Beiträge von Viniciana Thula

    Im Lupanar? Aber wurden dort nicht auch Frauen dazu gezwungen? Doch zu meinen Überlegungen sagte ich ihm nichts. Meine Frage beantwortete er dann mit einer Gegenfrage. „Ich bin mir nicht sicher. Ich bin nicht wie diese Zuckerpüppchen, die ständig um ihr Aussehen besorgt sind. Daraus habe ich mir nie etwas gemacht. Ich meine, die Farbe meiner Haare ist nicht besonders schön. Und dann bin ich ziemlich groß und dürr noch dazu.“
    Inzwischen schmunzelte ich etwas. Meine Anspannung löste sich endlich auf. Als er von den reichen Damen sprach, fiel mir die Frau vom Sklavenmarkt wieder ein. Da musste ich grinsen.
    „Dann hast du deshalb dieser feinen Dame vom Sklavenmarkt den Thraker überlassen? An dem Tag, an dem du mich…“
    Das Grinsen verschwand plötzlich ganz aus meinem Gesicht. Ich saß einen Moment schweigend neben ihm und sah ihm beim essen zu. Nichts konnte beschreiben, was gerade in mir vorging. „Ich bin sehr froh, dass ich bei dir sein darf, Dominus. Sogar hier in Germania. Dort wo ich vorher war, war niemand nett und freundlich zu mir. Nie. Daran muss ich mich erst gewöhnen.“ Meine Stimme war leiser geworden und ich musste jetzt wirklich mit meinen Tränen kämpfen. Denn mit dem, was gerade in mir vorging, wollte ich ihn nicht belasten. Aber ich hätte ihn gerne berührt, vielleicht an der Hand. Allerdings wusste ich nicht, ob ich mich trauen sollte. Doch dann dachte ich wieder an das, was er mir gerade gesagt hatte. Also ergriff ich seine Hand und sah ihm tief in seine Augen, die ähnlich blau waren, wie meine. „Ich möchte es… dass du mich berührst… und ich möchte dich spüren können.“

    Jetzt hätte ich auch gut einen Schluck Wein brauchen können, nachdem was ich gerade gehört hatte. So etwas wie einen freien Willen hatte ich bis dahin nicht gekannt Und diesmal hatte er es ja ganz deutlich gesagt, dass ich das zu entscheiden hatte.„Du wirst mich nicht zwingen?... und nur wenn ich möchte…?“, wiederholte ich nochmals, weil es mir einfach nicht in den Kopf gehen wollte. Ich sah ihn etwas ratlos an, denn mit so einer Antwort war ich erst mal überfordert.
    „Du findest mich schön?“ Beinahe hätte meine Stimme versagt… dann räusperte ich mich. „Also das ist… bisher hat man mich immer gezwungen… und wenn ich nicht wollte… naja, das sieht man noch auf meinem Rücken,“fuhr ich schließlich fort und lächelt nun schon etwas mehr. „Ahm, du meinst es auch Frauen, dies es mögen, wenn man ihnen weh tut?“ Seltsam… was es alles gab.

    Ich hatte ja die letzten Tage ausreichend Zeit dafür gehabt, um nachzudenken. Immer wieder waren mir die Ereignisse dieses einen Abends durch den Kopf gegangen, kurz vor unserer Abreise aus Rom. [EMAIL=http://imperium-romanum.info/forum/thread.php?threadid=33394&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=2]Der Abend[/EMAIL] hatte eigentlich gut angefangen. Ich hatte für meinen Dominus etwas für Entspannung gesorgt, weil er doch manchmal bis spät abends an seinen Schreibtisch saß. Extra für ihn hatte ich zuvor Melsum zubereitet, weil er meistens nur Wasser trank. Schließlich war es sein Wunsch, dass ich mich zu ihm legen sollte. Anfangs ließ ich ja alles geschehen, aber dann… Ich hatte mir schon ein paar passende Worte zusammengesucht, aber dann wies mich Massa an, doch Platz zu nehmen. Das sorgte dann wieder für Verwirrung.
    „Äh, ja gerne… äh, Dominus.Ich muss dich um Verzeihung bitten, Dominus… weil ich… ich habe mich nicht richtig verhalten. Du warst so freundlich, es mir durchgehen zu lassen. Aber ich wollte dir trotzdem sagen, dass es mir sehr leidtut. Ich hätte nicht… ähm als du mich…. also neulich… als ich dich… ähm, als ich dich bat, mir nicht weh zu tun. Du musst mir glauben, Ich wollte mich dir nicht verweigern, Dominus. Wirklich! Denn schließlich hast du ja das Recht darauf,… also auf mich,… wann immer du willst.“ Verdammt, was sollte nur wieder dieses Gestammel?! Ich hätte glatt in der Erde versinken können.

