Beiträge von Titus Quintilius Canus

    Der weitere Marsch unter Kommando des Praefectus Urbi war tatsächlich nicht allzu lang gewesen, bis der Befehl zum Stopp kam. Die Formation hielt, so auch Canus. Er mochte diese Märsche in Formation ja, diese Einheit, die Synchronität - erreicht durch wieder und wieder vollzogene Übung. Warum hatte er sich nur nicht früher für den Dienst gemeldet? Eine absolute Erfüllung. Doch trotz all dieser positiven Gefühle galt diese Begehung einem ganz anderem Zweck, als dem persönlichen Gefallen des Quintiliers. Da er weiter vorne stand, fiel es ihm auch nicht schwer den Ausführungen des Präfekten zu lauschen und in Canus' Augen klang alles recht schlüssig, wennbei er bei der offenen Frage des Claudiers zunächst schwieg - glücklicherweise ergriff der Centurio das Wort. Zwar wäre dem Miles das ein oder andere in den Sinn gekommen, doch seine Stellung gab es schlichtweg nicht her, als Erster das Wort zu ergreifen. Dies war tief in ihm verankert.


    Vor allem die Ausführungen des Centurio waren dabei Gold wert und da er gerade nichts anderes zu tun hatte stellte Canus mit Genugtuung fest, dass der Praefectus Urbi die genannten Aspekte tatsächlich aufnahm. Doch auf die Frage des Claudiers hin, welche wohl eher an den Centurio gerichtet gewesen war, überlegte der Quintilier kurz. Er atmete tief durch, ihm kamen Gedanken in den Sinn, doch sollte er sie äußern? Sicher stand ihm dies nicht zu. Doch der Präfekt hatte schon zuvor eine Frage offen an alle Soldaten, gestellt und er hatte die einfachen Soldaten nicht ohne weiteres übergangen, sie wie schlichte Handlager behandelt, auch wenn sie dies im Endeffekt waren. So fasste der Quintilier seinen Mut, wenngleich nicht allzu viel davon nötig war, denn was hatte er auch zu verlieren? Er hatte bereits viel schlimmes erlebt, war auch einige Jahre älter als viele seiner Kameraden und nicht mehr derart von Autorität und Stellung eingeschüchtert.


    "Ich würde, abseits vom Gebäude selbst, nur in den vorderen Bereich hin, von uns aus gesehen, eine Befestigung mit Tor sowie Vorhof empfehlen," begann der Quintilier nun also laut seine Ausführungen aus der vordersten Reihe der Formation. "Eine Befestigung um das gesamte Gebäude herum würde einerseits zu viel nötigen Platz einnehmen, als auch eine eher abschreckende als integrierende Wirkung in diesem Viertel erzielen. Vor allem wenn es zu drei Seiten Tore mit Wachposten gäbe. Im unwahrscheinlichen Falle eines Angriffes, durch wen oder was auch immer, könnte über diesen Vorhof eine schnelle und effiziente Sicherung eingerichtet werden, bis Verstärkung von der Castra eintrifft. Aber aus eben jenem Grunde würde ich wiederum, aufgrund der Sicherung, auch darauf achten, dass es im Erdgeschoss zu den beiden ungesicherten Seiten hin keine Möglichkeit des unmittelbaren Zugangs zum Gebäude gibt." Damit wollte Canus an die Gedanken des Centurios anknüpfen und dessen Gedanken über ein Zusammenleben statt eines Aneinandervorbeilebens aufnehmen. Auch war ein Zugang, eine Befestigung, leichter zu sichern als dies eben zu drei Seiten hin der Fall war. Doch nachdem der Klang seiner Stimme erloschen war, machte sich der Quintilier eben doch Gedanken darum, wie dies auf den Centurio und vor allem auch den Praefectus Urbi wirken würde. Als Aufmüpfigkeit eines einfachen Untergebenen, der einfach keine Ahnung haben konnte? Auch wenn er dies nicht hoffte, er rechnete damit. Und auch wenn er sich einreden wollte keine Furcht vor den Konsequenzen dieser Meldung zu haben, so sehr erkannte er auch, dass er sich in dieser Hinsicht selbst belog.

    Nein, es stand Canus trotz aller Gepflogenheiten sicherlich nicht zu, Valentina ihr Glück verwehren zu wollen. Die widrigen Umstände, in welcher sich die Familie befand, waren alles andere als einfach - doch Valentina hatte im Gegensatz zu allen anderen stets versucht, das Beste daraus zu machen. Und dies bis hierhin durchaus mit Erfolg, jedenfalls war dies seine Ansicht. Er hatte einfach kein Recht der Welt, ihr das Leben auch noch schwerer machen zu wollen. In der Hinsicht war er mehr fürsorglich als kontrollierend und es war für ihn ohnehin ein merkwürdiges Gefühl, wieder den großen Bruder abzugeben. Sicher, er war immer ihr Bruder gewesen und hatte sich ihr stets verbunden gefühlt. Doch es war nun an ihm, auch mal etwas zu tun. Dennoch war er glücklich darüber, dass ihr seine Meinung so wichtig war - in dieser Situation absolut keine Selbstverständlichkeit. Aus diesem Grunde lächelte er, als sie seine Hand ergriff und Canus drückte sanft zu.


