Grundausbildung Waffen - Tirones Iunius Fango et Tisander

  • Ocella stand an diesem diesigen Morgen mit seinen beiden Hilfsausbildern auf dem Campus und erwartete die Ankunft der Tirones. Man hatte beschlossen die Ausbildung etwas zu straffen und so die Zeit bis zur unmittelbaren Einsatzbereitschaft zu verkürzen. Die Zeiten verlangten nach geeigneten Maßnahmen.

    Wenngleich Ocella es weniger begrüßte Varro bei den Patrouillen nicht zu begleiten, so sah er die Notwendigkeit seines Einsatzes hier durchaus ein. Er war einer der erfahrensten Kämpfer im Castellum, und wenn es es auch nicht wahrhaben wollte, einer der ältesten.

    Sein neuer Rang war im Grunde das Ende der Fahnenstange und er begann sich bereits die ersten grauen Haare auszurupfen.

    Endlich kamen die Burschen. Ocella hasste sie nicht, aber er würde sie unbarmherzig schleifen bis sie genau das taten was für ihr und das Überleben der Kameraden nötig war.

    Die Kerle bummelten bis sie auch der letzte bequemte ihn anzusehen. Na wartet!

    Tironeeees,...staateeeeee!Donnerte in den frühen Morgen, sodaß auch der Praefectus in seinem Paretorium mitbekommen haben dürfte, daß die Ausbildung begann.

  • Fango starrte aus geröteten Augen nach vorn. Das Nervenbündel Tisander hatte ihn um den Schlaf gebracht und ihm tat vom wiederholten Aufsitzen auf die Pferdeattrappe der Unterboden weh, was die Nacht beides wenig erholsam gemacht hatte. Mit einem körperlich anstrengenden Tagewerk war das keine angenehme Kombination. Hoffentlich war Tisander wenigstens ebenfalls müde, wenn er schon Stress machte, aber vermutlich hatte der geschlafen wie ein Stein. So war das immer. Fango schaute kurz, ob er seinen Kumpel schon irgendwo in der Reihe sah, ehe er wieder nach vorn blickte.


    Das da vorn war also der von Alwin gefürchtete Ocella. Alwin war wohl aus gutem Grund als erster hier gewesen - noch vor Zisimos, der sonst immer der Schnellste war. Fango runzelte mehrmals blinzelnd die Stirn, um das Gebrüll in seinem übermüdeten Gehirn schneller zu verarbeiten.

  • Wütend stürmte Tisander zum Ausbildungsplatz. Er war sowas von geladen. Nicht das er in der Nacht gefroren hatte, schließlich hatte der Kleine ihm nur ein Eckchen seiner Decke überlassen, zusätzlich hatte er kein Frühstück bekommen, weil sie Latrinendienst hatten. Wer nicht gekommen war, natürlich Fango und er hatte alles alleine machen müssen. Jetzt stank er wie eine Kloake, denn er hatte es gerade mal geschafft seine Hände und Unterarme zu waschen.

    Das da gerade einer Stand und rumbrüllte störte ihn nicht. Genauso, dass alle wie erstarrt da standen. Suchend rannte er die Reihe entlang, entdeckte den Gesuchten und brüllte los. „Verflucht
    nochmal wo hast du gesteckt? Ich musste alles alleine machen und habe
    mich weder gewaschen noch etwas gefrühstückt.“
    Danach quetschte er sich einfach neben ihn und starrte den Schreihals vor ihm an.

  • Ocella sah sich das Theater des letzten Tiro mit fast schon schmerzhafter Geduld an. Dieser kleine Furz wußte gar nicht welchen Gefallen er ihm tat. Die beiden Hilfsausbilder schafften es im Gegensatz zu Ocella nicht sich ein amüsiertes Grinsen zu verkneifen. Sein Blick fokussierte sich auf den Unglücklichen der es wagte ihn nicht wahrzunehmen, ihm den Respekt zu verweigern. Nicht daß er den Respekt eines Mistkäfers nötig hatte, nein, sicher nicht. Er animierte aber vielleicht andere dazu es ihm gleichzutun und das ging auf keinen Fall.

    Also dann,...

    Ocella schritt die Linie an, oder das was die Kerle dafür hielten. Seine Hilfsausbilder sorgten unmissverständlich dafür, daß diese gerade war bevor Ocella losschritt.

