Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    Einladung


    Factio Russata
    Roma


    Die Factio Praesina möchte euch, liebe sportliche Mitstreiter von der Russata, zu einem gemeinsamen Freundschaftsrennen einladen, um die Leistungen und das Geschick von Mann und Pferd beider Parteien zu trainieren und zu steigern. Ist die Factio Russata interessiert? Falls ja, bitten wir darum, dass ihr euch brieflich bei Gaius Iulius Caesoninus als Verbindungsmann der Praesina meldet zur Besprechung von näheren Details.


    Valete bene!
    Factio Praesina

    Einige Tage nach dem Opfer an Venus Genetrix erschien Caesoninus erneut an ihrem Tempel. Dieses Mal jedoch nicht (nur) als bloßer Zivilist, sondern als frischgebackener offizieller Aedituus! Nachdem er es erfahren hatte und jetzt wieder vor den ehrwürdigen Stufen stand, die hinauf zum Portikus führten, schwebte Caesoninus immer noch vor Glück. Oben angekommen erwartete ihn schon der bisherige alte Tempelmeister, der ebenfalls ehrwürdige Faustus Digitius Felix.



    Faustus Digitius Felix


    Als Caesoninus in Rufweite war begann Felix zu schnarren: "Na, da hast du dir ja ganz schön Zeit gelassen, Junge! Mein bart ist bestimmt eine gute hand breit gewachsen, seit ich hier auf dich gewartet habe." Caesoninus stoppte vor dem Alten. "Entschuldige bitte, Digitius Felix, es war nicht meine Absicht so spät erst kommen zu wollen. Doch ich bin ja jetzt hier." Felix brummte. "Das sehe ich, doch gut,hrmm.. ich will mal nicht so sein. Folge mir."


    Gemeinsam schlenderte er mit Caesoninus wieder die Treppen hinunter und dann nach rechts, wo im Tempelsockel das kleine Gewölbe war, in dem sich Räume für den Aedituus und die Lagerbereiche für Tempel- und Kultutensilien befanden. Vor dem Gewölbe waren alle fest angestellten Tempeldiener versammelt, die die beiden Aedituui schon erwarteten.


    Als die Beiden bei den anderen angelangt waren sprach Felix: "Ich habe Venus viele Jahre treu und ehrlich gedient, doch jetzt ist diese Ära für mich vorbei. Das Alter und der Cultus Deorum weisen mir andere Aufgaben zu, weshalb ich den Tempel der Venus mit heutigem Tage verlasse." Er sah die Tempeldiener an. "Der neue Tempelwächter an meiner Statt soll Gaius Iulius Caesoninus hier sein. Ich bitte euch meine Freunde, dient ihm genauso gut wie ihr mir gedient habt, zum Wohle der großen Göttin. Gaius Iulius Caesoninus, der Tempel gehört dir." schnarrte er und drehte sich um, um das Forum Iulium zu verlassen. Caesoninus sah ihm nachdenklich hinterher. Er war jetzt der neue Aedituus der Venus.

    Caesoninus lag gerade faul in seinem Bett, als er es erfahren sollte. Vibilius der aktuelle Torsklave hatte ein Schreiben entgegengenommen, das an Gaius Iulius Caesoninus adressiert war und das Blitz-Siegel des Cultus Deorum zur Schau trug. Der Sklave leitete es pflichtgemäß an Caesoninus weiter, indem er es auf das Tischchen neben seinem Bett legte, seinen Herrn einmal an der Schulter rüttelte und sich danach wortlos zurückzog.
    Grummelnd erwachte Caesoninus und sah sich verschlafen um.


    Letzte Nacht war er wieder in allen möglichen Tavernen gewesen und hatte ein zwei neue Mädchen aus der Subura kennenglernt und anschließend beglückt. Das machte schon müde. Kein Grund früh aufzustehen am nächsten Morgen, geschweige dem, bloß weil eine Nachricht gekommen war. Nachdem Caesoninus sie bemerkt hatte, rollte er sich wieder auf die andere Seite und wollte weiterschlafen. Doch so sehr er es auch versuchte, es wollte einfach nicht klappen! Nach einer ganzen Weile endlich hielt er es nicht mehr aus, er musste wissen was in ihr stand!


