Oh Mann, irgendwie hatte ich echt was verpasst! Da hatte ich doch echt geglaubt, dieser bekloppte Tiberius hätte mich bekommen! Quasi als Ausgleich für meine Angst und die Trauer, die ich bis eben noch gefühlt hatte, begann ich vor lauter Freunde, wie ein Wasserfall zu quasseln. „Echt, wenn ich’s dir sage, ich dachte die ganze Zeit, dieser Irre hätte mich. Verstehst du! Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass du doch noch … ich dachte, du wolltest mich doch nicht und da dachte ich… und weißt du, ich hab gar nicht mitgekriegt, wie du doch für mich geboten hast. Ach ich bin ja so froh, dass glaubst du ja gar nicht, wie froh ich bin! Ich dachte schon, der Scheiß hier hört niemals auf! ...“ Der Sklave, der nach mir auf die Bühne gezerrt hatte, interessierte mich recht wenig. Na gut, einen kurzen Blick hatte ich schon auf ihn geworfen. Sah ja knackig aus, der Typ! Und Muskeln hatte der!
„Ähm, sag bloß, du willst den auch noch mitnehmen!“, fragte ich irgendwann.
Beiträge von Viniciana Thula
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Als wir uns gemeinsam auf den Heimweg machten… wie sich das anhörte: Heimweg…. hatte ich ihn die ganze Zeit zugetextet und ihm immer wieder gesagt, wie froh ich doch war, dass er es war, der mich gekauft hatte. Als er mir sagte, er wohne in einer Villa, da stellte ich mir so was wie einen Palast vor, in dem es von Sklaven nur so wimmeln musste. Als wir dann schließlich angekommen waren, das waren meine Vorstellungen ein wenig ernüchtert. Denn für meinen Geschmack huschten hier eindeutig zu wenig Sklaven umher. Nicht mal einer von ihnen machte ihm die Tür auf oder kam angerannt, als wir eingetreten waren. „Ähm, wohnst du allein hier? Ich meine… bin ich deine einzige… die einzige Sklavin?“, fragte ich vorsichtig.
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Die dumpfe Stimme des Sklavenhändlers, die auf einmal so weit entfernt klang erreichte mein Ohr. Einige Wortfetzen drangen zu mir durch und ich nahm sie gleichgültig wahr. ‚2550 zum ersten, zum zweiten und ... verkauft ‘.
Titus‘ Schergen zerrten mich von der Bühne. Ich machte keine Anstalten, mich zu sträuben und ließ mich die Treppe hinunterführen. ‚Glück gehabt‘ zischte mir Titus entgegen und plötzlich hatte ich den Eindruck, Callinax, der alte Mistkerl habe zu mir gesprochen um mich noch weiter zu verspotten. Mein Blick war immer noch gen Boden gerichtet. Die eine oder andere Träne, die mir in den Augen gestanden hatte, wollte über meine Backe kullern, um dann zu Boden zu fallen. Jetzt hör bloß auf zu flennen, sagte ich mir immer wieder. Nur nicht flennen, zeig ihnen bloß nicht, wie beschissen du dich fühlst!
Unter meinen dünnen Sohlen spürte ich wieder das Pflaster. Die beiden Gehilfen führten mich weiter zu meinem neuen Besitzer. Mir war so, als wollten meine Beine ihren Dienst versagen. Ich weiß nicht wieso – vielleicht war ich über irgendetwas gestolpert- aber ich strauchelte und wollte vornüberfallen. Ich ließ mich einfach fallen, versuchte nicht, mich irgendwie abzufangen. Sollten doch meine Knie auf das Pflaster aufschlagen, so dass meine Haut aufplatzte und zu bluten begann. Der brennende Schmerz, der dabei entstand, würde mir auch nichts mehr ausmachen.
Dann spürte ich, wie jemand meinen Haarschopf zu fassen bekam, um mich so vor dem Schlimmsten bewahren wollte. Wahrscheinlich war es einer von Titus‘ Gehilfen. Mein Kopf wurde ruckhaft nach hinten gerissen so dass ich gezwungen war, nach oben zu schauen und meine Augen erkannten… nicht den irren Tiberer!
Die Stimme, die ich hörte, wollte auch nicht so recht zu ihm passen. Endlich kam ich wieder zu mir und rief überrascht: " Du?!"Sim-Off: Da warst du ein bisschen zu schnell!
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Tief in meinem Schmerz gefangen, riskierte ich nicht noch einen einzigen Blick zu dem Vinicier hinunter. Wenn Titus nun gleich das hier beenden würde und ich dann mit diesem Irren gehen sollte, würde mir das mein Herz zerreißen. Voller Abscheu wandte ich schließlich meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung, hin zu Luna und ihrem Brüllaffen. Gerade noch konnte ich ihren schelmischen Blick einfangen und dann schien sie aus welchen Gründen auch immer zusammenzuklappen. Für einen Moment stellte ich meine eigenen Gefühle zurück und schaute besorgt zu Luna hinunter. Ich fragte mich auch, was dieses Zuzwinkern bedeuten sollte. Einige der Leute um sie herum traten einen Schritt zurück, um Platz zu schaffen. Ihr cholerischer Begleiter, der mich so verängstigt hatte, zeigte sich plötzlich von einer ganz anderen Seite. Voller Fürsorge fing er sie noch rechtzeitig auf, so dass sie nicht auf dem Boden aufschlagen musste. Dann nahm er sie behutsam auf und machte sich daran, sie wegzutragen. Doch bevor er ging, rief er dem Sklavenhändler noch etwas zu. Endlich erfuhr ich seinen Namen, den Namen meines zukünftigen Herrn – und dass ich später am Tag wohl wie ein gutverschnürtes Paket in sein Haus geliefert werden sollte.
