Beiträge von Iunia Caerellia

    Caerellia hielt immer noch den Stofffetzen in ihren Händen. Er wirkte so alt und sollte ihr Mut schenken, doch Caerellia wurde immer vorsichtiger. Was wäre, wenn der trecenarius diesen Brief in die Mauerspalte legen ließ? Zuzutrauen war es ihm wohl. Er sah in ihr die Christin und dieser Brief beeinflusste Caerellia, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Vielleiht bestand die Absicht des Briefes darin, dass sie gestehen würde, weil sie durch diese hoffnungsvollen Zeilen neuen Mut geschöpft hatte. Doch Caerellia wurde aus ihrem Gedankenspiel gerissen, als sie feste Schritte auf dem Korridor vernahm. Sie kamen immer näher. Stille trat ein und die Angst in diesen Gemäuern war förmlich zu riechen. Caerellia zitterte am ganzen Körper. Arsinoes Brief hatte sie neben ihr Lager gelegt. Dann hörte sie, wie eine der Zellen geöffnet wurde. Brutale Schläge waren zu hören, aber kein Schrei. Entweder die Person war bewusstlos oder sie war tot. Caerellia saß noch immer auf der Matte, als sich jemand ihrer Zelle näherte. Die Legionäre zogen einen Körper hinter sich her. Caerellia wollte nicht hinsehen, aber sie musste es. War das die Person, welche so schmerzerfüllt geschrien hatte? Der Körper war zerschunden. Das war kein Mensch mehr. So unmenschlich seine Stimme war, sie passte zu seinem Körper. Die Soldaten gingen an ihre Zelle vorbei und Caerellia erhob sich. Sie musste wissen wo sie ihn hinbrachten.


    Langsam ging sie ans Gatter und sah zum anderen Ende des Korridors. Der Mann, der seine endlosen Qualen endlich überstanden hatte wurde auf einen Handkarren gehievt, auf den sich schon zwei Körper befanden. Caerellia wurde beim Anblick der Leichen auf der Stelle übel. Sie schluckte und musste sich am Gatter festhalten. Daher merkte sie nicht sofort, dass sich der Karren näherte. Sie erschrak als ein Knüppel auf das Gatter geschlagen wurde und eine alte Stimme befahl zurück zu treten. Der Mann grinste sie dabei auf eine widerliche Art und Weise an. Nein, das war kein Mensch. Diese Person hatte keinen menschlichen Zug mehr. Caerellia hatte Glück gehabt, dass der Knüppel nicht ihre Hände traf. Nach dieser Verwarnung lief sie in die rechte Ecke ihrer Zelle und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie schluchzte und die Männer mit dem Leichenkarren zogen an ihrer Zelle vorbei. Der Geruch des Todes gelang an ihre Nase. Ihr Körper zitterte, nicht nur weil sie weinte, sondern weil es eiskalt war. Der Gesang setzte wieder ein. Die Männer waren fort. Sie war wieder allein. Doch hier war man nie alleine. Und sie war in der Tat nicht alleine.


    Erst als Verus näher an das Gatter ging, bemerkte sie, dass da jemand stand. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Caerellia nahm ihre Hände von ihrem verweinten Gesicht und erschreckte sich zu Tode. Wie lange hatte er dagestanden? Sein Blick war voll von diesem Hass. Dem Hass von dem Arsionoe schrieb. Caerellia sah, dass er einen Knüppel bei sich hatte. Sie würde diese Qualen nicht überstehen.
    "Wie lautet dein Name?", fragte sie ihn wimmernd. "Ich will wissen wer du bist." Das wollte sie in der Tat. Sie wollte wissen, welchen Namen dieser Besessene trug. Denn für sie schien er aus der Unterwelt zu kommen, um sie zu quälen.

    Es war ein altes Stück Stoff. Wie lange hatte es schon dort gesteckt? Caerellia öffnete den Stoff vorsichtig, da er kurz vor dem Zerfallen war. Langsam begann Caerellia Arsinoes Geschichte zu lesen. Sie hielt inne und ging auf ihr Lager. Caerellia konnte ihre Augen nicht von dem Schriftstück abwenden, auch als sie sich auf die Decke setzte. So neugierig machten sie Arsinoes Worte.
    Arsinoe war voller Träume und sie hatte Glück. Sie konnte ihren Traum ausleben, als Tänzerin und Schauspielerin, obwohl es verboten war. Sie schien ein glückliches Leben zu führen und sie wurde von anderen aufgrund ihres Talents verehrt. Diese Arsinoe war irgendwie zu beneiden.
    Dann fiel Caerellia beim Lesen ständig über das Wort "Hass". Dieser Hass, der alles veränderte. Man raubte ihr dieses wundervolle Leben, weil sie Christin war.
    Wie sehr Caerellia diese Christen doch hasste. Überall begegnete sie ihnen. Sie waren schuld, dass man sie festgenommen hatte. Sie würden ihr Untergang sein. Daher hatte sie nun gerade große Lust den Stoff einfach fallen zu lassen und ihn zu zertrampeln, bis nichts mehr von ihm übrig war. Doch sie tat es nicht. Sie tat es einfach nicht. Nein, sie las weiter. Caerellia wollte Arsinoes Geschichte zu Ende lesen.


    Das alles würde man mit ihr auch anstellen. Der trecenarius würde all das befehlen. All diese schrecklichen Foltermethoden. Bis Caerellia gestehen würde. Sie war nicht stark. Da war niemand der sie hielt und schützte.
    Man würde auch sie nicht mehr als einen Menschen betrachten. Immer „Hass“. Ständig war von diesem Hass zu lesen. Caerellia hatte einen Glauben, aber hier herrschte kein Glauben. Sie würde nicht stark sein. Woran sollte sie sich denn festhalten? Dass sie unschuldig war? Wer wusste schon was sie am Ende alles sagen würde. Eben das was sie hören wollten, nur damit es aufhörte.
    Caerellia liefen abermals Tränen über das Gesicht. Dieser Brief war eine Anleitung wie man seinen Frieden finden konnte. Aber sie kannte diesen Gott nicht und er kannte sie nicht. Auch wenn sie liebend, friedfertig und sanft war. Sie war ihm fremd und er war ihr fremd. Er würde sie nicht behüten und nicht zu sich nehmen. Sie war alleine.
    An die guten und schönen Dinge des Lebens sollte sie glauben. Sie war nicht standhaft. Sie war schwach und nichts würde hier davon Bedeutung haben. Iunia Caerellia war nicht Arsinoe. Dieser Gott an den Arsinoe glaubte, mochte ihr eine Macht verliehen haben über all den Schmerz und dieser Schmerz war unendlich, hinwegzusehen. Wie sollte das möglich sein?
    Vielleicht verstand es Caerellia noch nicht, weil sie am Anfang dieser Prozedur stand und irgendwann würde sie verstehen. Wenn sie kurz davor waren ihr ihren Namen zu nehmen.
    Eine ganze Zeit lang dachte sie noch über Arsiones Abschiedsbrief nach, während sie noch immer auf der schäbigen Matte saß. Sie wusste nicht, ob er ihr half oder sie nur mehr ins Unglück stürzte. Denn den Funken Hoffnung, den sie noch hatte, wurde durch Arsionoes schonungslosen, aber hoffnungsvollen Worte, am Leben gehalten.

