Nein, ich habe nichts falsch gemacht, war Tisanders erster Gedanke und trottete hinter dem Kleinen her. Sein Brauner stand wie eine eins auf seinem Platz und er nahm eine hab acht Haltung vor dem Decurio an.
Beiträge von Tisander
-
-
Ohne eine Mine zu verziehen, mit einem Blick ins leere gerichtet, stand Tisander den ausgestreckten Arm mit dem hölzernen Spatha ruhig haltend da. Er wusste diese Übung konnte ihm keinen Wimpernschlag entlocken. Das halten der Pferde hatte seine Armmuskulatur ungeheuerlich gestärkt. Ganz bestimmt werde ich die Rekordzeit brechen, war sein Gedanken als er den Kleinen neben sich spürte.
Was jetzt fängt der etwa jetzt schon an zu schwächeln. Mist der zittert ja schon. Tisanders Gedanken jagten und schon war es passiert. Schnell riskierte er einen prüfenden Blick auf Fango. Ja sein Arm hing schlaff runter. Was musste der nun machen? Richtig eine neue Latrinengrube ausheben. Das ist zwar ein gutes Muskeltraining aber weiß schon mit wem und wie lange das dann dauert.
Tisander kaute auf seiner Unterlippe. Ich weiß zwar, dass ich es ohne Probleme noch lange durchhalten kann
aber damit ist dem Knirps auch nicht geholfen. Er wird dann tagelang seine Arme nicht anheben können. „Mist“ entfuhr ihm und schon sank sein Arm. Er war nun zweiter Versager. -
Tisander meinte zu spüren, wie er bei den Worten des Decurio, kleiner und kleiner wurde. Sich auf noch schlimmeres wappnend hörte er mit Verblüffung, 'seltsamerweise hat er auch dich eingeteilt'. Der Verblüffung in seinen Gesichtszügen folgte ein Erstaunen, Erleichterung und schließlich ein unterdrücktes triumphierendes Lächeln.
Schnell um sich nichts zu verderben presste er ein. „Danke Decurio Cantilius Festus“, heraus, salutierte zum Abschied und eilte nach draußen.
Kaum draußen, entglitt ihm wie nach einem gewonnen Wagenrennen ein lautes: „JA“, mit emporgewobener Faust. Erst dann erblickte er Fango, hielt inne, grinste wie ein Honigkuchenpferd und meinte: „Du wirst mich einfach nicht los.“ -
Mist, ich habe es doch gewusst, fluchte Tisander innerlich. Trotz allem verwunderte es ihn, dass der Decurio sich noch an ihn erinnerte.
Sofort nahm er Haltung an und begann: „Salve Decurio Cantilius Festus, Tiro Tisander erbittet die Erlaubnis den Tiro Iullus Iunianus Fango nach Rom begleiten zu dürfen“.
Vor Aufregung kaute er an seiner Unterlippe herum. Verärgert stellte er fest, so etwas habe ich noch nie gemacht.
-
Was für ein Gefühl wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Fast hätte Tisander vergessen, das er noch in der Ausbildung war und auf den Decurio zu achten. Rechtzeitig sah er dessen Zeichen noch und reagierte.
Erstaunt sah er auf die herannahenden Hilfsausbilder. Er und sein Pferd zuckten aber kein bisschen. Mit Schrecken dachte er dann an den Kleinen, hoffentlich blieben er und sein Schecken ruhig.
-
Tisander stürmte regelrecht in das Büro, vergaß aber in seiner Eile nicht seinen zackigen Gruß. „Salve. Der Kleine kann nicht ohne mich nach Rom reisen.“, legte er gleich los. "Zu zweit sind wir wirklich stark und gut.“ Ohne Überheblichkeit und überzeugend kamen seine Worte von ihm. Ihm ging es nicht um Rom sondern um den Iunier. Er spürte es genau sie wuchsen zusammen. So etwas war ihm noch nie passiert. Zu Hause war immer von Brüdern, Vettern und Freunden umgeben gewesen, doch in Rom hatte er sich meist einsam und alleine gefühlt. Jetzt wollte er einfach das diese Freundschaft weiter wuchs.
