Man hatte mich informiert, dass der Tribun Iunius Silanus eingetroffen war. Ich legte also meine Schriften, die ich gerade studierte beiseite und machte mich auf den Gast zu begrüßen. Hier im Haus herrschte eine merkwürdige Stimmung. Nicht nur der Angriff auf Verus, nein auch der Zusammenbruch seines Betthäschens hatte sich irgendwie auf den gesamten Haushalt ausgewirkt. Selbst ich musste eingestehen, dass seit Luna hier nicht mehr das Regiment schwang es irgendwie an Seele fehlte in diesem Haus. Zum Glück war ja noch meine Schwester hier. Ihr hatte ich natürlich erst mal die Führung des Haushaltes aufs Auge gedrückt. Begeistert war sie zwar nicht, aber sie musste tun was ich sage. Wo würden wir denn da hinkommen, wenn die Weibsbilder machen würden was sie wollen?
Ich betrat als das Atrium uns grüßte höflich. „Salve Tribun Iunius Silanus, was kann ich für dich tun?“
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Der Veteran an der Tür erkannte den Mann natürlich wieder. „Salve Tribun. Tritt ein. Ich werde umgehend den Hausherren rufen lassen.“ Sagte er und wies dem Mann den Weg ins Atrium.
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Na das war dann ja mal ein Treffer gewesen, mein Bruder hatte sich tatsächlich von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Auch wenn der Aurelier nichts weiter dazu sagte, konnte ich mir meinen Teil denken. Ich war froh das er das nicht weiter zum Thema machte, sonst würde ich meine zeit tatsächlich mit einer Entschuldigung nach der anderen verbringen müssen.
Da wir diesen für mich nun so unangenehmen Teil hinter uns gebracht hatten wurde ich auch sichtlich gelöster und machte es mir nun ebenfalls bequem. „Nun ja in erster Linie bin ich tatsächlich gekommen um mich zu bedanken und nun ja mehr oder minder abbitte für meinen Bruder zu leisten. Er gehört nun mal zur Familie.“ Sagte ich was wohl nichts anderes hieß als, dass man sich Familie nicht aussuchen konnte, man musste sie nehmen wie sie eben war.
„Aber natürlich bin ich auch hergekommen um dich kennenzulernen, da wir ja einander gänzlich unbekannt sind. Ich bin ja gerade erst vom Landgut meiner Familie hier her nach Rom gekommen.“ Erklärte ich un nahm einen Schluck des verdünnten Weines. „Und da ich ja in meiner Familie nur wenige (eigentlich gar keinen) um Rat fragen kann, dachte ich ich nutze die Gelegenheit und frage einen der besten, welchen Rat er mir geben könnte.“ Ich sah den Aurelier an, bevor ich fortfuhr. „Ich habe vor die vergangenen Taten meiner Familie wett zu machen und dafür zu sorgen, das wieder ein Tiberius es bis in den Senat schafft. Ich weiß, dass es ein weiter Weg ist, der wohl nicht einfach werden wird. Deshalb bin ich auf Rat von erfahrenen Männern wie dir angewiesen.“ Schmeichelte ich dem Aurelier, natürlich tat ich das. Aber es stimmte ja auch. Wen hätte ich denn sonst fragen können und der Aurelier verfügte über jene Erfahrung die meinen Verwandten hier in Rom fehlte. „Um diesen Weg nun also zu beschreiten gibt es sicherlich einiges zu beachten? Hier könnte ich deinen Rat gut gebrauchen, damit ich es besser mache als mein Bruder und nicht in jedes Fettnäpfchen trete.“ So nun war es raus. Entweder dieser Tag würde für mich zum Quell der Erleuchtung werden und ich bekam nützliche Tips oder ich flog achtkantig raus. So wartete ich nun gespannt auf die Reaktion des Hausherren. -
