Beiträge von Nero Tiberius Caudex

    Ich warf einen belustigten Blick auf sie als sie einem kleinen Vögelchen gleich ihren Mund öffnete. Ich warf ihr einen Olive zu und damit sie diese auffangen konnte.
    „Nun Tunika sind praktisch, ja. Aber ich denke das sind Kleider auch. Wir schauen uns nachher welche an. Sie werden dir bestimmt gut stehen.“ Ob sie ihr gefielen oder nicht wirklich von Belang. In erster Linie mussten sie mir gefallen. Natürlich wäre es von Vorteil, wenn sie ihr auch zusagen würden. Sie hatte sicherlich diese germanischen Dinger aus grober Wolle im Kopf, aber so was meinte ich nun wirklich nicht. Nein ich wollte was fürs Augen.

    Ich blickte meinen Bruder an und ließ ihn reden. „Du hattest eine Familie, die hattest du immer. Oder meinst du Corvina und ich wären nach Rom gekommen, wenn du ein weit entfernter Verwandter wärst.“ Sagte ich und warf den den sich drohend aufbauenden Leibwächtern einen abfälligen Blick zu. Er schickte sie weg? Erkannte er endlich, dass er von uns nichts zu befürchten hatte. „Du hattest unser Vertrauen, doch wolltest du es nicht sehen. Du redest dir lieber ein, dass alle dir ans Leder wollen.“ Sagte ich und sah meinen Bruder mit eisigen Blick an. „Wenn ich dich hätte töte wollen, hätte ich dafür nicht selbst nach Rom kommen müssen, du weißt genau wie ich, dass es Leute für so was gibt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Aulus, warum wohl bin ich hier? Warum? Weil du DU es warst der mich hergeholt hat. DU warst es. Also warum WARUM? Warum denkst du, dass wird nicht deine Familie sind? Das du uns nicht vertrauen kannst? Ja du bist geflohen, wie wohl jeder gern von uns geflohen wäre nur nicht jeder konnte es. Aber darum geht es nicht. Darum geht es schon lange nicht mehr. Vater ist tot und Geschichte. Nun auch seit ich hier bin, warst du nie da. Du warst körperlich anwesend... ja aber DU WARTS NICHT DA!“ Ich musste tief durchatmen um mich unter Kontrolle zu behalten. „Wir wollen nicht gehen.“ fuhr ich leiser fort. Abgesehen davon wenn jemand das Haus verlassen würde, dann wäre er das und nicht wir. Dies hier war der Stammsitz der Tiberiii und nicht sein Privatbesitz. „Wir wollen unseren verdammten Bruder. Unseren Bruder, der weiß, dass er nicht allein ist, und der weiß, dass er eine Familie hat. Der weiß, das die Tiberii nicht nur aus ihm bestehen." Sagte ich und fügte im Geiste an. Einen Bruder der weiß, dass nicht nur er eine Vergangenheit mit sich herumzutragen hat.
    „Wenn wir hierbleiben, gibt es Bedingungen. Die dort....“ Ich zeigte auf seine schwarzen Brüder. „...haben ab heute keinen Zugang mehr zum Haus. Wir haben eigene Leute für die Sicherheit. Sie können in einer der Mietwohngen nächtigen. Aber in diesem Haus haben sie keinen Zugang mehr, hier droht dir keine Gefahr. Und deinen Schwester und ich wollen ein normales Leben führen. Wenn du uns vertraust, wirklich vertraust, dann sollte das kein Problem sein. Und dann und nur dann können wir auch wieder eine Familie werden und uns als solche in die Arme schließen.“

    Nun sie war nicht die Einzige, die sich vollstopfte. „Wir haben Zeit.“ sagte ich grinsend. „Du kannst das Zeug also genießen.“ Ich schüttelte lachend den Kopf. „Mir schmeckt es, dir ja ganz offensichtlich auch.“ Sagte ich und nahm mir ein paar von den eingelegten Oliven, die ich spielerisch in die Luft warf um sie mit dem Mund aufzufangen. „Wenn wir hier fertig sind, kaufen wir dir noch ein paar neue Tuniken und passende Kleider.“ Sagte ich immer noch lachend, schließlich brauchte sie wohl ein paar neue Sachen, denn irgendwie hatte ich ja den Hang, ihr die Dinger immer mal wieder vom Körper zu fetzen. Und ich fand die normale Tunika für das Haus zwar praktisch, aber wenn wir in der Stadt unterwegs waren oder sie mich zu der ein oder anderen Festivität begleiten würde, fand ich ich es schon passen, dass man sah, dass sie zu einer patrizischen Familie gehörte.

