Beiträge von Iulia Stella

    Auch DAS noch!!


    Der Drache, wie ich sie für mich immer nannte, wenn ich gerade nach einem Rencontre wieder einmal mit mir und meinen Gedanken alleine war, stürmte das Triclinium. Nachdem ich heute Abend schon einmal die Fassung verloren hatte, konnte ich mir dies kein zweites Mal erlauben. Daher atmete ich ruhig und tief weiter, um ja nicht in entsprechende Unruhe zu verfallen.


    Servilia Gemina, guten Abend. Ich wurde von Iulius Caesoninus beauftragt, seinen Gast Lucius Annaeus Florus Minor weiter zu unterhalten, weil er für eine ganz wichtige Angelegenheit weg musste. Es wäre ja äusserst unanständig, einen Gast einfach nach Hause zu schicken, nur weil eine unerwartete Angelegenheit plötzlich auftaucht.


    Mehr konnte und wollte ich nicht dazu sagen. Dass ich die Anwesenheit meiner Ornatrix verlangt hatte kam mir jetzt wie ein Segen vor, denn nur die Götter wussten wie der Drache reagiert hätte, wenn ich mich alleine mit einem fremden Mann im Triclinium aufgehalten hätte. Ich ging davon aus, dass der Drache die Ornatrix in ihrem Stuhl in der Ecke schon gesehen hatte. Ihr entging ja sonst auch nie etwas.

    Guten Abend? Was sollte denn DAS? War der Mann etwa blöd? Aber nein, so hatte ich ihn bisher nicht kennen gelernt, obwohl wir uns ja eigentlich nicht wirklich kannten. Wir waren uns vorgestellt worden, ja, hatten bei der einen oder anderen Gelegenheit kurz miteinander zu tun gehabt, doch kennen war für mich etwas anderes.


    Guten Abend, Lucius Annaeus Florus Minor. erwiderte ich daher förmlich, den ganzen Namen nennend um anständig zu bleiben.


    Dann schaute ich mich im Raum um. Essen war schon aufgetragen, es schien, als wären die Herren wirklich mitten in einer kleinen privaten Cena gewesen, als Caesoninus so hastig aufbrechen musste.
    Doch ausser uns zwei war niemand da, keine Sklaven standen halb verdeckt von Säulen herum und warteten auf Befehle. Das war schon etwas komisch. Auch die Tür zum Triclinium war hinter den Herren geschlossen worden, als sie den Raum verliessen. Das gefiel mir gar nicht.


    Bitte entschuldigt mich einen kleinen Moment. sagte ich schnell und dreht mich dann wieder zur Tür um.
    Ich öffnete die Tür und da stand tatsächlich einer der Sklaven und sah mich erwartungsvoll an. Ich befahl ihm meine Ornatrix zu holen und sich damit zu beeilen.


    Dann drehte ich mich wieder zum Annaeus um.


    Entschuldigt bitte, nur eine Kleinigkeit. Ich hoffe doch, dass euer Abend auf Grund der dringenden Angelegenheiten von Iulius Caesoninus nicht verdorben wurde. Ich werde mich natürlich bemühen, euch eine gute Gastgeberin zu sein. ... obschon der erste Eindruck fürchterlich gewesen sein musste, fügte ich in meinem Kopf hinzu, ohne es auszusprechen.


    Bereits während ich noch sprach öffnete sich die Tür hinter mir leise und meine Ornatrix kam herein. Mit einer Kopfbewegung deutete ich ihr an, sie solle sich im Hintergrund hinsetzen. Ich hoffte, sie würde sofort verstehen, was gefragt war.

    Die Männer verliessen den Raum und die Tür wurde hinter ihnen geschlossen. Stille kehrte ein und ich wurde mir urplötzlich bewusst, dass ich nun mit unserem Gast völlig alleine war.


    Die Worte meiner Grosstante kamen mir wieder in den Sinn:
    Kind, man IST nicht einfach Römerin, man muss sich auch so verhalten! Denke immer daran, Würde ist das Wichtigste! Was auch immer du tust, was auch immer passiert, bleibe würdevoll.


    Jaja, die Gute hatte es ja auch einfach gehabt. Ein Mann der ihr alles hinterliess, ein Status, der von niemandem angezweifelt wurde und dazu eine wirtschaftliche Stellung, die keine Zweifel an ihrer Wichtigkeit zuliess.


