Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    So war dieser Termin also fixiert. Morgen würde Selenus ein weiteres Mal vor ihm erscheinen und bis dahin hätte Caesoninus dafür gesorgt, dass auch sein Opferschüler Norius Carbo hier auftauchte. Er legte sich eine geistige Notiz an, dass er gleich nach diesem Treffen eine Botschaft in die Taverna Apicia schicken musste, bevor er es wieder vergaß.


    "Sei versichert auch ich freue mich schon darauf Florus wiederzusehen und seinen Platz als Tribun einzunehmen. Mal sehen was er dann als nächstes in Rom zustande bringen wird, wenn er erst Quaestor ist." Jedoch war ihm natürlich klar, dass es Florus Minor wohl eher seiner Herzensdame wegen wieder nach Rom ziehen würde, als des nächsten Amtes wegen, immerhin war Florus nicht er. Und wie als hätte Selenus seine Gedanken erraten kam er auch schon auf seine Cousine, Iulia Stella, zu sprechen.


    Es war jedoch nicht nur wegen einer einfachen Sehnsucht unter Verliebten, sondern der Annaäer hatte offenbar auch schon mehr im Sinne, da er über seinen Untergebenen anfragen ließ, ob denn jetzt schon eine Entscheidung gefallen wäre im Bezug auf die Vormundschaft der Mädchen. Achja, das war schon schön langsam ein leidiges Thema. Der Hausherr Iulius Centho übte nicht die Patria potestas über die Mädchen aus, genauso wenig wie Caesoninus selbst. Er seufzte. "Ich bin noch an dieser Sache drann, doch noch gibt es keine Klarheit. Ich verspreche jedoch ich werde Annaeus Florus Minor sofort schreiben sobald ich etwas weiß, auch mit Anweisungen an wen er sich in der Domus Iulia zu wenden hat, wenn er erst wieder in Rom ist. Ich verspreche jedoch, dass ich das noch bis zu meinem eigenen Aufbruch herausgefunden haben werde."


    Zuletzt wünschte der Mann noch mit Iulia Stella privat reden zu dürfen. Damit war Caesoninus unter einer Bedingung einverstanden. "Natürlich darfst du mit Iulia Stella sprechen unter Gegenwart unserer alten Coqua Locusta. Sie wird über das Gesagte schweigen wie ein Grab, es wird so sein, als ob sie gar nicht im Raum wäre." Nicht, dass er seinem Freund Florus Minor nicht vertraute, aber Selenus war doch ein Fremder und wenn sein Inhalt schon nicht für seine Ohren bestimmt war, so sollte wenigstens die alte Köchin für Iulias Tugend und Sicherheit sorgen mit ihrer Anwesenheit.


    Sim-Off:

    Ich gehe davon aus, dass dieses Treffen kurz vor Onkel Antipaters Besuch stattfindet.

    Caesoninus strahlte. "Vielen Dank, Marcus! Natürlich wirst du auch eingeladen werden zur Hochzeit!"
    Dann wandte er sich wieder Flora zu. Im Halbschatten des nachmittäglichen Atriums wirkte sie besonders schön. "Flora, du weißt am liebsten würde ich diese Sache gleich sofort durchziehen, wo wir schon mal damit angefangen haben, doch ich fürchte wir werden uns noch ein Jahr gedulden müssen, bis ich von der Legion zurückkomme. Kannst du solange auf mich warten?"


    Es war schade, doch das vernünftigste. Nachdem er in einem Jahr wieder zurück wäre, könnten sie ihre Verbindung dann in aller Ruhe schließen, anstatt jetzt überstürzt ein Arrangement zu treffen. Außerdem hätte Flora dann mehr Zeit sich darauf vorzubereiten und ihre Angelegenheiten ordentlich zu besorgen.