    Der Transportwagen mit Caerellia erreichte die castra und mit einem Ruck wurde sie aus ihren heilenden Traum gerissen. Das Geschrei war entsetzlich, als die Christen von den Wagen heruntergetrieben wurden. Ihr Halsring wurde von einem Prätorianer von der Kette gelöst und ein weiterer trat heran, um Caerellia fortzuschaffen. Sie war so unendlich müde und wehrte sich daher nicht. Sie hatte aufgehört zu kämpfen. Es gab kein Entkommen mehr für sie. Der junge Christ sah ihr nach, als sie von den Soldaten weggeschafft wurde. Er folgte ihr mit seinem Blick, doch als er aus ihrer Sichtweite war, kam es ihr vor, als hätte man sie gerade einem guten Freund entrissen. Dabei kannte sie diesen jungen Mann gar nicht, aber er hatte es geschafft ihr für einen Moment die Angst zu mindern. Und nun war er fort. Sie würden sich wohl nie mehr wiedersehen. Caerellia ließ schwach ihren Kopf sinken, als die beiden Prätorianer sie den Korridor entlang schleiften. Catullus befand sich noch angekettet bei den anderen Christen.


    Träumte sie noch? Denn das war doch nicht ihre Welt? Der Geruch von Tod und Schmerz kroch ihr in die Nase und das Geschrei, welches in diesen Gewölbe widerhallte, war unmenschlich. Peitschenschläge und todtraurige Lieder, in Sprachen, die sie noch nie gehörte hatte, drangen an ihr Ohr. Es sollte aufhören. Was war das nur für eine Qual? Sie musste noch träumen. Das konnte auf keinen Fall real sein. Die beiden Soldaten erreichten Caerellia neues Zuhause. Ein Gehilfe öffnete das Gatter und die Iunia wurde in die Zelle geworfen. Sie schrie auf und krümmte zitternd ihren ganzen Körper, nachdem sie auf den kalten Boden aufgeschlagen war. Ihr Weinen mischte sich mit den Geräuschen aus den Nachbarzellen. Sie befand sich nicht in der Rolle zu lachen und wenn hier jemand lachte, dann waren es nur die Schwarzen und dieses Lachen war ein kaltes Lachen. Sie sah sich in der Zelle um, welche so entsetzlich dunkel war. Caerellia bemerkte die Ringe an der Wand und rechnete schon damit, dass man sie dort fesselte. Doch das geschah nicht. Man hatte sie weggesperrt für ein Verbrechen, dass sie nicht begangen hatte. Sie brauchte Licht. Sie gehörte nicht hierher. Ihr war eiskalt. Die Kälte dieses Raumes ging auf sie über. Sie war verlassen. Alle Götter hatten sie verlassen. Da war auch kein Christengott, der über sie wachte. Da war niemand. Nur sie alleine. Sie war auf sich alleine gestellt.


    "Lasst mich doch gehen! Ich bin unschuldig!", flehte sie noch einmal die beiden Prätorianer an. Abermals liefen ihr Tränen über das Gesicht. Ihre Augen und ihre Nase brannten bereits. Doch ihre Antwort war ein Tritt, welchen sie ihr verpassten und dann wortlos aus der Zelle gingen. Ein erneuter Aufschrei erfolgte, als sie unsanft auf den Boden viel. Durch den Aufschlag schmerzte der Halsring noch mehr und Caerellia blieb wimmernd auf den Boden liegen. Sie weinte und weinte. Dann war sie nicht einmal mehr in der Lage zu weinen und sie lauschte. Schreie ertönten. Schreie, die sie noch nie auf diese Art und Weise gehört hatte. Jemand erlitt unermessliche Qualen. Diese Schreie waren nicht von dieser Welt. Caerellia konnte ihre Ohren nicht zuhalten, damit sie diese Töne nicht mehr hören brauchte, denn ihre Hände waren gefesselt. Sie untersuchte ihre Hände und sah, dass sich die Fessel ein wenig gelockert hatte. Zitternd erhob sie sich und ging auf die unebene Mauer zu. Sie rieb daran die Fessel, damit sie sich weiter löste und tatsächlich klappte es. Caerellia konnte die Fessel lockern. Doch als sie gerade die Fessel abschütteln wollte, viel ihr Blick auf einen Gegenstand in einer Mauerspalte gleich neben ihr. Die Fessel fiel und Caerllia sah in Richtung Gatter, dann wieder zur Mauer. Was erwartet sie, was das wohl war? Vielleicht nur Abfall oder ein Abschiedsbrief? Garantiert nicht das Lösungswort, welches Verus hören wollte, um ihr dann die Freiheit zu schenken. Dennoch griff sie danach und untersuchte das mysteriöse Schriftstück.

    Es schien so als er würde er ihre Worte gar nicht vernehmen. Verus und Caerellia befanden sich in verschiedenen Welten. Er war nicht in der Lage sie zu hören, weil er nicht konnte. Und Caerellia wusste nicht wie seine Welt geordnet war. Sie verstand ihn nicht. Alle seine Blicke waren eine Folter und Tränen war er natürlich gewohnt. Wenn jemand dazu in der Lage war, so ein Gemetzel auszuführen, der scherte sich nicht um ein paar Tränen. Keiner dieser Männer wollte ihr helfen oder würde ihr helfen. Niemand brach seinen Gehorsam gegenüber seinen Vorgesetzten. Und warum auch? Wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass Caerellia keine Christin sei?


    Sie flehte ihn an, doch er antwortete ihr nicht. Er betrachtete sie nur und sagte kein Wort. Es war kein Spiel, auch wenn sich Caerellia das wünschte. Er würde nicht auf einmal sagen, dass er sie angelogen habe und sie gehen durfte. Dass er nicht gleich antwortete verhieß nichts Gutes. Und schlussendlich war es auch so. Jetzt bestätigte er ihr den Tod. Natürlich dachte Caerellia nicht so weit, dass man diesen Satz auch so auslegen konnte, dass jeder einmal sterben musste. Er sprach auf jeden Fall von ihrer Hinrichtung mit diesen Christen und sie hatte schon gehört wie manche Hinrichtung dieser Art ausgeführt wurden. Kein Gott rettete sie dabei. Auch nicht dieser Christengott.


    Caerellia sank bei diesen Worten auf den Boden. Ihre Hoffnung schwand zusehends. Ihr Tod war besiegelt. Sie fragte sich, ob es weh tun würde? Sie wusste bereits die Antwort und sie flehte ihn nochmals an. "Nein...du irrst dich.", wimmerte sie und immer mehr Tränen liefen über ihr zartes Gesicht. Doch schon gab Verus lautstark den Befehl sie abzuführen. Es war zu spät. Sie hatte ihn nicht überzeugen können und ehe sie sich versah, kamen zwei Soldaten, welche die Iunia packten und zu den anderen Gefangen brachten. Sie sah Catullus nicht, denn ihr Blick war zu verschwommen. Man brachte sie auf den Transportwagen. Sie wehrte sich auch nicht mehr, als man ihr den Halsring anbrachte mit dem nun die Gefangenen zusammengekettet waren. Sie konnte ihren Kopf kaum noch bewegen. Einige der Christen begannen ihren Gott anzurufen und die Soldaten straften sie sogleich dafür. Doch das Wimmern konnten sie nicht auslöschen, als der Wagen sich in Bewegung setzte.


