Beiträge von Titus Licinius Iosephus

    Iosephus konnte kaum hinschauen, als die Reiter immer näher kamen - sie drehten und drehten einfach nicht ab! In ihm machte sich schon der Fluchtreflex bemerkbar und er sah immer wieder panisch zu seinen Kameraden, die aber auch ausharrten. Also widerstand der Licinier auch dem dringenden Bedürfnis, aufzuspringen und wegzurennen. War sowieso zu spät.


    Gerade als er seinen Blick abwandte und mit dem Aufschlag der massigen Tierleiber rechnete, schwenkten die Reiter ab. Iosephus atmete auf - geschafft! Wobei er sich doch fragte, ob die Pferde nicht auch über die Schilde hinweg springen konnten. Soo hoch war die Barriere ja auch wieder nicht!


    Wie auch immer - er wollte sich gar nicht vorstellen, wie diese Kataph...dings aussahen, wenn sie gegen einen Schildwall stürmten. Wahrscheinlich planierten die eine Einheit wie ihre einfach und bemerkten nichtmal was. Der Rat des Optios kam dagegen nicht so recht an - was sollten sie denn tun? Sie waren ja Tirones, weil sie eben noch nicht wussten, wie man perfekt kämpfte und Strategien anwandte! Iosephus begann den Optio genauso zu hassen wie den spinnerten Centurio, wenn auch aus anderen Gründen: Der eine war ein willkürlicher Irrer, der andere glaubte scheinbar, sie wären Hellseher!


    Gerade deshalb traute der Licinier sich aber auch nicht, Fragen zu stellen. Er wollte ja nicht auffallen!
    Servius zeigte sich da etwas interessierter: "Sind das alle Formationen, die wir lernen müssen?"

    Zum Glück übernahm der Optio das Sprechen. Iosephus hätte sich nicht getraut den Tribun anzusprechen, sondern lieber das schwere Ding mit sich herumgeschleppt. Der Befehl war dann wieder mehr etwas für ihn.


    Also schleifte der Licinier die Amphore, die nicht unbedingt für das Einschenken in einen kleinen Becher geeignet war, zur Sänfte und hievte sie hoch. Im offenen Zustand war das gar nicht so einfach, sodass er ein bisschen was verschüttete. Dann versuchte er möglichst vorsichtigt, etwas in den Becher zu schenken. Wegen des Gleichgewichts der Amphore gelang das aber nicht ganz formvollendet und es ging einiges über den Becher hinaus.
    [COLOR=#affe]"'tschuldigung."[/COLOR] nuschelte der Tiro und zog ängstlich den Kopf ein. Der Tribun war nicht unbedingt dafür bekannt, dass er nachsichtig war!

    Sim-Off:

    Jo! War nur immer wenig Zeit zuletzt ;)


    Das war das Problem, wenn man Rekruten brach und neu formte - Eigeninitiative war nicht unbedingt das, was man damit förderte! Dafür waren sie inzwischen recht gut darin, Befehle zu befolgen. Iosephus fiel sofort auf die Knie und rammte sein Scutum geradezu auf den Boden. Den Eisenschaft des Pilum klemmte er zwischen seinen Schild und den seines Nebenmanns und linste vorsichtig über den Schildrand. Die Reiterei kam näher und in seine Eingeweide verkrampften sich. Er konnte sich zwar irgendwie nicht vorstellen, dass sie jetzt wirklich von der Kavallerie angegriffen werden würden, aber das Donnern der Hufe und der Anblick der Pferde aus Froschperspektive war doch ziemlich verunsichernd! Was, wenn die Kerle unabsichtlich in die Schildreihe crashten?


    Der Licinier versuchte einen Ausfallschritt zu machen, um sich besser gegen den Schild stemmen zu können. Die massigen Leiber der Pferde machten ihn zwar nicht unbedingt zuversichtlich, dass das irgendetwas ändern würde, wenn die Tiere auf die Scuta treffen würden. Aber besser, man versuchte alles, was möglich war!