    Anscheinend hatte er seine Sklavin gerade beim Nichtstun erwischt, denn sie war weit in Gedanken gewesen, wenn sie nicht einmal sein Erscheinen bemerkt hatte, denn Caesoninus war ganz normal hereingekommen und hatte normal mit ihr gesprochen. Vermutlich war das eine stumme Bitte um ein paar auf den Hintern. Caesoninus grinste bei dem Gedanken. Er drehte sich auf den Rück und verschränkte die Arme hinterm Kopf. So lag es sich gleich viel bequemer. "Nein, mach weiter womit immer auch grade beschäftigt warst, ich bin nur hier für eine kleine Entspannung." Er schloss die Augen.


    Gedanklich war er jetzt bei seiner näheren Zukunft. In nicht allzu langer Zeit würde er nach Germanien aufbrechen und einen ersten Vorgeschmack auf das Legionsleben bekommen. Darauf freute er sich schon besonders. Ebenfalls erfreulich war, dass Octavia Flora eingewilligt hatte seine Frau werden zu wollen, wenn das einmal nichts war! Leider musste er sich mit ihrer Verbindung noch ein wenig gedulden, doch für die Zwischenzeit gab es ja Briefwechsel.

    Heute war ein ziehmlich langweiliger Tag gewesen. Die ganze Zeit nicht wirklich etwas zu tun, auf der Stationsbaustelle lief alles wie immer und am Forum gab es auch keine Neuigkeiten, die von irgendwelchem Interesse gewesen wären. So war Caesoninus nachmittags schon früher zuhause als sonst. Am besten vielleicht noch ein kurzes Schläfchen und dann noch ein Besuch in den Thermen? Ja das klang fein, so wollte er es machen.


    Zuhause angekommen lief er gleich durchs Atrium und hinauf in sein Cubiculum. Als er die Tür öffnete war da gerade zu seiner Überraschung Iduna am Werk. „Oh, hallo! Ich wusste nicht, dass du auch grade hier bist.
    Caesoninus entledigte sich seiner Toga und warf sie gleich dort wo er stand einfach auf den Boden. Dann ließ er sich der Länge nach auf sein Bett fallen und seufzte mit geschlossenen Augen. „Aaah, das tut gut.
    Nichtstun konnte manchmal ja soo anstrengend sein.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Wie mir scheint, ist es deplorablerweise noch ein wenig ruhiger geworden in diesen Gestaden [...]


    Gerade in den letzten Wochen ist hier wieder so viel los wie schon lange nicht mehr, da musst du etwas verwechselt haben. -.^


    Aber es freut mich, dass du wieder hier bist und viel Spaß im Forum! :)

    Die Liste ist veraltet, weil wirklich erreichbar und anwesend von der SL sind seit geraumer Zeit schon nur noch Purgitius Macer und Iunia Axilla, falls du irgendein Anliegen an sie haben solltest.

    Caesoninus nickte. „Gut, dann werde ich Norius Carbo herbestellen lassen. Sagen wir morgen, eine Stunde nach Mittag?“ Da sollte zumindest er selbst noch nichts vorhaben.


    Als er Selenus dabei zusah, dass dieser von einem leeren Becher trinken wollte, stand er auf und ergriff ihn. „Moment, das haben wir gleich!“ Er ging hinüber zu seinem Weinvorrat und schenkte seinem Gast nach. „Hier, bitte


    Selenus kam dann auf Amtszeiten zu sprechen. Vielleicht verlor man fern von Rom ein wenig den Blick dafür, genau konnte das Caesoninus nicht sagen, aber er antwortete natürlich trotzdem darauf: „Ohne Bescheid von der kaiserlichen Kanzlei kann ich natürlich noch nichts festes zusagen, aber vermutlich werde sowieso ich seine Ablöse werden. Ich habe meinen Antrag um ein Kommando als Tribun schon gestellt und meine Amtszeit als Vigintivir endet auch bald, es mag also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ich näheres erfahre.


