Beiträge von Nero Tiberius Caudex

    Ich hatte sie natürlich mit gemischten Gefühlen allein in die Stadt gehen lassen, nicht das ich ihr nicht vertraute, es war diese Stadt, der ich nicht traute. Dennoch versuchte ich mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und hoffte, das der Anhänger mit dem Wappen der Familie ausreichend war um sie zu schützen. Auch um ihr Temperament machte ich mir Sorgen, ich befürchtete insgeheim ja doch irgendwie, dass ich sie aus dem Kerker der Urbaner holen musste, weil sie irgendwem an die Gurgel gegangen ist.
    Die Rechnungen lenkte mich zumindest etwas ab und so war ich gerade bei dem letzten Stapel angekommen, als sie endlich mein Officium betrat. „Adira!“ Begrüßte ich sie mit Erleichterung. Fein gemacht wäre jetzt wohl die falsche Antwort auf ihr Selbstlob. So beließ ich es bei einem Streicheln über ihre Wange und einem. „Sehr gut.“ Ich nahm dankend den Wein. „Ich hoffe, dein Tag war spannender als meiner bisher.“ Ich machte eine theatralische Handbewegung über meinen Schreibtisch, auf dem wohl einiges Chaos zu finden war, aber noch fand ich mich darin zurecht.

    Ich richtet meine Tunika, die gerade wohl mehr als nur gelitten hatte, aber das war mir egal. „Nein, außer etwas Schlaf benötige ich nichts mehr.“ Kurz blickte ich auf das Chaos neben dem Schreibtisch, ich zuckte lächelnd mit den Schultern. „Das wird Morgen gerichtet.“ Sagte ich, hob sie auf meine Arme und trug sie in mein, nein unser Cubiculum.

    Ich nickte. „Ja da gibt es tatsächlich einiges. Ich verfolgte mit Spannung die Debatten bezüglich der Rolle der Frauen während des Aufstandes und die gerade beginnende Debatte. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich hier die Meinung meines Bruders nicht teile. Natürlich wurden Frauen wohl zu viele Rechte eingeräumt, was wohl die ein oder andere dazu brachte sich größer zu machen und zu fühlen als sie eigentlich ist. Aber es liegt doch wohl auf der Hand, das eine Frau, die ein ritterliches Amt ausübt noch längst kein Grund für einen Aufstand ist. Zumal ich diese Sklavin, Amazone oder was auch immer sie war für eine Ausnahmeerscheinung halte. Dennoch denke ich, dass die Rolle der Frauen durchaus auf den Prüfstand gehört. Nicht so drastisch wie es bisher gefordert ist, aber in gewissen Dingen würde ich sie auch beschränken wollen.“ Natürlich wusste ich, dass es auch im meiner Familie Frauen gegeben hatte, die es sogar bis zur Senatorin geschafft hatte, aber ich war auch froh, dass diese unsägliche Kapitel vorbei und so was nicht mehr möglich war. „Des Weiteren habe ich mit Interesse die neue Lex Mercatus gelesen. Sie schließt, in meine Augen gut die bisher bestehenden Lücken.“ Sagte ich und lobte damit natürlich indirekt auch meine Patron.
    Natürlich gab es dann noch ein Thema, das mich beschäftigte. „Und ich habe mir natürlich eine Meinung dazu gebildet, warum der Aufstand ausgebrochen ist. Ich sehe die Ursachen nämlich tatsächlich eher in den Lebensumständen unter denen viele Bewohner der Stadt leben müssen. Sei es der Hunger, die niedrigen Löhne die weder zu Leben noch zum streben reichen oder der Dreck und Müll auf den Straßen ebenso wie die stellenweise unzureichenden Wasserversorgung und das marode Abwassernetz. All dies führt unter anderen zu Krankheiten und Seuchen. Und all das zusammen genommen zu Unzufriedenheit denen gegenüber die mehr haben und die im Überfluss leben. Ich denke tatsächlich, dass das die Ursache ist.“

