Beiträge von Tiberius Helvetius Faustus

    Langsam reichte es mir. Es war in Ordnung das Straftäter bestraft wurden, doch wer gab dem Centurio das Recht einen Bürger Roms zu bestrafen, dazu noch einen Consul.
    Darf ich fragen wem die Bestrafung der Sklavin obliegt? Beinhaltet diese Bestrafung, das ein ein unschuldiger Bürger Roms mit bestraft wird? Dazu noch ein Consul? Ich glaube nicht dass, das Kriegsrecht beinhaltet, dass du Bürger Roms bestrafen darfst. Du kannst den Consul nicht zwingen eine Handlung durchzuführen die er nicht möchte. Wenn er sagt, er möchte nicht, dass das Zeichen seines Hauses verwendet wird dann hast du das zu akzeptieren.
    Außerdem würde ich es mir überlegen, die Claudier haben einen guten Ruf, die Sklavin wäre damit angesehen, vielleicht würde dass deinen Wünschen eher zugegen sein.
    Entweder gab er uns jetzt die Sklavin mit oder er konnte sie behalten. Sollte seine familie sich doch darum kümmern.

    Besorgt betrachte ich die Sklavin und winkte einen Sklaven herbei.
    Kannst du bitte zur Villa laufen und unseren Medicus Alexandros rufen.
    Das war jetzt ein wenig eigenmächtig, doch Claudius Menecrates hatte gerade genug zu tun mit dem aufgeblasenen Prätorianer.

    Enttäuschung hatte sich in mir breit gemacht. Natürlich hatte ich nicht mit einen Sieg gegerechnet. Was ich jetzt gesehen hatte, war weniger als berauschend gewesen. Seit einiger Zeit war ich Mitglied der Factio Praesina und hatte die Einstellung unseres Neulings Marsyas erlebt. Er war noch sehr jung aber nicht untalentiert. Uns war bewusst gegen die Russata hatte weder er noch der Rest unserer Lenker eine Chance.
    Was der Junge brauchte, war viel Training und eine gute Betreuung. Vielleicht würden wir dann auch einmal die Anfeuerung und Beifallsstürme wie die Russata erleben.
    Mit diesem Problem beschäftigt holte mich die Stimme des Consuls Claudius Menecrates in die Wirklichkeit zurück. Er war genau wie ich Mitglied der Factio Praesina. Gleichzeitig musste er aber seiner wichtigsten Aufgabe nachkommen, Veranstalter der Wagenrenn, Hinrichtungen, Theaterdarbietungen und aller ander Angebote.
    Auch das noch,
    murmelte ich,
    ich mache mich sofort auf um es zu organisieren.
    Nickte dem Consul zu und machte mich auf zu unseren Fahrern. Vorher aber wandte ich mich an meinen Stellvertreter bei den Liktoren und forderte ihn auf, besonders wachsam zu sein.

    Ich war trotz der Freude über dieses überraschenden Geschenkes, ein wenig verlegen. Mir war nicht nur die Verwunderung des Claudiers aufgefallen, nein auch, dass sich sein Mundwinkel zu einem aufkommenden Grinsen verzogen hatte.
    Es war und blieb mir ein wenig peinlich, deshalb kam jetzt nur noch ein, „DANKE“ und „selbstverständlich übernehme ich das“, heraus.

    Mit leicht zusammengeniffenen Augen hörte ich was der Centurio sagte. Mochte er auch ein Trecenariusi sein, er maßte sich in meinen Augen ein wenig zuviel an. Hatte der vergessen wer gerade vor ihm stand? Herius Claudius Menecrates, Consul Roms, einst sogar ein Präfektus. Ein hoch verdienter Römer also. Auch wenn der Tiberier jetzt Prätorianer war, sollte er sich ein wenig zusammenreissen, denn auch er konnte zu Fall kommen.
    Vielleicht überlegte ich, sollte man auch über ihn einmal Nachforchungen erstellen und gespannt sein was da alles zu Tage kam. Schluss wäre dann womöglichen mit seinem Gott ähnlichen auftreten.
    Etwas wie Wut überkam mich, was ich so noch nie verspürt hatte. Konnte man Menschen für so böse ansehen, dass man sie hasste? Ich hasste von nun an dieses schwarze Ungeheuer. Wenn er dies wüsste würde er sich bestimmt geschmeichelt fühlen. Trotzdem, ich konnte es nicht verhindern, ich starrte ihn nur hasserfüllt an.