    Jetzt trank auch Caesoninus seinen letzten Schluck Wein aus, jedoch unterließ er es sich nachzufüllen.


    Ich denke du wolltest auch noch über Iulia Stella sprechen, wenn ich mich richtig erinnere, kann das sein?

    Wie durch Zufall betrat in genau denselben Moment Octavius Maro das Atrium, was ihnen ein weiteres Suchen im Haus ersparte. Caesoninus strahlte. „Salve, Marcus Octavius!


    Er beeilte sich die restliche Distanz zwischen ihnen zu überbrücken und kam vor ihm zu stehen. „Es tut mir leid, falls ich dich damit jetzt überfalle, aber ich habe ein wichtiges Anliegen. Marcus Octavius Maro, hiermit bitte ich, Gaius Iulius Caesoninus, um den Segen der Gens Octavia, um Octavia Flora heiraten zu dürfen!


    Jetzt war es ausgesprochen! Caesoninus versuchte nach außen hin möglichst gefasst zu wirken, aber innerlich herrschte mehr als Aufgeregtheit und Unruhe in ihm. Jetzt hing es also von Maro ab.

    Selenus, der Diener (oder Freund?) des Lucius Annaeus Florus Minor, brachte die Sprache zuerst auf den Noriker Norius Carbo, was Caesoninus sehr interessant fand.
    Wenn er sich recht erinnerte, hatte er den jungen Mann zwei Mal in seinen Briefen an Florus Minor erwähnt, einmal in seinem allerersten Brief nachdem sein Freund nach Germania Superior versetzt worden war mit der Bitte um weitere Informationen über diesen Mann, dann in seinem nächsten, als er Florus erzählt hatte, dass er Carbo in den Bewandnissen des Opferns zu unterrichten begonnen hatte und auch in seinem letzten Brief an den Annaäer fand sich eine kurze Erwähnung über den Noriker, die jedoch nichts weiter aussagte, als dass Caesoninus ihn immer noch unterrichtete.


    "In der Tat, ich kenne Norius Carbo. Er kommt regelmäßig hierher in die Domus Iulia, um von mir in der Durchführung von Opfern unterrichtet zu werden. Wünscht du, dass ich einen Boten zu ihm schicke, damit er herkommt?"

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    Nachdem Caesoninus Octavia Flora im Hortus der Casa Octavia einen Hochzeitsantrag gemacht und diese ihn freudestrahlend angenommen hatte, ging es daran Octavius Maro im Haus zu finden, um auch das offizielle Ja der Familie einzuholen, erst dann waren sie miteinander verlobt.


    Beim betreten des Atriums pochte Caesoninus' Herz immer noch heftig. Das ganze war so eigentlich gar nicht geplant gewesen. Ursprünglich hatte er ja nichts weiter gewollt, als kurz vorbeizusehen und Flora sein kleines Geschenk (eine Sonderausgabe von Ovids "Metamorphosen") für sie zu überreichen, doch die Dinge hatten sich letztendlich überschlagen.


    Die Wege der Götter waren eben unergründlich, eine starke Flamme der Zuversicht und der Hoffnung brannte in ihm und nichts und niemand konnte es ersticken.

    Eine ganze Weile hielt Caesoninus seine neue Verlobte fest umschlungen, bis er sich wieder von ihr löste und ihr mit einem Glänzen in den Augen entgegensah.


    "Ich spüre, dass es das richtige ist dich zu ehelichen, Flora. Ich liebe dich und..." er brach ab und küsste sie wieder. Eigentlich hatte er davon reden wollen, dass eine neuerliche Verbindung zwischen der Gens Iulia und der Gens Octavia auch sonst bestimmt nur Vorteile für beide Seiten bringen mochte, doch das war ihm im letzten Moment dann doch zu politisch gewesen und Politik war momentan das letzte, was jetzt in seinem Glück einen Platz gehabt hätte.