Das holte mich zurück zu meinem eigenen Schmerz und ich versank sofort wieder darin. Um mich herum nahm ich nichts mehr wahr. Alles war wie vernebelt. Sonst hätte ich es vielleicht wahrgenommen... das Gebot, welches für mich abgegeben worden war. Ich wollte nur noch, dass es endlich zu Ende ging, denn ich konnte nicht mehr! -
Aber was machte er? Er sah zu mir hoch, dann zu Lunas Typen… Und? Kam ein Gebot? Nein, es kam kein Gebot. Nada, niente, nix!
Ich schluckte und musste erkennen, dass ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte. Ich dämliche Idiotin hatte doch allen Ernstes geglaubt, ich könne mir hier auf dem Sklavenmarkt meinen zukünftigen Dominus selbst aussuchen! Echt, wie blöd musste man sein?!
Irgendetwas fiel in mir zusammen. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, ohne ständig in Angst leben zu müssen, ohne ständig Schikanen und Demütigungen ausgesetzt zu sein. Hatte ich wirklich gedacht, das würde sich jetzt alles ändern? ‚Hast wohl zu viel Höhenluft geschnuppert, Dreckskröte‘, würde Callinax jetzt hämisch rufen, hätte er mich hier so sehen können. Und ausnahmsweise hätte dieser Dreckskerl diesmal recht gehabt.Das Leuchten in meinen Augen verschwand. Stattdessen wirkten sie nun glasig. Ich musste mich richtig zusammenreißen, damit ich nicht losheulte. Darin hatte ich ja Übung, im Zusammenreißen und im "gute Miene zum bösen Spiel" machen. Einfach den Schmerz hinunterzuschlucken, auch wenn er noch so bitter schmeckte. Mein Blick senkte sich. Er sollte nicht sehen, wie ich mich fühlte. Und ich wollte ihm nicht in die Augen schauen, wenn dieser Irre dort drüben den Zuschlag erhielt.
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Das mit dem Hundebabyblick hatte mal wieder gewirkt. In meinem bisherigen Leben hatte ich die Erfahrung gemacht, dass man die Leute in zwei Kategorien einteilen konnte, solche, die beim Anblick kleiner Kinder und süßer Tiere schwach wurden. Das waren dann die, bei denen der Hundebabyblick zu 99,9% wirkte. Und dann gab es aber auch die, denen kleine Kinder und Tiere völlig Schnuppe waren. Die schlugen dir dann noch eins mit dem Stock über, wenn du den Hundebabyblick auspacktest. Mein potentieller Besitzer in spe gehörte also zu der ersten Kategorie und deshalb bot er dann auch gleich mal ein paar Münzen mehr. Brav so!
Wieder war ich erleichtert und hoffte, dass es nun endlich bald vorbei war. Aber irgendwie sah dies das Schicksal ein wenig anders. Noch schaute ich zu Massa hinunter. Dabei huschte auch ein erwartungsvolles Lächeln über meine Lippen. So viel Zaster müsste doch jetzt reichen! Ob Lunas Freund nun endlich auch aufgab? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das immer noch so weitergehen sollte. Und während ich darüber noch nachdachte und mein Blick auf seinem ruhte, geschah etwas um mich herum. Einige der Leute wurden unruhig und kamen in Bewegung. Einige andere machten einer pompösen Sänfte Platz, die von mehreren Männern begleitet wurden. Ein Raunen ging durch die Menge. Aha, dachte ich, noch so’n reicher Heini! Wenn der jetzt noch mitmischte, dann konnte das hier noch Stunden dauern. Und ob der Vinicier so viel Ausdauer, vor allen Dingen aber noch so viel Knete hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt! Aber es sollte noch besser kommen!Einer der Männer schrie etwas von WEITERMACHEN und die KAISERIN WÜNSCHT ES SO! Ich musste garantiert ganz dusslig aus der Wäsche geguckt haben und meine Kinnlade klappte herunter, als ich das hörte. Die Kaiserin? Echt jetzt? Da musste ich mal kurz aber herzlich lachen! Hab ich's nicht gewusst?! hätte ich am liebsten laut über den Platz gegrölt. Nachdem sich schon so viel illustre Herrschaften hier zu so früher Stunde eingefunden hatten, wäre das eigentlich die logische Schlussfolgerung daraus gewesen.
Ja und jetzt? Was machte man, wenn zufällig ‘ne Kaiserin vorbei kam und hier rumstand und man selbst wurde gerade an den Mann oder an die Frau gebracht? Naja, zuerst stand ich nur da, wie angewachsen und guckte dumm. Titus neben mir machte eine tiefe Verbeugung. Sollte ich das auch machen? Ich überlegte nicht lange und verbeugte mich dann auch. Nicht, dass es am Ende hieß ‚guck mal, die Sklavin hat’s nicht nötig, sich auch zu verbeugen'.
Titus‘ Stimme riss mich aus meiner Faszination heraus. Dieser geldgeile Hund hatte immer noch nicht genug! Wahrscheinlich machte er das für extra, um der Kaiserin zu imponieren und um dadurch noch mehr Kohle zu scheffeln.
Zunächst dauerte es einem Moment, denn die Leute starrten immer noch wie gebannt auf die Sänfte der Kaiserin. Einige andere hatten es plötzlich ziemlich eilig, hier weg zu kommen. Auch ich starrte ch hinüber zur Sänfte. Meine Konzentration hatte sich gerade im Sparmodus eingeloggt, als das nächste Gebot kam. Kein Wunder, denn diesmal wurde es ja auch nicht gebrüllt. Wahrscheinlich war der Brüllaffe heiser geworden oder Luna hatte zu verschärften Mitteln gegriffen, die ich aber im Tumult nicht mitbekommen hatte. An Titus hocherfreutem Gesicht konnte ich aber erkennen, dass sein Durst nach ordentlich Kohle weiter gestillt wurde. Ich fragte mich, ob Massa das neue Gebot auch gehört hatte. Zum Glück stand er noch da… -
Ich hatte mich in dieser rothaarigen Elster wirklich nicht getäuscht. Schon kurze Zeit später klagte der Erste über seinen gestohlenen Geldbeutel.