    Die Befehle kamen leise, fast zischend. Die betreffenden Tirones würden nie wieder falsch ausgerichtet sein wenn ihnen ihre spärliche Freizeit wichtig war.

    Ocella drohte nicht, er kündigte an und er hielt Wort bei dem was er ankündigte.

    Vor Tisander blieb er stehen. Jung war er, gutaussehend, voller Leben und so von sich überzeugt. Nun das liesse sich zum Teil ändern.

    Ocella war kräftiger, etwas größer und deutlich bösartiger als der Bursche. Er sah ihn nur kalt an, geradeso als würde er zusehen wie man einem germanischem Plünderer den Wanst aufschnitt um festzustellen ob er ein paar Münzen verschluckt hatte, Münzen die er zuvor einem römischen Kaufmann geraubt hatte.

    Nein Ocella gab diesem Burschen mit seinem Blick zu verstehen, daß er weniger wert war als die Maden in einer Verrottungsgrube im Sommer.

    Du wirst hier nie wieder deine Stimme erheben, es sei denn du wiederholst meine Befehle oder gibst zu verstehen daß sie in deinem Spatzenhirn angekommen sind...haben wir uns verstanden?

    Ocella wurde von seinen beiden Hilfsausbildern flankiert welche den Burschen ebenfalls böse anstarrten.

    Er legte den Kopf ein wenig schief und wartete auf eine Antwort.

  • SCHEIßE schrie es in Tisander. Was habe ich jetzt wieder angestellt? Alleine der Blick brachte die Härchen auf seine Armen dazu sich auf zu richten. Er spürte wie sich ein Kloß in seinem Hals festsetzte. Mehrmals versuchte er durch Schlucken diesen zu bewegen. Endlich langsam rutschte er abwärts. Verstanden wollte er antworten, doch es ging nicht. Nur ein heiseres unverständliches krächzen kam heraus.
    Wieder ein heftiges Schlucken und wieder rutschte der verfluchte Kloß ein Stück tiefer „Verstanden“, kam heiser von Tisander.

    Voller Schrecken fiel ihm danach ein, er musste ihn doch zumindest mit seinem Dienstgrad anreden. Was war er aber Decurio, Duplicarius?
    Tisander wusste es nicht, also beließ er es einfach bei seinem 'Verstanden'.

  • Ocella trat einen Schritt zurück und sah nach rechts, wo er mit Zufriedenheit feststellte, daß die Linie gerade war. Zufrieden war er auch, daß dieser kleine Furz ihm einen weiteren Anlass gab sich kurz zu erklären. Da die Kerle immer noch im State standen beließ er es dabei und ging zu seinen Hilfsausbildern, welche im angemessenem Abstand zur Truppe warteten. Zufrieden nickend sah sich Ocella die gesamte Truppe an.

    Das ist ab sofort das Bild wenn ich den Befehl State gebe! Jeder merkt sich seinen Nebenmann...

    Dann begab er sich selber in State und erhob noch einmal seine Stimme, nur um sicher zu gehen, daß man ihn verstand.

    Ich bin Vexillarius Matinus Ocella, dies sind die Duplicarii Thorwald und Hanko. Ihr seid Tirones der Ausbildungsturma I Alae II Numidiae. Ihr werdet von uns in den Fertigkeiten der geläufigen Waffen zu Fuß und zu Pferde ausgebildet. Solange ihr die Ausbildung zu Fuß nicht beherrscht werdet ihr nicht von einem Pferd aus kämpfen, wenn ihr nicht von einem Pferd aus kämpfen könnt seid ihr für die Alae II Numidiae nicht geeignet und werdet entlassen. Da ihr euch für den Exercitus entschieden habt gehe ich davon aus, daß ihr euch selbst für geeignet haltet,...nun das bleibt abzuwarten. Sein Blick glitt über die Linie in die jungen und weniger jungen Gesichter.

    Die Duplicarii sind alte Kämpfer die schon manche Schlacht geschlagen und manchen Kampf für sich entschieden haben. Ihr werdet gegen Germanen kämpfen. Das ist der Sammelbegriff für die indigene Bevölkerung. Diese germanen sind keine ausgebildeten Kämpfer, sie kämpfen mit Herz, mit Wut ...mit Hass. Er begann einen Gang und schlenderte an der Linie vorbei bis er vor dem Kleinsten stehenblieb und ihr anstarrte.