    Nachdem Octavia Flora selbst ihre Zustimmung gegeben hatte war es auch an der Zeit offiziell bei der Familie (bzw. Octavius Maro) um ihre Hand anzufragen, denn erst dann war rechtlich eine Verlobung entstanden. Floras "Ja" war nur ihre private Meinung, die vor den Buchstaben des Gesetzes noch rein gar nichts zählte.


    Caesoninus stand auf und zog auch Flora mit sich hoch. Es tat wirklich gut sie jetzt um so vieles näher bei sich haben zu können.


    "Komm, meine Liebste, lass uns Marcus suchen und ihn um seinen Segen bitten!"


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    "Hättest du dir denn etwas von Aristoteles gewünscht?" neckte er etwas nach. Ein Wunder, dass sich Flora an so ein Detail noch von ihrem Gespräch am iulischen Gartenfest erinnern konnte, er selbst hätte das nicht mehr geschafft.


    "Doch ich will einmal nicht so sein, mach es auf." Caesoninus beobachtete sie dabei und sagte dann: "Es ist eine Ausgabe von Ovids "Metamorphosen" mit einem bislang unveröffentlichten Nachwort des Autors, falls das so stimmen sollte. Ich sah es unten am Argiletum in einem netten kleinen Buchladen eines gewissen Gaius Favonius* und dachte mir sofort das muss ich dir mitbringen, ich hoffe du hast das noch nicht." Angesichts von Floras Bücherliebe konnte es ja leicht passieren, dass sie derartige Schmuckstücke einer jeden Bibliothek bereits selbst besaß.


    "Was hast du so in letzter Zeit gemacht? Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört, oder dich wo gesehen, du bist nicht wirklich aus dem Haus gekommen, oder?" Caesoninus saß neben Flora auf der Marmorbank und blickte hinunter auf den Ring den sie ihm geschenkt hatte. Irgendwie bekam er den Blick nicht mehr davon weg, während er weitersprach: "Wegen deines Fehlens habe ich in letzter Zeit oft an dich denken müssen, ich war deine Nähe schon so sehr gewohnt von der Zeit deiner Genesung, als ich dich immer besucht hatte. Daran zu denken, dass ich bald schon ein ganzes Jahr von dir getrennt sein sollte... ließ mich erschaudern, das wollte ich nicht, denn..." Caesoninus unterbrach sich für einen Augenblick und blickte dann zu Flora auf, um ihr wieder direkt in die Augen zu sehen und dabei ihre linke Hand rechts von sich zu ergreifen. "Ich liebe dich!"


    Jetzt tat er sogar noch mehr, denn aus einer spontanen Eingebung heraus (von der er jedoch überzeugt war, dass es das richtige war) stand er auf und kniete sich vor Flora auf ein Knie nieder und ergriff auch mit der zweiten Hand die ihrige linke und blickte zu ihr hoch. "Ich liebe dich Octavia Flora und ich möchte, dass du immer ein Teil meines Lebens bleibst! Daher... Octavia Flora, möchtest du meine Frau werden?"


    Sim-Off:

    Gaius Favonius erschien mir passend, weil der hier schon mal was in weiterem Sinn mit Octavia Flora zu tun hatte. ^^