    Ein Mann saß ihr zur Linken und begann sie zu trösten. "Du bist tapfer gewesen, Iunia Caerellia. Und ich glaube dir.", sagte er sanft. Er wusste ihren Namen. Natürlich wusste er ihn. Jeder der Christen kannte nun Iunia Caerellia. Caerellia versuchte ihren Kopf nach links zu drehen und sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Er war nicht älter als sie und strahlte die gleiche seltsame Zuversicht aus wie dieser Alte. Sie verfluchte ihn dafür. "Warum fürchtest du dich nicht? Niemand wird dich vor dem Tod erretten. Niemand wird dir den Schmerz nehmen, den du erleiden wirst und die Schande, die du über deine Familie bringst", antworte Caerellia schluchzend. "Weil ich auf dem richtigen Pfad bin. Ich kann ihn dir zeigen, wenn du möchtest.", antworte er ihr rätselhalft. Was für ein Dummkopf. Caerellia antwortete nicht, sondern sah diesen Mann nur ungläubig ins Gesicht und auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, seine Worte, seine Ausstrahlung, beruhigten sie, auch wenn das Jammern der anderen Gefangenen immer lauter wurde. Vielleicht aber waren es auch nur die Worte, die sie erhoffte hatte, weil sie ihr Hoffnung schenkten. Man näherte sich in Richtung castra und jetzt sah sie auch Catullus. Er war voller Wut. Er hasste diese Leute um ihn. Ihr Custos war auf gar keinen Fall ein Christ. Der Christ neben ihr war nun ganz still. Er schien wohl zu beten und war so klug, dass er es im Stillen tat. So mochte er nun bei seinem Gott sein und Caerellia war wieder alleine. Sie sah wie einige der Gefangenen sich einnässten und andere sich übergaben. Dann schloss Caerellia die Augen. Sie wollte einfach nur schlafen. Endlos lange schlafen, um dann Zuhause in Germanien aufzuwachen. Der Wagen polterte weiter über die Straße und das Weinen der Christen hielt immer weiter an, aber Caerellia hörte es gar nicht mehr. Es lag kein Gestank mehr in der Luft, sondern Luft wie an einem kalten, klaren Wintertag und sie glaubte die Stimmen ihrer Eltern zu hören. Sie bat die Götter nie mehr aus diesem Traum zu erwachen, doch wieder erhörten sie sie nicht.

    Verus war ihr unheimlich. Sein Blick war eiskalt. In Caerellias Körper herrschte nur noch die pure Angst. Er sah nicht in ihr eine Tochter der Gens Iunia. Er sah in ihr nur die Christin und diese Christen verachtete er mehr als alles andere. Noch nie hatte ihr jemand so einen kalten Blick zugeworfen. Noch nie war sie so einer Tat beschuldigt worden. Nie hätte sie sich zu träumen gewagt, einmal des Hochverrats angeklagt zu werden. Doch nun war sie in eine Falle getappt und nur die Götter konnten sie retten. Aber würden sie ihr zur Seite stehen? Oder würden sie IHM zur Seite stehen? Ihr kamen die Worte des alten Mannes in den Sinn. Die Worte dieses Christen. Sie wären nie alleine. Doch nun fühlte sich Caerellia von allen Göttern verlassen. Sie war alleine. Niemand hielt zu ihr. Nicht einmal ihr Custos konnte sie retten. Was würde geschehen, wenn er sich einmischte? Zuletzt wäre das auch sein Tod. Der Tod war ihr auch vor wenigen Monaten erst begegnet. Sie hatte eine Seite von ihm kennengelernt. Er war allgegenwärtig und doch so fremd für sie. Man hatte Caerellia ihren geliebten Bruder genommen. Wieder einmal hatte sie gesehen wie kurz das Leben doch sein konnte. Doch war es auch eine Erleichterung, sollte sie nun sterben. Immerhin würde sie ihn wiedersehen, dort in den für Lebende unerreichbaren Gefilde. Der Tod war dann doch gar nicht so schlimm für sie.


    Was ging nur finsteres in ihr vor? Zu welche Gedanken brachte sie dieser Mann? Sich den Tod zu wünschen war unmenschlich. Sie wollte Leben. Noch so viel erleben. Doch hatte dieser Prätorianer ihr Leben in seiner Hand. Es war eine Erleichterung für sie, dass sie nicht in die Seele von Verus blicken konnte. Sie wäre daran zerbrochen. Dann hätte sie wohl auch aufgehört zu fühlen. Aber seine Kaltherzigkeit beeinflusste bereits seine Ausstrahlung. Er war eins mit der Finsternis und zog Caerellia in seine Schwärze. Wie sollte jemand der den Glauben an alles verloren hatte, einer Unschuldigen glauben? Das war unmöglich. Doch Caerellia wusste nicht wie es um den Anführer der Prätorianer stand, deshalb schöpfte sie Hoffnung.


    Sie konnte ihren Blick nicht vor ihm verstecken. Er zwang sie in sein Gesicht zu sehen, indem er mit der Vitis ihr Kinn anhob. Caerellia zuckte bei dieser Handlung zusammen und sah nun wieder seine eiskalten Augen. Sie hatte eine solche Angst vor ihm, obwohl er nicht ihr Feind war. Eine weitere Träne lief ihr über das Gesicht, welche auf den Disziplinarstock tropfte. Es mochte nicht schicklich sein zu weinen, aber das war ihr im Moment völlig egal. Es war keine Schwäche, die sie da zeigte. Sie war ihm unterlegen. Es wäre dumm tapfer zu sein, denn es lag ganz bei ihm, wie er urteilte. Ob sie leben durfte oder sterben musste.


    Er wiederholte den Namen ihrer Familie und es klang so, als würde es ihm gefallen. Wieso das so war, konnte sie nicht wissen. Sie wünschte sich so sehr, dass er in ihr keine Christin sah. Was für ein absurdes Wunschdenken. Sie bettete sich nicht zu den Christen. Sein Lachen war fürchterlich. Er lachte sie aus. Aber was machte sie zu einer Christin? Weil sie hier an diesem Ort war? Was an ihr sagte sonst noch aus, dass sie eine Christin war? Ihre Stimme? Ihr Blick? Ihre Worte? Ihr Strahlen, das er bereits verloren hatte? "Ich gehöre nicht zu ihnen.", versuchte sie sich zu verteidigen. Doch ihre Stimme war mehr ein Stimmchen. Er würde über jedes Wort urteilen, dass aus ihren Munde kam und welches von diesen Worten war wohl das richtige, dass ihm vom Gegenteil überzeugte? Aber ihre Worte ließen ihn nicht umdenken.


    Doch es war doch keine Lüge. Schuldig? Angeklagt? "Nein! Nein!", wiederholte sie immer nur und ihr Körper bebte. "Klage mich nicht für etwas an was ich nicht bin.", sagte sie verzweifelt. Er hatte aus purer Verachtung über sie auf den Boden gespuckt. Weitere Tränen liefen ihr über das Gesicht bis der wörtliche Todesstoß folgte. Verus wies auf eine mögliche Hinrichtung hin und Caerellia glaubte, dass ihr gleich schwarz vor Augen werden würde. "Bitte! Bitte! Bitte! Glaub mir doch! Ich kenne diese Leute nicht und sie kennen mich nicht.", flehte sie und spürte immer noch den Druck der Vitis. Was sagte sie da? Wie konnte sie sich sicher sein, dass unter diesen vielen Leuten keiner war, der sie kannte? Catullus war schon einer unter ihnen und natürlich würden diese Christen die Prätorianer anlügen und sagen, dass ihnen Caerellia unbekannt sei. Man würden ihnen kein Wort glauben.