    "Nun, es ehrt mich, dass meine Meinung ein solches Gewicht für dich hat. Doch solange ich kein drohendes Leid erkennen kann, mag meine Meinung nicht gegen deine stehen," versicherte der Urbaner noch einmal ausdrücklich und untermauerte diese Aussage mit einem Lächeln. "Sicher ist es nicht einfach die Situation unserer Familie in Worte zu fassen, geschweige denn vermeintlich Fremden gegenüber. Doch mit Ehrlichkeit an solch eine Sache heranzugehen ist in meinen Augen die beste Taktik. Du hast richtig gehandelt," fügte Canus hinzu und nahm dabei die Tatsache, dass sie bereits mit einem anderen Mann aus der gleichen Gens verbunden gewesen war, erstmal hin. Jedenfalls wollte er dies. Doch seine Neugier war zu groß. "Was... ist denn geschehen?" fragte er also vorsichtig, mit etwas leiserer Stimme, diesbezüglich nach.


    Ein Lächeln zeichnete sich auf Canus' Lippen ab, als ihre Schwester von diesem Mann erzählte. Nicht etwa weil dies für ihn persönlich gut klang, weil ihm diese Beschreibung besonders gefiel, sondern weil sie diese Worte mit einer solchen Freude aussprach, dass es ihn selbst einfach erfreute. "Stell dich selbst doch nicht in ein schlechtes Licht," erwiderte er aber zunächst und blickte seine Schwester für einen Moment mit gespielt strafendem Blick an. "Du hast selbst so viele Vorzüge, die dieser Mann scheinbar und berechtigterweise zu schätzen weiß, dass du nicht so von dir reden kannst." Und in diesem Moment drückte er selbst fester ihre Hand. Dass sie aber sagte, dass Canus der wichtigste Mann in ihrem Leben war und sie seine Meinung so sehr schätzte, ließ ihn breit lächeln - seine Augen wurden gar etwas feucht. Etwas, das er schon lange nicht mehr kannte. Allein diese Wertschätzung und das trotz allem, was passiert war. Der Quintilier senkte seinen Blick etwas und schüttelte den Kopf. "Ich... fühle mich geehrt dass dir meine Meinung derart wichtig ist, aber... rede nicht so von mir," gab er nun mit leiserer Stimme wider. Sicher, er fühlte sich geehrt. Sicher, es tat gut so geliebt zu werden. Sicher, er empfand genau das gleiche für Valentina. Nur hatte er deshalb diese Worte verdient? Nein. Es war kein Selbstmitleid, keine Melancholie, die er nun erzwingen wollte. "Ich... habe meinen Weg, bis zu meiner Rückkehr, selbst gewählt. Ja, ich bereue ihn, doch ich stehe dazu und kann es nicht ändern. Die Götter mögen mir verzeihen, so wie du es tust. Doch... eben deswegen, habe ich diese Worte nicht verdient," fügte er hinzu, drückte abermals ihre Hand und atmete tief durch, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Wie hatte er seiner Schwester dies nur antun können? "Doch kommen wir auf ein schöneres Thema... wie hast du diesen Mann kennen gelernt?" fragte Canus nun, um das Thema zu wechseln und hob seinen Blick auf Valentinas Augen, um ihr ein Lächeln zu schenken - auch wenn es in diesem Moment ein wenig gezwungen war.

    Das erste Mal Dienst am Stadttor: Keine uninteressante Aufgabe. Der Nachteil allerdings: Man hatte ihm einen, in dieser Hinsicht, ebenso unerfahrenen Kameraden an die Seite gestellt und der zuständige Optio war schon länger nicht mehr zu sehen gewesen. Doch bisher war nichts allzu außergewöhnliches passiert, es war erträglich, die üblichen Reisenden.


    Gerade hatte Canus aber tatsächlich kurz seine Augen etwas durch das Schließen dieser entspannen wollen, da es gerade für den Moment hier ruhig geworden war, als sein Kamerad sich kurz räusperte. Der Quintilier öffnete seine Augen wieder, seufzte - durch eine kleine, verlorene Wette, war er nämlich für die Gespräche zuständig, während der Miturbaner seinen mehr oder minder geschulten Blick nutzte.


    "Salve," richtete der Miles die Worte zunächst an die scheinbare Mutter des Mädchens. "Name, Herkunftsort, Beruf, eventuell mitgebrachte Ware und viel wichtiger: Grund des Eintritts?"


    Die ein oder andere Frage schien sich zwar sicherlich zu erübrigen, doch er hatte für sich entschieden dass es deutlich einfacher war, jedes Mal das gleiche abzuspulen. Kurz fiel sein Blick gelangweilt, leicht grimmig, auf das Mädchen herab.

    Nun hatte sich durchaus eine verfahrene, aber für die verteidigende Gruppe vorteilhafte Situation entwickelt - die Fronten waren verhärtet, doch durch den Höhenvorteil hatten die Verteidiger deutlich weniger Mühe, sich gegen die Angreifer zu erwehren. Dabei ahnte Canus gar nicht, was für einen durchaus klugen Schachzug der Centurio sich nun erdacht hatte. Und als der Quintilier dies erkannt hatte, war es auch schon zu spät.


    Nachdem die Männer aus der Mitte der angreifenden Formation sich etwas zurückgezogen hatten, drängten einige Verteidiger keilförmig in diese Lücke hinein - eine schlechte Idee.


    "Was zum... nein! Haltet die Formation!"


