Beiträge von Titus Licinius Iosephus

    Der Licinier fand den Vitis an seinem Kinn unangenehm und er hob ein wenig den Kopf, um den Druck zu verringern - leider erfolglos, denn der Stock folgte ihm. Als er weggerissen wurde, fuhr seine Hand intuitiv zu seinem Kinn, um die leicht brennende Stelle zu reiben. Währenddessen hörte er dem Tiberier zu - markige Worte! Scheinbar wollte er Iosephus einschüchtern, aber dafür trug er irgendwie zu dick auf - der Rekrut konnte ihm nicht recht glauben, dass er getötet werden würde, wenn er irgendwo versagte. Sein Vater hatte ihm schon manche Geschichte über seine eigene Grundausbildung erzählt - jeder scheiterte irgendwann, das war klar!


    Trotzdem trat er auf Befehl und fixierte seinen neuen "Vater" ausdruckslos. Die Befehle waren klar, aber nicht besonders schwierig - all das hätte er sowieso getan, auch wenn man es ihm nicht befohlen hatte. Trotzdem fragte er sich, was der Centurio wohl mit ihnen unternehmen würde, dass sie Lust hatten die Hand gegen ihn zu erheben!

    Der Optio machte keinen besonders zackigen Eindruck, wie der Licinier sich dachte, als der Centurio erschien. Wahrscheinlich sagte er das hunderte Mal am Tag - irgendwann blieb die Zackigkeit wohl auf der Strecke...


    Als der Tiberier dann ausgerechnet ihn herauspickte, hatte Iosephus irgendwie ein komisches Gefühl. Gestern hatte der Centurio irgendwie recht locker gewirkt, heute machte er einen kalten, distanzierten Eindruck... als ob er ihn gestern nicht persönlich durch das halbe Castellum geführt hätte, statt das dem Rekrutierungsoffizier zu überlassen. Der Tiro war allerdings kein Mensch mit ausgeprägter Mimik. Also sah er Verus weiter ausdruckslos an... vielleicht auch ein bis bisschen skeptisch...

    Nach dem Wecken begann für Iosephus sein erster Tag als richtiger Soldat. Seine Kameraden erklärten ihm, wo er hinmusste, sodass er kurz darauf in voller Montur auf dem Exerzierplatz stand. Die Rüstung anzulegen hatte ein bisschen gedauert, aber Theopompus hatte ihm schließlich geholfen und die Schnallen für ihn zugemacht, sodass er jetzt wie ein richtiger Soldat aussah. Das Gladius hatte er zwar irgendwie auf die falsche Seite gehängt, was er erst bemerkte, als er sich mit den anderen Neuen in einer Reihe aufstellte. Aber nachdem das korrigiert war, fühlte er sich einigermaßen sicher.


    Fehlte nur noch der Centurio.

    Nach seinem Fahneneid kehrte Iosephus in seine Unterkunft zurück, wo ihn seine neuen Kameraden bereits erwarteten. Sie schienen nur halb begeistert zu sein, einen Grünschnabel als neuen Waffenbruder zu haben und blickten ihn abschätzig an. Iosephus sagte nichts. Was sollte er auch sagen? Ihn beschäftigte noch immer die Frage, ob er seinen Gott mit dem Fahneneid verraten hatte...


    Schließlich fasste sich Pedius Theopompus doch ein Herz und begann ein bisschen mit ihm zu plaudern. Wo er her kam, was er bei der Legion wollte, bei welcher Einheit sein Vater gedient hatte und so weiter. Über das Gespräch vergas Iosephus ganz sein Grübeln und schließlich fragte er, ob seine Kameraden ihm alles zeigen konnten. Theopompus machte also einen kleinen Rundgang mit ihm durch das Castellum und Persaeus kam mit, während sein neuer "Waffenbruder" Octavius lieber in der Unterkunft blieb, wie es schien. Viel Neues gab es allerdings sowieso nicht zu entdecken - der Licinier hatte seinen Vater unzählige Male im Lager besucht und wusste deshalb, wo was zu finden war. Sah ja überall gleich aus.