    „Danke, Dominus!“ Natürlich freute ich mich über ein Lob. Schließlich dachte ich bis vor kurzem, dass ich selbst nichts hinbekam. Aber vielleicht war ich ja doch nicht so unfähig, wie ich gedacht hatte.


    Schließlich folgte ich Massa ins Triclinium, wo inzwischen alles bereitstand. Ich hatte den Syrer zum Markt geschickt, dort kam er mit etwas Gemüse und Miesmuscheln zurück. Daraus hatte die Köchin einen echten Leckerbissen gezaubert. Die Miesmuscheln waren in einem Gemüsesud gegart worden. Dazu reichte sie frischgebackenes Brot.


    Massa ließ sich auf eine der Klinen nieder. Als ich das Triclinium gerichtet hatte, stellte ich auch gleich eine Kanne mit Wein und eine mit Wasser bereit. Ich mischte das Getränk und reichte es Massa und verharrte zunächst neben ihm.
    „Dominus,“ meinte ich schließlich. „Da gibt es noch etwas, worüber ich mit dir reden muss.“

    Während ich noch die letzten Vorbereitungen für die Cena traf, hörte ich, wie sich die Haustür öffnete und jemand eintrat. Ich richtete meine Tunika und fuhr mir noch einmal durchs Haar, falls sich eine Strähne selbständig gemacht hatte. Nachdem ich die letzten Tage eher schmollend verbracht hatte, je weiter wir nach Norden reisten, wollte ich das einfach nur noch beiseiteschieben. Schließlich hatten sich meine Befürchtungen ja nicht bewahrheitet. Außerdem gab es da noch etwas, worüber ich mit Massa sprechen musste.


    Ich verließ also das Triclinium, um ihn im Atrium zu empfangen. Doch er war schneller und war schon auf dem Weg zu seinem Tablinum. Also folgte ich ihm und schloss hinter mir die Tür.
    „Willkommen Dominus in deinem neuen Zuhause. Alles wurde verräumt ist auf seinem Platz. Deine persönlichen Dinge befinden sich in deinem Cubiculum. Den beiden neuen Sklaven habe ich eine Unterkunft zugewiesen. Die beiden Kammern neben der Culina. Ich habe mir erlaubt, mir die Kammer neben deinem Cubiculum einzurichten. Falls du nichts dagegen hast.“
    Nachdem ich meinen Bericht abgegeben hatte lächelte ich verlegen, denn ich hatte noch etwas auf dem Herzen, wenn man das denn so nennen konnte...

    Es kam ja nicht oft vor, dass mir die Spucke wegblieb. Aber das war so ein Moment. Nein, nicht als ich die Casa sah! Als der Optio die Tür des Wagens öffnete und dann vor mir stand, weil er die „Sachen“ zum Haus bringen sollte. Ob er damit auch mich meinte?
    Gemäß dem Motto ‚Arbeitende Menschen soll man nicht stören‘ sah ich ihm zunächst einmal dabei zu, wie er das ganze Zeugs was wir mitgeschleppt hatten, Stück für Stück aus dem Wagen holte. Aber da ich mir hier nicht gleich nachsagen lassen wollte, ich wäre ein faules Stück, unterstützte ich ihn dann doch ein wenig.