Nun stand ich also hier in eine meiner besseren Tunika gekleidet um den ersten mehr oder minder offiziellen Auftritt hinter mich zu bringen. Ja ich hatte weise gewählt. Denn dies hier war kein Staatsakt, sondern ein Besuch unter Freunden. Oder zumindest so etwas in der Art. So konnte ich wenigstens üben den bekannten dieser Stadt gegenüber zu treten ohne gleich vor Verlegenheit im Erdboden zu versinken oder mich bis auf die Knochen zu blamieren. „Aurelius ich danke dir für dein Willkommen und auch für deine Zeit.“ sagte ich zunächst. „Einem verdünnten Wein wäre ich nicht abgeneigt.“ War meine Antwort auf die Frage nach meinem Getränkewunsch. Immer noch überlegte wie ich es anstellen sollte, mich vernünftig, für all das was dieser Mann getan hatte zu bedanken und mich für meinen Bruder, von dem ich annahm, das er hier mit Anlauf in jeden Eimer mit Exkrementen der herumgestandenen hatte gehüpft ist, zu entschuldigen. Ich entschied mich für den Augen zu und durch Weg. „Werter Aurelius ich bin hier um mich im Namen meiner Familie bei dir zu bedanken. Du warst es, der unserer Familie in Zeiten der höchsten Not zur Seite gestanden und den Überlebenden meiner Familie Unterkunft und Schutz geboten hat. Ich weiß du sagtest ein Dank sei nicht nötig, da dies selbstverständlich sei. Doch ist es mir ein Bedürfnis mich persönlich zu bedanken.“ So der erste einfache Teil war geschafft, nun hieß es Abbitte für meine Soldatenbruder zu leisten.“Ich bin auch hier um mich für meinen Bruder Aulus zu entschuldigen. Ich weiß zwar nicht was er angestellt hat, aber ich kenne meinen Bruder und seine.... nun sagen wir unkonventionelle Art, so das ich mir sicher bin, dass er nicht den besten Eindruck hinterlassen hat.“ So den Bruder hatte ich dann mal ordentlich in die Pfanne gehauen, aber das konnte er ab, außerdem war er das gewohnt und er pflegte ein Image als schwarzes Schaf der Familie ja auch bei jeder Gelegenheit.
„Ich möchte mich also auch im Namen meines Bruder bei dir für alle Unannehmlichkeiten in der Zeit entschuldigen.“ So jetzt war das raus und mir ging es zumindest ein klein wenig besser und ich stand nun hoffentlich nun etwas besser da als mein Bruder. Dennoch blieb ich voller ungeduldiger Erwartung ob der Erwiderung des Aurelier zurück und konnte nur auf ein Verständnis und darauf, dass er uns nicht über einen Kamm scherte hoffen. -
„Mein Herr Dominus Tiberius Caudex wird erwarte.“ Verkündete nun mein Sklave während ich mehr oder minder gelangweilt hinter ihm stand und darauf wartet eingelassen zu werden.
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Mein Bruder zog es vor zu schweigen, gut dann sollte er halt schweigen. Nützen würde es ihm auch nicht, er würde heiraten. Ich würde ihm schon irgendeine Landpomeranze besorgen, die er dann zu Frau nehmen konnte. Irgend so ein Hinterwälderding, die sich nicht dran stören würde was mein Bruder tat und das seine Karriere nicht so standesgemäß war wie es sich für einen seines Standes ja gehören würde.
Wir brachten diese Cena nun also mehr oder minder hinter uns und ich verabschiedet mich dann auch recht zeitnah. Ich hatte eine lange Reise hinter mir und hier in Rom viel vor mir. -
Ich hatte ja um dieses Gespräch gebeten, das ich mir denken konnte, das mein herzallerliebster großer Bruder Aulus es mal wieder verkackt hatte und sich sicherlich nicht für die Aufnahme hier so bedankt hatte wie es üblich war. Ich konnte mir vorstellen, das mein Bruder mit seinem ihm so eigenen Charme es mal so richtig an die Wand gefahren hatte. Also war ich hier um heute zu retten was noch zu retten war. Ich hatte mich also in meine beste Tunika geworfen, ja ich hatte auf die Toga verzichtet, denn so offiziell war der Besuch ja nun auch wieder nicht. Es war eher der Besuchen unter Freunden? Oder so was in der Art zumindest. Ich deutete dem Sklave der mich begleitet also an, dass er nun klopfen könne. Was dieser auch sogleich tat >Klopf Klopf<
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Sextus Aurelius Lupus
Villa Aurelia
RomaSei gegrüßt, Senator Sextus Aurelius Lupus.