    Als sie zurück kamen, widmete Iosephus sich schließlich seiner Ausrüstung. Theopompus empfahl ihm, erstmal alles gründlich zu säubern - das Materiallager hielt die Sachen nicht so perfekt in Schuss, sodass es klug war, erstmal den Flugrost loszuwerden! Also putzte der neue Rekrut erstmal den ganzen Nachmittag und ließ sich dabei erklären, was er wofür brauchte...

    Sim-Off:

    Ich dachte, ich beschleunige das ganze mal - werde jetzt ja schon 1,5 Monate lang gemustert ;)


    Titus stand da und sah den Centurio ausdruckslos an. Scheinbar hatte er irgendwas falsch gemacht - oder vielleicht auch nicht, schwer zu sagen. Auf jeden Fall passte es wohl irgendwie.


    Also nahm er auf Befehl wieder Haltung an und nickte.
    [COLOR=#affe]"Ja, Centurio!"[/COLOR]
    Der Schlag traf ihn ein bisschen unerwartet, aber er kam auch nicht so fest, dass es ihn ernsthaft verletzt hätte. Also widerstand er der Versuchung, die Stelle zu reiben und rannte los. Seine Kameraden würden sicherlich schon darauf warten, mit ihm die Latrinen zu putzen...

    Als sie das Fahnenheiligtum betraten, musste Iosephus wieder an seine Mutter denken. Und natürlich an Elohim, den Gott seiner Väter. Er hatte sich nie sonderlich zu diesem Gott hingezogen gefühlt und alle seine Schulkameraden hatten andere Götter verehrt, die irgendwie ein bisschen... plastischer waren. Aber natürlich hatte seine Mutter ihm trotzdem die Zehn Gebote des Adonai angetrichtert, deren wichtigste lauteten:
    Ich bin Adonai, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
    Er sah zu dem goldenen Adler, den goldenen Statuen und den Feldzeichen, Opfergaben und Schmuckwerken.
    Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.
    Der Eid würde ihn auf diese Götter verpflichten, die ihn eigentlich schon immer fasziniert hatten, vor denen er aber auch eine gewisse Angst hatte. Denn wie ging das Zehnwort weiter?
    Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation
    Titus dachte an seinen Vater, der den Eid abgelegt hatte und sicherlich regelmäßig an Kultfeiern zu Ehren des Kaiserhauses und irgendwelcher Götter teilgenommen hatte. Er hatte zwar nie einen Talisman mit Mars oder ähnliches gehabt, aber immerhin. Hatte Adonai sich jemals an ihm gerächt? War er, Titus, verflucht? Wohl kaum, denn bisher war ja alles ganz gut gelaufen!


    Also nickte er und erklärte: [COLOR=#affe]"Ich mach's gleich."[/COLOR] Bevor er noch Angst bekam. Aber wovor? Hatte Adonai in den letzten Jahrzehnten jemals seine Macht erwiesen, wie seine Mutter es ihm aus den alten Geschichten erzählt hatte? Wo vor sollte er sich also fürchten?


    Er hob also die rechte Hand und sagte die Worte: [COLOR=#affe]"Iurant autem milites omnia se strenue facturos quae praeceperit imperatur caesar augustus, numquam deserturos militiam nec mortem recusaturos pro romana republica."[/COLOR]

    Titus sah seine neuen Kameraden an. Die Kerle sahen nicht so vielschrötig aus, wie er gedacht hatte. Sie schienen sich sogar zu freuen, den Wachdienst loszusein - bis der Centurio den Latrinendienst anordnete. Auch Iosephus schaute ein bisschen bedröppelt drein. Das würde die Jungs nicht für ihn einnehmen.

    Der Weg von den Horrea bis zur Cohors I war nicht weit - sie mussten nur an den Thermen vorbei. Titus fand allerdings schon als sie angekommen war, dass die Tragestange auf der Schulter ganz schön rieb - das war er doch irgendwie nicht gewohnt. Dann ließ der kumpelhafte Centurio doch einmal ein bisschen Autorität spielen und es setzte den ersten Schlag.
    Iosephus streckte sich - Bauch rein, Brust raus - und versuchte, die Tragestange und die beiden Pilae, die er auch noch mitschleppte, möglichst elegant abzustellen. Dass er ausgerechnet vor seinen Kameraden so förmlich auftreten musste, fand er zwar ein bisschen komisch, aber er war nicht hier, um Befehle infrage zu stellen.

