Beiträge von Titus Quintilius Canus

    In Ruhe lauschte Canus wieder den Worten des Aedituus. Es gab tatsächlich eine Menge Möglichkeiten, Venus' Gefallen zu finden. Der Quintilier war froh, dass ihm derart viele Möglichkeiten aufgezeigt wurden - es wurde auch kein großes Gerede aus den Kosten gemacht, jedenfalls grob. "Je nachdem, was zumindest ein großes Opfer abseits einer Opferties an Kosten verursachen würde, käme dies unter Umständen tatsächlich in Betracht. Immerhin muss ich gestehen, dass ich mir des Zeit- und Personalaufwandes nicht ganz im Klaren bin," antwortete der Soldat in zivil. Sicher, den Rat mit den täglichen kleinen Trankopfern würde er beherzigen, dies fraß weder Zeit noch Kosten und war für ihn auch innerhalb seines Dienstes machbar. Doch er hatte das Gefühl, als ob dies nicht unbedingt genug war. Aus diesem Grunde wollte er eben in Erfahrung bringen, welche Kosten in Bezug auf das Tempelpersonal beziehungsweise die Verwaltung auf ihn zukommen würden. Dann konnte er sich immer noch entscheiden.


    Allerdings zeichnete sich auch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ab und Canus nickte dankbar, als der Iulier erwiderte, dass er wohl nicht sehr viel mehr tun konnte als schlichtweg für seine Schwester da zu sein. "Danke, Iulius Caesoninus. Ich weiß diese Worte durchaus zu schätzen. Ich muss auch zu meiner eigenen Überraschung gestehen, dass ich tatsächlich gar nicht so sehr auf meine Rechte als nächster männlicher Verwandter meiner Schwester bestehe. Ich hätte gedacht, dass ich diesbezüglich eine größere Vorsicht an den Tag legen würde. Doch tatsächlich habe ich mich innerlich dazu entschieden, meiner Schwester eine relativ freie Hand zu überlassen, was diese Verbindung mit ihrem Verlobten angeht. Ich hatte schlichtweg das Gefühl, als ob mir aufgrund meiner langen Abwesenheit kein allzu großes Mitspracherecht zustehen würde," erklärte der Quintilier. Sicher, in jeder Familie wurden solche sittlichen Dinge etwas anders gehandhabt, doch es wunderte ihn selbst, dass er in dieser Hinsicht derart liberal handelte.

    Wieder einmal relativ langweiliger Dienst am Stadttor - es war eintönig, aber in der Regel auch ereignislos. Alles hatte eben seine Vor- oder Nachteile. Nachdem nur sehr kurz eine Art Ruhe eingetreten war, erreichte ein Reisewagen schließlich den Wachposten. Abermals war der zuständige Optio sonstwo, die Ablöse nutzte gerade die Zeit zum Ruhen und so war Canus abermals am Tor mit einem weiteren Miles eingesetzt. Wieder einmal hatte er die übliche Wette verloren - er sollte nicht mehr dem Glücksspiel frönen - und war für die Gespräche zuständig. Meist eine undankbare Aufgabe, gab es schließlich nicht allzu viel zu bereden.


    Nach dem allgemeinen Gebahren zu urteilen, war der Mann, der nun vor der Wache stand, scheinbar ein Sklave - oder irgendeine andere Art von Bedienstetem - wobei ersteres vermutlich am meisten Sinn machte. Aufgrund der gesamten Aufmachung ging Canus aber zunächst einmal davon aus, dass er es hier im Grunde mit einer Person zu tun hatte, die doch einen höheren Stand hatte als er. Gut, auf die Manieren achten. Kurz musterte er alle Beteiligten und einen Moment lag sein Blick auf den beiden Frauen, welche vom muskulösen Mann Hilfe beim Aussteigen bekommen hatten. "Salvete," grüßte er also zurück, nicht nur in Richtung des ihm unbekannten Parthers. "Die Namen, den Herkunftsort, Beruf, eventuell mitgebrachte Ware und viel wichtiger: Grund des Eintritts?" fragte er standardmäßig, wobei er aber versuchte eine nicht derart gelangweilte Stimmlage an den Tag zu legen, wie es ansonsten vielleicht der Fall war. Seine linke Hand ruhte auf dem Scutum, die rechte hing an ihm herab. Niemand bedrohte ihn, also kein Grund für irgendeine Art von Eskalationsstufe. Sein Kamerad beobachtete dabei den Reisewagen, versuchte irgendwelche Umstimmigkeiten ausfindig zu machen - eben die Aufgabe desjenigen, der nicht für die Gespräche zuständig war. Der Quintilier selbst musterte dabei den Parther, nachdem er die Augen von den Frauen lassen konnte - ein muskulöser Kerl, aber in dieser Hinsicht musste Canus ihm glücklicherweise in nichts nachstehen.

    Der Quintilier hatte die letzte Bekanntmachung der Kommandantur vor kurzem vernommen, so wie er auch vor kurzem erfahren hatte, dass er in seinem Contubernium nun tatsächlich der Dienstälteste war. Insgesamt hatte sich seine direkte und offene Art bezahlt gemacht, hatte bei den Vorgesetzten Anerkennung gefunden - bisher jedenfalls.


    So traf er nun beim Officium des Praefectus Urbi ein, um zunächst nach beherztem Klopfen das Vorzimmer zu betreten. Er sollte sich für weitere Informationen bezüglich des angesetzten Nachtdienstes mit den Vigiles hier einfinden. "Salve," richtete er sich an den Mann, der hier im Vorzimmer seinen Dienst tat. "Quintilius Canus, Miles der Cohortes Urbanae, ich soll mich hier melden," grüßte er mit militärisch korrekter Haltung und rechnete gar nicht weiter damit, dass er den Praefectus persönlich sprechen würde - wahrscheinlich würde er alle weiteren Informationen hier erhalten. Immerhin ging es auch nur um ein Contuberium, keine allzu große militärische Teileinheit.


