Beiträge von Tisander

    Schmunzelnd beobachtete Tisander die Szene. „Dem was du über Zisimos sagst kann ich nur beipflichten. Doch er irrt sich der Rappe ist Privateigentum genauso wie dein Hahn. Er gehört nämlich mir. Ich habe ihn von meinem Geld gekauft und bin auf ihm hierher geritten. Wir beide bilden eine Einheit, daran kann auch Zisimos nichts ändern. Eine Einheit wie der Schecke und du bald sein werdet. Der hat dich ins Herz geschlossen.“

    Während er so redete, nahm er Fango den Hahn ab und setzte ihn behutsam in einer Ecke ab. Langsam ging er auf den Schecken zu. „Komm zu uns, hab keine Angst. Er schnuppert nur, nimmt deinen Geruch auf. Du redest beruhigend auf ihn ein während du ihm sanft auf seinen Hals klopfst.
    Von der Körpergröße passt ihr beide wunderbar zusamen. Zisimos wird sich noch wundern was ihr beide zusammen noch zustande bringt.“

    Der Apuaner hatte auf dem Weg zum Campus bemerkt, dass der Kleine mal wieder, im Gegensatz zu ihm, gute Laune hatte. Ihn nervte heute alles, das Gebrüll des Vexillarius, die anstehende neue Lerneinheit und der Kleine. Er befand sich keineswegs im Wettstreit mit ihm, dennoch nervte ihn schon jetzt die Vorstellung wie dieser am Ende des Tages, vor lauter Übermut mit stolz geschwellter Brust und Siegerpose vor ihnen herum stolzieren würde.

    Tisander wusste es schon ehe er zur Ala ging, im Bogenschießen würde er versagen. Wie oft hatten seine Brüder, Vettern und Freunde versucht es ihm dies bei zu bringen. Auf der Jagd konnte er geschickt mit der Steinschleuder oder mit dem Jagdspeer umgehen, doch mit dem Bogen war

    er fast ein total Versager. Wo die Ursache war, konnte sich niemand erklären.

    Still und leise klemmte er sich auf den Platz vom Vortag und beobachtete die Abläufe.

    Wie erstarrt stand Tisander da und wusste nicht wie ihm geschehen. Wieso habe ich jetzt den Hahn in den Händen? Fangos Redeschwall, war wie schon so oft, über ihn hereingebrochen. Wirklich viel hatte er er nicht von all dem verstanden. Noch immer auf dem Hahn starren, der
    wie er fand, nicht wirklich wie einer aussah. Der hat irgendwie Ähnlichkeit mit einem Raubvogel, überlegte er. Versunken in seiner Betrachtung und den dazu gehörenden Überlegung bekam er die Frage des Kleinen nicht so ganz mit. „Du bist sicher, dass dies ein Hahn ist? Was noch wichtiger ist, hast du die Erlaubnis ihn zu behalten und hier unter zu bringen? Er ist ja kein Pferd.“

    Gerade noch rechtzeitig sah er wie sich der Iunier dem Rappen näherte.
    „Vorsichtig, mit dem ist nicht zu spaßen. Der mag sich nicht gerne von Fremden angefast werden.“ Bei seinen Worten kam Besitzerstolz hervor.

    „Ich würde sagen, am besten fragst du drinnen nach. Dann gehst du zu den Pferden hin, wenn alles gut läuft müsstest du spüren welches Pferd zu dir passt. Pferd und Reiter bilden eine Einheit, sie passen einfach zusammen.“

    „Sicher,nun mach es nicht so spannend und mach auf“. Unwillig schüttelte Tisander mit dem Kopf. Was war nur los mit dem Kleinen? Er hätte ja verstehen können wenn er wegen des Reitunterrichtes nervös wäre, doch er tat gerade so als ob er die Überraschung der Castra zu bieten hätte.