    So hieß es nun also raus aus dem Tempel und wieder rein ins Getümmel der Stadt. Ich gab den Weg vor, bog mal nach rechts mal nach links ab, eine weile auf den vollen engen Straßen gerade aus. Menschen über Menschen drängten sich durch die schmalen Gassen. Immer mal wieder kam wir an kleineren Läden vorbei, wo lautstark die Ware feilgeboten wurde. So hörte man allerlei Stimmengewirr.
    „Feinste Seide, kommt her und Kauft feinste Seide.“
    „Frisches Fleisch, nur hier und heute frisch vom Schwein.“
    „Wein kauft Wein.“
    Einer der Händler nutze seien Chance, als ich sehr dicht an seinem Stand vorbei kam. „Herr? Schmuck für die Liebste?“ Ich schüttelte den Kopf, was dazuführte, das der Händler die Mundwinkel nach unten zog. Noch um die nächste Ecke und da war sie die kleine Garküche, die ich so mochte. Ich schob Adria nun vor mir her an einen der freien kleinen Tische und orderte Lukullische Würste, in Öl gebackene Fleischspieße, eingelegte Oliven, Brot, kandiertes Obst und zwei Krüge Bier.
    „Lass es dir schmecken.“ Sagte ich und schob mir eine der in mundgerechte Stücke geschnittenen Wurst in den Mund.

    Ich hörte ihr interessiert zu und nickte. „Nun Stoßgebete schicken wir auch zu den Göttern, gerade wen wir zum Beispiel vor einer Aufgabe stehe ein rede oder so. Da kann göttlicher Beistand wohl nie schaden nicht war. Auch was mir da einfällt....“ Ich sah sie nun direkt an. „Luna, also die Sklavin meines Bruder...die ist... nein sie wahr eine eurer Seherinnen. Ich weiß ja nicht in wie weit dir das hilft, aber ihr könnt doch sicherlich gemeinsam zu euren Göttern beten.“ Erklärte ich ihr, denn vielleicht half das tatsächlich irgendwie. „Was möchtest du noch sehen? Oder wollen wir erst mal etwas essen? Ich kenne da eine gute Garküche gleich hier in der Nähe.“

    „Und du noch eine viel größere.“ sagte ich und stupste ihr mit dem Finger an die Nasenspitze. Ich lächelte sie an und war einfach nur überglücklich in diesem Moment und wollte sie nicht mehr loslassen nie wieder...



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    Am nächsten Morgen war alles für die Abreise bereit.
    Ich wollte ihr wenigstens noch eine kleine Freude machen. "Adria? Wulf begleitet uns den ersten Tag. Du kannst also heute Ares reiten. Morgen aber wechseln wir dann zu den üblichen Mietpferden." Sagte ich und schon kam auch Wulf mit drei Pferden, wovon einer Ares war aus den Stallungen.

    Ich lag eine gefühlte Ewigkeit so da, zwischen hoffen und bangen, die Götter verfluchend. Ein paar mal war ich versucht aufzuspringen sie einfach in meine Zimmer zu zerren und sie unter meine Kontrolle zu bringen. Aber nein, das würde nicht gehen. Ich wusste das wenn sie gehen würde sich wieder jene Leere der letzten Jahre in mir breit machen würde. Als ich dir Tür hörte, hielt ich meinen Atem an. War sie es oder war es Nana die mit berichten würde, das meien kleiner Germanin Hals über Kopf das Landgut verlassen hat. Ich bewegte mich nicht, erst als ich das Gewicht spürte, welches sich neben mich legte fing ich wieder an zu atmen. Ich hatte mich seit dem ich die Tür vernommen hatte nicht mal das getraut. Ich zog sie in meine Arme, hielt sie einfach nur fest und legte meine Kopf auf ihre Schulter. „Danke!“ flüsterte ich an ihrer Halsbeuge mit belegter Stimme. Sie würde meine Träne spüren. Die ersten seit vielen vielen Jahren, denn mir war in der Zeit des Wartens bewusst geworden, wie leer und einsam mein leben ohne sie sein würde.