    Sim-Off:

    Mir wurde Sim-Off geflüstert, dass ich mich hier melden soll - ich habe nach Tiberius Verus einfach mal ein Vorzimmer eingebaut :D

    Was hier tatsächlich vor sich ging, das hätte der Quintilier sich nie zu träumen gewagt. Ein Irrer, der wohl aufgrund eines persönlichen Disputs irgendwelche anderen Leute als Christen betitelte, welche sich wiederum ziemlich auffällig verhielten und dahinter steckte eigentlich noch viel mehr, als er jemals hätte ahnen können. So kompliziert die Situation auch war, so einfach war sie nur in Canus' Augen: Irgendein privater Streit, der zu eskalieren drohte und ein paar Personen, die aus irgendwelchen Gründen ein eher negatives Verhätnis zu den Soldaten der Cohortes Urbanae hatten. Eigentlich nichts allzu ungewöhnliches auf dem Aventin, jedenfalls seiner Meinung nach.


    Leider aber spitzte sich das Gespräch zu und verlief ganz anders, als der Miles es sich hatte wünschen wollen. Und zu allem Überfluss meinten seine Gesprächspartner auch noch die Flucht ergreifen zu müssen, aber nicht ohne ihm zuvor mit einer handvoll Blumen die Aufmerksamkeit zu rauben. Dies steigerte nun erst recht die Wut des Quintiliers, hatte er doch eigentlich keinen Grund gegeben, nun eine solche Maßnahme ergreifen zu müssen. Außer dass ihm die Wortwahl der Iunia missfallen war, hatte er keinen weiteren Grund zur Sorge gegeben. Aber nun war es ohnehin zu spät. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dieser hinterherzusprinten – schließlich war sie die letzte der Personen in seinem Blickfeld gewesen. Seine Kameraden schienen dabei den Rest der Gruppe zu verfolgen, doch wohin diese verschwunden waren, würde Canus vermutlich ewig ein Rätsel bleiben.


    Glücklicherweise gestatteten einige Passanten dem Urbaner den Durchgang, traten etwas zur Seite, nicht zuletzt aufgrund seiner lauten Rufe, die der Iunia Caerellia hinterherschmiss. Leider nur brachten diese nichts. Einigermaßen einfach war zu erkennen, dass sie an der nächsten Gabelung nach rechts abbog, weshalb es für ihn nicht sonderlich schwierig war ihr in die entsprechende Richtung zu folgen. Dann auf einmal schien sie jedoch für einen Moment verschwunden und Canus wurde etwas langsamer – geradeaus war nichts weiter zu sehen, die wenigen Passanten gingen ihren Tätigkeiten nach. Also richtete er seinen Blick in die Gasse rechts von ihm, während er die kurze Pause zum Durchatmen nutzte und erkannte wieder das fliederfarbene Kleid der Frau, die selbst nun auch langsamer wurde – denn es war eine Sackgasse. „Den Göttern sei Dank,“ murmelte der Quintilier für sich, atmete noch einmal tief ein und setzte sich wieder in Bewegung, um der Iunia in die Gasse zu seiner rechten zu folgen.


    Der Miles kam der Iunia näher und blieb schließlich stehen – mit etwas Distanz. Er atmete tief durch, doch anstatt sich etwas zu krümmen, baute er sich eher vor der jungen Frau auf. Er wollte Dominanz zeigen, denn das schlimmste was nun passieren konnte war, dass sie sich an ihm vorbeischob und abermals die Flucht ergriff. Das wollte er durch seine Körperhaltung lieber gleich unterbinden. Auf ihre Worte hin nickte er, musste einen kurzen Moment grinsen – besser hätte er es nicht ausdrücken können. „Nein, absolut nicht!“ zischte Canus sichtlich verärgert und er legte seine rechte Hand an den Knauf seines Gladius. Nicht etwa um dieses zu ziehen, aber er wollte so die Eskalationsstufe erhöhen, der Iunia deutlich machen, dass er einen weiteren Fluchtversuch gleich unterbinden würde... auch wenn er dafür vermutlich nicht seine Waffe eingesetzt hätte. Doch es sollte abschrecken. „Nenn' mir einen... oder am besten gleich mehrere gute Gründe, warum ich dich nicht abführen sollte?“ fragte er zunächst, musste daraufhin zunächst noch einmal durchatmen. Diese Verfolgung hatte doch Kraft gekostet. An den Custos der Iunia verschwendete er dabei keine Gedanken, hatte er den Mann bei diesem Tumult doch glatt vergessen. „Dir ist hoffentlich klar, Iunia Caerellia, wie dies nun für mich aussieht? Oder war es etwa die Angst vor einem Soldaten?“ scherzte er, denn er fand letzteres eher lächerlich und nicht als begründet an. Nichts desto trotz, auf die Erklärung war er nun tatsächlich gespannt, während sein Puls sich allmählich beruhigte.

    Allmählich hatte der Miles einfach nur noch die Nase voll. Er bekam immer mehr das Gefühl, als ob hier irgendwelche Spielchen mit ihm gespielt würden und es sich eher um irgendeinen Streit dieser Gruppe mit dem Irren und deren fiktiver Begleiterin handelte, als tatsächlich um irgendeine ernste Sache. Andererseits sorgte der Ärger in ihm aber auch dafür, dass der Quintilier irgendwie geneigt war den erhobenen Anschuldigungen zumindest ansatzweise Glauben zu schenken. In jedem Falle kam ihm an den beiden Frauen, dem Jungen und dem Custos – allen voran aber an der Iunia – irgendetwas nicht ganz richtig vor. Warum verhielten sie sich nur so unglaublich verdächtig?


    Die Aufklärung der jungen Frau über den Sinn hinter ihren Worten machte die Situation auch nicht gerade sehr viel besser. Der Quintilier seufzte leicht entnervt. Kinder waren einfach nur anstrengend. Warum hatte der Junge denn solche Angst? Er war nur hier um ein paar harmlose Fragen zu stellen und eigentlich nicht um sich reizen zu lassen. Aber es konnte natürlich auch an der Erziehung liegen, scheinbar waren dem Jungen nur Schauergeschichten über Soldaten beigebracht worden – es war für ihn jedenfalls nicht weiter von Belang. Auch konnte Canus irgendwo verstehen, dass die Anschuldigung, welche versehentlich über seine Lippen gekommen war, die Iunia sichtlich aufbrachte. Mit einem weiteren Seufzen steckte Canus zunächst wieder das Schreibzeug weg und wollte versuchen das Gespräch wieder in eine ruhigere Richtung zu führen, immerhin wollte er sich nicht vorwerfen lassen müssen, in solchen Situationen kein Fingerspitzengefühl zu haben.