    Sich über seine Stirn reibend starrte Tisander Fango zweifelnd an. Habe ich mich undeutlich ausgedrückt? Hat er mich nicht richtig verstanden? Oder liegt es an mir und ich habe etwas nicht
    mitbekommen? Wovon redet er? „Geht es dir gut Kleiner?“

    Diese Frage war Tisander zu schnell raus gerutscht. Die wackelnde Augenbraue hatte ihn aber völlig irritiert, noch mehr aber der Hahn. Was wollte der Iunier mit einem Hahn? Ein Huhn hätte er ja vielleicht noch verstanden. Frische Eier konnte man schließlich immer gebrauchen.

    Plötzlich riss Tisander die Augen auf, der meint doch nicht etwa? Nein er wollte nicht nachfragen. „Klar dann lass uns schnell los, soviel Zeit bleibt ja nicht mehr.“ Fast rennend drängte er sich an Fango vorbei nach draußen.

    Lächelnd trat der Apuaner zu dem Iunier und klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast es doch zu Anfang gut gemacht. Warum wohl? Weil du da viel lockerer warst. Jetzt stellst du dich selber unter Erfolgsdruck und bist viel zu verkrampft. Immer mit der Ruhe, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Komm gönn dir eine Pause, danach geht es besser.“

    Tisander der gerade sein Messer betrachtete mit der Überlegung, es jetzt zu schleifen oder lieber zur Therme zu gehen, zuckte ebenfalls zusammen als die Eingangstüre aufflog und der Kleine herumplärte. Verwundert schüttelte er mit dem Kopf. „Ich dachte das wäre selbstverständlich. Da musst du doch nicht nachfragen“, dann stutzte er und drehte sich zu dem Kleinen hin. „Wieso in ein paar Tagen? Was oder wer treibt dich zur Eile? Alle die noch nicht reiten können werden das sowieso schneller als im normalem Tempo lernen. Du hast doch den Vexillarius gehört, es eilt.“

    Trotz seines Ärgers über sein eigenes versagen freute es Tisander das ausgerechnet der Kleine so gut getroffen hatte. Jetzt wollte er natürlich nicht nachstehen. Dem Vexillarius hatte er bei dessen Demonstration gut zu gesehen. Konzentriert stellte er sich auf den Ausgangspunkt, mit dem Rücken zum Ziel. Die Hasta velitaris fest in seiner Hand und schon schoss diese aus Tisanders Bewegung heraus punktgenau in die Mitte des Strohmanns.
    Langsam drehte er sich um, grinste wobei er ganz leise murmelt: „Na bitte, es geht doch.“

    Beim dritten Wurf hatte er auch dreimal die Strohpuppe getroffen, einmal genau wo die Kniekehle bei einem lebenden Gegner gewesen wäre.

    Eigentlich wollte Tisander bei der Übung als letzter antreten um sich die Handhabung des Speers bei den anderen anschauen. Bei dem Gerangel um die Reihenfolge hatte er nicht mitbekommen wo der Kleine abgeblieben war. Im Augenblick interessierte es ihn auch nicht, denn er wollte sich auf seinen Wurf konzentrieren. Anerkennend stieß er einen leisen Pfiff durch seine Zähne hervor, bei dem Treffer von Zismos.

    Jetzt war er dran. Konzentriert nahm er das Ziel ins Auge, noch ehe sein Wurf abging wusste er, der ging daneben. Anhalten konnte er den Speer aber nicht mehr. Schuld an dem Dilemma war natürlich der Kleine. Knurrend kam von dem Apuaner: „Sieh dir das an. Muss du so in meinem Rücken herumhampeln?“ Brummig ging er zum Ende der Reihe.

    Der Tag kann nur noch besser werden oder auch nicht, bei dem Glück das ich habe, schoss es dem Apuaner durch den Kopf.

    „Tisander, Tiro der Ausbildungsturma I Alae II Numidiae“, stotterte er los.
    „Vexillarius Matinus Ocella“, stockte Tisander. Was soll ich weiter sagen? „Wir sollten unsere
    gute Ausbildung zu Pferde, wie auch die Fertigkeiten im Fußkampf die wir hier erhalten, nutzen und den Feind so besiegen.“

    Noch während er so sprach sträubten sich ihm die Haare, weil er sich über ich selber entsetzte. Was bin ich für ein Schleimer.