    Dicht umringten wir Liktoren den Consul als wir den Circus Maximus betraten. Egal was heute anstehen würde, ich würde nicht von der Seite des Consuls Claudius Menecrates weichen. Ich hatte vier Liktoren die Anweisung gegeben ein besonderes Augenmerk auf auf die weitere Umgebung zu haben. Wir anderen würden versuchen die nähere und unmittelbare Umgebung genauestens zu beobachten. Meine Sorge begründete sich vor allem darin, dass entkommene Sklaven des Sklavenaufstandes sich wieder zusammengerottet hätten um Rachepläne zu schmieden. Schließlich war die Hinrichtung ihrer Anführerin geplant. Natürlich ging von den gefangenen Sklaven keine Gefahr aus. Außerdem wurden sie bestimmt von den besten Soldaten Roms bewacht. Doch der Kaiser, die Consule, Praetoren, Aedile und sonstige hohe Amtsinhaber, sah ich in Gefahr und befürchtete einen Anschlag auf sie.

    Ich konnte reinen Gewissens sagen ich freute mich für Marsyas. Wer konnte schon sagen was die Zukunft brachte, vielleicht hatte das Schicksal uns gerade ein großes Talent geschenkt. Noch immer mit diesem Thema beschäftigt hörte ich gerade noch rechtzeitig, wie der Consul meinte, Und nun zu dir, Faustus. , sofort ergriff ich die Tabula. Es gab aber nichts zu notieren, es folgte eine Frage. Zunächst war ich total überfordert, ich hatte es gehört, begriff es aber nicht. War ich damit gemeint? Oder hatte ich etwas nicht mitbekommen? Ich schüttelte meinen Kopf nur um sicher zu sein, dass alles mit meinen Ohren oder dem Kopf in Ordnung war.
    Ungläubig starrte ich meinen Arbeitgeber an, ehe ein fragendes krächzen von mir kam.
    Iiich?
    Ich deutete sogar mit dem Finger auf mich, ehe ich weiter stotterte.
    Also ehm... nun … wenn du mich so fragst.... es mag mir etwas seltsam vorkommen.... doch es kam mir ein Gedanke, bei der Auspeitschung dieser Sklavin.
    Jetzt machte ich eine Pause um meine Worte so zu wählen, damit der Claudier verstand warum ich dies wählte.
    Die Bedürfnisse der Menschen sind mannigfaltig,
    begann ich,
    besonders bei uns Männern,....vielleicht auch bei den Frauen, doch darüber Maße ich mir kein Urteil an.
    Männer besuchen bestimmte Häuser....wie sich herausstellte, werden diese genau wie Thermen zu vielen Zwecken aufgesucht.
    Warum sollte man dies nicht nutzen und ein solches Haus führen um es zu eigenen Zwecken zu nutzen.
    Wenn es stimmte was man dem Gerede zu Folge, dieser Morrigan vorwarf, warum sollte ich es nicht auch nutzen, denn Wissen war macht.
    Um es kurz zu machen, dann würde ich gerne ein Lupanar besitzen. Einen fähigen Mann oder ein Frau wird sich bestimmt finden, die es dann führen kann. Einen Namen hätte ich auch schon „Tempel der Sinne“.

    Bestimmt war mein Wunsch jetzt eine harte Nuss für den Patrizier, der wie ich glaubte immer ein sehr diszipliniertes Leben geführt hatte. Mit dem gewählten Namen wollte ich ausdrücken, dass nicht nur für den Körper gesorgt wurde.

    Wie zufällig drehte ich mein Gesicht ab um ein Schmunzeln zu verbergen. Je länger ich den Claudier kannte um so sicherer war ich, er war zeitweise richtig ausgefuchst. Welcher, nicht größenwahnsinnige, junger aufstrebende Mann würde ein solches Angebot ablehnen können. So wie ich selber ihn kennen gelernt hatte, würde bei guter Leistung noch einiges für den, hoffentlich neuen Lenker, hinzukommen.
    Ich wandte mich nun wieder zu den Beiden und war drauf und dran Marsyas zu raten, „Nun los ergreife deine Gelegenheit“.
    Irgendwas sagte mir aber auch, mein Zureden war gar nicht nötig.