    „Hör zu...“ begann er und richtete seinen Blick wieder auf die Iunia, als diese plötzlich ihre Stimme erhob, um die anderen zum Wegrennen aufzufordern. Doch noch bevor er wirklich reagieren konnte, hatte er plötzlich eine handvoll Blumen im Gesicht, was natürlich dafür sorgte dass er für einen Moment abgelenkt war – so schnell war die Abwehrreaktion mit seiner Rechten doch nicht mehr gewesen. Als er aber wieder klar sehen konnte und er seinen Blick schweifen ließ, konnte Canus von der Gruppe lediglich die Iunia in der fliederfarbenen Kleidung erkennen. Kurz richtete er seinen Blick in Richtung seiner Kameraden, welche die Situation scheinbar auch nicht derart schnell erkannt hatten – sie setzten sich in Bewegung, bogen ab, wohl um den größeren Teil der Gruppe zu verfolgen. Canus hatte nicht erkennen können, wohin diese verschwunden waren.
    Die Iunia jedenfalls war nur allein auszumachen. Also entschloss Canus, sich in Bewegung zu setzen. Wenn dies nun kein Beweis irgendeiner Schuld war, dann wusste er auch nicht weiter. Er nahm das Scutum nah an seinen Körper und die Ausrüstung wog schwer, doch abseits von repetetiven Übungen in der Castra, war all das Training nun doch einmal zu etwas nütze. Sein Vorteil hierbei war auch, dass die Iunia es ihm durch das Anrempeln mancher Passanten einfacher gemacht hatte, an diesen vorbeizukommen. „BLEIB STEHEN!“ brüllte er, als er ihr hinterher rannte. Allzu viel dachte er gerade nicht nach, es war schlichtweg der Drill, der nun einsetzte. Und auch wenn es keine Beweise dafür gab, dass sie sich irgendetwas schuldig gemacht hatte, so war ihr Wegrennen Grund genug, sie zu verfolgen. Wenigstens brauchte er sich auch nicht allzu viele Gedanken darum zu machen, von Passanten aus dem Konzept gebracht zu werden – er war trainiert genug, nicht allzu viel Acht geben zu müssen und seine Ausrüstung trug ebenfalls zu der Masse bei. „Ich habe deinen Namen, stehenbleiben!“ brüllte er ein weiteres Mal. Vermutlich eine schlechte Drohung, würde der Name vermutlich falsch sein und selbst wenn nicht: Eine solche Person konnte vermutlich sonstwo untertauchen. Wenngleich die Distanz zwischen den beiden nicht größer wurde, er hoffte doch auf etwas Glück bei der Verfolgung der jungen Frau.

    Zunächst einmal lauschte Canus den Worten des Dieners der Venus in Ruhe, tatsächlich viele Möglichkeiten - vor allem solche, die für ihn nicht in Betracht kamen. Aber das konnte der Iulier nicht wissen, darüber würde der Quintilier ihn schon aufklären müssen. Dies tat er auch, nachdem er kurz geschmunzelt hatte. "Nun, der Dienst an der Venus ist sicherlich ehrenvoll, aber ich habe mein Leben bereits in den Dienst des Reiches gestellt," erwiderte Canus zunächst, ehe er auf die Opfergaben und andere monetäre Möglichkeiten der Ehrerbietung der Göttin zu sprechen kam: "Und aus genau diesem Grunde ist es mir leider nicht vergönnt, allzu viele Sesterzen in Kunstwerke, geschweige denn Bauwerke zu versenken - um es mal so lapidar auszudrücken. In dieser Hinsicht würde sich für mich wohl nur ein klassisches Opfer anbieten. Was ist es denn genau, was der Venus gefällt? Knoblauch beispielsweise, nicht wahr? Aber sei unbesorgt, es ist nicht nur das, was ich mir leisten kann," versicherte er. Es würde sicherlich nicht viel sein, doch zumindest in ein anständiges Opfer wollte er dann doch investieren - er war sich nur nicht sicher, ob sie ein bestimmtes Opfertier bevorzugte.


    Bezüglich der Wiedergutmachung, die er für seine Schwester angedacht hatte, hob er kurz abwehrend die Hände. "Verzeih' mir verehrter Aedituus, doch du scheinst mich missverstanden zu haben. Noch ist sie nicht verheiratet, jedoch verlobt. Noch gehört sie der Gens Quintilia an und ich bin ihr nächster männlicher Verwandter. Eben auch aus diesem Grunde möchte ich nicht zu viel Zeit verstreichen lassen. Zukünftig, wenn denn ihre Hochzeit mit dem ihr verbundenen Mann stattgefunden hat, ja dann... ich möchte eigentlich gar nicht an diesen Tag denken, würde es sich doch irgendwie wie ein Verlust anfühlen, doch dann ist mir klar, dass sie unserer Familie nicht mehr derart verpflichtet sein wird. Doch ich gönne es ihr, diese schwierige Zeit hatte schon lang genug angedauert. Die Sicherheit und Geborgenheit sei ihr dann vergönnt. Und ich versichere dir dass ich bereits jetzt, so es denn mein Dienst zulässt, ich jeden freien Tag damit verbringe für sie da zu sein, so sie denn Zeit hat, anstatt den Frauen und dem Wein hinterherzujagen. Zumal ich auch bisher gar nicht derartig viele Kontakte in Rom knüpfen konnte." Ein kurzes Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. Es war deutlich, wie sehr er an seiner Schwester hing und dass die früher oder später bevorstehende Hochzeit ihm doch irgendwo wehtat, würde sie dann anderweitig verpflichtet sein. Doch es war genauso offensichtlich, dass er nur das Beste für seine Schwester wollte.