Und was war mit meinem Vinicier? Ich hatte das Gefühl, er raffte gerade überhaupt nix! Wahrscheinlich dachte er gerade, ich wollte ihm schöne Augen machen. Typisch Kerl! Echt, da wurde der Hund in der Pfanne verrückt! Am liebsten hätte ich Lunas Choleriker-Freund Konkurrenz gemacht und zu ihm hinunter geschrien, er solle gefälligst aufpassen. Allerdings hatte ich Titus‘ Nervenkostüm schon mehr als überstrapaziert und einen Hieb mit dem Stock wollte ich beileibe nicht wirklich riskieren.
Als er dann grinste, deutete ich das mal, dass auch er endlich kapiert hatte, was ich ihm sagen wollte. Und wahrscheinlich war auch noch sein Geldbeutel an dem Ort, an dem er sein sollte – und gefüllt versteht sich. Aber warum gab er kein weiteres Gebot ab? Stattdessen sah er mich fragend an. Meine Fresse, war er schwer von Begriff? Hatte ich ihm nicht schon deutlich genug zu verstehen gegeben, dass ich freiwillig mit ihm gehen würde, wenn er mich kaufte? Und hatte ich ihm nicht gerade eben noch meine Loyalidingsbums… äh meine Ergebenheit gezeigt? Mal ehrlich, abgesehen von dem total abgedrehten Gebot war er doch der Einzige hier, der noch einen einigermaßen normalen Eindruck machte. Der bekloppte Choleriker machte mir einfach nur noch Angst und alle anderen, die für mich geboten hatten, wollten einschienend doch nicht so tief in die Tasche greifen. War ja auch irgendwie verständlich.Also, was sollte ich machen? In die Luft springen, mich auf den Boden werfen oder auf einem Bein hüpfen? Dann hielten mich wahrscheinlich alle für Gaga. Naja, vorerst verzichtete ich erst mal darauf, mich gänzlich zum Affen zu machen. Stattdessen sah ihn noch einmal mit einem bittenden Hundebabyblick an, bei dem eigentlich jeder schwach werden musste. So, das musste jetzt erst mal genügen!
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Wie zu erwarten war, blieb eine Antwort, die einigermaßen befriedigend gewesen wäre, aus. Einen Moment wähnte ich mich bereits in Sicherheit, in der Hoffnung, dass nun endlich die Obergrenze erreicht war und niemand mehr bieten würde.
Abwartend ließ ich meinen Blick über die Menge gleiten. Nein, nur ein Verrückter würde jetzt noch weiter bieten. Die ersten, die sowieso kein Interesse an mir hatten, wandten sich bereits zum gehen um. Andere kamen aber gerade erst. Mir fiel diese Frau mit den rotbraunen Haaren auf, die sich für meinen Geschmack ein bisschen zu dicht an den Leuten vorbeischob,... um diese um ihre Geldbeutel zu erleichtern? Solche Taschendiebe kannte ich schon! Wenn die jetzt meinen Vinicer erleichterte, dann konnte sie was erleben! Schließlich stand ich nicht ewig hier oben! Vorsorglich suchte ich wieder den Augenkontakt zu Massa und versuchte ihm mit der Hilfe meiner Augen klar zu machen, dass er auf der Hut sein sollte. Möglichst unauffällig deutete ich mit meinem Kopf in ihre Richtung. Hoffentlich verstand er, was ich ihm mitteilen wollte.
Aber dann ertönte ein noch höheres Gebot. Eigentlich war es mehr ein Gebrüll oder ein archaisch anmutendes Röhren, wie es paarungsbereite Männchen während der Brunftzeit ausstießen um ihrem auserwählten Weibchen ordentlich zu imponieren. Ich musste nicht lange suchen, denn ich wusste genau, wer dieses „Männchen“ war. Aufgrund seiner feuchten Aussprache traf mich seine Spucke am Fuß. Igitt, dachte ich und rümpfte die Nase.
Ich spürte den Frust in mir aufsteigen, was wenn Massa das Interesse an mir verlor. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich zweimal überlegt, ob ich weiterbieten sollte...
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Wahrscheinlich konnte man mir ansehen, wie ich erleichtert aufatmete. Jetzt lächelte ich wieder von der Bühne herab. Was passierte hier denn gerade, fragte ich mich. Was sollte das denn? 2150 Sesterzen waren für mich geboten! Dieser Massa musste ganz schön irre sein! Nein, dieser Typ hier suchte nicht irgendeine Sklavin, er wollte mich! Hätte er sonst sofort ein weiteres Gebot abgeben? Ob ich mir jetzt was drauf einbilden konnte, seine Erwählte zu sein?Bisher hatte mich noch nie einer wegen meiner selbst "erwählt". Warum auch, ich war ja auch nix Besonderes. Was konnte ich denn besonders gut, was einem Dominus nützlich sein konnte? Callinax hatte mir all die Jahre immer gepredigt, ich wäre zu nichts zu gebrauchen. Und damit hatte er auch irgendwie recht. Ich konnte weder richtig kochen noch konnte ich ein Musikinstrument spielen. Nicht mal lesen oder schreiben konnte ich. Geschweige denn, mich gewählt ausdrücken. Besonders hübsch war ich auch nicht. Na ja, Schuhe konnte ich putzen, das hatte ich bei Callinax gelernt und ich konnte Essen und Getränke servieren. Das hatte ich jahrelang bei Glaucus gemacht. Aber das war’s dann auch schon. Also was war an mir so toll, dass einer so viele Flocken springen lassen wollte. Im Augenblick aber fühlte es sich irgendwie gut an, von jemand gewollt zu werden.