    So setzte er sich auf und griff nach dem Papyrus. Erst jetzt bemerkte er das Siegel. Elektrisiert erbrach er es. Das war die Antwort auf sein Gesuch Aedituus zu werden! Ganz aufgeregt versuchte er das Papyrus zu entrollen. Innerlich schalt er sich einen dummen Tölpel. Warum hatte er die Nachricht nicht schon früher aufgemacht?! Er begann den Brief zu lesen und Zeile um Zeile stahl sich immer mehr ein Grinsen auf sein Gesicht. Er hatte es geschafft! Er war zum Aedituus ernannt worden! Jauchzend sprang Caesoninus auf und lief los, um sich fertig zum Ausgehen machen zu lassen. Er hatte einen Tempel zu übernehmen!

    Auch Caesoninus war an diesem Abend erschienen. Er war ebenfalls der Ansicht, dass jeder wahre Römer zumindest Grundkenntnisse der Juristerei besitzen sollte, war das Gericht doch DAS zivile "Schlachtfeld" aller großen Römer von Iulius Caesar bis Tullius Cicero. Auf diesem Gebiet konnte man sehr viel Ruhm und auch große Bekanntheit erlangen, wenn man seine Sache gut machte. So fand Caesoninus es nur würdig und recht, dass auch er sich tiefere Juristenkenntnisse aneignen musste, um in seiner Karriere weiterzukommen. Zu diesem Zweck war er also heute in Valerius Flaccus' Haus gekommen.


    Dieser begann auch gleich mit einer interessanten Frage. Was ist Recht? Caesoninus mit einem Becher Wein in der Hand meldete sich zu Wort: "Nun, meine Freunde, gebt mir die Gelegenheit euch kund zu tun, was ich unter Recht verstehe." Zu einem besseren Eindruck seines gleich Gesagten setzte er sich aufrechter hin und fuhr fort: "Mag die Philosophie unbestreitbar den Griechen gehören, so sind wir Römer die unumstrittenen Meister des Rechts. Schon in archaischen Zeiten, als sich die anderen Völker des Mittelmeeres, ja auch viele Griechen!.. sich noch dem willkürlichen Worte von Königen unterwarfen, so folgten wir Römer schon lange den wortgetreuen Buchstaben des niedergeschriebenen, unpersönlichen Rechtes. Das Recht sind von einzelnen beschlossene, oder von mehreren Personen ausgemachte feste Regeln, Bestimmungen und Vorschriften, die für ein bestimmtes Gebiet und all deren Bewohner Geltung besitzen, nehmen wir als Beispiel einmal das Imperium Romanum und dessen Bewohner. Die Gesetze des Kaisers und des Senats gelten für uns alle, die wir im Gebiete des Imperiums leben und stellen einerseits sicher, dass Bauer, wie auch reicher Edelmann gemäß der vorher bekannten Vorschriften z.B. bei Verbrechen immer gleich behandelt werden. Andererseits können Gesetze, also das Recht so auch die Machtmöglichkeiten der Großen und Mächtigen beschneiden, wedhalb diese stets danach trachten möglichst an jenem Ort zu sitzen, wo Recht gemacht wird, um nicht von dessen Folgen überrumpelt, oder gar in ihrer Macht geschmälert zu werden. Der gemeine Bürger jedoch schätzt das Recht, wo es ihn ja wie schon erwähnt vor der Willkür von einem sagen wir einmal König schützt. Denn auch Könige müssen sich an Rechte halten!" schloss er seine Ansicht der Dinge.