    Ich hörte mir an was sie zu sagen hatte. Ich versandt sie, was es nur um so schlimmer machte.
    Ich nickte also und erhob mich. Ich konnte sie nicht ansehen. Ich hätte sie sonst in meine Arme geschlossen und ihr versprochen, das alles gut wird. Aber so war es nun mal nicht.
    „Ich verstehe.“ Sagte ich als ich mich nun umdrehte und zum Fester hinausblickte. „Ich verstehe.“ Meine Faust schlug an die Wand neben dem Fenster. „Ich kann nicht ändern was ich bin Adria.“ sagte ich ohne sie anzublicken. „Ja ich muss irgendwann eine andere Frau ehelichen. Eine arrangierte Ehe. Eine die nur den Zweck hat Nachkommen zu zeuge. Eine Ehe die einzig und allein diesen Zweck dient. Ich muss es tun.“ Sie würde wohl wissen was ich meine. Sie hatte inzwischen einige Einblicke in die Gesellschaft Roms erhalten. „Ich kann dir nur das bieten, was wir bisher geteilt haben. Und dir versicher, dass du die einzige bist die ich so berühren werde.“ Sie drehte mich nun um und mein Blick traf den ihren. Dann zeigte ich auf den Schreibtisch dort lagen zwei Schriftrollen und eine goldene Kette mit einem Anhänger, der auf der eine Seite das tiberische Wappen und auf der anderen Seite eine Inschrift hatte.
    „Es ist deine Entscheidung. Dort liegt deine Freifassungsurkunde und die Schenkungsurkunde für Ares.“ sagte ich und atmete tief durch. „Der Anhänger weißt dich für jeder ersichtlich als meine Sklavin aus. Ich überlasse die Entscheidung dir.“ Sagte ich und stellte mich seitlich neben sie und faste an ihre Schulter um sie leicht zu drücken. „Wenn du dich für ersteres entscheiden solltest, wir Nana dir ein Gästezimmer zuweisen. Du kannst hier so lange Gast sein wie du möchtest. Wulf wird dir zur Seite stehen und dich, wenn du soweit bist zum nächsten Hafen geleiten, damit du in deine Heimat zurückkehren kannst. Solltest du dich für den Anhänger entscheiden und du weißt wo du mich findest. Ich werde so oder so morgen nach Rom abreisen. Falls wir uns also nicht mehr sehen, danke ich dir für alles und wünsche dir, dass du einen Mann findest, der dich so liebt wie du es verdient hast.“ Sagte ich, drückte ihre Schulter noch einmal sanft. Und ging zur Tür. „Ich möchte nur das du ein weißt, ich werde dich nie vergessen kleine Adria. Mögen die Götter immer mit dir sein.“ Ich verließ das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu. Nana und Wulf wurden kurz informiert und dann zog ich mich in mein Zimmer zurück, legte mich auf das Bett und starrte die Decke an.

    Ich sah ihre roten Augen und wusste Bescheid. Ich hatte sie bewusst hier gelassen. Hatte ihr den Freiraum gelassen. Seit ihrer Ankunft in Rom war ich ja jede Minute um sie herum gewesen und genau deswegen hatte ich ihr diese zeit hier geben wollte. Ich zog nun also wie ein geprügelter Hund meine Hand zurück und nickte stumm. Natürlich könnte ich sie jetzt einfach schnappen in meine Zimmer tragen und ihr diese Flausen austreiben, aber nein sie hatte sich entschieden. „Sklavin!“ sagte ich mit kühler Stimme und wenn sie aufblicken würde, würde sie jene von ihr so verhassten kontrollierten Gesichtsausdruck sehen. Ich verbarg jegliche Gefühle die in mir tobten. „Hol Wein und bring in in mein Officium.“ Sie würde mich ernst hinter dem Schreibtisch sitzend vorfinden.
    Distanziert zeigte ich auf einen der Hocker. „Nimm Platz.“
    Ich selbst bewegte mich nicht, verfolgte aber jede ihrer Bewegung.
    „Bist du dir ganz sicher?“ fragte ich sie nun, denn ja ich musste es wissen. Ich musste wissen ob es wirklich ihr ernst war. „Wenn ja, dann beantworte mir eine Frage. Warum?“