Und was war mit dem Wutwichtel, der kurz vor seinem cholerischen Super-GAU stand? Weswegen wollte der mich? Als Zeitvertreib für Luna? Für ‘ne einfache Küchenhilfe wäre er garantiert nicht bereit gewesen, so viel Zaster locker zu machen. Also, wofür?
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Da war er ja immer noch! Und damit ich ihn nicht so schnell aus den Augen verlor, sorgte er gleich mal für eine ordentliche Überraschung! Von wegen, der Typ hatte keine Kohle! Zumindest hatte er noch satte 2000 Münzen übrig, die er gleich mal für mich bot. Tja, so leicht war es, mich in Erstaunen zu versetzen. Anerkennend nickte ich ihm zu und meinte „Klar doch!“ Vielleicht würde das ja doch was mit uns beiden. Inwieweit das gut oder schlecht war, würde sich noch herausstellen. Aber schlimmer als Callinax oder Glaucus konnte der da bestimmt nicht sein. Ich hatte mir über die Jahre hinweg ein dickes Fell wachsen lassen, sonst hätte ich die beiden wahrscheinlich nicht überlebt. Außerdem war ja dann noch der Name des Bärtigen… den wollte ich ja auch unbedingt herausbekommen. Mal sehen wie der Consular kontern würde und mal ganz zu schweigen vom Macker der Schwarzhaarigen.
Tja und dann geschah doch etwas wirklich Seltsames! Im Laufe der Jahre hatte ich mir eine besondere Fähigkeit angeeignet, die mir schon wirklich gute Dienste erwiesen hatte. Das war die Gabe der Beobachtung! Eines meiner verborgenen Talente sozusagen und ich tat auch gut daran, dieses Talent im Verborgenen zu halten. Denn durch genaues Beobachten war ich schon einige Male Callinax‘ Schlägen und Glaucus‘ Nachstellungen entgangen.
Nachdem also dieser junge Kerl nicht nur mich überrumpelt hatte, begab sich eben dieser Consular Wasweißich zu meinem potentiellen Dominus in spe und sprach ihn an. Wahrscheinlich machte er ihn jetzt gleich zur Minna, denn einer wie er sollte sich besser nicht mit so ‘nem hohen Tier wie ihm anlegen.
Zum Glück konnte ich von meiner Position die beiden nicht nur gut sehen, sondern auch relativ gut höhen. Unter anderem bekam ich dadurch auch den Namen dieses jungen Typen heraus. Lucius Vinicius Massa. Och Manno! dachte ich ein wenig enttäuscht. Jetzt hatte er seinen Namen ja doch verraten! Zwar nicht direkt mir, aber dann doch irgendwie indirekt. Und außerdem, warum mussten diese Römer so scheißviele Namen haben? Die konnte sich doch keiner merken! Warum ging’s nicht einfach kurz und knackig?Die Reaktion aber, die dieser Name bei dem Alten hervorrief, ließ all meine Enttäuschung sofort verfliegen. Der Alte wurde plötzlich nämlich kreidebleich und es hätte ihn beinahe aus den Latschen gehauen. Und ich fragte mich nur: wieso?! Kurz darauf, als er sich wieder gefangen hatte, meinte er, er hätte den Vater von diesem Lucius Dingsbums gekannt. Aha, was war denn mit seinem Vater? So’n Mist, die Geschichte begann mich jetzt langsam echt zu interessieren. Allerdings konnte ich jetzt nicht einfach so von diesem Podest runtersteigen und mich zu den beiden gesellen. Also blieb ich notgedrungen stehen, lauschte weiter und beobachtete…
Irgendwas schien sich aber auch bei Lucius Soundso zu tun, denn seine relativ lockere Art war auf einmal wie weggeblasen. Er sah so aus, als hätte ihm einer einen Stock in seinen Allerwertesten gerammt. Tja und nicht nur er hatte jede Menge Fragen. Ich hätte auch zu gern gewusst, was hier gerade abging! Der Alte aber sah augenblicklich zu, dass er Land gewann und machte sich mit seinen Togakaspern dünne. Alle Achtung, das nenn ich doch mal den Feind erfolgreich in die Flucht schlagen! Sollte mir das jetzt Angst machen? Ich fragte mich, was der mit mir anstellen würde, wenn er mich hier kriegte. Aber auch das war eines jener Geheimnisse, die ich hier auf dieser scheiß Bühne nicht ergründen konnte.
Mal sehen, wer war denn jetzt noch übrig? Der Spaßvogel hatte anscheinend kalte Füße gekriegt. Wobei die bekam man heute an diesem Wintertag sowieso, wenn man hier länger stand. Nun ja, und ich arme Sau hatte nicht mal was Warmes an, lediglich so’ne zerschlissene Tunika, die schon seit ein paar Monaten weder Wasser noch Seife gesehen hatte. Also kann sich jeder vorstellen, wie ich mich fühlte und wie froh ich sein würde, wenn das hier endlich vorbei war.
Ach ja, der Macker der Schwarzhaarigen war noch übrig. Schwer zu sagen, ob Lunas Anschiss bei im Früchte trug. Im Moment schien er sich noch in seiner Gewalt zu haben. Aber der Kerl schien mir eher wie ein brodelnder Vulkan zu sein, der jeden Moment mit verehrenden Folgen ausbrechen konnte. Was er dann auch tat. Ungerührt von Lunas Worten peitschte er das nächste Gebot heraus und langsam dämmerte es mir, dass der Typ echt ‘ne Macke haben musste. Tja, Callinax und Glaucus ließen schön grüßen! Oh Scheiße, Mann, dachte ich und ich machte mir beinahe in die Hosen dabei. So was brauchte ich echt nicht nochmal und so was wollte ich auch nicht mehr. Aber mir war auch klar, dass ich nicht bei wünsch dir was war. Trotzdem schnellte mein Blick wieder zu dem jungen Kerl mit Bart, diesem Massa oder wie er hieß und sah ihn durchdringend an. Wenn noch etwas ging, dann sollte er mir jetzt helfen und ja, er würde es garantiert niemals, so lange ich lebte bereuen!
