Beiträge von Luna

    Wenn sie auch gelitten hatten, waren ihre Sinne immer noch da so nahm sie nun also auch wahr, dass sie nicht mehr allein in dem Raum waren. Sie hob ihren Kopf um in Richtung Tür zu blicken und sie entdecke Alpina.
    „Alpina...“ sagte sie und nickte der Heilerin begrüßend zu. Sie löste sich von Verus und legte sich wieder auf den Bauch. Ihre Hand verblieb jedoch immer noch von seiner festgehalten auf seinem Herzen.

    Ihre Hand wurde schon schwer, fast wäre sie kraftlos zu Boden gesunken. Doch dann ergriff er sie endlich und sie konnte seinen Herzschlag spüren. Sie konnte es fühlen wie es kräftig in seiner Brust schlug. Es schlug für ihn. Für Sie. Für sie beide. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange, seine Tränen auf ihrem Arm und sie schloss für einen Augenblick die Augen um sich dessen Moment, der nur ihnen beiden gehörte bewahrte. Sie wollte diesen Augenblick nicht mit Worten zerstörten. Alles was sie brauchte war hier bei ihr. Er war bei ihr. Sie öffnet ihre Augen und sah in die seinen und sah dort die Liebe, die Sehnsucht und die Gewissheit. Er gab ihr alles was sie brauchte, die Kraft, die Hoffnung und die Liebe. Jene tiefe Verbundenheit wegen derer sie sich entschieden hatte diesen Weg zu gehen. Langsam öffnete sie ihren Lippen, das Sprechen fiel ich schwer immer wieder stockten ihre Worte. „Dich ...trifft keine ...Schuld....keine Schuld...dieser Welt.“ Es gab nichts zu verzeihen. Er hatte nicht aus freien Willen gehandelt und das wusste sie. Aber sie kannte ihn, so wusste dass er sich die Schuld geben würde, dass er dabei war sich in der Dunkelheit zu verlieren. In jener Dunkelheit, die die Ausführung des Befehls, in ihm hinterlassen hatte. Sie kannte ihn, kannte den Mann, kannte seinen empfindsame Seele. Sie richtet sich unter Mühe und Schmerzen auf. Ihre Hand immer noch von seiner gehalten auf seinem Herzen liegend wische sie ihm nun seien Tränen weg. Tränen die er wegen ihr vergoss. Wieder musste sie einen Moment die Augen schließen, der Schmerz drohte sie zu übermannen. Als sie ihre Augen wieder öffnete spiegelten sie all ihr Gefühle für ihn wieder. Ja sie liebte ihn aus tiefster einer Seele und Herzen. Eine Liebe so tief so rein wie das Wasser eines klaren Bergsees. Eine Liebe die man nicht zerstörten konnte. Und dann sprach sie erneut. „Ich lebe... dank dir dir, dank ....deiner Hand.“ Sanft streichelte sie nun jene Hand die ihr vor ein paar Stunden noch im Namen Roms schlimme Verletzungen zugefügt hat. „Ich lebe ...durch und für dich.“ Ihr Körper zitterte ob der Anstrengung sich aufrecht zu halten und so barg sie ihren Kopf an seiner Schulter und flüsterte ihm zu. „Ich brauche dich.“ Ja sie brauchte ihn. Wie die Luft zum Atmen, wie ein Fisch das Wasser. Ohne ihn wäre sie nur noch ein leere Hülle, ein Schatten ihrer Selbst, dass wusste sie. Eine Voelva liebte nur einmal und das für immer.

    Luna schlich mit einem Korb voller Wäsche um den Platz herum, wo die Männer ihr tägliches Training absolvierten. Sie spürte die Blick, doch sie hob ihren nicht. Eine große Schüssel war schnell gefunden. Mit einem Einer wurde diese mit frischem Wasser befüllt. Sie setzte sich vor eines der Gebäude und begann damit die schmutzige Tuniken ihres Dominus zu waschen. Die Blicke die ihr die Soldaten die an ihr vorbei gingen bemerkte sie nicht. Zu tief war sie in ihrer eigenen Gedankenwelt versunken. Verus.. er sah sie nicht an, wich ihren Blicken und auch den Gesprächen aus. Und wenn sie doch mal einen Blick in seinen Augen erhaschen konnte, sah sie darin nur Leere. Wie immer wenn sie an diese Leere in seinen Augen dachte liefen ihr die Tränen über die Wangen. Sie hatte keine Kraft mehr... sie wollte nicht mehr... zu den körperlichen Qualen kamen nun auch noch die seelischen. Ihr Körper wollte nicht heilen, ja sie spürte genau, dass einige der tiefen Wunden sich entzündet hatten und eiterten. Aber sie sagte nicht. Sie ertrug die Schmerzen, genauso wie sie seine Missachtung ertrug. Rom hatte gewonnen. Sie hatte verloren. Seit Tagen sprach sie nicht mehr und sie war es, die sich wegdrehte wenn sie ihn sah. Wenn er sie zu sich befahl hielt sie ihre Blicke gesenkt. Ja sie wich ihm aus, so wie er es mit ihr tat. Sie ertrug es einfach nicht und doch war sie gebunden an ihn. Nicht nur wegen des Brandmals, nein das war es nicht. Sie fühlte sich an ihren Schwur gebunden. Und doch wusste sie, dass sie so nicht weiterleben konnte. So war es Idun, die sich immer mehr und mehr zurückzog, die tief in ihrem Inneren einen sicheren Hafen fand. Übrig blieb nur die Sklavin Luna. Und die war das was sich jeder Römer wünschte. Ruhig. Unauffällig – ein lebendes Möbelstück eben.
    Luna wusch also die Tuniken ihres Dominus, jedem einzelne Fleck rückte sie zu Leibe. Sie hörte die Kommentare der vorbeilaufenden.
    „Ha schau sie dir an, die große Seherin der Barbaren. Nun ist sie da wo sie hingehört.“
    „Ja der Centurio hat es ihr ordentlich gezeigt.“
    „Sie hätte noch viel mehr verdient.“
    „Ach der hätte sie an Kreuz nageln sollen.“
    „Aber der Tiberius ist schon ein harter Hund. Man sagt sie hat ihm geholfen.“
    „Ja wer weiß was sie mit dem vorhatte. Er hat alles richtig gemacht. Ich hätte sie tot geschlagen.“
    „Wieso? So kann sie der Truppe doch noch nützlich sein.“
    „Hä?“
    „Na Frauen im Lager.. du weißt schon, vielleicht überlässt uns der Centurio sie ja mal, dann haben wir unseren Spaß mit der da.“
    „Ja dann könnten wir es der mal so richtig zeigen.“