    Ich sah sie streng an. Immer noch hielt ich ihre Hände gefangen. Ich knurrte unwillig, als sie mich weiter provozierte. Sie wusste genau, dass sie das ein gefährliches Spiel trieb. "Adria!" Sagte ich streng. Ich hatte ihr einmal nachgegen ein zweites Mal? Nein dazu war ich nicht bereit. Ich beugte mich nach vorn um ihr ins Ohr flüstern zu können. "Nun sind wir schon bei 5 Lektionen für den heutigen Tag nicht wahr?" Ich hob meinem Kopf und sah sie mit eben jenen von ihr so verhassten undurchdringlichen Blick an.

    Ich fing ihre Hände ein und hielt sie fest. Ich sah sie ernst an, meine Augen trafen genau in die ihren. Ich hielt ihre Hände gefangen und zog sie dichter zu mir. Meinen Blick jedoch löste ich nicht. Sie wusste sehr wohl, wie schwer es mir fiel. Gefühle machten angreifbar und verletzlich und das war das Letzte was ich sein wollte. Zu deutlich hatte ich es gespürt, als ich dachte, dass ich sie verloren hätte. Und doch war sie nicht gegangen obwohl ich sie hätte gehen lassen. Innerlich verfluchte ich die Venus und danke ihr doch gleichzeitig. Ja die Götter treiben mitunter ein grausames Spiel mit uns Menschen. In mir tobte ein Kampf. Die Stille und die Spannung im Raum war spürbar. Ihre beiden Hände in meiner rechten haltend fegte ich mit der Linken Hand den Schreibtisch leer, hob sie an und setzte sie spielen darauf ab. „Ich soll es dir zeigen? Ja jeden Tag? Gleich hier?“ Das sie nur diesen Hauch von Nichts trug machte es mir einfach. Meine Finger suchten und fanden jene Stelle, von der ich wusste, dass es sie um den Verstand brachte. „Jeden verdammten Tag?“ Fragte ich nochmals und beuget mich vor, bevor meine Lippen die ihren trafen um sie zu küssen sagte ich und blickte ihr dabei immer noch in die Augen. „Venus sei meine Zeugin, ich lieb dich!“

    „Er hat die Frau geschwängert, die er liebt.“ Sagte ich, denn inzwischen kannte ich die Geschichte um Verus und Luna. Aber dies sollte Luna ihr einfach selber erzählen. „Scheinbar haben wir Tiberii wohl eine Veranlagung dazu uns in unsere Sklavinnen..“ Ich bracht den Satz hier ab, sie wusste es auch wenn ich es nicht aussprach. Über eine Schwangerschaft von Andria wollte ich nicht nachdenken. Aber nun ja das musste wir wohl unweigerlich. „Es gibt Möglichkeiten eine Schwangerschaft zu verhindern sagten ich. Wenn es dennoch passieren sollte, werde ich dich natürlich freilassen damit das Kind nicht als Sklave geboren wird.“ Dann zig ich die Augenbraue hoch und sah sie ernst an. „Was soll passieren?“ erst als sie weitersprach wusste ich worauf sie hinauswollte. „Dir wird niemand etwas tun. Hörst du? Sie dient einem Zweck und zwar soll sie mir Nachkommen schenken. Wenn sie von Stand ist, wird sie ihre Aufgabe kennen. Und sie wird sich damit abfinden. Ich glaube nicht das das Problem geben wird. Man arrangiert sich, und jeder geht eigentlich seiner Wege, nur ab und an tritt man halt öffentlich auf um den Schein zu wahren.“