    Titus machte, was befohlen wurde. Die Rüstung hatte er wirklich ganz vergessen. Aber immerhin ging es verhältnismäßig schnell, dann sah er schon fast aus wie ein richtiger Soldat. Dann nahm er das Paket wieder auf und folgte dem Centurio.

    Titus verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich genau an, worauf der Centurio deutete. Irgendwie war der Mann wirklich nicht so, wie sein Vater ihm von den Centurionen erzählt hatte. Er wirkte eher so wie ein ganz normaler Kamerad.


    Aber egal, man musste nehmen, was man bekam - also befolgte er die Anweisungen und packte die Sachen ordentlich so, wie ihm erklärt wurde. Am Ende hatte er alles zusammen. Fehlte noch die Decke, die sich ein bisschen gegen das Zusammenrollen sperrte, dann war er bereit. Wie durch ein Wunder war alles reingegangen und es war sogar noch ein kleines bisschen Platz - Proviant würde auf jeden Fall noch reinpassen.


    [COLOR=#affe]"Was kommt jetzt?"[/COLOR] fragte er fröhlich und schulterte die Tragestange mit dem ganzen Kladderadatsch daran.

    Iosephus dachte an das lächerliche kleine Bünde, das er von der Villa Rustica seines Vaters hierher getragen hatte. Dann dachte er daran, wie er einmal mit seiner Mutter zugesehen hatte, wie sein Vater mit seiner Truppe auf Ambulatura gegangen war - da hatten die Legionäre tatsächlich alles in einer Tasche auf einer Tragestange auf der Schulter transportiert!


    [COLOR=#affe]"Mal sehen"[/COLOR] sagte er und runzelte die Stirn. Über die Rüstung machte er sich keine Sorgen - zuletzt hatte er ja die Rüstung seines Vaters anprobiert, um dann festzustellen, dass sie nicht passte... aber das Gepäck? Er nahm die Tasche und begann, die Sachen hineinzustopfen. Aber nein - mit dem Topf war die Tasche quasi schon zur Hälfte voll! Er ließ das Ding liegen und rollte erst einmal den Mantel zusammen. Dann nahm er die Tragestange und befestigte die Tasche, die er vorher noch einmal ausleerte.
    Dann sah er noch einmal den ganzen Kladderadatsch an, dann fragend zu dem Centurio. [COLOR=#affe]"Gibt's da einen Trick?"[/COLOR]

    Titus konnte sich noch gut erinnern, wenn sein Vater in die Canabae gekommen war, wo er mit seiner Mutter gewohnt hatte. Öfter hatte er auch Teile seiner Ausrüstung getragen - aber wenn alles zusammen auf einem Haufen lag, sah das ganze doch ganz schön umfangreich aus!


    Er griff nach dem Griffel und sah sich die Buchstabenreihen an. Es war ihm viel zu anstrengend, das alles zu lesen und zu prüfen - würde schon stimmen! Also machte er sein Zeichen:


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung:


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Galea (Helm)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Cingulum (Gürtel)
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten:
    TI LIC IOS


    Das war das einzige, was er problemlos relativ sauber schreiben konnte - selbst wenn man trotzdem sah, dass er nicht besonders geübt darin war, einen Griffel zu halten.


    Dann sah er kritisch auf den Haufen Ausrüstung. [COLOR=#affe]"Und wie krieg' ich das jetzt alles von hier weg?"[/COLOR]

    Der Gedanke, dass der Centurio auf ihn stand, ließ den Licinier nicht recht los, während er schweigend hinter dem betont freundlichen Offizier herlief. Wenn er an die Geschichten seines Vaters dachte, war der Centurio immer für alle eine Angstfigur gewesen - einmal hatte sein Vater sogar gesagt, dass die Legionäre ihren Centurio mehr fürchteten als den Feind und das wäre das Geheimnis des Erfolgs der römischen Armee! Der hier war aber offensichtlich anders, er schon ihn sogar zum Tresen, als wäre er ein kleiner Junge.