    Naja, das Haus war ja ganz in Ordnung. Ein Haus eben, ohne viel Schnickschnack. Bevor ich mit dem Einräumen begann, wollte ich mir die Casa erst einmal anschauen. Den beiden Neuen, die Massa gekauft hatte, (eine Frau mittleren Alters, die aus Hispanien stammte und von nun an hier kochen, putzen und waschen sollte und ein junger Kerl, der aus Syria stammte und von nun an Massas Pferd versorgen sollte und für alles andere zuständig war, was zu schwer für eine Frau war) wies ich ihre Unterkünfte neben der Culina zu. Meine eigene Kammer, die ich mir aussuchte, lag direkt neben dem Cubiculum meines Dominus. So konnte ich immer sofort bei ihm sein, wenn er mich brauchte.
    Den beiden neuen Sklaven trug ich dann auch gleich mal ein paar Aufgaben auf, die sie erledigen sollten, wie zum Beispiel die Haushaltsutensilien zu verräumen. Der Syrer half mir dabei, Massas Schriftstücke und Unterlagen in sein neues Tablinum zu tragen. Allen persönlichen Dingen meines Dominus wollte ich mich selbst widmen.
    Kurz bevor es dunkel wurde, war die Casa komplett eingeräumt und konnte in Beschlag genommen werden. Die Köchin hatte auf die Schnelle etwas Leckeres gekocht, so dass nur noch der Hausherr nach Hause kommen musste, um seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen.

    Im Wagen mit den wichtigsten privaten Utensilien saß auch ich, seine Sklavin Thula. Naja, ein Ort der Erholung und Entspannung war dieser Wagen ja gerade nicht. Der Geholper und Gepolter der letzten Tage ging mir gehörig auf die Nerven. Aber ich hatte mich auch strikt geweigert, mich auf ein Pferd zu setzen. Sowas hatte ich noch nie gemacht. Und wahrscheinlich würde ich es auch nie machen wollen.


    Der Weg schien einfach endlos zu sein, besonders das Stück über die Berge. Ehrlich, ich konnte der Landschaft nicht viel abgewinnen. Da waren Berge und Berge und, ja richtig, noch mehr Berge. Das Bergvölkchen, das hier hauste, war ja ganz nett. Der Käse war lecker gewesen. Die Leute hier erhitzen ihn in einem Kessel und tunkten dann Brot hinein. Aber wehe, dein Brotstückchen landete im geschmolzenen Käse! Dann konnte man was erleben! Na, zum Glück war mir das nicht passiert.


    Dann folgte wieder tagelange Wildnis, dichte Wälder, seltsam anmutende Leute und ziemlich heruntergekommene Absteigen, in denen es zog, wie Hechtsuppe (naja, zumindest dort, wo ich schlafen musste). Ich haderte wirklich mit meinem Schicksal. Wie gerne wäre ich in Rom geblieben. Mann, wie konnte man sich auch nur nach Germanien versetzen lassen!


    Als wir uns dann Mogontiacum näherten, war ich dann doch angenehm überrascht. Allein das es hier eine Stadt gab, mit ein paar echten Häusern aus Stein. Na, und dann dieser Ausblick vom Legionslager! Da hatte man einen ganz netten Blick hinunter auf die Stadt und den Fluss. Ein wenig versöhnlich änderte sich meine miesepetrige Miene, die ich seit unserer Abreise gezogen hatte, zu einem hoffnungsvollen Lächeln. Vielleicht war es hier doch nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte. Doch bevor ich meine Meinung endgültig revidierte, wollte ich erst unsere Unterkunft sehen, in der ich mit meinem Dominus das kommende Jahr verbringen sollte.