    Doch es war zu spät. Durch diese Aufweichung der eigenen Formation hatten sich einige der Verteidiger angreifbar gemacht, wurden nach den zuvor aufgestellten Regeln für diese Übung recht schnell ausgeschaltet und zwischen den Angreifern hindurch geschoben, um sich unten als 'Gefallene' zu versammeln. Währenddessen hatte der Quintilier Männer aus den hinteren Reihen mit Gewalt nach vorn geschoben, um die Lücke hoffentlich rechtzeitig auffüllen zu können. Ansonsten würde die gesamte Verteidigung an dieser Stelle recht schnell zusammenbrechen. Zwar nicht ohne 'Verluste' für die Angreifer, aber dennoch.


    "Los, füllt die Lücken!"


    Dass der Miles über diesen Fauxpas seiner Kameraden deutlich erbost war, konnte und wollte er dabei gar nicht verbergen.

    Der Miles dachte sich nichts weiter dabei, als dann doch der Praefectus Urbi das Kommando über die Centurie übernahm. Dennoch war es eine ungewohnte und auch surreale Situation für ihn, als dieser sich vor die Formation stellte und seine Befehle den Männern gegenüber äußerte. Dennoch waren die Befehle des Claudiers klar, der Marsch führte zunächst nach rechts: Die Formation begann sich auf den Befehl hin zu bewegen.


    Das Ziel des Präfekten schien klar, dem Quintilier war es noch gänzlich unbekannt. Doch scheinbar hatte dieser schon einen Favoriten für die neue, angedachte Position, ansonsten hätte er die Milites wohl nicht so sicher in eine bestimmte Richtung geführt. Canus würde sich überraschen lassen, aber die zivile Begleitung des Praefectus Urbi war ihm irgendwo immer noch suspekt. Was für eine Funktion sollten diese genau ausüben?

    Canus bemerkte durchaus dass seine Schwester kurz ihren Blick gesenkt hatte, ihr die Situation, das Gespräch, irgendwie unangenehm schien, sie mit ihrem Becher spielte. Der Quintilier konnte sich diese Zeichen absolut nicht erklären, sie nicht deuten - doch er wusste, dass seine Schwester ehrlich zu ihm sein und dieses Gespräch auch weiterhin ehrlich mit ihrem führen würde. Er wartete in Ruhe ab, nachdem er gesprochen hatte. Hoffte, dass sie ihm seine Fragen nicht übel nehmen oder ihm eine böse Absicht unterstellen würde. Schließlich erklärte seine Schwester dann, wie sie den Decimer eigentlich kennengelernt hatte und bei dem Gedanken daran schien sie tatsächlich glücklich auszusehen - zumindest glücklicher als noch Momente zuvor. Dies war für Canus durchaus eine Erleichterung.


    Als sie dann wiederum erwähnte, dass dieser Mann um die Zustände der Quintilier wusste, war auch Canus' Gesicht ein wenig sorgenvoller, war dies immerhin kein unbedingt angenehmes Thema. Als sie fertig war, blickte sie ihren Bruder an und dieser erwiderte den Blick, begann nach einer gefühlten Ewigkeit dann zu lächeln und nickte langsam. "Nun, da hast du absolut recht, Schwester," erwiderte Canus zunächst in Ruhe. "Mach dir aber wegen mir zunächst keine Gedanken," fügte er dann mehr oder minder beschwichtigend hinzu.


    "Nach allem was du mir seit meiner Rückkehr erzählt hast, hoffe ich einfach nur, dass du endlich glücklich wirst. Du hast so viel für die Gens getan, stark und tapfer die Stellung gehalten und das trotz all der Widrigkeiten, die du mir beschrieben hast. Du hast dich vor mir nicht zu rechtfertigen. Viel mehr sollte ich mich wiederum schuldig fühlen, dass ich in diesen schweren Zeiten bisher nicht an deiner Seite war," versuchte Canus seine Schwester zunächst durch diese Worte zu beruhigen, wenngleich ihm dies nicht unbedingt leicht fiel.
    "Wegen des Decimers wünsche ich nur, dass er dich so glücklich macht, wie du es schon lange verdient hast. Sicher, ich würde mir wünschen, ihn beizeiten kennen zu lernen," meinte Canus schmunzelnd, fuhr dann aber fort: "Doch ich würde dir nach all deinen Worten sicher nicht widersprechen oder Widerworte erheben wollen, was diesen Mann angeht. Er scheint dich glücklich zu machen, über die Widrigkeiten in unserer Familie hinwegzusehen und so wie du es erzählst, scheinst du ihm wichtig. Wenn du mit ihm also nach diesen schweren Zeiten dein Glück findest, so will ich mich sicherlich nicht einmischen - zumal es mir auch aufgrund meiner eigenen Entscheidungen nicht zusteht." Abschließend lächelte der Quintilier seine Schwester möglichst aufmunternd an, wollte ihr mit seinen Worten zumindest diese Sorge nehmen.

    Dies war für den Quintilier tatsächlich der erste Moment seiner bisher nicht allzu lang währenden militärischen Karriere, in der er einen Moment länger die Anwesenheit des Präfekten genießen durfte. Die Instruktionen waren klar und verständlich - etwas, womit er nun nicht unbedingt gerechnet hätte. Doch seiner bescheidenen Meinung nach sollte es heute wohl keine Probleme geben. Jedenfalls hoffte Canus dies.


