Beiträge von Lucius Annaeus Florus Minor

    Früh, sehr früh am Morgen, hatten sich die Klienten bei mir in der Domus Annaea eingefunden und gemeinsam waren wir die wenigen Doppelschritte bis zur Domus Iulia gegangen.


    Hier wurden wir freudig empfangen von der versammelten Gens Iulia. Iulius Antipater, mit dem ich mich bei meinem Besuch auf seinem Landgut so ausserordentlich verstanden hatte, empfing mich persönlich.


    Danach erhielten wir alle etwas zu trinken und wenig später sollte auch schon die Zeremonie beginnen mit den Auspizien und der Eingeweideschau.

    Purgitius Lurco reagierte, wie es viele Römer taten, wenn sie zum ersten Mal von den Rechtsgelehrten hörten, welche ihre Auslegungen in beratender Funktion erliessen.


    Ganz so weit würde ich nicht gehen. Im Senat sitzen jede Menge Männer, welche sich sehr gut mit den Gesetzen auskennen. Gerade die derzeitigen grossen Namen im Senat, Claudius Menecrates und Flavius Gracchus, sind äusserst bewandert auf diesem Gebiet, wie ich in unseren Diskussionen immer wieder feststellen darf.


    Ich bin sicher, sie würden sich ihre Position nur ungern von einem Berater streitig machen lassen und auch ich bin darauf bedacht, bei allem Gewicht dieser Rechtsgelehrten, aus ihren Auslegungen meine eigene Meinung zu formen und nicht bloss ihre Worte weiterzugeben.

    Da wir uns offenbar einig waren und Saturninus die Diskussion daher nicht in eine weitere Richtung lenkte, erhob auch ich meinen Becher und prostete ihm mit einem grossen Lächeln im Gesicht zu. Es machte Spass, sich in Meinungen auszutauschen. Darum war ich auch im Senat, denn dort wurde diskutiert, meist sogar mit Argumenten und das tat ich gerne.

    Ich nickte und schüttelte abwechselnd den Kopf auf die Antworten, je nach meiner Meinung.


    Danke für die Ergänzung, Furius Saturninus. Du irrst jedoch, wenn du Romulus bereits bei der Markierung des Pomerium als König bezeichnest. Dies wurde er erst nach dem Tode seines Bruders und nach der Gründung der Stadt.


    Auch was deinen Einwand zur Vorgeschichte Roms angeht, dessen Historie meine Gens in der Tat feiert, so muss man diesen auf Grund der Frage ausser Acht lassen. Die Frage lautete nach dem ersten Römischen Gesetz. Die Alba Longinischen Gesetze und die Trojanischen Gesetze, wie auch die Griechischen und alten Ägyptischen Gesetze, sind keine Römischen Gesetze. Dies besagt allein der Name schon. Natürlich haben diese Gesetze alle einen Einfluss auf die römischen Gesetze, aber sie sind deswegen noch lange nicht selbst römisch. Wenn du so argumentieren würdest, dann gäbe es kein römisches Recht, keinen römischen Frieden, kein römisches Bürgerrecht, weil sich alles und jedes von anderen Dingen herleitet und entwickelt hat. Es gäbe selbst keine römische Religion, weil sie von den Griechen geprägt wurde, etc.


    Diese Argumentation ist natürlich korrekt, aber sie ist genauso gefährlich und für die vorhin gestellte Frage leider nicht relevant. Römisch ist was von den Römern entworfen oder entwickelt wurde. Die Römische Religion unterscheidet sich zum Beispiel in vielen Dingen von ihrem Griechischen Vorfahren. Erst durch diese Veränderungen wird sie Römisch.

    Und wieder lieferte mir Purgitius eine Steilvorlage:


    Das erste römische Gesetz erliess Romulus, als er mit seinem Schwert die Grenze des Pomerium in den Boden zog. Sein Bruder musste bekanntlich teuer dafür bezahlen, dass er ihn auslachte und meinte, niemand würde sich an eine Furche im Boden als Grenze halten.


    Das römische Recht fusst damit wortwörtlich auf Blutvergiessen und Brudermord!


    Eine äusserst gewagte These, jedoch historisch nicht zu widerlegen.

    Dann machen wir doch ein Beispiel, das uns allen vielleicht noch in Erinnerung ist. Nehmen wir einen Redewettstreit auf dem Forum an und eine Person, welche diesen stört mit einer Brandrede gegen das Imperium und die römischen Götter.