    „Un ob!“, bestätigte ich seine Vermutung und reihte mich gleich in die Schlange ein. Zum Glück musste ich gar nicht lange warten, denn der Gallier beschäftigte inzwischen drei Bedienungen, weil sein Laden so brummte.
    „Tach, isch hätt jern zwo Fischsuppe un zwo Cervisia!“, sagte ich zu der Bedienung, die mich allerding nur doof anguckte, als ob ich vom Mond käme. Und um das Ganze dann auch noch verbal zu unterstützen fragte sie:„Hä?“ Naja, da fiel mir doch gleich wieder ein, dass das hier nicht Massilia war, sondern Rom und das Mädel hinterm Tresen auch nicht aus Gallien kam, sondern von wo-weiß-ich-her stammte. „Zweimal Fischsuppen und zweimal Cervisia, bitte!“, wiederholte ich in gesittetem Latein und wie von Geisterhand gesteuert, bewegte sich die Gute, nahm zwei Schälchen aus Holz, füllte sie mit der leckeren Suppe, legte in jedes Schälchen noch einen Löffel und stellte mir dann noch zwei Becher mit dem leckeren Gerstensaft hin. Ich bedankte mich artig, gab ihr die nötige Kohle und bugsierte das Ganze zu einem freien Stehtisch.
    „He, jucke mal, da is noch wat frei!“, rief ich Ewen zu. „So, ming Jung, hau rein!“, meinte ich wohlwollend und begann auch meine Suppe zu genießen. „Jepp, abjenippelt! Einfach so, hat ene Herzkasper jehabt, is einfach umjekippt.“, erklärte ich, um seine Frage zu beantworten. „Hhm, schmeckt jut!“ Ich hatte Ewen bestimmt nicht zu viel versprochen. „Min Dominus?“, meinte ich und sah auf. Aber bevor ich weiterreden konnte, dachte ich fast, mich würde der Schlag treffen. „Scheiße ej! Min Dominus!“ , rief ich und versuchte mich zu ducken. „Wenn der misch hier sehen tut, dann is Jernamien offe! Dat kann isch dir awer saache!!“ Ich lies den Löffel in meine Suppe fallen und packte meinen Krimskram zusammen. „Ewen, machet jut! Man sieht sich!“, stand auf und rannte nach Hause.

    Als Ewen von seinen Narben anfing, musste ich an meine eigenen Schrammen und Striemen auf meinem Rücken denken, auf die ich ganz und gar nicht stolz war, denn sie zeugten weder von Stärke noch Kampfesmut. Sie waren das Zeichen meiner Unfähigkeit und des Frustes meiner vorherigen Domini.
    Aber er hatte einfach eine so witzige Art, so dass ich ihm gern zuhörte und schnell an schönere Dinge denken konnte.
    „Du bis ne eschte Hallodri, wat?! Nimmst dir allet, wat nich bei drei aufn Bäumen is,“ stellte ich grinsend fest während die Garküche bereits in Sichtweite erschien, was vielleicht von Vorteil war. Nicht dass Ewen auf komische Ideen kam, wenn er so ein Schürzenjäger war, der nix anbrennen ließ. Von weitem konnte man bereits ein herzhaft - würziges Fischaroma ausmachen. „Da juck ma, da issst schon!“rief ich und zeigte mit dem Finger auf die Garküche, an der sich bereits eine kleine Schlange gebildet hatte. „Dat beste hie is de Fischsupp! Die is wie daheem!“ „Da juck ma, da issst schon!“ Ach ja daheim... „Ach weeste, min letzte Dominus hat jern ma zujegriffen bei mir, wenn de verstehn tust. Als er dann abjenippelt is, hat mich seine Alte verkauft.“

    Eine Casa wird genügen! Pah, das genügte genauso wie eine Sklavin für die ganze Villa! Aber das erwähnte ich jetzt besser nicht. Doch irgendwann, wenn sich die Gelegenheit bot, wollte ich ihm das auch unter die Nase reiben. Jetzt war besser ‚Land gewinnen angesagt, bevor hier noch die Fetzen flogen. Ich verzog mein Gesicht zu einem aufgesetzten lächeln und machte mich an die Arbeit.