    Natürlich sagte er nichts - er sagte ja eigentlich nie etwas. Aber komisch war es schon...

    Als Verus ihn so anlächelte, fragte sich Iosephus kurz, ob der Centurio einer von denen war, die auf hübsche junge Männer standen. Immerhin war er nackt auch nicht unbedingt unansehnlich (wenn man von der fehlenden Vorhaut absah). Aber glücklicherweise konnte er sich ja direkt wieder anziehen, was er auch flugs machte. Dann trottete er hinter dem Tiberier nach draußen - wann wurde man schonmal von einem Centurio persönlich eingekleidet?

    Titus dachte an seinen Vater, der es immerhin zum Optio gebracht hatte. Er war auch kein großer Leser, aber immerhin. Der Centurio relativierte die Prognose des Arztes aber sowieso gleich wieder. Er lächelte ein bisschen verschämt. Wahrscheinlich würde er einfach abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickelten.


    Zuerst war aber diese verdammte Musterung zu absolvieren. Als der Arzt von Leibesübungen zu reden begann, fragte sich Iosephus schon, was noch alles kam. Aber das wurde ihm zum Glück erlassen - hatte der vorlaute Centurio doch etwas Gutes. Und dann auch gleich noch etwas, denn die Charakterprüfung entfiel auch direkt. Konnte sich der Licinier sowieso nichts richtiges drunter vorstellen. Dankbar sah er den Tiberier an. hielt aber sicherheitshalber weiter den Mund.


    Jetzt schien es dafür auch richtig schnell zu gehen - sogar noch schneller, wenn er ein bisschen was von der alten Ausrüstung seines alten Herrn mitgebracht hätte. Hatte er aber nicht. [COLOR=#affe]"Nein, Centurio."[/COLOR] Sein Kopf war ein bisschen zu groß, deshalb hatte der Helm nicht gepasst. Sein Oberkörper dafür ein bisschen zu kurz, sodass auch die Rüstung gedrückt hatte. Am Ende hatte sein Vater seine Rüstung einfach verkauft.

    Wahrscheinlich verstanden die beiden Soldaten nicht so ganz, was für ein Hebräer Titus war. Er wusste ja selbst nicht, ob dieser Gott seiner Mutter sein geliebter Gott war. Aber er ließ den Spott des Centurio über sich ergehen - er war das gewohnt aus Aquae Mattiacorum, wo sich schnell herumgesprochen hatte, dass Iosephus und seine Mutter Juden waren.


    Stumm ergriff er die Tafel. Bevor er loslegen konnte, outete sich ausgerechnet der ruppige Arzt als Jude - Iosephus wusste nicht, ob er sich freuen sollte: Einerseits wollte er sich ein bisschen von diesem ganzen Adonai-Zeug distanzieren. Andererseits war es natürlich auch nicht schlecht, einen Leidensgenossen zu haben - selbst wenn es der Musterungsarzt war. Wenigstens einer, der ihn wegen seiner Herkunft nicht komisch ansah. Aber er sagte nichts. Natürlich nicht.


    Stattdessen wandte er sich der Tafel zu. Er hatte die Schule nicht sehr lange besucht - genaugenommen nur unregelmäßig und nur so lange, bis er die Buchstaben grob gelernt hatte. Sein Vater hatte Wert darauf gelegt, dass sein Sohn lesen und schreiben konnte. Aber Schulgeld war teuer und solange er in die Schule ging, hatte er keine Gelegenheitsarbeiten übernehmen und Geld verdienen können - also war er kein sonders begabter Leser: [COLOR=#affe]"I-chch - äh - ka-nn di-e-s - äh - diesen Sat-z lllleeessseen."[/COLOR]
    Er setzte ab und blickte auf. Ein großer Leser war er wirklich nicht - seine Talente lagen eher im körperlichen Bereich! Trotzdem musste er da durch: [COLOR=#affe]"Rrrrooom si-eg-t iii-mmer. i - äh - ein Lll-ek-i-o-när. Zwei P - äh - Piiilae. Drei t-o-tee Fffe-i-n-de."[/COLOR] Das ganze war schon etwas holprig. Aber er hatte es immerhin geschafft - er konnte ja lesen, nur nicht besonders gut!