    Tatsächlich? Eine Frau, welche nun verschwunden war, hatte die Anschuldigung gegenüber den Beteiligten hier erhoben? Die Frau ließ ihren Blick schweifen, stellte dabei auch fest, dass diese fiktive Person verschwunden war. Canus seufzte kurz, senkte für einen Moment seinen Blick und richtete ihn dann wieder auf die ihm unbekannte Iunierin. „Soso, eine Frau, die spurlos verschwunden ist? Aber... wie dem auch sei, dieser Mann dort hinten, hat uns gegenüber die Anschuldigung erhoben,“ erwiderte der Miles und deutete mit einem Nicken kurz in die Richtung, aus der er gekommen war. Es war ihm im Endeffekt auch egal, ob diese Frau wirklich existierte oder nicht. Sie hatten einen Zeugen, das genügte ihm erst einmal und eine Entscheidung in dieser Angelegenheit oblag ihm ohnehin nicht. Es war glücklicherweise nur seine Aufgabe, alle nötigen Informationen aufzunehmen und diese den entsprechenden Stellen zukommen zu lassen. Schließlich aber runzelte er wieder die Stirn und schüttelte den Kopf. Angst vor ihm? Er erfüllte hier nur seine Aufgabe, aber kommentierte dies nicht weiterhin, um die Situation nicht in eine unnötige Richtung eskalieren zu lassen. Wobei Angst natürlich schon irgendwie verdächtig war.


    Viel wichtiger war nun aber, dass die Iunerin ihren Namen nannte. Dies nahm der Miles nun auch zum Anlass, um aus seiner Gürteltasche das Schreibzeug hervorzuholen und sich zumindest rudimentäre Notizen zu machen – wobei er seinen linken Unterarm auf dem Scutum abstützte. Wenigstens fügte sie noch an, dass sie sich über die unwahrscheinlichen, wenn auch möglichen, Konsequenzen bewusst war – ein Anfang. Und auch ihren Custos stellte sie kurz vor, damit war dann auch die Funktion dieses Fremden geklärt. Schließlich aber richtete er seinen Blick auf die andere Frau, die sich und ihren jüngeren Bruder schließlich vorstellte, wobei dessen Kommentar ihn kurz schmunzeln ließ. Für den Moment notierte er sich alles in einfacher Art und Weise.


    Was Caerellia dann aber an den jungen Appius richtete, vernahm der Miles und er wusste genau, was sie damit bezwecken wollte – jedenfalls glaubte er das. Dass sie damit eigentlich nur Canus' Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken wollte, das durchschaute er nicht, warum hätte er dies auch vermuten sollen? Sie hatte jedenfalls erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Denn der Quintilier blickte die Iunierin ein wenig verstimmt an. „Sag' mal, hältst du mich eigentlich für dämlich?“ erwiderte er zunächst ein wenig schroff und durch die Art und Weise, wie sie sich gerade verhielt, fiel es Canus auch ein wenig leichter, seine üblichen Umgangsformen einer jungen Frau gegenüber für den Moment zu vergessen. „Leider steht es euch Christen ja nicht auf die Stirn geschrieben, was ihr eigentlich seid,“ meinte er und verengte dabei für einen Moment seine Augen, ehe er sich für einen Moment auf die Unterlippe biss. „Verzeih'. Dies sollte keine Anschuldigung sein... im übrigen, Quintilius Canus,“ fügte er dann an und nannte seinen Namen um sich quasi für diesen Fauxpas zu entschuldigen. Er hatte nur aus kurzem Ärger heraus diese Anschuldigung als bewahrheitet angesehen, das hätte ihm eigentlich nicht passieren dürfen, das war unprofessionell. „Aber dennoch, hüte deine Zunge. Denn was einem Christen vielleicht nicht anzusehen ist, lässt sich auch mit anderen Mitteln aus ihm herausholen! Also pass' auf, wie du über einen Mann im Dienste des Kaisers sprichst. Außerdem... diese Opfergaben,“ fügte er an und deutete mit seiner Hand kurz darauf. „Das kann auch alles nur Ablenkung sein. Ich muss gestehen, gerade bei dir bin ich geneigt, das Ganze eingehender zu überprüfen.“ Raunte er nun in Richtung von Iunia Caerellia. Sie hatte definitiv ihr Ziel erreicht, Scaevina stand auf jeden Fall nicht mehr in seinem Fokus. Und sicher hatte die Iunia den Miles nicht beleidigt oder dergleichen, aber ihre Art kam ihm dennoch etwas... merkwürdig vor, jedenfalls wollte er sich das nicht unbedingt gefallen lassen, nicht mehr als nötig.

    Der Quintilier musste für den Moment schmunzeln, denn die Antwort des Iuliers ließ offensichtlich werden, wie ungenau er sich gerade eigentlich ausgedrückt hatte. "Verzeih' mir, dies sind einfach Angelegenheiten... mit welchen ich nicht derart vertraut bin. Eben aus jenem Grunde bin ich ja hier, was genau kann ich tun? Sicher, ein Opfer, um für Hilfe für meine Schwester zu bitten, daran habe ich offensichtlich auch schon gedacht. Aber auch hier bin ich nicht unbedingt im Bilde, was sich anbieten würde," begann er zunächst einmal zu antworten und hoffte darauf, dem Aedituus somit etwas offensichtlicher zeigen zu können, was eigentlich seine Intention war.


    "Und... ja, bezüglich einer Entschädigung für das, was ich tat, auch hier hätte ich abseits des eigentlichen Grundes meiner Anwesenheit gerne eine Hilfestellung. Ich habe zwar schon in Aussicht gestellt mich an den Finanzen der Familie zu beteiligen, was ich auch gewiss tun werde. Aber es ist so dermaßen... materiell, es fühlt sich einfach nach... nicht genug an, verstehst du was ich meine? Verzeih' auch hier wieder meine Ungenauigkeit, aber wie du merkst: Ich benötige Rat." Und dem etwas peinlich berührten Lächeln Canus' nach zu urteilen, fiel es ihm auch sichtlich schwer dies so auszusprechen. Er hasste es einfach, wenn er sich so hilflos fühlte und sich jemand anderem anvertrauen musste, auch wenn dies eigentlich eine ganz banale Situation war - so sehr die Angelegenheit dem Quintilier auch am Herzen lag.

    Es war wahrlich eine undankbare Aufgabe, der der Quintilier hier nun nachgehen musste. So sehr er auch an den Vorwürfen des Mannes zweifelte, so musste er ihnen doch nachgehen und das schmeckte ihm gerade nicht. Canus betrachtete sich selbst zwar als guten Soldaten, aber Befragungen? Nicht unbedingt seine Stärke oder zumindest nicht sein Interesse. Viel konnte er an dieser Stelle vermutlich ohnehin nicht tun, außer auf die ein oder andere Art etwas Druck auszuüben. Und wenn die Anschuldigung doch stimmen sollte, so wäre vermutlich keiner der Beteiligten so dämlich gewesen, sich irgendwie weiter verdächtig zu machen. Alles in allem also ein recht überflüssiges Unterfangen, jedenfalls sah der Urbaner dies zunächst einmal so.