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Ich war nicht nur sprachlos, mir blieb die Spucke weg! Das Ein-Sesterzen-Spiel schien ein jähes Ende zu finden, als sich Lunas Macker der Sache annahm und das Gebot weiter in die Höhe trieb. Dabei schrie er, dass einem schier das Trommelfell zu platzen drohte. Und dann dieser Befehlston! Junge Junge, da wurde mir Angst und Bange! Wenn der in Zukunft so mit mir rumschreien würde, was dann? Obwohl, Hunde die bellen, beißen nicht, sagt man. Inwieweit das auf Choleriker zutraf, wusste ich nicht so genau. Allerdings wenn der Kerl so viel auf der hohen Kante hatte, um es für eine wie mich ausgeben zu können, dann nagte man in seiner Hütte sicher nicht an Hungertuch. Die Schwarzhaarige hatte es ja scheinbar gut bei ihm. Aber das war die Schwarzhaarige und nicht ich! Und naja, man hatte ja auch schon Pferde kotzen sehen. Also warum sollte ich dieses Mal nicht endlich ein bisschen Glück haben?
Es dauerte aber nicht lange, bis sich dieser Consular Soundso wieder zurückmeldete und noch ein paar hundert Sesterzen drauflegte. Ok… sofort passte ich meine Überlegungen an. Also, der Typ war irgend so ein hohes Tier war. Der kaufte mich wahrscheinlich nicht, weil man mich überall hin mitnehmen konnte, um ordentlich Eindruck zu schinden. Wahrscheinlich sollte ich wirklich seiner Köchin zur Hand gehen und seine scheiß Briefe austragen. Aber mal ehrlich, gab man dafür so viel Kohle aus? Schon irgendwie komisch. Aber diesen Römern konnte man ja alles zutrauen. Nicht umsonst sagten die Leute in Gallien ‚die spinnen, die Römer‘.
Luna blies ihrem Macker jedenfalls ordentlich den Marsch, weil er so rumgeschrien hatte. Echt klasse, die Frau! Männer waren manchmal eben echt wie Kinder. Waren immer nur auf sich selbst fixiert. Und da spielte es überhaupt keine Rolle, woher sie kamen.
Aber Lunas Blick sagte alles. Wenn diese Blödmänner den Preis noch weiter in die Höhe trieben, dann würde einer nach dem anderen Mitbieter das Handtuch werfen. Und wer sollte am Ende übrigbleiben? Lunas Macker? Der Typ mit dem Bart, also der Jüngere. Ähm, wo war der überhaupt? Oder Consular Schlagmichtot? -
Auf die Schwarzhaarige war Verlass! Kaum hatte der junge Kerl mit dem Bart sein Gebot „erhöht“- naja unter Erhöhen hätte ich was anderes verstanden, aber ok… - meldete sie sich wieder und schuf wieder klare Verhältnisse. Offenbar hatte sie gefallen daran gefunden, auf das Spiel des Bartträgers einzugehen, denn sie tat es ihm gleich und erhöht auch nur um einen Sesterz.
"Klar, machen wir, wenn der Scheiß hier vorbei ist!", antwortete ich ihr zuzwinkernd auf ihr Angebot mit dem Biergarten.Also wenn wir jetzt in Einer-Schritten voranschritten, dann konnten wir froh sein, wenn heute Abend die Versteigerung gegessen war. Irgendein anderer Spaßvogel schien das auch lustig zu finden und bot ebenso um einen Sesterz mehr mit. Was die Schwarzhaarige wiederum dazu veranlasste, ihn wieder zu überbieten.
Erwartungsvoll schaute ich auf den jungen Bartträger, denn irgendwie hätte ich schon gern gewusst, wie sein Name war. Aber von dem kam erst mal nix. War’s das schon gewesen? Abwarten, meinte er dann… "Ok?!" Auf was? Vielleicht auf ein göttliches Zeichen, oder so was. Aber vielleicht war das ja auch einfach nur Taktik, denn wenn wir uns jetzt im Ein-Sesterzen-Bereich fortbewegten, dann waren wir vielleicht in ‘ner Stunde bei Tausend. Manche von den Pupsbacken, die hier rumstanden, hatten sicher noch was Besseres zu tun. Also wäre dann die meiste Konkurrenz schon gegangen oder an Altersschwäche gestorben. Wobei ich ehrlich gesagt auch nicht damit rechnete, dass ein normaler Mensch für mich so viel Münzen auf den Tisch legte.
Aber nur kurze Zeit später wurde ich eines Besseren belehrt! Offenbar gab es hier tatsächlich so durchgeknallte Typen, die es richtig locker sitzen hatten und mal so eben 1000 – in Worten T A U S E N D - boten! Und wer war’s? Der Bartträger! Nee, nicht der junge! Dieser Ältere, der Consular Soundso. Mannomann! Da war ich erst mal sprachlos!
Und wer jetzt gedacht hätte, das war’s, hatte seine Rechnung ohne den Spaßvogel gemacht, der ganz in der Nähe der Schwarzhaarigen stand. Denn er spielte das Ein-Sesterz-Spiel munter weiter. -
War ja mal wieder klar, dass der Typ mir nicht seinen Namen verraten wollte! Aber zumindest hatte er Gottvertrauen. Naja, mit Religion hatte ich`s ja nicht so. Denn mal ehrlich, hatten die Götter jemals für mich was getan? Nicht dass ich mich daran erinnern konnte! Also konnten die mir auch gestohlen bleiben.