Du wirst mich verständlicher Weise nicht kennen. Mein Name ist Nero Tiberius Caudex, ich traf kürzlich auf Intension meines Bruders hin hier in Rom ein.
Dieser war es auch, der mir davon berichtet, was du während des schändlichen Aufstandes für unsere Familie getan hast. Ich würde dir gern persönlich dafür danken was du für meine Familie getan hast. Ich hoffe daher, dass du etwas deiner wertvollen Zeit für mich erübrigen kannst.Mögen die Götter dir stets wohlgesonnen sein und unsere Familien vor allem Übel bewahren!
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Nero Tiberius Caudex
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„Natürlich werde ich das.“ erwiderte ich voller Selbstbewusstsein auf die Feststellung meines Bruders hin. Natürlich würde ich nicht nur ein guter Senator werden, nein meine Ansprüche waren bei weitem höher als nur gut zu sein. Ich musste aber dann doch lachen. „Aulus, meinst du das weiß ich nicht? Aber wer gut sein will, der muss allen Widrigkeiten, egal welcher Art zu nehmen wissen. Vielleicht werden ich genau deswegen, weil uns nicht alles in den Schoss gelegt wird besser sein als jene, denen alles nur so zufällt.“ Sagte ich und klopfte meinem großen Bruder dabei nun schon fast gönnerhaft auf die Schulter. „Nun ich habe nicht vor zu sterben, also bleibt mir wohl nur der Sieg nicht wahr?“ Sagte ich grinsend. Ich setzte mich nun hin und ließ mir ein Becher Wein schmecken, während mein Bruder weiter ausführte. „Gut!“ Saget ich zunächst und überlegte. „Es wird keinen Schatten mehr geben!“ Stellte ich trocken fest. „Zu lang, viel zu lang hat unsere Familie im Selbstmitleid gebadet. Es wird zeit, das wir aus den Schatten heraustreten und das Rom versteht, dass nun eine neue Generation erwacht ist. Ich werde mich nicht von den Schatten der Vergangenheit schrecken lassen. Noch mögen die Türen verschlossen sein, aber jene die dies tun werden eine eines Tages bitter bereuen. Sie werden betteln, dass wir ihnen unsere Tür öffnen. Doch dann wird es zu spät sein.“ Nun machte ich meinen Anspruch und meine Ziele wohl mehr als deutlich. Ich wollte kein einfacher Senator Roms werden, nein ich wollte DER Senator Roms werden. Es war ein langer Weg, aber nur wer seine Ziele hoch steckte wusste, dass er sich strecken musste um diese auch zu erreichen und ich war bereit mich zu strecken, ja ich war bereit über mich hinauszuwachsen. Wir waren die neue Generation, die jene Verfehlungen unseres Verwandten vergessen machen würde. „Du bist nicht nur ein Soldat Aulus. Mach dich nicht kleiner als du bist. Du bist mein Bruder, ein Tiberius und der verdammte Vollstrecker des Kaisers. Du bist bei weitem mehr als nur ein Soldat.“ fuhr ich nun meinen Bruder an, der wiedermal in seinem Selbstmitleid ertrinken wollte. „Du wirst dir eine Frau suchen. Oder ich suche dir eine. Aber du wirst verdammt nochmal dafür sorgen, dass unsere Blutlinie weitergeführt wird! Ich lasse in diesem Punkt nicht mit mir verhandeln. Wenn du dir keine suchst, werde ich es tun.“ Ich beugte mich zu meinem Bruder und sah ihn mit ernstem Blick an. „Du weißt, ich mache keine Scherze, nicht wenn es um unsere Familie geht. Du kannst mit deinen Sklavinnen herumhuren wie du willst, aber ich erwarte, das du einen standesgemäßen Erben mit einer Ehefrau zeugst!“ Ich lehnte mich nun wieder entspannt zurück, postete meinem Bruder zu. „Auf Rom, auf die Gens Tiberia , auf uns!“