    Zwei Frauen, ein Junge und ein weiterer Mann, dem Anschein nach wohl ein Begleiter der Frauen. Die Anschuldigung des aufgeregten Fremden hatte dabei den Frauen gegolten, weshalb er auch eben diesen zunächst seine Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Eine der Frauen antwortete dem Miles schließlich auch und wies die Anschuldigungen zurück, betitelte den Kerl als verrückt und so wie dieser sich gab, war dies auch nicht unbedingt von der Hand zu weisen. Der Quintilier seufzte kurz, blickte einen Moment in die Augen der Frau mit der lavendelfarbigen Kleidung. „Verrückt, hm? Er wird euch hier nicht weiter belästigen, irgendeinen Tumult können wir nicht brauchen. Dennoch kann dies ja nicht von ungefähr kommen. Mit wem habe ich es eigentlich zu tun?“ wollte der Quintilier sich schließlich vergewissern, wen er hier vor sich hatte, als sein Blick dann aber auch die andere Frau traf. „Und du, hast du zu diesen Vorwürfen gar nichts zu sagen?“ sprach er zwar ein wenig schroff, aber dennoch neutral in Richtung der erklärten Freundin der ihm bisher unbekannten Iunierin. Auch überprüfte er mit seinem Blick kurz den Jungen und den männlichen Begleiter der Frauen, welche sich jedoch recht still verhielten. Aber sie waren auch nicht Gegenstand der Anschuldigungen gewesen, also hoffte Canus einfach nur, dass sie keinen weiteren Ärger verursachen würden.


    „Wem ich allerdings Glauben schenken sollte und wem nicht, das entscheide ich immer noch selbst,“ vorausgesetzt, es wurde ihm nicht befohlen, aber das musste er jetzt nicht unbedingt so aussprechen. So wollte er aber die Worte der Frau noch einmal aufnehmen, welche sich bisher als einzige geäußert hatte. Es widerstrebte ihm zwar so mit einer Frau zu sprechen, doch das musste er im Dienst wohl oder übel hinten anstellen. „Euch ist hoffentlich klar, was solch eine Anschuldigung, sollte sie denn stimmen, nach sich ziehen kann? Aus diesem Grunde: Die Namen.“ So wandte er sich nun an alle Beteiligten. Er wollte diese zumindest festhalten, falls sie in Zukunft doch noch einmal interessant werden sollten. Doch insgesamt bezweifelte er dies. Er bezweifelte auch, dass dieser Vorfall noch irgendwelche Konsequenzen nach sich ziehen würden – je nachdem, wie alle Beteiligten sich verhalten würden. Vor allem auch der aufgeregte Mann, der all dies erst ausgelöst hatte.

    Nun, es war zunächst einmal eine Erleichterung für Canus, dass der Aedituus ihn weder abwies, noch genervt war und schon gar nicht durchblicken ließ, dass er gerade besseres zu tun hatte. Entweder hatte der Quintilier gerade Glück oder sein Gegenüber war tatsächlich so ein angenehmer Zeitgenosse, wie es gerade zumindest schien. Dass dieser Diener der Venus dann fortfuhr, indem er Canus' eingerostetes Wissen über die Göttin Venus auffrischte, war vermutlich nicht verkehrt. Sicher, alles Dinge die er irgendwo wusste, aber so frisch im Gedächtnis hatten diese Informationen nochmal einen ganz anderen Stellenwert. "Nun, ich danke dir für diese kleine Auffrischung und am Willen soll es nicht scheitern, ich sehe es nur als Zeitverschwendung. Aber, wir werden sehen. Dass du dir diese Zeit nehmen magst, überzeugt mich schon fast," erwiderte der Quintilier zunächst relativ belustigt auf den Vorschlag des Iuliers bezüglich seiner eigenen Belange. Aber er wollte dann schließlich auch mit dem, für ihn, viel wichtigeren Thema weitermachen.


    "Es ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Nach vielen Jahren der Abwesenheit bin ich nach Rom zurückgekehrt und durfte feststellen, dass meine jüngere Schwester nun verlobt ist, soweit sicherlich positiv. Jedoch war sie vor dieser Verbindung schon in einer anderen, aus welcher der Mann sie aus bestimmten Gründen entließ. Nun ist es ebenfalls so, dass meine Familie in den Jahren meiner Abwesenheit von vielen Problemen geplagt war und es derzeit auch schwierig ist, meine Schwester jedoch stets der die starke Frau war, die alles zusammenhielt. Aus diesem Grunde möchte ich der Venus einen Dienst erweisen, damit sie die aktuelle Bindung meiner Schwester schützen und in eine gute Zukunft führen möge, hatte sie doch schon genug ertragen müssen. Verzeih' mir, wenn ich etwas ausschweifend wurde, doch ich möchte meine Schwester für all die Jahre meiner Abwesenheit entschädigen und würde alles dafür tun, verstehst du?" Sicherlich war er ausschweifend gewesen und hatte sich eventuell auch etwas blumig ausgedrückt, doch er wusste sich in solchen Angelegenheiten einfach nicht gut auszudrücken. Tatsächlich wusste seine Schwester auch gar nicht, dass er hier war - nicht dass er es geheim halten wollte. Doch es war eben eine spontane Entscheidung gewesen.

    Sollte Canus es vielleicht doch lieber für heute lassen? Eigentlich war er immer ein Mann gewesen, der seine Ziele klar verfolgte - doch vielleicht war es einfach besser, ein anderes Mal wiederzukommen. Vorbereitet, mit klaren Gedanken und klaren Wünschen, was er sich hier eigentlich genau erhoffte. Doch gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, hörte er eine Stimme und ordnete dieser der Bewegung zu, die er im Augenwinkel erkannte.