    Decimus Iulius Antipater


    Antipater hob mit einem fragenden Blick ganz nach iulischer Manier eine Braue und betrachtete Caesoninus so als ob er sich gerade selbst die Frage stellte, ob diese Frage gerade ernst gemeint gewesen war. Dann blickte er wieder mit der Miene eines Hausherrn nach vorne zum Wasserspiel des Atriums und antwortete: "Ich bin Decimus Iulius Antipater, ältester Sohn des Ritters Tiberius Iulius Numerianuns... also wirklich Bursche, bringt man euch jungen Leuten nicht mehr unsere Familiengeschichte bei?" Caesoninus kassierte einen tadelnden Blick ganz so als ob es seine Schuld wäre, dass er den alten Iulier nicht kannte! "Doch doch, nur.. man erwartet ja nicht jeden Tag von einem Relikt seiner eigenen Vergangenheit überrascht zu werden." Caesoninus hielt seine Spur von Frechheit durchaus für angemessen, angesichts der Tollheiten die sich Antipater bereits geleistet hatte seit seinem ersten Schritt über die Türschwelle der Domus Iulia vor wenigen Momenten. Antipater schnaubte. "Pah, Relikt! Dass ich nicht lache. Ich war schon ein wichtiger Mann in Rom, als du noch gar nicht mal geboren worden warst, Junge! Aber was geb ich mich weiter mit dir ab, ich bin aus einem viel wichtigeren Grund gekommen, als den Babysitter zu spielen. Ist denn niemand von den Erwachsenen hier mit dem ich reden kann?"
    "Ich BIN erwachsen!" fuhr da Caesoninus auf. Was erlaubte sich dieses Fossil! "Ich bin amtierender Vigintivir, also sieh dich vor, alter Mann!"
    Desinteressiert wedelte Antipater mit der Hand, so als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte. "Ja ja, ganz nett für dich, also gibt es wen? Moment wer war denn früher hier hmm...Tiberius Iulius Maxentius? Iulia Helena? Aulus Iulius Antoninus? Oder gar der alte Marcus Iulius Licinus?"
    "Alle entweder tot, oder abwesend. Du wirst mit mir sprechen müssen, alter Mann." knurrte Caesoninus. Antipater wurde ihm mit jeder Sekunde unsympathischer. Wäre er ein Fremder (was er jedoch irgendwo doch auch war) und kein älteres (und damit möglichst zu ehrendes) Familienmitglied, Caesoninus hätte ihn sofort aus dem Haus geworfen.
    Das gefiel Antipater nicht was man ihm auch ansah. Er brummte nur und überlegte, ob er sich diese Kinderei wirklich antun sollte, als da die Nubierin mit den beiden Weinen zurückkam. "Ich entschuldige mich, Dominus. Ich habe nicht gleich die Küche gefunden."
    Sie übergab ihrem Herrn und Caesoninus einen Wein und zog sich dann zu den anderen zurück. Antipater hatte sie die ganze Zeit über vollkommen ignoriert und so getan, als wäre es das natürlichste auf der Welt, dass plötzlich ein Kelch Wein in seine Hand geschwebt kam.
    Er betrachtete seinen jüngeren Verwandten und nahm dabei einen Schluck des Rebennektars.
    "Nun gut, wenn du meinst schon für die Familie als ganzes sprechen zu können."


    "Das kann ich." antwortete Caesoninus und machte sich in seiner Sitzhaltung noch etwas größer um zu zeigen, dass er sich Antipaters Verunglimpfungen nicht gefallen ließ und durchaus dazu im Stande war seinen Mann zu stehen. Antipater glaubte ihm das immer noch nicht, wie seinem Gesichtsaudruck zu entnehmen war, doch wollte er auch schön langsam mal zum Punkt kommen. "Schön, also die Sache ist die, ich habe vor kurzem gehört, dass meine Brüder allesamt verstorben sind, jedoch Töchter hinterlassen haben. Ich bin daher gekommen, um nachzusehen, ob es ihnen gut geht und ich mich vielleicht ein wenig einbringen könnte."
    Ach, jetzt auf einmal du altes Fossil, dachte sich Caesoninus im stillen. Da war ja der Tattergreis auf einem sehr aktuellen Stand was Familienneuigkeiten anging...was auch schon daran zu merken gewesen war, dass er vorher nur Namen aufgezählt gehabt hatte von Leuten, die vor Urzeiten vielleicht mal hier gelebt haben mochten, oder teils die Eltern der jetzigen Bewohner der Domus Iulia gewesen waren. Den Namen von Centhos Vater z.B. hatte er wiedererkannt, oder auch den seines eigenen Vaters, obwohl der ja gar nicht hier, sondern auf dem Aventin gewohnt hatte.
    "Warum jetzt so plötzlich? Vorher haben dich deine.. Nichten auch keinen Sesterz interessiert." fragte er mit kalter Stimme.
    "Ich wusste ja nichts von ihrer Existenz! Erst seit kurzem und danach bin ich gleich sofort aufgebrochen, um nach ihrem Wohl zu sehen."
    "Trotzdem habe ich dich auch davor noch nie gesehen, bzw. hast du dich je in Rom blicken lassen, denn sonst hättest du schon seit Jahren von ihnen gewusst."
    Wieder machte Antipater eine unwirsche Geste, wie um Caesoninus' Worte von sich zu scheuchen.
    "Das hat seine Gründe, doch die sind nicht deine Sache. Alles was ich will ist mich jetzt endlich vom Wohl meiner Nichten zu überzeugen, also wenn du bitte so höflich wärst sie zu uns zu rufen..."
    Was dachte der eigentlich was sie mit den Mädchen machten? Sie hungern lassen und im Keller an die Wand schnallen? Natürlich ging es ihnen gut!