    Bei ihrer unterkühlten, nein frostigen Begrüßung verflog meine gute Laune augenblicklich. Ein hilfesuchender Blick zu Nana und Wulf brachte mich jedoch auch nicht weiter, ich erntete nur fragende Gesichter. Ich hob also ihren Kopf an um ihr in die Augen blicken zu können. Ich wusste, das sie keine Spiele spielte, das war einfach nicht ihr stil. Entsprechend war ich verunsichert. . „Adria?“ meine Stimme war ruhig jedoch würde sie wohl eine Unsicherheit in meinen Augen erkenne können. „Was?“ Da studierte man jahrelang die Kunst der Rede und nun hier? Versagten mir die Worte. Ein Trauriger Blick traf Adria, als ich meine Frage noch einmal wieder holte. „Was?“

    "Natürlich ist das in Ordnung." Sagte die ältere Frau. Sie drückte nochmal die Hand der jüngeren. "Ja ich gehe." sagte sie und blickte nachdenlich zu der Kleinen. "Mädchen? Wenn also wenn du wirklich gehen willst. Sag es ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich zingen würde zu bleiben."



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    Schließlich waren es doch vier Tage die ich gebraucht hatte. Nun hatte ich das aber endlich hinter mir und war froh wieder hier zu sein. Ich wurde freundlich im Vorhof begrüßt, man nahm mir das Pferd ab und so betrat ich gut gelaunt das Haus und rief nach ihr „Adria?“

    Nana nahm wieder Platz und zog die Kleine in ihre Arme. „Ich liebe ihn auch, auf meine Art.“ Sagte Nana und strich der jungen Frau beruhigend über den Rücken. „Ich weiß es wirklich nicht ob es gut ist oder nicht.“ nun strich sie der Germanin über die Wange. „Ich denke nicht das du ihm im Weg stehst. Aber du wirst dich damit abfinden müssen, immer die Frau im Schatten zu sein. Denn ob er es will oder nicht, er wird... er muss seinen Weg gehen.“ Sagte die Kinderfrau und sie wusste wohl, dass die Rothaarige das gerade nicht würde hören wollen. „Ich weiß nicht ob du die Geschichte der Familie kennst? Sie haben nichts weiter mehr als ihren Namen und der ist auch kaum noch etwas wert. Ein Verwandter von ihnen wurde beschuldigt am Mord des Kaisers beteiligt gewesen zu sein. Dies Vorwürfe sind immer noch nicht ausgeräumt. Bisher hat es kein Tiberii geschafft wieder in Rom Fuß zu fassen. Zwei seiner älteren Brüder sind daran verzweifelt und lieber in den Tod gegangen. Verus ist ...nun sein Weg war alles andere als Standesgemäß. Merula, nun der hat vergessen das er eine Verantwortung hat und genießt lieber sein Leben. Caudex ist der erste seit langen, der erste Tiberii seit langem, der es schaffen kann den Namen wiederherzustellen. Es bleibt ihm also gar nichts anderes übrig, als sich standesgemäß zu verhalten. Sich entsprechend zu geben und...ja und irgendwann eine Frau von Stand zu ehelichen. Er ist sich dessen wohl bewusst und er wurde genau dazu erzogen. Er kann nicht aus seiner Haut.“ sagte die Nubierin und blickte traurig auf die andere Frau. „Du wirst also zwar immer in seiner Nähe sein können, aber so wie hier wird er nun zu dir sein können, wenn ihr allein seid. Eine Beziehung abseits der Öffentlichkeit. Ich weiß also nicht ob es gut ist, das du ihn liebst. Es wird nicht einfach werden, vor allem für dich nicht.“ Nana sah die junge Frau mit traurigen Augen an. „Ich weiß wirklich nicht ob es gut für dich ist.“