    Und tatsächlich! Genau eine der Personen, an die er sich hätte wenden können, hatte das Wort an den Quintilier gerichtet. Eine Erleichterung, jedenfalls für den Moment. "Salve, Iulius Caesoninus. Ich bin Quintilius Canus und..." er stoppte für den Moment, atmete durch und wandte sich erstmal vernünftig seinem Gesprächspartner zu. "Ich.. muss gestehen, dass ich Venus bisher weder übermaßen gedient, noch sie jemals um etwas gebeten habe. Ebenso muss ich gestehen, dass ich eher durch eine kurzfristige Entscheidung hierher gekommen und somit unvorbereitet bin, aber ich hoffe, dass du mir trotzdem Rat und vielleicht auch Anweisungen mit auf den Weg geben kannst." Vermutlich war dies nicht die beste Einleitung, doch Canus hoffte um das Verständnis seines Gegenübers.


    "Um noch etwas konkreter zu werden: Es geht hierbei auch gar nicht um mich. Zwar... bräuchte mein Leben in Bezug auf das andere Geschlecht sicherlich auch eine geordnetere Richtung, doch ich bin hier, um meiner Schwester zu helfen," fügte der Soldat, wenngleich in zivil, aber trotzdem mit disziplinierter Ausstrahlung, schließlich an. "Vorausgesetzt, dass ich dich gerade nicht bei der Ausübung deiner Pflichten störe."

    An sich war Canus schon ein religiöser Mensch, doch Venus? Mit ihr hatte er sich nie allzu sehr auseinandergesetzt, jedenfalls nicht mehr als es üblicherweise der Fall war. Sicher war dies auch für einen Junggesellen in seinem Alter noch merkwürdiger, doch das hatte schlichtweg seine Gründe. Und er war an diesem dienstfreien Tag auch nicht aus eigenen Beweggründen zum Tempel gekommen, viel mehr ging es ihm um seine Schwester. Eigentlich war es auch eher ein Zufall gewesen, dass er hierher gekommen war. Doch durch einen kleinen Schlenker auf seinem eigentlichen Weg, hatte er den Tempel erreicht. Ein wahrlich beeindruckender Bau, nach wie vor, war er doch schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr hier gewesen geschweige denn das Gebäude überhaupt betreten. Doch eben jenes war nun der Fall.


    Im Tempel angekommen ließ er seinen Blick schweifen, wahrlich prachtvoll, doch deswegen war er gar nicht hier zumal er nicht unbedingt ein Interesse an Architektur hatte. Sein Blick traf die ein oder andere Person und als jemand sich ihm näherte, holte der Quintilier Luft um denjenigen anzusprechen... doch er erkannte, dass es sich auch nur um einen Besucher handelte und dieser auch nur an ihm vorbeilief. Also ließ er wieder seinen Blick schweifen um jemanden auszumachen, der hier im Tempel eine gewisse Zuständigkeit hatte und ihm weiterhelfen konnte. Dabei sah Canus irgendwie verloren in diesem Gebäude aus.

    Streife. Eine beinahe alltägliche Aufgabe der einfachen Soldaten der Cohortes Urbanae hier in Rom. Aber Canus kam dies in der Regel recht. Durch die Straßen der Stadt zu streifen war in seinen Augen wesentlich angenehmer als in der Castra zu versauern. Sicher, dort gab es auch genügend zu tun. Aber jeden Tag Ausbildungsinhalte wiederholen, so wichtig Drill auch sein mochte? Nein, das war nichts für ihn. Jeden Tag in einem Officium versauern? Der Quintilier hoffte nur, dass man ihn niemals in solch eine Position schieben würde. Sicherlich machte er sich auch Aufstiegsgedanken, aber nicht in Richtung der Verwaltung oder Sanität. Er wollte schlicht und einfach Soldat bleiben und erwartete dabei keine Höhenflüge, die wollte er auch gar nicht. Glücklicherweise war es recht ruhig. Sicher war es auf dem Aventin nicht allzu schön, doch es war immer noch eine ganz andere Qualität als in der Subura – aber diesbezüglich hatte Canus ja schon eine Hiobsbotschaft erhalten, mehr oder weniger. Sicher würde in Zukunft der Dienst in der Subura genügend Gelegenheiten für Spannung mit sich bringen, aber dies ging natürlich mit bestimmten Gefahren einher.


    Doch gerade, als er diese Gedanken zu verfolgen versuchte, kam ein Mann auf die Gruppe Urbaner zu. Er schien sichtlich erregt und die Streife stoppte. „Ich... ich habe sie gesehen!“ begann der Mann zu stammeln, er war ein wenig außer Atem. Der Dienstälteste des Contuberniums verzog seine Augen und blickte den Fremden an. „Wen hast du gesehen?“ war schließlich die folgerichtige Frage. „Da vorn! Die jungen Frauen! Christen! Die eine hat von diesem... ihr wisst schon wen ich meine, gesprochen! Das sind diese verdammten Christen!“ erwiderte der Fremde ziemlich nebulös und deutete mit ausgestrecktem Arm, mit seinem Zeigefinger, auf eine Gruppe junger Frauen, die etwas weiter entfernt auf der Straße standen und sich unterhielten. „Ich habe sie zur Rede gestellt, doch sie leugnen es!“ fügte der etwas lebensältere Mann hinzu. Der Älteste des Contuberniums wandte sich an Canus und verdrehte dabei die Augen. „He, Canus, meinst du, dass du mit einer Gruppe Mädchen klar kommst?“ Dies führte dazu, dass der Quintilier wiederum sein Gesicht etwas verzog. „Toller Scherz. Ich schau' mir das mal an, aber nicht, wenn er hier mir die ganze Zeit dazwischen redet,“ erwiderte der Quintilier wenig begeistert und deutete kurz auf den fremden Mann, der allmählich seinen Atem wiedergefunden hatte. Der Dienstälte des Contuberniums nickte und wandte sich dann wieder dem Fremden zu, um dessen Anschuldigung aufzunehmen und sich seine Sicht der Dinge anzuhören, eine ebenso undankbare Aufgabe. Und während die übrigen Kameraden nun ihre Füße ein wenig schonen konnten, setzte Canus sich in Bewegung, um sich mit der Gruppe junger Frauen auseinanderzusetzen. Sicher, die Christen waren ein Übel. Doch das damit einhergehende Denunziantentum war ein ähnlich großes Übel.