    Ein Soldat machte eine Meldung und Verus ließ den Stock sinken. Caerellia senkte sofort ihr Gesicht und verbarg es hinter ihren Händen. Sie fing an bitterlich zu weinen. Die Leute des Fuhrmanns gingen weiterhin ihrer grausigen Arbeit nach und ein weiterer Wagen erreichte den Schauplatz. Als sie hörte, dass man sie aufladen und zum carcer bringen würde, weinte sie noch bitterlicher. Es entging ihr aber nicht, dass Verus sich wieder ihr zuwandte und sie wischte sich ihre Tränen ab. Sein Blick war grausam und eins wurde ihr bewusst, er hatte jetzt schon ihren Stolz gebrochen.

    Sie sollte in Roma ein neues Leben beginnen. Das war jedenfalls der Plan ihres Bruders gewesen. Wobei seine Beweggründe weitaus größere waren als die ihren. Doch hier sah sie nicht das Leben, sondern die Gnadenlosigkeit des Todes. Wie oft hatte man ihr gepredigt, wie gefährlich es in Roma war. Und sie wusste es selbst. Man glaubte in eine Stadt zu kommen, die nur so von Ordnung und Stolz trotzt und doch wurde sie von so viel Grausamkeit heimgesucht. Caerellia war immer vorsichtig gewesen. Sie war nie alleine oder mit zu wenig beschützender Begleitung in die Stadt gegangen. Eigentlich wollte sie schon längst zuhause sein. Ja, sie nannte die Domus Iunia nun ihr Zuhause. Auch wenn ihre wahre Heimat immer Germanien sein würde. Ab wann würde man sich Sorgen um sie machen? Dieser eine Tag hatte so schön angefangen. Sie hatte sogar vorgehabt heute Abend noch einen Brief nach Mogontiacum aufzusetzen, gespickt mit all ihren Eindrücken. Vielleicht sogar mehrere? Einen an ihre Eltern und einen an ihren Cousin Seneca? Und nun? Vielleicht würde sie nie mehr in der Lage sein einen Brief zu schreiben.


    Jetzt näherte sich hinter Caerellia und Catullus eine Einheit, welche in die Gruppe eindrangen und die Christen zu Boden warfen, um sie zu fesseln. Das Geschrei wurde immer lauter. Flucht war unmöglich. Immer und immer wieder schrien Christen auf und Caerellia sah wie einige der Männer mit ihren Gladii in die Menschenmenge stachen. Catullus war immer noch neben ihr. Er würde sie nicht beschützen können. Es war nicht seine Schuld, dass er ihr nicht helfen konnte. Das wusste sie. Jetzt hatte sie nur noch ihn, auch wenn sie diesen Sklaven noch nicht gut kannte und auch nicht sonderlich mochte. Doch auch das sollte sich ändern. Denn plötzlich wurde sie von einen der Prätorianern am Arm gepackt und mitgezehrt. Das alles geschah so schnell, dass sie sich gar nicht wehren konnte. "CAAAAATUUULUUUUS!", schrie sie in die Richtung ihres Custos, als sie weggezogen wurde. Aber ihr Flehen ging im Geschrei der anderen unter. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte Todesangst. Doch sie konnte sich nicht gegen den Griff des Soldaten wehren. Der Prätorianer fesselte sie und richtete sie dann auf. Ihr ganzer Körper bebte vor Angst, als sie in die Augen des Mannes blickte, der sie nun zu den anderen Christen brachte, die zusammengekauert auf ihr weiteres Schicksal warteten. Sie wurde neben einen alten Mann geschubst und sie suchte vollkommen verängstigt dessen Blickkontakt. "Fürchte dich nicht mein Kind. Wir sind niemals allein.", sagte er ruhig zu ihr. So ruhig, dass sie glaubte, er sei nicht mehr bei Verstand. Aber er war alt. Sein Leben war bald vorbei. Vielleicht lag darin seine Ruhe. Dann sah die Iunia wieder in die Richtung, aus der sie gebracht worden war. Wo blieb ihr Custos? Immer mehr Christen wurden gefesselt zusammengetrieben. Caerellia hielt immer weiter Ausschau nach Catullus und endlich wurde er zu ihnen gebracht. Der Leibwächter humpelte und Blut lief ihm über das Gesicht. Er schien sich gewehrt zu haben. Man setzte ihn auf die andere Seite der Gruppe.


    Caerellia wusste weiterhin nicht, wer diese Leute waren, unter denen sie sich befand. Doch sie war einfach nicht in der Lage zu sprechen. Sie stand unter Schock und ihr war übel. So sehr plagte sie die Angst. Dann näherte sich klappernd ein Wagen. War er für sie gedacht? Wohin würde man sie bringen? Caerellia streckte sich. Sie musste wissen, was da vor sich ging. Ein Fuhrmann sprach mit einen der Männer, der hier wohl das sagen hatte. Doch was sie sagten, konnte sie nicht verstehen. Die beiden Männer sahen zu einem Haufen aus Leichen. Weitere leblose Körper wurden herangeschafft und auf den Haufen geworfen. Caerellia war entsetzt wie achtlos sie mit ihnen umgingen, als wären sie Abfall, der beseitigt werden musste. Lange konnte sie diese Handlung nicht mitansehen. Eins wurde ihr klar: In dieser kurzen Zeit hatte sie so viel Grausamkeit gesehen, wie in ihren ganzen Leben nicht.


    Doch dann kam der Mann, begleitet mit weiteren seiner Gefolgsleuten, welcher eben noch mit dem Fuhrmann gesprochen hatte, auf die Gefangenen zu. Caerellia schreckte auf. Es ging weiter. Aber es konnte nur noch schlimmer werden. Denn seine Beschuldigung, die er ihnen vorwarf, traf auf keinen Fall bei Caerellia zu. Nichts von all dem hatte sie verbrochen. Sie war unschuldig. Sie gehörte nicht zu diesen Leuten. Wer immer sie auch waren, welche solch einen Hochverrat verbrochen hatten. Vor ihnen standen diese Schlächter, welche diese Menschen niedergemetzelt hatten wie Vieh. Ihr Anführer sprach von einer Gruppe, die nun aufgelöst sei. Die Inuit wusste nicht, von welch einer Gruppe er sprach. Aber lange konnte sie darüber nicht weiter nachdenken. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Handlungen dieser Männer zu beobachten. Was würde als nächstes geschehen? Vielleicht war das alles nur ein Albtraum aus dem sie bald wieder erwachen würde. Alle erzitterten vor den Anblick dieses Mannes und Caerellia erstarrte, als er sie als Christen bezeichnete. Nein! Sie war keine Christin. Sie? Gerade sie sollte eine Christin sein? Sie wollte den Göttern Roms dienen und keiner fremden verbotenen Gottheit. Aber diese Männer waren Soldaten Roms und sie waren nicht ihre Feinde. Ganz im Gegenteil! Man musste ihr glauben. Als hätte er ihr Entsetzten bemerkt, blickte der Prätorianer Caerellia nun direkt ins Gesicht. Er musterte sie und ihr gefiel gar nicht was er da sagte. Doch schon packte er sie. Caerellia schrie vor Furcht auf und wurde in die Gruppe der Männer gestoßen. Ein "Nein" war zu hören, welches von Catullus kam, der aber seiner Herrin nicht helfen konnte.