    SCHEIßE schrie es in Tisander. Was habe ich jetzt wieder angestellt? Alleine der Blick brachte die Härchen auf seine Armen dazu sich auf zu richten. Er spürte wie sich ein Kloß in seinem Hals festsetzte. Mehrmals versuchte er durch Schlucken diesen zu bewegen. Endlich langsam rutschte er abwärts. Verstanden wollte er antworten, doch es ging nicht. Nur ein heiseres unverständliches krächzen kam heraus.
    Wieder ein heftiges Schlucken und wieder rutschte der verfluchte Kloß ein Stück tiefer „Verstanden“, kam heiser von Tisander.

    Voller Schrecken fiel ihm danach ein, er musste ihn doch zumindest mit seinem Dienstgrad anreden. Was war er aber Decurio, Duplicarius?
    Tisander wusste es nicht, also beließ er es einfach bei seinem 'Verstanden'.

    Wütend stürmte Tisander zum Ausbildungsplatz. Er war sowas von geladen. Nicht das er in der Nacht gefroren hatte, schließlich hatte der Kleine ihm nur ein Eckchen seiner Decke überlassen, zusätzlich hatte er kein Frühstück bekommen, weil sie Latrinendienst hatten. Wer nicht gekommen war, natürlich Fango und er hatte alles alleine machen müssen. Jetzt stank er wie eine Kloake, denn er hatte es gerade mal geschafft seine Hände und Unterarme zu waschen.

    Das da gerade einer Stand und rumbrüllte störte ihn nicht. Genauso, dass alle wie erstarrt da standen. Suchend rannte er die Reihe entlang, entdeckte den Gesuchten und brüllte los. „Verflucht
    nochmal wo hast du gesteckt? Ich musste alles alleine machen und habe
    mich weder gewaschen noch etwas gefrühstückt.“
    Danach quetschte er sich einfach neben ihn und starrte den Schreihals vor ihm an.

    Tisander war eine ganze Weile umher gerannt, wütend auf den Kleinen. Diese Wut richtete sich dann aber langsam gegen sich selber. Wieso hatte er wieder einmal die Beherrschung verloren? Er verstand sich selber nicht mehr.

    An ihrer Turma angekommen öffnete er leise die Türe, schaute sich um, denn zu gerne hätte er mit Fango alleine und in Ruhe gesprochen.

    Zuerst sah er ihn nicht, dann jedoch dann entdeckte er das Häufchen Elend oben. Nach kurzem Überlegen schwang er sich hoch, schob Fango zur Seite und meinte: „So mein Freund entweder gibst du mir jetzt meine Decke oder ich krieche bei dir unter. Aber denk dran, ich bin keiner
    deiner Sklaven und lasse mich nicht befummeln.“
    Kaum den letzten Satz ausgesprochen hätte er sich selber Ohrfeigen können. Das war bestimmt wieder falsch dachte er.

    Tisander hörte sich an was Fango von seinen bisherigen Beschäftigungen erzählte. Er schüttelte mit dem Kopf. „Kannst du mir erklären wie du auf die glorreiche Idee gekommen bist zum Militär zu gehen? Gut hier bei der Ala muss du nicht ständig zum Schippen, beim Straßenbau und sonstigen Bauarbeiten antreten, wie bei der Legio, aber glaube mir hier wird es auch kein Honigschlecken. Vor allen Dingen gibt es keine Sklaven die für den Herrn einspringen. Die ganze Stallarbeit, also alles was zu der Arbeit mit Pferden gehört, wirst du schon selber erledigen müssen. Es ist wichtig, dass Pferd und Reiter zu einer Einheit zusammen wachsen.“

    Der Kleine konnte nicht genug davon bekommen ihnen sein ganzes Wissen von dem Wolfsmilchschwärmer zu vermitteln. „Himmel noch mal hör auf mich mit dem Zeugs von dem Nachtfalter zu zu labern. Hast du mir zugehört? Hier geht es nicht um die Probleme irgendwelcher Bauern, hier geht es um uns. Um dein Leben und damit verbunden ebenso um unseres. Ein Fehler von dir kann sich zu unserem Unheil auswirken.“

    Tisander merkte wie wieder Zorn in ihm hoch kochte, deshalb verließ er schnell ihre Baracke.

