Beiträge von Hephitios

    An diesem Morgen hatte ihm seine Herrin, Octavia Flora, wieder einmal angekündigt, auf den Markt zu wollen. Dieses Mal seien die Trajansmärkte an der Reihe, so ihre Worte. Hephitios nickte nur und leitete wie üblich alles in dies Wege, doch hatte er bei der Organisation der Sänftenträger trotzdem noch ein mulmiges Gefühl, wenn er daran dachte, was bei Floras letztem Einkaufsbummel passiert war....und vor allem mit ihren Sklaven.


    Doch sei's drum, er stellte alles nötige für seine Herrin bereit und los ging die wilde Reise. Wieder den Vicus Patricius hinunter und dann in Richtung Trajanmärkte. Wieder die üblichen Verdächtigen an armen Schluckern, die begierig die Sänfte beglotzten, doch wurden sie nicht von ihnen behelligt. Der Kreis aus bewaffneten Schlägersklaven, der die Sänfte eskortierte, hatte vermutlich eine abschreckende Wirkung auf sie.


    Als sie am Ziel angekommen waren, herrschte schon dichtes Treiben am Platz. Überall schnatterten die Leute durcheinander. Plauderten, verhandelten, lachten, schrien, kurz, ein so buntes Treiben, dass es Hephitios eine Freude war daran teilzuhaben. So bemerkte er auch nicht den römischen Bürger, der da um eine Ecke der Sänfte kam, als diese gerade abgestellt wurde, dass Flora, gemäß ihrem Wunsch, aussteigen konnte. Hephitios war gerade damit beschäftigt einer Gruppe von syrischen Händlern vor sich zuzusehen, wie sie ein altes verwaschenes Tuch von rötlichem Schimmer (nicht mehr) einer dicken Römerin (vermutlich aus gutem Hause der Zahl ihrer Goldringe und Ketten nach, ganz zu schweigen vom gewaltigen Umfang ihrer Leibesmitte) als echten tyrischen Purpur zu verkaufen. Als die Matrone daraufhin wütend loskeifte und mit ihren rudernden Armen herumfuchtelte (offenbar war sie eine dieser Personen, die eher mit ihren Händen, als ihren Mündern redeten), trat Hephitios einen Schritt zurück, um nicht von den gewaltigen Pranken der Dame erschlagen zu werden. Dabei kam er jedoch unabsichtlich dem schon besagten Germanicus Cerretanus in die Quere, da er ihn ja nicht bemerkte und so Hephitios zurückgestreckte Ferse für den Rückschritt genau auf Stolperhöhe für Cerretanus' Füße war....

    Auch Hephitios bevorzugte es langsam zurück ins Haus zu gehen. "Ich weiß ja nicht, wie das bei deinem Volk so ist, aber bei uns steigen alle Toten in den Hades hinab. Dort richten dann König Minos und die beiden anderen Richter der Unterwelt, Rhadamanthys und Aiakos, über den Toten, um zu entscheiden, wie er seine Zeit in der Unterwelt verbringen wird. Ob er auf die Elysischen Gefilde darf, oder am Ende doch in den Tartarus gestoßen wird. Manche erzählen auch, dass das Elysion eine Insel ist, eine Insel der Seeligen jenseits des großen Weltenmeeres."


    Als es langsam zu frösteln begann, stand er auf und sagte: "Komm, ich helfe dir auf. Wenn die Sterne am schönsten blühen, müssen wir gehen. Leider."


    Das hatte Hephitios nicht gegenstandslos gesagt. Denn als er seinen ersten Schritt in Richtung Haustür tat, glitzerte eine sternklare Nacht vom Himmelszelt herunter.