-
Die Pferde waren den Göttern sei Dank so dressiert, dass sie stehen blieben, sobald niemand am Zügel zog. Da Tisander das Seil nun losließ und Fango sich an den Hörnchen des Sattels festklammerte, blieb der kleine Schecke sofort stehen. Fango starrte bestürzt den lautstark motzenden Tisander an, doch er hörte die Verzweiflung, die hinter den Worten steckte. So stieg er ab, ließ sein Pferdchen stehen und ging zu Tisander.
"Ich bin froh, dass du da bist und mein Freund bist, Tissi. Ohne dich wäre alles Mist! Weißt du was? Wir gehen jetzt zusammen in die Pincipia. Zu dem netten Kameraden da, der mir das gesagt hat wegen der Reise. Und wir fragen den, ob du nicht einfach mitkommen kannst. Nein, ganz anders!" Fango hob triumphierend den Zeigefinger. "Wir gehen hin und du meldest dich freiwillig! Das muss richtig enthusiastisch klingen, so als ob du darauf brennst, dich vor deinen Vorgesetzten zu beweisen und es gar nicht mehr aushältst!"
Ein wenig egoistisch war der Vorschlag, denn Fango hätte nichts dagegen, wenn sein Kumpel ihn begleitete auf dem langen Ritt. Mit Tisander wurde es niemals langweilig und die beiden ergänzten sich gut von ihren Fähigkeiten her. Was der eine nicht konnte, das konnte der andere und umgekehrt. Fango guckte Tisander nun treuherzig an, damit er den Vorschlag in die Tat umsetzte.
Zuerst hörte Tisander, noch immer voller Wut nicht richtig zu, dann jedoch beruhigte er sich allmählich und Fangos Worte drangen zu ihm vor.
Ungläubig starrte er ihn zunächst an. Zögernd fragte er: „und du meinst wirklich das geht?“ Er zuckte mit den Achseln, „gut mehr wie ein Anschiss kann es nicht geben, probieren wir es." Eilig drehte er sich um und schon rannte er los. -
Ohne Neid beobachtete Tisander den Kleinen, Er empfand fast so etwas wie Stolz auf Ihn. Es war lächerlich, er wusste es dennoch konnte er das Gefühl nicht abschalten. Wer konnte schon wissen was die Zukunft bringen würde, doch vielleicht würde Fango zu den wenigen gehören die es sogar, wenn er denn mal gut reiten konnte, von Pferde aus zu einem wahren Meisterschützen bringen würde.
Seufzend wandte er seinen Blick ab und konzentrierte sich auf seine Zielscheibe, bis zum Abend hatte er noch viel zu tun.
-
Normalerweise hätte Tisander sich wirklich für den Kleinen gefreut. Er hätte nicht erwartet, das sie so schnell an diesem Punkt angekommen wären und er sich so wohl auf dem Pferd fühlen würde. Jetzt allerdings war der Apuaner nur noch geladen.
„Was du machen musst? Einfach durch das Tor reiten und dann weiter nach Rom. Ansonsten frag doch die Leute, die dir die Erlaubnis gaben trotz der Ausbildungszeit das Lager zu verlassen. Wozu brauchst du mich noch. Bin doch nur der Depp vom Dienst.“
Wütend zuckte er mit dem Seil. „Hop Schecki lauf, der Kleine will ganz schnell weg von mir.“ Tisander ließ einfach das Seil los und schaute mit hängenden Armen zu.
-
Na wann geht es denn endlich los? Tisander wartete voller Ungeduld auf den lang ersehnten Befehl. Wie lange dauert das denn noch? Endlich standen alle auf ihrem richtigen Platz.
'Tirones conscendite in equos!'
Kaum ausgesprochen, saß der Apuaner auch schon oben auf seinem Braunen. Was wird jetzt kommen, dachte er. Bestimmt wird es noch einige Zeit dauern bis wir endlich raus ins freie Gelände dürfen. -
Da hat unser Schreihals aber echt Glück gehabt, grimmelte Tisander vor sich hin. Der Wind pfeift hier in Germania manchmal aber auch ganz schön scharf. Jetzt jedoch war der Kleine dran. Ob er der nächste Meisterschütze der Ala wurde? Mit Übung kann der das bestimmt erreichen, so stur wie der manchmal ist.
Der Apuaner schaute sich um und sah wie alle ihre Bögen gesenkt hatten und voller Erwartung den Iunier anstarrten.