    Warum hatte man sie ausgewählt? War das nun ihr Tod? Vollkommen verschreckt sah sie sich um, in die Gesichter dieser Männer. Was wollte man von ihr? Sie war unschuldig. Die Soldaten gafften sie an und einer von ihnen beurteilte ihre Erscheinung. Schon spürte sie einen der Knüppel an ihrem Oberschenkel. Er schlug nicht fest zu, doch sie wankte. Sie war so hilflos und hatte so viel Angst vor diesen Männern, dass ihr bereits eine Träne über die Wange lief. Aber was sagte er da, sie war doch keine Christin. Caerellia schüttelte den Kopf bei seinem Irrtum. Aber sie brachte kein Wort heraus. Die Gefangenen beobachteten sie und waren wohl froh, dass sie sich Caerellia herausgepickt hatten. Dann wandte sich der Offizier, der sie aus der Menge gezogen hatte, wieder ihr zu. Wie abwertend er mit ihr sprach. Voller Hass! Der vorbeischreitende Prätorianer meinte, dass sie eine gute Sklavin abgeben würde. Sie traute ihren Ohren nicht. Doch der trecenarius wies den Prätorianer sofort zurrecht und die Bestrafung folgte ebenso schnell. Caerellia zuckte zusammen, als wäre sie von dem Stock getroffen worden.
    Verus kam zurückmarschiert und Caerellia kauerte sich zusammen. Er wollte ihren Namen wissen, aber seine Worte waren für sie kein bisschen freundlicher. "Iunia Caerellia.", wisperte sie. "Ich bin keine..." Sie holte noch einmal tief Luft."„... Christin." Aber Caerellia erinnerte sich an Catullus Worte. Sie würden uns nicht glauben. "Ich kennen diesen Gott nicht. Er ist nicht mein Gott.", flehte sie weiter. Das sagten sie wohl alle! Wer war dieser Gott, der dem Imperium so sehr zusetzte, dass man Angst vor ihm haben musste? Dieser falsche Gott war schuld, dass sie nun hier war und um ihr Leben zittern musste. Nein, nicht der Gott war schuld, denn es gab ihn nicht. Seine Anhänger waren es mit ihrem blinden Wahn!

    Sie liefen um ihr Leben. Flüchteten wie das Vieh am Markt, wenn diese zusammengetrieben wurden, damit sie einem Käufer übergeben werden konnten. Welche die Tiere züchteten, weiterverkauften oder schlachten wollten. Die Christen liefen in den Tod. Sie wusste nicht, wer sie verraten hatte. Keinem Bruder und keiner Schwester wollten sie solch einen Hochverrat zutrauen. Doch die Christen waren nicht blind in ihrer Religion und wussten, dass einige von ihnen schwächer waren und Angst um ihre Familien hatten. So kooperierten sie mit ihren Feinden. Wer würde wohl nicht so handeln, wenn es um die Menschen ging, die man liebte.


    Caerellia und Catullus konnten nicht glauben, woher auf einmal so viele Leute kamen, denn alle waren sie aus diesem Rattenloch gekrochen. Der Custos konnte eins und eins zusammenzählen. Es waren diese Christen, welche sich wohl in der Nähe versammelt hatten. Doch Caerellia hatte keine Ahnung. Sicherlich hatte sie von dieser Religion gehört und das sie eine wachsende Sekte waren. Doch hatte sie keine Ahnung gehabt, dass hinter diesen Gebäuden eben eine Messe gehalten worden war. Warum also hatten diese Menschen so panische Angst? Warum liefen sie von jemanden davon? Warum? Was war passiert? Das fragte sich Caerellia. Sie lief und lief. An ihrer Seite war Catullus. Dann wagte sie einen Blick zurück und sah wie Männer auf diese Menschen einschlugen. Sie wurden gepackt und über den Boden gezerrt. Caerellia bemerkte eine junge Frau, welche am Fuß weggezogen wurde und ihre Hände schreiend nach ihrem Kind ausstreckte. Vergebens. Catullus packte den Arm seiner Herrin. "Nicht stehen bleiben!", mahnte er sie. Doch die Iunia sah wieder um und beobachtete wie der Mann dieser armen Frau die Kehle aufschlitze. Caerellia stockte der Atem und meinte das ihr schwarz vor Augen wurde. Catullus sah das Zögern seiner Domina und zog sie mit sich.


    Sie waren unter dieser Menge, welche immer weiterlief, genau in die Sperrkette der Prätorianer. Caerellias Herz raste vor Angst und immer wenn sie sich umsah bekam sie die Grausamkeit ihrer Verfolger zu sehen. Sie schlugen auf die Flüchtigen nieder und was diese Menschen auch immer getan haben, sie mussten den ganzen Hass Roms auf sich gezogen haben. So liefen sie in die Arme des Feindes, der eigentlich nicht ihr Feind war. Vor ihr ertönten laute Aufschreie, da die Christen in der ersten Reihe mit den Knüppeln der Prätorianer bearbeitet wurden. Manche vielen zu Boden und krümmten sich vor Schmerzen. Einer der Männer schrie, das sie aufgeben sollten und es kam zu einem großen Gewusel, da die Flüchtigen in die Enge getrieben wurden. Caerellia sah zu ihrem Begleiter, auch ihm war die Todesangst anzusehen. Catullus hatte nicht nur Angst um Caerellia. Jetzt hatte er auch Angst um sein Leben. Für Caerellia war es ein finsterer Albtraum in dem sie gelandet war und der noch weitergehen sollte. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Fehler für den sie nichts konnte. Immer und immer weiter schlugen die Prätorianer auf die Christen ein und Caerellia schützte ihren Kopf, indem sie ihre Hände darüber hielt, obwohl es die Christen vor ihr waren, die getroffen wurden. "Wir haben nichts getan.", schrie sie. "Das werden sie uns nicht glauben.", antwortete ihr Catullus trocken.

    Ein Sklave reichte Caerellia den Himbeersaft und Iulius Antoninus fragte, ob sie Eis wollten. Caerellia runzelte die Stirn. Sie hatten Eis im Sommer? Noch nie hatte sie gesehen, dass es im Sommer Eis gab. Sofort musste sie an die kalten Winter in ihrer Heimat denken. Die Iunia lebte dann in einer Welt aus Eis und Schnee. Sie fragte sich, wie man das Eis wohl transportieren konnte, ohne das es schmelzen würde? Obwohl ihre Cousine ablehnte, konnte Caerellia nicht anders. Einer der Sklaven hob den Deckel des Kästchens und tatsächlich schimmerte ihr das Eis entgegen. "Ich hätte gerne etwas davon.", antwortete sie dem Gastgeber, denn das Eis erinnerte sie doch sehr an Zuhause.


    Antoninus munterte Caerellia mit seinen Worte auf, dass die Toten, so sehr man sich gegenseitig auch vermisste, einem noch ein langes Leben wünschten. Auch ihr Bruder wünschte ihr das, doch es war schwer von ihm loszulassen. "Da gebe ich dir Recht.", antwortete sie noch zum Abschluss dieses Themas, dass nicht besser war, als über den Krankheitsfall in diesen Haus zu reden.
    Dann verfolgte sie das Gespräch zwischen Antoninus und Caesoninus, da dieser nun doch nachhakte, ob es in Ordnung war Gäste einzuladen. Caesoninus gab Entwarnung. Wollte aber nun aber nicht mehr näher auf dieses Thema eingehen.