    Ich sah sie mit traurigen Augen an und schloss sie einfach in meine Arme. Meinen Kopf auf den ihren gelegt sagte ich. „Nun eine Axt und einen Bogen wirst du in Rom nicht kaufen können. Waffen jeglicher Art sind verboten und Sklaven dürfen überhaupt keine Waffen bei sich tragen, nicht mal einen Knüppel.“ Sage ich und strich ihr einfach nur sanft über den Rücken. Gegen ihr Heimweh konnte ich nichts tun. Ich war tatsächlich etwas hilflos, denn so etwas wie Heimweh kannte ich nicht. „Nun ich kann sie dir nicht ersetzen...“ Ich blickte mich um und sah auf das Tablett. „.. aber ich prügle mich mit dir gern um das letzte Stück Fleisch.“ Sagte ich um sie etwas aufzumuntern. „Natürlich kannst du dir ein Pferd mieten und ausreiten. Ich stell dir ein entsprechendes Schreiben aus, dass du dich mit meiner Erlaubnis auch außerhalb Roms frei bewegen darfst. Sei nur bitte immer vor Einbruch der Nacht wieder hier ja?“ Ich ließ sie los und gerade als ich zu meinem Schreibtisch gehen wollte um das Schreiben für die aufzusetzen, starrte sie mich an und fragte nach Luna und meinen Geschwistern. „Ich hatte insgesamt vier Brüder. Zwei sind zwischenzeitlich verstorben. Neben Verus ist da noch Titus, aber der reist umher... ich glaube kaum, dass du ihn jemals zu Gesicht bekommst, es sei denn ihm geht das Geld aus. Corvina ist die einzige Schwester, die wir haben.Und Luna ist.. nein sie war die Sklavin von Verus, er hat sich kurz vor der Geburt seines Kindes freigelassen, damit das Kind kein Sklave ist.“ Erklärte ich ihr nun den neuen Status von Luna. „Sie bliebt hier, für das Haus verantwortlich und als Amme für das Kind.“

    „Du kannst mir gern helfen.“ Sagte ich und deutete auf die Abrechnungen. „Die dort kannst du in das Regal rechts ins zweite Fach von oben einsortieren.“ Das sie mich fütterte fand ich äußerst belustigend, sagte aber nichts dazu, ihr schien das Spaß zu machen, also warum nicht.
    „Nein wirklich, du kannst alles machen, was nicht ausdrücklich verboten ist. Ich werde dir auch eine kleine Summe wöchentlich zu Verfügung stellen. Nur für dich, damit kannst du tun und lassen was du möchtest. Ich werde ja auch ab und an unterwegs sein, in der Zeit hast du deinen Freiraum und kannst ihn gestalten, wie du es möchtest. Ich habe nur eine Bedingung und zwar, das du dich abmeldest und sagst wohin du gehst.“ ich wollte sie damit nicht kontrollieren nur für den Fall, dass ihr mal was zustoßen würde, wolle ich natürlich schon gern wissen, wo sie war. Ich lachte.
    „Nun ein Buch.... ein Buch sollte es nicht gleich sein. Die Dinger kosten ein Vermögen, ich lese diese meist in der Bibliothek. Aber Schriftrollen mit Abschriften der Bücher, die findest du dort im Regal. Ganz oben alles über das römische Recht, darunter philosophische Abhandlungen. In der Mitte Abschriften der Reden von Cicero, im zweiten von unten alles über das Imperium unter andere Abhandlungen von Tacitus zum Bespiele die Historiae, die Geschichte des römischen Reiches und ganz unten alles über das römische Militärwesen.“ Sagte ich, dann stand ich aber auf und ging zu den Regalen die sich auf der rechten Seite des Officiums befanden. Hier lagerten leere Papiere, Wachstafel und derlei Dinge. Ich nahm eine der Wachstafeln heraus und gab sie ihr. „Damit kannst du schreiben üben. Ich habe mit Luna gesprochen, sie unterrichtet dich gern. Also du musst nur zu ihr gehen, sie bringt dir bei was du wissen musst.“