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Nun dann musste ich der Kleine es wohl richten. Meine großen Brüder waren nicht an der Politik interessiert. Aulus hatte es ja wenigstens geschafft Einfluss zu gewinnen, Aber Tutus, nun ja Familie konnte man sich eben nicht aussuchen. Und ich hatte wahrlich schwer zu tragen an meiner Familie. Kaisermörder, enteignet, unkonventionelle Ehe und Lebensläufe. Ja ich würde es wahrlich nicht einfach haben den Namen unserer Familie wieder zu altem Glanz zu führen. Aber he einfach konnte jeder. Ich war bereit, bereit mich der Herausforderung die da vor mir lag zu stellen. „Du wirst deinen Mann im Senat erhalten. Wenn auch nicht gleich, aber ich werde stetig daran arbeiten, dass ich es so schnell wie möglich in dieses hohe Haus schaffe.“ Sagte ich und bestätigte damit, dass er auf mich zählen konnte. „Auf Götter ist kein Verlass Aulus, dass weißt du so gut wie ich. Wenn man etwas will, dann muss man es selbst tun. Vergiss Titus. Ich bin nun hier und wir sollten unsere Energien auf mich fokussieren.“ Sagte ich ernst und machte damit auch meinen Anspruch, dass ich nun auch die uneingeschränkte Unterstützung meines Bruders haben wollte deutlich. „Gut, wenn du entsprechende Kontakte schon geknüpft hast, dann solltest du zeitnahe einen Termin bei diesem Mann machen, damit ich ihn kennenlernen kann.“ Nun grinste ich. „Also wenn du diesem Mann so gegenübergetreten bis wie mir, dass verwundert es mich nicht, dass er dich nicht ausstehen kann. Du solltest dringend an einem Auftreten arbeiten. Auch wenn du Trecenarius bist, solltest du die zwischenmenschliche Komponente nicht vollkommen außeracht lassen. Auch wenn du im Schatten stehst ist es wichtig, dass du auch für unsere Familie und für mich ab und an öffentliche Auftritte wahrnimmst und da… mein lieber Bruder, erwarte ich von dir, dass du genauso wie in Zukunft alle Familienmitglieder die Gens im besten Licht erscheinen lässt. Sagte ich und hörte mich wohl an wie unser eigener Vater, aber wenn hier sonst keiner deutliche Worte fand, dann musste ich das wohl tun. Aulus schien sich ja hinter seiner Arbeit zu verstecken, aber das würde er in Zukunft nicht mehr können. Nicht mehr nur Arbeit auch er würde seinen Teil beitragen müssen.
„Gut und nicht gut, was die Bündnisse angeht.“ Sagte ich nun nachdenklich. „Nicht gut, weil Unterstützung von Vorteil wäre. Gut, weil ich so vollkommen frei Bündnisse knüpfen kann ohne auf Befindlichkeiten Rücksicht nehmen zu müssen.“ Ja ich begann Pläne zu schmieden. „Ich brauche dafür von dir eine Liste potenzieller Kandidatinnen für ein Bündnis. Welche Familie hat welchen Einfluss und das ganze Drum und Dran. Dies sollte für dich als Trecenarius doch kein Problem sein.“ Sagte ich und grinste, ja hier konnte mir seine Aufgabe schon nützlich sein. Wer im ganzen reich – außer dem Kaiser natürlich – konnte schon auf ein derartiges Netzwerk zurückgreifen. „Aber auch du mein werter Herr Bruder solltest dich alsbald nach einer geeigneten Frau umsehen. Hier geht es nicht nur um Bündnisse, sondern um den Erhalt der Familie. Du solltest anfangen ein paar kleine Tiberier in die Welt zu setzen, damit unsere Gens nicht ausstirbt.“ In diesem Punkt würde ich nicht mit mir diskutieren lassen. Da war es mir sogar egal, wenn er wieder eine nicht standesgemäße – natürlich dachte ich hier an eine bürgerliche, was ja schon unter seinem Stand wäre und an nichts Anderes - heiraten würde. Hauptsache er setzte bald mal Kinder in diese Welt. -
Einmal den I bitte wo ich gerade schon dabei bin die Schulbank zu drücken.
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Nun denn hier muss ich wohl auch durch. Einmal bitte die Politikkurs für mich.
Danke
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Nun hatte mein Bruder also endlich Zeit für mich. Meinen Frust über die misslungene Ankunft war aber verraucht, da ich mich ja an der Sklavin im Balneum abreagiert hatte. So konnte ich nun meinem Bruder relativ entspannt gegenüber treten. „Das ist gut.“ sagte ich trocken auf die Bemerkung hin, dass es seinem Bettwärmer wieder gut ging.