    Iosephus hatte die eine Amphore noch in der Hand. Also schlug er geübt den Verschluss ab - seine Eltern hatten aus Gewohnheit auch immer Öl und Wein in solchen Dingern importiert, da sie das aus Iudaea gewohnt gewesen waren. Dann beobachtete er, was der Tribun so tat. Das ganze sah keineswegs wie eine Kontrolle aus - auch wenn der Licinier dem jungen Aristokraten durchaus zutraute, dass er Ahnung von Schmuck hatte. Aber alles in allem wirkte es doch eher wie beim Abverkauf eines Händlers, wenn die Kunden in seinem Stand wühlten. Selbst ein Tiro konnte erkennen, dass das nicht korrekt ablief...


    Er sah fragend zu Servius, der aber nur mit den Schultern zuckte. Natürlich wusste ein Provinziale, dass korrupte Beamte keine Seltenheit waren - selbst wenn römische Veteranen wie sein Vater normalerweise respektvoller behandelt wurden!


    Als der Tribun dann einfach zum Marsch bließ, stand Iosephus immer noch mit der offenen Amphore da. Er sah fragend zum Optio - eine offene Amphore herumzutragen war irgendwie ein bisschen kompliziert. Und verschließen ließ sie sich nicht ohne Weiteres, immerhin war sie versiegelt gewesen!

    Iosephus hörte das Schimpfen des Optio und biss sich auf die Lippe - er hatte das ja nicht mit Absicht gemacht. Aber wahrscheinlich hatte er auch nicht ganz Unrecht, wenn er vor den furchtbaren Konsequenzen warnte. Er würde sich noch mehr anstrengen müssen!


    Dann mussten sie wieder in Reihe antreten. Abgesehen davon, dass der Licinier und einige andere wieder das Scutum ihres Hintermanns an den Kopf bekamen, funktionierte das schon ganz gut - das hatten sie ja auch oft genug gemacht in den letzten Tagen!
    Danach stellte Iosephus sich schon auf eine neue Lehrstunde ein, als plötzlich der Reiterangriff kam. Die Tirones sahen sich panisch um - das hatte sie doch noch gar nicht gelernt! Während Iosephus wie die meisten zur Salzsäule erstarrt schien, fasste einer seiner Kameraden sich schließlich ein Herz und wies darauf hin: "Das haben wir noch gar nicht gelernt, Optio! Was müssen wir machen?" Seine Stimme klang ängstlich - die Reiter kamen immer näher!

    Der Schlag des Stabs hallte in Iosephus' Ohren, weil er genau darunter stand und er hielt den Mund. Dann war die nächste Hürde zu nehmen: Vorwärtsbewegung!


    Tatsächlich war es nicht so einfach - wenn er zu weit ausschritt, verließ er das schützende Dach. Wenn er zu langsam ging, stieg ihm sein Hintermann in die Hacken. Es dauerte also eine Weile, bis er die richtige Schrittlänge herausbekam. Noch bevor er damit aber sicher war, begann der Optio schon das Tempo anzuziehen und die Schildkröte drohte auseinanderzufallen.


    Während der Licinier gerade auf seine Füße sah, traf ihn plötzlich der Stab des Optios aus dem Nichts - mit einem Keuchen ließ er das Scutum sinken und wäre beinahe gestolpert. Dann riss er den schmerzenden Arm aber noch rechtzeitig hoch und bewegte sich weiter...

    Iosephus verstand nicht ganz, worum es hier ging - der Optio hatte ihm in den letzten Wochen eingeprügelt, dass man keine Fragen stellte, wenn ein Offizier Befehle gab, sondern einfach tat,was befohlen war.