-
Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen schaute er zu Fango und seinem Schecken. Tisander konnte nur wiederholen die beiden hatten sich gesucht und gefunden. Ein Schmunzeln konnte Tisander sich nicht verkneifen, denn er sah wie der Kleine zu ihm hinüberlinste.
'Ich bekomme bald einen Marschbefehl nach Rom' hatte der Apuaner gerade als Antwort auf seine Frage verstanden. Nein, er hatte sich bestimmt verhört. Dann folgte aber schon die Erklärung. Er hatte sich nicht verhört, es stimmte.
Wortlos lies der Apuaner die Zügel los, ließ Pferd und Reiter einfach alleine und ging einfach zurück in den Stall. „Der lässt mich einfach alleine hier zurück“, schimpfte er vor sich her. Der geht nach Rom und ich bin wieder einmal der zurückgebliebene. Ist ja nur Tisander, der kommt schon klar, Hauptsache mir geht es gut. Warum mache ich mir überhaupt noch die Mühe mich um irgendjemanden zu kümmern? Es ist doch immer das gleiche Ergebnis.“
Inzwischen war er bei seinem Rappen angekommen. „Du bist der einzige der immer zu mehr steht“, flüsterte er ihm zu und legte seinen Kopf an den Hals des Pferdes. Wütend sprach er weiter:" „Doch der soll mich kennen lernen, er möchte schnell reiten lernen, also gut, das soll er, schließlich habe ich es ihm zugesagt.“ Schnell holte er ein Seil von einem Haken an der Wand und ging zurück. Noch immer wortlos band er das Seil an dem Zaumzeug des Schecken fest fest. „So dann probieren wir es an der Leine und ab mit euch“, dabei gab er den Pferd einen Klaps und ging eilig zurück. Jetzt ritten die beiden im Kreis um ihn herum. Hoffentlich nutzt der
Schecke die Freiheit und wird schneller damit der Knirps gut durchgerüttelt wird. -
Mit Herzklopfen stand Tisander vor der 60er Marke. Wenn ich immer so hoch über das Ziel geschossen habe, müsste ich doch jetzt die Kraft für die Weite einsetzen können, überlegte er sich.
Wieder begann das Spiel von vorne, Pfeil einlegen, Spannen, Ziel anvisieren. Aber dann hielt er an. Lies alles los, legte den Bogen ab und lockerte seine Arme.
Ja ich mache es wie vorhin, mit dem Augen schließen um mir den Pfeilflug zum Ziel vor zustellen, sagte er zu sich selber. In aller Ruhe legte er den Pfeil an, spannte den Bogen, peilte das Ziel an und schloss die Augen. Seine Ohren waren nun ganz auf sein tun gerichtet. Da war es schon, das sirren des Pfeiles, als er los flog. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte er den Atem angehalten. Da war der erlösende Aufschlag, er hörte es genau und konnte es nicht fassen. Gleich beim ersten Mal. Liebend gerne hätte er vor Freude den Bogen in die Luft geworfen, hielt sich aber zurück. Strahlend reichte er ihn an seinem Nachbarn weiter.
-
Ein wenig unwirsch kam von Tisander: „Geh red keinen Blödsinn. Das habt ihr beide ganz alleine geschafft.“ Ein wenig Wortkarg war er nun geworden und führte den Kleinen eine ganze Weile auf seinem Schecken herum.
„Wenn du so schnell, obwohl ich mich noch immer frage warum, reiten lernen willst, müssen wir daran arbeiten. Jetzt breitest du die Arme aus, sitzt gerade und versuchst die Balance zu halten.“
-
Zwischendurch sah der Apuaner zu der 60er Marke hin. Gut gleich wird der Kleine zu der 90 Passus Marke gehen, ob er die auch schafft? Ohne Neid freute er sich für ihn.
Seufzend legte er erneut einen Pfeil ein, vielleicht schaffe ich es dieses mal wenigstens den Rand der Scheibe zu treffen.
Den Bogen hatte er gespannt und das Ziel genau im Auge. Ehe er den Pfeil losschickte schloss er kurz die Augen und sah den Pfeil im inneren Auge auf den roten Punkt los zischen. Noch mit geschlossenen Augen ließ er den Pfeil fliegen, dann hörte er es, dieses lang ersehnte Plop des auftreffenden Pfeils. Schnell öffnete Tisander die Augen. Er konnte es nicht fassen der Pfeil steckte mitten im roten Fleck.