    Ich konnte mir nicht helfen, mir gefiel die Einstellung des jungen Mannes. War es nicht gerade dieses unbedarfte für alles offene was die Menschheit vorwärts gebracht hatte. Nicht dieses, in festen Normen und Strukturen gepresste Leben, in das die Menschen gerade in den Städten gepresst wurden. Wie oft kamen Menschen nur durch die Förderung von Familie oder sonstigen Seilschaften, ungeachtet ihrer wirklichen Fähigkeiten vorwärts.
    Mir würde es gefallen wenn er die Chance bekäme und natürlich noch mehr wenn er danach auch noch Erfolg hätte. Natürlich nicht nur für ihn, sondern auch für uns, wie ich mir ehrlicher Weise eingestand.

    Nicht nur ich sah voller Spannung zu, wie der Haruspex würdevoll zu den Eingeweiden trat. Man konnte es förmlich spüren wie die wartende Opfergemeinde noch ruhiger wurde, fast atemlos auf das Ergebnis dieser Eingeweideschau wartete. Ihr Ergebnis wäre für das neue Jahr von einiger Tragweite. Wie üblich würde sein Hauptaugenmerk bei der Leber sein.
    Würde Iupitter das Opfer annehmen und dann das erlösende "LITATIO!" zu hören sein?
    Ich konnte mir gut vorstellen wie wichtig dies für die Menschen hier war, für die Römer aber auch für die Sklaven, doch ganz bestimmt auch für Claudius Menecrates.

    Ja, stell dir vor, direkt am Eingang der Factio aufgesammelt, abgefangen und hierher gebracht, denn die Zeit drängt. Marsyas ist sein Name und er ist glaube ich froh es schon einmal bis vor dir geschafft zu haben.
    Ich konnte mir nicht helfen, obwohl wir noch nichts von seinem Können sehen konnten, hatte ich ein gutes Gefühl. Es schien irgendwie zu passen.
    Marsyas, das ist, wie du dir sicher denken kannst, der Consul Herius Claudius Menecrates.
    Dabei lächelte ich ihm aufmunternd zu.
    Das einander vorstellen hier war nun nicht ganz formvollendet, doch ich hoffte der der Claudier würde mir dies verzeihen.

    Gerade wollte ich zur Factio um noch einiges zu besprechen, als ich die Worte des Fremden hörte. Ihn aufmerksam musternd trat ich auf ihn zu.
    Salve, entschuldige wenn ich mich einmische. Mein Name ist Tiberius Helvetius Faustus, ich bin Liktor und Sekretär des Consuls Claudius, dem Ausrichter des Wagenrennens. Du wirst verstehen wenn er vorher mit dir sprechen möchte.
    Hast du Erfahrungen als Wagenlenker und wo hast du schon Rennen gefahren?.

    Als cultrarius bereitete ich den Stier für Iupitter als Opfer vor. Heute wurde das Opfertier nicht wie meist mit mola salsa besprengt sondern Iupitter zu Ehren mit Wein. Der Schmuck wurde dem Tier abgenommen und ich entkleidete den Stier Symbolisch in dem ich ihm mit dem Opfermesser vom Kopf bis zum Schwanz strich. Hernach wandte ich mich an den Consul Claudius Menecrates und stellte die tausende Mal gestellte Frage.
    "Agone?"
    Er antwortete "Age!"
    Um ganz sicher zu gehen, dass bei der heutigen Opferfeier alles gut verlief, ergriff ich den Opferhammer und schlug dem Stier mit aller Kraft die ich aufbringen konnte gegen die Stirn. Schon hatte ich schnell das Messer ergriffen und traf mit Sicherheit seine Halsschlagader. Sofort waren Opferhelfer mit Schalen zur Stelle um das Herauslaufende Blut, welches reichlich floss, aufzusammeln. Nach der Zeit des Ausblutens schafften es die zahlreichen Opferhelfer schnell den Stier in Rückenlage zu bringen, damit ihm der Bauchraum geöffnet wurde.
    Die Eingeweide waren bald zur Eingeweideschau bereit und in Spendenschalen bereitgestellt.


    Nur wenig Zeitversetzt verlief die Opferhandlung zu Ehren des Divus des Augustus. Nur Götter allein wussten wann und ob Rom jemals solch eine große Opfergemeinschaft, mit solchen Scharen von Musikern und Helfern, gesehen hatte.