    Natürlich trafen sie die Worte, doch von ihr kam keinen Reaktion.
    Das wurmte die Männer wohl noch mehr, denn gerade als sie nun mit ihrer gesäuberten Wäsche an den Männer vorbei wollte, stellte ihr einer ein Bein, so dass sie fiel und die Wäsche sich auf dem sandigen Platz verteilte.
    Die Männer brachen in Gelächter aus. Einer der Männer trat zu ihr.
    „Na wo sind deine Götter jetzt, Sklavin?“
    Mühsam rappelte sie sich unter dem Gelächter der Männer und unter Schmerzen wieder hoch. Sie biss sich auf die Lippen um ihre Tränen zu unterdrücken – nein so viel Stolz hatte sie noch, sie würde sicher nicht vor diesen Männer weinen, diese konnte sie Abends in ihrer Zelle – in die sie ja immer noch in der Nacht eingeschlossen wurde – tun.
    Auf ihrem Rücken konnte man nun auch die feuchten Stellen jener Wunden erkennen, die nicht verheilen wollten. Sie sammelte schweigend die Wäsche wieder ein und begann ihre Arbeit von neuem. Sie würde nun wohl noch bis zum Abend brauchen...

    Schlaf war ihr nur wenig vergönnt gewesen. Die Schmerzen ob des nachlassenden Opium inzwischen unerträglich. Tränen die sie nicht mehr kontrollieren konnten liefen ihr über das Gesicht. Lippen fest aufeinander gepresst um nicht zu schreien. Und doch hatte sie in der Nacht wohl das ein oder andere Mal dafür gesorgt, dass der Soldat, der die Tür bewachte – was mal so nebenbei bemerkt vollkommen überflüssig war, denn Idun/Luna würde sich die Nächten Tage freiwillig nirgends hinbewegen – vor Schreck zusammengefahren war. Ja sie hatte geschrien, als das Opium seine Wirkung verloren und die Schmerzen ungefiltert über sie hereingebrochen waren. Eine falsche Bewegung und es war so als würde man ihr glühendes Öl über den Rücken gießen. Inzwischen hatte sie ihren Kopf auf die Unterlage gepresst, so dass die Laute nur noch gedämpft an die Umwelt drangen. Sie litt und wie sie litt. Vor allem aber litt sie weil er nicht da war. Er hatte nicht nach ihr gesehen. Sie hatte lange gehofft, dass er noch kommen würde. Aber die Nacht war hereingebrochen und vorübergegangen ohne das Verus zu ihr gekommen war. Warum? Warum war er nicht gekommen? Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Ja sie verlor gerade die Kontrolle. Sie die sonst so kontrolliert, zurückhaltend und in sich ruhend war, konnte ihre Schmerzen und ihre Emotionen nicht kontrollieren.
    Als Verus nun den Raum der ihr als Zelle diente betrat und militärisch kalt seinen Namen bellte, zuckte sie zusammen was ihr nur eine erneute Schmerzenswelle einbrachte, die sich in einem dumpfen Schrei in die Unterlage entlud. Ihre Hände waren so fest in die Unterlage verkrampft, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Und doch drehte sie ihre Kopf in seine Richtung. Ja in ihrem Gesicht konnte man das volle Ausmaß des Leidens sehen. Ihre Augen rotgeweint und glasig, voller Pein, Schmerz und Leid. Die Spuren der vielen Tränen, die viele Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten. Ja sie bei ihrem Anblick musste man wohl unwillkürlich an ein Häufchen Elend denken.
    Sie blickte ihn lange schweigend an. Nein es war kein anklagender Blick. Was sie sah erschreckte sie jedoch. Verus war dabei sich zu verlieren. Den gleichen Blick hatte er schon nach dem Kampf, als er in ihrer Hütte erwacht war und ihr erklärt hatte, dass er nicht wollte das seine Wunden heilen. Damals hatte sie genug Kraft gehabt um ihn aus diesem Tief herauszuholen. Aber jetzt? In ihrem Zustand? Ja ihr Verstand sagte ihr, dass sie die Kraft nicht hatte. Doch ihr Herz sprach einen andere Sprache. Sie lies also ihr Herz sprechen. „Verus...“ flüsterte sie leise kaum wahrnehmbar. Ja die Schmerzen raubten ihr den Atem der nötig gewesen wäre um länger Sätze zu sprechen. So löste sich ihre ihm zugewandte Hand von der Unterlage und streckte sich ihm entgegen. Ja sie brauchte ihn. Sie brauchte seine Nähe. Sie brauchte es um zu wissen, dass sie nicht allein war. „Verus...“ murmelte sie leise.