    Caesoninus winkte einem der eigenen Haussklaven. "Hole Iulia Stella, Iulia Phoebe und Iulia Graecina herbei! Sag ihnen ein.. "Besuch" will sie sehen." Der Sklave nickte und lief los um die genannten zu holen, während Caesoninus sich bei einem anderen Sklaven einen neuen Kelch Wein bestellte.
    Onkel Antipater würde seiner Nüchternheit noch sehr viel Alkohol kosten, das spürte er schon..

    Am besten in Misenum, dann wären wir Nachbarn dort!“ scherzte Caesoninus, als sein Freund laut darüber nachdachte sich ebenfalls ein Stückchen Land im Süden der italischen Halbinsel zu kaufen. Vielleicht wäre das ein Grund vllt mal öfters dann hinunter zu fahren.
    Nach seinen eigenen Ausführungen zu seinem Werdegang erwähnte Casca, dass er sich seinerseits ein wenig in der Architektur fortgebildet hatte. Gerade wollte er darauf antworten, als er noch vor dem Satzbeginn wieder abbrach und von neuem begann, da ihm eine Idee gekommen war. „Hm, weißt du was? Ich habe vielleicht eine Idee, die dein öffentliches Repertoire ein wenig stärken könnte. Du weißt ja vllt, dass ich nach dem Ende meiner Amtszeit als Vigintivir für ein Jahr lang von Rom abwesend sein werde, um als Tribun in den römischen Legionen zu dienen, so wie das jeder plebejische Politiker tun muss. Natürlich wird für diese Zeit dann meine Planstelle als rechte Hand des Praefectus Urbi in der Baukommission der neuen Station vakant sein, was hälst du davon, wenn du solange dafür als mein Stellvertreter einspringen würdest? Ich kann das für dich arrangieren, wenn du willst, was sagst du dazu?“ Ein sehr verantwortungsvoller Posten, zweifellos, doch Caesoninus war sich sicher, dass Casca das stemmen konnte, wo er ja jetzt so viel über Architektur wusste. Außerdem hatte er ja schon ein wenig Erfahrung in der Administration, wo er ja als Stellvertreter von Iulius Dives in der iulisch-claudischen Societas fungierte. Da war die Mitarbeit in der Baukommission eines öffentlichen Bauprojekts der Stadt nur der logische nächste Schritt.
    Als dann die Sprache kurz auf die decimische Hochzeit kam, wollte es Caesoninus hierbei natürlich auch etwas genauer noch wissen. „Wie läuft es denn so mit den Hochzeitsvorbereitungen und bist du schon aufgeregt? Außerdem glaube ich mich nicht zu erinnern schon einmal von deinem Hochzeitsantrag an deine Liebste gehört zu haben, wie lief der denn so ab?
    Konnte ja gut sein, dass Caesoninus selbst bald mal so etwas durchziehen musste, da waren Erfahrungsberichte von anderen bestimmt nützlich.