    Man ließ sie gewähren doch am späten Abend betrat Nana das Zimmer. „Adria? Ich habe hier etwas zu Essen für dich.“ Sagte sie und stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab. Sie besah sich die junge Frau und sie einfach schon zu lange Kindermädchen, als das sie nicht sah, was los war. Sie fragte sie freundlich, fast belustigt „Schmollst du etwa?“ Sie setzte sich auf den Rand des Bettes. „Mädchen, du musst nicht schmollen. Woher sollten wir denn wissen... also das du ihn liebst.“ Die Alte lächelte sie nun freundlich an. „Versprichst du mir etwas?“ Fragte Nana, wartete aber nicht auf die Antwort. „Wenn ihr wieder zurück nach Rom reist, passe auf ihn auf ja? Auf ihn und Corvina.“ Dann erhob sie sich. „Er wird übrigens mindestens noch zwei Tage weg sein. Wenn du also ausreiten willst, für dich sein willst... sag einfach beschied. Wulf wird dich sicherlich nicht aufhalten. Er hat hat einfach nur Panik Caudex zu enttäuschen.“

    Was die Frau sagte trug nicht zu Wulfs Beruhigung bei. Im Gegenteil, dennoch schickte er die andere Skalven schon mal vor zum Landgut, dann sah er die Frau böse und wutentbrannt an. „Du meinst das weiß er nicht? Du meinst ich habe ihm das nicht gesagt? Mädchen ich kenn den Dominus schon mein halbes Leben lang. Und ich würde ihm NIE NIEMALS etwas verheimlichen. Ich habe ihm das natürlich gesagt! Welche Wahl hatte ich denn? Keine! Du hast doch keine Ahnung!“ Wulf schnaufte und ballte seien Fäuste vor Wut. „Meinst du das es mir Spaß gemacht hat die Befehle des Alten auszuführen? Ja denkst du das?“ Er drehte sich weg und spuckte aus. „Ich habe es einmal einmal gewagt mich gegen diesen Typen aufzulehnen. Bei mir kam kein Dominus und hat mich gerettet. Aber das war nicht das schlimmst. Dieses Schwein meinte es ist nicht genug, wenn er mir die Haut vom Leib peitscht. Nein er fand es noch besonders toll mich dabei zusehen zu lassen, wie er über meine Frau hergefallen ist.“ Wulf redete sich in Rage seine Augen wurden immer wütender. „Er machte mir unmissverständlich klar, dass er mir jeder Zeit alles nehmen kann, meine Frau und meine Kinder. Das Mädchen und nur das war der Grund, warum ich gestern auf den Alten gehört habe. Bei den Göttern wenn ich gewusst hätte... das Caudex so viel anders ist als sein Vater, dann hätte ich eine Dreck getan und hätten den Alten nicht gewähren lassen. Aber 5 verdammte Jahre dachte jeder hier, dass der Dominus genau so ist wie der Alte.“ Wütend drehte sich der Germane weg. „Ich hätte es aber eigentlich wissen müssen. Schließlich war es Caudex, der mir vor Jahren das Leben gerettet hat.“ sagte er schließlich leise fast schon resignierend. Er schwang sich auf sein Pferd. „Du kannst ausreiten, auch für dich allein sein, wenn du das möchtest, aber bei den Götter sag Bescheid Mädchen, sag uns einfach Bescheid. Du bist nicht wie wir lange Sklavin... du bist immer noch auf der Suche nach deiner Freiheit. Woher sollte wir wissen, dass du nicht abgehauen bist?“ Ein langer nachdenklicher Blick traf sie. „Du weißt, das ihn das umbringen würde Oder? Nicht körperlich aber du würdest ihn tief treffen und du würdest etwas töten, von dem wir alle dachten, das sein Vater es aus ihm heraus geprügelt hat. Aber es ist noch da es war wohl nur tief vergraben in ihm.“ Sagte er und trieb sein Pferd an. „Denk drüber nach.“ waren seine letzten Worte, bevor er davon ritt.