    Schließlich wartete auch der Miles darauf, dass der Centurio den Befehl zum Marsch gab. Dabei war der Quintilier insgesamt gespannt, wie die Präsenz der Urbaner wohl aufgenommen werden würde. Für den Moment jedenfalls war es seine Aufgabe den Mund zu halten, in der Formation zu bleiben und die Befehle abzuwarten - seinen zahlreichen Gedanken zum Trotz. Dabei fiel ihm allerdings auch auf, dass seine Ortskenntnisse hier nicht gerade die Besten waren. Zu lange war er nicht in der Hauptstadt gewesen - leider, aus mannigfaltigen Gründen.


    Sim-Off:

    Ich habe mich dann mal rein gedrängelt da ich das Gefühl hatte, als ob auf mich gewartet würde, auch wenn ich in diesem speziellen Moment nicht allzu viel beitragen konnte :)

    Tatsächlich hatte Canus mit einer standhafteren Verteidigung seiner Gruppe gerechnet. Er wusste nicht woran es lag, ob am Schwung der angreifenden Truppe oder eventuell auch an der fehlenden Erfahrung seiner eigenen Leute, aber: Die Verteidiger wurden stetig zurückgedrängt. Nach und nach fielen Männer aus und es öffneten sich Lücken, die nicht schnell genug gestopft werden konnten.


    "Hoch! Agite!"


    Der Quintilier hoffte nur, dass die Männer dem Befehl nachkommen würden doch dem war glücklicherweise so. Nach und nach zogen sich die übrig gebliebenen Verteidiger aus dem Erdgeschoss zur Treppe zurück, um diese zu verteidigen. Durch die Enge und den Höhenvorteil würde der Schwung der Angreifer sicherlich abnehmen - jedenfalls hoffte der Miles dies. Ihm war es zwar zuwider, sich dabei eher im rückwärtigen Bereich aufhalten zu müssen, statt selbst die Konfrontation suchen zu können. Doch sollte er ausfallen, so hätte er nicht damit gerechnet dass schnell jemand anders das Kommando übernehmen und zumindest den Ansatz einer Organisation in der Verteidigung sicherstellen würde.


    Sim-Off:

    Alles gut! Wer wäre ich, dies zu kritisieren :D

    In Ruhe aber auch sehr angespannt warteten die verteidigenden Urbaner den "Angriff" ihrer Kameraden ab. Vor allem im Quintilier war die Nervosität hoch. Kurz dachte er darüber nach, ob es eine Kollektivstrafe für die verlierende Mannschaft geben würde - unter Garantie. Jedenfalls war das seine Meinung. Er fragte sich in diesem ruhigen Moment aber auch das erste Mal, ob der Centurio Notiz davon genommen hat, dass er das Kommando übernommen hatte und ob dies eventuell zu seinem Nachteil sein würde.


    Es war deutlich zu hören wie die Feinde durch die breite Eingangstür der Insula vorgerückt waren, einen Raum weiter, wo sich auch die Treppen befanden, warteten die Verteidiger. Langsam wurde dann auch die Tür in diesen Raum durch die angreifenden Kameraden geöffnete und Canus wartete einen kurzen Moment ab.


    "Petite!"


    Ein halbes Dutzend Urbaner, welche sich neben diesem Durchgang zu beiden Seiten an der Wand aufgehalten hatten, bedrängten nun die angreifenden Truppen, um sie am Eindringen zu hindern. Zehn weitere Kameraden stellten sich als zweite Reihe hinter diesen auf, um die Verteidigung zu verstärken.


    Sim-Off:

    In welcher Gruppe möchtest du denn den Tiro haben, liebster Centurio? :D

    Ähnlich wie schon zu Zeiten seiner Grundausbildung, hatte Canus mehr oder minder das Kommando übernommen - wohl zum Unmut einiger anderer, was sich hier auch wieder geäußert hatte. Doch das traf ihn herzlich wenig, immerhin wusste er genau dass eben jene Gestalten es sich wiederum nicht trauen würden, den Befehl über eine Schar Männer an sich zu nehmen und dazu noch belastbare Taktiken ausführen zu können.


    Nach und nach hatte die verschiedenen Gruppen ihre Positionen bezogen, sich untereinander halbwegs organisiert. Die Kameraden in den oberen Stockwerken hatten sich an den Treppen postiert, um so einen eventuellen Rückzug vom darunter liegenden Stockwerk decken zu können. Der Quintilier selbst befand sich im Erdgeschoss, dabei tatsächlich etwas rückwärtig zu seinen "Männern", sodass er weiterhin die "Befehlsgewalt" über diese ausüben konnte, ohne Gefahr zu laufen gleich ausgeschaltet zu werden. Auch wenn alle wussten, dass dies nur eine Übung war, so lag doch sehr viel Spannung in der Luft - vor allem ob dieses ungewohnten Einsatzgebietes.

    Gemäß den Befehlen des Optio nahmen die Milites Haltung an, richteten ihre Augen geradeaus - ja, dass der Präfekt anwesend war, hatten viele ohnehin schon vernommen. Schließlich aber wurde die starre Haltung der Urbaner durch den Praefectus Urbi aufgehoben - dabei aber natürlich nicht die Ordnung der Formation und man durfte anschließend seinen Worten lauschen.


    Canus selbst war froh über die Direktheit, die der Claudier an den Tag legte. Der Auftrag war klar, beschönigt wurde nichts - auch wenn es ihm, wie wohl vielen seiner Kameraden, eher weniger gefiel welchen Einsatzort man hier ausgewählt hatte und was dies alles hier nach sich ziehen sollte. Niemand hatte wohl Lust an diesem Ort eine Station einzurichten und vor allem auch zu betreiben. Eine undankbare Aufgabe, doch Befehl war eben Befehl.


