Lurco philosophierte über Politiker im Militär, Octavius Maro und über die Barbaren in Germanien, dem Caesoninus lauschte, ehe er wieder an die Reihe kam. "Ja, jeder plebejische Politiker muss eben ein Jahr als Tribun in der Armee dienen, wieso dies nicht auch für die Patrizier gilt erschließt sich mir jedoch nicht ganz. Aber egal, ich hatte ja auch so schon immer ein gewisses Faible für die Legionen, weshalb ich mich schon sehr darauf freue ein paar Frischlinge durch den Dreck zu scheuchen." Caesoninus grinste bei dem Gedanken.
"Ich grüße Maro gern von dir, sollte ich ihn wieder mal sehen, doch denke ich, dass du ihn eher zu Gesicht bekommen wirst als ich. Der Gute ist als Centurio ziehmlich eingespannt und daher treffen wir uns kaum noch. Du als Urbaner wirst ihn daher schneller sehen, daher entbiete auch du ihm meine Grüße, sollte es sich einmal ergeben." Beim Gedanken an den Verwandten seiner Verlobten dachte er daran, ob er sie nicht einmal wieder beide zum Essen einladen sollte. Es war schon länger her, dass er Maro das letzte Mal gesehen hatte. War das nicht sogar das lange schon zurückliegende Hortusfest im Garten der Domus Iulia gewesen, wo sie sich das letzte Mal gesprochen hatten? Konnte gut möglich sein, das war ja sogar noch vor seiner Zeit als römischer Magistrat gewesen (sofern man die Vigintiviri schon als Magistrate zählen konnte). Bei den Worten über die Barbaren offenbarte Lurco wohl einen sehr hohen Stolz auf Rom, den Caesoninus gewiss verstand, jedoch nur stückweise teilte. "Die Barbaren sind starke und stolze Völker die ein hohes Gut auf ihre Kriegerkultur geben. Eher würden sie sich töten lassen, als dass sie vor uns Römern klein beigeben und dass sie durchaus auch gefährlich für uns sein können haben sie ja schon zur Genüge bewiesen. Man denke nur an den Zug der Kimbern und Teutonen und welche Schrecken sie über uns gebracht hatten, oder die Gallier vor ihrer Unterwerfung durch Iulius Caesar. Sie hatten genauso eine entwickelte Kultur mit Städten und der Metallverarbeitung, dass sie uns am Ende unterlagen war eben der Ratschluss der Götter. Die Gallier hatten sich durch ihre internen Streitereien selbst zu Fall gebracht. Vereint hätten die Stämme wahrscheinlich sogar eine Chance gehabt Caesar zu besiegen. Immerhin hatten die Briten das wirklich geschafft, woraufhin der Divus Iulius gezwungen war Britannien wieder zu verlassen. Es hat lange gebraucht bis die Insel jenseits des Meeres dann doch römische Banner aufgepflanzt bekam und selbst heute noch ist es uns unmöglich ganz Britannien zu unterwerfen, weil die Pikten nördlich von Luguvallium* und Coria** einfach zu wild und zu zahlreich sind. Bestimmt wird es nicht mehr lange dauern, ehe die Eroberung an dieser Front vollständig zum Stillstand kommt und man einsieht, dass eine Wallanlage, ähnlich wie der Limes, wohl die klügere Wahl ist.*** Ich möchte gerne sehen wie du die piktischen Völker dazu bringen willst sich uns anzuschließen, nachdem sie bereits seit gut hundert Jahren erfolgreich Widerstand gegen die römische Staatsmacht geleistet und ein dementsprechendes hohes Bewusstsein entwickelt haben. Was meine Stationierung angeht, so habe ich leider keinerlei Einfluss darauf, da dies durch die kaiserliche Kanzlei bewerkstelligt wird. Wie sehr ich also irgendwelche Fußspuren, oder Eindrücke hinterlassen kann liegt in deren Ermessen, nicht in meinem." Der übliche Händel mit der Bürokratie eben, doch gewiss hatte da Lurco als Urbaner seine eigenen Erfahrungen, wo man sich als einfacher Soldat ja auch nicht aussuchen konnte wo man aktiv sein wollte, sondern dorthin ging, wo einen die Vorgesetzten beorderten.
