Beiträge von Lucia Duccia

    Lucia brauchte eine kurze Phase bis sie Julia erkannt hatte, doch dann drückte sie Julia fest an sich, nach so langer Zeit endlich wieder.


    Julia, ich freue mich so dich auch endlich wieder zu sehen. Ich habe alle hier vermisst, dich aber am meisten.


    Lucia spürte, dass Julia erkrankt war, und dass sie wohl nicht viele glückliche Stunden gehabt hatte, seit sich ihre Wege getrennt hatten. Oh wie glichen sich ihre Schicksale, sie hatten beide den liebsten Menschen verloren...

    Sie umarmte Flavius, und nach einer Weile hatte sie schon fast realisiert, was um sie herum geschah. Nun wollte sie endlich das Haus erkunden, das von nun an ihre neue Heimat sein sollte.


    Gnaeus? Kannst du mir hier alles zeigen?


    Daraufhin verließen sie beide den Raum.

    Sie musste genauer hinsehen, aber dann erkannte sie ihn ganz deutlich. Sie stand auf, ließ den verdutzten Gnaeus kurzerhand stehen und ging auf Flavius zu.


    Flavius, bist du es? Endlich sind alle wieder zusammen!

    Sie schaute ihn an und blickte, wie so oft in den letzten Tagen, in ein Gesicht, dass sie mal gekannt hatte. Zwar viel jünger, aber er hatte sich nicht viel verändert.


    Gnaeus, bist du es?

    Alienus stand nun vor ihr. Sie wurde plötzlich nervös, das kannte sie gar nicht von sich...


    Habt vielen Dank Alienus, dass ihr mich gerettet habt. Ohne euch wäre ich nie wieder mit meiner Familie zusammengetroffen... Ich schulde euch so unendlich viel! Was kann ich euch geben, dass diese Schuld wieder wettmachen würde?


    Sie fühlte sich komisch, sie fing an zu stottern, es war ihr sehr peinlich und sie bekam einen hochroten Kopf. Sie fühlte sich unwohl, und doch zu dem Soldaten hingezogen. Sie konnte es sich nicht erklären...

    Ja, Gnaeus würde sich bestimmt freuen. Neben ihrer Schwester war er die wichtigste Person für sie gewesen. Oh welch glückliche Fügung des Schicksals.


    Nun sah sie Valentin und den römischen Soldaten auf sich zukommen und sie überlegte sich schnell, wie sie ihm danken könnte.

    So kann ich die meisten in den nächsten Tagen endlich wiedersehen? Oh ihr Götter, ich danke euch!


    Überwältigt von ihren Gefühlen schloß sie Sara und Valentin in ihre Arme. Sie waren für sie so Fremd und doch so vertraut.
    Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, wusste sie, was sie dringend zu erledigen hatte.


    Könnt ihr bitte den römischen Soldaten herholen? Ich muss mich noch bei ihm bedanken...

    Freude, pure Freude. Tränen rannen ihr über das Gesicht, aber es waren keine Tränen der Trauer mehr. Sie war nun endlich zu Hause, sie war wieder bei ihrer Familie.


    Sie lächelte leicht.


    Ja, zu Hause...


    Was ist mit den Anderen? Wo sind sie alle?

    Ich war unter etwas Schutt begraben und konnte mich erst sehr spät befreien. Als ich dann wieder im Freien war, waren alle weg.


    Sie stockte, als sie die Erinnerung wieder ergriff.


    Ich streifte Tagelang umher, bis mich eine alte Frau aufnahm und ich ihrem Stamm zugehörig wurde. Dort habe ich bis vor wenigen Wochen gelebt, bevor ich entführt wurde.


    Die Gefühle übermannten sie und sie musste sich erst beruhigen, bevor sie weitersprechen konnte.


    Gemeinsam mit Alienus, der ebenfalls als Gefangener im Lager des feindlichen Stammes war, konnte ich fliehen.