    Trotzdem fragte er sich, was der Tribun plante, als er mit Servius zu dem Boot zurück trottete und an Bord kletterte. Dort stand noch ein Knecht des Kapitän.
    [COLOR=#affe]"Wir brauchen eine Probe von eurem Wein und eure Schmuckladung."[/COLOR] bestellte der Tiro und der Knecht spöttelte "Was macht ihr nochmal? Kontrolle oder Straßenraub?"
    Iosephus wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Servius scheinbar auch nicht, aber er wusste was er tun musste: Er gab dem Knecht eine Ohrfeige und hielt ihm warnend den Zeigefinger hin. "Pass auf, was du sagst! Also wo?" Der Knecht deutete auf eine Kiste. Iosephus fragte sich kurz, ob der Kerl Recht hatte - würde der Tribun jetzt tatsächlich diesen Händler ausrauben? Aber das konnte eigentlich nicht sein...


    Jedenfalls nahm der Licinier eine der Amphoren und wuchtete sie an Land. Dann schleifte er sie zur Sänfte zurück, während Servius und ein Kamerad die Kiste heranschleppten.

    Hatte er sich doch gedacht - irgendwas stimmte nicht! Sofort riss Iosephus sein Scutum wieder herunter und traf dabei seinen Nebenmann, der wiederum fluchte. Der Licinier sagte nichts, sondern versuchte stattdessen sein Scutum korrekt zu platzieren.


    Aber zuerst einmal mussten sie in Ausgangsposition zurück, wobei er nicht der einzige blieb, der seinen Schild unkoordiniert einsetzte. Als dann wieder der Befehl zur Schildkröte folgte, kehrte wieder das gleiche Chaos zurück wie beim ersten Mal. Jetzt wurde es tatsächlich eng unter dem "Dach" seines Hintermanns und Iosephus musste geradezu zurückdrängen, um ganz in der Formation zu verschwinden.
    "Hey, pass' 'n bisschen auf! Ich hab' gleich deinen Helm in der Fresse" schimpfte sein Hintermann. Im Schatten der Schilde wandte der Licinier sich um: [COLOR=#affe]"Besser als meine Faust, oder?"[/COLOR] Als ob er das hier mit Absicht machte!

    Die Legionäre trotteten hinter der Sänfte her, als diese plötzlich zum Halten kam. Iosephus, der in der zweiten Reihe marschierte, lief voll in den Rücken seines Vordermannes - er hatte gerade auch den Flussschiffer beobachtet und da kein Haltebefehl gekommen war, hatte er auch nicht bemerkt, dass vor ihm gehalten wurde. Er war inzwischen eben doch ganz gut konditioniert. Eine Maschine, die nur noch Befehl und Gehorsam kannte. Oder so.


    Während sie sich also noch fragten, warum sie mitten in der Pampa halten sollten, schaute der Tribun plötzlich zu ihnen hinter und befahl die Festnahme des Flussschiffers. Hätte Iosephus kein Pilum in der Hand gehabt, hätte er sich wahrscheinlich nachdenklich am Kopf gekratzt. So gehorchte er aber einfach, gab das Pilum seinem Nebenmann und ging mit zwei anderen, älteren Legionären zum Ufer.


    "Anhalten!" rief der älteste von ihnen den Knechten zu, die die Zugtiere auf dem Treidelpfad führten. Der Licinier half diesem Befehl noch ein bisschen nach und rannte zu dem Ochsen, um sich ihm in den Weg zu stellen. Die Knechte wussten gar nicht, wie ihnen geschah, aber das Boot wurde von der Strömung sofort ein Stück Richtung Ufer gedrückt.
    Der Kapitän kam auch ziemlich schnell zum Vorschein, weil er den Zwischenfall natürlich bemerkte. [COLOR=#affe]"Du da, herkommen!"[/COLOR] rief Iosephus zu ihm.
    "Aber warum? Was habe ich falsch gemacht?" gab der Kapitän zurück - was natürlich die falsche Antwort war, wie niemand besser wusste als ein Tiro: [COLOR=#affe]"Komm sofort an Land oder wir ziehen dich ran!"[/COLOR] "und dann kannst du den Rest deines Weges zu Fuß gehen!" ergänzte der ältere Legionär.