    Kaum hatte ich mein letztes Wort beendet, ließ er plötzlich von mir ab und sprang auf. Ehe ich mich versah landete meine Tunika auf meinem Kopf. Was hatte ich nur getan? Ich sah ihm noch erschrocken nach als er sich seinem Schreibtisch zuwandte. Wie hatte ich ihn nur so verärgern können und welche Konsequenzen würde das nach sich ziehen. Hätte ich nur meinen dummen Mund gehalten und ihn das machen lassen, was er eigentlich vorgehabt hatte. Verdammt noch mal, ich war doch seine Sklavin! Er hatte das Recht dazu und ich hatte gefälligst zu funktionieren! Dass ich aber auch nie aus meinen Fehlern lernte! Thula - dummes Ding!


    Überstürzt zog ich mir die Tunika über und rannte aus dem Zimmer. Nur noch weg, aus Angst, er könne doch noch wütend werden. Ich verkroch mich in der Sklavenunterkunft und tat kaum ein Auge zu, weil mir dieser Abend einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Der Morgen danach war auch nicht viel besser. Ich schämte mich so, weil ich ihn so verärgert hatte und versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen so gut es nur ging.

    Wie auf dem Präsentierteller lag ich vor ihm und er musste eigentlich nur noch zugreifen. Was er dann auch tat. Meine Worte, die ich kurz zuvor gesagt hatte, echoten in meinem Kopf und ich musste unweigerlich darüber nachdenken, ob es stimmte, was ich gesagt hatte. War er wirklich anders als alle anderen? Zugegeben, anfangs war er zärtlich gewesen, doch dann wurde er fordernder und ich wusste, gleich würde er mich nehmen wollen, um seine angestaute Lust an mir zu befriedigen. Eigentlich war er doch wie all die anderen, nur mit dem Unterschied, dass er zuerst gefragt hatte, ob ich es wollte. Wahrscheinlich wollte er sich dadurch von allen Gewissensbissen befreien, die er vielleicht hatte. Also war er in einigen Dingen doch anders, denn die meisten sahen darin ihr uneingeschränktes Recht, mich haben zu können, wann immer es ihnen beliebte.
    Blieb nur noch die Frage, wie sollte ich mich verhalten? Als er begann, mich zu berühren, zuckte mein Körper leicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich es mögen sollte oder nicht. Jedoch hatte ich gelernt, mich nicht zu verweigern, weil das meistens schmerzliche Konsequenzen mit sich gezogen hatte. Sollte ich also das Spiel mitspielen, so wie ich es früher häufig getan hatte, 'um die Kunden nicht zu verärgern' (so hatte es Glaucus einmal bezeichnet)? Zugegeben, es war auf eine gewisse Art und Weise angenehm gewesen… Also versuchte ich, lockerer zu werden und meine Gedanken beiseite zu schieben. Aber das war leichter gesagt, als getan. Denn immer schwang ein wenig die Angst mit, dass er mir doch noch weh tun konnte. Schließlich kannte ich Massa ja nun doch noch nicht so lange. Manche Männer kamen auf die wildesten Ideen, wenn sie, wie sie sagten, ‚in Stimmung‘ waren.
    „Bitte… bitte tu mir nicht weh, Dominus“, bat ich ihn fast schon flüsternd und wenn man genau hinhörte, konnte man das bange Gefühl spüren, welches ich gerade hatte.

    Wie wenn ich das möchte? Auf diese Idee war bisher noch keiner gekommen, zu fragen was ich mochte. Massa hatte manchmal schon seltsame Anwandlungen. Ob er das immer ernst meinte, was er sagte? Oder war das nur ein Test? Das verwirrte mich irgendwie! Am liebsten war es mir ja, wenn ich klare Anweisungen bekam, was ich tun sollte. Denn dann konnte eigentlich nichts passieren. Das machte man dann einfach und fertig! Aber das jetzt überforderte mich ehrlich gesagt. Das war auch der Grund, weswegen ich zunächst zögerte. Aber dann dachte ich mir, dass er vielleicht wollte, dass ich wollte, was er wollte… Äh… oder so ähnlich. Schließlich lächelte ich etwas schüchtern, bevor ich mir langsam die Tunika auszog und meine helle Haut mit ein paar kleinen spiralförmigen Tätowierungen links und rechts des Brustbeins zum Vorschein kam. Dann legte ich mich direkt neben ihn auf den Rücken. Und drehte meinen Kopf zu ihm hin.
    „Du bist irgendwie anders, als all die anderen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich dich mag.“ Das war mir bis dahin auch noch nicht passiert, dass ich so etwas zu einem meiner Besitzer sagte.