    „Natürlich gibt es bei uns auch Nachtfalter. Was für eine blöde Frage. Aber das ist mal wieder typisch noch nicht einmal selber lesen. Hast du denn überhaupt etwas selber gemacht?“ Dies alles kam noch immer in Rage von Tisander.

    Als er dann jedoch das seltsame Bild, Fango mit dem Kopf auf dem Boden, während Alwin mit bestürztem Blick dessen Füße fest hielt sah, wechselte sein Gesichtsausdruck von wütend zu erschrocken, ehe sich gleich darauf ein grinsen zeigte. Es sah wirklich zu komisch aus.

    "Alwin lass ihn los jetzt fliegt er nicht mehr, er muss selber gehen.“
    Dabei reichte er Fango die Hand um ihm auf zu helfen. „Und der heißt wirklich Wolfsmilchschwärmer?“ Dies konnte er sich nicht verkneifen, er musste es einfach fragen.

    Der Apuaner hielt mitten in der Bewegung inne. Seinem Gesicht konnte man ansehen wie es in seinem Gehirn arbeitete. Wollte der Kleine sie verscheißern? Aufgebracht fuhr er in an. „Du denkst wohl weil du mehr Bücher gelesen hast, während sich unsereins durch seine Hände Arbeit durchs Leben brachte, kannst du uns veralbern. WOLFSMILCHSCHWÄRMER ! Du denkst wohl du kannst uns veralbern und jeden Mist erzählen.“

    Wütend ließ er das obere Ende von Fango einfach los. Da dachte er sie hätten sich endlich zusammengerauft und der Gnom machte alles zunichte.

    Zuerst wollte er sein Zeugs wieder zurückräumen, ließ es dann aber bleiben. Der würde noch spüren was er sich damit eingebrockt hatte.

    „Gut gemacht“, flüsterte Tisander dem Kleinen zu. „Bald wirst du nicht mehr weinen, glaub mir“, zwinkerte er ihm zu.

    "Bei der Arbeit in der Latrine und anderen Übungen bauen wir auch deine Muckis auf. Meine kamen mit der Arbeit im Stall und später mit den Pferdegespannen. Denkst du mit der Nase in Büchern wäre es getan?“
    Danach schaute der Apuaner sich das Können der anderen an. Besonders gespannt war er auf den Auftritt von Zisimos.

    „Verpuppen?“Prustete Tisander los. „Dann nehme ich an du warst bis jetzt eine Raupe und bist bald ein Schmetterling. Fliegen kannst du dann auch?“ Interessiert betrachtete er den eingewickelten Kleinen. „Komm Alwin wir geben ihm Starthilfe. Ich oben und du unten.“ An Fango

    gewandt: „Eine Vorstellung oder ein Wunsch wohin du fliegen möchtest?“

    Habe ich es doch gewusst, schimpfte Tisander im Geiste vor sich hin. Der Kleine packt es so nicht, hoffentlich wächst er noch oder er braucht kleine Pferde. Ich habe gehört weit im Osten soll es solche geben. Möglicherweise haben die Germanen auch solche.

    Kurz entschlossen eilte er zu Fango, ergriff das in der Luft hängende Bein und stemmte Fango hoch. „Das nächste mal musst du mehr Schwung nehmen“, flüsterte der Apuaner ihm zu.

    „So so“, grinste Tisander, "warum hast du dir dann erst die Mühe mit meinem Umzug gemacht?“ Prüfend schaute er Fango an ehe sein Blick zu Alwin wanderte. „Was meinst du Alwin, ob ich mir das Würstchen, über die Schulter werfen kann um zu Zisis zu bringen. Schließlich möchtest du seine Meinung hören.“ Jetzt wandte der Apuaner sich dem Kleinen zu „Entschuldige Fango aber so wie du dich gerade eingewickelt hast, schaust du wie ein Würstchen aus.“

    Fehlt nur noch das der Zisimos aufkreuzt. Ach Quatsch überlegte er sich, es sollte ein für allemal geklärt werden und so wie der Kleine sich das überlegt hat gefällt es mir.