zu vertrauen. Aber sie vertraute darauf, dass er zumindest Verus nicht schaden wollte und würde. „Erstmal sollten wie das Fieber senken.“ Sie griff langsam unter ihren Mantel und holte ganz langsam eine lederne Flasche heraus. „Gib ihm diesen Kräutertrunk, er wird das Fieber hoffentlich senken.“ Sie reichte ihm die Flasche und wollte gerade noch etwas sagen, doch da vernahm sie den Hilferuf ihres Römers. Alle Vorsicht über Bord werfend rückte sie schnell näher zu ihm und ergriff den gehobenen linken Arm. [SIZE=7]„Tsch tsch. Ich bin hier.“[/SIZE] sagte sie ganz leise zu ihm, während sie seinen Oberkörper vorsichtig aufrichtete. „Gib ihm den Trank.“ Sagte sie nun wieder an den jungen Mann gewend, dem sie eben noch die Feldflasche gereicht hatte. Sie selbst tränkte ein Tuch mit kaltem Wasser. Nun hinter Verus sitzend, damit sie seinen Oberkörper stützend aufrecht halten konnte, legte sie ihm dass kühlende Tuch auf die Stirn.[SIZE=7]“Tsch Tsch. Sieh deine Männer sind da um dir zu helfen.“[/SIZE] flüsterte sie dem Tiberius ins Ohr.

    Da kam doch tatsächlich einer der sie verstand? Fast schon war die Germanin erleichtert. Endlich würden diese Dummköpfe Verus helfen.
    Dann ging alles ganz schnell...
    Der plötzliche harsche Stoß brachte die Germanin aus dem Gleichgewicht, so dass sie unsanft auf dem Boden landete.
    Sie beachtet dies jedoch nicht weiter, sondern fixirte den der sie verstand. „Hebe seinen Kopf etwas an und gibt ihm langsam kleine Schlucke. Nur ganz kleine. Solang er noch nicht ganz bei sich ist, darfst du ihm nicht zu viel geben.“ Ihre Hand tastete etwas Metallenes. Der Dolch! Verdammt! Ihre Hand umschloss ihn vorsichtig. Sie überlegte fieberhaft, was sie nun tun sollte. Dann schloss sich ihre Hand um die Klinge und sie reichte den Dolch mit dem Griff in Richtung des Mannes, der sie verstand. „Es ist seiner. Sein Name ist übrigens Tiberius, Centurio Tiberius.“ Natürlich ging Idun davon aus, dass sie zumindest vom Namen her wussten wen sie suchen. Ihren Namen verriet sie dem Mann nicht. Sie sah ihm aber direkt in die Augen. Er wusste, hatte erkannt was sie war. Also würde er wohl auch wissen, das sie die Wahrheit sprach.

    Auch wenn ihr Leben gerade selbst in Gefahr war, war dies nur zweitrangig. Idun spürte genau, Verus war dabei diese Welt zu verlassen. Stumm rief sie nach ihm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, bis sie sich schließlich sammelten und zu kleinen Bächen wurden, die ihr über die Wangen rannen. 'Verus...' Nein es durfte nicht so enden, nicht so nicht jetzt und nicht hier. 'Verus, komm zurück...' immer wieder immer verzweifelten rief sie in Gedanken nach ihm. Bis schließlich auch diese Gedanken verstummten und nur noch die Tränen blieben. Ihre Knie drohte nachzugeben, so leer fühlte sie sich.Der ferne Donner, der ein Gewitter ankündigte war es, der sie aufhorchen ließ. „Verus...“ formten ihren Lippen wispernd seinen Namen. Der Regen kündigte sich mit ein paar einzeln fallenden Tropfen an. Endlich vernahm sie seinen Stimme, die suchend nach ihr ihren Namen rief. „Ich bin hier.“ antworte sie ihm, wenn auch in ihrer Muttersprache. Der Klang ihrer Stimme würde wohl ausreichen, damit er wusste, dass sie ihn nicht verlassen – nicht alleingelassen hatte. Wie gern würde sie zu ihm gehen, doch das Schwert an ihrem Hals verdammte sie zur Bewegungslosigkeit. „Ich bin hier.“ Wiederholte sie ihre Worte. Im Stillen jedoch dankte die Donar dafür, dass er den Römer zurückgebracht hatte.