    Woher nahm sie die Kraft zu kämpfen? Für was kämpfte sie? Das kurze Streicheln ihrer Hand wollte ihr eine Antwort auf diese Frage geben. Und doch wich er ihrem Blick, wie in den letzten Tagen eigentlich immer, aus. Idun spürte, wie sich die eisernen Ringe immer mehr um ihr Herz legten.
    Wie oft schon hatte sie ihn in den letzten Tagen anschreien wollen. Ihm sagen wollen, dass er es nicht zulassen sollte, dass er kämpfen sollte. Aber Verus vergaß, er vergaß sich, er vergaß sie – er vergaß alles. Er ertrank im Selbstmitleid. Stumme Tränen hingen in ihren Augen. Tränen die sie weinen wollte, die aber nicht flossen. Sie wusste, dass tief im Inneren verborgen der Mann war, den sie kennenlernen durfte. Doch scheinbar gewannen die Götter, gewann Rom. Hatten sie wirklich verloren? Sie hatte gehofft, dass er es wert sein alles aufzugeben. Was wenn sie sich geirrt hatte? Zweifel, Selbstzweifel bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg. Dabei wäre es so einfach gewesen. Doch er mied sie, er mied ihre Nähe und quälte sie damit. Es wurde ihr fast schon unerträglich hier neben dem Mann zu sitzen, der nun kalt und emotionslos über den Angriff berichtete. Hatte er sein Herz verloren? Idun konnte nicht mehr sie wandte ihren Blick ab. Ja Rom hatte gewonnen. Sie biss sich auf die Lippen um ihren innerlichen Scherz der sie zu zerreißen drohte zu töten. Ihre Hände krallten sich in die einfache alte Soldatentunika die er ihr gegeben hatte. Sie wollte weg, doch konnte sie nicht. Nicht nur weil sie hier im Officium des Präfekten waren. Nein sie konnte nicht weg, sie war an ihn gebunden für immer. Bei allen Göttern, warum hatte er sie auf dem Forum nicht einfach getötet? Dann wäre es wenigstens vorbei. Das hier war wie ein sterben auf kleinen Raten. Idun merkte sehr wohl wie ihre Seele litt. Wie sie sich immer mehr zurückzog. Ja sie wollte nicht mehr kämpfen. Ohne Hoffnung war ein Kampf sinnlos.
    Sie würde innerlich nach und nach sterben und zurück würde nur eine leere Hülle bleiben. Eine Skalvin wie sie sich jeder Römer wünsche. Ruhig gehorsam, ohne Herz und eigene Meinung.
    Ja ihre Seele wanderte bereits an einen stillen Ort. Zurück an den See, der ihr noch vor Tagen Hoffung gegeben hatte. Im See spiegelte sich das Bild von Verus und dem Mond, doch das kleine Tränen verschleierte Mädchen haute mit aller Gewalt in den See, so dass dieses Bild von den Wellen zerstört wurde und nur ein Mond rot wie Blut blieb zurück....

    Idun nickte, sie verstand die Frau. Ja Liebe konnte weh tun. Liebe tat immer weh. Es gab keine Liebe ohne Leiden. Sie nickte nur verstehend. „Wir sehen uns morgen.“ Flüsterte sie und sie nahm sich vor dieser Frau zu helfen. Ja dieser guten – herzensguten, starken Frau musste sie einfach helfen. Sie konnte nicht wegsehen. Die drückte die Hand der Heilerin. „Danke...“ hauchte sie. „Die Götter mögen immer ihre schützenden Hände über dich halten.“
    Vorsichtig legte sie sich wieder auf den Bauch. Sie hörte was Alpina vor der Tür zu dem Soldaten sagten. „Nein...“ versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme kam nur leise über ihre Lippen.“Nein...er hat keine Schuld“ in Tränen wurden ihre Worte erstickt. Sie würde so viel sagen wollen... doch ihre Worte waren nur ein Flüstern in der Stille des Raumes und verhallten ungehört.
    Und sie war wieder allein, Stille und die Dunkelheit des Raumes umgaben sie.

    Sie richtete sich nun trotz der Schmerzen doch auf. Ihr Blick voller Kraft und Stolz lag nun auf dem jungen Mann, der auch ein Sohn der Stämme war. „Ich bin die Herrin meiner selbst Marbold. Niemand bestimmt über mich.“ Gewagte Worte für eine die gerade zur Sklavin gebrandmarkt wurde. „Ich wählte diesen Weg frei, aus freiem Willen – aus freien Stücken.Die Welt ist nicht immer gerecht, nein das ist sie für wahr nicht Marbold. Und alles im Leben hat seinen Preis ich bezahlen gerade den meinen.“ Sanft hob sie ihre Hand und griff dem jungen Mann unter das Kinn um seinen Blick zu heben. „Ich weiß nicht ob er es wert ist. Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht.“ Sie streichelte ihm sanft über die Wange, bevor sie ihre Hand wieder sinken ließ. „Ich habe es ausgehalten, weil es nichts anderes als eine Prüfung der Götter ist. Wenn man sie herausfordert muss man bereit sein zu leiden, zu kämpfen und bereit sein seine Stärke zu beweisen.“
    Sie drückte seine beiden Hände. „Mögen die Götter immer mit dir sein. Die Asen, mögen dir Stärke schicken. Sie mögen dir Mut geben und ihre schützenden Hände immer über dich halten.“
    Sie beugte sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich wieder niederlegte. „Leb wohl Marbold.“