    Ja das hier war wohl das klassische Bewerbungsgespräch und ich würde wohl nicht umhinkommen auf die nächste Frage etwas ausführlicher zu antworten. „Nun du darfst von mir erwarten, dass ich dir, falls du dich dazu entscheiden solltest mich anzunehmen, im nächsten Jahr uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Ich habe keine andere Verpflichtungen und kann meine Termine also immer vollkommen auf dich abstimmen.“ Begann ich nun also den mir wichtigsten Punkt, denn ich nahm immer eine Sache in Angriff um dieser dann auch meine volle Aufmerksamkeit widmen zu können. Wenn man sich zu viel auf einmal aufhalste konnte man sich schnell verlieren, wurde unaufmerksam und vergeigte es. Nein lieber eins nach dem anderen, dafür nahm ich auch im Kauf, dass ich vielleicht ein Jahr später das ein oder andere Amt antreten konnte. Aber das war es mir wert. „So ist es für mich also kein Problem, dich zu allen öffentlichen Anlässen und Beratungen zu begleiten. Ich bin bereit jede Aufgabe, die du mir stellst zu erledigen.“ Führte ich noch kurz auf. Jeder kannte wohl die Aufgaben eines Tiro fori, so das ich hier darauf verzichtete sie alle bis ins Detail aufzuzählen.
    „Nun ich wurde neben der Rhetorik natürlich auch in Philosophie, in den Grundlagen des Rechtes, des Militärwesens und der Religion ausgebildet. Du kannst also von mir erwarten, dass ich dir mit meinem Wissen zu Verfügung stehe und es gern einfließen lassen.“ Natürlich hätte ich jetzt noch mehr Worte gebrauchen können und das Ganze aufbauschen und ausschmücken. Dennoch würde es den Kern meiner Aussage nicht ändern. Warum also sollte ich mich mit blumigen Reden selbst lobpreisen. Ich hatte meine Fähigkeiten aufgezählt und das allein war doch das Entscheidende.

    Ich machte einen wohl eher nicht so lustvollen Eindruck. Und zeigte von Stapel zu Stapel.
    „Das dort sind Abrechnungen, des Hause. Die laufenden Kosten und Einnahmen sozusagen. Das dort sind Rechungen, die noch beglichen werden müssen. Das dort sind Bittsteller, die einen Termin und oder Geld haben wollen. Und das hier...“ Ich zeigte auf den Brief, ist eine Brief den du morgen zum Versandt bringen wirst. Es geht darin um eine Anfrage an die Bibliothek in Alexandria. Du sagte einfach, dass es über die Familienkarte der Tiberii abgerechnet wird." Erklärte ich ihr kurz. Dann sah ich sie nachdenklich an. "Nun also ich weiß nicht genau was du meinst. Aber du solltest nicht stehlen andere angreifen und oder verletzen.. oder was meinst du genau?“

    Ich nickte dem Mann nur der Höflichkeitshalber zum Abschied zu und wandte mich dann lieber wieder den eindeutig angenehmeren Dingen zu. „Ja das sagte ich. Ich wollte mich bei deinem Onkel eigentlich nur dafür bedanken, dass er meine Familie nach dem Aufstand bei euch beherbergt hat und ihn bitte für mich eine Leberschau durchzuführen. Es wurde ein sehr interessantes Gespräch und schließlich war dein Onkel bereit mich als seinen Klienten zu nehmen. Ich bin sehr froh über das Vertrauen welches er mir entgegen bringt.“ sagte ich und zeigte ein eine der nächsten Statuen. „Wollen wir ein wenig durch den Garten gehen und uns noch weitere Kunstwerke ansehen? Ich fand unsere Austausch, bis zur Unterbrechung recht interessant und würde mich freuen, wenn wir ihn fortsetzen könnten. Ich muss mich nochmals dafür entschuldigen, dass du so unverhofft und von mir vollkommen unbeabsichtigt zwischen die Fronten geraten bist. Ich hoffe, dass ich das wieder gut machen kann.“ Natürlich würde ich auf dem gesellschaftlichen Abstand bleiben und der Aurelia nicht auf die Pelle rücken. So was lag mir einfach fern, denn ich kannte die Sitten und den Anstand und diese galt es in unseren Kreisen gerade in der Öffentlichkeit zu wahren.