    Die Anweisungen waren klar, die detaillierte Ausführung des Auftrages lag dabei wohl beim Centurio - wobei sich Canus nicht so ganz über die Funktion der Entourage des Praefectus klar war. Fragen hatte er selbst dabei keine und selbst wenn, so hätte er es sich tatsächlich nicht getraut diese gegenüber dem Präfekten direkt zu stellen - so erging es wohl auch den allermeisten seiner Kameraden. Der Quintilier wartete lieber die Befehle des Centurio ab.

    Je mehr Zeit die Milites zusammen verbrachten, desto reibungsloser und schneller verliefen sämtliche Abläufe - wenngleich sie in solchen Momenten wie diesen, in denen sie recht grobe Befehle bekamen, immer noch wie eine kopflose Hühnerschar aussahen. Doch nachdem sich die beiden Gruppen gebildet hatten, gab der Centurio die weiteren Anweisungen.


    Auch hier wieder nur grobe Vorgaben, vom Octavier wurde für die verteidigende Gruppe kein Befehlshaber benannt - ein Optio war in dieser Gruppe auch nicht zugegen. Das würde die ganze Sache wieder etwas schwieriger machen. Als der Centurio jedoch abgeschlossen hatte, wollte oder konnte tatsächlich niemand mehr eine Frage stellen und die merkwürdige Stille war beinahe uneträglich.


    "Nein, Centurio."


    Nachdem er dies voller Inbrunst dem Vorgesetzten entgegen geworfen hatte, ließ Canus dann den Blick schweifen. Kleine Grüppchen bildeten sich in der verteidigenden Gruppe. Wirres, verwirrtes Gequatsche trat ein - niemand schien sich sicher, wie man sich nun am besten zu organisieren hatte.


    "Hergehört! Lasst uns in Richtung der Insula und uns organisieren!"


    Diese Worte, welchen ein lauter Pfiff vorangegangen waren, sorgten tatsächlich dafür, dass die Milites der verteidigenden Gruppe ihre Klappe hielten, aufschauten und sich dann mehr oder minder, nach und nach, näher an die Insula begaben, um Abstand zur anderen Gruppe zu gewinnen. Gemurmel war dennoch zu vernehmen.


    Schließlich aber drehte sich ein Großteil der Gruppe um den Quintilier aber wieder eben diesem zu und er räusperte sich kurz, ehe er wieder das Wort an sich riss.


    "Wir haben fünf Stockwerke und es macht sicher Sinn uns aufzuteilen! Dreißig Mann in's Erdgeschoss, jeweils fünf in die Stockwerke darüber! Wenn wir uns alle unten tummeln sorgt dies im Kampf nur für Platzmangel und die Kameraden in den oberen Stockwerken können entweder zur Verstärkung gerufen werden oder einen eventuellen Rückzug decken!"


    So begann Canus zunächst seine Ausführungen, seine Gedanken in dieser Angelegenheit zu äußern. Zwar hielten nun alle in der Gruppe ihren Mund, wahrscheinlich waren sie froh, dass überhaupt irgendjemand Anweisungen gab, doch es war auch deutlich zu erkennen dass es einigen in der Gruppe missfiel, wenn jemand ohne eine höhere Stellung einfach das Kommando übernahm - doch eine andere Möglichkeit hatten sie in diesem Falle nicht. Jedoch hatte der Quintilier vor, diese Problematik zu entschärfen.


    "Dabei macht es Sinn, wenn für jedes der Stockwerke ein Führer vor Ort bestimmt wird, Freiwillige?"


    Sicher stand es ihm nicht zu dies zu bestimmen, eigentlich auch nicht nach Freiwilligen zu fragen. Doch da sich keiner meldete, suchte Canus durch Fingerzeig einfach vier weitere Kameraden aus - darunter auch Furius Cerretanus.


    "Diejenigen, die ich nun ausgesucht habe, stellen sich ihre Gruppen zusammen - ich werde das Kommando über die Kameraden im Erdgeschoss übernehmen, wenn keine Einwände bestehen?"


    Wieder merkte der Miles deutlich, dass es dem ein oder anderen der Urbaner abermals missfiel, dass er ein solches Kommando an sich riss. Doch Widerworte gab es nicht, die Erleichterung darüber, dass dies überhaupt jemand tat, überwog anscheinend doch. Und dadurch, dass er bewusst den Kameraden die Wahl ließ, wie sie sich aufteilen und in welches Stockwerk begeben wollten, konnte er den Unmut scheinbar doch etwas entschärfen. Und tatsächlich funktionierte dies auch in den kommenden Minuten.


    "Gut, wir sollten nun unsere Positionen beziehen. Allzu viel Zeit haben wir nicht mehr und wir wissen nicht, wie der Centurio vorgehen wird. Die Kommunikation zwischen den Gruppen wird entweder durch Rufe - oder bei zu viel Lärm - Melder zu Fuß stattfinden."


    Daraufhin setzten sich dann nach und nach tatsächlich die Urbaner in Bewegung, um sich in die Insula zu begeben. Canus folgte als Letzter, nachdem er sein Scutum wieder aufgenommen hatte. Im Erdgeschoss angekommen erwarteten ihn auch schon die 19 weiteren Kameraden, die sich seiner Gruppe angeschlossen hatten - nun wollten sie weitere Befehle haben.