Als letztes wollte er dann noch etwas näheres über die Zugänge zur Politik wissen, was Caesoninus gerne nachkam. "Die grundlegenste Maxime ist der Besitz des ordo senatorius. Um den zu erlangen muss man ganz schön ackern, glaub mir. Du brauchst einflussreiche Fürsprecher am kaiserlichen Hof und du musst auch selbst zusehen, dass du in der Öffentlichkeit wahrgenommen wirst und auffällst, z.B. in der aktiven Mitarbeit von öffentlichen Kollegien und Vereinen. Ich besitze leider nicht das Glück einen Vater zu haben, bzw. gehabt zu haben, der mir den Ordo schon vererbt hätte und so musste ich ihn mir ebenfalls alleine erarbeiten. Mein Vater war übrigens genauso Urbaner wie du. Um mir meinen Ordo zu verdienen bin ich der Factio Praesina beigetreten und habe öffentliche und private Pferderennen organisiert. Die Factio Praesina steht übrigens unter der Leitung von Senator Claudius Menecrates. Begeistert von meiner sorgfältigen Arbeit für den Pferderennsport bot er mir in weiterer Folge dann eine Stelle in der Baukommission der Urbanerbaustelle in der Subura an und so kam ich dort auf jenen Posten, den ich heute bekleide. Meine Tätigkeit dort hat natürlich ebenfalls sehr dazu beigetragen, dass ich den ordo senatorius erlangt habe. Weitere Aktivitäten, um der Masse, wie auch ausgewählten Personen aufzufallen waren mein Beitritt zu den Luperci, meine kultische Ausbildung bei Senator Flavius Gracchus und meine Arbeit als Aedituus am Tempel der Venus Genetrix, der iulischen Stammmutter. Auch absolvierte ich ein tirocinium fori, quasi eine Art Politikerpraktikum beim ehrwürdigen Senator Spurius Purgitius Macer, um die Feinheiten der Politik zu erlernen. Durch diese politische Ausbildung, meine Öffentlichkeitsarbeit in der Factio Praesina und der Baustellenkommission und meine kultischen Aktivitäten für die Götter als Aedituus und Lupercus konnte ich mir schlussendlich dann den Ordo verschaffen, natürlich auch zusammen durch zahlreiche wohlmeinende Fürsprachen einflussreicher Senatoren vor dem Caesar Imperator Augustus auf dem Palatin, wie meinen beiden senatorischen Vettern Iulius Centho und Iulius Dives, oder anderer wichtiger Politiker wie Flavius Gracchus, Claudius Menecrates und Purgitius Macer. Sie alle zusammen haben mich dahin gebracht wo ich heute stehe und ich schulde jedem einzelnen von ihnen allen Dank den ich nur aufbieten kann. Ja und sobald man den ordo senatorius hat und damit offiziell der gesellschaftlichen Elite angehört ist es leicht ins erste Amt zu kommen. Dann muss man nur noch die Wahl zum Vigintivir gewinnen und schon findet man sich mitten im Cursus Honorum wieder." Puh, jetzt hatte auch er ziehmlich viel geredet. Sein Mund fühlte sich etwas trocken an. Zu schade, dass er das Wasser nicht trinken konnte in dem er gerade badete, doch wer wusste schon wer dort alles hineingemacht hatte. Brrr!
Sim-Off:* = Carlisle
** = Corbridge
*** = Der Hadrianswall wurde erst 122 n. Chr., also vom aktuellen RPG-Zeitpunkt (117. n. Chr.) an gerechnet in fünf Jahren erbaut und existiert daher noch nicht.