    Sie beschrieb die Flucht und die letzten Dinge, an die sie sich erinnerte. Wie Alienus sie wiedergefunden hatte und wie er sie Richtung Moguntiacum gebracht hatte.
    Das nächste was sie wusste war, dass sie hier aufgewacht war. Zu Hause.

    Tod? Sie versuchte sich zu erinnern. Damals, als sie getrennt wurden, da... Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie eigentlich hätte tod sein müssen. Wieviel Glück sie gehabt hat, den Göttern sei dank. Auch ihr Adoptivstamm, welch Glück.


    Und nun wieder im Kreise der Familie, sie war überwältigt und Tränen liefen ihr über die Wangen.


    Nein, ich lebte die ganze Zeit in dem Bewusstsein, dass ich die einzige Überlebende sein. Ich...


    Sie konnte nicht weitersprechen, sie war zu ergriffen.

    So viele Namen, so viele Erinnerungen. Ja, da war etwas. Valentin, ihr Cousin aus vergangenen Tagen, Sara ihre liebe Schwester. Und Flavius, sie erinnerte sich. Auch Hergen war ihr ein Begriff.


    Ja, ich kenne diese Namen. Ich habe vor vielen Jahren zu ihnen gehört. Bist du es wirklich? Nach so langem warten, kann das sein?


    So glücklich war sie seit der Trennung von ihrer Familie nicht gewesen.

    Alienus? So hieß er also, der geheimnisvolle Soldat. Und der Mann neben ihm? Hatte er wirklich Valentin Duccius Germanicus gesagt? War er wirklich...?


    Doch sie musste sich auf das essen konzentrieren. Sie fühlte, wie sie langsam wieder zu Kräften kam. Bald würde es ihr wieder besser gehen!


    Sie schaute die traurige Frau an, die ihr das Tablett hinhielt.


    Vielen Dank, vielen dank...

    Lucia sah sich um. Wer war dieser andere Mann dort?


    Sie sah den Soldaten und einen Diener, der ihm gerade etwas zu Essen brachte. Das erinnerte sie daran, dass sie Hunger hatte.


    Ich brauche was zu essen


    Sagte sie leise.

    Kopfschmerz war das Erste was ihr ins Bewusstsein gelangte. Sie hatte noch nie so starke Schmerzen im Kopf verpürt wie in diesem Augenblick. Sie versuchte sich aufzurichten, fiel aber sofort wieder zurück.
    Langsam öffnete sie die Augen und blickte in ein Gesicht, eine Frau. Sie schaute zu ihr herunter und wirkte sehr traurig. Warum war sie traurig? War etwas schlimmes passiert? Doch jetzt hellte sich ihre Miene auf. Und dort war auch der Soldat, den sie so kurz erst kannte...


    Wasser

    Es war so dunkel um sie herum. Sie war so müde, warum musste man sie jetzt wecken? Was waren das für Stimmen... nein, es war nur eine Stimme die da sprach...


    "Wer bist du?"


    Wer bist du? Wer bin ich? Wo bin ich? Warum tut mir alles weh? Die Stimme hörte nicht auf. Was war passiert? Sie war auf dem Weg durch Germanien, als sie gefangen wurde. Sie konnte fliehen, mit diesem Soldaten. War er es? Aber sie hatten sich doch verloren...
    Sie versuchte sich zu konzentrieren, er musste doch zu erkennen sein...


    Lucia


    Sie wusste es wieder, Lucia war ihr Name. Und ja, er war es, der römische Soldat, den sie gerettet hatte, und der ihr nicht helfen konnte. Oder etwa doch? Hatte er sie vielleicht jetzt gar gerettet? Sie wusste es nicht, aber sie musste es herausfinden.


    "Einen Nachnamen, sag deinen Nachnamen Lucia!"


    Nachname? Wie? Was wollte dieser Römer? Ah, Familie, sie erinnerte sich, Familie...


    Wo bin ich?


    "In Moguntiacum, in Germanien."


    Moguntiacium... Duccius Germanicus... Germanicus...


    Duccia...Lucia Duccia