    Ganz so dramatisch war es nun nicht gewesen, aber die Anwesenden sollten zumindest wissen, in welche Richtung ich dachte.


    Nehmen wir nun an, der Praefectus Urbi würde in dieser Situation seine Truppen anweisen, das Forum mit Waffengewalt zu räumen und ohne Rücksicht auf Bürgerrecht oder Beteiligung alle niederzuschlagen, welche im Wege stehen.


    Ich nehme nicht an, dass unser momentaner Praefectus Urbi solche Befehle geben würde, aber die Geschichte, vor allem die des letzten Bürgerkrieges, lehrt uns doch, dass es Menschen gibt, die dazu in der Lage wären.


    Würde man hier nun diesen Befehl wörtlich ausführen, weil es ein Befehl ist? Oder würde man sich widersetzen, oder den Befehl leicht anders umsetzen, um nicht die Leben von Bürgern zu gefährden?


    Natürlich ist ein Befehl ein Befehl und er soll nicht aus Prinzip hinterfragt werden, sondern befolgt. Aber es gibt doch bestimmt Situationen, in welchen eben auch die persönliche Einschätzung wichtig ist.


    Nehmen wir ein etwas weniger dramatisches Beispiel. Ein Haus brennt, der befehlshabende Vigil untersagt es seinen Leuten, ins Haus zu gehen und ein Kind zu retten, welches von drinnen um Hilfe schreit, weil er es für zu gefährlich hält. Einer der Vigiles traut sich das nun trotzdem zu und rettet das Kind. Soll er nun als Held gefeiert werden, oder für seine Befehlsverweigerung gemäss Gesetz gerichtet werden?


    Ja, das Recht war eben alles andere als eindeutig.

    Und nicht bloss von einem Urbaner. Ich verlange dies von jedem Menschen. ergänzte ich, denn genau darauf hatte ich hinausgewollt, jedoch nicht gewagt, es als Senator selbst auszusprechen.


    Befehlsverweigerung war im Normalfall ein schweres Vergehen!

    Ich war grundsätzlich einverstanden, jedoch:


    Dann stellt sich mir jedoch die Frage, ob jeder Befehl und jede Weisung immer zwingend den geltenden Gesetzen folgt? Gibt es nicht auch Befehle und Weisungen, welche gegen Gesetze verstossen?


    Ich selbst hatte solche Dinge schon erlebt und alle Anwesenden wussten sicherlich eigene Geschichten aus ihren Familien aus dem Bürgerkrieg zu erzählen.

    Sim-Off:

    Das ist aber schade, das Weiss ist im neuen Forum viel besser lesbar als im alten. ;)


    Ich liebte die Wagenrennen und als Pater der Albata war es natürlich nicht bloss eine Pflicht, sondern auch eine Freude, diese Rennen von den für die Senatoren reservierten besten Plätzen aus zu verfolgen. Noch immer hingen meine Gedanken dem komischen Gefühl nach, welches ich bei der Parade der Fahrer hatte, als ich meine weissen Fahrer dort beobachtete. Irgend etwas nagte an mir, aber ich konnte es nicht fassen.


    So blickte ich gebannt in die Arena, als die Fahrer vorgestellt wurden. Noch konnte ich keine Hinweise auf Fehler feststellen.

    Ich grüsste entsprechende standesgemäss zurück.


    Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Eine Weisung eines Vorgesetzten oder eines Urbaners als Gesetz zu bezeichnen halte ich für äusserst problematisch. Man könnte beginnen eine Hierarchie dieser Worte anzufertigen. Abmachung auf der untersten Stufe, Regel steht unter Weisung, Weisung ist niedriger als Befehl, Befehl steht deutlich unter Gesetz, etc.

    Auch von mir, herzliches Beileid.


    Soweit ich informiert bin gibt es keine Situationen, welche dramatische Konsequenzen haben könnten. Lediglich das Vigintivirat war nun halt nicht ganz so aktiv, wie du das vermutlich geplant hattest. Das sollte jedoch kein Drama sein.

    Richtig, ein Adulescens ist die Zeit, in welcher eine Römerin oder ein Römer eigentlich bereits mündig und eheberechtigt ist, aber allgemein noch keinen wirklichen Status im Gemeinwesen hat, da er dazu noch zu jung ist.


    Da bist du mit 7-13 noch etwas zu jung dafür.