Der junge Bartträger trat noch etwas näher ans Podest heran. Aber nicht etwa, um mit mir irgendwelche Heimlichkeiten austauschen zu können. Nee, es ging lediglich um den schnöden Mammon. Offenbar hatten die Götter doch nicht so viel damit zu tun, ob ich seinen Namen erfahren würde, sondern schlicht und ergreifend die Anzahl der Münzen in seinem Geldbeutel. Schade eigentlich! Ich hätte mich gerne bekehren lassen. Ein wenig mitleidig sah ich ihn dann schon an, als er Lunas Gebot um genau einen Sesterz erhöhte.
„So wird das aber nix, Schätzelein!“, meinte ich daraufhin ein wenig enttäuscht. -
Suchend glitten meine Augen über die Menge. Luna - die Schwarzhaarige – wo war sie nur? Sie war doch etwa noch nicht gegangen? Dann plötzlich zog mich einer von Titus‘ Wachhunden am Arm. „He, kannst du Garten?“, fragte der mich und ich sah den Kerl erst mal ganz verständnislos an. Ob ich Garten konnte? „Hä?“, war alles was ich rausbrachte. „Garten? Biergarten, vielleicht.“ Was wollte der bloß von mir? Langsam begriff ich, dass Titus‘ Scherge nur die Frage einer potentiellen Kundin an mich weitergeleitet hatte und es mir langsam dämmerte, was diese bescheuerte Frage zu bedeuten hatte. Er deutete auf eine Frau, die ‘nen ziemlich betuchten Eindruck machte. Logisch, dass eine wie die auch mit ‘ner Sänfte unterwegs war.
„Ob ich Garten kann?“, wiederholte ich noch mal die Frage und räusperte mich, einfach um noch ein bisschen mehr Zeit zu gewinnen. Denn was war besser? Einfach zu sagen, ja man hatte voll den Durchblick oder nee, noch nie ‘nen scheiß Garten von innen gesehen? Für mich persönlich traf ja eher letzteres zu. Callinax hatte nie einen Garten besessen. Wahrscheinlich wusste der nicht mal, wie man Garten schrieb und bei Glaucus war es ähnlich gewesen. „Nee, ich kann nicht Garten,“antwortete ich und hatte mich dann doch für die Wahrheit entschlossen.Kurz nach dem Gebot der reichen Tante, hörte ich gleich schon das nächste Gebot. Diesmal kam es von dem netten älteren Herrn mit Bart, den ich mir noch vor wenigen Minuten splitternackt vorgestellt hatte. Da musste ich erst mal grinsen :D. Der Typ, der für ihn bot, nannte neben dem gebotenen Betrag auch gleich den Namen und Titel seines Chefs. Anscheinend um mächtig Eindruck damit zu schinden! Naja, nicht alle Tage bietet ein waschechter Conlsular für dich mit. Wenn ich Glück hatte und die Chose hier noch länger dauerte, kam vielleicht sogar der Kaiser auf einen kleinen Sprung vorbei.
Meine Bauchschmerzen waren inzwischen wie weggeblasen. Und irgendwie kamen nun langsam die Leute auch in die Gänge. Nach so vielen Geboten von allen möglichen Leuten, würden sie jetzt sicher langsam damit anfangen, sich gegenseitig zu überbieten. Dabei konnte ich mir gut vorstellen, dass das 'ne richtige Schlammschlacht geben könnte.
Dann trat der Typ mit dem Bart an die Bühne. Nee, nicht der mit den Togakaspern im Schlepptau! Der Jüngere! Er sprach mich direkt an, wollte wissen ob Thula mein Name sei und ob ich mein Geld wert wäre. „Jepp!“, antwortete ich kurz und schmerzlos. „Wie heißt du denn, Süßer?“
Kurz nachdem ich geantwortet hatte, hörte ich wieder ihre Stimme. Sie war also doch noch da! Und sie bot für mich. Aber noch besser, sie hatte mich ein Pfundsweib genannt, was ich zu 150% unterschreiben konnte, wenn ich den schreiben könnte… Die Frau war mir irgendwie sympathisch. Obwohl ich’s ja sonst nicht so mit Dominas hatte, weil die meistens den Hang zur Oberzicke hatten. Die da aber war voll in Ordnung. Ohne dabei arschkriecherisch zu wirken, zwinkerte ich ihr zu und sie dann auch zurück. Doch dann bemerkte ich aber, wie sich etwas in ihre Miene zu ändern schien. Aha, ihr Macker war im Anmarsch! Der Kerl, der vor nicht allzu langer Zeit dem Klamottenfutzi ‘nen ordentlichen Denkzettel verpassen ließ. Aber ähm, Moment mal! Wieso nannte sie ihn Dominus? Tja, und dann fiel‘s mir wie Schuppen aus den Haaren. Jetzt war mir klar, wie Hase lief.
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Mannomann hier was jetzt echt was los! Vielleicht lag’s ja an dem Senator mit seiner Sänfte, dass plötzlich so viele am Sklavenmarkt verweilten. Nur keine Panik, sagte ich mir immer wieder. Alles wird gut… irgendwie. Wie ich diesen scheiß Spruch hasste! Aber irgendwie war er gerade jetzt in meiner Situation beruhigend. Vielleicht sollte ich mir einfach vorstellen, all die Leute vor mir wären nackt! Da, die fette Matrone, deren Gesicht regelrecht mit Schminke gepflastert war – splitternackt! Oder der da, der Kerl mit dem Bart, nein nicht der der für mich geboten hatte! Der andere, der von ein paar anderen Togakaspern umringt war und der anscheinend schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hatte – ebenfalls nackt! Ha! Diese Vorstellung war ganz witzig und ich musste grinsen. Irgendwie nahm mir das dieses komische Gefühl in der Magengegend, dass sich ganz langsam bei mir eingeschlichen hatte.