    Caesoninus sprang auf, bereit sich auf den gleichalten Imbissverkäufer zu stürzen. Einem Gaius Iulius Caesoninus beleidigte man nicht ungestraft derart! Er kämpfte sich durch die Sitzreihen bis zu einer der Treppen und lief hinunter auf die Höhe jenes Ringes in dem der Kerl gerade verkaufte. Dann wieder hinein in die Reihen. Gleich würde es Schläge setzen, dass dem Vollidioten Hören und Sehen vergehen würde.
    Während Caesoninus wutschnaubend durch die Reihen zu seinem Opfer unterwegs war, bemerkte er, dass in der Arena etwas vor sich ging. Die aktuellen Kämpfer wurden weggeschickt und neue –mehrere- kamen auf den Kampfplatz. Neugierig geworden wandte er den Kopf, um zu sehen, was sich Florus Minor jetzt schon wieder fürs Volk ausgedacht hatte, als er plötzlich über ein paar Füße stolperte und den Halt verlor und genau auf Octavia Flora und Lucius Octavius Sebastianus' Schöße fiel!

    Caesoninus schöpfte mehrmals tief Luft nach seinem kleinen Gewaltlauf. Als er sich soweit wieder gefangen hatte berichtete er: "Das weiß ich nicht, ob wir alle erwischt haben. Jedenfalls nachdem du mich zur Castra für einen Unterstützungstrupp geschickt hattest bin ich auf dem schnellsten Weg dorthin geeilt, doch wurde ich von den Torwachen trotz allen Rufens schändlich ignoriert. Also bin ich zurück zur Wegkreuzung und habe dort den linken Pfad von den drei Blutspuren genommen welche mich auf direktem Wege zu einer Art halb eingestürzten Verschlag geführt, worin sich Rabastos mitsamt Flora verborgen hatte." Caesoninus machte eine kurze Pause. "Jedenfalls, ich schaffte es den Irren zu überwältigen und Flora zu befreien. Ich band ihn mit seinen eigenen Fesseln an den Platz seines Entführungsopfers fest wo er auch jetzt noch ist. Was Flora anbelangt so habe ich sie zurück in die Casa Octavia gebracht, wir können also sofort zu Rabastos aufbrechen." Caesoninus nickte in Richtung Hephitios. "Ihn da brauchen wir dafür nicht. Ich schlage vor, dass er zurück nachhause und sich um seine Domina kümmern soll.

    Erneut machte sich Aufregung in ihm breit. Seine erste Aufgabe! Er sollte also Rennen organisieren, nagut war schon so gut wie erledigt! "Gerne, Senator. Ich werde mich gleich in nächster Zeit darum kümmern Freundschaftsrennen mit den anderen Factios zu organisieren. Unsere Renner müssen üben, dann werden sie bestimmt bald die besten. Lassen wir also die Spiele beginnen!" Oh, noch einmal Aufregung! Soeben hatte Caesoninus von "unseren" Reitern gesprochen und es hatte sich gut angefühlt!

    Endlich entdeckte er einen solchen von ihm gesuchten Verkäufer. Es war ein ungefähr gleich alter, etwas pickliger Junge, der missmutig seine Ware anpries. Offensichtlich war es nicht seine eigene Idee gewesen, dass er hier stand seinem mehr als gelangweilten Blick zu schließen. Caesoninus winkte ihm zu in der Hoffnung der Junge würde ihn bemerken. Rufen wäre beim Lärm der Menge sowieso sinnlos gewesen. Der Junge bemerkte ihn auch wirklich, doch anhand der Entfernung von ihm hinauf zu Caesoninus entschied er für sich wohl, dass es die Sache nicht wert wäre und begnügte sich damit ihm bloß den Mittelfinger zu zeigen. Einen Moment war Caesoninus sprachlos ob dieser Obszönität. Ihm war wirklich sehr danach jetzt gleich da hinunter zu stürmen und sich diesen Einfaltspinsel ordentlich vorzuknöpfen.

    Ein Gefühl der Aufregung machte sich in ihm breit. In zwei Tagen spätestens würde es sich entscheiden! Caesoninus bedankte sich noch einmal. Das hielt er für nötig, würde ihm doch eine große Ehre zuteil werden, falls dem wirklich so wäre. Urplötzlich jedoch, kaum hatte sein Verstand die Mitteilungen des Pontifex ordentlich verarbeitet, stellte sich ihm selbst die Frage, ob er der kommenden Aufgabe gewachsen wäre? Natürlich, er hatte sich vieles angelesen und selbst herausgefunden bei Gesprächen mit Priestern und in den letzten Jahren hatte er auch immer wieder versucht Centho -ob dieser es wollte oder nicht- bei dessen Kulthandlungen über die Schulter zu schauen, doch war die Summe all dieses Wissens jedoch mehr oder weniger "Cowboy-Diplomatie".
    Jetzt wollte er den Pontifex nicht damit überfallen, doch vielleicht würde er eines Tages noch einmal an dessen Tür klopfen, um noch mehr über den Dienst an die Götter zu lernen.