    Doch sie hatte auch ganz wichtige Dinge gesagt, welche mir jetzt wieder halfen:
    1. Durchatmen
    2. Nachdenken
    3. Situation akzeptieren
    4. Mit- oder Gegenspieler respektieren
    5. Weitermachen


    Das war nun wirklich hilfreich! Also atmete ich tief durch, dachte kurz darüber nach, ob die Iulischen Männer nun noch wichtig waren oder ob es eher der Gast war, akzeptierte die Situation wie sie war drehte mich dann zu Annaeus Florus Minor um.

    Sim-Off:

    Kennen oder wissen von? Kennen geht ja durch Briefe nicht so gut, daher weiss Stella auch nicht, dass der ihr unbekannte Mann Iulius Avianus ist. Wissen von geht sicher!


    BAM! Nun war klar, wer an diesem Abend der Verlierer war und natürlich war es wieder einmal ich. Behandelt wie eine Sklavin, abgeputzt wie eine räudige Hündin und vor einem Gast den ich danach auch noch unterhalten sollte der Lächerlichkeit preisgegeben. Wenn sich DAS herumsprach - und das würde es zweifellos bei dem ganzen Getratsche in der römischen Oberschicht - dann war war klar, dass ich mich niemals mehr irgendwo blicken lassen konnte.


    Tränen stiegen mir in die Augen, quollen unkontrolliert aus ihnen heraus und rollten ungebremst durch die frische Schminke. Nun war der Tag ja perfekt!

    HAAAALT!!!


    Ihr Götter, woher kam denn nun bloss diese Stimme! Doch das Ziel war erreicht. Caesoninus, der schon fast den Raum verlassen hatte und an mir vorbei gestürmt war, blieb stehen.

    Sim-Off:

    Sorry, ich weiss, nicht wirklich nettes RPG, dich zu etwas zu zwingen, aber das muss ich jetzt machen. ;) Du hast ja noch immer die Wahl nach deinem kurzen Stop einfach wieder weiter zu gehen. :D


    Ich höre bloss Avianus und wichtig. Doch wer ist dieser Avianus, wer ist dieser Mann hier und warum soll ausgerechnet ich, die jüngste im Haus, unseren senatorischen Gast unterhalten?


    Das tönte natürlich nun saublöd, zumal genau dieser Gast alles mithörte und sich sicherlich seine Sache dabei dachte, doch das war mir in diesem Moment egal.


    Iulius Caesoninus - Ich bin doch keine Sklavin, die man einfach mal so schnell herumkommandiert! Habe bitte den Anstand und erkläre dich!

    Caesoninus hatte nach mir schicken lassen, so zumindest hatte es mir der Sklave berichtet, der resolut an meiner Cubiculum-Tür geklopft hatte, nur um danach mit eingezogenem Kopf und offensichtlich schlechtem Gewissen wegen der unanständig fordernden Art zu berichten, dass der Iulius Caesoninus im Triclinium gaaaaaaanz dringend meine Anwesenheit für notwendig halte.


    Ich bedankte mich artig für die Mitteilung und schlug dann die Tür wieder zu. SO! Jetzt soll sich der mal mit seinem schlechten Gewissen selber herumplagen! Auf diese Weise die Anwesenheit einer Iulia zu fordern, was fällt denn diesem Sklaven ein, selbst wenn Caesoninus es für dermassen wichtig gehalten hätte.


    Ich liess mir daraufhin bewusst etwas Zeit um mich zurecht zu machen. Natürlich konnte ich keine neue Frisur flechten oder das gesamte Gesicht neu malen oder so, aber hier und da etwas nachbessern, damit der HERR Caesoninus etwas warten musste, das lag natürlich drin.
    Ich wusste ja nur Triclinium und nahm daher an, dass es um Essen oder Gäste ging, also musste schon entsprechende Sorgfalt angewandt werden. Ich konnte nur schlecht einfach so wie ich war ins Triclinium hinunter rennen und dann einer Schar Gäste vorgestellt werden, während ich doch eigentlich schon fast in meiner Untertunika gekleidet gewesen war.


    Naja, auf jeden Fall war ich jetzt bereit und ging hinunter ins Triclinium.


    Dort angekommen wurde mir die Tür geöffnet. Es war also entweder etwas ganz Geheimes, oder aber tatsächlich Gäste.


    Der Herr Caesoninus hat mich rufen lassen? warf ich in die Runde, kaum hatte ich einen Schritt ins Zimmer gemacht, nur um sogleich zu merken, dass sowohl der Ton, als auch der Satz selbst auf Grund der anwesenden Gäste nicht angebracht waren.
    Ich spürte sofort, wie meine Wangen erglühten und wieder einmal wäre ich am liebsten direkt in einem Loch im Boden verschwunden.