Jetzt konnte er es kaum erwarten noch einen Schuss ab zu geben. Hatte er sich endlich selber besiegt? Oder war das nur ein Zufallstreffer?
-
„Das habt ihr beide ja gut hinbekommen“, dieses Lob musste Tisander einfach aussprechen, dabei reichte er Fango einen Apfel. „Hier für deinen neuen Freund. Er freut sich bestimmt darüber. Was denkst du, ob du das Aufsteigen wie bei dem Holzpferd hin bekommst, wenn ich den Schecken halte?“
Aufmunternd nickte er dem Kleinen zu.
-
Es war schon merkwürdig an diesem Morgen, kein Gebrüll war zu hören. Im Gegenteil, sie alle mussten gut aufpassen um alles mit zu bekommen. Tisander gefiel das, es geht also auch anders dachte er. Außerdem kam jetzt die Ausbildung für die er nach Germanien zur Ala gegangen
war. Die Arbeit mit den Pferden.Er freute sich besonders über den Satz des Decurios,'und vermeidet den Einsatz der Sporen'.
Für ihn war das eine Selbstverständlichkeit, leider nicht für alle.Endlich war er an der Reihe und gespannt was man ihm für ein Pferd geben würde. Es war ein kräftiger Brauner, obwohl ein Veteran sah Tisander noch Temperament in seinen Augen funkeln.
Er hatte sein eigenes Pferd, trotzdem gefiel ihm der Braune. Schade das er nicht mehr aktiv dabei ist, dachte er. Kaum hatte er die Zügel in der Hand, zog der Braune in die andere Richtung. „Ne Großer komm hier geht es lang“, war sein Kommentar dazu und zog ihn mit fester Hand zum Ausgangspunkt, blieb neben dem Braunen stehen und ließ die Zügel los.
-
„Ganz bestimmt freut er sich und pass auf bald stupst er dich mit der Nase an“, war die Antwort von Tisander. „Ja genau so, wenn der Sattelgurt befestigt ist und immer daran denken, immer kontrollieren ob wirklich alles fest ist, kommt das Zaumzeug dran.“
Zufrieden mit dem was der Kleine machte, nickte er immer wieder. „Du machst das wirklich gut. Wenn du dann soweit bist, halte ich ihn fest und du übst das Aufsitzen. Vergiss nicht zwischendurch immer wieder mit deinen neuen Freund zu reden. Sitzt du dann fest, führe ich ein paar Runden.“
-
Nein das war bestimmt nichts, bestätigte Tisander in Gedanken die Worte des Vexillarius. Er hatte es schon im vorhinein gewusst. Die Anweisungen des Hilfsausbilder hörte er sich an, befolgte genau gesagtes und siehe da der Pfeil flog dieses Mal um einen Passus niedriger über das Ziel hinaus.
Wenn das so weiter geht bin ich am Abend bestimmt in Ziel nähe, fluchte er innerlich. Warum konnten Fortuna oder Minerva ihm nicht beistehen? Das wäre dann aber bestimmt auch nur eine einmalige Sache.
Schon wieder war er an der Reihe, Pfeil eingelegt, Sehne gespannt, Ziel in Augenschein genommen und loslassen. Der Pfeil schwirrte dieses Mal niedriger, in Höhe des Ziels und...ja nur wenige pes am Ziel vorbei.
Was habe ich anders gemacht? Nichts und dennoch etwas musste anders gewesen sein.
-
Aufmerksam sah Tisander dem Kleinen zu. Der machte alles richtig. Ja Fango konnte, wie er es sich gedacht hatte mit dem Bogen umgehen. Im Geiste sah er diesen mit angelegtem Bogen auf seinem Pferd auf dem Feind zu jagen und diesen Zielsicher niederstrecken.
Der Iunier machte all das selbstsicher und gut, was er selber hunderte mal selber geübt hatte, mit dem Unterschied, dass dieser im Gegensatz zu ihm traf.
Verdrießlich nahm er den Bogen entgegen, legte den Pfeil ein, spannte die Sehne, visierte das Ziel an, hörte das sirren des abfliegenden Pfeils. Was er nicht hörte, war das dumpfe Geräusch des auftreffenden Pfeils, denn dieser flog hoch über das Ziel hinaus.
Er reichte einfach den Bogen weiter.