    Fast unmerklich nickte ich, als dere Blick des Consuls mich streifte. Es sollte ein Zeichen sein, dass alles geregelt war. Soviele Opferhelfer wie heute hatte ich noch nie koordinieren müssen. Kein Wunder seit dem Morgengrauen waren wir mit Oferhandlungen den Voropfern beschäftigt. Jetzt galt es die Hauptopfer durchzuführen. Gesunde kräftige Opfertiere, prächtig herausgeputzt warteten mehr oder weniger ruhig. Geschmückt für den Zweck ihres Daseins.
    Da heute vielen Göttern geopfert würde, musste die Zeit genutzt werden, deshalb stand nicht nur ich als Opferstecher zur Verfügung.
    Allmählich war nur noch das beruhigende Flötenspiel hörbar sowie der leicht schnaubende Atem der Tiere. Ich spürte wie sich langsam Ruhe und Konzentration auf das Kommende breit machte.
    Die rituelle Reinigung der Tiere folgte nun.

    Langsam fing Syennesis an mich zu nerven. Es war ja schön und gut, dass Beste für sich heraus zu holen, doch jetzt schoss er über sein Ziel hinaus. Wenn er ehrlich war wusste er es selber.
    Consul, entschuldige wenn ich eine kurze Frage stelle. Der Termin für das nächste Rennen, soll ich den jetzt festmachen lassen?
    Ich dachte, der Consul ahnt bestimmt, warum ich die Zwischenfrage stellte.

    Meine Aufgabe als Liktor beinhaltete den Consul zu allen öffentlichen Aufgaben zu begleiten. Deshalb war es selbstverständlich, dass dies auch zu den Opferungen geschah.
    Bei einigen Opferungen übernahm ich auch die Aufgabe eines Popa. So auch heute.
    Die heutige Prozession zum Kapitol empfand ich besonders groß und feierlich. Es würde ja auch ein opferreicher Tag werden.
    Angekommen stand ich bald in der Reihe der Opferhelfer und vernahm die angenehme, beruhigende Stimme von Tacho, mit welcher er auf den prachtvollen weißen Stier einwirkte. Fast erschien es, als würde der Stier sich im Schlaf, dem Rhythmus seiner Stimme mit kaum sichtbaren Bewegungen anpassen.
    Bald sammelten sich fast alle Blicke auf den Opferherrn, den Consul Herius Claudius Menecrates, der mit der dafür vorgesehenen Toga Praetexta bekleidet war.

    Während ich die beiden Gespanne weiter beobachtete, hörte ich dem Senator aufmerksam zu und nickte ab und zu verstehend oder bestätigend. Bis mir aufging, ich sollte besser reden, denn der Claudier schaute ja genauso wie ich, zu dem Trainingslauf wie ich und konnte deshalb mein nicken nicht sehen.
    Ob sie nicht einen alten Lenker haben der nicht mehr fährt, die Jungen aber in der Taktik unterrichten könnte? Bestimmt hat er ein paar Kniffe auf Lager. Ich denke selbst die Besten kommen nicht ohne so etwas aus.
    Dies waren nur Vermutungen von mir.
    Ausdauernd und hartnäckig ist er ja der Syennesis, das gefällt mir. Bestimmt nimmt er Ratschläge gerne an und ist Ausbau fähig.

    Entspannt stand ich neben dem Consul um das Trainingsrennen zu beobachten. Es war schon eine andere Sache hier als kritischer Beobachter eines Factiomitgliedes zu stehen oder als einer aus dem Stab für ein Rennen zuständigen Mitarbeiters den Verlauf des Wagenrennens zu beobachten.
    Noch das Bild vom diesem Wagenrennen im Kopf sah ich bestimmt ein wenig enttäuscht aus. An einen rasantes Rennen erinnerte mich das hier, nicht wirklich.
    Gibt es hier keinen richtigen Trainer?
    Diese Frage stellte ich mir murmelnd selber.
    Schade, wenn ich Ahnung davon hätte, würde ich diese Aufgabe bestimmt mit Freuden übernehmen. Sie gaben sich ja sichtliche Mühe, doch bei einem richtigen Rennen würden sie bestimmt überrundet werden.
    An den Consul gewand meinte ich,
    für sie gibt es nur eins, trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Es wird bestimmt seine Zeit brauchen.
    Danach beobachtete ich erst einmal weiter, es kann sich ja noch einiges tun, redete ich mir selber in Gedanken zu.