    Was diese Germanen, von denen auch die Weiber kämpfen, uns voraus haben ist ihre Kraft und ihre körperliche Größe. Viele sind größer als ich.

    Ocella überragte den Zwerg vor ihm um mehr als eine Haupteslänge. Da wären also überlegene Körperkräfte, höhere Reichweite,eine entsprechende Motivation uns zu besiegen... Er sah Tisander an. Was also können wir tun um sie auszuschalten? ...du da...Name, Rang, Einheit...und vergiß nicht mit wem du sprichst Tiro!

  • Varro fand sich ebenfalls am Rande des Campus in Sicht- und Hörweite der Gruppe ein. Es war eine Weile her, daß er und Ocella ausgebildet gatten, aber vielleicht war es auch einmal eine gute Ablenkung zum inzwischen schon fast routiniertem Patrouillengang. Routine ist der Verlust von Aufmerksamkeit. Er musste sich da etwas einfallen lassen. Die Patrouille sollte trotz allem erstrebenswert sein und entsprechend motiviert angegangen werden, sonst hatte der ganze schöne Plan eine entscheidende Schwachstelle. Gespannt wartete er auf die Antwort jenes Ungebührlichen.

  • Der Tag kann nur noch besser werden oder auch nicht, bei dem Glück das ich habe, schoss es dem Apuaner durch den Kopf.

    „Tisander, Tiro der Ausbildungsturma I Alae II Numidiae“, stotterte er los.
    „Vexillarius Matinus Ocella“, stockte Tisander. Was soll ich weiter sagen? „Wir sollten unsere
    gute Ausbildung zu Pferde, wie auch die Fertigkeiten im Fußkampf die wir hier erhalten, nutzen und den Feind so besiegen.“

    Noch während er so sprach sträubten sich ihm die Haare, weil er sich über ich selber entsetzte. Was bin ich für ein Schleimer.

  • Das Scheißeschippen hatte Fango glatt vergessen ... Tisander war klammheimlich aufgestanden und hatte die Arbeit allein erledigt. Zwar meckerte er pro forma, aber Fango erkannte, dass die Geste freundlich gemeint gewesen war und schmunzelte dem Rohrspatz kaum merklich zu. Die Erklärungen von Ocella halfen Fango, sich in seiner neuen Umgebung zu orientieren. Welcher Einheit er genau angehörte, hatte er bis soeben nicht gewusst und auch nicht, wie der Offizier anzusprechen war oder was er sich unter Duplicarii vorstellen musste.


    Dass sich der Vexillarius nach seiner kurzen Rüge des plappernden Tisander vor Fango aufbaute, machte diesem kurzzeitig Sorgen. Fango musste zu seinem Ausbilder aufschauen, wobei er sich nicht sonderlich wohl fühlte. Fango wagte nicht, auch nach Thorwald und Hanko zu schauen, die er den Namen nach für Germanen hielt, um ihre Körpergröße mit der von Ocella zu vergleichen, sondern schaute nur diesen an. Er geriet ins Grübeln darüber, wie dem Problem seiner geringen Körpergröße künftig zu begegnen sei, wenn die Germanen alles solche Hünen waren, wie der Vexillarius behauptete.


    Und dann hatte man Fango auch noch wohlmeinend ein kurzes Schwert statt einer Spatha gegeben, damit er überhaupt vernünftig ziehen konnte, so war seine Reichweite noch geringer als ohnehin schon. Nein, er musste schnellstmöglich lernen, mit der Spatha zu hantieren. Sie hatten es gut gemeint, aber so ging das nicht, das musste er Ocella sagen!


    Mit seiner vergeistigten Art, die Welt zu erklären, rief Fango sich ins Gedächtnis, dass er die Mindestgröße beinahe hatte und es somit andere Soldaten gab, die nur einen Fingerbreit größer waren als er und trotzdem ihr Soll erfüllten. Wären sie nutzlos, hätte man das Mindestmaß höher angesetzt. Also war alles eine Frage des Willens, der Übung und der richtigen Technik. Er würde auch mit Zisimos trainieren, um ein Gefühl für die Schrecklichkeit ihrer Feinde zu bekommen, der war ebenfalls ziemlich groß und ehrfurchtgebietend, ohne dass er einen Ton zu viel sagte. Vielleicht sollte er auch mit den germanischen Kameraden da vorn üben, um sich abzustumpfen, oder mit germanischen Tirones, falls es in der Ausbildungsturma welche gab. Alwin klang auch ziemlich germanisch dem Namen nach, sah allerdings zivilisierter aus als so mancher Römer ... wenn er an die feinen Seidenpantöffelchen dachte, die der in der Stube trug ...