Dann fiel mein Blick auf dieses junge rothaarige Mädchen, das ziemlich eingeschüchtert wirkte. Es stand ganz in der Nähe der Sänfte. Die Kleine tat mir leid, so wie sie da stand und wahrscheinlich am liebsten ganz wo anders gewesen wäre. Wie gerne hätte ich ihr jetzt was Aufmunterndes zugerufen. Aber ich wollte Titus‘ Geduld nicht überstrapazieren.
Dann kam noch ein weiteres Gebot. 750! Mannomann wir waren bereits bei schlappen 750 Sesterzen! So viel Geld hatte ich noch nie auf einen Haufen gesehen. Aber anscheinend gab es in Rom genug Leute, die so viel Knete hatten… und wahrscheinlich sogar noch mehr. Der Kerl (oder sollte ich besser das Jungchen sagen?) der für mich bot, sah ja so einigermaßen aus. Ob der schon Bartstoppeln hatte? Von hier oben konnte man das nicht genau sehen. Woher hatte der nur so viel Kohle, fragte ich mich. Vielleicht war er ja von Beruf Sohn und verplemperte hier gerade Papas Asche. Apropos Asche… was war eigentlich mit der Schwarzhaarigen, dieser Luna?
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Nachdem ich meinen ersten Schreck über den Senator überwunden hatte und meine Augen wieder von der Sänfte abwenden konnte, fiel mir plötzlich auf, dass sich inzwischen doch eine beträchtliche Menge Leute um das hölzerne Podest versammelt hatten. Und fast alle starrte sie hoch zu mir, als ob sie auf irgendwas Bestimmtes warteten. Irgendwie schon ganz schön gruselig! Keine Ahnung was von mir jetzt erwartet wurde. Solange nicht einer sagte tu das oder tu jenes, verhielt ich mich erst mal ruhig und war auch froh darum. Junge Junge, diese Blicke hatten echt was Einschüchterndes!
Endlich riss mich ein weiteres Gebot aus meinen Gedanken. Meine Augen folgten der Richtung aus der die Stimme des jungen Mannes gekommen war. Da! Der Typ mit Bart. Einen Augenblick überlegte ich, ob der Kerl sympathisch aussah oder eher furchterregend. Ach was, dachte ich. Du kannst die Leute nicht nach ihrem Aussehen beurteilen! Ein Apfel, der von außen zerkratzt und angestoßen aussieht, kann trotzdem zuckersüß sein. Hey Scheiße Mann, wenn der Zirkus hier noch länger dauerte würde ich noch zu ner verdammten Philosophin werden!
Ich versuchte also dem Bartträger schüchtern zuzulächeln und wartete ab, was weiter passieren würde. -
Titus‘ Wachhunde sahen mich scharf von der Seite an. Aber da mein Murren nicht wirklich geschäftsschädigend gewesen war, griffen weder sie noch Titus ein. Nein, meine Offenheit hatte anscheinend sogar einigen Leuten imponiert.
Eine junge Frau, schwarzhaarig, etwas kleiner als ich aber vom Alter her etwa gleich – sie war mir bisher gar nicht aufgefallen - meldete sich plötzlich zu Wort. Was sie sagte, ließ mich richtig erröten! Aber das Beste war, sie bot auch gleich ne ganze Stange Geld für mich! „Danke Schätzchen, wirst’s nicht bereuen! Das schwör ich,“ rief ich ihr zwinkernd und mit ‘nem weitaus freundlicheren Ton zu. Meine Augen ruhten noch eine Weile auf der Frau. Wer war sie? Was war sie? Vielleicht würde ich es bald schon rausfinden. Zunächst aber…. Was war das!?Unweit des Sklavenmarktes war es plötzlich zu einem Tumult gekommenen. Ich hörte Schrei und Rufe. Meine Augen wandten sich von der schwarzhaarigen Frau ab und spähten hinüber, woher dieser Krach kam. Der einzige Vorteil hier oben zu stehen, ist die bessere Sicht, die man von hier aus auf die anderen Stände hat. Aber das war dann auch schon alles, wenn man aus meiner, sagen wir mal ziemlich beschissenen Lage irgendeinen Nutzen für sich selbst erkennen will.
Ich konnte also beobachten, wie ein paar Kerle, die garantiert nicht zimperlich waren, irgendso einen Klamottenheini hochgehen ließen. Mit Knüppeln begannen sie auf ihn einzudreschen. Der Typ, der die Schlägertruppe anführte, sah richtig sauer aus. Wahrscheinlich hatte der Klamottenheini seiner Alten irgendeinen Scheiß verhökert und er kam nun gleich mit ein paar Jungs vorbei, um die Sache zu regeln. So was nenn‘ ich konsequent! Freilich konnte ich von hier aus nicht verstehen, was er sagte, aber eins verstand ich: mit so einem wie ihm legte man sich besser nicht an. Ein leichtes zufriedenes Lächeln umspielte kurzzeitig meine Lippen und ein wenig Sehnsucht lag in meinem Blick. Komisch, irgendwie fühlte ich mich auf einmal so wie zu Hause. Solche Typen gab es eben nicht nur in Massalia, sondern auch hier. Das war irgendwie beruhigend.Krass! Nun kam der Typ auch noch in meine Richtung, während sich seine Jungs mit dem Klamottenheini im Schlepptau davon machten. Ich wettete darauf, dass der arme Kerl es noch bitter bereuen würde, was er angestellt hatte, was immer es auch gewesen war.