    Als so unerwartet ein Centurio hereinschneite, blickte Titus beschämt zu Boden. So nackt vor einem Haufen angezogener Männer zu stehen war doch ein bisschen unangenehm, zumal er wusste, dass Beschnittene für Römer und Griechen allgemein eher lächerlich aussahen (ganz zu schweigen davon, dass Iudaeer seit Vespasian nicht gerade großes Ansehen genossen).


    So auf sich konzentriert bemerkte er gar nicht, dass der Arzt auf ihn zutrat. Als der Schlag ihn traf, zuckte er zusammen und riss den Kopf hoch. Trotzdem ließ er sich geduldig den Puls fühlen und machte sich auf Kommando gerade. Dann hustete er, schloss die Augen und öffnete sie wieder - was ein komisches Ritual!


    Bevor es aber weiter ging, kam die unvermeidliche Thematisierung seines Volkes. [COLOR=#affe]"Hebräer, Centurio."[/COLOR] erklärte er auf die Frage der beiden Soldaten ein bisschen unsicher. Soweit er wusste, gab es keine praktizierenden Juden bei der Armee - die hätten sich sicherlich auch dem Kaiserkult nicht unterworfen. Aber Iosephus war das eigentlich egal - immerhin war der Kaiser ein Gott, der sehr viel wirkmächtiger agierte als der Herr, den seine Mutter anbetete. Der hatte ihrem Volk eigentlich nur eine Serie von Niederlagen eingebracht...

    Ja, das wusste er. Titus' Vater war ja auch Soldat gewesen und hatte trotz des langen Friedens den einen oder anderen Kampf erlebt - oft hatte er in den letzten Jahren davon erzählt! Aber irgendwie klang es immer eher aufregend als angsteinflößend... auch hier im Valetudinarium hatte er eher den Eindruck, dass die Kranken hier an Krankheiten und Arbeitsverletzungen litten als an Wunden, die Schwerter und Lanzen geschlagen hatten.


    Egal, jetzt war er hier. Er betrat das Untersuchungszimmer und stand dem nächsten Bürokraten der Legion gegenüber. Seine Unterlagen wurden weggenommen und er hatte sich auszuziehen. Natürlich gehorchte er sofort, er war ja nicht prüde - obwohl es ihm ein bisschen peinlich war, als er den Lendenschurz fahren ließ und man seinen beschnittenen Penis sehen konnte. Seine Mutter hatte dafür gesorgt, dass er beschnitten worden war - damals noch in Iudaea war das ja kein Problem gewesen! Sein Vater war auch beschnitten, aber wenn man mit den Jungs in Aquae Mattiacorum Sport gemacht oder in die Therme gegangen war, war die Beschneidung immer ein Makel gewesen...


    Vorerst wurde das Thema aber zum Glück nicht angesprochen. Stattdessen musste er wieder einmal komische Fragen beantworten: [COLOR=#affe]"Klar."[/COLOR] sagte er also und fixierte den Finger. [COLOR=#affe]"Keine Krankheiten."[/COLOR]

    Während Iosephus mit dem Rekrutierungsoffizier zum Valetudinarium marschierte, beantwortete er die Fragen. Obwohl er sie ein bisschen komisch fand - oder zumindest war er nicht darauf vorbereitet.
    [COLOR=#affe]"Äh, mein Vater war bei der Legion, mein Großvater war bei der Armee..."[/COLOR] erklärte er deshalb und machte ein etwas dümmliches Gesicht. [COLOR=#affe]"Naja, und der Sold soll auch nicht schlecht sein."[/COLOR] fügte er noch an und grinste.