    "Das hast du aber schön gesagt!" rief Hephitios aus. "Was Caesar anbelangt, so denke ich, dass er zu spät geboren war. Er kam lange nach dem mythischen Zeitalter zur Welt, keine Monster quälten mehr die Sterblichen, Helden und Halbgötter wanderten nicht mehr auf den Straßen Griechenlands oder Kleinasiens, die Könige der Menschen stammten nicht mehr direkt von den Göttern ab ja und die Götter überhaupt hatten sich sich schon zurückgezogen. Früher griffen sie ja ständig in unsere Geschicke ein. Das glaube ich hat sich nun geändert."


    Der Sturm legte sich langsam und die Sterne blühten langsam nacheinander wieder auf. Hephitios sah hoch.


    "Oh sieh nur, es klart auf! Ist dir kalt?"

    Hephitios beschloss, diese Sache mit Zeus' Blitzen ruhen zu lassen. Für ihn erschien immer noch die Geschichte am logischsten, in der Zeus einst Blitz und Donner von den Kyklopen erhalten hatte, als Waffen gegen seine Feinde die Titanen und die Giganten. Doch natürlich wollte er Flora jetzt nicht im Regen stehen lassen, sondern ihr ebenfalls eine Geschichte liefern!


    So nutzte er gleich ihr Stichwort als perfekte Überleitung: "Eifersucht.. ja Eifersucht kann schlimme Dinge hervorbringen. Denke nur daran, wie Hera das Leben von Herakles zerstört hat, aus bloßer Eifersucht und Hass auf Zeus' Geliebte Alkmene. Oder als der Trojaner Paris die Schönste der Göttinnen unter Aphrodite, Athene und Hera auserwählen musste, wohlweislich auf den Zorn und die Eifersucht der beiden Verliererinnen bedacht. Oder wie König Midas einst in einem Sängerwettstreit Pan, den Hirtengott, zum Sieger gekürt hatte, was den Verlierer Apollo, ja eigentlicher Gott der Lyrik und der Muse, so eifersüchtig machte, dass er Midas mit Eselohren strafte, ob seines Urteils. Du siehst, die Geschichten meines Volkes sind voll mit Eifersucht und dem Leid, das sie verursachen."


    Doch noch ein Thema fiel dem Sklaven hierzu ein. "Oder nimm nur die Geschichte deines eigenen Volkes! Zu Lebzeiten Iulius Caesars hatte die Partei der boni unter der Führung von Calpurnius Bibulus und Cato dem Jüngeren den Senat beherrscht. Wurde Caesar nicht auch am Ende zum Überschreiten des Rubicons gezwungen, weil Senatoren wie Bibulus oder Cato so sehr zerfressen waren vor Neid und Eifersucht auf Caesars Erfolge in Gallien und seiner sonstigen Person, dass sie Rom damit sogar aktiv in den Bürgerkrieg trieben?" Ein kurzer Moment des Schweigens und Nachdenkens, dann endete Hephitios mit den Worten: "Hätten die boni in ihrer ganzen Eifersucht und ihrer Missgunst nicht danach getrachtet Iulius Caesar komplett zu ruinieren, hätte dieser niemals den Rubicon überschreiten und so gegen seine eigene Heimatstadt kämpfen müssen. Ja, Caesar wäre dann aber auch niemals Diktator geworden, sein Erbe wäre niemals erster Kaiser Roms geworden und wer weiß, vielleicht hätten die Römer dann auch heute noch ihre Republik? Immerhin wurde sie ja eigentlich bloß durch den Neid vieler Niemande auf einen großen Mann zerstört."


    So schloss Hephitios seine weitschweifigen Überlegungen und Schlussfolgerungen bezüglich des Themas "Eifersucht". Als er jedoch merkte, was er da alles von sich gegeben hatte, schüttelte sich der Junge vor Lachen, ehe er nach einer Weile erst wieder sagen konnte: "Bei allen Göttern, ich höre mich ja schon wie ein alter Philosoph und nicht wie ein armer Fischersjunge an. Meine Großmutter hatte also offenbar doch Recht damit, dass es nicht gut ist, neben dem Fischen ständig Geschichten und Sagen über alles mögliche zu hören." Wieder gluckste er.
    All diese Überlegungen hatten Hephitios großen Spaß gemacht. Nur die Götter wussten jedoch, ob das heutige vielleicht ein kleiner zarter Samen für ein späteres Schicksal als großer Denker, oder Philosoph gewesen war. Vielleicht hörte in dreißig Jahren ja schon alle Welt von den Lehren des berühmten freigelassenen Weisen, Hephitios von Rhodos?