Als mein Bruder mich nun nach alter Sitte fest umarmte, tat ich es ihm gleich. Blut war eben doch dicker als Wasser. „Ich weiß und deswegen bin ich auch hier.“
Ja man konnte sagen was man wollte. Auch wenn ich wohl gern noch etwas das süße Leben genossen hätte, war ich seinem Ruf gefolgt und war nun hier. Er brauchte mich und ich würde natürlich da sein. So war das in Familien eben. Man stand füreinander ein. Zumindest taten wir beide das. So war es schon immer. Ich war der kleinste von uns Brüdern und Aulus hatte mich irgendwie immer beschützt und unterstützt. Nun konnte ich es ihm zurückgeben. Natürlich war es mir bewusst, dass mein großer Bruder den wohl denkbar schwierigsten Weg gewählt hatte. Welcher Mann von Stand ging schon zu den einfachen Soldaten? Aber er war diesen Weg gegangen und wie man sah nicht ohne Erfolg.
Dennoch blieb mir nicht verborgen, dass mein Bruder sich verändert hatte. Er hatte früher so viele Träume gehabt und seine Augen waren müde und leer. Noch gut erinnere mich an den Bruder, der mir als ich noch ganz klein war von der Welt erzählt hatte. Ja er kannte so fantastische Geschichten und seine Augen waren dabei voller Leben und Freude. Dies beides sah ich nun nicht mehr. Er musste viel erlebt haben in den vergangenen Jahren. In seinen Briefen hatte er sich immer knapp gehalten, so wusste ich natürlich nur grob den Werdegang der letzten Jahre.
„Ich weiß.“ Wiederholte ich nochmals als ich mich nun aus der brüderlichen Umarmung löste. Und ich ging dann auch sofort zum mehr oder minder geschäftlichen Teil über. Er brauchte mich, die Frage war wofür. „Was kann ich für dich und die Familie tun? Wo brauchst du mich? Und sag mal wo ist eigentlich Titus? Ich dachte er wäre hier bei dir in Rom?“ Ja wo war der? Trieb er sich immer noch auf seinen Reisen herum? Man konnte ja über Aulus sagen was man wollte, aber im Gegensatz zu Titus, der seine Zeit mit Reisen verbrachte, kümmerte sich Aulus wenigstens um die Familie. Das konnte man auch hier sehen. Die Villa, die noch vor Monaten in Schutt und Asche lag erstrahlte wieder und Aulus verschaffte somit unserer Familie wieder einen Namen. Eigentlich wäre es Titus Aufgaben gewesen Aulus dabei zu unterstützen. Aber zu sehen war von ihm nichts. Familie, ja mitunter konnte sie ein Klotz am Bein sein. Aber ich wollte kein Klotz sein, ich wollte, dass der Name Tiberia wieder was wert war in Rom. Ich wollte der Familie wieder zu altem Glanz und Gloria verhelfen. „Du weißt aber sicher, dass ich nicht so mit den Götter habe wie Titus? Der wollte doch eigentlich hier in Rom Ämter in diese Richtung wahrnehmen? Hat er sich darum schon gekümmert?“ Ich hoffe doch nicht. Nichts war so schlimm wie gegen den Ruf der Unzuverlässigkeit anzukämpfen. „Du weißt meine Stärke liegt eher im reden.“ Oh ja das konnte ich gut. Ich war ja ein glühender Verehrer von Tullius Cicero, auch wenn er ein bürgerlicher war und ich denen eher skeptisch gegenüberstand seit sie immer mehr empor kamen, musste ich dennoch neidlos anerkennen, dass dieser Mann ein genialer Redner und Politiker gewesen war. Ihm würde ich nacheifern wollen. Worte, wenn sie denn richtig angewandt wurden konnten schärfer sein als ein Schwert.