    Der Höhepunkt des bisherigen Treffens jedoch kam, als Casca den iulischen Sklaven Alexander dazu aufforderte sich doch ebenfalls zu ihnen auf eine der Klinen zu legen so wie ein gleichberechtigtes Gesellschaftsmitglied. Bislang hatte Alexander vollkommen zufrieden mit sich und der Welt Möbelstück gespielt und war reglos im Hintergrund herumgestanden, als diese Forderung jedoch plötzlich wie aus dem Nichts kam, hatte er einen gehörigen Schreck bekommen. Er, ein Sklave, sollte mit den beiden Domini zu Tisch liegen? Durfte er das überhaupt, oder würden ihn die Götter sofort an Ort und Stelle mit einem Blitz erschlagen ob dieses Frevels, auch wenn er von seinem Herrn gebilligt werden mochte? Unsicher blickte Alexander zu Caesoninus, der wegen des verdatterten Gesichtsausdrucks seines Cellarius lachen musste. „Alles in Ordnung, leg dich zu uns und trink ein paar Schlucke!
    Langsam nur und gaaaanz zögerlich näherte sich Alexander mit misstrauischem Blick der Kline, ganz so, als ob er erwartete im nächsten Moment von ihr angefallen und unter ihr begraben zu werden. Endlich hatte er sie erreicht und sich auf sie gelegt. Seine ganze Körperhaltung war noch sehr verkrampft und steif, auch jetzt noch empfand Alexander es als mehr als falsch was er hier machte. War er auch sonst immer der missgelaunte Miesepeter in diesem Moment war Alexander ein schreckhaftes kleines Mäuschen so weit aus seiner Komfortzone heraußen, wenn nicht sogar ein Mäusejunges.

    Caesoninus grinste, als sich Flora spielerisch darüber beschwerte, dass sie nicht wüsste was in der Schriftrollenbox sein sollte. „Das ist ja auch der Sinn der Sache, deshalb nennt man es ein R a t e s p i e l. Also was könnte es sein, meine Liebe?


    Es bereitete ihm Spaß Flora ein wenig zu necken und ihr dabei tief in ihre Augen zu sehen. Achja diese wunderbaren dunkelbraunen Augen.. wie leicht konnte man sich in ihnen verlieren, Caesoninus musste automatisch ein wenig lächeln und bekam nur halb mit was Flora zu ihm sagte, so gefangen war er in jenem Augenblick von ihrem Aussehen.
    Oh ich schätze es auch sehr mich zu betrinken. Nur meine Art von Rausch ist etwas anders. Am besten wohl...ich zeig es dir“, und mit diesen Worten rutschte Caesoninus näher zu ihr und ergriff mit seiner rechten Hand Floras Wange, während seine Lippen die Berührung der ihrigen suchten. Caesoninus küsste sie eine Weile sehr gefühlvoll, ehe er sich wieder etwas von ihr entfernte, dabei jedoch den Augenkontakt nicht unterbrach. „Das ist es was ich dem Wein vorziehe, spürst du es?.“ Caesoninus spürte immer noch das kribbelige Gefühl des Kusses auf den Lippen.
    Danach ließ Flora ihrerseits etwas für Caesoninus kommen, gespannt wartete er was da wohl auf ihn warten mochte. Ein elfenbeinernes Kästchen wurde ihm überreicht. Er nahm es entgegen und öffnete den Deckel. Darin fand sich ein wunderschöner Goldring mit einem blauen Adler aus Lapiszuli drauf. Verzückt nahm ihn Caesoninus heraus und streifte ihn auf einen Finger. „Flora, der ist wundervoll, danke sehr!“ Ihm war danach sie ein weiteres Mal zu küssen, jedoch wollte er es vor den beiden Sklaven und hier im Haus von Floras Familie nicht übertreiben mit dem Austausch von Zärtlichkeiten.
    Jetzt will ich dir aber auch mal mein Geschenk geben, also was denkst du kann es sein?“ neckte Caesoninus sie erneut, immerhin wollte er ja auch seinen Spaß haben.

    Ach, jetzt auf einmal war die Agressivität von Angus wie im nu verflogen, ja er entschuldigte sich sogar! Diese Auseinandersetzung hatte Caesoninus also gewonnen und seine Autorität gegenüber seinem Sklaven behaupten können. Doch jetzt war er der Spielchen wirklich leid und wollte seine Ruhe für den Rest der Nacht. Es interessierte ihn sogar nicht einmal mehr was jetzt in den letzten Tagen bei Angus geschehen war.


    "Schön, dann hätten wir das ja. Wie es ihnen geht wirst du gleich selber sehen. Wonga, führe Angus in die Sklavenunterkünfte zu Iduna und ihrem Kind und für den Rest der Nacht möchte ich nicht mehr gestört werden! Ihr könnt gehen!"


    Und mit diesen Worten drehte sich auch Caesoninus um, um sich zurückzuziehen.


    So kam es also, dass nun auch Angus ein Mitglied der Gens Iulia geworden und seine kleine Familie endlich wiedervereint war.

    "Du sollst dir ein Beispiel an ihr nehmen hab ich gesagt! Sie ist ein Vorbild an Tugend und Freundlichkeit und bestimmt würde sie es nicht gern sehen, dass der Vater ihrer Tochter verkauft, oder gar getötet wird, oder willst du Aislin zumuten ohne Vater aufwachsen zu müssen, bloß weil du Wurm von einem Schreihals unbedingt den starken Mann markieren und dafür bezahlen hast müssen?"


    Anscheinend war Angus das Wohl seiner Familie völlig egal, wenn er größeren Wert auf Ärger mit seinem Meister legte, als auf gutes benehmen, um bei seiner Familie sein zu können. Doch was wollte Caesoninus schon groß erwarten...Angus war ein Barbar und selbst nach all den Jahrhunderten, wo diese Kontakt mit dem zivilisierten Rom gehabt hatten, verhielten sich die Barbaren eben immer noch äußerst "barbarisch".

    Zufrieden nickte Caesoninus. Das hatte Carbo alles sehr gut wiedergegeben. Ohne es zu wissen hatte er damit schon einmal einen großen Schritt hinein in diese neue Welt getan die nun nie wieder so kompliziert erscheinen würde wie zu anfangs.
    "Das hast du sehr gut gemacht, ich beglückwünsche dich. Wir wollen uns heute vor allem auf das kleine unblutige Opfer konzentrieren, vor allem, da du ein solches ja schon einmal selbst durchgeführt hast, erinnerst du dich?"


    Caesoninus schnippte mit den Fingern und zwei Sklaven erschienen. Einer brachte eine Schriftrolle, einen Kuchen und eine kleine Statuette und entfernte sich anschließend wieder, der andere begann die von Carbo am Tisch ausgebreiteten Gegenstände einzusammeln und wegzutragen. Sie gehörten ja Caesoninus und außerdem würden sie sie nicht länger benötigen. "Neue Gegenstände, neuer Fall! Aber noch sind wir nicht so weit, daher erst mal beiseite damit." und mit diesen Worten schob er die neuen Sachen an den Rand des Tisches, weiter aus ihrem Gesichtsfeld weg. "Beschreibe mir aus deiner Erinnerung heraus, und vielleicht gleich in Verbindung mit deinem neuen Opferwissen von letzter Stunde, wie der grobe Ablauf eines kleinen unblutigen Opfers in etwa aussehen könnte?"