    Idun hatte ihre Augen nur geschlossen, an Schlaf war ob der Schmerzen nicht zu denken. Ihr Geist wanderte unruhig in ihren Gedanken umher, als sie plötzlich eine Stimme wahrnahm. Sie kannte diese Stimme konnte nur nicht einordnen woher. Als sie die Augen aufschlug erkannte sie jene jungen Mann, der es zugelassen hatte, das sie Verus weiter versorgen konnte bis die Truppen eintrafen. Sie versuchte ihre Gedanke zu jenem Zeitpunkt zurückzuführen um sich an seinen Namen zu erinnern. So brauchte sie auch eine Weile bevor ihre Stimme leise erklang. „Marbod...“ Sie griff nach seiner Hand. Wahrscheinlich hätte sie sich auch aufgesetzt, doch nach einem halbherzigen Versuch, der nichts als weitere Schmerzen verursachte brach sie ab und bleib liegen. So sah sie den jungen Mann aus ihrer liegenden Postion an. „...was tust du hier?“ Sie konnte es sich nicht erklären. Als er dann fragte, was er für sie tun könne und ob er sie rausholen solle, erinnerte sie sich auch wieder an die Vorfälle im Wald. Selbst da hatte er schon versucht sie zu retten. Ihr Blick lag in dem seinen sie sah im lange in die Augen, bevor sie wieder sprach. „Marbod... ich sagte dir schon einmal alles ist so wie es sein soll.“ Sie musste immer wieder Pausen zwischen den Sätzen machen, da sie das reden über Gebühr anstrengte. Ab und an konnte man ein schmerzvolles Aufstöhnen vernehmen. In jeder dieser Pausen schloss sie die Augen. Also diese nun wieder geöffnet wurden, waren sie dunkler als zuvor. „Marbod … du kannst mir nicht helfen. Aber dir. Sei aufrecht. Du hast einen Eid geleistet. Du hast Rom deine Treue geschworen. Sei ehrenvoll und erfülle diesen Eid. Sei treu und erfülle deinen Schwur. Marbod sie können uns viel nehmen, unser Land unser Leben unsere Freiheit. Aber niemals unsere Werte. Zeige es ihnen. Zeige ihnen, wie viel ein Treueeid wert ist. Zeige ihnen was Ehre ist. Lass dir das nicht nehmen. Das kannst du für mich und für dich tun.“



    Sim-Off:

    *in der Sprache der Germanen

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Gebt sie einfach Händler mit, die in das Gebiet der Stämme reisen. So ist der übliche Weg.“ Ja so reisten die Nachrichten über die Grenze unentdeckt von den Römern. Wer käme auch darauf, das einfache Schnitzereien in einem Ast mitunter wichtige Informationen enthalten konnten. Die Sklavin sah die Offizier mit offenem Blick an. "Ich glaube nicht, dass sie einer Nachricht trauen würde die von einem euer Boten kommen würde.“ Sagte sie aufrichtig zu dem Offizier.

    Nun war Luna es die in sich hinein lächelte. Römer! Immer so arrogant anzunehmen, dass es nur ihre Wege der Nachrichtenübermittlung gab. Lebten hier nun schon so lange und wussten nicht das Geringste. Sie konnte die Verwirrung des Mannes eindeutig sehen. „Ja Äste.“ Und wie schon erwähnt hatte sie eine sarkastische Ader, die mitunter auch etwas zynisch sein konnte. „Ich nahm an ihr wüsstet wie die Stämme ihre Nachrichten übermitteln.“ Sie sah den Mann an, dann erklärte sie es ihm aber. „Ich die Rinde Äste werde ich Rune einritzen. Ihnen damit erklären, dass das Geschehene der Wille der Götter war. Es ist besser sie nicht wissen zu lassen, dass es ein römisches Urteil war. Mehrehre deshalb, weil es einige Stämme sind, die zu unterrichten sind und weil es nie sicher ist nur einen Boten zu senden.“
    Ja sie würde ihr vertrauen müssen, dass sie den Stämmen genau das mitteilen würde, denn hier würde es wohl kaum jemanden geben, der des Lesens der Runen mächtig war.

    Der Mann vor ihr ließ wirklich kaum eine Reaktion zu. Nur ein Brummen dann und wann und das Kratzten des Stylus. Mehr Reaktion kam nicht von ihm. Auch als sie geendet hatte kam nur ein schlichtes Danke. Aber auch das war schon fast mehr als Luna erwartet hatte. Sie nickte dem Mann kurz zu. Zumindest konnte sie kein Misstrauen in seinem Blick erkennen und sie rechnete es ihm ja schon hoch an, dass er sie hat überhaupt zu Wort kommen lassen. Dies war bei weitem nicht selbstverständlich - nicht nach diesen unsäglichen Gerüchten über ihre angeblichen Kräfte jemanden mit einem Bann zu belegen.
    Als er ihr dann erklärte, dass er sie nicht selbst gehen lassen könnte huschte doch tatsächlich so etwas wie ein Lächeln durch ihr Gesicht. Ja die Römer sie nahmen immer an, dass die Barbaren – wie sie sie nannten – ungebildet waren. Aber da sie ja auch eine kleine sarkastische Ader – die zwar gerade gelitten hatte – hatte. Antwortete sie fast schon militärisch anmutenden. „Natürlich Dominus ich verstehe.“ Das sie nichts dergleichen im Sinn hatte sagte sie natürlich nicht, das würde dem Offizier wohl spätestens bei ihren nächsten Worten klar werden. „Ich dachte tatsächlich an eine schlichte Nachricht. Ich brauche dazu ich mehr als ein paar Äste und ein kleines Messer.“ Eine weitere Erklärung gab sie erst mal nicht ab.

    Interessiert verfolgte Idun die Erklärung aus welchen Zutaten die Heilerin die Salben zusammenrühren würde. Einiges war Idun bekannt, einiges war gänzlich neu für sie.
    Den Duft des Essig kannte Idun. Sie nickte also als Alpina den Hinweis aussprach, das es brennen würde.
    Das Waschen des Gesichtes brannte zwar etwas, aber es war auszuhalten, als Alpina jedoch begann die Wunden auf dem Rücken mit dem in Essig und Wasser getränkten Lappen zu reinigen, krallen sich ihre Hände in die Unterlage. Tränen schossen ihr in die Augen, sie presste ihren Kopf in die Unterlage, spannte ihren Körper an und hielt die Luft an . Ja sie versuchte immer noch zu kämpfen, doch irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus und sie schrie sich ihren Schmerz von der Seele. Ihre Schmerzensschreie hallten von den steinernen Wänden wieder.
    Zum Glück war die Heilerin erfahren genug und setzte ihre Arbeit, die getan werden musste fort. Idun versuchte sich dann auf die Erzählung der Frau zu konzentrieren. Es gelang ihr sogar teilweise der Lebensgeschichte der Frau, die sie gerade behandelte zu folgen. Sie war also Hebamme und eine Heilerin. Eine die Leben auf diese Welt brachte und es versuchte zu erhalten. Idun schaute voller Respekt zu dieser Frau auf.
    Das Auftragen der Pasten war schmerzhaft, jedoch schaffte es Idun dieses mal ihre Schmerzen weg zu atmen, so dass nur ab und ein ein leises Stöhnen zu hören war.
    Als sie die Hand der Heilerin auf ihrer spürte, griff sie diese und drückte sie sanft. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung der Heilerin um sie anzublicken. Wieder hatten Tränen ihren Spuren auf Iduns Gesicht hinterlassen, dennoch lag auf ihrem Gesicht ein ehrliches warmes Lächeln. „Danke...“ flüsterte sie. Idun brauchte einige Momente bevor sie weiter sprechen konnte. „... ich weiß es wird seine Zeit brauchen....“ Ja da auch Idun in der Lage war Wunde zu versorgen, wusste sie dass es Tage brauchen würde bis die Schmerzen erträglich werden würden. Sie wusste auch, dass die tieferen Wunden die der mit Pech ummantelte Stock hinterlassen hatte wohl Wochen brauchen würden. „...einiges wird wohl nie verheilen. Ein Trank auf Weidenrinde ja … ich denke das sollte gehen.“ Natürlich wusste Idun, dass dieser wohl nur bedingt helfen würde. Entgegen jeglicher Logik und sicher dem Einfluss der Droge geschuldet, richtete sich Idun auf um Alpina nun direkt in die Augen blicken zu können. Sie nahm nun beide Hände der Frau und schaute ihr eine Weile tief in die Augen, bevor sie leise zu sprechen begann. In Iduns Stimme schwang sehr viel Respekt und Anerkennung für die Heilerin mit. „Ich danke dir. Du bist ein guter Mensch... eine Frau mit sehr viel Herz...Doch irgendetwas lastet auf deiner Seele.“ Ja Idun war auch in dieser Situation immer empfindsam genug um derartiges zu erkennen und es lenkte von ihr selbst ab.
    Ja die Seele der Frau vor ihr hatte tiefe Narben wahrscheinlich tiefer als die Wunden auf Iduns Rücken. Sanft streichelte Idun die Hände der Heilerin. „...es gibt Wunden die nie heilen nicht wahr? Aber man kann sie lindern.“

    Idun nickte verstehend auf die Erklärung bezüglich ihres Rückens hin. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber die Anzahl der Schläge und die Schmerzen vermittelten ihr wohl eine gutes Bild davon, wie ihre Rücken aussah. „Etwas Opium.“ Sagte sie leise auf die Frage hin, ob man ihr was gegen die Schmerzen gegeben hatte. Die Sklavin ertrug die Untersuchung nur ab und an zuckte ihr Körper unter den untersuchenden Händen. Es folgte die Erklärung, was die Frau für sie tun wollte. Idun legte nun den Kopf auf die Seite um die Frau genau zu betrachten. Sie sah eine unglaubliche Herzenswärme in ihren Augen und umgab diese Frau eine gewisse Traurigkeit, eine Melancholie. Auf die Frage nach dem Beißholz schüttelte sie den Kopf. „Nein... zu viel Opium... ich kann … die Visionen... ich kann sie dann nicht kontrollieren.“ Ja woher sollte die Frau auch wissen, dass Idun eine Seherin war, die unter Drogen extreme Visionen hatte, die auch dazu geeignet waren, dass sie sich darin verlor und nicht mehr erwachte. „Es...es muss ...so gehen. Erzähl... mir von dir... das lenkt ab.“ Immer wieder brach sie ab und schloss die Augen, die Schmerzen waren einfach zu stark und doch kontrollierte die geschundenen Frau sie. „Idun ...“ Diesmal stockte sie aber nicht wegen der Schmerzen. „Ich hieß Idun. Jetzt nennt.... man mich Luna.“
    Luna bettet ihre Kopf wieder auf die Unterlage und sah die Heilerin an und nickte ihr zu, damit diese beginnen konnte.

    „Ich stamme aus dem Süden.“ Sagte sie so wie es der Wahrheit entsprach. Die nachfolgende Frage war einfach zu erklären und wäre wohl auch für den Römer nachvollziehbar. „Nun es ist üblich, dass einige Seherin unabhängig von den Sippen leben. Zumeist sind nicht einzelne Sippen die bei uns um Hilfe und Wissen suchen sondern alle die im näheren Umfeld leben. Sie fragen uns auch um Rat, wenn sie sich untereinander uneins sind. Und um zu garantieren, dass wir aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Sippe die Zeichen der Götter nicht zu Gunsten einer Seite auslegen, lebe viele von uns weit von ihren Familien entfernt. Viel Frauen haben sehende Fähigkeiten und beraten ihre Sippen. Aber es gibt jene wie mich – du erkennst uns an dem Stab den wir mit uns führen, der aus einem Ast eines alten Baumes gefertigt ist – die von den Sippen unabhängig leben. Die Seherin der Sippen diesseits uns jenseits des Flusses verstarb und so lies ich mich hier nieder.“ Ja das war recht ausführlich, aber mit zwei knappen Sätzen war eben nicht zu erklären, warum sie ausgerechnet hier lebte.
    „Nun... wie ich schon sagte, ich hätte vorher mit mehr Nachdruck auf ihn einwirken müssen. Die habe ich dann getan um euren Centurio zu retten. Er hatte die Möglichkeit ihn zu töten, dennoch wusste er, dass er zuvor hätte mich töten müssen.“ Idun – ja in diesem Moment war sie nicht Luna die Sklavin – blickte den befragenden Offizier direkt an. Man konnte wohl ihre Stärke sehen und auch die Entschlossenheit. Ja er konnte wohl erkennen, dass sie wirklich bereit gewesen wäre ihr Leben für Verus zu geben. „In dem Moment hatte er wohl verstanden. Er hatte endlich verstanden, dass er verloren hatte, alles verloren hatte.“ Sie atmete tief durch und sah den Mann an, ja er würde sich sicher fragen warum. „Bevor du fragst...“ setzte sie also nach. „...ich lebe lang genug hier im Grenzgebiet um zu wissen, was ein derartiger Angriff auf euch bedeutet.....“ Der Offizier wusste wohl genau was sie meinte Aktion – Reaktion. Aber eine Strafaktion der Römer barg auch immer das Risiko, dass sich die Stämme vereinigen. „...es galt also zu verhindern, dass die Stämme sich aufgrund eines Mannes erheben, der die falsche Entscheidung getroffen hat. Ich habe dem Thing der Stämme meine Nachricht und meinen Rat übermitteln lassen. Sie haben entsprechend entschieden.“ Wie die Stämme entschieden hatten hatten die Römer ja vor Ort gesehen. Wulfgar und seine Leute wurden zu Ausgestoßenen und sie wurden verurteilt sich zu ergeben.
    Auf seine Versicherung hin, dass er nicht glaubte, dass sie hexen oder der gleichen konnen, nickte sie dankend. Und doch, wenn auch gewagt lag ihr noch etwas auf der Zunge. Und Idun musste es einfach los werden. „Es wäre gut, wenn eure Männer das auch erkennen würden. Seherinnen sind wichtig sie stehen für das alte Wissen und garantieren den Frieden den zwischen den Stämmen und auch jene an den Grenzen.“ Idun wusste wie brüchig jener Frieden munter war. Deswegen sah sie Verus nun direkt an. „Wenn du es mir gestattest Dominus, würde ich den Stämmen gern eine Nachricht zukommen lassen, damit sie nichts unüberlegtes tun. Sie müssen erfahren, dass es der Wille der Götter war. Das werden sie akzeptieren.“

    Sie war im Zwiespalt, kurz sah sie unsicher zu dem Offizier... aber er war der Vorgesetzte von Verus... also war es wohl sicher kaum falsch, wenn sie der Aufforderung sich zu setzen nachkam. So setzte sie sich und sagte leise zu dem Offizier. „Luna Dominus, mein Name ist Luna.“
    Die Fragen jedoch war weit schwerer zu beantworten. Nein sie hatte nichts von dem Übergriff auf die Patrouille gewusste – nicht direkt – sie hatte nur gewusst, dass sie an jenem Tag in das Dorf musste. Sie hatte es aus einer inneren Eingebung heraus gewusst, dass sie dort sein musste, aber wie sollte sie das erklären?
    „Ich wusste, dass sie die Transporte überfallen, dass sie sich an den Steuereinnahmen bedienen. Ich sagte ihm, dass er etwas herausfordert, was er nicht beherrschen kann. Ich sagte ihm, dass er Unheil über die seinen bringt.“ Die Hände die bisher in ihrem Schoss ruhten ballten sie zu Fäusten, sie versuchte ihre Wut auf die Ignoranz des Sippenoberhauptes zu unterdrücken.
    „Er tat es ab. Er wollte nicht hören, Er wollte nicht zuhören. Er sagte, dass ich nicht wüsste wovon ich rede, schließlich gehöre ich ja nicht zu seiner Sippe. Er wollte meine Worte nicht hören. Wollte meine Rat nicht.“ Die Seherin betrachtete ihre Fäuste, die sich nun langsam wieder öffneten. „Ich ging und ließ ihn gewähren... das hätte ich nicht tun sollen... es hätte es nicht tun dürfen. Ich weiß, dass die Sippe auf mich gehört hätte wenn ich nur... wenn ich vehementer gewesen wäre.“ Ja sie hätte es wohl wirklich geschafft, dass die Sippe gegen Wulfgar entschieden hätte. Aber sie hatte einfach auf den Verstand des Mannes gehofft, der die Sippe angeführt hat. Sie blickte auf und sah die Offizier an. Nun kam der wohl schwierigere Teil Sie musste ja wohl ihre Anwesenheit im Dorf am Tag des Angriffs auf die Patrouille erklären.
    Unsicher sah sie zu Verus und dann wieder zu dem Offizier.
    „An dem Tag als eure Patrouille angegriffen wurde. Nun ich wusste, dass ich ...also das etwas passiert. Ich wusste ich muss dort sein...“ Sie stockte. Wie bei alten Göttern sollte sie das erklären. Die Römer hingen ja scheinbar dem Glauben an, dass Seherinnen Hexen sein, dass sie anderen mit einem Bann belegen. Wie sollte sie dem Mann erklären, dass sie lediglich die Zeichen der Götter deuten konnten, dass sie diese erkannten... das sie von den alten Göttern erwählt wurden um zu helfen um eben Unheil zu verhindern.
    Wahrhaftigkeit – ging es ihr durch den Kopf. So hob sie also ihren Blick und sah den Offizier nun direkt mit festen Blick an. „Ich wusste es, weil die Götter mir ein Zeichen gesendet haben. Ich kam nur leider zu spät um es gänzlich zu verhindern. Einige von euren Soldaten konnten fliehen, ich sah sie auf meinem Weg ins Dorf. Ich konnte jedoch nur noch Tibe..“ Sie brach ab, blickte zu Verus bevor sie weitersprach. „...Dominus Tiberius Verus retten. Die anderen waren schon getötet. Die Männer des Dorfes hatten ihn umringt und wie ich schon sagte Wulfgar wollte ihn gerade töten. “ Das die beiden in einem Zweikampf gekämpft hatten, den Verus verloren hatte sagte sie jedoch nicht. Dies konnte er selbst erzählen wenn er denn wollte.
    Sie sah den Offizier an, sie hatte ihm alles erzählt was sie dazu sagen konnte. An ihrer Körpersprache und in ihren Augen konnte ein geschultes Auge wohl erkennen, das sie die Wahrheit gesprochen hatte.
    Sie sah den Offizier mit offenem Blick an, denn sie hatte noch etwas auf dem Herzen. „Dominus?! Auch wenn eure Männer anders denken... ich bin nicht in der Lage jemanden mit einem Bann zu belegen. Ich kann nur Zeichen der Götter lesen und sie deuten für jene die diese Zeichen übersehen würden. Diese Fähigkeit gaben mir die Götter.“ Ja sie wusste das, Verus wusste das wohl auch, aber sie wusste nicht wie der Mann, der ihr gegenüber saß darüber dachte und sie musste es einfach los werden. Sie wollte nicht, dass die Römer falsches dachten und wohl möglich Jagd auf Seherinnen machen würden.

    Leise betrat Verus den Raum. Wie so oft in den letzten Tagen wich er ihren Blicken aus. In jedem seiner Blicke in jedem Wort von ihm schwang das Schuldgefühl, der Hass auf sich selbst mit. Egal wie oft sie ihm gesagt hatte, dass ihn keine Schuld dieser Welt trifft, er hatte es nicht hören wollen. Er ließ sie einfach nicht an sich heran. Und damit quälte er Idun mehr als mit den Schlägen auf dem Forum. Und doch versuchte sie sich das nicht anmerken zu lassen. Sie versuchte Hoffnung auszustrahlen. Sie musste es für sie Beide. Sie hatte gewusst worauf sie sich einließ. Sie wollte nicht dass er sich die Schuld für etwas gab, was nicht zu ändern war. Ihre tiefe Verbundenheit forderte alle heraus. Rom, die Götter... alles. Sie war bereit zu kämpfen und nicht im Selbstmitleid zu versinken. Sie wollte nicht aufgeben, wollte stärker sein als alles was sich ihnen in den Weg stellte. Als er den Blick hob und sie endlich ansah, konnte sie die Hoffnung sehen, die auch ihr die nötig Kraft und Stärke gab. Ja sie würden allen trotzen ob nun einem Imperium oder den Göttern. Einen Moment noch verharrte ihr Blick in seinem, bevor sie in ihre Rolle verfiel. Sie erhob sich und begrüßte - so wie es sich für eine gute Sklavin gehörte – ihn mit einem leisen. „Dominus.“ So wie man es ihr als Kind anerzogen hatte, senkte sie leicht den Kopf und ihren Blick und verharrte nun stumm in dieser für Sklaven so typischen zurückhaltenden Haltung.
    Ja für einen Außenstehenden musste es so wirken, als hätte die Unterrichtung in der Gnade Rom, die aktive Versklavung ihre volle - von Rom gewünschte - Wirkung bei Luna entfaltet.

    Langsam kämpfte sich ihr Geist wieder an die Oberfläche. Eine Stimme? Die Stimme einer Frau? Idun – Luna versuchte die Worte zu entschlüsseln, versuchte die Augen zu öffnen. Als sie die Augen aufschlug, war ihr Blick glasig, die Pupillen ob des Opium's geweitet. Noch wirkte die Droge, doch gelang es auch dem Opium nicht ihr die Schmerzen gänzlich zu nehmen. Sie stöhnte leise auf. Ihre Lippen trocken und spröde. Blut klebte an ihnen. Ja um nicht zu schreien hatte sie sich ihre Lippen blutig gebissen. Vorsichtig versuchte sie nun die verklebten trockenen Lippen zu öffnen. Sie brauchte mehrere Anläufe, bevor sie mit brüchiger Stimme erklären konnte. „Ich....ich...verstehe und spreche...Latein.“

