Der weitere Marsch unter Kommando des Praefectus Urbi war tatsächlich nicht allzu lang gewesen, bis der Befehl zum Stopp kam. Die Formation hielt, so auch Canus. Er mochte diese Märsche in Formation ja, diese Einheit, die Synchronität - erreicht durch wieder und wieder vollzogene Übung. Warum hatte er sich nur nicht früher für den Dienst gemeldet? Eine absolute Erfüllung. Doch trotz all dieser positiven Gefühle galt diese Begehung einem ganz anderem Zweck, als dem persönlichen Gefallen des Quintiliers. Da er weiter vorne stand, fiel es ihm auch nicht schwer den Ausführungen des Präfekten zu lauschen und in Canus' Augen klang alles recht schlüssig, wennbei er bei der offenen Frage des Claudiers zunächst schwieg - glücklicherweise ergriff der Centurio das Wort. Zwar wäre dem Miles das ein oder andere in den Sinn gekommen, doch seine Stellung gab es schlichtweg nicht her, als Erster das Wort zu ergreifen. Dies war tief in ihm verankert.
Vor allem die Ausführungen des Centurio waren dabei Gold wert und da er gerade nichts anderes zu tun hatte stellte Canus mit Genugtuung fest, dass der Praefectus Urbi die genannten Aspekte tatsächlich aufnahm. Doch auf die Frage des Claudiers hin, welche wohl eher an den Centurio gerichtet gewesen war, überlegte der Quintilier kurz. Er atmete tief durch, ihm kamen Gedanken in den Sinn, doch sollte er sie äußern? Sicher stand ihm dies nicht zu. Doch der Präfekt hatte schon zuvor eine Frage offen an alle Soldaten, gestellt und er hatte die einfachen Soldaten nicht ohne weiteres übergangen, sie wie schlichte Handlager behandelt, auch wenn sie dies im Endeffekt waren. So fasste der Quintilier seinen Mut, wenngleich nicht allzu viel davon nötig war, denn was hatte er auch zu verlieren? Er hatte bereits viel schlimmes erlebt, war auch einige Jahre älter als viele seiner Kameraden und nicht mehr derart von Autorität und Stellung eingeschüchtert.
"Ich würde, abseits vom Gebäude selbst, nur in den vorderen Bereich hin, von uns aus gesehen, eine Befestigung mit Tor sowie Vorhof empfehlen," begann der Quintilier nun also laut seine Ausführungen aus der vordersten Reihe der Formation. "Eine Befestigung um das gesamte Gebäude herum würde einerseits zu viel nötigen Platz einnehmen, als auch eine eher abschreckende als integrierende Wirkung in diesem Viertel erzielen. Vor allem wenn es zu drei Seiten Tore mit Wachposten gäbe. Im unwahrscheinlichen Falle eines Angriffes, durch wen oder was auch immer, könnte über diesen Vorhof eine schnelle und effiziente Sicherung eingerichtet werden, bis Verstärkung von der Castra eintrifft. Aber aus eben jenem Grunde würde ich wiederum, aufgrund der Sicherung, auch darauf achten, dass es im Erdgeschoss zu den beiden ungesicherten Seiten hin keine Möglichkeit des unmittelbaren Zugangs zum Gebäude gibt." Damit wollte Canus an die Gedanken des Centurios anknüpfen und dessen Gedanken über ein Zusammenleben statt eines Aneinandervorbeilebens aufnehmen. Auch war ein Zugang, eine Befestigung, leichter zu sichern als dies eben zu drei Seiten hin der Fall war. Doch nachdem der Klang seiner Stimme erloschen war, machte sich der Quintilier eben doch Gedanken darum, wie dies auf den Centurio und vor allem auch den Praefectus Urbi wirken würde. Als Aufmüpfigkeit eines einfachen Untergebenen, der einfach keine Ahnung haben konnte? Auch wenn er dies nicht hoffte, er rechnete damit. Und auch wenn er sich einreden wollte keine Furcht vor den Konsequenzen dieser Meldung zu haben, so sehr erkannte er auch, dass er sich in dieser Hinsicht selbst belog.