    ... all das ging Fango durch den Kopf, bis Ocella sich von ihm abwandte und weiterging. Er hörte, wie Alwin neben ihm erleichtert ausatmete und Tisander erneut das Wort ergriff.

  • Ocella schnaupte wie ein Pferd als er die Meldung hörte. Ach, findest du? Regrede...grollte er und wartete bis er ins Glied zurückgetreten war. Dieser Fatzke gab ihm eine Steilvorlage nach der anderen. Sein Blick glitt die Linie entlang und fiel auf den Kleinsten. Mit wenigen schnellen Schritten, die Unaufmerksamen auch wie ein gewaltiger Sprung erscheinen konnten stand er vor Fango. Du da,...Träumerle...Progrede!...Nuntio! Ocella wußte, daß körperlich Benachteiligte öfter in anderen Bereichen glänzten. Mal sehen ob dieser Zwerg seinen Dienstgrad oder seinen Namen zuerst brachte und vor allem ob er die Nuntio mit dem Dienstgrad seines Gegenüber begann.

    Ocella starrte ihn an, wie eine Baalstatue sein Kinderopfer.


  • Fango trat einen Schritt vor. Tisander hätte vermutlich einen weiteren Wutanfall erlitten, wenn er wüsste, dass Fango es von den Haussklaven kannte, dass man immer den Höhergestellten zuerst nannte und erst danach sich selbst. Verärgerte Sklaven "vergaßen" dies manchmal, um zu sticheln.


    "Vexillarius Matinus Ocella, Iunianus Fango, Tiro der Ausbildungsturma I Alae II Numidiae", machte Fango also Meldung, wobei er zwischen den Namen eine kurze Pause ließ.


    Die zweite Frage war schon kniffliger. Was machte man mit einem hochmotivierten, körperlich überlegenen Feind?


    "Durch taktisch kluges Vorgehen muss man ihre Körperkraft bedeutungslos machen", mutmaßte Fango. Zumindest hatte er selbst es mit zwei großen Brüdern sein Leben lang so gehandhabt. "Und man muss sie demoralisieren."


    Im Demoralisieren war er besonders gut. Die Bissnarbe an seinem Hintern war Ausdruck von Scatos maßlosem Frust in Anbetracht der Ätzpocke, zu der Fango mutieren konnte, und gegen die er sich nicht anders zu helfen gewusst hatte, als ihm mit aller Kraft in den Arsch zu beißen. Die wahre Kunst wäre gewesen, sich im Anschluss nach der Aktion nicht erwischen zu lassen und Scato mit seiner hilflosen Wut sich selbst zu überlassen, damit er sich innerlich zerfraß.


    Ob man das auf einen weitaus größeren Konflikt übertragen konnte, stand natürlich auf einem anderen Blatt, doch Fango erschien ein entsprechendes Vorgehen logisch. Er schaute aufmerksam, gespannt darauf, ob sein Ansatz richtig war und falls nicht, wie man stattdessen vorging.

  • Ocella zog eine Augenbraue hoch und nickte leicht. Wußte er es doch, diese Kleinwüchsigen hatten immer etwas in petto. Er schickte ihn zurück ins Glied und sah noch einmal die Linie entlang.

    Interessante Ansichten,...wir werden euch jetzt unsere Ansichten einbringen. Ein Blick zu Hanko und dieser brachte ihm die Hasta, welche Ocella um einige überragte.

    Das hier ist eine der mächtigsten Waffen wenn es heißt in feindliche Formationen einzubrechen. Der gebräuchlichste Ausdruck hierfür ist Hasta, wir jedoch nennen diese Waffe Contus sarmaticus.

    Der hölzerne Schaft ist etwa 10 Fuß lang, die eiserne Spitze einen weiteren Fuß. Die Waffe wird beidhändig geführt und somit ohne Schild. Sie ist an der Spitze beidseitig geschliffen. Bei der Verfolgung fliehender gegnerischer Infanterie wird als Stosslanze beidhändig an einer Seite des Pferdes gehalten. Dem fliehenden Feind wird dabei in die Kniekehlen bzw. Waden gestochen, um ihn an der weiteren Flucht zu hindern.