    Scheinbar hatte ein Flussschiffer auf dem Rhenus aber genug Soldatenkontakt um zu wissen, wann man verhandelte und wann man gehorchte. Also lenkte er sein Boot ans Ufer und sprang hinüber.
    "Mitkommen!" befahl der Leiter ihres "Trupps" und sie führten den Kapitän zur Patrouille.

    Die Schildkröte war eine legendäre Formation, von der Iosephus - wie wahrscheinlich jeder Tiro - schon gehört hatte. Als ihnen jetzt befohlen wurde, sie einzunehmen, stand er allerdings ziemlich ratlos da: Sollten jetzt alle ihre Scuta nach oben nehmen? Musste die erste Reihe nicht vorn bleiben?


    Die in der Mitte hatten es einfach: Sie hoben einfach ihre Schilde. Iosephus' Hintermann machte das mit besonders viel Schmackes und traf ihn mit der Schildkante am Nackenschutz, sodass sein Kopf ruckartig nach vorn gestoßen wurde.
    [COLOR=#affe]"Alter, pass auf!"[/COLOR] schimpfte der Licinier und entschied sich dann - auch wenn er in der ersten Reihe stand - seinen Schild auch einfach zu heben. So eng fand er es bisher auch nicht - so ein Scutum war ja doch recht groß und man konnte auf der Fläche locker stehen. Wenn sie zu zweit darauf hätten stehen müssten, würde die Welt schon anders aussehen, vor allem beim Vorwärtsbewegen - aber solange die vorderste Reihe nicht mitbedeckt wurde und sie standen, schien alles noch relativ entspannt...

    Iosephus war zur Patrouille eingeteilt worden. Seine Ausbildung war zwar noch nicht ganz fertig, aber scheinbar hielt man ihn für eine solche Standardprozedur für ausgebildet genug. Also marschierte er mit seinen Kameraden hinter eine Sänfte her, was die älteren Legionäre zu einigen Witzen hinriss. Dass der neue Tribun in Rüstung in einer Sänfte lag, war aber selbst für den Licinier erkennbarer Blödsinn. Während dieser Varinius also lächerlicherweise liegend transportiert wurde wie eine schwangere Frau, mussten die Männer marschieren und durften sogar ihr Tempo anziehen.


    Die älteren Legionäre murrten - die Tirones waren Marschieren in allen Geschwindigkeiten und Formen momentan noch so gewohnt, dass sie keine großen Fragen stellten...

    Sim-Off:

    Vielleicht so irgendwie? ;) (mit dem passenden Problem übrigens :D )


    Iosephus erschrak ein bisschen, als der Optio plötzlich zu brüllen begann - und er war froh, dass er nicht der Idiot war, der da den Anschiss bekam. Trotzdem hatte er auch ein bisschen Mitleid mit Pullo, der der Auserwählte war - diese ganzen Bewegungen waren irgendwie auch verdammt komplex, wenn man sie noch nicht gewöhnt war. Und dafür hatten sie ja scheinbar noch Zeit, wie der Optio erklärte.


    Aber zuerst mussten scheinbar ein paar andere Dinge trainiert werden. Zumindest war erstmal wieder Fragestunde - und der Licinier hatte keine Ahnung. Was konnte schon passieren, dass man keine geschlossene Formation brauchte? Vielleicht wenn der Feind davon lief?
    "Angriff von Kavallerie?" unterbrach Servius den Denkprozess des Liciniers. Ohne groß darüber nachzudenken sah er zum Optio, ob der Tipp richtig war.
    "Beschuss!" rief währenddessen ein anderer aus den hinteren Reihen.

    Der Licinier war inzwischen bei der Armee angekommen. Seine Grundausbildung lief und er litt nicht mehr jeden Tag an höllischem Muskelkater - aber immer noch oft genug! Das tägliche Trainieren wie Laufen, Fechten und so weiter beanspruchte immer neue Muskelpartien, von denen Iosephus als Zivilist nicht einmal gewusst hatte, dass er sie hatte. Heute schmerzten seine Finger aber, weil sein Kamerad Quintus ihm eine drauf gegeben hatte. Und das war ein echtes Hindernis, wenn man dabei war, seine Ausrüstung sauber zu machen.