    Idun schrie auf, als man sie von ihrem Römer wegzog? Was bildeten sich diese Tölpel ein? Doch bevor sie ihrem Unmut Luft machen konnte, spürte sie das kalte Metall an ihrem Hals und zwar so nah und so fest dass der Stahl ihre Haut verletze und ein dünner blutiger Rinnsal über ihren Hals lief. Sie schluckte schwer. Unfähig sich zu bewegen. Zumindest schienen es wirklich Römer zu sein und spätestens als sie anfingen sich auf Latein zu unterhalten hatte sie Gewissheit.
    Aber entspannen konnte sie sich nicht. Wie auch mit einem Schwert am Hals. Aber zumindest konnte sie nun davon ausgehen, dass bald Hilfe für Verus kommen konnte. „Er hat Fieber. Er braucht Wasser.“ Idun sprach immer noch in ihrer Muttersprache. Nein sie wollte es die beiden nicht wissen lassen, dass sie jedes ihrer Wörter verstand.

    Idun sah die beiden Männer auf sich zustürmen, automatisch verkrampfte sich die Hand noch mehrum den Griff des Dolches. Die Reiter der Ala war ja nicht auf der ersten Blick als römische Soldaten so erkennen, so nahm Idun bei den auf sie zustürmenden Männern natürlich an, dass es sich um Räuber handelt.
    Selbst als sie mit gezogenen Waffen vor ihr standen, senkte sie ihr Messer nicht. Im Gegenteil, sie betrachtet beide feindselig.
    Erst als einer sich ihr im recht holprigen Dialekt versuchte ihr verständlich zu machen, erkannte sie, dass die beiden wohl eine Vorhut der kommenden Römer waren.
    Unsicherheit lag nun in ihren Blick, der hektisch von den Beiden zu Verus und wieder zurückging.
    Waren die beiden wirklich Angehörige der römischen Armee? Sie überlegte fieberhaft.
    Für einen Moment schloss sie die Augen um die Sicherheit zu finden, die sie brauchte.
    Vertrauen - sie musste Vertrauen haben.
    Idun senkte langsam das Messer und lies es wortlos fallen, bevor sie neben dem Centrurio wieder auf die Knie ging, eine Hand auf seine Brust legte und für die Soldaten nicht wahrnehmbar flüsterte sie. "Verus, bitte wach auf."

    Was war das für ein Geräusch? Idun sah auf und ihr Blick folgte den Geräusch.
    „Wer ist da?“ ihre Augen fuhren über die Umgebung. Sie konnte nichts erkennen, auch nicht in der Richtung aus welcher dieses Geräusch kam. Nichts. Sie griff an des Römes rechte Seite und zog seinen Dolch heraus. Nun richtete sie sich zu voller Größe – ok bei knapp einmeterfünfundsechszig konnte man nicht von Größe reden – auf. Sie hielt den Dolch vor sich, bereit jeden der ihrem Römer etwas antun wollte zu töten. „Kommt heraus und zeigt euch.“








    Sim-Off:

    germanisch

    Eben noch war ihr Blick auf den vor ihnen liegend Weg gerichtet, als das dumpfe Geräusch des neben ihr auf der Erde aufschlagenden Körpers sie herumfahren ließ. „Verus!“ rief sie erschreckt auf. Sofort kniete neben ihm und rüttelte ihn an seinen Schultern. „Verus. Nein nicht jetzt. Deine Zeit ist noch nicht gekommen... noch nicht.“ ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser. Tränen rannen ihr über die Wangen. Nein er durfte nicht sterben. Sie verfluchte sich selbst. Sie waren zu früh aufgebrochen. Sie hätte doch erkennen müssen, dass er noch nicht so weit war. „Verus...“
    Das Heulen eines Wolfes klang durch den Wald. Kurz schaute Idun auf, doch konnte sie Fenrir nirgends entdecken. Wieder beugte sie sich über ihren Römer, tupfte ihm vorsichtig den Schweiß von der Stirn. „Verus....“ kaum wahrnehmbar flüsterte sie mit tränen erstickter Stimme seinen Namen.