    "Ich möchte dass jedes Fenster durch mindestens drei Mann gedeckt wird, die Eingangstür durch fünf Mann. Der Rest verteilt sich im Eingangsbereich, um individuell als Unterstützung an den Punkten zu fungieren, an welchen die andere Gruppe möglicherweise eindringen wird. Fragen bis hierher?"


    "Ja, wer hat dir eigentlich das Kommando übergeben?" kam es von einem der anderen Milites, Gelächter aus der Gruppe folgte.


    "Willst du es besser machen, Tacitus?!" fragte der Quintilier dann eindringlich und baute sich etwas mehr auf, was aufgrund seiner großen und kräftigen Statur nicht allzu schwierig war. Doch sein Gegenüber winkte ab, er wollte in dieser Situation wohl doch keinen Konflikt riskieren. Dabei war Canus aber klar, dass dies zwischen den beiden sicherlich noch ein Nachspiel haben würde.


    Und so bereiteten sich die aufgeteilten Gruppen der Verteidiger individuell auf das aufkommende Eindringen ihrer Kameraden vor. Ausrüstung wurde überprüft, Zugänge so gut es ging verschanzt - Spannung lag in der Luft. Zwar war allen bewusst, dass dies nur eine relativ ungefährliche Übung war. Doch der Wettkampfgeist war definitiv bei allen vorhanden und man wollte definitiv den Sieg davon tragen - zumal die gesamte Situation eines Häuserkampfes für alle komplett neu war.

    Ja, Canus machte sich deutliche Sorgen um seine Schwester. Nach allem was sie ihm nach und nach so offenbarte, war dies als ihr Bruder wohl auch selbstverständlich. Doch er war ehrlich froh darüber, dass sie trotz seiner langen Abwesenheit so offen mit ihm über ihre Probleme sprach - dies war absolut keine Selbstverständlichkeit. So ließ ihn dies etwas lächeln, wenngleich die Sorge um Valentina deutlich überwog.


    Schließlich aber nahm er neben ihr Platz und zuckte kurz lächelnd mit dem Schultern, als sie sich für seine Worte bedankte. "Es sind nur Worte," versuchte er dies herunterzuspielen und blickte sie schmunzelnd an. Dabei musste er aber wieder lächeln, als sie seine Hand drückte und er dies deutlich erwiderte. "Soldat... hin oder her, das macht doch nichts aus - dies war ich vor kurzem auch nicht," merkte Canus an. Sie so glücklich zu sehen, war dabei aber durchaus etwas schönes. "So, ein gutes Gefühl, inwiefern?" fragte er dann nach.


    "Was lässt dich denn solch ein gutes Gefühl haben? Versteh' mich bitte nicht falsch, ich will nicht misstrauisch wirken, absolut nicht. Doch nach all dem, was du mir gerade erzähltest, möchte ich schließlich nicht dass du wieder enttäuscht wirst. Erzähl mir mehr über diesen... Decimus Casca. Natürlich nur, falls dich dies nicht stört." Bei seinen Worten bedachte der Quintilier abermals, dass er aufgrund seiner langen Abwesenheit sicherlich kein Anrecht darauf hatte, sich in die Details des Lebens seiner Schwester einzumischen - jedenfalls war dies seine eigene Meinung. Er hatte zwar längst gemerkt, dass seine Schwester ihm gegenüber in dieser Hinsicht sehr offen war, doch weder wollte er dies ausreizen, noch den Anschein erwecken, dass er dies für selbstverständlich nahm.

    Eine Übung? Der Quintilier hatte erst vor kurzer Zeit seine Ausbildung beenden dürfen und nun... eine Übung. Er sah dies zwiegespalten. Zum einen wollte er endlich zum Tagesdienst übergehen, zum anderen war diese Übung sicherlich nötig, hatte er nach seiner Ankunft schließlich so einige Dinge aus der Hauptstadt mitbekommen.


    Noch hielt er sich bedeckt, im Gegensatz zu seiner Ausbildungszeit, ließ sich in eine der Gruppen aufteilen und betrachtete die Tirones für einen Moment. Zwei Gruppen hatten sich dabei wenig später etabliert und er schubste den einen Tiro ein wenig auf seinen richtigen Platz, ehe der Quintilier selbst aus der Formation heraus zum Centurio blickte.

    Inzwischen hatte sich der Quintilier, im Gegensatz zu seinem früheren Leben, an die deutlich früheren - zum Glück aber auch regelmäßigen - Aufstehzeiten am frühen Morgen gewöhnen können. Wirklich viele Informationen hatten die Milites nicht bekommen, umso mehr überraschte ihn dafür dann aber auch das Aufgebot um den Praefectus Urbi, den er bisher tatsächlich nur einmal gesehen hatte - auf der anderen Seite schien es aber auch wieder normal.