    Naja, wenn man ein Kerl war, dann war das ja ganz nett, so ’n Flatterhünchen zu haben. „Aha, du magst et mit Stil, so so.“, meinte ich kichernd. „Bis wohl ne Jourmet! Dann han ich villeisch wat för dich.“ Ich zwinkerte ihm vielsagend zu und zog ihn weiter mit mir mit. Der Weg führte durch eine ziemlich düstere Gasse, in der nichts los war. Aber das war 'ne prima Abkürzung. Zwei Gassen weiter gab es doch diese Garküche von diesem Gallier, der einmal in der Woche lecker Fischsuppe hatte.
    „Ach wat! Dat is nich mein eijenes Jeld. Isch han keene eijene Pinke. Un mit die besondere Dienst, dat is allet inklusive bei mir,“ meinte ich leicht amüsiert.
    Leider hatte ich noch nie etwas von einem Gladiator namens Ewen gehört, was aber garantiert nicht an ihm lag sondern an der Tatsache, dass ich nie in Condate gewesen war und sowieso noch nie 'ne Arena von innen gesehen hatte.
    "Ewen? Nee, ne kenn isch nit, tut mir leid.... Aber ne eschte Gladiator bis du? Dat is ja'n Ding! Isch han noch nie ne eschte Gladiator jesehn! Deswejen siehste so jut aus!", meinte ich voller Bewunderung.

    Oh Mann, Germanien! Offenbar fand er das auch noch amüsant! Und weil es gerade so 'schön' war, kam das Sahnehäubchen noch obendrauf!"Wir wohnen nicht in einer Villa?!" Mannomann, wie schnell man sich doch an das Luxusleben gewöhnte! Und als ob das noch nicht reichte, setzte er doch trotzdem noch was obendrauf. Das Wörtchen 'mindestens' fand ich persönlich gar nicht lustig."Hey, willlst du mich fertig machen, oder was?", rutschte mir raus, denn meine Miene sah nun gar nicht mehr nett und fröhlich aus. Ein Jahr in der Wildnis, mit einem Haufen Soldaten vor der Tür, wahrscheinlich in einer Holzhütte untergebracht und mit Aussicht auf Verlängerung... Da wusste ich wirklich was Besseres!

    "So haben wir ihn immer in Massilia gemacht", entgegnete ich. "Du weißt doch, bevor ich nach Rom kam, arbeitete ich in Massilia in einer Taberna." Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich ihm davon so viel erzählt hatte. Wie es schien, hatte der Mulsum eine ganz andere Wirkung, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Mein Blick hatte zunächst auf der Phiole mit dem Öl gelegen. Aber nein, dachte ich, eine Massage war jetzt doch vielleicht nicht das Richtige war. Er sollte ja noch nicht einschlafen.
    "Oder möchtest du es lieber, wenn ich mich zu dir lege?"

    Äh, hatte ich da eben richtig gehört? Germania?! "Echt jetzt? Germania?!" Mir fiel die Kinnlade runter, denn das war ein Ort ,wo ich garantiert nicht hinwollte. "Aber ist es dort nicht furchtbar kalt und wild und... überhaupt?"
    Aber was dann kam, schlug dem Fass den Boden aus. "Für ein ganzes Jahr auch noch?!" Ich war so fassungslos. Jetzt hatte ich mich hier gerade so schön eingelebt und nun kam das! Naja, Massa konnte ja auch nichts dafür, dass man ihn mitten in die Wildnis schickte. Eigentlich hätte ich Mitleid mit ihm haben sollen.
    "Ja, natürlich. Mach ich. Ich fang gleich an. Gibt´s sonst noch was, was ich machen soll? Noch irgendwas einkaufen, Briefe wegbringen?"