„Also du weißt, dass ich in die Politik gehen werde?“ Fragte ich dennoch sicherheitshalber nach. Natürlich würde dies wohl auch mein Bruder wissen. „Was ich dafür brauche sind Kontakte. Ich hoffe du hast schon Kontakte geknüpft?“ Ich konnte nur hoffen, dass mein Bruder in dieser Richtung nicht ganz untätig gewesen war und das er mir wenigstens einen Basis geschaffen hatte auf die ich aufbauen konnte. Apropos Kontakte, Kontakte waren gut, aber Verbündete noch besser. „Hast du schon begonnen mit den anderen Familien Bündnisse zu schließen? Wie sieht es aus? Hast du dich schon nach einer Ehefrau umgesehen?“ Ja Ehen waren gut, denn sie verbanden ganze Familien miteinander und dies würden wir brauchen. Da mein großer Bruder ja seit seiner Scheidung mit dieser bürgerlichen, nun zum Glück wieder verfügbar war, war es natürlich an ihm ein solches Bündnis einzugehen. „Du solltest auch langsam daran denken, dass es an der zeit ist, dass du Erben in diese Welt setzt.“ Die Ehe meines Bruders war ja kinderlos geblieben und er hatte immer noch keinen Erben. Vielleicht war er nicht in der Lage dazu – ich konnte ja nicht ahnen, dass er seinen Bettwärmer geschwängert hatte. „Du solltest dir also alsbald eine Ehefrau suchen und Erben in diese Welt setzen. Ich kann ja schließlich nicht für alles Sorgen.“ Sagte ich und setzte ein Grinsen auf. -
Nachdem ich nun das Atrium verlassen hatte, musste ich erst einmal diese Begrüßung oder sollte ich eher sagen Nichtbegrüßung verdauen. Was bildete mein großer Bruder sich eigentlich ein? Er ließ mich wegen einer Sklavin! Ja wegen einer Sklavin links liegen? Er kümmerte sich lieber um sie statt um mich? Es war ja nicht so, dass ich hier war weil ich es wollte. Ich war hier, weil er mich quasi her befohlen hatte. Hätte ich eine Wahl gehabt wäre ich wohl lieber noch eine Weile auf dem Landgut geblieben und hätte dem süßen Leben gefrönt. Aber dies hatte mir mein Herr Bruder ja nicht gegönnt. Und nun da ich auf SEINE Aufforderung hier war, kümmerte er sich um eine Sklavin!
Das Zimmer welches für mich vorbereitet worden war, wenigsten das hatte wohl funktioniert, war ganz annehmbar. Ich würde natürlich noch auf Änderungen bestehen. Nicht weil sie nötig waren, sondern einfach aus Prinzip. Mein Sklave hatte auch tatsächlich ein Zimmer in meiner unmittelbaren Nähe erhalten. Ich gönnte ihm die Ruhe und folgte der Sklavin in das Bad. Meine Wut war immer noch nicht verraucht. Nach dem Bad fühlte ich mich besser. Nicht nur wegen des Bades, nein ich hatte mich an der kleinen Sklavin abreagiert. Sie fand es wohl weniger erquickend was ihre Tränen deutlich belegten. Aber ich machte mir über Gefühle von Sklaven, die mir nicht nahe standen, nur wenig Gedanken. Auch wenn mich mein treuer Begleiter Turrus immer wieder dafür ermahnte. Er würde mich sicher wieder tadeln, wenn er erfuhr, dass ich die kleine Sklavin im Bad benutzt hatte um meine Wut auf meinen Bruder zu besänftigen. Aber Turrus konnte mich nun mal nicht ändern und das wusste er.