    Der Marsch selbst war nicht sonderlich ungewöhnlich gewesen und in seinen Gedanken hatte sich bereits manifestiert, dass es sich hier um eine weitere, außerordentlich langweilige Aufgabe handeln würde. Doch hatte er sich nicht eben dafür gemeldet? Langeweile Aufgaben? Zumindest hatte es die Formation um den Centurio geschafft, ohne irgendwelche Zwischenfälle am scheinbar vereinbarten Orten einzutreffen. Dies war für Canus nicht selbstverständlich, kannte er den ein oder anderen Kameraden immerhin noch aus seiner Ausbildung. Als er seinen Blick schweifen ließ, war die einzig ungewöhnliche Person die ihm auffiel, tatsächlich die Frau an der Seite des Claudiers. Was hatte sie hier zu suchen? Vermutlich würde er das aber nie herausfinden, weshalb er sich damit begnügte kurz auf sein Scutum hinabzublicken und seinen Griff noch einmal zu festigen, war ihm der Griff doch leicht aus der Hand gerutscht. Allein schon die mitgebrachte Ausrüstung kam ihm merkwürdig vor, doch genaue Informationen hatten die Männer dennoch nicht bekommen - so ließ der Miles zunächst seine Gedanken schweifen.

    Allein schon an Valentinas Reaktion war es für Canus deutlich, dass er mit seiner Vermutung doch nicht so falsch gelegen haben konnte. Ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen, es war natürlich irgendwo ein kleiner Triumph - dennoch machte er sich natürlich Gedanken darum, was seine Schwester denn so beschäftigte. Er war gespannt, was sie ihm erzählen würde, denn es war offensichtlich dass irgendetwas im Busch lag. Doch er hoffte dennoch inständig, dass es sich nicht um irgendetwas schwerwiegendes Handeln würde.


    Zunächst einmal war es für ihn natürlich eine Erleichterung dass sie so betonte, dass sie nichts belastete. Doch allein schon ihr Redefluss, ihre Gestik, verrieten ihm, dass es sie doch sehr umtrieb. Canus hörte gespannt zu, machte auch keine Anstalten sie zu unterbrechen und irgendwo hatte sie sicherlich recht - doch er machte ihr daraus keinen Vorwurf, absolut nicht. Viel mehr hatte er Mitleid mit ihr, doch noch bevor er etwas sagen konnte fuhr sie auch schon fort. Natürlich war es interessant zu hören, dass sie sich bereits einem anderen Mann zugewandt hatte und mit diesem viel Zeit verbrachte, ohne dass Canus bisher davon erfahren hatte. Doch nach seiner langen Abwesenheit und seiner Meldung zu den Cohortes Urbanae kurz nach seiner Rückkehr, hatte er seiner Ansicht nach auch absolut kein Anrecht darauf, in jeden Aspekt unmittelbar eingebunden zu werden. Dieses Privileg musste er sich wieder erarbeiten, dies war ihm bewusst.


    Er lächelte für einen Moment, atmete durch und seufzte dann leise. "Ach Schwesterchen..." entgegnete er zunächst und blickte auf sie herab. "Es ist schade, dass du in der Vergangenheit ein solches Pech hattest. Dennoch freut es mich natürlich, dass du so offen und ehrlich zu mir bist und mir sagst, dass sich eventuell eine andere Gelegenheit ergeben könnte. Sicher ist dies alles ein großer Schritt, vor allem nach den Enttäuschungen die du durchleben musstest - doch es freut mich umso mehr, dass du die Hoffnung nicht aufgibst," entgegnete Canus zunächst und legte seine Hand auf ihre Schulter, trat etwas näher und ließ seine Hand auf ihren Hinterkopf gleiten, beugte sich leicht vor, um sie kurz etwas an sich zu drücken. Schließlich löste er sich wieder etwas und sah sie wieder an.


    "Doch verzeihe mir meine Neugier, dass ich frage, aber: Um wen handelt es sich denn? Nicht, dass ich jeden hier in Rom kennen würde, vor allem nicht nach meiner sehr langen Abwesenheit. Aber ich möchte auch nicht, dass du dich in ein Unglück stürzt. Hast du denn ein gutes Gefühl? Ich würde es niemals über's Herz bringen, wenn du dich aus Verzweiflung... an den nächstbesten wirfst, nur um dir und der Gens irgendetwas zu beweisen, anstatt dich dem Richtigen hinzugeben. Dies ist kein Vorwurf, aber verstehst du was ich meine? Immerhin möchte ich nur das Beste für dich. Die Gens.... die kommt danach," fügte der Quintilier in absolut ehrlicher Art und Weise hinzu. Er hoffte einfach nur, dass sie sich nicht aus falschem Stolz an den Falschen binden würde.

    Sicherlich war es alles nicht einfach, doch Canus versuchte sich so viel Zeit wie möglich für die Familie zu nehmen - allen voran natürlich für seine Schwester Valentina. Und natürlich war sie wieder in ihre Pflanzen, vor allem ihre Rosen vertieft. Er kannte sie einfach nicht anders. Es tat ihm dabei auch beinahe leid dass er sich unangemeldet einfach zu ihr begab - aber eben auch nur beinahe. Immerhin wusste er, wie sehr sie diese Überraschungen liebte. Und genauso überrascht, wie er es erwartet hatte, war Valentina schließlich auch über den Besuch ihres Bruders. Sie strahlte, freute sich dass er da war und dies war eine schöne Abwechslung zu dem harten Alltag in den Cohortes Urbanae. Die Umarmung erwiderte er herzlich und ebenso fest, wusste natürlich von ihrer kritischen Einstellung bezüglich seiner Entscheidung, sich für den Militärdienst zu melden - doch zu seinem Glück war sie keinesfalls nachtragend, versuchte Verständnis zu haben.