    "Gerne," entgegnete ich ihm lächelnd. Eigentlich war ich ja nicht neugierig. Denn normalerweise hätte ich mich längst aus dem Staub gemacht. Aber vielleicht war es einfach die Faszination diese kleinen geschriebenen Zeichen lesen zu können. Denn offenbar war es etwas Gutes, was im den Briefen stand. Normalerweise lächelte Massa nur selten, wenn er an seinem Schreibtisch arbeitete.
    "Umziehen? Aber wohin? Hier ist es doch schön?" Ich konnte mir eigentlich keinen besseren Platz als die Villa vorstellen... und Rom war ja auch nicht zu verachten.

    Ein junger Mann hatte gleich zwei Briefe abgegeben. Als er sie mir in die Hand drückte, meinte er es wäre wichtig und ich sollte sie schleunigst meinem Dominus bringen. Das tat ich dann auch.


    Ich klopfte an der Tür zum Officium an, trat ein und näherte mich Massas Schreibtisch.
    "Dominus, da ist wichtige Post für dich!", sagte ich und hielt ihm die beiden Schriftrollen entgegen.



    Ad Lucius Vinicius Massa

    Roma





    Salve Vinicius Massa,


    Der Kaiser hat entschieden, dass deine Dienste in Germanien benötigt werden. Du wirst hiermit als Tribunus Laticlavius zur Legio II.Germania entsendet. Eine entsprechende Urkunde liegt bei.


    Vale bene.


    Potitus Maenius Firminus


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Lucius Vinicius Massa


    MIT WIRKUNG VOM
    KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (9.3.2018/115 n.Chr.)


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS
    der
    Legio II.Gernania


    Offenbar hatte ich ins Schwarze getroffen! Als meine Finger seinen Nacken massierten, hatte er schon stillgehalten wie ein Kätzchen. So war es eigentlich verständlich, dass sein Verlangen nach noch mehr Entspannung wuchs. Und am besten entspannte man eben auf den Kissen dort am Boden. Zu Anfang hatte ich dies für eine seltsame Sitte gehalten, sich einfach auf den Boden zu setzen. Inzwischen aber fand ich es zwar immer noch exotisch, jedoch aber auch sehr bequem.


    Bevor sich Massa erhob, nahm er seinen Becher und probierte den Mulsum. Mit lächelnder Miene nahm ich es zur Kenntnis, dass ich offenbar seinen Geschmack getroffen hatte. Dann erhob er sich und ging hinüber zu den Kissen. Ich nahm seinen Becher mit und zusammen mit dem beladenen Tablett stellte ich alles am Boden in der Nähe der Kissen ab. Dann ließ ich mich ihm gegenüber auf die Knie hinab und setzte mich auf meine Fersen. Ich nahm mir den zweiten Becher, den ich noch mitgebracht hatte und füllte ihn mit dem Mulsum. Als ich ihn zu meinem Mund führte, strömte mir bereits der herb-süße Geruch der Wein-Honigmischung in die Nase. Als das Getränk dann auf meine Geschmacksknospen traf, kam dies einem Feuerwerk gleich. Der kräftige Geschmack des Weines, der auf den goldenen Honig aus Achaia traf und mit ihm eine Symbiose einging, so als ob dies von Anfang an ihre natürliche Bestimmung gewesen wäre. Diese Vereinigung wurde jedoch noch durch die wohltemperierte Dosierung der Gewürze veredelt. Mit geschlossenen Augen genoss ich den Schluck, bis er mir dann samtweich die Kehle hinunter rann. „Ja, sehr köstlich!“, meinte ich, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte und ihn zufrieden anlächelte. Massa hatte es sich auf den Kissen bequem gemacht, als läge er zu Tisch. „Möchtest du, dass ich dich weiter massiere, Dominus?“ , fragte ich schließlich.