    Nachdem Caesoninus die Familiensäfte verlassen hatte wurde diese weiter in Richtung des Zielgeländes der anstehenden Rennen getragen. Es war kein einfaches Vorwärtskommen und je näher man dem Renngelände kam, desto schwieriger wurde es, bis es schliesslich mit der Sänfte nicht mehr weiter ging.


    Daher stieg ich ebenfalls aus und ging den restlichen Weg zu Fuss, mit meinem Custos zusammen, der sich peinlich darauf achtete, dass mir auch ja niemand zu nahe kam, was in der Menschenmenge eine ganz schöne Menge an Arbeit bedeutete. Mit seiner grossen Hand und den kräftigen Armen gelang es ihm aber immer wieder, einen Weg für mich zu bahnen, so dass ich schlussendlich auch auf der Tribüne am Ziel eintraf.


    Leider war da das erste Rennen bereits in vollem Gang und es gab weder ganz unten, noch in der Mitte noch freie Plätze. So schnappten wir uns halt die ersten Plätze, welche wir erspähen konnten, irgendwo in der oberen Hälfte.


    Unten auf der Rennbahn waren die Wagen bereits über die Mitte der Strecke hinweggebraust und näherten sich mit halsbrecherischem Tempo der Ziellinie. Ich hatte keine Ahnung, wer zu welchem Rennstall gehörte oder für wen ich denn sein sollte, dies waren ja meine ersten Wagenrennen überhaupt. Gehört hatte ich schon von den Weissen, vor wenigen Tagen erst, bei einem Essen mit dem jungen Lucius Annaeus Florus, doch der war mir im Moment nicht vorne im Kopf sondern die Tiere, welche sich schäumend unserer Position näherten.
    Pferde waren extrem schöne Tiere, vor allem die hochgezüchteten Rennpferde oder die der berittenen Truppen. Da kam ein Mädchen, speziell wenn sie in Hispania mit Pferden aufgewachsen war, ganz schnell ins Schwärmen.

    Im ganzen Trubel der Feier hörte ich nicht genau, was Caesoninus mir zurief, aber ich konnte an seinem Gesichtsausdruck und der Gestik erkennen, dass er nicht verärgert war. Daher entschied ich mich, zu reagieren als wäre es das Normalste der Welt, dass ich hier oben sass. Naja, eigentlich war es ja auch so. Die Damen sassen ja beim Essen, während die Herren lagen, also war ein Stuhl, oder Hocker, oder Thron natürlich für eine Dame vorgesehen, zumindest soweit es mir als "Ausrede" dienen würde.


    Ich spielte also ein wenig Pantomime und signalisierte Caesoninus mit Gestik und Körperhaltung ungefähr das Folgende:


    +Was? Du willst diesen Stuhl? Aber der ist doch extra für mich hier. Du bist doch ein Mann, du sollst nicht sitzen+

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Außerdem nervte ihn das Geturtel und die Rufe von diesem Clown von Barbier, weshalb sich nun Caesoninus seinerseits etwas vorbeugte, Glaucon an einer Schulter ergriff (aber nicht fest) und ihn ganz sachte ein wenig von Iulia Stella zurückzog, während er ihm bestimmt, aber trotzdem freundlich mitteilte: "Ich denke Stella will jetzt in Ruhe gelassen werden. Erfüllen wir ihr diesen Wunsch, ja?"


    Das wäre in der Tat äusserst begrüssenswert. Immerhin möchte ich, dass meine Frisur noch vor dem grossen Fest in der Domus heute Abend fertig wird und ich nicht mit halbfertigem Haar erscheinen muss. erwiderte ich die Hilfe von Caesoninus.


    In der Zwischenzeit hatte ich mich auch wieder etwas gefasst und schaffte es, auch Glaucon gegenüber den Tonfall einer Dame Roms anzunehmen.


    Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt unter den Händen des Meisters. Mögen die Götter dir wohlgesonnen sein für dein Bewerbungsgespräch, Glaucon.

    Auf dem Sessel, den Caesoninus so schön als "Thron" bezeichnet hatte, war es ziemlich bequem und da ich mir sehr wohl bewusst war, was ich da tat, schielte ich immer wieder in Richtung der Herren Licinus und Caesoninus mit Gästen.


    Als ich dann sah, dass Licinus mir zuzwinkerte, hob ich lächelnd eine Hand und winkte wie eine junge Göttin zurück.

