Nein, Canus hätte seine Schwester niemals für das verurteilt, was sie ihm gerade erzählt hatte. Niemals hätte er ihr vorgeworfen noch keinen Mann für's Leben gefunden zu haben, niemals hätte er ihr die schlechte Situation der Familie vorgeworfen, für sie die sicher nichts konnte - gegen welche sie viel mehr mit aller Kraft anzukämpfen versuchte. Er kannte seine Schwester, auch wenn sie sich lange nicht gesehen hatten und er war sich absolut sicher, dass sie ihr bestes tat und das erst zuletzt für sich selbst.
Kurz nickte er auf ihre Worte hin und versuchte ihr Lächeln zu erwidern, was jedoch nach all den schlechten Nachrichten eher gequält als alles andere wirkte. "Ja, das ist alles was zählt," kam es leise über seine Lippen und er hatte inständig gehofft, dass es Valentina besser ergangen war.
Doch ihm war schließlich die Frau aufgefallen, die sich noch als seine Nichte herausstellen sollte. Für eine Sklavin, irgendeine Bedienstete, schien sie allerdings viel zu neugierig und glücklicherweise klärte seine Schwester die Situation auch gleich auf. Er lauschte zunächst den Worten von Pina, deren Namen Canus gerade durch seine Schwester erfahren hatte, und musterte sie für einen Moment. Ein leichtes Lächeln lag dabei auf seinen Lippen, er wollte einen einigermaßen vernünftigen Eindruck machen und durch die Worte seiner Nichte erkannte er, dass es wohl wirklich schlecht um die Familie stand, wenn Valentina mit ihren beiden Nichten alleine über die Runden hatte kommen müssen.
"Jetzt nicht mehr," erwiderte Canus auf die Worte seiner Nichte hin als diese meinte dass sie dachte, dass sie allein zu dritt hier in Roma gewesen wären. Dabei wusste er gar nicht um all die negativen, misstrauischen Gedanken seiner Nichte, die er ansonsten beiseite zu wischen versucht hätte. "Ich... weiß nicht was Valentina dir alles erzählt hat, aber ich bin nun wieder da um sie endlich wieder zu unterstützen. Hätte ich gewusst, wie es um die Familie steht, wäre ich wesentlich früher wiedergekommen," versuchte er sich gleich zu rechtfertigen, denn dass es schlecht um die Quintilier stand war sicherlich auch seiner Nichte bewusst. Langsam richtete er seinen Blick wieder auf seine Schwester und blickte ihr in die Augen. "Haben wir etwas Wein?" fragte er leise, denn den konnte er gerade tatsächlich ein wenig gebrauchen. All diese Eindrücke, dazu gleich die neue Bekanntschaft eines bisher eher unbekannten Familienmitgliedes... das war doch alles etwas viel, selbst für ihn, der auch viel hatte durchmachen müssen.