Der Chef der Truppe trat zu der schwarzhaarigen Frau, nannte sie Luna und man konnte genau sehen, dass die beiden etwas mehr miteinander verband. Herrje, war das am Ende vielleicht seine Alte? Ach nein, vielleicht doch nicht. „Hey, gut gemacht, Digga!“ rief ich ihm anerkennend zu, aber dann ließ er seine Frau, oder was immer sie für ihn war, stehen und folgte seinen Jungs nach.Während Lunas Macker hier die ganze Show abgezogen hatte, war meine Aufmerksamkeit die ganz Zeit auf die beiden gerichtet gewesen. So hatte ich gar nicht die Ankunft einer Sänfte mitgekriegt, in der garantiert einer von diesen feinen römischen Pinkeln drin lag. Erst als ich eine Stimme „550 Sesterzen“ rufen hörte, begann ich wieder meine aktuelle Umgebung wahrzunehmen. Sofort fokussierte ich den Kerl, der gerufen hatte und verband das sich mir bietende Bild mit dem was er gesagt hatte. Senator Flavius Scato? Ach du heilige Scheiße! Zweifellos musste das der Kerl in der Sänfte sein. Wahrscheinlich irgendso ein fetter alter Sack, dem langweilig war. Mein Blick schnellte hinüber. Ich hoffte, etwas erkennen zu können. Und ich hatte Glück, denn ich konnte ganz kurz sein Gesicht sehen. Naja, zum Glück noch nicht so alt und schon gar nicht fett, wie ich es mir vorgestellt hattte, aber mindestens so eingebildet, wie man sich eben so einen römischen Senator vorstellte.
Irgendwie kriegte ich es nicht richtig in die Birne. Wahrscheinlich sah ich auch gerade aus, als ob ich ziemlich blöd in die Wäsche guckte. Ein Senator? Was wollte der denn mit einer wie mir? Tja, und mir fiel wieder nur eine Antwort ein: ihm war langweilig und da suchte er jemand, der seiner dämlichen Köchin zur Hand gehen und seine scheiß Briefe austagen könnte. Ich schluckte und beobachtete weiter… -
Irgendwie so richtig steppte der Bär ja nun hier nicht! Vielleicht hätte Titus doch die dämliche Geschichte mit der beknackten Prinzessin erzählen sollen. Die Gestalten jedenfalls, die stehengeblieben waren, um zu gaffen was aus mir wurde, sahen ziemlich uninteressiert aus. Naja, Titus hatte vielleicht auch seine Erwartungen ein wenig hochgeschraubt. Ich meine 500 Sesterzen sind ganz schön viel Asche. Dafür muss ne Lupa ganz schön lang anschaffen! Aber Lupae gehörten sicher nicht zu den Leuten, die hier und heute die Zeche zahlen würden. Außerdem hatte ich auch keinen Bock auf so ne Scheiße! Bloß nicht ins horizontale Gewerbe! Zu allem war ich bereit, aber nicht für sowas! Aber irgendso´n Arsch hatte mir mal gesagt, ‚wir wären hier nicht bei wünsch dir was!‘
Aber dann kam der Erste, der ein bisschen mehr Interesse zeigte. Der Vogel sah ja irgendwie lustig aus. Der Kerl erinnerte mich an so ‘nen Typen den ich in Massalia öfter gesehen hatte. Aber nee, die Stimme passte nicht und auch das dämliche Grinsen in seiner Fresse, nachdem er versucht hatte, witzig zu sein. Und nicht nur dass, anscheinend hatte er’s auch nicht so mit Zahlen. Schlappe 50 Sesterzen wollte er nur für mich springen lassen. Dabei hatte Titus was von 500 gefaselt. Und nicht nur das… Aber vielleicht hatte er ja auch was an den Ohren…
„Der Köchin zu Hand gehen und scheiß Briefe austragen, du Penner!“, knurrte ich leise und hoffte, Titus oder seine Wachhunde hatten es nicht gehört. -
‚Meine Fresse, da hast du’s ja echt weit gebracht, Dreckskröte!‘ würde Callinax jetzt sagen, vorausgesetzt er könnte mich hier so sehen. Aber so ein dreckiger Mistkerl wie Callinax kommt nicht viel rum in der Welt. Wahrscheinlich war er nie aus Cenabum rausgekommen. Im Gegensatz zu mir! Das einzig Gute, was der Drecksack je für mich getan hatte! Hoffentlich war er in der Zwischenzeit krepiert und seine Knochen verrottet!
Aber wozu noch länger über Callinax nachdenken, wenn es jetzt endlich bald losging... Ich wartete und wartete und konnte es wieder kaum fassen!
Ja genau Rom, Mann! R O M! Ich war in Rom! Zwar in Ketten, aber hey, scheiß drauf, in Rom! Das musste man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.Es war noch früh am Morgen. Die letzte Nacht war echt beschissen gewesen. Hatte mir fast den Arsch abgefroren. Ehrlich Mann, ich dachte in Rom wär’s immer warm! Naja egal! Spätestens heute Nachmittag würde ich wieder ein Dach überm Kopf haben in irgend 'ner Hütte vielleicht. Hoffentlich nicht wieder bei so 'nem Perversling wie Glaucus einer war! Aber auch der war Schnee von gestern! Komisch, warum geisterten heute nur meine alten Eigentümer in meinem Schädel herum? Das war doch hoffentlich nicht irgendso’n verficktes Zeichen!
Na endlich, jetzt wurde es ernst! Titus‘ Handlanger packten mich und zerrten mich auf eine aus Holz gezimmerten Bühne. „He, sachte, ihr Pfeifen!“, knurrte ich leise. Die Kerle ließen sich davon aber kaum beeindrucken.
Schließlich stand ich da und Titus begann damit, mich an den Mann oder an die Frau zu bringen. Zum Glück machte er nicht den selben scheiß Fehler, wie Brennus damals, der den Leuten einen vom Pferd erzählt hatte, ich wäre irgendso 'ne geraubte Prinzessin und so’n Scheiß. So hatte es mir zumindest Callinax immer erzählt, wenn er besoffen war. -
Guten Abend,
mein Name lautet Thula und ich möchte gerne mitspielen.
Ich möchte in Roma als Sklavin verkauft werden.Vielen Dank!