    Der dunkel dichte Wald, der hinbrausende Waldstrom welcher sich nur noch durch sein Rauschen bemerkbar machte wurde durch einen schief einfallenden Lichtstrahl durchbrochen. Fast schon mutete die Szene an wie aus einer anderen Welt und dennoch drückte sie die Gefühle aus, die gerade in der jungen Germanin vorgingen.
    Ja in gewissen Weise war sie wohl freier als es der Römer, welcher nun neben ihr ritt, es je war. Sie unterwarf sich keinen Zwängen, unterwarf sich nicht ihrem Schicksal. Sie nahm es an, sie wählte es aus freien Stücken.
    Ob sie nun als seinen Sklavin leben oder ihr Leben in den nächsten Tagen beenden würde lag im Nebel der Zeit verborgen. Und dennoch hadert Idun nicht. Nein sie ging aufrecht und fast schon stolz mit jeden weitren Schritt – sicher einen Fuß vor den anderen setzend, die Vergangenheit hintersich lassend – darauf zu.
    Es gab nunmal keinen Plan im Leben, dem man folgen konnte. Es gab Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen, aber einen Plan? Nein den gab es nicht. Auch wenn man einen für sich selbst hatte, so war es doch meist das Leben oder das Schicksal selbst, dass diesen über den Haufen warf. Man konnte nun mit der Ungerechtgkeit des Schicksals hadern und man konnte es annehmen.
    Sie hielt ihren Stab der aus einem kräftigen Ast einer Eiche gefertigt und mit Runen verziert war, fest in der rechten Hand um Halt in einer Welt zufinden, in der es eigentlich keinen Halt mehr gab.
    Der Lichstrahl, der in den dichten Wald einfällt, er ist wie ein Lächeln in der Dunkelheit. Er spendet ihr Wärme und zeigt ihr den Weg.
    Immer wieder fiel ihr Blick auf Verus, der sich trotz seiner Schmerzen aufrecht auf dem Pferd hielt. Natürlich wusste sie, dass auch er sich seine Gedanken machte. Dies konnte sie ihm nicht abnehmen. Das einzige was sie konnte war hier bei ihm zu sein und ihm damit zu zeigen, was auch kommt ich bin an deiner Seite. So wie sie es ihm vor ein paar Stunden versprochen hatte. Treue!
    Ja in gewisser Weise war Idun verliebt. Doch war dies keine Liebe, die auf körperlicher Anziehung basierte. Nein es war das Wesen des Römer. Das Wesen, sein Herz und seine Seele – eine Seele die älter war als der Mann selbst – die tief in ihrem Inneren etwas berührte. Es so berührten, dass es ihr egal war ob sie nun lebte oder starb. Das sie bereit war ihre Freiheit aufzugeben um an seiner Seite zu sein. Ja Freiheit, eines der höhsten Güter die ein Mensch besitzen konnte, aber was war Freiheit wert, wenn sie einsam war, wenn man drohte sich in der Einsamkeit zu verlieren.
    Wieder sah sie zu ihm auf ihre dunklen Augen funkelten wie die Nacht. Ihre Schwarzen Haare, die sie wie alle unverheirateten Frauen ihre Volkes offen trug, wurden von einer leichtenWinbö erfasst und wogen wie kleine Wellen auf den Meer im Takt des Windes. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich zu jemanden gehörend. Nicht in einer Rolle, nicht in dem was man von ihr erwartete sondern sie fühlte sich frei, so frei wie noch nie.
    Für einen Moment hielt sie an und stoppte damit auch das Pferd. Eins wollte und musste sie noch tun. Die Zügel des Pferdes loslassand, sank sie auf die Knie. Die Augen geschlossend haltend, die Hände auf die Erde ihrer Ahnen gelegt saugte sie eben jene Kraft dieser Erde in sich auf. Sie wusste, es würde kein Zurück geben, sie wusste sie würde das Land ihrer Ahnen nie wieder betreten. Sie nahm Abschied für immer. Kein Laut kam über ihre Lippen. Es war ein stiller Abschied, der keiner Worte bedurfte. Die Germanin verharrte in diesem Moment, nah alles in sich auf. In ihrem Geiste zog ihr bisheriges Leben an ihr vorbei. Es war das sanfte Streicheln des Windes, der über ihre Wange striff, der sie aus ihren Gedanken riss.
    Mit Augen, die nun wie Edelsteine funkelten und pures Leben ausstrahlten erhob sie sich, sah zu dem Tiberius auf. “Wir sind gleich da.” Sie deutete mit dem Stab, der als Verlängerung ihres Armes diente in Richtung des breiten Waldweges, der nun durch den langsam lichter werdenden Wald zu erkennen war. Die Sonnen konnte sich nun auch an viel mehr Stellen durch das dichte Blätterdach des Walden kämpfen. Der sandige Weg reflektierte die Strahlen der Sonnen und leutete hell in dem den dunklen Wald. “Dort ist unser Ziel.”