    Sim-Off:

    Ich beende jetzt einmal. Falls sie wollen können natürlich ein paar der Zuschauer nochmal was schreiben, doch dann wäre dieses Thema für mich erledigt.

    Caesoninus lief von der Casa Octavia aus wieder in Richtung Subura und tauchte schon kurze Zeit wieder in deren Schatten ein. Nicht lange und er hatte die rote Spur wieder vor sich. Er hoffte, dass Maro noch am mittleren Weg unterwegs und mehr noch, dass er unverletzt war. So lief er zum mondbeschienenen Platz und tauchte gleich in den mittleren Weg ein. Er brauchte auch nicht allzu lange auf ihm zu wandeln, als er Gestalten vor sich bemerkte. Es war Maro! Und... er war nicht alleine!
    Anscheinend hatte er von irgendwo einen Trupp Urbaner organisieren können, wie staunte er dabei!


    Damit er nicht als Feind misserkannt werden konnte fing er schon von weitem zu rufen und zu winken an, damit sie ihn auch ja nicht angreifen würden. "Maro! Maro! Flora ist gerettet! Flora ist in Sicherheit!" Er lief weiter auf sie zu.

    Die Frage nach den künftigen iulischen Aktivitäten versetzten seiner Freude kurz doch einen kleinen Dämpfer. Dieses Themengebiet hatte ihn auch schon bei der Albata das Genick gekostet, oder mit anderen Worten, es war ihm in schlechter Erinnerung geblieben. Es verwunderte deshalb nicht weiters, als Caesoninus antwortete: "Nun wie gesagt möchte ich ein aktives Mitglied sein, doch als ich bei meiner letzten Bewerbung für eine Factio aufgezählt hatte, was ich alles für sie leisten könnte, wurde mir das als empfindlicher Negativpunkt ausgelegt, weshalb ich dieses Mal gern für den Anfang Abstand davon nehmen will. Stattdessen bitte ich darum, mich vorerst dort einzuteilen wo du denkst, wo ich am besten hinpassen könnte, dann will ich mich auf diesem Posten bewähren, ehe ich wieder eigene Wünsche oder Ideen äußere."

    Caesoninus war über die Maßen glücklich und auch stolz darauf, dass ein so verdienter Pontifex wie Flavius Gracchus sein Opfer als "tadellos" bezeichnet hatte. "Ich danke dir vielmals für dieses positive Urteil meines Werks." sagte er. "Wann darf ich damit rechnen vom entgültigen Entschluss Kenntnis zu erhalten?"


    Die letzte Frage war auch immerhin nicht ohne Belang. Zumindest für ihn selbst.

    Caesoninus staunte, doch blieb er trotzdem stumm. Dies war das erste Mal gewesen, dass er hörte, dass Iulius Dives umstritten war im Senat. Jetzt sagte er nichts dazu doch machte er sich eine geistige Notiz, dass er unbedingt bei passender Gelegenheit hierzu noch einmal den Senator befragen wollte.


    Doch das nächste war wesentlich mehr erfreulich. Senator Claudius Menecrates war gewillt Caesoninus in die Factio aufzunehmen! Er konnte es kaum fassen, er hatte es geschafft! Mit einem Lächeln sagte er: "Danke Senator, vielen Dank. Ich verspreche ich werde ein gutes Factio-Mitglied werden und natürlich stelle ich mich gerne bei der nächsten Versammlung vor!" Ein weiterer Schritt war damit geschafft. Doch es kam noch besser. Caesoninus erfuhr auch gleich aus erster Hand, wieso Menecrates sich damals für diese Factio entschieden hatte. "Oh, glaube mir, Senator, auch ich liebe Herausforderungen! Ich hoffe, dass ich ein Gewinn für die Praesina sein werde." schloss er.