    „Salvete,“ begrüßte der Quintilier die Frauen, als er bei dem Grüppchen ankam und sein Scutum vorsichtig auf dem Boden abstellte, um seine linke Hand darauf abzustützen. „Hat dieser Mann euch belästigt?“ fragte Canus und deutete kurz in die Richtung, aus der er gekommen war. Er wählte bewusst einen derartigen Einstieg in dieses Gespräch, doch er glaubte nicht wirklich daran, dass an den erhobenen Anschuldigungen wirklich etwas dran war. Warum auch? Nur weil jemand über das Christentum redete? In dem Falle könnte man vermutlich einen Großteil der Einwohner entsprechend strafen. Mit seinem Blick musterte er kurz jede der Frauen, eine ansehnlicher als die andere, doch dies sollte für ihn gerade weniger von Interesse sein.

    Der Quintilier nahm durchaus mit Freude zur Kenntnis, dass der Praefectus Urbi seine erneute Meldung abermals wertschätzte und seine Ansichten abermals teilte. Canus unterließ es das Nicken zu erwidern, immerhin wollte er in der Formation seine Haltung wahren. Doch das Nicken des Claudiers entlockte ihm ein kurzes Lächeln, kaum zu bemerken - Canus war froh, dass seine Meinung seitens einer so hochrangigen Person angenommen wurde.


    Es war dabei wohl selbstverständlich dass der Centurio hervorhob, dass entsprechend auf die Disziplin geachtet werden würde - immerhin lag es auch in seinem Zuständigkeitsbereich. Canus hoffte dabei nur kurz, dass dieser seine ehrliche Einschätzung nicht tadeln würde. Doch selbst wenn, so war der Miles wenigstens ehrlich gewesen. Einigermaßen stolz war er jedoch darauf, dass der Octavier die vor kurzem angesetzte Häuserkampfübung gegenüber dem Präfekten positiv erwähnte - ein guter Schachzug.


    Die Frage nach dem Budget seitens des Centurios war dabei keine schlechte, immerhin konnte sich so der ein oder andere sicherlich ein ungefähres Bild davon machen, was bei der neuen Station möglich war oder auch nicht. Jedoch nicht Canus, Geld interessierte ihn nicht sonderlich, er war ganz auf den militärischen Auftrag versteift. Doch da der Claudier schon nach jeder noch so kleinen Wortmeldung fragte, fiel Canus sogleich etwas weiteres ein: "Verzeih' mir, dass ich schon wieder meine Stimme erhebe, doch mir sind sogleich noch Gedanken gekommen, welche du sicherlich auch schon teilst: Es würde sicherlich Sinn machen, diejenigen, welche dieser Station zugeteilt werden sollen, vorab in der entsprechenden festgelegten Stärke als Streifen in diesem Viertel einzusetzen. Und da der Bau und die Einrichtung sicherlich etwas Zeit in Anspruch nehmen werden, würde diese Maßnahme schon dazu führen, dass die beteiligten Soldaten ihre Ortskenntnisse auffrischen und sich auch schon an die Besonderheiten gewöhnen. Sicherlich ist dies auch kein unbedingt ungefährliches Unterfangen, würde Verstärkung im Ernstfall ohne die bereits eingerichtete Station länger brauchen als ohnehin schon. Doch so würden die eingesetzten Soldaten nicht wie frisch geköpfte Hühner, blind in diesem Viertel umherirren." Damit wollte der Quintilier keineswegs die Wortmeldung des Centurio weniger wichtig machen und auch nicht die Fähigkeiten seiner Kameraden schmälern. Doch alles, was zum Erfolg dieses Auftrages führen würde konnte in seinen Augen nur eine Hilfe sein.

    Zunächst hatte Canus' Zurückhaltung in Bezug auf die Verehrung seinerseits von Seiten seiner Schwester schlicht den Hintergrund, als dass er sich für seine lange Abwesenheit schämte - auch wenn er diese Scham nicht allzu offensichtlich zeigte, sie lediglich in Worten auszudrücken vermochte. Stärke zeigen, das war nun wichtig, nicht zuletzt aufgrund des Zustandes der Familie. Andererseits war er wahrlich nicht stolz auf so manche Dinge, die er in all diesen Jahren getan hatte - doch dieses Thema wollte er bewusst erstmal beiseite lassen. Nun sollte es um Valentina gehen. Ihr Bruder wollte ihr zuhören, für sie da sein, ihr die Gelegenheit geben, dass sie sich all ihr Leid von der Seele reden konnte. Vielleicht war dann irgendwann Zeit für seine Geschichten, seine Erlebnisse. Verschweigen wollte er sie nicht, nein, auch wenn er sicherlich in Sorge darüber war, wie Valentina reagieren würde. Doch er wollte die schlechte Situation nicht sofort mit schlechten Geschichten noch viel unerträglicher machen.


    Viel mehr interessierte den älteren Bruder dabei auch eher die Geschichte, wie Valentinas vorherige Verlobung ein Ende gefunden hatte und die neue Bindung an einen Mann wiederum entstanden war. Dass diese beiden Ereignisse so sehr miteinander zusammenhingen, das hätte er nicht gedacht. Doch so traurig diese Geschichte auch war, so sehr brachte ihn die Beschreibung dieser unwahrscheinlichen Begebenheit doch für einen Moment zum Schmunzeln. Als dann noch die Geschichte um diese Ziegen herum dazu kam, konnte er sich ein leises, kurzes Lachen einfach nicht verkneifen.