    Während er seine Rüstung polierte - der Optio verlangte, dass sie jeden Morgen aussah wie geleckt! - bereitete ihm der geschwollene Finger besonders Schwierigkeiten.
    [COLOR=#affe]"Alter, warum muss dieser Vollidiot ausgerechnet meine Hand treffen!"[/COLOR] fluchte er in Richtung seines Kameraden Servius. Aber der grinste nur: "Ach, gib's ihm halt morgen zurück!"
    Iosephus ließ den Lappen fallen und betrachtete noch einmal seinen Zeigefinger. Der Finger pochte und war dick. Es sah aus, als wäre ein Gelenk richtig angeschwollen - das war auch die Stelle, wo es bei jeder Bewegung weh tat. Er steckte den Finger nochmal in den Mund und die Kühle des Speichels an der Luft schien tatsächlich zu helfen. [COLOR=#affe]"Mann, damit kann ich mein Schwert morgen ja kaum halten!"[/COLOR]
    "Na erzähl' das mal dem Optio, der wird dir schon zeigen, wie du dein Schwert halten kannst, Alter!" antwortete Servius und lachte. Aber er hatte natürlich Recht - wenn Iosephus geglaubt hätte, dass irgendsoein Capsarius ihm helfen würde, wäre er ins Valetudinarium gegangen. Aber bei sowas zuckten die feinen Sanitäter auch nur mit den Schultern und sagten, dass das schon wieder werden würde. Und der Optio lachte wahrscheinlich - da musste ein Soldat durch. So war das!

    Iosephus tat, wie ihm geheißen - so kraftvoll wie gewohnt ließ er sein Schwert vorschnellen. Dabei bewegte er aber fast automatisch sein Scutum zur Seite und rammte es gegen den Arm seines linken Nebenmannes. Auch von rechts kam ihm ein Scutum entgegen und stieß hart gegen seinen Arm.
    [COLOR=#affe]"Scheiße, pass doch auf!"[/COLOR] blaffte er seinen Kameraden an - der Schlag hatte seinen Arm ungünstig getroffen und schmerzte ganz schön!
    Sie versuchten es noch einmal und stellten irgendwann fest, dass man sein Scutum etwas schräg stellen musste, um überhaupt eine Chance zu haben, sich nicht gegenseitig zu behindern. Eine Handbreit war eben weniger als mancher muskelbepackter Arm, der das Schwert nach vor führte! Außerdem wurde dem Licinier irgendwann klar, dass man vielleicht etwas vorsichtiger vorgehen musste für den Anfang. Die kraftvollen Stöße musste er vielleicht etwas aufsparen...


    Vorher gab es aber noch eine zweite Aufgabe. Reihen schließen - klang erstmal ganz einfach! Da Iosephus aber ziemlich weit außen stand, summierten sich die "Handbreit" ganz schön und er musste einen recht großen Schritt zur Seite machen, damit sein Scutum sich in die stabile Reihe einfügte.
    Auch wenn der Optio dann keine genaueren Anweisungen gab, begann Iosephus sofort damit, über das Scutum zu stechen. Diese Bewegung hatten sie schon an den Pfählen geübt und er hatte sich immer gefragt, warum man ausgerechnet so eine unnatürliche Bewegung bis zur Vergasung übte - jetzt wurde einiges klar! Die Bewegung war also schon vertraut - aber das Scutum in Stellung zu halten, war in Formation wieder eine neue Herausforderung. Wieder knallten die Weidenschilde aneinander, mancher machte sogar intuitiv einen Schritt nach vorn, sodass die Formation auch hier gestört wurde...

    Langsam ging die Ausbildung voran und die Tirones gewöhnten sich an den anstrengenden Tagesablauf, lernten den Umgang mit den verschiedenen Waffen und die strenge Hierarchie der Legion, in der sie ganz unten standen. Iosephus war einigermaßen mitgekommen, aber nicht herausragend gewesen - besonders beim Schwertkampf war er sogar eher unter den schlechteren seiner Abteilung. Trotzdem biss er sich durch, denn im Grunde hatte jeder irgendwas, woran er feilen musste - der Centurio war sowieso nie zufrieden!