    Nachdem das Opfer vorbei war machte man sich daran die weltlichen Überreste gemäß der Tradition zu verwerten. Zwei Gehilfen hatten dazu extra auf ein Zeichen von Caesoninus einen großen Kessel herangeschleppt, der abseits solange auf seinen Einsatz gewartet hatte. In ihm wurden jetzt alle wichtigen Organe, Leber, Lunge, Bauchfell, Herz, usw. gekocht, anschließend mit Mola Salsa überzogen und für Venus am Altar verbrannt.


    Nachdem Venus zur Genüge gespeist war kam nun auch das Volk an die Reihe. Das übrige Schaf war ebenfalls gekocht worden und nachdem das Fleisch gar war, wurde es in Teilen an die anwesende Menge verkauft. Nachdem der letzte Brocken Fleisch unter die Leute gegen klimpernde Münze verschachert worden war gab es nun wirklich nichts mehr was Caesoninus noch tun konnte. Das Opfer wie auch das Bankett waren abgeschlossen und das weitere Urteil lag nun bei seinen Prüfern.

    Caesoninus untersuchte lange und gründlich die Leber des Opfertiers. Nichts durfte ihm entgehen, alles musste seine Richtigkeit haben. Doch so sehr er auch suchte, er fand keinen Makel. Offensichtlich war das Opfer angenommen worden. Ein freudiges Gefühl durchströmte ihn. Hatte er es etwa geschafft? Fehlerfrei gleich beim ersten Mal? Nicht zu fassen! Erleichtert und freudig gestimmt verkündete er der wartenden Menge vor sich: "Litatio!" Das Opfer war angenommen!
    Der offizielle Teil des Opfers war damit abgeschlossen. Einige in der Menge jubelten und johlten, solche Opfer waren ja immer ein Spektakel. Immer noch leicht grinsend blickte Caesoninus in die Menge, als sich da plötzlich ein Täubchen auf seiner Schulter niederließ. Im ersten Moment erschrak er kurz. Doch das Täubchen hatte offensichtlich keine Angst vor ihm, im Gegenteil. Es schmiegte so zart und sanft sein kleines Köpfchen an Caesoninus' Hals, dass ihm ganz warm ums Herz wurde ob dieses wunderlieblichen Tierchens, ehe es sich auch schon wieder in die Lüfte erhob und davonflog. Stolz, unermässlicher Stolz durchströmte Caesoninus. Das Wappentier seiner Familie war zu ihm gekommen, um zu zeigen wie gut es die große Göttin mit ihm meinte. Wenn das keiner Segnung seiner Familie gleichkam!
    Alle die die Iulier kannten, kannten demnach natürlich auch deren Wappen, sodass auch sie erkennen konnten, welch heiliger und mächtiger Augenblick das für die hier vollzählig versammelte Familie aller in Rom anwesenden Mitglieder sein musste. So etwas hatte Rom bestimmt noch nie zuvor erlebt.

    Das ausströmende Blut wurde geschickt mit einer Schüssel aufgefangen und das tote Mutterschaf nach dem Ausbluten herumgedreht und die Organe entnommen. Caesoninus wartete schon, als ihm endlich die ehemaligen Lebenswerkzeuge des Schafes in einer patera gebracht wurden. Grade in diesem Moment jetzt fand er es am unglücklichsten, dass Iulius Centho nicht in Rom weilte. Er hätte Caesoninus bestimmt an seinem reichen Wissen teilhaben lassen können, wenn nur die Zeit dafür geblieben wäre. So jedoch hatte er sich das nötige Wissen für die Eingeweideschau anderswo besorgen müssen. Caesoninus begann damit die Leber zu untersuchen. Wie wohl das Urteil ausfallen würde?