    "Nun, was mit... Serapio passierte, ist sicherlich sehr schade. Aber dies kann wohl passieren, wenn man sich an einen Mann in des Kaisers Diensten bindet," begann Canus zunächst, wenngleich er seiner Schwester damit absolut keine Angst in Bezug auf ihn selbst machen wollte - immerhin hatte sich Valentinas Bruder auch für die Militärkarriere entschieden. "Dennoch, so schade all dies sicherlich auch ist, es ist ein nobler Zug seinerseits gewesen, dass er sich aus der Verlobung entlassen hat," gab der Quintilier mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen zu. Er war froh, dass dies auf diese Art und Weise geendet hatte. Ein angenehmerer Schritt, als beispielsweise der Tod eines geliebten Menschen - wenngleich dennoch nicht schön. "Und... mir ist klar, dass du da hinterher musstest," meinte Canus sichtlich amüsiert in Bezug auf die Ziegengeschichte, was ihm abermals ein Grinsen entlockte. "Es ist schön zu wissen, dass du dich in all den Jahren nicht verändert hast." Diese Tatsache ließ ihn wiederum lächeln. All dies waren Gefühlsregungen, die auch nur Valentina ihm entlocken konnte. Ob sie dies eigentlich wusste? Doch dann wollte er ein wenig ernster werden, zumindest das Thema etwas ernster werden lassen. Immerhin machte er sich Gedanken um Valentina und um ihr Wohl. "Aber sag' mir, ohne dass ich misstrauisch klingen möchte: Was tut er, um für dich sorgen zu können? Sicherlich steht mir diese Neugier nicht zu, doch nach all den Jahren der Entbehrungen hast du ein gutes Leben verdient. Ich würde mich auch sehr freuen, ihn beizeiten mal kennen zu lernen. So die Götter und mein Dienst es denn zulassen." Recht glücklich blickte er seine Schwester an, auch die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. Sicher, es waren keine einfachen Zeiten, doch zumindest für seine Schwester gab es einen Lichtblick. "Übrigens... ich habe die letzten Wochen meinen Sold gespart. Versucht, ihn nicht dermaßen in Wein zu investieren. Ich... weiß ja nicht genau, wie es um die Finanzen der Gens steht, doch ich möchte meinen Beitrag leisten."

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Edit: Natürlich bin ich räumlich sowieso schonmal außen vor, da ich sim-on ja nicht in Rom beheimatet bin. Aber vielleicht ist es euch ja eine Anregung. 8)


    Tatsächlich eine gute Anregung! Gegen ein gutes Würfelspiel ist auch nichts einzuwenden ;)


    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Titus Quintilius Canus
    Sehr cool von dir, dann werde ich mich daran machen für dich ein Schachspiel herzustellen. ;) :dafuer:
    Wirst du Gimp, oder Photoshop benutzen?


    Also ich nutze paint.net - reicht für das rudimentäre Zuschneiden von Bildern und das Erstellen von Karten :D Dürfte auch ok sein, oder? Wenn nicht lade ich mir gimp mal wieder runter.

    Moin!


    Ich bin durch Zufall auf diesen Post aufmerksam geworden und hätte auch deutliches Interesse, auch wenn der Post schon etwas älter ist :)


    Im Grunde verstehe ich auch die Idee rund um die entsprechende Grafikdatei zum Spielen, aber diese für mich zu erstellen, dazu wäre ich vermutlich nicht im Stande. Diese zu bearbeiten, das sollte wohl kein Problem sein.


    Ich wäre definitiv daran interessiert eine Partie zu wagen, wobei man noch kurz klären müsste, wie es Sim-On dazu kommt - wohl wahrscheinlich durch Zufall :D

    Ja, der Quintilier war ob seiner eigenen Wortmeldung doch einigermaßen nervös gewesen - doch in dieser Hinsicht war er niemand, der seine eigenen Entscheidungen allzu lange im Voraus überdachte. Canus handelte lieber. Doch der Praefectus Urbi reagierte tatsächlich positiv, registrierte den Miles sogar direkt. Kurz überlegte Canus, ob er seinen eigenen Namen in den 'Raum' werfen sollte - aber dies unterließ er ohne Nachfrage dann doch, das wäre selbst für ihn zu viel des Guten gewesen. Am wichtigsten war jedoch: Der Präfekt teilte die Einschätzung des Quintiliers, dies hätte wohl auch den hartgesottensten Kerl irgendwo stolz gemacht.


    Die nächste Meldung kam schließlich vom Centurio. Canus nahm sie zur Kenntnis, richtete seine Augen kurz auf den Offizier. Ähnlich wie der Praefectus teilte der Quintilier nicht unbedingt die Meinung des Octaviers. Er wusste selbst nicht warum, aber seinem eigenen Gefühl nach wäre eine 'zu starke' Befestigung der Anlage eher zum Nachteil der hier stationierten Truppen, jedenfalls von einem psychologischen Gesichtspunkt aus gesehen, bezüglich der Außenwirkung. Doch insgesamt hatte ohnehin jede Vorgehensweise ihre Vor- und Nachteile, vielleicht hatte der Octavier doch die bessere Einschätzung - immerhin hatte er auch eine deutlich höhere Stellung. Viel interessanter war nun aber die nächste Frage des Claudiers: Die Gestaltung des Streifendienstes selbst. Eine wichtige Frage und die Ausführungen des Präfekten, warum diese so wichtig war, waren auch nicht von der Hand zu weisen.


    "Die einfachste Möglichkeit wäre wohl die personelle Verstärkung einer jeden Streife im Gegensatz zu weniger problematischen Gebieten der Stadt, eventuell leicht über die eines Contubernium hinaus. Zudem... wäre wohl eine weitaus militärischere Ausstrahlung, das Besinnen auf in der Ausbildung vermittelte, grundlegende Inhalte sicher hilfreich. Es ist sicher kein Geheimnis, dass mit der Ausübung des Dienstes an weniger problematischen Orten, auch die militärische Ausstrahlung mitunter leiden kann." Dies waren die einzigen zwei Punkte, die dem Quintilier auf Anhieb einfallen wollten. Allerdings drückte er diese mit einem weniger nervösen Gefühl und auch mit deutlicher Ehrlichkeit aus, was nicht zuletzt der offenen Haltung des Praefectus Urbi geschuldet war.

    Der Quintilier hatte nicht einmal den Ansatz eines Grundes anzunehmen, dass es bei dieser Frau und dem kleinen Mädchen irgendwelche Probleme geben würde - dementsprechend gelangweilt war er auch. Bei der Nennung ihres Passiergrundes und wen sie überhaupt zu besuchen gedachten, beugte Canus sich kurz ein wenig mehr über sein Scutum vor, auf welchem er sich mit dem linken Unterarm abstützte, und nickte kurz. Durchaus ein Name, den man als Soldat in Rom kennen sollte. Und warum sollte es auch gelogen sein?


    "Na dann rein mit euch," brummte der Urbaner und richtete seinen Blick kurz auf die Tochter. "Und immer schön bei der Mutter bleiben, in Rom kann man sich schnell verlaufen!" Tatsächlich war dies nur ein guter gemeinter Rat gewesen, er hatte dem Mädchen keine Angst machen wollen - aber dafür hatte er vermutlich den falschen Tonfall gewählt.