    Während ich noch mit Iulius sprach, kniete sich der andere Mann, der sich eben als Glaucon vorgestellt hatte und damit auch offensichtlich kein Römer war, vor mir nieder und legte sogar seine Hand sogar ungefragt auf meinen Oberschenkel. Dann beugte er sich gar noch vor uns flüsterte mir etwas ins Ohr.


    Einen Moment lang erwartete ich, dass Caesoninus bei solch unschicklichem Verhalten dazwischen gehen würde und die Würde und Ehre seiner Cousine verteidigen würde. Doch dann entschied ich mich, selbst das Heft in die Hand zu nehmen, denn der Mann dessen Schatten ich irgendwie in Erinnerung hatte, war auf keinen Fall dieser Glaucon.


    So flüsterte ich gefährlich leise und dennoch nicht unhöflich: Du kannst Meister Frisenius genau so sehr vertrauen, wie mir, wenn ich dir sage, dass du deine Hand schleunigst von meinem Bein entfernen solltest. Sonst könnte es sein, dass der Curator Rei Publicae sich mit einem Einhändigen zufrieden geben muss.


    Ein Bewerbungsgespräch konnte mich nicht sonderlich beeindrucken und führte bestimmt nicht dazu, dass ich mich wie eine Lupa im Geschäft eines fremden Mannes einfach einem anderen Fremden hingeben würde.


    Dann sagte ich lauter, so dass es auch Caesoninus, Meister Frisenius und der Gehilfe, welcher mir meine Frisur noch fertig richten sollte, hören konnten: Magister Frisenius ist der beste Friseur des Imperium. Er wird euren Wunsch sicherlich erfüllen können.

    Eine weitere Iulia? Wie schön! Es war zwar nicht so, dass es in der Domus jemals langweilig wurde, aber es war dennoch immer schön, wenn weitere Familienmitglieder in der Nähe waren, auf die man sich mit einem Problem berufen oder stützen konnte.


    Dennoch war es in dieser Situation nicht an mir, als Erste zu sprechen und daher erwiderte ich den freundlichen Blick der jungen Dame ohne Worte und wartete auf eine Reaktion der Männer.

    Es schien als hätte meine Reaktion die Aufmerksamkeit von Caesoninus auf mich gelenkt. Er bemerkte mich auch und grüsste entsprechend freundlich.


    Salve Cousin, ja, ich wollte mir die Haare für die Feier der Saturnalien in der Domus fein machen. Es ist doch immerhin ein spezielles Fest, das wir später feiern wollen.


    Da der andere Mann sich zwar als Glaucon vorstellte, aber keine weiteren Avancen in meine Richtung machte, vermied ich es, ihn weiter an mich zu erinnern. Vielleicht hatte ja die Verwandtschaft zu Caesoninus schon gereicht, um ihn abzuschrecken?


    Irgendwo in meiner Brust regte sich jedoch etwas, nicht für Glaucon, sondern eine Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, ein Wunsch nach einer Schulter zum Anlehnen. Und da war ein Bild eines Mannes, ganz verschwommen nur, doch er war mir irgendwie bekannt.

    Der Mann, der mit Caesoninus zusammen den Laden betreten hatte, war gross und hager, hatte blonde Haare und wirkte germanisch auf mich. Zumindest gab es kein Zeichen an ihm, das ihn als Römer oder als Edelmann erkennbar machen würde. Aus diesem Grund war er für mich nicht weiter interessant und ich bemerkte daher nicht, dass er meinen Blick suchte oder versuchte bei mir Eindruck zu hinterlassen. Ich hatte mich bereits dem Gehilfen zugewandt und gab ihm Anweisungen, wie ich die letzten Fransen und Zöpfchen zusammengesteckt haben möchte.


    Auch Caesoninus war in diesem Moment für mich nicht wichtig. Er würde mich schon erkennen, wenn er es für richtig hielt und sonst würde er halt mit seinem Bekannten ihre Angelegenheiten weiter verfolgen.


    Erst als der Fremde sich zu mir herüber beugte, bemerkte ich, dass er sich mir gewidmet hatte und erschrak.


    HE! Was soll das, ich werde hier frisiert! Wer seid ihr überhaupt?!


    Meine Reaktion war nicht wertend oder überheblich, sondern die eines kleinen Kindes, welches unsanft aus einem schönen Traum geweckt wurde.

    Kurz nachdem ich das Triclinium betreten hatte, erhob sich Caesoninus von seinem Platz im Zentrum des Treibens und ging zu Licinus und einigen anderen Gästen hin. Ich begab mich derweil an das Buffet und nahm mir einige Köstlichkeiten und einen Becher Wein. Es war an der Zeit, mir auch einmal etwas zu erlauben und da an den Saturnalien alle Leute gleich sein sollten und dies doch noch immer auch mein Heimathaus war, schaute ich mich nach einer geeigneten Sitzgelegenheit um.