    Fast schon liebevoll betrachtete er das mörderische Stück als es es Hanko zurück gab. Thorwald brachte eine

    weitere Hasta, jedoch deutlich kleiner. Das ist die Hasta velitaris,ein fingerdicker, etwas über 1 m langer Wurfspieß, dessen dünne eiserne Spitze meist da, wo sie eindrang, abbrach, so dass der Feind ihn nicht als Waffe brauchen konnte; davon führen wir sieben Stück mit. Nettes kleines Ding, wird gerne als mittlere Fernwaffe eingesetzt. Wobei sich Ocella gewandt umdrehte und die kleine Lanze zielsicher in einen der in etwa 10 Passus entfernt aufgebauten Strohmänner warf. Die Spitze durchdrang den Körper und lugte auf der Rückseite heraus.

    Ocella wandte sich wieder den Männern zu und schloß. Unser Kampf ist der Kampf in Bewegung, deshalb werdet ihr lernen zunächst einmal das Ziel zu treffen und dann das Ganze aus der Bewegung heraus. Holt euch jetzt eure velitaris und jeder wirft auf das Ziel ab der Bodenmarkierung,...einer nach dem Anderen! Es wird erst geworfen wenn die velitaris aus dem Ziel entfernt und der Schütze aus dem Zielbereich gegangen ist!

    Er klatschte in die Hände. Auf geht´s ! An die Markierung treten und die velitaris auf das Ziel werfen. Statisch, ohne großartige Verenckungen! Die Hilfsausbilder gaben die Lanzen aus und kurz darauf stand der erste Tiro an der Markierung, das Ziel war 5 Passus entfernt.


  • Das war absolut logisch! Mit Speeren konnte man wütende Gegner auch mit kurzen Armen, wie Fango sie hatte, auf Abstand halten. Es war völlig schnurz, wie klein er war mit solch einer Waffe! Bei dieser Erkenntnis schwoll sein Ego dermaßen, dass es schier aus ihm herausquoll. Er nahm mit festem Griff seine Hasta velitaris und stellte sich in der Reihe auf, wobei es ein kurzes Durcheinander der Tirones gab. Wo war überhaupt Tissi schon wieder?! Fango wechselte noch mal seinen Platz, um hinter Tisander stehen zu können, damit dieser nicht vereinsamte.


    Gerade warf Zisimos mit einer Leichtigkeit seinen Speer, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, traf genau die Mitte des Strohmanns, zog seelenruhig die Waffe wieder heraus und dackelte davon. Alwin war davon dermaßen verstört, dass er komplett am Ziel vorbeischoss. Sein Speer landete sonstwo.


    "Du bist gleich dran, Tissi", flüsterte Fango, während Alwin zerknirscht seine Waffe aufsammelte. Er selber war dermaßen aufgeregt, dass es ihm schwerfiel, stehenzubleiben und er herumhibbelte.

  • Eigentlich wollte Tisander bei der Übung als letzter antreten um sich die Handhabung des Speers bei den anderen anschauen. Bei dem Gerangel um die Reihenfolge hatte er nicht mitbekommen wo der Kleine abgeblieben war. Im Augenblick interessierte es ihn auch nicht, denn er wollte sich auf seinen Wurf konzentrieren. Anerkennend stieß er einen leisen Pfiff durch seine Zähne hervor, bei dem Treffer von Zismos.

    Jetzt war er dran. Konzentriert nahm er das Ziel ins Auge, noch ehe sein Wurf abging wusste er, der ging daneben. Anhalten konnte er den Speer aber nicht mehr. Schuld an dem Dilemma war natürlich der Kleine. Knurrend kam von dem Apuaner: „Sieh dir das an. Muss du so in meinem Rücken herumhampeln?“ Brummig ging er zum Ende der Reihe.

  • Zum Glück hatten sie Tisander, sonst wäre die allgemeine Laune noch versehentlich gut geworden. Fango musste über seinen gedanklichen Witz schmunzeln und schleuderte seinen Speer. Unter Konzentrationsproblemen bei Ablenkung hatte der kleine Mann noch nie gelitten. Und so traf er tatsächlich die Strohpuppe!


    "Hast du das gesehen?", quiekte er mit vor Begeisterung unmännlicher Stimme. "Der wäre tot gewesen!"