    Wulf der diesem Trupp angehörte schaute Adria an, als wäre sie nicht von dieser Welt. Ihm konnte man im Gegensatz zu dem Dominus auch seine Gefühle ansehen. Er war wütend und wie. Entsprechend waren auch seine Worte. „Bei Wodan, Mädchen. Ich könnte dir gerade das Fell über die Ohren ziehen. Kannst du nicht sagen wo du hin möchtest? Das du ausreitest?Was bei den Göttern sollten wir denn denken?“ schnaufte er entsprechend wütend. „Was wäre, wenn du dich verirrt hättest?“ Er konnte seine Wut und Angst die er hatte nicht so recht in Worte fassen, deswegen packte er Adria auch und schüttelte sie kräftig. „Wenn du verschwunden wärst, abgehauen oder es wäre dir was passiert. Was meinst du würde er mit uns machen? HM?“ Er ließ sie los und schnaufte immer noch wie ein wild gewordener Stier. „Bei Loki Mädchen, du kannst ausreiten ja, aber in Begleitung! Das ist die ausdrückliche Anweisung und daran wirst du dich halten oder ich schwöre dir bei Hel, dass ich dich festbinde bis er zurück ist.“

    Erst fiel es nicht auf. Aber gegen Mittag schickte Nana dann doch eine Skalvin zu Adria. Sie kam völlig entsetzt angelaufen und sagte, dass diese nicht in ihrem Zimmer war. Schnell wurde das ganze Haus abgesucht. Nirgends fand man sie. Schließlich informierte Nana Wulf.
    „Was!“ fragte dieser entsetzt. Nun wurde der gesamte Haushalt auf den Kopf gestellt. Ein Sklave kam abgehetzt. „Ares ist auch weg!“ Den Fluch den Wulf jetzt ausstieß kann man nur mit nicht jugendfrei umschreiben. Er blickte schließlich zu Nana. „Wir müssen sie finden! Er bringt uns alle um wenn sie weg ist.“ Nana war sich dessen auch ganz sicher. So wurde also sämtliche Sklaven nun beauftrage die Gegend abzusuchen.
    Sie riefen ihren Namen ganz laut. Als sich schließlich ein Suchtrupp der Lichtung näherte wurde Ares von eben jene Rufen aufgeschreckt und wurde unruhig. Er tänzelte nervös hin und her.

    Ich ließ sie gehen und sah ihr kopfschüttelnd und dennoch lächelnd hinterher.
    Lange hatte ich sie in dieser Nacht noch schweigend betrachtet. Bevor auch ich mir ein paar Stunden Ruhe gönnte. Sie würde wieder allein aufwachen und auf dem kleinen Tisch einen Krug mit frischem Wasser finden.
    Ich selbst saß mit Nana und Wulf im Officium. Wir hatten einiges zu besprechen. Es musste vieles neu festgelegt werden. Wulf und Nana fanden sich zwar schnell in ihre neuen Rollen, doch war bei ihnen immer noch eine gewisse Unsicherheit zu vernehmen.
    Ich wusste, dass ich den Beiden vertrauen konnte und ich war mir auch sicher, dass sie ihren Aufgaben gewachsen waren.
    „Ich muss noch zu den Nachbarn.“ Sagte ich, denn es wäre wohl mehr als unhöflich hier zu verweilen und den Anstandsbesuch nicht zu absolvieren. Zumal wie enge Geschäftsverbindungen pflegten. „Wenn sie was tun will, gib ihr eine Aufgabe Nana. Wenn sie ausreiten will, sorgt bitte dafür, das jemand sie begleitet.“ Jeder hier wusste, das derartige Besuche immer mehere Tage in Anspruch nahmen. Ich würde wohl mindestens drei Tage oder länger weg sein.
    Nur kurze Zeit später verließ ich das Landgut um die Pflichtbesuche wahrzunehmen.