    Das Triclinium war ziemlich voll und es gab auch bei genauem Hinsehen nur einen einzigen freien Platz. Es war der, den Caesoninus vor wenigen Momenten im Zentrum der Feiern freigegeben hatte.


    Einen kurzen Augenblick zögerte ich, doch dann packte mich der Schalk und mit fröhlichem IO SATURNALIA! und grüssenden Worten an unsere Gäste, Händeschütteln und viel Lachen, machte ich mich auf, den einzigen freien Stuhl im Raum zu erobern.


    Hüfteschwenkend, mit stolz geblähter Brust und voller gespieltem Selbstvertrauen setzte ich mich sodann auf den "Thron" und verzehrte genüsslich die soeben geholten Speisen.

    Ich hatte mich an diesem Tage wieder einmal entschieden zum Friseur zu gehen und mir eine richtig schöne Festtagsfrisur verpassen zu lassen. Wie üblich hatte der Meister selbst sich um mich gekümmert, respektive er wollte dies gerade tun, als Caesoninus mit einem anderen Mann in den Laden traten.


    Sofort entschuldigte sich Meister Frisenius bei mir und trat zu Caesoninus hin.

    Ich hatte mich in den letzten Tagen und Wochen ziemlich zurückgezogen und hatte versucht, weder Iulia noch ihrer Mutter auf die Nerven zu gehen, da diese hohes Fieber hatte und niemand wusste, ob sie es überleben würde oder nicht. Genau im richtigen Moment jedoch, kurz vor den Saturnalien, hatte sich ihr Zustand soweit gebessert, dass Caesoninus die Saturnalien ganz normal und ohne Abstriche auch in der Domus abhalten konnte. Und so kehrte das Leben zurück in die Domus und damit war es auch mir wieder möglich, etwas mehr Zeit ausserhalb meiner Kammer zu verbringen. Meine Scham und Scheu hatte ich in der Zwischenzeit abgelegt, nicht jedoch meine Zurückhaltung. Diese war Teil meines Charakters und konnte nicht einfach so vergessen werden.


    Ruhig machte ich mich also auch auf ins Triclinium und stimmte dort in das allgemeine "IO SATURNALIA!" ein. Caesoninus hatte mir eine sigillaria geschenkt und einen Kuss auf die Wange geklatscht, wie es die Tradition wollte und auch ich hatte Geschenke für die Sklaven und die Familie vorbereitet. In kleinen Taschen, welche ich selbst aus eigens hergestelltem Filz genäht hatte, hatte ich Nüsse und Münzen, sowie Blüten und kleines Gebäck gesammelt und verteilte diese an jeden der mir auf dem Weg ins Triclinium über den Weg lief.


    Dort herrschte bereits ein reges Treiben. Gäste kamen und gingen, Sklaven kommandierten ihre Herren umher, es wurde getrunken und gefr... entschuldigung, gegessen und man freute sich des Lebens, wie es Saturn erfreute.


    IO SATURNALIA rief ich, als ich die letzten Treppenstufen hinab hüpfte und mich in den Trubel stürzte.

    Iulia Stella war in ihrem Cubiculum, am Spinnen, da sie sich für den Winter eine Menge Arbeit geholt hatte. Wolltuniken wollten genäht sein und der Vorrat an Wolle musste erst in entsprechenden Faden gesponnen werden. Von Hand natürlich und durch die Damen des Hauses, wie es halt üblich war in den guten Familien, schliesslich brauchte man auch etwas zu tun und konnte nicht den ganzen Tag einfach nur herumsitzen.


    Plötzlich erhob sich aus dem Atrium ein Lärm und Stimmengewirr, so dass auch Stella sich neugierig aus ihrem Zimmer in ebendieses Atrium begab.


    Scheu wie üblich, aber nicht mehr ganz so zurückhaltend wie in ihren ersten Wochen hier in Rom, hielt sie sich im Hintergrund, unten an der Treppe, welche sie soeben hinunter gestiegen war.
    Da stand Licinus, mit dem Rücken zu ihr, und Caesoninus und Phoebe, aber auch noch weitere Leute, die sie nicht kannte. Wer sie wohl waren?


    Ohne es zu merken hatte Stella die Distanz zu den Fremden überbrückt und stand nun nur einen guten Schritt hinter Licinus.