    Am liebsten hätte er gleich noch mal geworfen, aber er musste seine Waffe einsammeln und sich erneut hinten anstellen. Fango war kein Angeber, aber dass er eine Waffe gefunden hatte, der seine geringe Körpergröße egal war und mit der er sich sofort wohlfühlte, hatte ihm einen gewaltigen Motivationsschub verpasst.

  • Ocella betrachtete die Bemühungen der Tirones und war wenig überrascht, daß gerade diejenigen von denen man dachte sie würden es hinbekommen versagten und wieder mal der Kleine ...

    Na schön,... jetzt auf ein Neues. Jeder stellt sich jetzt mit dem Rücken zum Ziel, dann aus der Drehung heraus den Velitaris auf das Ziel schleudern...wir gehen hier nicht weg bevor nicht jeder drei Treffer gesetzt hat. Um seine Absichten zu bekräftigen nickte er seinen beiden Hilfsausbildern zu. Beide demonstrierten ohne Umschweife, daß Ocella hier nichts unmögliches verlangte. Ihre Treffer lagen allesamt dort wo sie hingehörten. Ocella griff sich ebenfalls drei Lanzen. Keine Sekunde dachte er an ein Versagen. Ansatzlos ließ er die drei Lanzen fliegen. Alle drei landeten im Kopf der Zielpuppe.

    Na los,...wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! brummte er.

  • Trotz seines Ärgers über sein eigenes versagen freute es Tisander das ausgerechnet der Kleine so gut getroffen hatte. Jetzt wollte er natürlich nicht nachstehen. Dem Vexillarius hatte er bei dessen Demonstration gut zu gesehen. Konzentriert stellte er sich auf den Ausgangspunkt, mit dem Rücken zum Ziel. Die Hasta velitaris fest in seiner Hand und schon schoss diese aus Tisanders Bewegung heraus punktgenau in die Mitte des Strohmanns.
    Langsam drehte er sich um, grinste wobei er ganz leise murmelt: „Na bitte, es geht doch.“

    Beim dritten Wurf hatte er auch dreimal die Strohpuppe getroffen, einmal genau wo die Kniekehle bei einem lebenden Gegner gewesen wäre.

  • Zisimos war längst ausgeschieden - er hatte alle drei Speere beim ersten Versuch im Strohmann versenkt. Nachdem er seinen Schock darüber verwunden hatte, traf Alwin auch recht passabel. Tisander machte eine sehr gute Figur, so dass Fango große Augen bekam. So, wie er Tisander zu kennen glaubte, traf dieser aus purer Gehässigkeit, weil er Fango seinen kleinen Erfolg nicht gönnte. Fango wiederum war nicht bereit, das auf sich sitzen zu lassen und gab sich alle Mühe. Jedoch genügte sein Ehrgeiz nicht. Einige Versuche brauchte er, um alle drei Speere zu versenken. Mit verkniffenem Gesicht zog er den Speer nach dem letzten Wurf aus dem festgepressten Stroh.

  • Lächelnd trat der Apuaner zu dem Iunier und klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast es doch zu Anfang gut gemacht. Warum wohl? Weil du da viel lockerer warst. Jetzt stellst du dich selber unter Erfolgsdruck und bist viel zu verkrampft. Immer mit der Ruhe, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Komm gönn dir eine Pause, danach geht es besser.“

  • Ocella war zufrieden, entgegen seiner Befürchtung waren die Ergebnisse ganz ordentlich. Na schön! Ich denke da steckt Potential hinter! Ihr werdet jetzt jeden Tag mit den kleinen Speeren üben. Wenn ihr sattelfest seid werden wir sehen ob es gefruchtet hat. Wir treffen uns Morgen zu selben Stunde wieder hier, dann werden wir nach den Übungen mit dem Velitaris unsere nächste Fernwaffe kennenlernen,...den Bogen. Er nickte als er Entsetzen aber auch teilweise Begeisterung in den Gesichtern sah. So, jetzt die Lanzen bei den Hilfsausbildern abgeben und in Zweierreihe aufstellen.

    Kurz darauf war alles eingesammelt und die Burschen standen bereit.

    Ein kurzer Befehl Tironeees, Aequatis passibus ...pergiteeee!

    Die Sonne stand schon tief, Ocella fröstelte etwas als er dies wahrnahm. Jetzt noch den Bericht und dann zur Besprechung...


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