    Wurde die Kleine gerade philosophisch oder purzelten ihre Gedanken gerade durcheinander?
    „Hm...“ Sagte ich und zog meine Arme fest um sie. „...nun vollständig zu kontrollieren wird wohl nie möglich sein nicht wahr?“ Ich tippte an ihren Kopf und dann auf jene Stelle wo ihr Herz lag. „Das sind Dinge die man wohl nie kontrollieren kann. Also man kann schon, aber nur wenn man den Geist bricht. Aber was bleibt dann? Eine leere Hülle. Es wird immer Dinge geben, die sich der Kontrolle entziehen, aber diesen Teil möchte ich so gering wie möglich halten.“ Sagte ich und zog die Kleine, die mir gerade erklären wollte, dass sie sich mir nicht ergeben würde, wieder zu mir. „Oh du ergibst dich mir, immer und immer wieder und ich genieße es.“ Ich beugte mich weiter zu ihr und flüsterte ihr rau ins Ohr. „Ich genieße jedes einzelne Mal davon, wenn du dich mir ergibst. Dich fallen lässt, mir die Kontrolle überlässt. Und dich mir hingibst.“ Ich hob meine Kopf und sah ihr tief in die Augen. „Und ich genieße es, wenn ich sehe wie es dir gefällt. Ich genieße es wenn du getragen von der Leidenschaft meinen Namen rufst. Dann meine Kleine habe ich die Kontrolle über dich, dann weiß ich das du mir gehörst voll und ganz.“

    Das war es also. Ich dirigierte sie zu einer der kleinen Marmorbänke die hier im Garten standen. Und gab ihr behutsam zu verstehen, dass sie sich setzen sollte. Ich selbst blieb stehen und behielt ihre rechte Hand in der meinen und streichelte über ihren Handrücken. „Du bist anders.“ Sagte ich als erstes. Den ja genau das war sie sie war so anders so ehrlich zu offen so.. einzigartig.
    Immer noch auf sie blickend erhob ich nun wieder meine Stimme. „Ich bin...ich verschweige dir nichts. Du kennst wohl mehr Seiten von mir, als jene Sklavinnen in Rom.“ Sagte ich und doch wusste ich, dass sie sich damit nicht zufrieden geben würde. „Sie sind so ergeben, demütig. Wen ich sagen hinlegen Beine breit tun sie genau das. Aber das ist nicht was mich reizt. Ich habe versucht ihren Widerstand zu provozieren irgendeinen eigenen Willen in ihnen zu finden. Aber da war nichts. Ich war dabei wohl nicht unbedingt rücksichtsvoll.“ sagte ich und nahm ihre zweite Hand. „Sie waren nicht.. sie hatte nicht deine Stärke nicht dein Selbstbewusstsein.“ Nun zog ich sie zu mir. „Sie waren einfach nur Sklaven für mich. Dinge eben, die da sind zum benutzen. Genau aus diesem Grund, habe ich wohl auch Jahrelang hier nicht nach dem rechten geschaut.“ Ich schloss meine Arme um sie. „Du hast mir erst bewusst gemacht, wie falsch ich lag. Wenn du nicht wärst, wäre wir nicht mal hier.“ Ich lehnte meine Stirn an die ihre. „Ich will dich immer noch kontrollieren...aber nicht weil ich dich brechen will.“ Ich schloss meine Augen und atmete tief durch, bevor ich ihr Gesicht in meine Hände nah und meine blauen Augen auf die ihren trafen. „Ich will die Kontrolle, weil ich dich nicht verlieren möchte.“ Sanft fuhren meine Lippen über die ihren und ich fügte ganz leise an. „Und außerdem habe ich ...ich mag es einfach, wie du versuchst mir zu widerstehen und ich dich doch immer und immer wieder darzubringen dich mir zu ergeben.“ Nun folgte ein Kuss voller Leidenschaft.

    Ich nahm ihren Becher und platzierte ihn außerhalb ihrer Reichweite. Sie wusste doch das ich in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch. So zog ich sie nun auch an der mich haltenden Hand von der Bank und in meinen Arm. Ich schob sie durch die Tanzenden in einen ruhigen Winkel des Gartens. Hier angekommen drehte ich sie zu mir und betrachtete sie zunächst schweigend. „Adria was ist los?“ fragte ich sie nochmals. Ich verstand ihre Reaktion nicht. Ich wusste nicht was sie beschäftigte, dass sie irgendetwas auf dem herzen hatte konnte nur allzu deutlich sehen. „Bitte...“ Ich sah ihr tief in die Augen. „... bitte rede mit mir.“