    Daraufhin erschienen zwei weitere junge Frauen, die Antoninus als Iulia Phoebe und Iulia Stella vorstellte. Beide waren in Caerellias Alter und sie grüßte die beide lieb zurück.
    "Daher ist es wohl ganz alleine Caius zu verdanken, dass wir heute die Gastfreundschaft der Iulii geniesen dürfen.", warf Caerellia ein und sah lächelnd hinüber zu Caius, der noch immer bei Axilla stand. Da war ihr das richtige Kind in die Arme gelaufen, denn sie kannte fast keinen in Roma und nun lernte sie die Iulii kennen.

    Es war bereits Abend und Caerellia war voll von Eindrücken des heutigen Tages. Für manche war dieser Besuch wohl belanglos, doch sie war begeistert. Ihr Bruder Tiberius würde sie auslachen. Sie hatte heute mit dem Custos das Forum Boarium besucht. Wegen den Tieren. Selbst in Mogontiacum war sie über den Viehmarkt geschlendert und das nur wegen ihres Custos. Artemon, ein ehemaliger Gladiator, liebte nämlich Tiere über alles. Er hätte einen perfekten Bauern abgegeben, so gut kannte er sich mit Vieh aus. Und obwohl dort nicht der angenehmste Geruch war, sah sie sich diese Geschöpfe gerne an. In Germanien gab es die unterschiedlichsten Rassen, aber mit Rom konnte sich der Markt in Mogontiacum nicht messen. Er war riesig und edle Pferde wurden hier auch angeboten. Vor allem ein pechschwarzer Hengst hatte es ihr angetan. Sie konnte natürlich nicht reiten, aber sein Temperament und seine Anmut beeindruckten sie. Er war einfach atemberaubend. Ob auch Catullus, ihr Leibwächter, großes Interesse daran zeigte, war fraglich. Es schien ihn zu langweilen. Dem war sie sich sicher. Sie sollte ihn langsam erlösen.
    "Es wird an der Zeit heim zu gehen, Catullus.", forderte sie den Sklaven auf. War da gerade ein Seufzer zu vernehmen? Sie würden sich wohl nicht gut verstehen, aber das musste sie ja auch nicht. Trotzdem warf sie ihm einen bösen Blick zu ehe sie ihre dunkelblaue Palla zurechtrückte, welche sie über eine fliederfarbene Tunika trug. Ja, es wurde langsam kühl.


    Das Marktreiben wurde weniger und die einzelnen Besucher verschwanden in den unzähligen Gassen. Es schien langsam dunkler zu werden. Für Caerellia und ihren Begleiter wurde es das schnell. Sie mussten sich sputen. "Können wir irgendwie abkürzen?", fragte sie Catullus. Soweit vertraute sie ihm, dass er sie nicht an einen gefährlichen Ort geleiten würde. Immerhin würde er mit dem Leben bezahlen, wenn seiner Domina etwas geschehen würde. "Ja. Folge mir!", antwortete Catullus und er marschierte los. Sie schritten durch eine Straße, welche vom Forum weg führte. Catullus ging dicht neben ihr. Sie ahnte nicht, dass in einem Hinterhof gerade eine Christenmesse abgehalten wurde. So dicht neben ihr. Sie ahnte auch nicht, dass die beiden Männer vor einer hölzernen Tür, an welcher sie gerade vorbei ging, Schmiere standen. Auf der Straße war nichts ungewöhnlich, als sie plötzlich Aufschreie hörte und aus dieser einen Tür unzählige Menschen herausliefen. Sie liefen um ihr Leben. Einer von ihnen rammte aus Versehen den Custos und fiel zu Boden. Er zitterte am ganzen Körper. Caerellia hielt ihm eine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. "LOS! WEG HIER!!!", schrie eine anderen Mann und immer mehr Menschen kamen aus diesem Loch. Die Panik wurde immer größer, denn auf einmal schrie eine Frau: "SIE KOMMEN!"


    Der Mann auf dem Boden schnappte sich Caerellias Hand, sprang auf und lief davon. "Was ist hier los, Catullus?", fragte sie ihren Sklaven ängstlich. "Wir müssen hier weg. Schnell!", antwortete Catullus und sie liefen in die gleiche Richtung wie die Christen. Sie liefen wie sie in die Falle.


    Sim-Off:

    Reserviert! :)

    Natürlich war sie in ein Fettnäpfchen getreten, als sie sich nach Caius Mutter erkundigte. Caerellia wusste es, obwohl ihre Cousine nicht ihre Miene verzog, denn ihre Aufmerksamkeit galt noch immer den Jungen. Caerellias Mutter, wenn sie jetzt hier wäre, hätte ihre Augen verdreht und ihre Tochter einen vernichteten Blick geschenkt. Dennoch wäre sie neugierig gewesen, die Wahrheit zu erfahren und hätte dem Iulier dann auch gebannt zugehört und tiefstes, natürlich gespieltes, Mitleid empfunden. Gut, das sie nicht hier war. Caerellia musste ihre Fehler irgendwie wieder gut machen.


    Doch zu einer Antwort des Gastgebers kam es nicht sogleich, denn ein junger Mann betrat nun das Triclinium und stellte sich sogleich vor. Caerellia wandte sich zu dem blonden Iulier, der sich als Gaius Iulius Caesoninus vorstellte. Außerdem erklärte er das er Aedituus am Tempel der Venus Genetrix war. Sie dachte an ihre Ausbildung in Mogontiacum, aber beschloss dieses Thema jetzt besser nicht anzusprechen. Dann erwähnte er auch einen Krankheitsfall, der ihn aufhielt. "Salve Iulius Caesoninus. Ich hoffe es ist nichts ernstes?", fragte sie mitfühlend. Sie konnte ja nicht wissen, wie schwer es um Servilia Gemina stand.


    Iulius Antoninus ging nochmal auf die Laufbahn seines Verwandten ein. Caerellia hatte eine andere Gottheit bevorzugt. Und zwar den Kriegsgott Mars. Dann beantwortete Antoninus endlich ihre Frage. Er trauerte noch immer um sie. "Viele werden in der Unterwelt von ihren Liebsten erwartet.", antwortete Caerellia leise und dachte an ihren Bruder. Eines Tages würden sie sich wiedersehen und er würde ihre Tränen trocknen.


    Caerellia sah zu ihrer Cousine, welche fragte, ob sie nicht besser wieder gehen sollten, wenn die Familie gerade eine schwere Zeit durchmachte. Sie hatte recht, auch wenn Caerellia das sehr schade finden würde, wenn sie nun wieder getrennte Wege gehen würden. Aber das war wohl Antoninus Entscheidung. "Wir wollen auf keinen Fall aufdringlich sein." Aber das war sie doch auch nicht, immerhin wussten sie nichts von dem kranken Familienmitglied.

    Caerellia beobachtete Axilla lächelnd wie liebevoll sie mit dem kleinen Caius umging. Sie hatte so unglaublich viele Talente. Diese Frau war wirklich beneidenswert. Caerellia mochte Kinder, denn sie hatte noch jüngere Geschwister und sie vermisste die kleine Silana. Senecas Tochter war ihr ans Herz gewachsen. Sie sollte demnächst Seneca einen Brief schreiben. Sicherlich hatte das ihr Bruder bereits erledigt, dennoch sollte sie auch einen aufsetzen.