    Natürlich hatte ich ihr gesagt, dass sie mir gern über die Schulter schauen konnte bei der Arbeit. Es war ja auch zu meinem Vorteil, wenn sie sich wirklich dafür interessierte und später noch richtig gut lesen und schreiben konnten, dann konnte ich sie durchaus auch als meinen Scriba einsetzen und sie wirklich fast überall mit hinnehmen. So saß ich nun also hier und studierte die ersten Schreiben. Reichungen – Rechnungen – Abrechnungen Bittschreiben. Ja genau das, was einen erfüllen langweiligen Arbeitstag ausmachte. Na prima. Als ob ich nicht auf dem Landgut genug Abrechnungen und Berichte gewälzt hatte... aber was blieb mir übrig. Seufzend sortierte ich die Schreiben und Wachstafeln nach ihrer Wichtigkeit. Da fiel mir ein, was ich noch machen wollte und so setzte ich einen Brief auf, den Adria zum Postversand bringen konnte.




    An
    Museion
    Alexandria
    Privincia Aegyptus



    Salve,


    ich wende mich heute mit einem großen Anliegen, an die wohl wichtigste und größte Bibliothek der Welt. Kürzlich wurde mir von einem
    Werk "Kommentar zu den sieben Weltwundern" von Kimon von Galatien berichtet. Leider ist mir dieser Schriftsteller und Auto bisher gänzlich unbekannt. Ich hoffe nun in den Regalen der großen Bibliothek in Alexandria fündig zu werden und bitte darum, wenn das Werk dort lagern sollte, mir eine Abschrift zukommen zu lassen.



    Vale bene.



    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/wachssiegel-tiberiahrp0h.png]


    Nero Tiberius Caudex


    Villa Tiberia Roma

    Ich hörte genau zu. Natürlich diese gesetzlichen Bestimmungen. Eine die ich eh gedachte zu ändern, wenn ich erst mal im Senat war. Ich mein wie dämlich war das denn? Ein Ehemann durfte seine Frau nichts schenken ohne gegen das Gesetzt zu verstoßen? Eine Frau, die einen Mann hatte musste bei ihrem Vater oder bei ihren männlichen verwandten betteln wenn sie Geld brauchte und das obwohl sie einen vermögenden Ehemann hat? Nein das war einfach nur dämlich. „Das ist sehr großzügig von dir Iunius.“ Ich nahm einen Schluck Wein zu mir, denn was nun folgen würde, würde wohl auch meine Schwester mehr als überraschen. „Du kannst Corvina natürlich gern einen entsprechende Summe zukommen lassen, die dann in ihren privaten Besitz übergeht. Dies wird jedoch nicht die Mitgift sein. Mein Vater überschrieb mir kurz vor seinem Tod einen ansehnlichen Teil seines Vermögens. Er wollte nicht, das meine Brüder jemals zugriff darauf haben. Corvian wird also neben einer stattlichen Summe auch ein Grundstück als Mitgift in diese Ehe einbringen.“ Sagte ich bevor ich einen neuen Schluck Wein zu mir nahm. Ja die Tiberi waren zwar nicht mehr so angesehen und reicht wie dereinst, dennoch verfügten wir immer noch über ein recht stattliches Familienvermögen und die Betrieben konnten jeden Zweig der Familie ganz gut ernähren. Auch die nötige Summe, die eine patrizische Familie jährlich aufbringen musste konnte wir immer noch zusammenbringen. Alles in allem ging es uns nicht so schlecht. Nur meine Schwester hat das bisher nicht so gewusst. Ich hatte sie bewusst im Unklaren gelassen, damit sie auf ihre Ausgaben achtete. Nun aber, das es darum ging, dass sie einen Ehemann bekommen sollte, wollte ich ihr natürlich auch ihren Anteil geben, damit sie unbeschwert in die Zukunft schauen konnte. Ich stapelte halt gern tief was unser Vermögen anging, weil man so auch immer sicher vor Bettlern und Mitgiftjägern war. Das der Iunier kein solcher war, lag ja wohl auf der hand, schließlich hätte er meine Schwester auch ohne jegliche Mitgift zur Frau genommen.

    Ich schlag meine Arme um sie. „Nimmersatt...Katastrophen-Mann...Liebling?“ Ich zog die kleine Germanin zu mir heran. „Das Kleid steht dir ausgesprochen gut, das trägst du aber nur hier im Haus! Und hier kannst du mich nennen wie du willst, es wird keinen stören.“ Da sie mit dem Rücken zu mir stand und konnte sie meine Grinsen bei den folgenden Worten nicht sehen, meine Stimme hatte einen ernsten Tonfall. „Und ich werde es genießen, für jeden neuen Name der nicht Dominus Nero lautet, dir jedes mal eine Lektion zu erteilen.“ Leiser flüsterte ich ihr nun ins Ohr. „Das wäre heute schon drei Namen – also drei Lektionen, kleine Sklavin.“ Ich hauchte ihr einen Kuss auf den Hals und ließ sie los. „Nun viel liegt nicht mehr an, der Tag ist ja fast vorbei. Ich muss noch sehen, was in der Zeit unserer Abwesenheit aufgelaufen ist, es werden wohl sicherlich ein paar Briefe eingetroffen sein und Essen natürlich. Das wäre dann wohl deine Aufgabe, Essen zu besorgen und es in mein Officium bringen und mir dann Gesellschaft leisten.“

    Ein sanftes Lächeln legte sich auf mein Gesicht, denn ich verstand sehr wohl was sie mir damit sagen wollte. So zog ich sie nun also auch zu mir und nahm ihr den Schwamm aus der Hand. Ja wir konnte keine offizielle Beziehung führen, aber hier, wenn wir unter uns waren, waren wir gleichberechtigt. Zumindest sah ich das so, deswegen hatte ich gerade auch kein Problem damit, mein kleine Germanien zu waschen. Und außerdem machte ich mir nachdem ich sie geschrubbt hatte einen Spaß daraus den mit Wasser ausgesogenen Schwamm über ihren Haaren auszudrücken. Bevor sie jedoch protestieren konnte, landete der Schwamm im Wasser , ich drehte sie mit den Rücken zu mir und massierte ihr den Nacken. „Du Muskelkater?.“ ich zog sie nach hinten an meine Brust um ihr ins Gesicht blicken zu können. „Nun ich fragen mich ob es nur vom reiten kommt.“ Sagte ich mit einem neckenden Grinsen auf den Lippen.
    Ich hauchte ihr einen Kuss auf de Stirn und entließ sie aus meiner Umarmung.
    Ich steig aus dem Wasser und ja ich hatte gerade einen Schalk im Nacken. So breitete ich nun meine Arme aus und sah sie an. „Nun meine kleine Sklavin? Du weißt ich bin sooooooooo unselbständig, wie wäre es wenn du mich abtrocknest und anschließend einölst?“

    Ich betrachtete sie immer noch mit ernster Mine. Langsam fast schon schwerfällig anmutend erhob ich mich von der Cline, als das Wasser nun eingelassen war. Ich ging noch zu einem der Regale und holte einige Reinigungsutensilien unter anderem Duftwasser und stellte alles neben dem Becken ab, bevor ich mich der groben Reisetunika entledigte und ebenfalls ins das Wasser stieg. „Nein du wärst hier im Haus geblieben. In einem großen Haushalt gibt es immer genug zu tun. Wir hätten schon was für dich gefunden.“ Dann sah ich sie lange an, denn eigentlich kannte sie die Antwort wohl sehr genau. Dann drehte ich mich um und ließ mich mit dem Rücken zu ihr im Wasser nieder. „Ich würde nicht nach dir suchen lassen.“ Sagte ich schließlich leise in den Raum hinein.

    Ich nickte und wir gingen durchs Atrium in den privaten Teil des Hauses. „Nun diese Tontafeln dienen unter anderem dazu, die Sklaven zu legitimieren. Damit können sie im Auftrag ihres Herrn Geschäfte tätigen.“ Ich strich über ihren Anhänger. „Das kannst du mit dem hier auch. Er zeigt an, dass du in meinem Besitz bist und für mich Geschäfte anschließen darfst. Per Gesetzt dürfen Sklaven das nämlich nur im Auftrag ihres Herren und nicht eigenständig. Diese Marken dienen also dazu, den Sklaven tatsächlich etwas Selbstständigkeit zu gegen, damit sie nicht wegen jeder Kleinigkeit die sie kaufen wollen das Einverständnis ihres Besitzers einholen müssen.“ Erklärte ich ihr die Bedeutung jener Tontäfelchen und ihres Anhängers. „Ja einige werden auch gebrandmarkt, zumeist dann wenn sie schon mal versucht haben zu fliehen oder sich der Besitzer nicht sicher ein kann. Meistens werden sie auf dem Unterarm oder auf der Stirn angebracht. Dies dienst vor allem dazu entlaufene Sklaven wieder zu finden.“ Sie hatte ja sicherlich auch schon den ein oder anderen Sklaven gesehen, der mit einem Stirnband herumgelaufen ist. Viele verdeckten damit eben jene Brandmarkung. „Und dann gibt es noch neben den Brandmarken des Besitzers die verschiedenen Kennzeichnungen. Das P steht dafür, dass jemand zu Sklaverei verurteilt wurde. Das F für entlaufenen Sklaven.“ Ich erklärte es ihr ruhig und sachlich, obwohl ich wohl wusste, dass sie das nicht so sachlich wie ich sehen würde. Wir waren nun im Balneum angekommen und ich warte, dass sie alles vorbereiten würde.

    „Ähm ja grundsätzlich schon, aber das bedarf einiger Vorbereitung. Die besten davon bekommst du in den Thermen. Heute reicht ein normales um den Staub der Reise abzuwaschen.“ Sagte ich. Ich wollte schon weitergehen, als sie ihre nächste Frage stellte, die mich in der Bewegung innehalten ließ. Ich spürrte wie sie meine Handdrückte und drehte mich zu ihr um und sah wohl nachdenklich aus. Ich sah sie lange an, bevor ich schließlich antwortete. „Ja das ist richtig. Nicht alles Sklaven geht es gut.“ Sagte ich, ich wusste aber auch, dass sie sich mit einer derart knappen Erklärung nicht zufrieden geben würde. „Da sind zum Beispiel die Mienen, Sklaven dort überleben zumeist nicht lange. Die Bedingungen dort sind nicht gerade Lebensfreundlich. Und dann gibt es noch jene die im Geld schwimmen, für die ein Sklave wirklich nur eine Sache ist.“ Immer noch lag mein nachdenklicher Blick auf ihr. „Sie erkennen sie nicht mehr als Menschen an, sondern als Sache. Und ja dann gibt es wohl noch jene die zur Gewalt neigen, Jähzornig sind und ihren Spaß daran haben.“ Ich ging einen Schritt auf sie zu und hob ihr Kinn an, damit sie mir in die Augen blicken konnte. „Nichts davon musst du hier befürchten. Wir mögen alle unsere schlechten Seiten haben, aber dennoch würde keiner von uns einen Sklaven ernsthaft verletzen. Es mag Familien geben, wo es Sklaven besser geht als bei uns. Es gibt aber mindestens genau so viele, wo es ihnen schlechter geht.“

    Die Rückreise hatte einen Tag länger gedauert als geplant, aber nach nun sieben Tagen auf dem Rücken verschiedener Pferde und Nächte in verschieden Gasthäusern waren wir wieder in Rom.
    Die Pferde hatten wir natürlich vor dem Stadttor im Mietstall gelassen und sind das letzten Stück zu Fuß gegangen. „So da wären wir wieder.“ Sagte ich zu Adria. „Ich könnte jetzt gut ein Bad vertragen.“
    Natürlich wurden wir auch von einigen Sklaven begrüßt und ich drückte ihnen unsere Sachen in die Hand und orderte einen Imbiss und verdünnten Wein den man ins Bad bringen sollte.