    Sim-Off:

    Dann beisst sich der Codex Militaris schon seit Jahren mit den Spielregeln. Daher antworte ich einmal nicht simON darauf. Ich bezog mich auf die Spielregeln: IV - Peregriner Berufssoldat - Imperium Romanum (imperium-romanum.info)


    Die älteren Liberti habe ich noch nicht angesprochen, da der in meinen Augen einfachste Weg über das Militär diesen nicht mehr zugänglich ist und jeder andere Weg zwingend eine grössere Diskussion mit sich bringen wird als diese einfachste Variante.

    Zu den Libertae wiederum habe ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht, da eine Ehe zwischen Civis und Liberta meines Wissens nach nicht gültig wäre?


    Ich blickte suchend in die Runde. Hier war ich überfragt und hoffte, dass jemand diesen Sachverhalt genauer kannte.

    Die Consuln nickten, nachdem die einflussreichsten Senatoren ihre Meinung zur zweiten Option bekundet hatten und sich viele andere einfach angeschlossen hatten.

    "Damit ist diese Option vom Tisch. Es bleibt die erste Option. Senator Annaeus, bitte werde genauer."


    Der Ball wurde an mich zurück gespielt und ich erhob mich erneut:

    Mein Vorschlag lautete, die Lex Germanica abzuändern und den Erwerb des vollen Bürgerrechtes durch Ableisten der vollen Dienstzeit in der Armee zu erlauben. Man kann sogar darüber diskutieren, diesen Dienst auf die Mannschaftsdienstgrade zu beschränken und einen Aufstieg zum Optio oder gar höher zu untersagen.


    Auch hierzu kann ich mir verschiedene Varianten vorstellen. Einige würden bloss für Liberti möglich sein, welche schon relativ jung freigelassen wurden, andere stünden auch älteren Männern offen. Dazu ist eine zielführende Diskussion unter uns notwendig.


    Mein grundsätzlicher Vorschlag wäre wie folgt: Ein Libertus, welcher bei seiner Freilassung noch jünger ist als das Maximalalter für den Eintritt in die Armee, also jünger als 30 Jahre, kann sich für den Dienst in einer Auxilia, Ala, Classis oder bei den Vigiles eintragen. Er wird somit gleich behandelt, wie ein Peregrinus. Erfüllt er seine Dienstpflicht und wird nach deren Vollendung durch die Honesta Missio ehrenhaft entlassen, so erhält er, wie ein Peregrinus auch, das Bürgerrecht.

    Sim-Off:

    Die SL arbeitet gerade an einer Erschwerung für das Erlangen der Honesta Missio und wird bald dazu kommunizieren. Damit wäre sichergestellt, dass es hier nur IDs schaffen, welche über lange Zeit aktiv sind und sich eine solche Verleihung des Bürgerrechtes auch wirklich verdient haben.



    Ich bin aber selbstverständlich hier nicht derjenige, welcher Entscheidungen trifft. Ich bringe bloss einen Vorschlag vor euch, den ich zwar in meinen Augen gut durchdacht habe, der aber auf Grund meiner vergleichbaren Jungend vielleicht noch fehlerhaft oder ergänzungswürdig ist. Ausserdem habe ich sehr wohl vernommen, dass auch noch andere Teile der Lex Germanica Servitium einer Diskussion würdig wären. Diese könnte man ja vielleicht im Anschluss noch diskutieren, damit wir alles in einer einzigen Überarbeitung des Textes erledigen könnten?

    Als die Reihe der angesehenen Senatoren höherer Positionen durch war und jeder gesprochen hatte, der das wollte, blickten die Consuln auch zu uns in den hintersten Reihen. Offenbar war es ihnen hier wichtig, ein komplettes Stimmungsbild zu erhalten. Daher meldete ich mich zu Wort:


    Eine Behebung der Schäden und neue Lustratio des Tempels ist auf jeden Fall notwendig. In derartigen Fällen war es früher (historisch) der Fall, dass der Senat sich darum kümmerte und auch die Finanzierung intern regelte. Die Gens Annaea ist gerne bereit, ihren Teil an den Kosten zu tragen, falls dieser Weg eingeschlagen werden soll, da uns sehr daran gelegen ist das Gleichgewicht zu den Göttern zu halten.


    Damit setzte ich mich wieder. Es war nicht angebracht, wenn wir schon extra gefragt wurden, längere Reden zu halten und die Sachlage war in meinen Augen ebenfalls ausreichend klar.

    Ich war gerade noch in den Raum getreten, als die erste Frage offenbar bereits gestellt war. Alle waren aufmerksam dabei zu diskutieren, was mir ermöglichte in einer der hinteren Ecken einen Platz einzunehmen ohne aufzufallen.