    Hephitios dachte eine Weile darüber nach. Die ganze Sache erschien ihm nicht ganz logisch. "Ich weiß nicht. Stellt das Zeus nicht in einem solchen Licht dar, als wäre der Göttervater ein dümmlicher Nichtswisser? Denn wenn die Zerstörungskraft der Blitze wirklich etwas ist, das gegen den Willen von Zeus eigentlich von seiner Gemahlin Hera stammt, dann müsste er das doch ziehmlich schnell gemerkt und diesen Makel mit seiner Göttermacht wieder beseitigt haben, oder? Ansonsten ergebe das ja keinen Sinn, wenn Zeus seit Äonen schon seine Blitze schleudert und bis heute nicht weiß, dass sie Schaden anrichten, oder?"


    Über die ganze Sache nachzudenken bereitete dem Jungen offensichtlich Freude. Auch wenn es bisher nicht zustandegekommen war bei seinem bisherigen Lebenswandel, doch Hephitios liebte es über dies und das nachzudenken und einen Sachgegenstand von allen Winkeln zu beleuchten. Wie eben diese Geschichte.

    Diese Sage war Hephitios auf jeden Fall neu, doch sie hatte auch etwas. Wie er so über die Erzählung nachdachte, kamen ihm jedoch ein Gegengedanke.


    "Das klingt so, als wäre der Blitz etwas gutes, weil er die Menschen davor warnt, dass gleich Donner kommt. Doch wenn das so ist, wieso zerstört ein Blitz auch gleichzeitig dort wo er einschlägt? Ist das auch von Zeus beabsichtigt?"

    Offensichtlich war Flora eine Art Wetternymphe, wenn sie so ein Wetter wirklich einer warmen, behaglichen Innenraumwohnung vorzog. Auch wenn Hephitios von einer Insel kam, in der es bedingt durch das Meer durchaus öfters mal stürmisch, nass und kalt werden konnte, er hatte trotzdem nie eine besondere Zuneigung zu derlei Dingen entwickelt. Doch seiner Herrin gefiel es und dieser wollte man ja nicht widersprechen, oder?


    So setzte er sich also schulterzuckend neben Flora und sprach: "Ich weiß, dass Vater Zeus an Blitz und Donner kam, da sie ihm zum Geschenk der Kyklopen gemacht wurden und auch, dass sie ihm als Waffen und Zeichen an die Menschen dienen. Doch deine Geschichte kenne ich glaube ich noch nicht. Es wäre mir eine Freude, wenn du sie mir erzählen möchtest."

    Hephitios ging nach draußen und fand dort ganz wie erwartet Flora vor, die ganz interessiert in den Himmel blickte. Mit einem wissenden Lächeln schüttelte er leicht den Kopf, dann erst bemerkte sie ihn.


    "Ich dachte mir schon, dass du hier herausen bist, Kyria. Wollen wir besser nicht hineingehen, ehe Vater Zeus uns einen seiner Blitze herunterschickt?"

    Hephitios lag in seinem Bett und dachte nach. Über alles, was in letzter Zeit passiert war. Alles, was ihm darüber hinaus in den Sinn kam. Viel war geschehen und dem Sklaven interessierte es, wo diese Reise noch hinführen mochte. Bestimmt würde er sich in nächster Zeit ein wenig um die anderen Sklaven kümmern müssen, um zu verhindern, dass sie ihn am Ende wirklich hassen würden. Es war ihm unangenehm, dass ihn Flora so offensichtlich allen andern gegenüber bevorzugte. Wohin das hinführen konnte, hatten sie ja alle heute gesehen und war nicht erst vor kurzem ein Sklavenaufstand in Rom passiert? Flora wollte offensichtlich noch einen herbeiführen. Hephitios lächelte bei diesem Gedanken. Er getraute es Flora bei ihrer Tollpatschigkeit direkt zu, dass sie sogar sowas zusammenbrachte.


    Plötzlich hörte er, wie über ihnen Donner rollte. Es musste bereits Nacht draußen sein. Wo wohl seine Herrin war? Sicherheitshalber stand Hephitios auf und trat hinaus in die Gärten. Vielleicht war sie ja wirklich noch dort. Neben Sklavenaufständen traute er ihr nämlich auch zu, dass sie es schaffte, vom Blitz erschlagen zu werden.

    Hephitios hielt die Zeit für sicher genug, um selbst einmal wieder ein paar klarere Worte zu versuchen, auch wenn sie ihm trotzdem immer noch unangenehm waren.


    "Ja also...vielleicht war es eine schlechte Idee, einen Sklaven königlich bewirten zu wollen und direkt daneben einen Horde anderer Sklaven hinzustellen, die dabei zusehen sollten...jedenfalls" (Ihr Götter, lasst mich nur nichts falsches sagen) "werde ich dir ein wenig Ruhe lassen. Ich stehe dir jederzeit wieder zur Verfügung." Und damit zog sich Hephitios mit einer leichten Verbeugung in sein Cubiculum zurück.


    Hephitios sah seiner Herrin wehleidig nach. Offensichtlich schmerzte sie, was heute geschehen war. Eigentlich hatte dieser Tag so schön begonnen, wieso musste er dann aber so hässlich enden?


    Da ihm nichts besseres einfiel, was wohl jetzt am angebrachtesten wäre, fragte er: "Flora, hast du einen Wunsch?"




    Sim-Off:

    Da sie sich jetzt offensichtlich in Floras Zimmer aufhalten, mache ich hier weiter. :)


    Sim-Off:

    Zugehörige vorige Ereignisse: Strafe muss sein

    Hephitios war Flora immer noch verschüchtert und dann in der Nähe der Tür stehen geblieben. Von da aus sah er dabei zu, wie Flora ihren Schreibtisch neu "dekorierte" und dann ihre Rechtfertigung aussprach.


    Er getraute sich nicht so Recht etwas darauf zu sagen, zumindest nichts von jenen Gedanken, die ihm diesbezüglich gerade durch den Kopf gingen. Sie alle waren nämlich in der Art von "ich habs dir ja gesagt". Gerade keine gesunde Redeart, wie er im stillen bei sich dachte. Sollte er etwas sagen?


    Hephitios wusste es nicht. Ihm gefiel sein Rücken so wie er war. Noch mehr von Floras Bestrafungswut wollte er eigentlich nicht sehen, schon gar nicht bei sich selbst.


    So begnügte er sich also nur damit, stumm zu seiner Herrin zu eilen und ihr beim Aufheben der Schriftrollen behilflich zu sein.

    Während der Bestrafung stand Hephitios die ganze Zeit daneben und schaute mit einem mulmigen Gefühl zu. So also konnte Flora auch sein. Nicht nur, dass sie Strafen befahl, sondern sie führte sie auch gleich selbst aus. Gut zu wissen.


    Offensichtlich machte es Eindruck auf die übrige Belegschaft, hatten sie ihre Domina ja bestimmt noch nie so derartig böse erlebt. Trotzdem konnte sich Hephitios die ganze Zeit über den Gedanken nicht verkneifen, dass Flora selbst Schuld an der ganzen Misere war. Laut würde es das natürlich niemals aussprechen!


    Wenn sie nur ein wenig diskreter vorgegangen wäre! Doch nein, so mussten jetzt die drei Rädelsführer dieses "Aufstands" dafür den Kopf hinhalten und sich massakrieren lassen. Die Armen.


    Als endlich alles vorbei war, befahl ihm Flora ganz in ihrer Rolle als strenge Domina, dass Hephitios ihr folgen sollte. Ganz verschüchtert folgte er seiner Herrin.

    Hephitios wusste mit der ganzen Sache nicht sorecht etwas anzufangen.
    Irgendwie war ja alles überhaupt erst dank Flora ins Rollen gekommen!


    Hatte sie ja die übrigen Sklaven praktisch dazu gezwungen danebenzustehen und zuzusehen, wie sie einen der Ihren über alle Maße bevorzugte und ihm das beste Essen überhaupt in den Rachen schieben wollte. Und dann erst diese lächerliche Bemerkung, dass sie ja nicht "ihre" Sklaven wären! Ein wirklich dummer, dummer Schachzug. Sklaven gehörten ja zur GANZEN Familie. Sicher, vielleicht waren sie dazu eingeteilt sich im Einzelnen besonders um das eine oder andere Familienmitglied zu kümmern (z.B. Leibsklaven), doch trotzdem waren sie darüber hinaus immer noch der gesamten Familie gegenüber verantwortlich.


    Nachdem sich dieses Picknick (das Hephitios schon von Anfang an für keine gute Idee gehalten hatte) also erledigt hatte, sah er zu seiner Herrin. Ob sie wohl jetzt auch anders konnte? Naja er würde es ja bald sehen. So folgte er Flora und den noch "treuen" Sklaven (die bestimmt genauso beleidigt ob Floras Tat sein mussten, nur klug genug gewesen waren, das nicht laut zu äußern) zurück zur Casa Octavia.

    Die Sklaven sahen Flora nur dumpf dabei zu, wie sie über sie schimpfte. Dann drehte der Erste den Kopf zu den anderen und sagte: "He Jungs, sie sagt wir sind nicht ihre Sklaven!"


    "Nicht ihre Sklaven? Ich dachte wir würden zur gesamten Familie Octavia gehören?"
    "Ja das dachte ich auch! Deshalb schleppen wir ja diese verdammte Sänfte für die Domina!"
    "Ja aber wie wir alle gerade selbst gehört haben hat sie deutlich gesagt, dass wir nicht ihre Sklaven sind."
    "Ich schlage vor Jungs, dass wir uns daran halten! Wenn die junge Domina sagt, wir gehören nicht zu ihr, dann müssen wir ihr ja folglich auch nicht gehorchen, oder? Also los! Gehen wir nachhause zu unseren wahren Herrn und lassen sie mit ihrem hübschen neuen Spielzeug alleine."


    Und so stellten die Sklaven mit einem Ruck Floras Sänfte ab und zogen geschlossen von dannen zurück in Richtung Casa Octavia. Flora und Hephitios waren alleine.


    Dieser hatte die ganze Zeit wortlos hinter Flora gestanden und diese bizarre Situation verfolgt. Er hatte nicht eingegriffen, weil Floras leibliches Wohl nicht unmittelbar bedroht gewesen war.


    Doch Flora hatte ja überhaupt erst all das heraufbeschworen! Die Gute schien das Unheil förmlich anzuziehen, wie er so bei sich dachte. Was sie wohl jetzt tun würde?

    Noch bevor Hephitios das Wort ergreifen konnte, meldete sich einer der Sklaven zu Wort, den Flora als Sänftenträger mitgenommen hatte.



    Sänftenträger


    "Verzeih, domina, doch was ist mit uns?"


    Ein anderer fiel jetzt auch in die Frage des Ersten ein.



    Anderer Sänftenträger


    "Genau, domina! Was ist mit uns. Sind wir weniger gut, als dieser neue Schönling?"



    Noch ein Sänftenträger


    "Ich bin mir sicher, wenn ich einige Jahre jünger und ein wenig hübscher wäre, würde mich die domina auch so auf ihren Schoß kriechen lassen, wie diesen Neuling!" meldete sich noch ein Sänftenträger murrend zu Worte.


    Hephitios sah unwohl zu den Sänftenträgern hinüber. Es war offenkundig, dass sie erzürnt darüber waren, dass dieser griechische Schönling menschlicher und freier behandelt werden sollte, als sie andere, die sich schon Jahr um Jahr brav um ihre Herrschaft gekümmert und trotzdem noch nie beachtet worden waren. Und dann kam dieser griechische Schönling daher, machte praktisch nichts und wurde von der domina mit Essen und ihrem Schoß beglückt!
    Die Luft schien geladen vom Zorn der übrigen Sklaven, Hephitios hatte das vage Gefühl, dass Flora es gleich nicht besser machen würde mit ihrer Antwort. Zur Sicherheit stellte er sich schon einmal hinter sie. Für alle Fälle.

    Interessiert folgte Hephitios Flora vom Forum Boarium aus zur nahe gelegenen Tiberinsel. Dieser Ort wirkte für den Jungen wirklich sehr idyllisch und schön.


    Wie so die Gebäude zusammen mit den Pflanzen eine Einheit, ein harmonisches Ganzes, ergaben, umspült von den Leben spendenden Wasser des Tiber.


    Entsprechend neugierig war Hephitios auf das, was Flora ihm dort wohl zeigen mochte, wo er sich ja auf einen Einkaufsbummel auf den Märkten Roms eingestellt hatte.


    Wie überrascht war er dann, als er da am Ufer der Tiberinsel eine Art Picknick für sich und Flora vorfand! Das alles galt anscheinend nur ihm. Ein Geste, wie man sie normalerweise nur einem Geliebten, oder einem Verlobten erweisen würde.


    Völlig baff und ein wenig überfordert fragte er: "A-Aber was soll das alles hier? Wieso dieses Essen? All diese Ehrenbezeugungen? Ich bin doch nur ein Sklave!" Ein wenig erschrocken sah er sich um. "Was unterscheidet mich von anderen Sklaven? Von Ada? Oder den Sänftenträgern? Warum soll ich wichtiger sein als sie, dass ich so eine Ehre erhalte?" fragte er völlig aus der Bahn gebracht.


    Es war wohl kaum anzumerken, dass eben jene angesprochenen Sänftenträger und die anderen Begleitsklaven alle direkt daneben standen und für jedes Wort die Ohren spitzen würden, warum laut ihrer domina Hephitios, der Neue unter ihnen, besser sein solle als sie alle zusammen.

    Der Sklavenjunge beäugte interessiert seine Herrin, als sie die Statuette des Poseidon kaufte. Ein wirklich schön gearbeitetes Stück!


    Bei den Federn und Pergamenten musste Hephitios wieder an jene Zeit im Garten denken, als sie zusammen Homer rezitiert hatten. Was war das doch aufregend gewesen! Wann wohl sein Schreib- und Leseunterricht beginnen mochte?


    Jedenfalls folgte er hinterher Flora zu diesem "Lieblingsplatz" von dem sie da gesprochen hatte. Was es wohl sein mochte? Ein Garten? Ein Park? Der Tiber?

    Beim Drängeln und Gewusel der vielen fliegenden Händler konnte Hephitios gar nicht genug Augenpaare auf einmal haben, um sicherzustellen, dass seiner Herrin auch ja nichts abhanden kam.


    Sie umringten sie wie die Fliegen, doch zum Glück wusste sich Flora zu helfen.


    Als sie dann den Sklaven fragte welches Parfum wohl am besten wäre, sagte er sofort: "Sandelholz".


    Hephitios hatte nämlich keine Ahnung was bei allen Göttern nur Jasmin sein mochte.