    Natürlich hatte man ihr nicht gesagt, wo man sie hinbrachte. Warum sollte man auch. Schließlich war sie eine Sklavin. Eine der man nichts erklären brauchte. Ihre Schritte waren langsam und bedächtig. Immer noch hatte sie furchtbare Schmerzen, jetzt da ihr Fleisch zu heilen begann, spannte sich die haut. Nerven regenerierten und schmerzten furchtbar. Um so erstaunter war sie, als sie sich plötzlich in einem Raum mit dem Offizier wiederfand, der so wie sie vermutete der Vorgesetzte von Verus war.
    Hatte er gerade bitte gesagt und das sie sich setzen sollte? Das war ein Test oder? Luna war unsicher, dennoch nahm si evorsichtig Platz, blieb aber stocksteif. Sie konnte sich das Ganze hier nicht wirklich erklären. Auch die folgenden Fragen waren nicht geneigt dazu Licht ins Dunkel zu bringen.
    Dennoch ließ sie sich ihre Unsicherheit nicht anmerken, ihr Blick ruhte auf dem Offizier, ihre Stimmen war fest als sie ohne zu zögern antwortete. „Ja, dass ist richtig. Ich kam gerade in dem Moment im Dorf an, als Wulfgar im Begriff war euren Centurio zu töten. Ich nahm ihn mit mir zu meiner Hütte. Unweit davon habt ihr uns gefunden. In den Tagen bis zu eurem Eintreffen habe ich versucht seine Wunden im Rahmen meiner Möglichkeiten so gut ich konnte zu versorgen.“ Luna überlegte was es noch zu berichten gäbe. „Bevor ich ihn zu euch brachte habe ich … ich habe mich ihm als Sklavin verkauft um meine Schuld zu begleichen... ich denke.. also nun ich denke ich hätte den Übergriff auf eure Männer verhindern müssen. So viele gute Männer haben deswegen ihr Leben lassen müssen. Dies war nicht nötig gewesen. Es … es war einfach nicht richtig was passiert ist. Wulfgar schlug alle meine Wahrungen in den Wind. Ich hätte nachdrücklicher sein müssen.“ Man merkte wohl, dass es ihr schwer fiel darüber zu reden. Man konnte aber auch merken, dass sie von Schuldgefühlen geplagt war, obwohl es ja nicht mal sicher war, dass sie es hätte verhindern können.

    Hallo Dunkelheit mein alter Freund...Idun lag da und bewegt sich nicht sie war in ihrer eigenen Welt. Sanft umgaben sie die Visionen um sie herum war Stille. Sie stand wieder in dem See die herabfallenden Tropfen mit den Händen auffangend. Dornenranken umfingen sie und glühend brannte das Feuer in ihrem Nacken. Nun wusste sie es war die Zukunft gewesen, was sie im Nebel der Zeit gesehen hatte ihr Zukunft. Die Ranken sie wurden höher, dichter. Sie stand still zur Bewegungslosigkeit verdammt. Ihr Geist hielt sie hier fest um sie zu schützen. Stille war es die sie umfing, sanft waren die Visionen. Augen die voller Liebe auf sie blickten. Worte die ihre Seele heilten. Berührten sanft die Stille und hinterließen ihre kleinen Wellen auf dem See. Die Augen des Wolfes auf die gerichtet, beobachtend... beschützend. Und wieder Stille, die Worte und Bilder sie echoten in der Stille und verloren sich darin. So wie auch Idun sich verloren. Ihr innerstes Ich auseinander geborsten unter den Schläge geführt von liebender Hand. Schläge die Gnade lehren sollten. Für eine Macht die kein Platz für Fremde hatte. Für eine Macht die nur sich selbst kannte. Eine Macht die alles vernichtete was nicht in ihr Bild passte. Schläge die lehren sollten. Ihre Seele nur noch Bruchstücke ihrer selbst. In Trümmern. Und doch saß da im Spiegel des Sees ein kleines Mädchen, dass versuchte die Bruchstücke zusammenzusetzen, dass versuchte zu heilen, dass versuchte gegen die Stille zu kämpfen, gegen die Dunkelheit die alle umfing. Bild um Bild wurde zusammengesetzt. Erinnerungen längst vergangener Zeit. Die Eltern, die lehrende Alte, die vielen Gesichter die sie auf dem Weg ihres Lebens begleiteten. Immer mehr und mehr Bilder entstanden und füllten die Dunkelheit. Sie sah tausend Menschen – vielleicht mehr. Sie sprachen Worte doch sie sagten nichts. Immer noch Stille. Ein neues Bild entstand. Ein Bild welches sie nicht sehen wollte, doch durch die ranken gehalten, zum Stillstand verdammt. Sah sie jene Szene des Aktes der Gnade als Zuschauer. So als sei es nicht sie. Sie sah wie die Geschichte ihres Lebens durch liebende Hand in Haut geschrieben wurde.Sie wollte nicht sehen, doch sie musste. Sie konnte nicht verdrängen. Sie musste es sehen. Nichts durfte verloren gehen in der Stille. Jedes Teil war ein Stück von ihr. Das letzte Bild es brauchte lang. Es war das schwerste von allen. Ein Gesicht entstand. Markant waren die Züge. Hart gemacht durch das Leben und doch so sanft und so weich auf der Suche nach Verständnis und Liebe. Ein Gesicht noch ohne Augen und doch erkannte es Idun. Sie wollte danach greifen doch die Ranken sie ließen es nicht zu. Noch lag das unvollständige Bild verborgen in der Dunkelheit. Die Augen sie fielen dem kleinen Mädchen so schwer sie wusste nicht wie und sah sich um und blickte Idun an. Eine Spiegelung auf dem See glänze in ihren Augen und Idun kämpfte, sie kämpfte gegen die Stille. Mühsam öffnete sie ihre Lippen. Das Mädchen machte die Augen voller Liebe. Und erhob sich. Hinter ihr tauchte sie auf die Spiegelung des Mondes in dem dunklen See. „Luna.“ wisperte sie hinein in die Stille und das Mädchen wurde zur Frau wurde ein Spiegel ihrer selbst. Die Ranken verschwanden. Eine Umarmung und sie wurden eins. Sie brachen gemeinsam die Dunkelheit und Stille. Hallo Dunkelheit mein alter Freund wir müssen reden...