    Als der Optio dann an diesem Tag zum Formationstraining überging, war der Licinier ganz zufrieden - das klang eher nach Herum-Marschieren, wie sie es auch schon hunderte Male gemacht hatten, und weniger nach den anstrengenden, einseitigen Trainingseinheiten, die bei der Waffen-Ausbildung üblich waren! Diese Freude dominierte gegenüber den Reflexionen des Optios über Gladiatoren und Legionäre - Iosephus hatte nie groß darüber nachgedacht, warum er hier war, vielleicht wegen dem Geld... er war also wohl kein leuchtendes Beispiel für die strahlenden Helden, als die sich mancher Soldat sah.


    Also hörte er nicht so genau zu und beeilte er sich, mit seinen Kameraden eine vernünftige Linie zu bilden. Auch das hatten sie schon hunderte Male geübt, sodass es nun einigermaßen zügig funktionierte. Aber heute mussten sie enger stehen - Iosephus hielt tatsächlich seine Hand zwischen sein und das Scutum des Nebenmanns, um 100% korrekt zu stehen.

    Sim-Off:

    Mysteriös... ist das bei Duccius Vala auch so? Der hat ja auch selbst gemischt...


    Wieder einmal was richtig gemacht - Iosephus war erleichtert, dass er nichts Dummes gesagt hatte. Was der Optio dann allerdings erklärte, klang relativ kompliziert: Pila durchreichen, zurückweichen, werfen - das Werfen allein war ja schon kompliziert genug bisher!


    Aber zum Glück war es für heute scheinbar weitgehend vorbei. Am Abend wollten die Ausbilder scheinbar immer noch ein bisschen Fitness sehen, sodass die Tirones ohne Klagen losspurteten. Nach einem Tag voller neuer Handgriffe und anstrengender Übungen kam einem der Exerzierplatz noch sehr viel länger vor als am Morgen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Holzpfähle auf der anderen Seite wirklich näher kamen, aber inzwischen wusste Iosephus ja auch, warum das so war: Beim Abmarsch zum Drusus-Fest war der Platz voll mit Legionären gewesen, die alle ihren Platz brauchten!


    Aber irgendwann war auch dieses Ziel erreicht, sodass es runter zum "Pumpen" ging. Sie waren nun schon ein Weilchen in Ausbildung, sodass die erste Runde relativ entspannt runtergerissen wurde. Zwar spürte der Licinier ab Nummer 10 die ersten Schweißperlen auf der Stirn, aber er kannte inzwischen auch das Schreien völlig überlasteter Muskeln - verglichen damit war die Übung ein Kinderspiel! Also ging es wieder zurück und zu den Kniebeugen. Da hatte er ja schon einmal an seinem ersten Ausbildungstag vorgelegt, sodass auch dieses Programm relativ leicht abgespult werden konnte. Am Tag nach seinem "Rekord" hatte das schon anders ausgesehen - aber gestern war die Beinarbeit auch eher moderat gewesen.


    So ging es immer weiter. Die Abwechslung von Laufen, Kniebeugen und Liegestützen gab glücklicherweise die Möglichkeit, die geforderten Muskelpartien zwischendurch wieder ein bisschen zu entspannen. Trotzdem schwitzte Iosephus nun wieder wie ein Schwein und auch die Liegestützen gingen nicht mehr ganz so elegant. Vor allem taten ihm aber die Beine weh, sodass er bei den letzten Kniebeugen tatsächlich nochmal ordentlich die Zähne zusammen beißen musste.

    Als sie den Scheiterhaufen umrundet hatten, stellten sie sich in ihren Abteilungen auf. Iosephus hatte noch immer seine Fackel in der Hand, von der im Wind immer mal wieder kleine Funkel herabfielen und seine Haut ankokelten. Aber er biss die Zähne zusammen - sie waren ja nicht aus Schnee!