    "Ohja, das bin ich," erwiderte er auf ihre Anmerkung hin, dass er sicherlich durstig war. Canus lächelte er. Es war immer wieder süß und auch erfrischend, wie fürsorglich seine Schwester doch war. So folgte er ihr schließlich zu den Sitzegelegenheiten und lächelte Valentina entgegen, als sie ihm einschenkte. Er war gerührt, wie sehr sie wieder mal betonte, dass es ihr wichtig war dass Canus auf sich aufpasste. Doch er schmunzelte zunächst nur, er konnte ihr deutlich ansehen dass sie etwas belastete und er schüttelte schlussendlich seinen Kopf etwas. "Mach dir um mich keine Sorge, liebste Schwester. Ich habe die Ausbildung und damit den schlimmsten Teil überstanden. Ich passe natürlich auf mich auf, wie immer," erwiderte der Quintilier lächelnd und betrachtete seine Schwester für einen Moment.


    "Doch sag', was liegt dir auf dem Herzen?" begann der Miles schließlich und betrachtete seine Schwester, welche auf der Kline Platz genommen hatte. Er selbst saß relativ aufrecht - wohl eines der vielen Überbleibsel seiner Ausbildung. "Ich merke es doch, wenn dich etwas bedrückt," fügte er dann mit fürsorglichem Ton und einem Lächeln auf seinen Lippen hinzu, welches Verständnis signalisieren sollte. Er wusste nicht genau was los war, immerhin hatte er es durch seine Tätigkeit geschafft, die Finanzen der Gens Quintilia zumindest ansatzweise, ein Stück weit, zu entspannen. Doch er merkte allzu deutlich, dass sie etwas beschäftigte und er vermutete ein Stück weit, dass es etwas persönliches war.

    Tatsächlich hatte der Quintilier endlich einen freien Tag zwischen seinen Diensten und der Ausbildung bekommen, welchen er sogleich für familiäre Angelegenheiten nutzte. Schließlich war er kaum nach Rom zurückgekehrt, da hatte er sich schon für die Cohortes Urbanae gemeldet und seine Ausbildung dort begonnen, was natürlich die mögliche Zeit mit seiner Familie, vor allem seiner Schwester, merklich schmälerte.


    Doch die kommenden, freien Tage wollte Canus nun endlich für Valentina nutzen. Endlich war er in die Casa zurückgekehrt, wurde dieses Mal, nachdem er sich zuvor als Familienmitglied legimitiert hatte, auch als dieses direkt erkannt und hatte so keine Probleme die Räumlichkeiten zu betreten. Auf Hinweis des Sklaven und allein schon aus einer Ahnung heraus steuerte er dabei den Garten an, wo er Valentina schließlich auch bei der Pflege der Rosen vorfand. Er lächelte leicht.


    "Schwester," sagte er zunächst, als er näher kam, ehe er dann stehen blieb und seine Arme öffnete, um sie fest zu umarmen. "Verzeih' mir, dass ich die vergangene Zeit abermals so abwesend war, doch wie ich dir schon sagte, habe ich mich für die Cohortes Urbanae gemeldet. Doch abseits davon, bevor ich dir davon erzähle, sag' mir: Wie ist es dir ergangen, was gibt es neues zu berichten? Immerhin fällt es mir derzeit schwer, mir keine Sorgen um dich zu machen," fügte der Quintilier ehrlich hinzu und dies beruhte schon allein auf der Tatsache, dass es nicht allzu gut um die Familie bestellt war - allein schon finanziell. Es war zu schaffen, doch waren noch einige Mühen nötig, die Gens Quintilia wieder auf einen vernünftigen Weg zu bringen. Davon ab machte sich ein Bruder natürlich ständig Gedanken um seine Schwester, wollte stets wissen, wie es um sie bestellt war und was sie so zu tun pflegte.

    Die Ansage des Optio hatte eine positive und eine negative Seite... die gute war, dass diejenigen, die die Formation verkackt hatten, eine "Sonderbehandlung" bekommen würden. Die schlechte war, dass der Rest natürlich auch seine übliche Behandlung erhalten würde. Canus versuchte sich nichts anmerken zu lassen, so wie die restlichen Tirones. Es war dem ein oder anderen anzumerken dass er sich sein Murren verkneifen musste, doch im Endeffekt schafften es tatsächlich alle, das Maul zu halten und einfach den Befehl des Vorgesetzten auszuführen. Die Schilde wurden von den Rekruten weggelegt, um sich schließlich auf die nächste Trainingseinheit vorzubereiten.


    Der Exerzierplatz hatte sicherlich schon oft unter solchen Einheiten leiden müssen, jedenfalls sah er danach aus. Wenigstens regnete es derzeit nicht, weshalb es nicht allzu schlammig war - also relativ angenehme Bedingungen für die Rekruten, welche sich nun in der tiefsten Gangart über den Platz bewegen mussten, nur um an dessen Ende wieder aufzustehen und das ganze Prozedere von vorn zu beginnen.


    Der Quintilier versuchte sich dabei einfach nichts anmerken zu lassen, führte einfach den Befehl des Octaviers aus und bewegte sich kriechend über den Exerzierplatz, nur um an dessen anderen Ende wieder aufzustehen und die ganze Sache von vorn zu beginnen. Wenigstens war er nicht als einer derjenigen identifiziert worden, die die Formation vergeigt hatten - was ihn aber auch gewundert hätte. So würde ihm wenigstens eine Sonderbehandlung am nächsten Tag erspart bleiben.