    "Stimmt, dabei hast du Recht, Senator. Eine kultivierte Redeweise ist der Kern einer jeden interessanten Konversation und interessante Konversation haben das Potenzial ertragreiche Ergebnisse für beide Seiten zu erbringen." nickte Caesoninus.
    "Ich denke nicht, dass wir in einen Interessenskonflikt geraten in Sachen der Loyalität, da es sich hierbei ja nicht unähnlich der Situation zur eigenen Familie, oder der Beziehung zwischen einem Klienten zu seinem Patron verhält. Alle drei Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen verlangen im besten Falle unbedingte Treue und den Drang zur Unterstützung. Ich halte ebenfalls Loyalität für sehr wichtig und wenn schon ich selbst sie nicht zu erbringen im Stande wäre, wie käme ich dann dazu später einmal von anderen verlangen zu wollen mir gegenüber loyal zu sein? Leere Worte ohne tieferen Sinn wären meine dann und es gibt nicht viele Dinge die ich mehr verabscheue, als leere Versprechungen und Täuschungen." sprach er.
    Es war Caesoninus wichtig gewesen zuerst diesen wichtigen Punkt aufzuklären, doch natürlich hatte er die familiäre Frage des Senators nicht vergessen. "Was meine eigene familiäre Situation angeht, so habe ich ja bereits erwähnt, dass für mich die meine mein höchstes Gut darstellt. Die Familie ist für mich der Grundpfeiler eines funktionierenden Gemeinwesens. Ich bin mit Senator Iulius Dives näher verwandt, als mit Senator Centho, oder dem guten Iulius Antoninus, doch wohne ich trotzdem in Centhos Haus, der Domus Iulia. Mein eigener Vater diente bei den Urbanern, doch bezweifle ich, dass dir sein Name ein Begriff sein wird."


    Caesoninus hatte bereits jetzt schon das Gefühl mehr gesprochen zu haben, als damals bei seiner letzten Bewerbung, doch fand er es bisher ganz angenehm. Senator Claudius war ein guter Konversationspartner. "Senator, wie war das bei dir eigentlich mit der Wahl der Praesina als deinem zukünftigen Rennstall? Bildet sie die traditionelle Factio deiner Familie, oder gab es andere Gründe dafür, wieso du dich gerade für sie entschieden hast?"
    Dies fand er war eine wirklich interessante Frage und vielleicht würde des Senators Antwort ja auch ihm neue Perspektiven und Sichtweisen über speziell diese Factio eröffnen.

    Kluge Worte, Caesoninus musste schon zustimmen. Offensichtlich war die sorgfältige Information, dass die Factio Praesina nicht seine erste Wahl gewesen war doch kein Fehler gewesen. Der Senator wollte über diese Sache anscheinend noch weiter sprechen, was Caesoninus selbst nicht besonders störte. "Natürlich kann ich dir von jenem Treffen näheres berichten, sofern du dies willst." Caesoninus legte kurz die Stirn in Falten. "Eigentlich begann mein Besuch am Gelände der Factio recht positiv. Ich lernte dort Lucius Annaeus Florus Minor zum ersten Mal kennen. Vielleicht hast du ja schon von ihm gehört, er bewirbt sich aktuell um das Amt eines Vigintivir und hat diesbezüglich auch schon von der Rostra herab zum Volk gesprochen und Spiele veranstaltet, doch ich schweife ab." Kurz räusperte er sich und fuhr dann fort: "Jedenfalls verstanden wir uns eigentlich sehr gut miteinander. Wir plauderten eine Weile, ehe dann auch der Leiter der Albata auftauchte. Titus Pompeius Atticus, um genau zu sein. Mit ihm gestaltete sich das Gespräch schon wesentlich schwieriger und ich denke, der Grund wieso wir am Ende nicht das erhalten hatten, was wir uns vom Gespräch jeweils erwartet hatten, lag an Missverständnissen und Kommunikationsproblemen. Ich denke, dass wir einige Zeit aneinander vorbeigeredet hatten und dass das den Auschlag gab." Caesoninus hielt kurz inne, falls der Senator etwas erwidern, oder seine Gedanken kurz ordnen wollte. "Jedenfalls als ich dann zu wissen glaubte, woran unsere Konversation krankte, hatte ich natürlich gleich sofort zu retten versucht was noch zu retten war und gab Aufklärung ob entstandener Sinnbarrieren, doch kam dies wohl leider schon zu spät..."