    Dann hörte er sich die Rede des Praefectus Alae an. Und musste wieder an Iudas Maccabaeus denken: Auch er hatte sein Land verteidigt und sich durch seinen Einsatz den Weg zu Adonai geebnet. Anders als Iudas hatte Drusus allerdings offensichtlich Erfolg gehabt, denn hier standen noch immer Römer, während die Juden in Iudaea entmachtet worden waren. Wie seine Mutter ihm hunderte Male erzählt hatte, hatten die Römer den Tempel, zu dem ihr Großvater noch persönlich zu allen Festen hingepilgert war, dem Erdboden gleich gemacht. Jetzt lebten Griechen in Hierosolyma wie im ganzen ehemaligen Reich des König David und nicht einmal mehr Iudas' Nachkommen saßen auf den Thronen von Iuda und Galileia.
    Als der Praefectus dann auch noch von Germanicus sprach, der in Syria gestorben war, schnaubte Iosephus leicht amüsiert auf - endlich einmal ein römischer Feldherr, der die Juden nicht bekämpft hatte! Zumindest gab es von ihm keine Geschichte wie von Pompeius, der den Tempel entweiht hatte... wobei Iosephus sich auch fragte, was so schlimm daran war, einen Tempel einmal von innen zu besichtigen. Ob es jedenfalls der Fluch von Adonai gewesen war, der ihn am Ende den Kopf gekostet hatte, war zu bezweifeln. Und wenn es so war, dann würde es auch irgendwann Iosephus an den Kragen gehen - vor sich sah er schon den Legionsadler leuchten, vor dem täglich geopfert wurde. Und Iosephus machte mit...

    Vorerst gab es keine weiteren Erklärungen. Stattdessen musste einfach trainiert werden. Iosephus beeilte sich, seinen Speer zurückzuholen und probierte es noch einmal. Wieder konzentrierte er sich, holte aus und nahm diesmal die Linke zur Hilfe. Zwei Schritte, dann ließ er wieder los. Diesmal ging das Pilum war steiler in die Luft, allerdings wohl zu steil - es drehte sich in der Luft und kam mit der Spitze in seine Richtung wieder scheppernd auf dem Boden auf.
    [COLOR=#affe]"Verdammt!"[/COLOR] fluchte er leise und ging dann wieder auf Kommando nach vorn. So ging es eine ganze Weile: Zielen, Konzentrieren, Werfen, sich ärgern und holen. Aber irgendwann bemerkte der Licinier - wie seine Kameraden auch - dass es langsam besser wurde: Und dann schaffte er es schließlich: Sein Pilum flog perfekt und landete in dem vorbereiteten Sack.
    Voller Begeisterung riss er die Faust in die Höhe und rief: [COLOR=#affe]"Ja, Mann!"[/COLOR] Zum Glück bemerkten es die anderen gar nicht. Der Geräuschpegel der fluchenden und sich freuenden Tirones war einfach zu hoch!


    In diesem Moment schien aber auch der Optio genug zu haben. Zumindest stellte er wieder einmal eine Frage. Eine ziemlich dumme Frage, wie Iosephus fand - also antwortete er: [COLOR=#affe]"Im Ernstfall haben wir hoffentlich das Scutum in der Hand, Optio!"[/COLOR]

    Das mit der Hand verstand Iosephus nicht so recht. Aber er probierte es einfach mal aus - die Offiziere wussten schließlich in aller Regel schon, wovon sie sprachen. Der erste Wurf wurde aber wieder nichts, was seiner Meinung nach vor allem daran lag, dass er zu spät losgelassen hatte. Also flog das Ding und landete wieder scheppernd auf dem Boden.


    Als sie geworfen hatten, gingen alle gemeinsam wieder zu den Puppen, um ihre Speere zu holen. Ein Seitenblick zeigte dem Licinier, dass immerhin drei oder vier Kameraden ihre Puppe getroffen hatten. Aber sie hatten ja noch ein paar Versuche, um dasselbe zu erreichen...