    Natürlich machte es Iulius Antoninus nichts aus, dass anstelle ihres Bruders ihre Cousine mitgekommen war. Das hatte er ja mehr als deutlich bei seinem Kompliment gezeigt. Die Frauen der Iunii waren eben von unbeschreiblicher Schönheit. So empfand Caerellia jedenfalls gerade.
    Die beiden kannten sich also tatsächlich. Doch keiner von beiden wollte so richtig damit rausrücken woher. Es blieb also ein Geheimnis zwischen ihnen. Ihre Begegung lag jedenfalls nach Antoninus Worten sehr weit in der Vergangenheit. Natürlich weckte das Caerellias Neugierde. Vielleicht würden sie später das Geheimnis noch lüften. Ihre Cousine nahm Platz und die Iunia setzte sich ebenfalls.


    Axilla fragte nun, woher sich die beiden kannten und Iulius Antoninus erzählte von dem Geschehnis. "Ich war auf dem Markt und sah einer Tanzgruppe zu, als der kleine Caius an meiner Tunika zupfte und hochgehoben werden wollte. Ich hab ihm den Wunsch erfüllt, doch sofort nach seinen Eltern Ausschau gehalten und Caius hat mir geholfen und deutete auf seine Amme. Iulius Antoninus wollte mich dann unbedingt zum Essen einladen, obwohl ich mehr sehr dagegen gewehrt habe.", setzte Caerellia Antoninus Erzählung fort.
    "Ich hätte gerne Himbeersaft.", antwortete sie dem Gastgeber. Caerellia erinnerte sich an einen Szene in Germania kurz nach dem Tod ihres Bruders, als sie einen Becher Wein hineingeschüttet hatte und ihre Mutter entsetzt ihren Namen rief. Sie war damals komplett abgemagert und nach diesem Vorfall hatte sie kaum noch etwas zu sich genommen. Der Tod war allgegenwärtig, dennoch war der Schmerz unerträglich für sie gewesen. Nun ging es wird wieder besser und sie hatte so langsam wieder ihr Normalgewicht erreicht.
    Seltsam fand sie nur, dass sie immer noch nicht die Mutter des kleinen Caius gesehen hatte. "Caius Mutter...ist sie unpässlich?", fragte sie vorsichtig und hoffte das sie nicht zu neugierig war. Daher sah sie sofort zu ihrer Cousine, da würde sich schon zeigen, ob sie einen Fehler gemacht hatte.

    Der Ianitor führte die beiden Frauen ins Triclinium, nachdem er sie eingelassen hatte. Der Sklave schien Iunia Axilla zu kennen. Aber natürlich kannte er sie. Ihre Cousine war nicht unbekannt in Rom und so war es auch mehr als angemessen, dass der Sklave ihren Namen zuerst nannte. Neben Axilla fühlte sich sie sicher. Von ihr konnte sie lernen. Sie war ihr Vorbild. Der Gastgeber wartete bereits auf die beiden und war wohl mehr als überrascht Axilla zu sehen, anstatt Caerellias Bruder. Auch Caius war anwesend und spielte im Hintergrund. Doch anstatt die beiden zu begrüßen, ging Iulius Antoninus zu seinem Sohn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Schon kam der Kleine zu ihnen gelaufen und grüßte Axilla mit einem zuckersüßen "Chaire" und Caerellia in ihrer Sprache. Caius war ein kleines Schlitzohr und doch auch irgendwie niedlich. "Salve.", grüßte sie den kleinen Caius lächelnd zurück und blickte dann zum Gastgeberr, der sich ihnen ebenfalls näherte.


    Auch er begrüßte die beiden Frauen und sogleich folgten die nächsten schmeichelnden Worte von ihm. "Salve, Iulius Antoninus." , entgegnete sie ihm und ging nicht weiter auf sein Kompliment ein.
    "Es ist nun doch nicht mein Bruder, der mich begleitet, sondern meine liebe Cousine Iunia Axilla. Ich nehme wohl an ihr seit euch bekannt." Sie war davon überzeugt, dass das stimmte. Überhaupt tat sie sich gerade ein bisschen schwer. Sie wollte auf keinen Fall vor Axilla einen Fehler machen. Und so langsam beschlich sie das Gefühl, dass eine Konversation zwischen ihm und Axilla mehr harmonieren würde, als mit ihr. Mit ihr konnte sie doch auf keinen Fall mithalten. Mit Tiberius konnte sie ungezwungen reden, sogar mit Maahes konnte sie es. Aber jetzt? Das hier war etwas anderes. Der Gastgeber wies sie an in den Korbstühlen Platz zu nehmen, aber Caerellia wartet erst auf Axilla bevor sie dies tat.

    Es dauerte nicht lange und die Porta wurde geöffnet. "Salve.", grüßte der Sklave der Iunier zurück. "Ganz recht. Iunia Caerellia ist die Frau in der gelben Tunika. Iunia Axilla begleitet sie anstatt ihres Bruders.", erklärte sie der Sklave während er zu seinen beiden Herrinnen sah, welche nun an die beiden Sklaven herantraten, um eingelassen zu werden.

    Der Abend war schneller gekommen, als es ihr lieb war. Damit ihre Kleider nicht beschmutzt wurden hatte man sich für eine Sänfte entschieden. Caerellia wäre lieber zu Fuß gegangen. Vielleicht wäre ihre Nervosität dann ein bisschen gewichen. Jetzt hatte sie eine Sänfte für sich und war mit ihren Gedanken alleine.
    Man hatte das Stadthaus der Iulier erreicht und zwei Frauen stiegen aus ihren Sänften. Es war nicht ihr Bruder der Caerellia begleitete. Es war ihre Cousine Iunia Axilla und obwohl sich beide noch nicht so gut kannten, war sie glücklich, dass sie anstelle von Tiberius mitging. Es wäre ihr unangenehm gewesen, wenn es Tiberius gewesen wäre. Sie konnte aber auch nicht sagen warum. Eine Sklavin hatte Caerellia in eine goldgelbe Tunika gesteckt mit einem Gürtel, der mit hübschen Steinen verziert war. Ihr Haar wurde nach hinten gesteckt, aber ihre braunen Locken vielen ihr über die Schultern. Außerdem trug sie noch eine zarte Kette, welche sie von Zuhause mitgenommen hatte. Sie war hübsch zurechtgemacht worden und hatte vor sich für ihre Familie nur von der besten Seite zu zeigen, was auch ihre Pflicht war.


    Ein Sklave klopfte an die Porta und wartete das seine beiden Herrinnen eingelassen wurden.

    Was hatte sie da eigentlich getan? Sie nahm seine Einladung an. Aber was hätte sie anderes tun sollen. Eine Ablehnung wäre mehr als unfreundlich gewesen und er war ein Iulier. Sie würde ihre Cousine Axilla fragen, ob sie Iulius Antoninus persönlich kannte. Das musste heute noch geschehen, immerhin war sie für heute eingeladen worden.