So ging ich nun also besser gelaunt wieder ins Atrium und sah dort meinen Bruder, der dümmlich grinste. Wenigsten waren nun wohl alle Sklaven damit beschäftige, endlich ein Essen und alles andere vorzubereiten. Das Betthäschen meines Bruders schwang das Regiment. Das musste man ihr lassen. Sie hatte den Haushalt im Griff. Hinter mir huschen zwei Sklaven mit Getränken und Vorspeisen Richtung Triclinium. Also sprang ich über meinen Schatten und ging nun nochmal auf meinen Bruder zu, obwohl er es wohl eigentlich gewesen wäre, der mich hätte hier begrüßen müssen. „Nun Aulus, hast du jetzt Zeit deinen Bruder zu begrüßen? Wie ich sehe, ist deine... Luna wieder wohlauf?“ Ja ich erkundigte mich tatsächlich nach einer Sklavin. Natürlich war mir aufgefallen, dass diese Frau aus welchen Gründen auch immer wichtig für meinen Bruder war. Diese Gründe würde ich schon noch ergründen. Aber erst mal nahm ich es als gegeben hin. -
Erst geschah gar nichts, man ließ mich hier einfach warten und dann brach die helle Panik aus. Und zwar weil mein werter Herr Bruder mit einer ohnmächtigen Frau auf den Armen das Haus betrat. Wie ich nur Momente später erfahren sollte, war dies eben jene Luna, die mich eigentlich empfangen sollte. Ich verdrehte die Augen. All das Aufhebens um eine Sklavin? Statt mich richtig zu begrüßen, dass hielt mein Bruder wohl nicht für nötig, kümmerte er sich lieber um seine Sklavin. Ich trat näher und hob Wachstafel auf. Ich versuchte aus dem Gelesenen schlau zu werden, aber ich wurde es nicht. Ja ich war eher an Gesetzen denn an Philosophie interessiert. Dieses Geschwafel, nein dem konnte ich einfach nichts abgewinnen. „Salve Aulus! Kann sich nicht jemand anderes um deine Concubina kümmern? Und seit wann bist du unter die Philosophen gegangen?“ Ich warf die Tabula auf die Decke unter der die Sklavin nun lag. Ja ich schenkte dieser Frau keine weitere Beachtung. Warum sollte ich auch. Sie war eine Sklavin und nur weil mein Bruder sie anscheinend auch dazu benutze sein Bett zu wärmen, hob sie dass in keine andere Stellung. Da sich ja nun scheinbar der gesamte Haushalt um diese Weib zu kümmern schien, reif ich nun meinerseits genervt aus. „Bringt meine Sache auf mein Zimmer. Ich hätte gern was zu Essen und jemand soll mit beim Bad zu Hand gehen.“ Ja wenn mein Bruder den Haushalt nicht im Griff hatte, dann musste ich das wohl nun übernehmen. Zu meinem Bruder gewandt sagte ich dann auch immer noch genervt. „Ich werde mich von der Reise frisch machen. Und hoffe du kannst dich von deinem Betthäschen lösen und mich dann angemessen begrüßen. Oder ist irgendeine Sklavin nun schon mehr wert als dein eigener Bruder, denn ich möchte dich daran erinnern du hast mich nach Rom beordert.“ Genau ich war ja noch nicht mal aus freien Stücken hier. Aber das ich derart begrüßt oder eben nicht begrüßt wurde, schlug dem Fass nun wirklich den Boden aus. „Mein Skalve bekommt ein Zimmer driekt neben dem meinen.“ Wies ich dann noch an, bevor ich mir die nächst beste Sklavin schnappte, damit sie mir zeigte wo das Balneum ist und die konnte mir dann auch gleich zur Hand gehen und mich vielleicht auch etwas von der ganze Situation hier ablenken.
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Auf dem Landsitz meiner Verwandten war es bisher eigentlich recht entspannt für mich. Private Lehrer, die mich unterrichteten. Die Freizeit konnte ich mir selbst gestalten. Solang ich meinen Pflichten nachkam, was ich natürlich stets tat, konnte ich ansonsten ein recht unbeschwertes Leben führen. Nun damit war es wohl nun vorbei. Seit ich den Brief meines Bruder erhielt, der mich aufforderte nach Rom zu kommen. Nein genau genommen hat er mich nicht aufgefordert, er hat mich nach Rom befohlen. Ja mein Bruder. Eigentlich war er ja das schwarze Schaf der Familie gewesen, weswegen ich mich bisher auch nicht so strecken musste um ihn zu übertrumpfen. Aber nun war er irgendwie die Treppen rauf geflogen und spielte sich auf wie der Göttervater persönlich. Mir als jüngeren Bruder blieb da ja kaum eine Wahl, ich musste mich unterordnen. Zähneknirschend aber man erwartete das wohl so von mir. Mir blieb also nur einen Chance diesem brüderlichen Despot wieder zu entkommen. Ich musste ihn und meinen zweiten Bruder, der scheinbar in Rom nicht vorankam übertrumpfen. Genau mit diesem Vorsatz hatte ich meine Reise nach Rom angetreten und nun war ich hier. Ich stand nun schon eine Weile vor der Villa Tiberia. Natürlich war auch mir nicht unbekannt, dass der einstige Stammsitz hier in Rom von Aufständischen niedergebrannt wurde. Ich hasste diese Kreaturen dafür. Aber was ich jetzt da vor mir sah verschlug mir den Atmen. Nicht im positiven Sinne. Ich frage mich nun schon seit einer geraumen Weile, was meinen großen Bruder geritten haben mag, Geschäfte links und rechts neben dem Eingang einer der ältesten Familien Roms zu platzieren. Ich konnte nur hoffen, dass mich hinter der Porta nicht eine Castra erwarten würde. Ja ich traute meinem Bruder durchaus zu, dass er die Villa quadratisch, praktisch, gut hat erbauen lassen und die Zimmer gerade angeordnet waren. Klein praktisch eben wie beim Militär üblich. Ja ich traute ihm das zu. Er kannte ja nichts andere. Sein ganze Denken drehte sich ja nur noch um die Legion. Ich konnte dem nichts abgewinnen. Ich hatte andere Ziel. Ich wollte in den Senat und daran würde ich ab heute auch arbeiten und zwar beständig und strebsam.
Mein treuer Sklave, Lehrer und Vertrauter stieß mich an. „Willst du hier wurzeln schlagen Nero? Lass uns reingehen, meine alten Knochen bedürfen der Ruhe.“ Ja er durfte mich so vertraulich anreden ich kannte den Mann seit meinen Kindertagen. Er war fast wie ein Vater zu mir. Dennoch wusste er natürlich um seine Stellung. Ich hatte ihm tatsächlich schon die Freiheit angeboten, was er jedoch abgelehnt hatte Er hatte tatsächlich gemeint, dass er als mein Sklave besser dran wäre als als Freier. Ich erwachte tatsächlich aus meiner Starre und blickte zu Turrus. „Ja. Ich hoffe dass die Villa im Inneren wenigstens unsere Familie widerspiegelt und Aulus die nicht nur nach seinen Vorstellungen erbaut hat. Dann nämlich erwarten und kahle Wände, und ein Haus was an eine Kaserne erinnert.“ Mein Sklave grinste. „Nun dein Bruder mag zwar eher praktisch veranlagt sein, aber so was trau ich nicht mal ihm zu.“ „Dein Wort in die Ohren der Götter.“ murmelte ich und setzte mich in Bewegung. Natürlich stand die Tür offen, es war ja auch mitten am Tag und Klienten und Bittsteller wurden eingelassen. Bettler wurde zu meinem Wohlwollen abgewiesen und an den Seiteneingang verwiesen. Wenigstens an diese Gepflogenheit hielt man sich.
Ich stellte mich an dem Mann an Porta kurz vor. Er nickte mir zu und wies mir den Weg ins Atrium.
Hier erblickte ich zu meiner Freude tatsächlich ein Atrium welches einer römischen Familie würde war. Erleichterung machte sich breit. Der Mann hatte noch zu mir gesagt, dass eine gewisse Luna, die Leibsklavin meines Bruders sofort kommen würde um mich zu empfangen, diese würde sich dann wohl auch meiner Sachen annehmen welche immer noch auf dem Transportkarren vor der Porta standen. Die Mond? Warum bei allen Götter nennt man seien Sklavin Mond? Wahrscheinlich war sie ein schmächtige blasses Mädchen. Warum sollte man auch sonst? „Die Mond. Na dann warten wir mal auf die Mond. Hauptsache sie erscheint nicht erst wenn es Nacht wird.“ sagte ich scherzend und grinsend zu meinem Turrus. Der grinste zurück und ich nutze die Zeit um mich hier umzuschauen. Mir gefiel eigentlich alles, nun ja fast alles, ein Detail störte. Bei den Götter hing da ein germanisches Schwert über der Porta? Was bei allen Göttern hatte das zu bedeuten? Mein Bruder würde sich mir wohl erklären müssen und wenn er keine gute Erklärung hatte würde dieses Ding dort oben verschwinden und zwar umgehend. Ein germanisches Schwert. Bei den Götter mein Bruder schien mehr an den Kopf bekommen zu haben, als ich angenommen hatte. Ja es wurde wohl wirklich Zeit,m dass ich hier in Rom war. -
Name: Nero Tiberius Caudex
Stand: Civis
Wohnort: RomaIch bitte um Aufnahme in die altehrwürdige Gens Tiberia