Dann machen wir doch ein Beispiel, das uns allen vielleicht noch in Erinnerung ist. Nehmen wir einen Redewettstreit auf dem Forum an und eine Person, welche diesen stört mit einer Brandrede gegen das Imperium und die römischen Götter.
Ganz so dramatisch war es nun nicht gewesen, aber die Anwesenden sollten zumindest wissen, in welche Richtung ich dachte.
Nehmen wir nun an, der Praefectus Urbi würde in dieser Situation seine Truppen anweisen, das Forum mit Waffengewalt zu räumen und ohne Rücksicht auf Bürgerrecht oder Beteiligung alle niederzuschlagen, welche im Wege stehen.
Ich nehme nicht an, dass unser momentaner Praefectus Urbi solche Befehle geben würde, aber die Geschichte, vor allem die des letzten Bürgerkrieges, lehrt uns doch, dass es Menschen gibt, die dazu in der Lage wären.
Würde man hier nun diesen Befehl wörtlich ausführen, weil es ein Befehl ist? Oder würde man sich widersetzen, oder den Befehl leicht anders umsetzen, um nicht die Leben von Bürgern zu gefährden?
Natürlich ist ein Befehl ein Befehl und er soll nicht aus Prinzip hinterfragt werden, sondern befolgt. Aber es gibt doch bestimmt Situationen, in welchen eben auch die persönliche Einschätzung wichtig ist.
Nehmen wir ein etwas weniger dramatisches Beispiel. Ein Haus brennt, der befehlshabende Vigil untersagt es seinen Leuten, ins Haus zu gehen und ein Kind zu retten, welches von drinnen um Hilfe schreit, weil er es für zu gefährlich hält. Einer der Vigiles traut sich das nun trotzdem zu und rettet das Kind. Soll er nun als Held gefeiert werden, oder für seine Befehlsverweigerung gemäss Gesetz gerichtet werden?
Ja, das Recht war eben alles andere als eindeutig.