    Sie hatte nicht daran gedacht, dass er vielleicht ins grübeln geraten würde, wenn er hörte, dass ihre Eltern nicht in Italia waren. Es gab Gründe, warum sie hier in Rom war. Wobei es mehr Tiberius Wunsch gewesen war. Doch zum Teil war es auch wohl ihre Schuld.
    "Du scheinst sehr viel auf die Entscheidungen deines Sohnes zu geben.", erwiderte sie grinsend. Caerellia sah zum kleinen Caius, der nun seinem Vater nicht mehr von der Seite wich. Sie war nun also von Iulius Antoninus eingeladen worden und war jetzt schon nervös auf den Abend.
    "Wir werden da sein.", antworte sie ihm knapp und drehte sich zu ihrem Custos um, der das ganze beobachte. Sie sollte gehen. Dann sah sie wieder zu Iulius Antoninus und seinem Sohn. "Dann bis heute Abend. Valete!", verabschiedete sie sich von Vater und Sohn und wies den Custos an ihr zu folgen.


    Als sie außer Sichtweise war, beschleunigte sie ihren Gang und der Custos folgte ihr im Laufschritt. "Warum hast du es so eilig, Domina?", fragte sie der Custos. "Ich will hier weg.", gab sie ihm nur zu Antwort.

    Iulius Antoninus war einfach unverbesserlich. Er hörte nicht auf Caerellia zu schmeicheln und das gefiel ihr natürlich. Auch wenn sie wusste, dass er das nicht ernst meinte. Doch welche Frau liebte keine Komplimente? Sie lächelte nur zur Antwort.


    Caerellia hatte hingegen seinen Sohn als ein kluges Kerlchen hingestellt, aber das war er auch. Auch wenn sie bescheiden war, wusste sie das wirklich Dank angebracht war. Jeder Vater oder jeder Mutter würde darüber mehr als dankbar sein. Obwohl sie Senecas Tochter Silana noch nicht lange kannte, raste ihr Herz stets vor Angst, wenn sie die Kleine versteckte und Caerellia sie einfach nicht finden konnte.
    Sie runzelte die Stirn, als er ihr versicherte, dass Bescheidenheit belohnt werden musste. Das wollte sie nicht. Weil es Iulius Antoninus war, der diese Worte aussprach. Wäre es ihr Bruder Tiberius gewesen, hätte er so einiges springen lassen müssen. Vielleicht eine neue Tunika? Aber dieser Mann war nicht ihr Bruder. "Nein, das ist wirklich nicht nötig!", drängte sie ihn. Aber da wandte er sich schon an seinen Sohn und was sie da hörte, gefiel ihr gar nicht. Anscheinend gefiel ihr es doch, denn ihre Wangen färbten sich rot. Der Junge nickte und sie atmete tief durch. Eine Cena in der Villa Iulia?. Heute Abend schon? Das hatte sie auf keinen Fall erwartet. Er hätte ihr auch hier einfach einen kleinen Imbiss kaufen können.


    Natürlich mussten ihre Eltern sie begleiten, aber die waren nicht in Italia, sondern in Germania. Daher musste sie ihren Bruder mitnehmen. Es würde so schrecklich werden.
    "Das muss wirklich nicht sein, aber wenn Caius will das ich komme, dann nehme ich die Einladung gerne an. Meine Eltern sind nicht in Italia, sondern nur mein Bruder. Ich werde ihn fragen, ob er mich begleiten wird." Ihre Wangen waren immer noch rot. Es gefiel ihr gar nicht ihren Bruder davon zu erzählen. Er würde nur grinsen, aber auch froh darüber sein, dass seine Schwester endlich Beziehungen knüpfte.

    Caerellia konnte nicht anders und lächelte charmant über Antoninus Schmeichelei. Er wollte nur nett sein. Nichts weiter. "Es war nicht ich was sein Interesse weckte, sondern die Musik und der Tanz hinter uns.", gab Caerellia offen zu und hörte wie die Musik verstummte und lauter Beifall gegeben wurde.
    Daraufhin erklärte die Amme ihre Situation. Caerellia hoffte nur, dass er sie nicht bestrafen würde. Aber das ginge ihr nichts an. Dennoch büxte er wohl öfter aus und irgendwann konnte auch was schlimmeres geschehen. Caerellia fragte sich, wie sie wohl handeln würde? Sie bestrafte nicht oft Sklaven und dann dachte sie an Maahes. Ihn hätte sie nie bestrafen können.
    Doch er schien gnädig zu sein und wies sie nochmal darauf hin, achtsamer zu sein. Und Caerellia war sich sicher. Irgendwann würde sich das ausbüxen legen. Auch sie hatte so eine Phase. Fast jeder hatte sie wohl.


    "Du musst mir nicht danken. Er ist mir in die Arme gelaufen und er hat sogar mitgeholfen seine Amme zu finden. Caius läuft weg und weiß aber ganz genau wie er zurück zu seinen Eltern kommt. Indem er an der nächsten Tunika zieht.", erklärte sie ihm lächelnd, der sich nun als Iulius Antoninus vorstellte und wirklich Caius Vater war. Er wollte sich erkenntlich zeigen. Das durfte sie doch nicht annehmen. Auch wenn sie Geschenke mochte. "Ich bin Iunia Caerellia. Erkenntlich zeigen? Auf keinen Fall! Es war mir eine Ehre den kleinen Caius seinen Vater zurückzubringen." , meinte sie ironisch.
    Sie wollte dem Iulier auf keinen Fall weiter stören. Er hatte sicherlich noch allerhand auf dem Markt zu tun und sie schlenderte nur zum Spaß herum.

    Caerellia fand es herzallerliebst, als der kleine Caius bei der Amme angekommen, sofort zu ihr lief und sich an ihre Tunika klammerte. Sie war froh, die Amme so schnell gefunden zu haben und der Kleine nun wieder bei seinen Leuten war.
    Die Sklavin schien darüber auch sehr erleichtert zu sein und bedankte sich sogleich bei Caerellia. "Du musst dich nicht bedanken. Das war doch selbstverständlich. Aber der kleine Mann ist wirklich sehr neugierig.", entgegnete sie der Sklavin und beobachtete sie dann wie sie Caius belehrte. Caius hieß er also. Aber sie hatte Recht, was wäre geschehen, wenn er der falschen Person in die Arme gelaufen wäre? Caerellia wollte gar nicht weiter darüber nachdenken. Ihr Custos stand weiterhin hinter ihr und beobachtete das Geschehen. Noch einmal bedankte sich die Sklavin bei Caerellia, woraufhin sie ihr lächelnd zunickte.


    Dann kam ein Mann dazu. Er schien Senecas Alter zu haben, war vornehm gekleidet und doch muskulös. Er war garantiert Soldat und wohl auch der Vater des Jungen. Caerellia kannte die Statur der Soldaten. Sie stammte immerhin aus einer Soldatenfamilie. Außerdem schien er das Gespräch zwischen Caius und seiner Amme mitbekommen zu haben. "Salve!", grüßte ihn Caerellia ebenfalls freundlich zurück. Dann wandte er sich wieder seinen Sohn zu und sprach ein sehr schmeichelhaftes Kompliment an Caerellia aus. Es war ein Kompliment, dass so manch anderen auch aussprechen könnte und sie sich dabei dachte, diese Person sollte nicht übertreiben. Aber bei ihm gefiel es ihr, dass er dieses Kompliment machte. Und das war doch einfach nur lächerlich.
    "Aber sollte nicht eher dem Sohn, also Caius, seine Braut gefallen und nicht dem Vater?", antwortete sie ein bisschen herausfordernd. Sie hätte gar nicht darauf eingehen sollen. Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht.